FilR
MIMRAIOGIE,
GEOlOGIE UND PAlAEONTOlOGlE,
GEGRÜNDET VON
K. C. VON LEONHARD und H. G. BRONN,
UND FORTGESETZT TON
G. LEONHARD und H. B. GEINITZ,
Professoren in Heidelberg und Dresden.
JAHRGANG 1867.
MIT VII TAFELN UND 35 BOIZSCHNITTEN.
Druck und Verlag von Friedrich Schweizerbart
1867.
QCr Ö2 1902
Inhalt.
I. Oi*ig^itial~/^bhasidluiig^eii.
Seite
H. B. Gbinitz: Carboiiformation und Dyas in Nebraska 1
G. WüRTTENBBRGER : Über die Zechsteinforniation, deren Erstführung und
den unteren Buntsandstein bei Frankenberg in Kurbessen ... 10
L. WürtEnberger: die S<;hichtenfolge des Schwarzen und Braunen Jura
im Klettgau 39
W, Bbtsecke: über das Alter des i'alcaire de la Porte-de- France . . 60
A. Kenngott: über einige Erscheinungen, beobachtet am Nalrolith . . 77
G. Werner: über die äiedeutung der Krystallttächen Umrisse und ihre
Beziehungen zu den Symmetrie-Verhältnissen der Krystall-Systeme 129
Fr, Alb. Fallou: über den Löss , besonders über sein Vorkommen im
Königreich Sachsen 143
K. Th. Liebe: Näheres über das Jodblei aus Atakama 159
G. Jenzsch: über den Granat als wesentlichen Gemengtheil des Gneisses
und der Gneissite des Sächsischen Erzgebirges 165
F. Sandberger: nachträgliche Bemerkungen zu seiner Abhandlung über
Olivinfels 171
ScHAFHÄuTL : weitere Beiträge zur näheren Kenntniss der bayerischen
Alpen (hiezu Taf, I und II nebst 3 Holzschnitten) 257
H. B. Geinitz : Beiträge zur älteren Flora und Fauna (hiezu Taf. III) 273
H. Fleck 5 über die chemischen Vorgänge im Fossilien-Bildungs-Pro-
cesse 291
A. Kenngott: über die alkalische Rcaction einiger Minerale .... 302
R. Blum: bunter Sandstein in Formen von Kalkspath 320
C. Fuchs: die vulcanischen Erscheinungen im Jahre 1866 .... 325
C. Fuchs: die vulcanischen Erscheinungen im Jahre 1866 (Schluss) . 385
E. Stühr: das Pyropissit-Vorkommen in den Braunkohlen bei Weissen-
fels und Zeitz (Preuss. Provinz Sachsen) nebst Karte (Taf. IV)
und 2 Holzschnitten 403
A. Kenngott: über die alkalische Reaction einiger Minerale .... 429
Hbrm. Credner: Beschreibung einiger paragenetisch interessanter Gold-
Vorkommen in Georgia, N. -Amerika 442
A. Streng: über die Diorite und Granite des Kyffhäuser Gebirges (mit
3 Holzschnitten) 513
A. Stelzner: die Bildung und die späteren Veränderungen des Faxe-
kalkes 5 aus dem Dänischen des F. Johnstrup (hiezu Taf. V) . . 543
IV
Seite
E. E. Schmidt: über die kleineren organischen Formen des Zechstoin-
kalkes von Selters in der Wetterau (hiezn Tat'. VI) 576
A Streng : über die Diorite und Granite des KyfFhäuser Gebirges
(Schluss) ". 641
Gümbel: kurze Notiz über die Gliederung der sächsischen und baye-
rischen oberen Kreideschichten (mit 1 Holzschnitt) 664
Fr. Scharff: über missbildete Steinsalz-Krystalle (mit 17 Holzschnitten) 670
L. Agassiz: über den drsprung des Löss 676
E. Weiss: über eine neue Anthracosia in der Saarbrücker Steinkohlen-
formation (mit 3 Holzschnitten) 680
G. WüRTTENßERGEK : die diluvialen Eisensteine des Kreises Fritzlar im
R -gicrungsbezirke Cassel, verglichen mit den Basalteisensteinen des
Vogelsberges . 685
P. Waage: über die Krystallform des Gadolinit (mit 2 Holzschnitten) . 696
A. Kenngott: über die alkalische Reaktion einiger Jlinerale . . . . 769
Herm. V. Meyer: über I^iastodon 785
C. W. Gümbel: Skizze der Gliederung der oberen Schichten der Kreide-
formation (Pläner) in Böhmen 795
M. Websky: über die Krystallform des Kryoliths (hiezu Taf. VII) . . 810
C. W. C. Fuchs: Beiträge zur Mineral-Chemie 822
II. Briefweclisel.
A. Mittheiliingen an Professor G. Leonhard.
Fr. Sandberger: Anhydrit aus dem Mont-Cenis-Tunnel ; krystallisirter
Nephelin in Drusen von PfafTenreuth bei Passau; Nakrit pseudo-
morph nach Scheelit von Ehrenfriedersdorf: Talk nach Enstatit:
über Bohrungen bei Wyhlen am Rhein im Herbst 1866 .... 79
Ferd. Zirkel: Dünnschliffe ächter Basalte 81
H. Tr\utschold und J. Auerbach: Berichtigung über einen Aufsatz v.
EiCHWALD's die Neocomschichten Russlands betreffend .... 178
L. Würtenbehger: Ammonites bimammatus Olenst. auch im Kleltgauer
weissen Jura ... 179
E. Weiss: kündigt seine preisgekrönte Abhandlung „Beiträge zur Kennt-
niss der Feldspath-Bildung" etc. an • . . . . 179
D. F. Wiser: flächenreiche Flussspalh - Krystalle vom Galenstock in
Oberwallis: Eisenglanz mit Rutil und Xetiotim vom Piz Cavradi ;
Brookit mit schneeweissem Araiänth aus dem Griesern-Thal . . 337
V. V. Zepharovicu: über die vom Werner-Verein in Brünn herausge-
gebene geologische Karle von Mähren und österr. Schlesien . . 339
P. Platz: Wollastonit und Prehnit im Schwarzwald; geologische Auf-
nahmen in Baden 340
Fr. Sandberger: Analyse des grünen Pyromorphits von Badenweiler;
rhomboedrische Krystalle von StalFelit 449
W. Benecke: Bericht über seine bisherigen Untersuchungen des Muschel-
kalkes am unteren Neckar: Übereinstimmung mit Würzburg . . 450
Fr. Scharff: Kalkspath und Pseudomorphosen des Granats von Auer-
bach an der Bergstrasse 452
C. W. C. Fuchs: die neuesten vulcanischen Ereignisse auf Santorin . 455
A. Paülinyi : über Petlkoit 456
F. Henrich: Argumente für einen feuerflüssigen Erdkern 458
Th. Kjerulf: Bemerkungen über den Bericht seine geologische Karle
von Christiania betreffend 589
V
Seite
C. W. Paykull: Staiirolith von Nordmarkens Eisengrube in Wermland;
Prclinit von Upsala ; Vivianit-Bildung ; Epichlurit pseudomorph nach
Granat und Eisenoxyd nach Quarz von Langban 590
0. Bütschly: mikroskopische Untersuchungen von Augiten: eigenthiim-
liche Farben-Erscheinungen im polarisirten Licht 700
Stein: Phosphorit-Pscudomorphosen nach Kalkspath 701
Burkart: nähere Angaben über die Fundorte des Domeykits und der
iVIanganblende in Mexico 826
E. Stöhr: Argille scagliose im Apennin; über den erloschenen Vul-
can Ringiiit auf Ost- Java 830
D. F WisER : Zusammenvorkommen von Rutil, Anatas und Brookit im
Griesern-Thal 832
F. Sandberger: Staffelit und Osteolith ; Kascholong nach Quarz: Chrom-
Zoisit 833
F. Sandberger: über den Serpentin von Todtmoos; die Naturforscher-
Versammlung in Rheinfelden 835
Theodor Petersen: Nickelhaltiges iMagneteisen von Pregratten in Tyrol 836
C. ^V. Paykull: Analyse eines talkartigen ^Minerals von Langbans-Eisen-
grube . . . \ S38
R. Blum: nähere Angabe des Fundortes des von ihm beschriebenen
bunten Sandsteins in Formen von Kalkspath 839
B. Mittheilungen an Professor H. B. Geinitz.
0. Zincken: über in einem untermiocänen Braunkohlen-Lager bei Born-
städt unfern Eisleben aufgefundene Pflanzen-Reste 82
L. Zeuschner : Geologisches aus Polen 83
L. Agassiz : Lössbiidungen im Thale des Amazonenstroms 180
J. Barrande: die Fauna in den Schiefern von Hof zeigt den engen Zu-
sammenhang zwischen der primordialen und zweiten Fauna . .. 181
Ed. Süss: über jurassische Geschiebe aus der Gegend von Stettin und
Königsberg 342
E. DE Verneuil: die ausserordentliche Versammlung der geologischen
Gesellschaft in Paris 344
Barbot de Marny : dyadische Fossilien bei Soligalith (Gouv. Kostroma) 345
C. Zincken: unteroligocäne Petrefacten von Löderburg bei Stassfurt . 345
P. Groth : über Gesteine vom Kyffhäuser 459
H. V, Meyer: Mastodoit angustidens von Heggbach; neue Vorkomm-
nisse aus der Molasse von Biberach ; Säugethierreste aus der Bohn-
erzformation der Grafenmühle bei Pappenheim: Aiithracotherium
Alsaticum aus der Braunkohle von Schlüchtern: Mustleu Gam-
lit'zensi.'i aus der Braunkohle von Gamlitz bei Ehrenhausen . . 460
G opfert : Notizen über die ältesten fossilen Landpflanzen und andere
Pflanzen der paläozoischen Formation: nebst einer Nachschrift von
H. B. Geinitz 462
J. Bock: über Heyrichia Grewingkii 592
L. Agassiz: über das Ei^'sex Institute in Salem , . 593
L. Zeuschner: devonische Formation im Sandomirer-Chenciner Gebirge 593
J. W. Dawson: die Schichten von St. John unterteufen die untersten
Schichten der Steinkohlenformation und enthalten eine charakteri-
stische devonische Flora ... 701
J. Barrande: Arethnsina Konincki bezeichnet die erste Phase der
dritten Silurfauna Böhmens 702
Julius Haast: Ausgrabungen von Dinornis auf Neuseeland .... 840
VI
Seite
C, ZiNCKEN : flächenreicber Steinsalz-Kryslall und Eisenlues von Stnss-
furt ' 840
III. Heue liiteratur.
A. Bücher.
1866: J. Andre: Beete Jukes: A. Breith.vupt: G. Canestrini ; C. G.
Carus; H. V. Dechen: P. van Diest: Forbes Leslie: M. F. Gätsch-
MANN ; F. (Jarrigou und H. Filhol; F. Fötterle ; R. Ludwig: VV.
G. Hankel: Jemsch: R. K>'er ; C. G, Laube: J. IMarcou: S. Wil-
son: A. Oborny; R. Pallman: Th. Petersrn: F. Pictet und
Humbert; A. Sadebeck; E. Sauvage und E. Hamy; G. Scarabelli;
K. V. Seebach: G. Stäche; F. Stoliczka: E. Suess; G. Vogt: L.
Vortisch: A. Weisbach: V. v. Zeph^rovich: F Zirkel .... 85
C, J, Andrae; W. Benecke: A. Boskowitz: A. Breithaupt : A. Bre-
zina: E. Desor: Ch. d'Elvert; A. Erdmann; L R. v. Fellenberg;
C. W. C. Gümbel: W. v. Haidinger: F. Hilgkndorf; C, F. Nau-
mann: L. RüTiMEYER: ü. Schlönbach: G. Tschermak: W. Waagen:
E. WEIS5: T. C. Winkler . . 182
F, CoRNET und A. Briart; Ehrenberg: J. Fournet: H. B. Geinitz:
W, V. Haidinger: R. Jones und W. Kirkby: Th. Kjerulf und
Tellef Dahll : C Lossen: Alb. Müller: A. Reuss: S. Sexe: A
Schrauf: 0. Speyer: R. Stalsberg: G. Suckow 347
J. Brandt; H. Eck: IEhrenberg; R. Richter; F. Römer; F. Sand-
berger: Gr. Wyroubofp 467
L. Dressel: C. Fallm'x: A. v. Koenen: Fr. v. Kubinyi: J. Lemberg:
F. Meeke und H. Worthen ; K. v. Seebach: Seeley: A. Winchell
und 0. xMarcy; H. Wortiien 596
A. Delesse und Lapparent: M. Hoernes und L. v. Koechel: R. Pum-
pelly 704
E. Desor: E. v. Eichwald: A. Gaudry ; J. Hall: A. v. Volborth 842
186T: A. Lielegg; C. F. Zinceen '. 88
B. v. Cotta 183
W. Bölsche; Freiberger Festschrift: K. v. Fritsch, W. Reiss und
A. Stübel: 0 Heer: H. le Hon: B. Juckes: Ch. Lyell: Milne-
Edwards ; A. Pichler, A. Schenk 348
L. Agassiz, Beiträge zur geognostischen Kenntniss des Erzgebirge.s;
J. Bigsby; f. Brandt: J. Fikenscher; R. Göppert ; C. Grewingk:
0. Heer: G. Laube; H. Mltller: A. Reuss; Wartha 468
E» Boricky: H. Fischer: H. Grebenau: A. v. Groddeck ; Fr. v.
Hauer; Fr. v. Kobell: A. v. Koenen: A. Kuhlberg; Fr. Lang
und L. Rütimever: J. Lemberg: Ch. Mayer: Omboni; A. Rruss:
L. Rütimeyer: F. Senft 597
G, Bischof; E. Boll: A. BuR-\t: Th Haupt: G. L\ube: J. Lommel ;
Alb. Müller; Oldham: G. Rose: L. Rütimeyer; W. Trenkner:
White uud St. John; C. Zelger; F. Zirkel 704
J. Barrande; A. Beblo: W. Blanford; E Beyrich: E. Boricky; L.
V. Buch (Ewald, Roth und Eck>. B. v. Cotta: H Burmeister:
Ch. Darwin; E. Dumortier: H. Fleck: 0. Fraas ; Frischmann;
A. Fritsch: A. Gaudry: J. Gosselet: C. Grewingk: Gümbel ; K.
Haushofer: Johnstrup; F. Karrer; F. Kaufmann: R. F{ner: A.
Knop; Fr. v. Kobkll; N. v. Kokscharow: G. Laube: M. Löbe :
R. Ludwig: G. Lunge: J. Mayr: C. Mösch; A. Oborny: F. Old-
VII
Seite
ham; G. Omboni ; K. Peters; F. Pictet; W. Rächette; G. Rose;
Runge; ä. Schenk: Th. Scheerer: 0. Schneider; S. Scüdder; K.
V. Seebach; E. Stöhr ; R. Yion ; H. Vogrlsang; J. Weisbach; G.
Werner: C. White: P. Wiis'KLEr: Th. Wolf; V. v. Zepharovich;
F. Zirkel ....... 1 . 842
B. Zeitschriften.
a. Mineralogische, Paläontologische und Bergmännische.
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien 8"^. [Jb. 1866^ vi].
1866, XVI, Nr. 3. Juli-Sept. A. 277-423; B. 105-122 .... 88
XVI, Nr. 4. Oct.-Dec. A 425-534; B. 123-209 .... 349
/«^r, Nr. /, Jan.-März. 1-192 599
XVll, Nr. 2, April-Juni. 193-315 846
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien 8°.
1867, No. 7, S. 1- 24 351
„ ^, „ 25- 48 351
„ 5, „ 49- 68 469
„ 4, „ 69- 96 469
„ 5, „ 97-112 470
„ 6, „ 113-130 599
„ 7, „ 131-156 600
„ 8, „ 157-182 705
„ 9, „ 183-202 705
„JO, „ 203-232 846
„ 11, „ 233-250 847
Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft , Berlin 8*^, [Jb.
1866, VI.]
1865, XV II, 4- S. 599-714; Tf. XVII 89
1866, XVI II, 7 ; „ 1-176; „ I 90
ÄVIII, 2; „ 177-376; „ II-IV 600
XVIII, 3; „ 377-647; „ V-XII 706
XVIII, 4- „ 648-819; „ Xlil-XVl 707
1867, XIX, 1 ; „ 1-236: „ 1-V 847
XIX, 2, „ 237-435; „ VI-XI 848
Verhandlungen der russisch-kaiserlichen mineralogischen Gesellschaft
zu St. Petersburg. Petersburg 8^^. [Jb. 1866, vii.|
1866, zweHe Serie, I, S. 1-366, Tf. I-VI 184
Bulletin de la Societe ge'ologigue de France [2.]j Paris 8^. [Jb.
1866, VII.]
1865-1866. ÄXIII, f. 30-41; p. 465-656 91
XXIII, f. 42-51: p. 657-811 .......... 185
1867, XXIV, ^o1; ' p. 1-128 353
XXIV, No. 2: p. 129-256 603
XXIV, No. 3; p. 257-384 709
XXIV, No. 4; p. 385-576 851
The Quarterly Journal of the Geological Society. London 8^. [Jb.
1866, VII.]
1866, XXII, Nov.: Nr. 88; A. p. 391-639; B. 25-30 187
1S67. XXIII, Febr.; „ 89; A. p. 1- 76; B. 1- 4 471
XXIII, Mai: „ 90', A. p. 77-137; B. 5- 8 709
XXIU, Aug.; „ 91; A. p. 138-281; B. 9-16 853
Vlll
Seite
H. V. Meyer u. W. Dunker: Palaeontographiea, Beiträge zur Naturge-
schichte der Vorwelt. Kassel 4^. [Jb. 1S66, vii.]
1S67, ÄV, Lief. 4 . . . . ^ 352
ÄIV, „2 602
ÄV, „ 5 849
ÄVI, „3 849
H .Woodward: The Geological Magamne. London S'\ [Jb. 1866^ vii.]
1866, Nr. 28-29, Oct.-Nov., p. 433-528 93
Nr. 30, Dec, p 529-584 189
1867, Nr. 31, Jan.. p. 1- 48 357
^r.32-34, Fevr.-Apr., p. 49-192 472
Nr. 35, May, p. 193-240 605
^r.36 17, June-Juli. p. 241-336 710
^r.3S-39, Aug.-Sept., p. 337-432 855
Bruno Kerl und Fr. Wimmer : Berg- und Hüttenmännische Zeitung.
Leipzig 40. [Jb. 1866, vii.]
1866, Jahrg. ÄÄV, Nr. 36-46: S. 305-396 90
XÄV, Nr. 4T-S2; S. 397-460 184
1867, Jahrg. XÄVl, Nr. 1-9 : S. 1- 80 353
Nr. 10-25-. S. 81-216 707
Nr. 26-39 ; S. 217-336 849
b. Allgemeine Naturwissenschaftliche.
Sitzungs-Berichte der k. Bayerischen Akademie der Wissenschaften,
München 8^. [Jb. 1866, viii.]
1866, I, 3; S. 237-433 183
//, /; S. 1-71 349
2-4; S. 72-568 598
1867, I, 1-3, S. 1-404 845
J. C. PoGGENDORFF: Aunalcn der Physik und Chemie. Leipzig, 8^ [Jb.
1866, viii.J
1866, 6-7; CXXlll, S. 177-496 88
8; CXXIII, S. 497-644 351
9-11] CXXIX, S. 1-480 352
12; CXXIX, S. 481-668 470
1S67, i-2; CXXX, S. 1-336 598
3; CXXX, S. 337-496 707
4; CXXX, S 497-644 847
5; CXXXJ, S. 1-160 847
Erdmann u. Werther: Journal für praktische Chemie. Leipzig 8". [Jb.
1866, viii.l
1866, No. 13-14 ; 98. Bd., S. 257-384 80
No. 15-16; 98. „ S. 385-508 183
No. 77; 99. „ S. 1-64 184
No. 18; 99. „ S. 65-128 352
^0 19-24; 99. „ S 129-530 470
1867, No. 1-5; 100. „ S. 1-320 . 599
No. 6; 100. „ S 321-384 707
No. 7-8: 100. „ S. 385-508 848
Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Preussischen Rhein-
lande und Westphalens. Bonn 8". |Jb. 1866, viii.J
1866, XAIII, 1-2; Verhandl. 1-218 : Korr.-Bl. 1-74; Sitz.-Ber. 1-85 601
Seite
Württember^ische naturwissenschaftliche Jahresliefte. Stuttgart 8^ [Jb.
1866, VIII.]
1866, ÄÄII, 2u.3; S. 129-252 850
1867, XXUI, 1;S. 1-144. 354
Correspondenz-Blatt des zoologisch-mineralogischen Vereins zu Regens-
burg. Regensburg 8^\ [Jb, 1866^ viii.]
1866, XX, S. 1-216 470
Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. Basel S*'.
[Jb. 1866, VIII.]
1866, IV, 3; S 401-613 353
Dreiundvierzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Cultur. Breslau 8^.
1865, S. 1-218 91
Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur.
Breslau 8«.
1865, S. 1-90 91
1866, S. 1-267 81
Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dres-
den. Dresden 8 '. [Jb. 1866, ix ]
1866, N. 10-12-, S. 113-157 354
186r, N /- 5; S. 1- 47 602
Verhandlungen des nalurforschenden Vereins in Brünn. Brünn 8**.
Jahrg. 1865, IV, S. 1-330 355
1866, V, S 1-236 851
Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Halle. Halle S^.
1867, X. Heft, 1-2, S. 1-196 708
Erman's Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland. Berlin 8**.
[Jb. 1866, ix.]
1867, XXV. 2 : S. 175-348 185
XXV, 3; S. 349-506 706
Bulletin de la Jodete Imp. des Nattivalistes de BIoscou. Moscou 8^.
[Jb. 1866, IX.]
1866, No. 2, XXXIX, p. 299-613 91
No. S; XXXIX, p. 1-315 604
No. 4: XXXIX, p. 316-358 708
Comptes rendus hebdomadaires des se'ances de V Academie des sciences.
Paris 40. [Jb. 1866, ix].
1866, No. 6-8; 6. Aout -20. Aout; LXIIl, p. 229- 360 . . 92
No. 9-19; 27, Aout - 5. Nov.; LXIII, p. 361- 812 . . 355
No. 20-27; 12. Nov. -31. Dec: LXIIl, p. 813-1152 . . 471
1867, No. 1-7; 7. Janv. -11. Fevr.: LXIV. p. 1- 292 . . 603
No, 8-15 ; 25. Fevr. -15. Avr. ; ' LXIV, p. 293- 798 . . 709
No. 16-25; 22. Avr. -24. Juin; LXIV, p. 799-1309 . . 851
V Institut: 1. Sect. Sciences mathematiques, physiques et naturelles.
Paris 40. [Jb. 1866, ix.]
1866, 13. Juin -29. Aout; No. 1693-1704; XXXIV, p. 185-280 186
5. Sept. -24. Oct.; No. 17051712: XXXI V, p. 281-341 356
31. Oct. -26. Dec; ^o. 1713- 1721 ; XXXlV, p. 345-416 471
1867, 2. Janv. -IS. Mars; ^0.1722-1732; XXXV, 1-88 851
Memoires de la Societe des sciences naturelles de Strasbourg. Paris
et Strasbourg.
1867, tom. VI 93
X
Seite
Annales de Chimie et de Physique. Paris 8^. [Jb. 1866, ix.]
1S66, Juin -Aout., VIII, p. 129-512 1^6
Sept.-Oct., IX, p. 1-256 186
Nov. -Dec, IX, p. 257-528 356
1867, Janv.-Fevr., X, p. 1-256 604
Mars-Avril, X, p. 257-512 853
Mai, XI, ^. 1-128 853
Nouvelles Archives du Museum d'histoire naturelle, publiees par les
professeurs-administrateurs de cet e'tablissement. Paris 4*^. [Jb.
1866, ix.J
1866, II, fasc. 5; p. 177-288 186
//, fasc. 4;' p. 289-313 604
186r, III, fasc. 1; p. 1- 64 604
III, fasc. 2-, p. 65-128 853
Bibliotheque universelle de Geneve B. Archives des sciences phy-
siques et naturelles. Geneve 8^. [Jb. 1866, ix.]
1866, N. 104, Aout; p. 481-640 186
^.105-106, Sept.-Oct.; p. 1-320 186
N.lör-7ÖS, Nov.-Dec; p. 321-640 604
186T, ^.109-110, Janv.-Fevr.; p. 1-336 • ... 604
Bulletin de la Socie'te Vaudoise des sciences naturelles. Lausanne 8^ .
[Jb. 1866, X.)
1866, No 34, IX, p, 1-104 93
No. 56, IX, p. 225-312 . . , 604
No. 57, IX, p. 313-368 853
Report of the thirty-fifth Meeting of the British Association for the
Advancement of Science, held at Birmingham in Sept. 1865.
London 8",
1866, p. I LXVII n. 1-383 93
Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Lon-
don 4". [Jb. 1866, x.J
1866, CLVI, 1; p. 1-397 356
Natural History Transactions of Northumberland and Durham. New-
castle-upon-Tyne 8^.
1866, I, 2; 143-280 , 357
The London, Edinburgh a Dublin Philosophical Magazine and Jour-
nal of Science. London 8^. [Jb. 1866, xj.
1866, July -Sept.; No. 213-215-, p. 1-240 186
Oot. -Dec; No. 216-218; p. 241-480 356
1867, Suppl.; 'No. 219; p. 481-552 604
January; No. 220; p. 1- 80 604
Febr.-May; No. 221-224; p. 81-400 854
S. Haughton: The Dublin Quarterly Journal of Science. Dublin 8^.
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tural history , including Zoology , Botany and Geology. Lon-
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XI
Seite
1866, XVIII, Nr. 103-106; p. 145-344 95
ATF///, Nr. p. 345-504 188
1S6T, ÄIÄ, ^r. 109, p. 1- 72 .... 357
ÄIÄ, Nr. 110-112; p. 73-304 605
ÄIÄ, Nr. 113-114, p. 305-448 709
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Commissao geologica de Portugal. 4^.
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B. SiLLiMAN and J. D. Dana: the American Journal of Science and
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1866, Sept., No. 125; pg. 141-292 96
Nov., No. 126; „ 293-444 190
1867, Jan., No. 127: „ 1-140 358
May, No 129; „ 285-428 710
July, No. ISO; „ 1-144 854
IV. /luszüg^e.
A. Mineralogie, Krystallogr aphie, Mineral-Chemie.
Fr. Scharff: über die Bauweise des Feldspathes 97
V. V. Zepharovich: eine neue Calcit-Form von Pribram 98
A. Weisbach: über den Kupferwismuth^lanz 99
PisANi: über den schwarzen Spinell aus dem Dep. Haute-Loire ... 99
Eddy: Anatas bei Smiethfield, Rhode Island 100
Church : Woodwardit, ein neues Mineral 100
Fr V. Kobell: über einen Thomsonit (Faroelith) aus Island .... 100
Th. Petersen: über den Phosphorit von Diez in Nassau 101
Th. Petersen: Analyse des Hyalophan 102
Frikdel: Adamin, ein neues IMineral . . 102
L. Smith: die Smirgel-Grube von Chester in Massachusetts nebst Be-
merkungen über den Smirgel und die ihn begleitenden Mineralien 102
Jackson: Analyse einiger Mineralien aus den Sniirgel-Gruben von Chester 104
Igelström: die Mineralien von Horrsjöberg in Wermeland 105
G. Brush: Diaspor bei Newlin in Pennsylvania 106
G. Brush : Uwarowit bei New-Idria in Californien 106
Websky: Monacit bei Schreiberhau in Schlesien ........ 106
Strüver: Mineralien im Granit von Baveno und Montorfano .... 107
A. Kenngott: über das Vorkommen des Flussspath in der Schweiz . 107
A. Kfnngott: über den Turmalin der Schweiz 108
N. V. Kokscharow: über den Kupferil 191
V. V. Zepharovich: über den Wulfenit von Pribram 192
Shepard: Hagemannit, ein neues Mineral von Arksut-Fjord in Grönland 193
S. Haughton: Analyse eines grünen Orthoklas aus Grönland .... 193
N. V. KoKscHAROw: über den Lawrowit 193
N. V. Kokscharow: Platin mit polarem Älagnetismus 194
J. Cooke: über den Danalit, eine neue Mineralspecies aus dem Granit
von Rockport in Massachusetts 194
W. Blake: „California minerals^\ Toronto 1866 195
L. R. VON Fellenberg: Serpentin aus dem Malenker Thal in Graubündten 197
L. R. VON Fellenberg: Kalkspath von Merligen 198
Shepard: über Columbit von Northfield in Massachusetts 198
K. V. Hauer: Pseudomorphosen von Chlorit nach Granat 198
G TscHBfiMAK: über den Silberkies 199
Xll
Seite
V. V. Zepharovich: Turmalin und Margarodit von Dobrowa in Kärnthen 199
S. Haughton: Analyse einiger Zeolithe von Bombay 200
Ferd. Römer: über von Zinkspath umhüllte Reste einer Flederniaus . 201
A. Kenngott: über den Rutil der Schweiz 201
Th, Petersen: über die Grauerze des Binnenthaies ...... 203
W. C. Hankbl: über die thermoelektrischen Eigenschaften des Berg-
krystalles 205
Ad. Oborny : über einige Gyps-Vorkommnisse Mährens und speciell das
von Koberitz und Austerlitz . 206
F. Sandberger: über die Umwandlung von Kalkspath in Aragonit . . 359
K. V. Hauer: Untersuchungen über die Feldspathe in den ungarisch-
siebenbürgischen Erupliv-Gesteinen 360
N. V. Kokscharow: Chalkophyllit im Ural 361
Igelström: über Ekmanit, ein neues Mineral 361
Wartha : über den Pennin , 362
E Weiss: eingewachsene Feldspath-Zwillinge nach dem Bavenoer Ge-
setz 362
G. Städeler: über die chemische Zusammensetzung des Lievrit . . . 363
0. Prölss: Umwandelungs-Pseudomorphosen nach Orthoklas von Rechen-
berg im Erzgebirge 363
R. L. V. Fellenberg: über ein grünes Mineral aus dem Berner Ober-
land , 363
A. Kenngott: über den Anatas der Schweiz 364
L. Smith: über ein neues Meteoreisen, den Colorado-Meteoriten von Rüssel
Gulch, Colorado 365
H. Höfer: Analyse einiger Magnesia-Gesteine der Obersteiermark . . 366
Alb. Schrvuf: Gewichts-ßestimmung, ausgeführt an dem grossen Dia-
manten des kais. Österreich. Schatzes, genannt „Florentiner" . . 367
Gr. Wyrouboff: über die (arbenden StofPe im Flussspath 473
Gr. Wyrouboff: mikroskopische Untersuchungen über die färbenden
Stoffe im Flussspath 474
V, V. Zepharovich: Fluorit aus der Garns bei Hieflau in Steiermark . 475
F. Sandberger: Zirkon (Hyacinth ' im Fichtelgebirge 476
Alb. Arbnts: Partzit, ein neues Mineral 476
V. v. Zepharovich: über den Enargit von Parad 477
G. Tschermak: über die isomorphe Reihe Glaukodot, Danait, Arsenik-
kies 477
Igelström: über den Richterit 478
Naschold: Analyse eines Steinmarkes von Rochlitz 479
E. Calberla: Analyse eines Titaneisenerzes aus dem Nephelindolerit
des Löbauer Berges 479
Fr. v. Kobell: über das Verhalten des Disthen im Stauroscop und über
die dabei zu beobachtenden, nicht drehbaren Kreuze 606
Igelström: über den Hydrotephroit 607
Igelström: über den Pyroaurit 607
E. BoRicifY : über den Delvauxit von Nenacovic in Böhmen .... 608
Phipson : Vorkommen von Diamant in metallführendem Sande bei Free-
mantle im w. Australien 608
Weisbach: Vorkommen von gediegenem Antimon in Canada .... 609
K. Haushofer: Gymnit von Passau 609
K. H.\ushofer : ein neues, chloritähnliches Mineral von Bamberg . . . 609
K. V. Hauer : Untersuchungen über die Feldspathe in den ungarisch-sie-
benbürgischen Eruptiv-Gesteinen 610
Bbrüemann : über ein neues Mineral Pastreit ... 611
Igrlström : über den Lamprophan 612
XIII
Seite
II. Crednkr: über Kupfer- u. a. Erze in den Kupfergruben von Duck-
town in Tennessee 612
G. Tscherm.ak: über die kobaltführenden Arsenkiese Glaukodot und Da-
nait 712
V. V. Zepharovich: der Löllingit und seine Begleiter 715
C. Rammelsberg : Analyse der Karlsbader Feldspath-Zwillinge . . . 716
A. Reuss : Markasit pseudomorph nach Eisenglanz 716
Maskelyne: über die Krystallgestalt des Kupferoxydes 716
G Klemm: Vorkommen von Zinnober im N von Spanien 717
G. Werner: über die Varietäten des Kalkspath in Württembera . . 718
MoNTEFioRE Levi : Nlckclgrube von L:» Balnia bei Locarno im Val Sesia 718
Lipold: der Goldbergbau von Königsberg in Ungarn .... . . 719
Uph^m Shepard : neue Classification der Meteoriten mit einer Aufzählung
der meteoritischen Mineralien 719
Über den Gehalt von Kohlenstoff und bituminösen Stoffen in Meteor-
steinen . , . 724
V. v. Zepharovich: über Barrandit und Sphärit 857
N. V. KoKscHAROw : über den Lenchtenbergit 859
C. Rammelsberg: Analyse der (ilimmer von Utö und von Easton . . 859
M. v. Hantken: neues Meerschaum-Vorkommen in Bosnien .... 860
Fr. V. KoBBLL : „zur Berechnung der Krystallformcn". München, 1867 860
Ad. Knop: Molekular-Constitution und Wachsthum der Krystalle. Leipzig,
1867 861
B. Geologie.
Ferd. Zirkel: „Lehrbuch der Petrographie." 2 Bde. Bonn 1866 . . 109
A. DEL Castillo: über den Erzreichthum Kieder-Californicns .... 112
H. Laspeyres : die hohlen Kalkstein-Geschiebe im Rothliegenden n. von
Kreuznach 113
C. F. Zincken: die Braunkohle und ihre Verwendung : 1. Tbl. die Phy-
siographie der Braunkohle . 1'14
F. V. Hochstetter: geologische Ausflüge auf Java .115
E Süss: Untersuchungen über den Charakter der österreichischen Ter-
tiärablagerungen 117
E. Süss: über den Löss .119
Godwin-Austrn: über die känozoischen Formationen Belgiens . . . 120
K. V. Hauer: die Gesteine von den Mai-Inseln in der Bucht von San-
torin 206
C. Simon: Kupfer- und Bleierz-Ablagerungen im Buntsandsteine und Vo-
gesensandsteine der Umgegend von Saarlouis und St. Avold . . 207
H. xMüller: die Kupfererz-Lagerstätten von Gumeschewsk und Soimo-
nowsk im Ural 208
J, Andre: Studien über die Verwitterung des Granits ...... 209
W, Wicke: über die Phosphat-Knollen in dem Eisenerze von Gross-
Bülten und Adenstedt 210
M. Graff: über die Kupfergruben von L'Alp 211
B. Silliman: über den Gaylussit im Nevada-Gebiete 211
C. Naumann: Lehrbuch der Geognosie. III. Bd., 1. Lief. (2. Aufl.) . 212
Kleinschmidt: die Braunkohlen-Formation des Westerwaldes . . . . 213
Th. Scheerer : über das Vorkommen des Silbers zu Kongsberg . . . 215
E. Weiss: „Beiträge zur Kenntniss der Feldspath-Bildun? und Anwen-
dung auf die Entstehung von Ouarztrachyt und Ouarzporphyr."
Haarlem, 1866 ^ 216
Delesse und Laugel: ,,Revue de Geologie pour les annees 1862 et 1863" 221
V ^^^^ '
Seite '
Edm. Fuchs: „i}Je'moh'e sur le gisenient salin de Stassfurt-Anhalt'^^ . 221 i
H. V. Dkchen : Geologische Übersichtskarte der Rheinprovinz und der j
Provinz Westphalen 222 '
C. Naumann: Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bassins im Kö- I
nigreiche Sachsen 225 ,
G. Stäche: Geologisches Landschaftsbild von Siebenbürgen .... 226 ;
E. V. SoMMARUGA : Chemische Studien über die Gesteine der ungarisch-
siebenbürgischen Trachyt- und Basalt-Gebirge 230
B. V. Cotta: „über das Entwickelungsgesetz der Erde" 230 |
Peron: über die Geologie der Umgebungen von Anmale in Algerien 232
L. Lartet: Untersuchungen über die Veränderlichkeit des Salzgehaltes
des todten Meeres an verschiedenen Stellen der Oberfläche und in
verschiedenen Tiefen, sow^ie über den wahrscheinlichen Ursprung
der darin befindlichen Salze 233 j
F. V. HocHsTETTER : Beiträge zur (leologie und physilsalischen Geogra- I
phie der Nikobar-Inseln 234 |
Selwyn : über Gold führende Drift und Quarzriffe von Victoria . . . 235 i
L. Fischer: das mineralogisch-geologische Museum der Universität Frei- '
bürg 236
Beete-Jükes: Kohlenschiefer und alter rother Sandstein des s. Irland und
n. Devonshire 236
ScARABELLi, GoMMi, Flamini: „sulla probabilita che il sollevamento delle
Alpi Stasi effetuato sopra iina litiea ctirva 238
A Stelzner: über Gesteine von Capverden 367
Alb. Müller: weitere Beobachtungen über die krystallinischen Gesteine
des Maderaner-. Etzli- und Fellithales 368
Th, Petersen: Analyse des Dolomits aus dem Binnenthal 371
S. Haughton : Analyse eines Basalt von Neuseeland 371
W. V. Haidinger: der Meteorsteinfall am 9. Juni 1866 bei Knyahinya . 371
Delesse: Carte geologique du departement de la Seine 372
Geognostische Karte der Niederlande ... 373
Th Kjerulf: Geologisk Kart over Christiania Omegn 373
Th. Kji:rülf und Tellef Dahll: Geologische Karte des südlichen Nor-
wegen 374
Th. Kjürulf: Olivinfels in Norwegen 480
Th. Scheerer: über die chemische Constitution der Plutonite . . . 480
A. Fellner: chemische Untersuchung einiger böhmischer und ungari-
scher Diabase 484
S. Haughton: Analyse einer Lava von Neuseeland 484
G. Tschermak : Quarzporphyrit aus den) Val San Pelegrino 485
K. V. Fritsch, W. Reiss und A. Stübel: „Santorin. Die Kaimeni-lnseln."
Heidelberg, 1867 485
J. Fikenscher : Untersuchung der metamorphischen Gesteine der Lun-
zenauer Schieferhalbinsel 486
Die Fortschritte der berg- und hüttenmännischen Wissenschaften in den
letzten hundert Jahren, Freiberg, 1867 489
R. Harknkss: über die metamorphischen und fossilhaltigen Gesteine in
der Gegend von Galway 491
Dawson: Bemerkungen über Bohrlöcher von Würmern in der Lauren-
tiangruppe von Canada 491
F. Stoliczka: Übersicht der geologischen Beobachtungen während eines
Besuches verschiedener Provinzen im w. Tibet 492
W. Keene: über australische Kännelkohle und Clarkb: über das Vor-
kommen und die geologische Stellung der Öl führenden Ablage-
rungen in Neu-Süd-Wales 492
XV
Seite
Binney: über die obere Sleinkohlenformation in England und Schott-
land .493
Browell lind Kirkby: über die chemische Zusammensetzung verschie-
dener Schichten des Zechsteins und des damit verbundenen rothen
Sandsteins 494
A. Fellner: Untersuchung des Miascits von Ditropatak bei Ditro in
Ostsiebenbürgen 613
G. TsCHERMAK : Quarzführcnde Plagioklas-CJesteine 615
Herm. Müller: Geognostische Verhähoisse und Geschichte des Bergbaues
der Gegenil von Schmiedebf^rg. Niederpöl)el, Wanndorf und Sadis-
dorf in dem Altenberger Bergamtsrevier 616
B. Tlrley : der Ziukbergbau der Altenberger Gesellschaft bei Amme-
berg in Schweden 619
L. Agassiz : Glaciaf Phenomena in Maine 621
S. A. Sexe: Ti-aces d une e'poque (jluciaire dans les enuirons du fjord
de Hardanger 621
J F. Walker: über eine phosphatische Ablagerung im unteren Grün-
sande von Bedfordshire 622
J. W. Holland: Benierktingen über die Geologie von Sinai .... 622
C. H. Hitchcock: über Petroleum in Amerika 623
L. Lartet : über die bituminösen Schichten von .ludäa und Coelesyrien
und über das Auftreten des Asphaltes in der Mitte der Gewässer
des todten Meeres 626
J. Fournet: über die Lauerstatten des Schu efelmolybdän, insbesondere
bei Pelvoux 626
L. SmoNiN : la vie souterraine ou les mines et les mineurs . . . 626
Malowsky: geologische Skizze der Beskydcn ......... 628
L, Dressel : die Basaltbildung in ihren einzelnen Umständen erläutert.
Haarlem, 1866 726
J. Lemberg: die Gebirgsarten der Insel Hochland chenilsch-geognostisch
untersucht 729
A. Kublherg: die Insel Pargas (Ahlön), chemisch-geognostisch unter-
sucht 731
K. Haushofer: glaukonitischer Kalkstein von Würzburg 735
J. Lommel: geologis(;h-paläontologische Sanmilung von 1000 Stücken,
herausgegeben von dem Heidelberger Mineralien-Comptoir. 5. Aufl. 735
Wartha: chemische Untersuchung einiger Gesteine, fossilen Holzes und
Kohlen aus der arktischen Zone 736
Academie der Wissenschalten in Californien 743
G. DE S .PORTA : über die Temperatur der geologischen Perioden, nach
den durch Beobachtung fossiler Pflanzen gewonnenen Erfahrungen 744
G. Laube: der Torf 744
B. Roha: der Kohlen- und Eisenwerks-Complex Anina-Steierdorf im
Banat 744
A. Reuss : die Gegend zwischen Kommotau , Saaz , Raudnitz und Te-
tschen in ihren geognostischen Verhältnissen geschildert . . . 744
Zweiter Jahresbericht über die Wirksamkeit der beiden Comite's für
die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen im J 1865
und 1866 745
F. Zirkel: Beiträge zur geologischen Kennlniss der Pyrenäen . . . 746
Hawkshaw : geologische Beschreibung des ersten Katarakts in Ober-
egypten 748
Fr. V. Haoer: geologische Übersichtskarle der österreichischen Monar-
chie 749
Ad. Pichler : zur Geognosie der Alpen 750
XVI
Seite
Dklesse et DE Lapparent: ^^Revue de Geologie pour les annees 1864
et 1865" . 751
A. Gentill: Gletscher-Ablagerungen bei Vergiate 752
T. Bkrtblli: Electrische Versuche an den Schwefelquellen von Fornovo
in Parma 752
G. Rose: über die Gabbro-Formation von Neurode in Schlesien . . . 862
Th. Wolf: die Ausw^ürflinge des Laacher See's 864
Ad. Obor:sy: die geognoslischen Verhältnisse der Umgebung von Na-
miest 866
L. J. Igelström: über bituminöse Schichten von Gneiss nnd Glimmer-
schiefer in Wermland 867
M. H. Close : Karte der allgemeinen Eisbedeckung von Irland . . . 867
G. DE Saporta: über die Temperatur der geologischen Perioden, nach
den Beobachtungen an fossilen Pflanzen 867
J. Wkisbach: die mit der mitteleuropäischen Gradmessung verbundenen
nivellitischen Höhenbestimmungen im Königreiche Sachsen. Dresden,
1867 867
M. Lörr: die Porphyre der Umgegend von Altenburg .... . 868
0. Schneider: Geognostische Beschreibung des Löbauer Berges . . . 868
Em. Stöhk : Ii vulcano Tenggher della Giava Orientale. Modena,
1867 • 869
E. Stöhr: schiarimenti intorno alla carta delle salse e delle localitä
oleifere di Monte Gibio. Modena, 1867 870
C. Paläontologie.
J. D. Dana: über Cephalisalion 120
J. D. Dana: über den Ursprung des Lebens ... 121
King und Rovvney: über das sog. So'50o«-Gestein 122
H. Burmrister: einige Bemerkungen über die im Museum zu Buenos
Aires befindlichen tityptodon- 123
C. Giebel: Taxodon Bnrmeisteri n. sp. von Buenos Aires . ... 124
C. Giebel: die im zoologischen Museum der Universität Halle aufge-
stellten Säugethicre 124
R Kner: die Fische der bituminösen Schiefer von Railjl in Käriithen 124
R. Kner : die fossilen Fische der Asphalt-Schiefer von Scefeld in Tirol 125
YouNG: über Platysomns 126
Pictet et Humbert: „Nouvelles recherches sur les poissons fossiles
du Moni Lihan'' 238
A. Sadrbeck : ein Beitrag zur Kenntniss des baltischen Jura .... 242
G. Laube: die Gasteropoden des braunen Jura von Baiin 242
G. Laube: die Fauna der Schichten von St. Cassian. III, 1 .... 242
Pereira da Costa: Motice sur les squelles hnniaifis de'couverts au Ca-
beco dWrruda 243
Jones und Holl: über paläozoische Entomostraceen: VI. silurische Spe-
cies 244
Geinitz und Liebe: über ein Äquivalent der takonischen Schiefer Nord-
Amerika's in Deutschland und dessen geologische Stellung . , . 244
E. Süss: Bedeutung der sog. bracUischen Stufe oder der Cerithien-
Schichten 245
Carruthrrs: über einige fossile Coniferen Früchte 247
Corxuel: Beschreibung von P/«?/.S'-Zapfen ans limnischen Schichten der
Neocom-Etage des Pariser Beckens 249
C. Andrae: vorvveltliche Pflanzen aus dem Steinkohlen-(iebirge der preus-
sischen Rheinlande und Westphalens 249
XVII
Seite
Ed. Lartf.t : zwei neue fossile Sirenen aus dem Terliärbecken der Ga-
ronnc 249
IIiLGENDORF : IHafiorbis multiformis im Steinheimer Siisswasserkalk . 250
Nicholson: einige Fossilien aus den Graptolithenschiefern von Dumfries-
shire 251
Whitney: Geologien/ survey of California. Palaeontology. II. . . 251
Berendt: marine Diluvial-Fauna in West-Preussen 252
Barbüt de Marny: über die jüngeren Ablagerungen des südlichen Russ-
land 252
Lechmere Güppy: über die tertiären IVIoliusken von Jaraaica .... 253
Fr. M'Coy: über die Australischen tertiären Arten von Trigonia . , 255
L. RüTiMEYER; Beiträge zu einer paläontologischen Geschichte der Wie-
derkäuer, zunächst an Linne's genus Bos 377
L. Rütimeyer: über Art und Ra<;e des zahmen europäischen Rindes . 380
G. Egerton : über eine neue Art Aeanthodes aus dem Kohlenschiefer
von Langton 382
H. Woodward: über mehrere fossile britische Crustaceen (mit 4 Holzschn.) 383
J. W. Kirkby: über die Fossilien des marl-slate und unteren Zech-
steins in Durham 383
BoYD Dawkins: über die fossilen britischen Ochsen 495
Brandt: Zoogeographische und paläontologische Beiträge 495
Beiträge zur Urgeschichte der Menschheit 497
E. Desor: „über die Dolmen, deren Verbreitung und Deutung" . . . 498
J. F. Brandt: Nochmaliger Nachweis der Vertilgung der nordischen oder
STELLER'schen Seekuh [Rhytina borealis) 498
E. W. Benecke: Geognostisch-paläontologische Beiträge 499
T. C. Winkler; Musee Teijler. Harlem, 1866 500
F V. Hochstetter: Neue Funde von iMoaresten und eines riesigen Wall-
fisch-Skelettes auf Neu Seeland 500
0. Heer: über die Fölarländer. Zürich, 1867 501
C. V. Ettingshausen: die fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin . 502
Ed. Suess: fossile Wirbellhiere bei Eibiswald in Steiermark .... 503
Fr. M'Coy: über einige neue Arten fossiler Voluten aus den Tertiär-
schichten von Melbourne 503
R. Owen: über den oberen Schneidezahn von Nototherium Mitchelli 503
Owen; über Kiefer und Kieferzähne von Cochliodonten 503
Th. H. Hlxley: über Aeaiithopholis horridiis, ein neues Reptil aus dem
Kreidemergel 504
J. YouNG : Notiz über neue Gattungen der carbonischen Glyptodipte-
rinen 504
W. C. WiLLiAMSoN : über eine Chiiwtherium-Fährle aus dein Keuper-
sandstein von Daresbury in Cheshire 504
Kner: über Xenacant litis Declieni 505
H. Woodward: über einige Puncte in der Structur der Xiphosuren und
ihre Verwandtschaft mit den Eurypteriden 505
R. Richter: Aus dem Thüringischen Schiefergebirge 506
A. E. Rbuss und G. C. Laube: die Versteinerungen des braunen Jura
von Baiin bei Krakau 507
0. Speyer: die oberoligocänen Tertiär-Gebilde und deren Fauna im
Fürstenthume Lippe-Detmold. Cassel, 1866 508
F. L. CoRNET et A. Briart: Notice sur l extension du calcaire grossier
de Möns dans la valle'e de la Haine 509
C. W. Gümbel: über neue Fundstellen yon Gosauschichten und Vilser-
Kalk bei Reichenhall 510
Ehrbnberg : Ein Beitrag und Versuche zur weiteren Kenntniss der
XVIII
Seite
Wachsthums-Bedingungen der organischen, kieselerdehaltigen Ge-
bilde 510
N. Barbot de Mabny: Bericht über eine Reise, ausgeführt 1865 in Ga-
lizien, Volhynien und Podolien 630
H. Eck: Conchylien im mittleren Muschelkalke bei Rüdersdorf . . . 632
F. RoEMER : Geognostische Beobachtungen im Polnischen Mittelgebirge 632
F. Roemkr: über das Vorkommen mariner Conchylien in dem oberschle-
sisch-polnischen Steinkohlen-Gebirge .... 633
C. Grewingk : über Hoplocrinus dipentas und Baerocrinus Ungeri . 633
J. Marco ü : die Kreideformation in den Umgebungen von Sioux-City, der
Mission von Omahas und Tekama, an den) Ufer des Missouri . . 634
A. E. Rkuss: fossile Korallen von der Insel Java 634
G. DB Saporta : über eine Sammlung fossiler Pflanzen aus der oberen
Kreide von Haldern in Westphalen 635
W. Bölsche: die Korallen des norddeutschen Jura- und Kreide-Gebirges 635
Giov. Canestrini: Oggetti trovati nelle terramare det Modenese . . 636
Origine del uomo 638
F. Foetteble: die Braunkohlen-Ablagerungen im Eger-Bassin in Böh-
men \ 752
J. Barrandb: yyiysteme silurien du centre de la Bohemp^^ . . . . 753
R. Richter: aus dem thüringischen Zechstein 757
Bigsby: ein kurzer Bericht über den Thesaurus siluricus .... 757
Meek und Worthew: Beiträge zur Paläontologie von Illinois und anderer
westlicher Staaten 760
Meek: Bemerkungen über die Verwandtschaften der B eller ophontidae 761
White und Si. John: vorläufige Notiz über neue Gattungen und Arten
von Fossilien . . 761
Huxley: über ein neues Exemplar des felerpeton Elginense . . 761
Reuss : über einige Crustaceen - Reste aus der alpinen Trias Öster-
reichs 762
Meek und Worthen : über einige neue Typen organischer Reste aus den
Kohlen-Gebilden von Illinois 763
Mayr : vorläufige Studien über die Radoboj-Formiciden 763
Stur: Beiträge zur Kenntniss der Flora, der Süsswasserquarze, der Con-
gerien- und Cerithien-Schichten im Wiener und ungarischen Becken 763
Reuss: die fossile Fauna der Steinsalz-Ablagerung von Wieliczka in
Galizien . 764
Reuss: über einige Bryozoen aus dem deutschen Unteroligocän . . 765
Rütimeyer: Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes in seinen
Beziehungen zu den Wiederkäuern im Allgemeinen. Eine anato-
misch-paläonlologische Monographie von Linne's Genus i'os , . 765
Lang und Rütimeyer: die fossilen Schildkröten von Solothurn .... 766
Paläontologische Mittheilungen aus Russland 766
C. Marinoni: der erste paläontologische Congress zu Neufchatel 1866 767
Ang. CoiNTi: neue fossile Pteropoden vom Monte Mario 768
0. Fraas: die neuesten Erfunde an der Schussenquelle bei Schussen-
ried im September 1866, und : Beiträge zur Culturgeschichte des
Menschen während der Eiszeit 871
H. A. Nicholson : über einige Fossilien der unteren Silurformation des
südlichen Schottlands 873
H. A. Nicholson: über eine neue Gattung der Graptolithen mit Bemer-
kungen über reproductive Organe 874
E. Ray Lankester: über Didymaspis, eine neue Gattung Cephalaspis-
artiger Fische 874
J. W. KiRKBY und J. Young: über Reste von Chiton und Chilonellus
XIX
Seite
aus carbonischen Schichten von Yorkshire und dem westlichen
Schottland 874
J. W. Dawson: über einige Überreste paläozoischer Insecten aus Neu-
Schottland und Neu-Braunschweig ... 374
J. W. KiRKBY : über Insectenreste aus der Steinkohlenfovmation von
Durham 875
S. H. Scudder: Untersuchung über die zoologische "Verwandtschaft der
ersten Spuren fossiler Neuropteren in Nord-America 875
T. C Winkler: Muse'e Tei/ler 6. livr. Haarlem, 1867 875
F. DU Bois DE MoNTPEREUx: CoHchiologie fossile et Apercu ge'ologique
des formations du Vlateau Wol/tini-PodoHen 876
W. Carruthbrs: über C'ycadoides Yatesi 876
Miscellen.
Brief von SxoLiczKa — die geologische Reichsanstalt in Wien . . . 127
Schenkungen und Stiftungen für wissenschaftliche Zwecke .... 255
Kohleninduslrie in dem Zwickau-Chemnitzer Steinkohlenbassin im Jahr
1865 639
Wiederbeginn des Kanimerberger Steinkohlenbergbaues 639
Geologische Gesellschaft zu Florenz 1867 768
Nekrologe.
A. Th. Ponson — Ch. Maclarrn — W. Hopkins 128
H. A. Whyat-Edgkll — A. Bryson — Casiano di Prado - Fr. Foot
— J. Smith — G. Feathbrstonaugh Eude-Deslongchamps . . 256
Alberto Cav. Parolini. — Adolph v. Mohlot. — Erzherzog Stephan.
— e. a. kossmässler 511
Joseph Micksch 640
J. L. H, MicHRLiN 768
Faraday, von Breda, Zinkeisen, William John Hamilton 876
Versammlungen.
Internationaler Congress für Anthropologie und vorhistorische Archäolo-
gie in Paris im Aug. 1867 384
der British Association zu Dundec am 4. Sept. 1867 640
der deutschen Naturforscher und Ärzte z,n Frankfurt a. M. vom 18. bis
24. September 1867 640
Mineralien - Handel
Mineralien-Sammlung zu verkaufen 256
J. Messikomer in Wetzikon (Zürich) bietet Gegenstände aus den Pfahl-
bauten an 384
Thomas Dickert empfiehlt: Relief-Modelle interessanter Gebirge mit geo-
gnostischer Illumination 512
Beri ch ti gungen.
S. 546 Z. '2 T. 0. lies „zoologischen" statt geologischen.
551 Z. 1 V. u. lies „abgeschlillen" statt ahgeschlosson.
702 Z. 9 V. u. „ „devonischen" „ senonischen.
Carbonformatioii und Dyas in Nebraska
von
Dr. H. B. Heinitz.
In einer monographischer]^ Arbeit, welche den oben stehen-
den Titel trägt und mit 5 Tafeln Abbildungen versehen ist, habe
ich das Resultat meiner Untersuchungen über die von Professor
Jules Marcou im Sommer 1863 in der Carbonformation und der
Dyas von Nebraska gesammelten Versteinerungen niedergelegt,
die mir in freundlichster Weise von ihm und von Professor L,
Agassiz, Director des berühmten Museums für vergleichende Zoo-
logie in Cambridge, Mass., zu diesem Behufe anvertrauet wo^den
waren. Diese Arbeit ist unter dem 10. Sept. 1866 bei der K.
Leopoldinisch-Carolinischen Academie eingereicht worden und soll
demnächst in dem 33. Bande ihrer Acten veröffentlicht werden.
Nachdem die geehrten Leser des Jahrbuchs schon einen hierauf
bezüglichen Brief des Professor Marcou (Jb. 1863, 51), sowie
eine Notiz über seine im Bull, de la Soc. geol. de France,
2. ser., t. XXI, p. 132 — 146, niedergelegte Abhandlung: i^une
reconnaissance geologique au Nebraska^'^ und die Entgegnung
derselben durch F, B. Meek (Silliman et Dana, American Jour-
nal, 2 ser.. Vol. 39, p. 157 — 172) kennen gelernt haben (Jb.
1865j 498), wollen wir nicht unterlassen, wenigstens die Schluss-
folgerungen, die sich aus unseren Untersuchungen ergeben haben,
hier zusammenzufassen.
1) Unter 33 von Plattes mouth in Nebraska unterschiede-
nen Arten sind , mit Hinzurechnung der als Gattung leitenden
Phillipsia, 30 Arten schon in der Carbonformation (Kohlen-
Jahrtuch 1867. j
I
2
kalk und Culm, sowie höheren Schichten der eigentlichen Stein- I
kohlenformation) Europas, Indiens oder Amerika's bekannt ge- ,
wesen, unter welchen Stenopora columnaris Schloth. sp. gleich- I
zeitig in den marinen Schichten der Dyas (oder der Zechstein- \
formation) auftritt.
Zwei andere Arten, Solemya biarmica de Vern. und Stro-
phalosia horrescens de Vern. sp., welche bei Plattesmouth vor-
kommen, haben in Europa bisher für die Schichten der Dyas
(oder permischen Formation) als charakteristisch gegolten; in- I
dessen ist zwischen Solemya biarmica de Vern. aus diesen Ge- j
bilden und Solemya primaeva WCox aus dem Kohlenkalke von |
Irland nur schwer eine Verschiedenheit herauszufinden. Ebenso ^
scheint es bei der nahen Verwandtschaft zwischen Strophalosia <
horrescens und einigen Productus-Kv\idn ^ dass auch diese Art,
wie in Amerika, so auch in Europa schon in der Steinkohlenzeit
existirt habe. Eine unter jenen 33 Arten befindliche Koralle,
die als Cyathaxonia sp. aufgeführt worden ist, kann wegen un-
genügender Bestimmung nicht entscheidend seyn, hat jedoch unter
den Arten der Carbonformation ihre nächsten Verwandten. i
Nach allem Diesem scheint es vollkommen gerechtfertiget zu |
sein , die aus den Schichten von Plattesmouth in Nebraska be-
schriebene Fauna als carbonisch zu bezeichnen. Ihr geologi-
scher Horizont darf dem Fusulinenkalke Russlands und Spaniens
oder der oberen Abiheilung des Kohlenkalkes gleichgestellt werden. '
Nach Marcou's Erörterungen der dortigen Lagerungsverhalt- j
nisse würden aber die nördlich von der Mündung des Platte-
River bei Bellevue u. a. 0. in Nebraska auftretenden Schichten .
des Kohlenkalkes einen tieferen Horizont im Gebiete des Kohlen- !
kalkes einnehmen.
Da die 60 Fuss mächtige Kalksteinpartie bei Rock Bluff,
8 Meilen südlich von Plattesmouth , sich im Hangenden der Fu-
sulinenkalke von Plattesmouth entwickelt hat, so wird man sie
wohl unbedenklich als den marinen Vertreter der oberen oder
productiven Steinkohlenformation betrachten können. Das
einzige uns von dort bekannt gewordene Fossil , Murchisonia
Marcoviana n. sp. ge\vährt als neue Art keinen Anhaltepunct,
da sie ebensowohl der carbonischen 3L angulaia Phill. sp. als
der dyadischen M. subangulata de Vern. verwandt ist.
3
2) Von jenen 33 bei Plattesmouth unterschiedenen Arten
steigen 13 Arten in die höher liegenden Schichten hinauf, indem
11 derselben auch in der Etage B von Nebraska-City, Vyoming
oder Morton und 13 noch in der Etage C bei Nebraska- City
nachgewiesen wurden. Einige derselben , wie namentlich ein
Fragment des Productus semireticulatus . mögen allerdings sich
hier auf secundärer Lagerstatte befinden und aus tieferen Schich-
ten in die letztere eingeschwemmt worden seyn. —
Unter 67 bei Nebraska- City gefundenen Arten fallen 3
in die Etage A, 6 in die Etage B, 63 in die Etage C und 1 in
die oberste Etage D.
Von diesen 63 Arten der Etage C gehören 41 ihr ausschliess-
lich an, wahrend 15 Arten auch in der bei Nebraska-City, Mor-
ton, 4 Meilen W. von Nebraska-City, Bennett's Mill, 3 Meilen
NW. von Nebraska-City, und Vyoming, 7 Meilen N. von Ne-
braska-City entwickelten Etage B auftreten, 2 Arten sich schon
in Etage A bei Nebraska-City und 13 Arten auch in den alteren,
der unteren Carbonformation zugerechneten Schichten von Belie-
vue, Plattesmouth, Rock Bluff u. s. w. gefunden haben.
Diese Zahlen beurkunden eine neue, im Allgemeinen von
der der Carbonformation verschiedene Thierwelt, welche jener
der Dyas vollkommen entspricht.
Die Reihe der neu ausgeprägten Arten beginnt in Etage A
mit Schizodus Rossicus de Vern. , einer für die Dyas oder per-
mische Formation in Russland typischen Art, welche von Pro-
ductus Koninckianus de Vebn. begleitet wird , einer dem Pro-
ductus Cancrini de Vern. in derselben Gebirgsformation am aller-
nächsten verwandten Form. Die dritte Art, Chonetes mucronata
Meek et Hayden, ist aus den älteren Schichten in die jüngeren
unverändert übergegangen. —
Die in Etage B nachgewiesenen Versteinerungen sind theil-
weise neu, wie Macrocheüus HalUanus Gein., Astarte Mortonensis
Gein.: theilweise sind sie aus älteren Schichten herübergegangen,
wie Bellerophon carbonarius Cox, Allorisma subcuneata M. et
H., Athyris subtilita Hall, Spirifer cameratus Morton, Orthis
(StreptorhynchusJ crenistria PmLL., Strophalosia horrescens de
Vern., Productus semireticulatus Mart., Pr. Koninckianus de Vern.,
Pr. punctatus Mart., Chonetes mucronata M. et H., Actinocrinus
1
4
sp., Stenopora columnaris Schl. sp. und Polypora marginata
M^Coy: Iheilweise sind es ausgezeichnete dyadische oder per-
nriische Formen, wie: Schizodus Rossicus deYer^.^ Area striata
Schl., Nucula Beyrichi v. Schaur. , Clidophorus Pallasi de Vern.
sp., Camarophoria globulina Phill. sp., Strophalosia horrescens
DE Vern. sp., Productus horridus Sow., Stenopora columnaris
Sohl, sp., Polypora biarmica v. Keys, und Acanthocladia Äme-
ricana Swallow.
Von besonderem Interesse ist hier der erste Nachweis des
Productus horridus in Amerika, dieser im deutschen und eng-
lischen Zechsteine ausserordentlich häufigen Art, die man auch
in Polen und auf Spitzbergen , noch nicht aber in Russland an-
getroffen hat.
Jene 63 Arten der Etage C bei Nebraska-City enthalten,
ausser 21 neuaufgestellten Arten, 22 Arten, welche für die Zech-
steinformation von Europa und theilweise von Kansas bezeich-
nend sind, während eine andere Art, Guilielmites permianus Gein.
eine Leitpflanze für das untere Rothliegende (oder die untere
Dyas) in Deutschland ist. Wir erblicken unter denselben: * Cy-
there Cyclas v. Keys., Serpula Planorbites MtiN. sp., * Ällorisma
elegans Kg., * Solemya biarmica de Vern., Schizodus truncatus
Kg., * Sch, Rossicus de Vern., Sch. obscurus Sow., * Nucula Ka-
zanensis de Vern., N. Beyrichi v. Schaur., * Clidophorus Pallasi
de Vern. sp., Äucella Hausmanni Goldf. sp., Amcula (Monotis)
speluncaria Schl. sp., Ävicula pinnaeformis Gein., Camarophoria
globulina Phill, sp., * Strophalosia horrescens de Vern. sp,,
* Productus Cancrini de Vern., * Stenopora columnaris Schl.
sp. , * Polypora biarmica v. Keys, und Synocladia virgulacea
Phill. sp.
Sämmtliche 10 mit einem * ausgezeichneten Arten sind, mit
Ausnahme von Stenopora columnaris, die jedoch dort sehr ge-
wöhnlich ist, zuerst in den permischen Schichten von Russland
entdeckt und mit nur wenigen Ausnahmen auch in dem Zech-
steine Deutschlands und Englands nachgewiesen worden.
Eine weit kleinere Anzahl von Versteinerungen dieser Etage
(12 Arten) stimmt mit bekannten Arten der Carbonformation aus
Europa, Indien, Neu-Holland oder Amerika überein, als: * Bei-,
lerophon interlineatus Portl., Rhynchonella angulata L., Athyris
5
suhtilita Hall, * Spirifer cameratus Mort., Sp. laminosus McCoy,
* Orthis crenistria Phill. sp., der wahrscheinlich eingeschwemmte
* Productus semireticulatus Marx, sp., * Pr. Flemingi Sow., Pr.
Orbignyanus de Kon., die schon mehrfach genannte Stenopora
columnaris Schl. sp., * Fenestella elegantissima Eichw. und Po-
lypora marginata M'Coy; zehn andere Arten, welche der Etage
C zukommen, wurd(^n aus der Steinkohlenformation Nordamerika's
beschrieben, wie: Bellerophon carhonarius Cox, B. Montfortianus
NoRW. et Pr., Pletirotomaria Graymllensis Norw. et Pratt., Cli-
dophorus occidentalis M. et H. , Myalina suhquadrata Shum.,
Pecien Missouriensis Shum., Lima retifera Shum,, Spirifer plano-
convexm Shum., * Strophalosia horrescens de Vern. (incl. Pro-
ductus Rogersii Norw. * et Pratten et Pr. Norwoodi Shum.) und
Chonetes mucronaia ]VIeek et Hayden.
Fasst man diese mit den vorher genannten zusammen, so
würden jene 63 Arten Versteinerungen der Etage C sich in der
Weise vertheilen, dass
21 Arten darunter neu sind,
22 Arten der Dyas oder permischen Formation, und zwar,
mit Ausnahme der von dem Ufer in das Zechsteinmeer einge-
schwemmten Frucht des Guilielmites permianus , sämmtlich der
marinen Abtheilung derselben , oder der Zechsteinformation an-
gehören, dass endlich
20 Arten schon in der Steinkohlenzeit, oder der Carbon-
formation , vorhanden gewesen sind , die in der Zeit der Dyas
noch fortgelebt haben.
3) Diese Zahlenverhältnisse erinnern an das allgemeine Ver-
halten zwischen der Pflanzenwelt der Steinkohlenformation und
des unteren Rothliegenden, oder der limnischen Abtheilung der
Dyas, welche bekanntlich auch eine Anzahl von Arten mit ein-
ander gemein haben, während eine grössere Anzahl von neuen
Formen sich diesen zugesellt (vgl Göppert. über die Flora der
Permischen Formation im Jahrb. 1865, S. 301—306).
Noch mehr aber tritt dadurch eine Ähnlichkeit mit dem Ver-
halten dieser beiden Formationen an einzelnen Localitäten in
Deutschland hervor, wo bei einer concordanten Lagerung der
Auch hier bezeichnet ein * die aus Russland bekannten Arten.
i
Schichten es oft sehr schwer wird, eine scharfe Grenze zwischen
der Steinkohlenformation und der Dyas zu ziehen.
Sie erinnern in gleicher Weise an das Verhalten der ober-
siiurischen zur unterdevonischen Fauna, oder der oberdevonischen
zu jener des Kohlenkalks an solchen Orten, wo diese Reihen
sich ungestört und unter ähnlichen Bedingungen nach einander
entwickelt haben.
Nicht überall sind die Grenzen zwischen einer und der dar-
auf folgenden Gebirgsformation so haarscharf zu ziehen, wie diess
der Fall da ist, wo limnische Bildungen in Wechsel mit marinen
Ablagerungen treten oder wo mächtige kalkige und thonige
Niederschläge durch charakteristische Sandstein - Ablagerungen,
wie etwa den Old Red Sandstone, schon petrographisch von ein-
ander sehr deutlich geschieden werden.
Aus den von Marcou und Meek beobachteten Lagerungs-
Verhältnissen lässt sich im Allgemeinen mehr auf eine Concor-
dante als eine discordante Lagerung der Schichten der Carbon-
formation und der Dyas in Nebraska schliessen: es ist schon
desshalb dort schwieriger, als in vielen anderen Gegenden, eine
scharfe Grenze zwischen beiden zu ziehen.
Wenn wir jedoch festhalten wollen, dass die bei Platte s-
mouth entwickelte Reihe dem oberen Kohlenkalk oder dem Fu-
sulinenkalke entspricht, dass jene Kalksteinpartie bei Rock
Bluff als der marine Vertreter der oberen productiven Stein-
kohlenformation angesehen werden darf, während die ganze bei
Nebraska- City aufgeschlossene Schichtenreihe zur Dyas gehört,
so würde die untere Grenze der letzteren noch im Liegenden
der Schichten von Nebraska-City gefunden werden müssen.
Die bei Nebraska-City vorkommenden Versteinerungen ge-
hören einer Zone an, welche den untersten bis mittleren Schich-
ten der deutschen Zechsteinformation (oberen Dyas) entspricht.
Die letztere aber ist sowohl in Deutschland wie in Russland von
der productiven Steinkohlenformation noch durch die untere
Abtheiluiig der Dyas (oder das untere Rolhliegende) getrennt,
und es ist daher wohl zu erwarten, dass auch in Nebraska ein,
wenn auch marines, Äquivalent dieser Abtheilung vorhanden seyn
werde.
Nach diesen Andeutungen halten wir es für sehr wahrschein-
1
lieh, dass mindestens ein Theil der Schichten, welche Meek und
Hayden mit anderen amerikanischen Collegen als obere Stein-
kohlenformation CWP^^ Coal measures) zu bezeichnen pflegen,
vielmehr dem unteren Rothliegenden parallel stehe, in welchem
Falle die Zahl der Arten, welche die Schichten von Nebraska-
City mit der wirklichen Steinkohlenformation gemeinschaftlich ha-
ben, sich um etwas verringern würde.
Professor Marcoü hat diese Verhältnisse sehr richtig gefühlt,
wie aus seinen Mitlheilungen deutlich hervorgeht, wenn er auch
die Grenze der Dyas nach nnten hin jedenfalls zu weit, selbst
bis in die Schichten von Plattesmouth ausgedehnt hat.
4) Die Dyas von Nebraska zeigt, so weit uns dieselbe bis
jetzt bekannt geworden ist, einen wenn nicht einseitigen, so
doch vorherrschend marinen Charakter. Zur Ausbildung
ihrer limnischen oder terrestrischen Abtheilung, insbesondere
eines eigentlichen Rothliegenden, hat es, wie an anderen Orten
von uns gezeigt worden ist, meist der Mitwirkung der Porphyre
bedurft, eine nicht unwesentliche Bedingung, die in Nebraska,
wie es scheint, nicht gegeben gewesen ist. Für das Vorhanden-
sein von benachbartem Inselland während der Ablagerung der
marinem Schichten bei Nebraska-City könnte allerdings das Vor-
kommen des Guilielmites permianus in diesen Schichten mit-
sprechen.
Diesem einseitigen oder doch vorherrschend marinen Cha-
rakter der ganzen in Nebraska auf einander folgenden Reihe Ge-
birgschichten von dem Beginn der Carbonformation an bis in die
Zeit der oberen Dyas entspricht die Natur und das relative Ver-
hältniss in der Vertheilung der organischen Überreste.
Wir haben mit Rücksicht auf die geognostischen Verhält-
nisse in Sachsen früher * einmal ausgesprochen, dass sich das
carbonische Meer, d. h. ein Meer, aus welchem sich die ma-
rinen Schichten der Carbonformation abgeschieden haben, im
Laufe der Zeit in ein Zechstein meer umgewandelt
habe, was uns, wahrscheinlich in Folge eines Missverständnisses
der Worte »carbonisches Meer« von einer Seite sehr übel
Gefnitz. geognost. Darstellung der Steinkohlenformation in Sachsen.
Leipzig 1856, p. 32.
8
genommen worden ist. In Nebraska tritt aber eine solche all-
mähliche Umwandlung des früheren carbonischen Meeres in ein
Zechsteinmeer mit aller Klarheit vor Augen. Man sieht hier die
Bürger des alten Meeres allmählich verschwinden und an ihre
Stelle treten neue ausgezeichnete dyadische Arten.
Manche der älteren Arten scheinen in der That nur geringe
Veränderungen erlitten zu haben, um ihre Umprägung zu Arten
der Zechsteinformation bewirken zu lassen. In dieser Beziehung
verweisen wir auf einige Producti^ von denen es nicht unmög-
lich ist, dass sie allmählich in den entsprechenden Zustand einer
Strophalosia übergegangen sind , wie : Productus scabriculus
Mart. sp. in Strophalosia horrescens de Vern., oder in Europa:
Productus Cancrini de Vern. in Strophalosia Morrissiana King
und Productus Leplayi de Vern. in Strophalosia Leplayi Gein.
Ebenso kann Orthis (Streptorhynchus) crenistria Phill. sp.
als der unmittelbare Vorläufer der Orthis pelargonata Schl. be-
trachtet werden. Es bedurfte zu dieser Umwandlung vielleicht
nur der Verkürzung des Schlossrandes und einer stärkeren Ver-
längerung des Wirbels.
Die nahen Beziehungen vieler hier als neu unterschiedenen
Arten zu schon bekannten sind in der Hauptschrift hervorgehoben
worden und es ergibt sich daraus , wie diese fossile Fauna von
Nebraska etwa ihrem dritten Theile nach ganz oder doch am
nächsten mit der aus entsprechenden Schichten Russlands bekann-
ten Fauna übereinstimmt, was wiederum auf eine gleichzeitige
Bedeckung dieser von einander so entfernten Landstriche durch
jene alten Meere von neuem hinweist.
Selbstverständlich haben fast sämmtliche in dieser Monogra-
phie abgebildete Exemplare bei der Hauptsammlung verbleiben
müssen und sind in das von Agassiz begründete und dirigirte
Museum für vergleichende Zoologie in Cambridge, Massachusetts,
zurückgesandt worden, während mir wohlwollend gestattet worden
ist 5 Duplicate davon für das Königl. mineralogische Museum in
Dresden zurückbehalten zu dürfen.
Es wird diess vielen unserer geehrten Fachgenossen zu ver-
nehmen erwünscht seyn, da Versteinerungen aus der Dyas Nord-
Amerika's bis jetzt in den Museen Europa's noch zu den grössten
Seltenheiten gehören, wir aber ausserdem auch der besonderen
Güte des Professor J. Dana in Newhaven eine Reihe derselben
aus Kansas verdanken, auf welche in diesen Blättern gleichfalls
mit Rücksicht genommen worden ist.
Diess schien um so Wünschenswerther zu seyn , als hier-
durch die Identität der europäischen Avicula speluncaria Schl.
mit Monotis Hawni der Amerikaner, sowie einiger anderen eu-
ropäischen Zechsteinarten festgestellt werden konnte und als ge-
wiss sehr Viele mit uns nur bedauern konnten, dass noch so
wenige der aus den permischen Schichten Amerika's beschrie-
benen Fossilien durch Abbildungen erläutert worden sind.
Iber die Zechsteiuformatioii , deren Erzfülirung und den
unteren ßuntsandstein bei Franlienberg in Kurhessen
von
Herrn Grm Würtenberg^er,
Berginspector zu Schwalbenthal am Meisner.
Vom nordöstlichsten Ende des rheinisch- westphälischen
Schiefergebir^es zieht sich ein aus Grauwacken und Thonschie-
fern der unteren Steinkohlenformation gebildeter Arm durch den
südlichen Theil des Fürstenlhums Waldeck in die ausserdem aus
geologisch jüngeren Gesteinen bestehende Provinz Obeihessen.
Um diesen Ausläufer, welcher seiner Gestalt nach ursprünglich
eine in das damalige Urmeer hinausgetretene Landzunge gewesen
seyn muss, legt sich mantelförmig und, wenn auch stellenweise
unterbrochen oder durch den später abgesetzten bunten Sand-
stein verdeckt, in einem doch leicht zu verfolgenden Zusammen-
hange die Zechsteinformation, welche sicii hier ebenso, wie am
Rande des Harzes, Thüringer Waldes, Spessarts etc. als wahre
Küstenbildung zu erkennen gibt. Demjenigen Theile dieser Ge-
gend, welcher innerhalb einer durch besagten Arm gebildeten
und mit der Öffnung nach Süden gerichteten Bucht liegt^ gehört
das Zechstein-Vorkommen bei Frankenberg an, mit dessen Be-
schreibung die nachfolgenden Blätter sich beschäftigen sollen.
Das alte, rechts der Kdder gelegene Grubenfeld, auf wel-
chem bei genannter Stadt in früheren Zeiten Bergbau auf Kupfer-
erze im unteren Theile des Zechsteiiis betrieben wurde, besteht
mit Ausnahme eines von Geismar ohne grosse Unterbrechung
nach dem Rosenberge bei Dörnholzhausen sich hinziehenden
ii
Streifens von Gesteinen des Culnns und einiger imbedeuteren
Puncte bei Geismar, welche ebenfalls jener Bildung angehören,
aus buntem Sandsteine, unter welchem nur am Altenfeld3, sowie
bei Geismar und Ellershausen wenige und zwar kleine Partien
des Zechsteins zu Tage treten, während ausserden» dessen Schich-
ten nur durch den Bergbau bekannt geworden sind. —
Von der das rechte Edderufer bildenden niedrigen Grau-
wackenkette (dem Frankenberger Stadtberge, Burg genannt, dem
Kegelberge und deiü den Namen Winterstrauch führenden Hügel-
zuge) ninunt das fragliche Terrain gegen Osten hin ein sanftes
Ansteigen zu einem von mehreren Thälchen durchschnittenen
Plateau, auf dessen Höhe das Zechenhaus, 1150 rheinl. Fuss
hoch, gelegen ist. Da die Edder bei Frankenberg und zwar an
der Wiihelmsbrücke vor dem Gossberge , 850 Fuss über dem
Ostseespiegel fliesst , so beträgt die relative Höhe des Zechen-
hauses jedoch nur 300 Fuss, ein Umstand, welcher mit Rück-
sicht auf die tiefe Lage der Grubenbaue unter demselben bei
der grossen Entfernung von 5200 Fuss dieses Punctes vom Edder-
thale die VVasserlosung beim früheren Bergbau sehr erschwert
haben muss. Die grössten der Thäler, welche die erwähnte pla-
teauartige Erhebung durchziehen und z. Th. auch begrenzen,
sind der Hainbacher Wiesengrund , aus der Nähe von Geismar
nach Westen in's Edderthal verlaufend , sowie der Gernshäuser
Grund, nördlich von Dörnholzhausen beginnend und sich west-
wärts bis kurz vor Frankenberg, dann aber nach Aufnahme des
kleinen Oschreufelhales in nordwestlicher Richtung in's Edder-
thal ziehend. An dem ersteren lag das Hollerfelder, an letzte-
rem das Freudenthaler und Hesselsbacher Revier, zwischen den-
selben dagegen das alte und neue Gnadenthaler, sowie das Hunds-
länder (in älteren Zeiten »Huhnsländer«) und Zinngraber Revier.
Es erscheint diese Gegend daher auch von einer grossen Menge
Pingen oder alter Halden, den letzten Spuren des ehemals blühen-
den Bergbaues, bedeckt. Weiter nach Osten hin, zwischen Geis-
mar und Dainrode . abgelegen von dem übrigen Grubenterrain
und an das sogenannte Altefeld angrenzend, baute das Koppel-
bühler Revier (in den ältesten Acten Kupferbiehler Revier ge-
nannt).
Die Zechsteinformation auf der rechten Edderseite über-
12
lagert mit Ausnahme einiger wenigen Puncte, an welchen Roth-
liegendes , wie z. B. am Wege von der Frankenberger Teich-
mühle nach der Marburger Landstrasse, zwischen Geismar und
Louisendorf etc. in sehr unbedeutender Entwickelung vorkommt,
unmittelbar den Culm, wie diess namentlich durch den im Hain-
bacher Wiesengrunde angesetzten Gnadenthaler Wasserlosungs-
stolln erwiesen worden ist, welcher nach Auffahrung von 615
Lachter Länge durch Thonschiefer und Grauwackenschichten die
unterste Lage des Zechsteins oder das sogen. Liegende des
Kupferlettenflötzes angehauen hat Nach allen überlieferten Nach-
richten scheint in der ganzen Ausdehnung des alten Grubenfeldes
dieses Verhältniss ebenso zu seyn und nur nach dem südöst-
lichen Ende desselben hin, in der Nähe des früheren Gernshäuser
Teiches, in der Teufe Rothliegendes sich zwischenzulegen. Dieses
Gestein geht in der nächsten Umgegend zwar nirgends zu Tage
aus, denn das Conglomerat an der benachbarten Freien-Mark ge-
hört zum bunten Sandstein und nicht zum Todtliegenden, da hier
der Zechstein mit den darauf folgenden Gebirgslagen durch einen
Hauptwechsel hinabgestürzt worden ist, jedoch findet sich auf
einem, dem Special-Grubenrisse des Hesselsbacher Revieres vom
Jahre 1816 beigefügten Gebirgsdurchschnitte zwischen dem neuen
Förderschachte und dem Bergmannstrost, in der Nähe jener Ver-
werfung, Todtliegendes von Mächtigkeit in der Sohle des Zech-
steins angegeben.
Auf dem linken Edderufer, dessen höhere Berge ebenfalls
aus Schichten der unteren Steinkohlenformation bestehen, beginnt
das Auftreten der Zechsteinbildung bei Haine (zur besseren Un-
terscheidung von dem in demselben Kreise liegenden Haina, auch
»Hainchen« genannt), an einigen Stellen am Fusse des Homber-
ges, ferner zeigt sich dieselbe Frankenberg gegenüber in kleinen
Partien nahe der Köhlermühla, am Stätteberg, bei Schreufa und
Viermünden. Auf dieser Seite ist das Rothliegende besser ent-
wickelt als auf der anderen und tritt mehrfach in grösseren
Massen zu Tage. Dasselbe erscheint als ein durch kalkhaltigen
und sehr sandigen Eisenthon zusammengehaltenes Conglomerat
abgerundeter Gesteinstrümmer von Kieselschiefer, Thonschiefer,
Grauwackensandstein, Quarz, Granit und Kalkstein, von welchen
die Gerölle des letzteren Eindrücke durch die anderen Conglo-
13
meratgemengtheile erlitten haben. Solche Gerolle mit Eindrücken
sind z. B. zwischen der sog. neuen Brücke über die Edder
oberhalb Frankenberg und dem Würzeberg zu finden , dürfen
aber nicht mit den schon bekannten Kalkstein- und Dolomit-Ge-
röllen mit Eindrücken (conf. dieses Jahrbuch von 1859, p. 153 etc.)
verwechselt werden, welche in den Conglomeraten des unteren*
bunten Sandsteins bei Frankenberg vorkommen.
Betrachtet man die Frankenberger Zechsteinbildung geuauer,
so ist gar nicht zu verkennen , dass dieselbe auf dem rechten
Edderufer in auffallender Weise eng mit dem bunten Sandsteine,
auf dem linken dagegen mehr mit dem Rothliegenden, welches
auf der anderen Seite meist fehlt, verbunden ist. Die genaueste
Kenntniss der einzelnen Glieder der nur wenig zu Tage treten-
den Zechsteinformation verdankt man den früheren Bergbauar-
beiten auf dem Grubenfelde zwischen Frankenberg, Geismar und
Dörnholzhausen , wesshalb zunächst die daselbst erhaltenen Auf-
schlüsse hier wiedergegeben werden sollen.
1. Lagerungs-Verhältnisse.
a) Schichtenfolge
Unter allen Überlieferungen, welche auf die Reihenfolge der
durch Abteufung von wenigstens 200 Schächten rechts der Edder
bekannt gewordenen Schichten Bezug haben, zeichnen sich beson-
ders diejenigen von Riess und Ullmann durch ihre Zuverlässigkeit
aus, indem dieselben mit den früheren Grubenberichten am besten
übereinstimmen. Dieselben sollen als das Vollständigste des' bis
dahin über die Gliederung der Frankenberger Zechstein- und der
damit zusammenhängenden Buntsandstein-Bildung Veröffentlichten
in unten folgender Übersicht nebeneinander gestellt werden, wäh-
rend derselben die Einlheilung von Cancrin nur desshalb beige-
fügt worden ist, weil solche wegen Beibehaltung der in alten
Zeiten bei den Bergleuten gebräuchlich gewesenen Localbezeich-
nungen für die einzelnen Schichten-Abiheilungen Interesse ge-
währt.
Das von Schulze in Leonhard's mineralogischem Taschen-
buche, Jahrg. 1820, pag. 105 etc. gegebene Schichtenverzeich-
niss ist hier unberücksichtigt geblieben , nicht etwa weil dessen
Aufsatz aus einer Zeit stammt, in welcher der Bergbau schon
14
nicht mehr im Betriebe war, sondern weil die angeführte Reihen-
folge dem Frankenberger Kupferwerks-Budjet für das Jahr 18iO,
welches die geognostischen Verhältnisse des Grubenfeldes über-
diess nur sehr unvollständig behandeltj wörtlich entnommen wor-
den ist und daher den Werth eigener Beobachtungen um so we-
niger haben kann, als besagte Schichtenfolge nur eine locale,
beim Abteufen des Schachtes Neue-Hülfe im Gnadenthaler Re-
viere erhaltene, ist. * —
In der letzten Columne nachstehender Übersicht finden sich
die Ergebnisse der Untersuchungen, welche im Jahre 1856 und
später angestellt worden sind, als eine Gewerkschaft den Ver-
such machte, den alten Bergbau wieder aufzunehmen. Bei dieser
Gelegenheit wurden mehrere neue Schächte im Freudenthaler,
neuen Gnadenthaler und Hollerfelder Reviere abgeteuft und ein
Stölln im Hesselsbfecher Reviere angesetzt, wobei die erhaltenen
Gebirgsdurchschnitte mit den Schichten- Verzeichnissen in den
alten Grubenacten und die durchsunkenen Gesteine mit den Hand-
slücken in der UiLMANNSchen Originalsammlung zu Marburg ver-
glichen werden konnten. Dabei fand es sich zuerst, dass sämmt-
liche Sandstein- und Conglomerat-Schichten des unteren bunten
Sandsteins ein doloinilisches Bindemittel hatten und dass die
darin eingeschlossenen Letteniager, sowie die obersten Kalk-
steinbänke des Zechstein-Gebirges mehr oder weniger kalkbitter-
erdehaltig waren. Es ist ganz erklärlich , dass Ullmann solches
übersehen hat, da zu seiner Zeit die weite Verbreitung des Do-
lomits und dessen Vorkommen in den verschiedensten Formatio-
nen noch nicht so genau bekannt gewesen seyn mag.
Auf die Grauwacken- und Thonschiefer-Schichten und an
betreffender Stelle auf das Rothliegende folgt nun aufwärts bis
zu Tage:
Schulze's Verzeichniss a a. 0. p. 112 enthält unter No. 5 einen we-
sentlichen Schreibfehler 5 indem daselbst „5, 6 bis 8 Lachter feinkörniger,
gelblicher Letten" angegeben worden sind, während in der benutzten Quelle
„6 bis 8 Lachter feinkörniger, gelber Sandstein" stehen. Es sind diess
die Schichten, welche Cancrin mit dem Namen „gelbes Gebirge" aufgeführt
hat. D. Verf.
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Aus vorstehender Zusammenstellung ergibt sich ganz unge-
zwungen, dass die Schichten unter dem Lettenlager , welches in
den 4 Columnen mit den respectiven Nummern 7, 19, 15 und
12 bezeichnet ist, der Zechsteinformation, dagegen dieses selbst,
sowie die dasselbe überlagernden Schichten, also der Letten, das
gelbe und rauhe Gebirge Cancrin's , dem unteren bunten Sand-
stein angehören. Die unterste der aufgezählten Flötzlagen als
weisses Todtliegendes zu bezeichnen, wie schon versucht worden
ist, dürfte nicht zu rechtfertigen seyn : auch möchte überhaupt
ein Versuch, die Frankenberger Schichten mit denen des Rie-
chelsdorfer oder Mannsfelder Zechsteins zu identificiren , seine
grossen Schwierigkeiten bieten, dagegen kann das beschriebene
Erzflötz unbedingt als ein Äquivalent des Kupferschiefers anderer
Gegenden betrachtet werden. Es spricht dafür nicht nur das Vor-
kommen der UUmannia Bronni Göpp. , welche afich in Sachsen
und Schlesien im Kupferschiefer sich zeigt, und dasjenige häu-
figer Reste der Alethopteris Martinsi Germ., die zuerst im Manns-
felder Kupferschiefer gefunden worden ist, sondern auch die
weiter unten zu einer näheren Besprechung kommende ünter-
teufung eines ächten, Petrefacten enthaltenden Zechsleins durch
die erzführenden Schichten. Ausserdem scheint auch die Berech-
tigung vorzuliegen, die dolomitische Schicht No. 11 in der letz-
ten Spalte (No. 12, 13 und 14 nach üllmann und No. 18 nach
RiESs) dem Rauhkalke anderer Gegenden gleichzustellen. Ein-
zelne Stücke dieser Schicht, welche in 1856 von dem Montgom-
mery-Stolln durchfahren wurde, sind vom Riechelsdorfer Rauh-
kalke in Nichts zu unterscheiden. Sogar zwischen der von Ull-
BiANN ZU Frankenberg selbst gesammelten Suite der dasigen Ge-
birgsarten in der Marburger Universitäts- Sammlung findet sich
ein Handstück aus der fraglichen Schicht mit dem Namen »Rauch-
wacke« bezeichnet. Mag die beteeffende alte Etiquette nun von
ÜLLMANN in späteren Zeiten selbst oder von dessen Nachfolger
geschrieben worden sein, so ist daraus wenigstens ersichtlich,
dass das Gestein schon frühe seiner wahren Natur nach erkannt
worden ist. *
Sehr auffallend ist es, dass von obengenannten Autoren nur
Cancrin der nach Steinsalz gebildeten Würfel, welche in der
untersten Schicht seines Kalkgebirges bis zu Zoll Kanten-
21
länge und so häufig auftreten, dass solche noch jetzt auf den
Halden fast aller Schächte zu finden sind, erwähnt, übrigens
in einer Weise, welche es klar erscheinen lässt, dass er den
Ursprung der auf den Gesteinsflächen meist nur als Würfel-
ecken hervortretenden Krystalloide nicht gekannt habe. Diese
Ecken sind oft plattgedrückt und alsdann nur als 3 Kantenlinien
(Cancrin's «Kreuze«) sichtbar. —
Ebenso häufig und in keiner der betreffenden Beschreibun-
gen erwähnt, sind jene leistenartigen, zuweilen förmliche Netze
darstellenden Erhabenheiten auf der Unterfläche der Kalkstein-
schichten, welche als theilweise Ausfüllungen oder Abdrücke von
Schwindrissen in einem darunter liegenden Lettenlager angesehen
werden müssen und dem öfteren Wechsel der kalkigen und tho-
nigen Schichten ihr Vorhandensein in so grosser Menge ver-
danken.
Es verdient hier noch besonders hervorgehoben zu werden,
dass die Frankenberger Zechsteinbildung, welche im Durchschnitte
also 8 bis 9 Lachter Mächtigkeit besitzt, nach den ULuiANNSchen
Angaben in den oberen, nach denen von Riess in den unteren
Schichten deutlicher gegliedert erscheint. Berücksichtigt man da-
bei, dass zur Zeit der persönlichen Beobachtungen des Letzteren
das Freudenthaler Revier besonders stark im Betriebe war, wäh-
rend zur Zeit des Erstem vorzugsweise , ja fast allein, auf dem
neuen Gnadenlhaler Reviere gebaut wurde, so dürfte wohl daraus
der Schluss zu ziehen sein, dass nach der Südostseite des Gru-
benfeldes hin die unteren , nach der Nordwestseite die oberen
Zechsteinschichten in grösserer Mannigfaltigkeit und deutlicher
abgegrenzt auftreten. Diess stimmt, vielleicht nicht ganz zu-
lallig, mit dem Einfallen der Schichten nach Südosten überein.
Während übrigens der Zechstein hier fast überall in ziem-
lich gleichbleibender Mächtigkeit auftritt, ist die Höhe der darüber
liegenden Decke von buntem Sandsteine ganz von der Configu-
ration des Terrains abhängig und erscheint daher, ohne Rück-
sicht auf die Weltgegend, bald mehr, bald weniger bedeutend,
abgesehen von den Hebungen und Senkungen, welche durch das
-Vorkommen von Rücken und Wechseln veranlasst worden sind.
So war z. B. auf dem Schachte Bergmannstrost im Gernshäuser
Grunde, Hesselsbacher Reviers, der bunte Sandstein nur 5 Lachter,
22
dagegen in dem , höchstens 70 bis 80 Lachter westlich davon
entfernten Schachte Neues-Glück schon 11^4 Lachter mächtig,
und hier hatte keine Schichtenstörung durch eine Verwerfung
stattgefunden, die Differenz vielmehr nur darin ihren Grund, dass
die jüngsten Sandsteinschichten des Neuen-Glücks auf dem Berg-
mannstroste fehlten. Auf dem Wechselschachte am Ochsenberge,
neuen Gnadenthaler Reviers, überlagerten 14 V4 Lachter bunten
Sandsteins den Zechstein, während bei vollständiger Entwickelung
des ersteren derselbe nach Riess sogar etwas mehr als 20 Lach-
ter Mächtigkeit erreicht, welche ausnahmsweise noch übertroffen
wird, wie sich diess in 1792 auf dem Freudenthaler Reviere beim
Abteufen des Lehnenschachtes, östlich vom Zechenhause, gezeigt
hat, welcher mit 29 Lachter Teufe, als derselbe der Wasser-
und Wetternoth wegen wieder verlassen werden musste, den
bunten Sandstein noch nicht durchsunken hatte. Auch die Schächte
Neuer-Seegen und Prinz Wilhelm im neuen Gnadenthaler Reviere
sollen bis auf 22 Lachter Teufe im bunten Sandstein gestanden
haben.
Der die Zechsteinformation überlagernde untere Buntsand-
stein, also derjenige des alten Grubenfeldes, ist besonders durch
Führung mächtiger Gonglomeratbänke und durch das dolomitische
Bindemittel charakterisirt, in welcher Beziehung dessen Schichten
den entsprechenden im Waldeckischen, bei Gommern in der Eifel,
im Schwarzwalde etc. gleichen. Diese Conglojneratbänke , ob-
gleich durch den früheren Bergbau als über den Zechsteinschich-
ten liegend bekannt, sind trotzdem späterhin lange Zeit für Roth-
liegendes gehalten worden, bis A. Schwarzenberg dieselben von
Neuem für bunten Sandstein erklärte und auf der von ihm mit
H. Reusse 1853 herausgegebenen geognostischen Karte von Kur-
hessen als solchen bezeichnete. Leider geschah es aber, dass
bei dieser Gelegenheit auch achtes Rothliegendes zum bunten
Sandsteine gezogen wurde. Erst L. H. Grebe hat in 1857 bei
der im Auftrage der Landesanstalt für die geologische Unter-
suchung des Kurstaates vorgenommenen Aufnahme der Gegend
von Frankenberg Rothliegendes und bunten Sandstein scharf und
richtig getrennt.
23
b. Streichen, Fallen, Veränderungen und Ausgehen der Schichten.
Nicht nur die erwähnten Rücken und Wechsel, d. h. grössere
oder kleinere Flötzverschiebungen, sondern auch viele Sättel und
Mulden oder Flötzbiegungen haben die bei regelmässigem Auf-
treten unter h. 7 streichenden und 5 bis 7^ gegen Osten ein-
lallenden Schichten dermassen gestört, dass die mannigfachsten
Streichungen zwischen 0 h. 2 Acht, bis 9 h. 6 Acht, und dem-
gemäss ein Einfallen, welches mitunter auch noch über 15^ geht,
gegen NO. durch 0. und S. hindurch bis SW. vorkommen.
Während Sättel und Mulden zu unbedeutend waren, um dem
Bergbau grosse Hindernisse entgegenzusetzen, wurden diese mit-
unter beträchtlich durch die grösseren Rücken, von welchen sich
das Kupferlettenflötz und mit demselben alle darüber liegenden
Schichten oft um mehrere Lachter verschoben zeigten. Die Ver-
anlassung zu solchen Verschiebungen sind in allen Fällen entweder
hohle oder mit dolomitischem Sandsteine ausgeliillte und nicht
nur den Zechstein, sondern auch den aufgelagerten bunten Sandstein,
durchsetzende Gangspalten von 1 Zoll bis zu mehreren Lachtern
Mächtigkeit gewesen , welche meist unter Winkeln von 60^ und
weniger, seltener unter mehr Graden, niedersetzen. Die grösste
derartige Verrückung beträgt 18 Lachter und trennt das neue
von dem alten Gnadenthaler und dem Hollerfelder Reviere, welche
letztere beiden auf dem sogenannten hohen Flötze lagen, wäh-
rend ersteres auf dem in der Teufe liegenden Theile der Kupfer-
lettenschicht oder dem sog. tiefen Flötze baute. Das Sireichen
dieses über 2 Lachter mächtigen, von grünlichgrauem . durch ein
thonig-dolomitisches Cement verbundenen Sandsteine mit Gang-
trümmern von fleischrothem, schaligem und stänglichem Schwer-
spathe erfüllten Rückens geht aus der Nähe der obersten Holler-
felder Tageschächte über den Wechselschacht, dicht auf der Ost-
seite der Neuen-Hülfe vorbei, bis zum Abhänge der Warte und
beträgt 10 h. 6^/2 Acht. Günstigerweise kann, da der Wechsel-
schacht gerade auf diesem Rücken steht, die Gesteinsbeschaffen-
heit von des letzteren Ausftillungsmasse an einzelnen Stücken
auf der Halde jenes Schachtes, auf welcher sich solche mit noch
daransitzendem rothem Baryte finden, untersucht werden. Ein
zweiter Hauptrücken mit ähnlicher Sandsteinausfüllung trennt das
Hollerfelder vom neuen Gnadenthaler Reviere, nordöstlich vom
24
Triangel und der Neuen-Hoffnung, bei einem Streichen von 8 h.
1^4 Acht. Die Mächtigkeit dieses Rückens ist aber ebensowenig
wie die der nachfolgenden bekannt. Der dritte Hauptrücken von
derselben Beschaffenheit zieht sich westlich vom 6. Lichtloche
des Gnadenthaler Stolln's, sowie von dem alten Schachte Prinz
Wilhelm in der Oschreufe, die Casseler Strasse schneidend, durch
das Freudenthaler Revier in 2 h. Acht. Ein vierter Rücken
streicht von der Oschreufe, östlich des Prinzen Maximilian, über
einen Theil der Lehne nach dem Freudenthal über der Neuen
Hütte in 9 h. 5^/2 Acht. Die das Hesselsbacher Revier nach
Südwesten begrenzenden zwei Rücken, die letzten von grösserer
Bedeutung für den ehemaligen Bergwerksbetrieb, scheinen sich
zu schneiden, indem der eine in 8 h. 5^'2 Acht., der andere in
9 h. 7 Acht, streicht j dieselben sind jedoch, weil sie ausseror-
dentlich starke Wasser führten und das Kupferlettenflötz, wie sich
schon über Tage erkennen liess, ansehnlich in die Teufe stürz-
ten, durch den früheren Grubenbau nicht durchörtert worden,
daher deren Mächtigkeit auch nicht bekannt. Näheres über den
breiten Sandsteinrücken hinter dem Dorfe Geismar, welchen Riess
pag. 94 und Ullmann pag. 73 erwähnen, findet sich nirgends auf-
gezeichnet.
Eine günstige und zwar die einzige Gelegenheit zum Beob-
achten eines Rückens bietet sich noch jetzt, zwar nicht auf dem
Grubenfelde selbst, aber in einer doch nicht zu weiten Entfer-
nung von demselben, beim Dorfe Haubern. Dicht bei diesem
Orte ist riämlich durch den nach Halgehausen abgehenden Hohl-
weg ein fast 4 Lachter mächtiger Rücken von hellrolhem , fein-
körnigem Sandstein , welcher die z. Th. aus Conglomeraten be-
stehenden und unter flachem Winkel einfallenden Schichten des
unteren bunten Sandsteins durchsetzt, blossgelegt. Derselbe
streicht in 1 h. 2 Acht, bei einem Einfallen von ca. 60^ 0. und
hat ein fingerdickes Saalband von weissem, sandigem Letten. Die
Grösse der Verwerfung, welche jener Rücken hervorgebracht,
lässt sich nicht bestimmen, auch bleibt es zweifelhaft, ob der-
selbe bis in den Zechstein niedersetzt.
Wechsel kommen weit häufiger vor als Rücken , doch sind
die vorhandenen Nachrichten über dieselben wegen der mindern
Wichtigkeit derartiger Veränderungen sehr mangelhaft. Erst in
25
den spätesten Zeiten des BergbaueSj nach dem Jahre 1800, hat
man die vielen Wechsel, durch welche zwischen der Neuen-Hülfe,
dem Wechselschachte und dem Neuen-Seegen das Kupferlelten-
flötz Sprünge, meist aber nur von wenigen Zoll Höhe, erlitten
hat, genauer beobachtet. Dieselben sind nur l bis 2 Zoll mächtig
und haben eine Ausfüllung von gelblichgrauem , dolomitischera
Sandstein oder sind hohl. Die meisten und grössten jener Wechsel
streichen zwischen 8 h. 6 Acht, und 9 h. 7 Acht., während die
kleineren jene unter 3 h. 1 Acht, bis 3 h. 6 Acht, schneiden.
Ein aus dem Hollerfelder Reviere bekannter Wechsel, zwischen
dem ersten und zweiten und nordwestlich vom dritten Taoe-
schachte auftretend, hält die Streichungslinie 3 h. 3^2 Acht. ein.
Sowohl die erwähnten häufigen Veränderungen, als auch die
Tagessituation bringen es mit sich, dass in der Gegend von Geis-
mar und zwar auf der Seite nach Louisendorf und Ellershausen
hin, der Zechstein, dagegen näher nach Frankenberg hin, nämlich
an der Freien-Mark, in der Eulenteile, bei den Schächten Haus
Hessen und Leopold im Freudenthaler Reviere, an der Lehne,
auf der Warte, am Ochsenberg, in der Oschreufe, am Mittelfelde
und Winterstrauch die untere Abtheilung des bunten Sandsteins
und zwar fast überall mit ihren Gonglomeratbänken zu Tage
ausgeht.
2. Besondere Charakteristik des Erzflötzes.
a) Gesteinsbeschaffenheit.
Eine ausführlichere Betrachtung verdient die fast den unter-
sten Theil der beschriebenen Zechstein - Bildung einnehmende
Schicht, deren beigemengte Kupfererze vom Jahre i594 an bis
zur Mitte des Jahres '1818 Gegenstand des bekannten Franken-
berger Bergbaues gewesen sind . nämlich das Kupferlettenflötz.
Dasselbe besteht meistens aus einem zu schieferiger Absonderung
geneigten, mageren Thone (Letten), zuweilen aber auch aus unab-
gesondertera, etwas fetterem Thone von hellgrauer Farbe, hin und
wieder durchzogen von dunkelgrauen und braunrothen Flammen
und Streifen. Dieser Thon und zwar der schieferige, magere
mehr als der andere schwillt im Wasser durch Aufsaugen des-
selben an, indem er sich dabei in nach und nach immer mehr
aufblätternde Bröckchen zertheilt, welche bei der geringsten Be-
26
wegung auseinanderfallen , sich aber zu einer plastischen Masse
vereinigen lassen. Ähnliche Umwandlungen des Kupferlettens
erfolgen auch bei längerem Liegen im Freien. Die Einwirkung
der Luft auf denselben, besonders unter Beihülfe der Sonnen-
strahlen, leitet das Zerkleinern durch Schwinden und Bersten der
Masse ein und der Hinzutritt von Regen vollendet dann durch
weitere Aufschieferung der entstandenen eckigen Thonbröckchen
und Erweichen derselben das gänzliche Zerfallen.
Wie sämmtliche sandige und thonige Gesteine der oben
aufgezählten Zechsteinschichten enthält auch der Kupferletten —
abgesehen von den eingeschlossenen Kalkconcretionen — kohlen-
saure Kalkerde ^ jedoch nicht viel und auch nicht gleichmässig
durch die Masse vertheilt. Beim Übergiessen mit Säuren braust
derselbe nur stellenweise auf, was aber nicht allein vom Kalk-
gehalte, sondern zum grössten Theile von beigemengten Kupfer-
carbonaten herrührt.
In Bezug auf die Kalkausscheidungen im Lettenlager ist be-
sonders hervorzuheben, dass dieselben keine Nieren, sondern
stark plattgedrückte Kugeln oder linsenförmige Körper darstellen,
welche mit dem kreisförmigen Querschnitte den Schichtungs-
flächen parallel im Flötze liegen und sich demgemäss, wenn sie
längere Zeit an der Luft gelegen haben, auch aufspalten lassen,
sogar von selbst aufschiefern, niemals aber concentrisch-scha-
lige Absonderungen zeigen. Hierin ähneln diese Concretionen
den sog. Imatrasteinen, auch haben sie, wie diese, auf der Ober-
fläche ringförmig verlaufende, concentrische Furchen und Reifen,
was mit jener Spaltbarkeit im Zusammenhange steht.
Da der beigemengten Kupfererze wegen die Eigenschaft der
Flötzmasse, im Wasser zu zerfallen, früher dazu benutzt worden
ist, erstere aus dem geförderten Gesteine auszuwaschen, so findet
sich solches an den Halden selbst nicht mehr vor, indessen haben
die schon früher erwähnten neueren Schächte, welche in 1856
und später Behufs Wiederaufschliessung des Erzflötzes abgeteuft,
nachträglich aber wieder verstürzt worden sind, Gelegenheit ge-
geben, im Hollerfelde den gewöhnlichen und im Freudenlhale den
schieferigen Thon jener Schicht aufs Neue untersuchen zu können.
Vom Letten des neuen Schachtes Justus im Freudenthaler
Reviere Hessen sich 62,25— 71 7o Thon abschlämmen und 37,75
27
bis 297o blieben als Rückstand, wovon 1,5—6% aus Kupfer-
erzen, Eisenoxyd und kohlensaurem Kalke, der Rest aber aus
einem, theils von sehr feinen Quarzkörnchen, theils von kleinen,
sandigen Schieferthonrückständen gebildeten Sande mit beige-
mengten Kohienpartikeln bestand. Dieser Letten konnte etwa
36% Wasser halten, ohne solches wieder austropfen zu lassen.
Derselbe Letten, welcher sichtbar kleine Qu^intitäten von
Kupferlasur beigemengt enthielt, wurde mehrmals mit Salzsäure
und chlorsaurem Kali digerirt und eingedampft und zeigte fol-
gende Zusammensetzung:
;66,975 Sand (Quarzkörnchen und unlösliches Thonerde-
g ] Silicat),
00 13,421 Kieselerde, als Hydrat im Letten vorhanden,
\8,589 Kieselerde, an Thonerde gebunden,
7,874 Thonßrde.
0,891 Eisenoxyd,
0,110 Eisenoxydul,
1,410 Kalkerde,
1,893 Kupferoxyd,
0,632 Kali,
8,887 Hydratwasser, Kohlensäure und Kohienpartikeln,
100,682.
Der Sandrückstand, durch anhaltendes Kochen mit Schwefel-
säure zersetzt, ergab
58,475 Quarzsand,
4,645 gebundene Kieselerde,
3.855 Thonerde,
so dass also der Gesammtgehalt an gebundener Kieselerde 13.234
und an Thonerde 11,729 beträgt.
Der Gehalt von Eisenoxyd, Eisenoxydul, Kalkerde, Kupfer-
oxyd und Kohlenpartikeln scheint sehr variabel und nur das Ver-
hältniss zwischen Thonerde und gebundener Kieselsäure ein ziem-
lich constantes zu sein. Verschiedene Versuche über die Sand-
beimengung lassen schliessen , dass dieselbe im Verhältniss zur
gebundenen Kieselerde eine ziemlich gleichbleibende ist, was
wohl auch vom Kieselerdehydrat und Kali gelten mag.
Der Thon aus einem Versuchsschächtchen im Hollerfelde
Hess sich beim Schlämmen in 84% Thon und 16% Rückstand
28
trennen, welcher letztere aus lO^/o Kupfererzen, Schwefelkies, Ei-
senkies, Eisenocker und kohlensaurem Kalke, sowie 6\ feinem
Ouarzsande, sandigen Überbleibseln von Schieferthonbröckchen
und Kohlenstückchen bestand. Die Wasserhaltungskraft dieses
Thones zeigte sich grösser als die des Lettens: nach dem Durch-
schnitte mehrerer Versuche nahm derselbe 54% Wasser auf,
ohne davon wieder austropfen zu lassen.
Da, wo das Plötz zu Tage ausgeht, lässt sich dessen Be-
schaffenheit wegen Mangels an Aufschluss und wegen der stalt-
gehabten, zerstörenden Einwirkung der Witterungsverhältnisse
nur ungenügend erkennen; ausserdem sind es auch nur wenige
Stellen , welche eine Beobachtung jenes Lettenlagers zulassen 5
rechts der Edder ist diess nur östlich und nordöstlich von Geis-
mar, an den Wegen nach Ellershausen und Louisendorf der Fall.
b. Metallgehalt.
Ein steter Bogleiter des eben beschriebenen Flötzes und
besonders charakferistisch für dasselbe sind Pflanzenreste (vom
Frankenberger Bergmanne früher allgemein mit dem Namen
»Graupen« bezeichnet) und im engsten Zusammenhange mit sol-
chen steht der Kupfer- und Silbergehalt des Flötzes, welcher
fast durchgängig als Imprägnation der Pflanzenreste vorkommt. Letz-
tere gehören zum grösslen Theil der Ullmannia Bronni Göpp.
(früher Cupressus Ullmanni Br. , vid. Göpp. Monogr. d. fossil.
Coniferen p. 185) an und bestehen aus Stamm- und Aststücken
jener Pflanze (Stangengraupen), aus einzelnen mit dachziegelför-
mig übereinander greifenden Blättchen bedeckten Theilen von
Zweigen (Korngraupen oder Kornähren — unter letzterem Namen
in die Sammlungen übergegangen — ), aus zahllos im Gestein
zerstreuten, einzelnen, oval-lanzettlichen Blättchen (sog. Fliegen-
fittigen), sowie aus den schildförmigen Fruchtschuppen der Zapfen
genannter Pflanze (Sterngraupen) : sellener kommen die sogen.
Blättergraupen vor, Überreste von Araucarien und Farren, näm-
lich Alethopteris Martinsi Germ, und einer Pecopteris- Art (vid.
Dünker, Palaeontogr. l. Band, p. 33).
In überwiegender Mehrzahl zeigen sich die eben angeführ-
ten, nicht nur im Letten, sondern auch in den eingeschlossenen
Kalkconcretionen auftretendeu Pflanzentheile in Steinkohle und
29
zwar in eine pechkohlenartige Masse (eigentliche Kohlengraupen)
oder in leichte, z. Th. faserige Kohlensubstanz (gebrannte Koh-
lengraupen) verwandelt; einzelne Theile finden sich auch ganz
vererzt (Erzgraupen) , dagegen in Kalkstein umgeänderte Ast-
stückchen (versteinerte Holzgraupen) nur sehr selten. —
Verkohlte Pflanzenreste treten übrigens auch im Liegenden
des Erzflötzes und in den dasselbe zunächst überlagernden Schich-
ten aufwärts bis incl. zu No. 6 der letzten Columne auf ; so z. B.
zeigten sich im Jahre 1812 beim Abteufen des Schachtes Neues-
Glück im Hesselsbacher Reviere die Fliegenfittige als Vorboten
des Erzflötzes schon 1^2 Lachter über demselben, auch finden
sich jetzt auf einzelnen Halden mitunter Kalksteinplatten, welche
Pflanzenreste gemeinschaftlich mit Krystalloiden nach Steinsalz
enthalten and aus der eben bezeichneten Schicht No. 6 stammen.
Die verkohlten Stangengraupen werden den Holzfasern ent-
lang von metallischen Trümmern und Adern von unmessbarer Dicke
bis zu 2 Linien Stärke durchzogen und dieses so constant, dass
selbst die ausgesucht reinsten Kohlenstückchen, welche gar keinen
Kupfergehalt zu besitzen scheinen, solchen schon bei oberfläch-
licher Untersuchung auf chemischem Wege verrathen. Vorzugs-
weise sind diese kleinen Gangtrümmer aus Kupferglanz, etwas
gediegenem Silber, welches auch in dünnen Blechen sich findet,
und Schwefelkies, zuweilen aus Kupferfahlerz, Kupferkies, W«iss-
kupfererz und Buntkupfererz zusammengesetzt und dazwischen
legt sich mitunter etwas Kalkspath, dichter Kalkstein oder Kalk-
mergel. Als Seltenheit ist auch Rothgiltigerz mit vorstehenden
Mineralien vorgekommen, wie an einem Belegstücke in der Dunker-
schen Sammlung zu Marburg zu sehen ist. Bei den sogen. Korn-
ähren und Sterngraupen tritt die Kohle oftmals mehr zürück und
wird stellenweise oder gänzlich durch silberhaltigen Kupferglanz,
welcher nur sellener von einem oder mehreren der übrigen ge-
nannten Erze begleitet wird, ersetzt, wogegen bei den Fliegen-
fittigen und Blättergraupen die Kohle sehr vorwaltet, bei ersteren
zuweilen aber auch eine totale Vererzung, meist Umwandlung zu
Schwefelkies oder Kupferglanz eingetreten ist. Auf der Ober-
fläche sämmtlicher Arten von Graupen zeigen sich nicht selten
Überzüge von erdigem und faserigem Malachit, erdiger und strah-
liger Kupferlasur, sowie Schwefelkies, traubig und in kleinen
30
Krystallen. weniger häufig von Kupferglanz, gediegen Silber und
Rothkupfererz. Auf den in der Sohle des Erzflötzes vorkommen-
den Fliegenfittigen ist Eisenoxydhydrat ein sehr gewöhnliches
Überzugsmittel. Malachit. Kupferlasur, Schwefelkies und Eisen-
oxydhydrat kommen übrigens auch in kleinen Partien eingesprengt
und auf den Absonderungsflächen des Lettens und der darüber
liegenden Kalkschichten vor, auf -welchen sich zuweilen auch trau-
biger Kupferglanz, seltener Buntkupfererz und Silber einfinden.
Die Grösse des nutzbaren Metallgehaltes im Flötze ist sehr
wechselnd, wie diess durch die früheren Gruben- und Aufberei-
tungsarbeiten, sowie den Hüttenbetrieb und die im Kleinen von
Zeit zu Zeit angestellten Probeschmelzungen sich vielfach er-
wiesen hat. Im Hollerfelder Reviere lagen die Erze nur spärlich
im Kupferletten, waren sehr eisenschüssig und hatten einen mitt-
leren Kupfergehalt (10 bis 32 Pfund im althessischen Centner
von 108 Pfund Wascherzen), aber verhältnissmässig wenig Silber
(1 Loth oder ^32 Pfund im Centner): ähnlich verhielten sich die
Erze im Koppelbühler und Hundsländer Revier, doch kamen die-
selben häufiger vor, waren nicht so stark eisenschüssig und noch
silberärmer (^4 Loth im Centner); im alten und neuen Gnaden-
thaler Reviere traten ziemlich viel Erze auf. deren Kupfergehalt
zwar nicht hoch war (10 bis 20 Pfund), welche aber viel Silber
führten (2 bis 2^2 Loth); die Erze des Freud enthaler Re vieres,
auf deren Entdeckung in 1590 der nachherige Bergbaubetrieb
gegründet wurde , hatten im Allgemeinen ziemlich viel Kupfer
(18 bis 32 Pfund) und niedrige Silbergehalte (^2 bis Loth),
das beste Ausbringen jedoch lieferte das Hesselsbacher Revier,
dessen häufig beigemengte Erze nicht nur viel Kupfer (16 bis
36 Pfund), sondern auch am meisten Silber gaben (2, 2^2 bis
3 Loth). — '
Welche Unterschiede aber selbst zwischen Erzen von ein
und derselben Fundstätte vorkamen, zeigen nachfolgende, im Jahre
1812 angestellte Proben mit Erzen vom Schachte Neues-Glück im
Hesselsbacher Reviere. Es lieferten nämlich;
Ausgelesene Stangengraupen 36 Pfund,
Wascherze aus dem obersten Theile des Flötzes 36^/4 »
Wascherze aus dem untersten Theile desselben 30 »
31
Durchschnittsproben vom Flötze aber nur . . 2 P/4 Pfd.
Kupfer,
die Erze aus der Mitte des Flötzes scheinen also hier am ge-
ringhaltigsten gewesen zu sein.
Nach einem Hauptdurchschnitte wurden aus der im Laufe
von 5 Jahren {1809 bis 1813 incl.) auf den Gruben der verschie-
denen Reviere geförderten Flotzmasse 3.15% Erze ausgewaschen
und sämmtliche Proben , welche während jener Zeit häufig und
regelmässig angestellt wurden, ergaben als Mittel, dass 1 Cent-
ner jener Wascherze 19,6 Pfund Kupfer (18, iöVo) ^j24 Loth
Silber (0,036%) enthielt. Hiernach führt also das Kupferletten-
flötz durchschnittlich 0,571725% Kupfer und 0,001134% Silber,
welche Gehalte beim früheren Hüttenbetriebe jedoch nur zu ^/a
bis höchstens wirklich ausgebracht wurden.
Die früheren Erfahrungen haben gelehrt, dass der Gehalt
an Erzen durchaus nicht gleichmässig im Flötze vertheilt, viel-
mehr an einer Stelle mehr concentrirt^ an einer anderen so
spärlich vorhanden war, dass eine Gewinnung desselben dadurch
unmöglich gemacht wurde. Beispielsweise führte das Kupfer-
leltenflötz wenig Erze oder war durchgängig ziemlich arm auf
dem Neuen- Seegen und der Neuen-Hoffnung im neuen Gnaden-
thaler Reviere ; die Erze kamen im Lettenlager nesterweise vor
auf dem Wetterschachte im Freudenthaie und auf der Gottesgabe
im alten Gnadenthaie ; von unhaltigen Lettenmitteln durchzogen
zeigte sich das Flötz vor vielen Streben zwischen dem Wechsel-
schachte und der Neuen-Hülfe im neuen Gnadenthaie; endlich
taub, d. h. ohne nennenswerthen Erzgehalt, war dasselbe an
manchen Stellen des Schachtes an der Oschreufe, der Maria und
des Wechselschachtes im neuen Gnadenthaie, des Neuen-Carl
und des Schachtes unter der Wasche im Freudenthaler Reviere.
Aber nicht immer tritt del^ Erzgehalt allein an das Kupfer-
lettenflötz gebunden auf, selbst in höher liegenden Schichten ist
solcher beim früheren Bergbau ausnahmsweise angetroffen wor-
den, jedoch entweder nicht recht entwickalt oder wenigstens
nicht auf weitere Erstreckung aushaltend. Nach den alten Acten
fand sich in 1775 auf dem Schachte Landgraf Wilhelm im Freu-
denthaler Reviere beim Abteufen 1 Lachter über der Erzsohle
eine fingersdicke Lage von Kupferglanz mit 43 Pfund Kupfer und
32
7 Loth Silber im Centner, bei Brechung des Füllorts, also zwi-
schen jenem Puncte und dem Erzflötze, wieder eine solche Lage.
1 Lachler weit fortsetzend , und darunter erst der eigentliche
Kupferletten In einem auf dem Kronenfelde bei Geismar in 1790
niedergebrachten Schürfschachte lag 2^/4 Lachter über dem Erz-
flötze ein dergleichen zweites von 6 Zoll Mächtigkeit, dessen
übrige Dimensionen jedoch nicht ermittelt wurden , weil beide
Plötze nicht edel genug waren, um verfolgt werden zu können.
Auch Ullmann, p. 79 seines Werkes, erwähnt — jedoch ohne
genauere Angabe der betreffenden Stellen, zweier übereinander
liegenden Erzflötze mit 1^2 Lachter Zwischenraum im Hessels-
bach und neuen Gnadenthaie.
Wie in dem äquivalenten Kupferschiefer die eingemengten
Erze vorzugsweise aus Schwefelmetallen bestehen, so auch, wie
oben schon gezeigt worden ist, hier im Kupferletten. Die Ge-
wässer, aus welchen der Absatz des Flötzes erfolgte, müssen
also mit einem, schwefelsaure Metalloxyde in Auflösung gehabten
Thonschlamme erfüllt gewesen sein, aus welchem die in grosser
Menge in die Finthen hineingerissenen Landpflanzen, Ullmannien,
Araucarien und Fairen beim Vermodern die Reduction jener
Salze zu Schwefelmetallen bewirkten und auf diese Weise soge-
nannte Graupen bildeten, welche von dem sich niedersetzenden
Thone eingehüllt wurden. Die Bindung des Metallgehalts dieses
Flötzes an die Pflanzenreste zeigt deutlich, dass dieselben wirk-
lich das Mittel gewesen sind, die Erze aus dem Wasser auszu-
scheiden. Auf diese Weise erklärt es sich leicht, wie bei dem
Einschlüsse der Pflanzenreste in dem Thonschlamme des Erz-
flötzes Kupferglanz , Buntkupfererz , Kupferkies , Weisskupfererz,
Kupferfahlerz, Rothgiltigerz und Schwefelkies sich haben bilden
können. Dass ausser und mit diesen Schwefelmetallen aber auch
gediegenes Silber vorkommt, k#n nicht auffallen, da die leichte
Zersetzbarkeit der Silbersalze durch organische Stoff'e bei Mit-
wirkung des Lichts bekannt ist. Malachit und Kupferlasur, welche
hier überall die anderen Kupfererze begleiten, sind wahrschein-
lich nur zum kleineren Theil secundäre Producte, grösstentheils
scheinen dieselben gleichzeitiger Entstehung mit den andern Erzen
zu sein. Bei derselben ist wohl an eine Einwirkung kohlen-
saurer Wasser zu denken, welchen auch die Bildung der im
33
Kupfeiiettenflötze so häufig liegenden , linsenförmigen Kalkcon-
cretionen zugeschrieben werden rnuss, deren reguläre und stets
gleichrnässige Gestalt, concentrische Reifung der Oberfläche und
mit der Schichtung des Flötzes zusammenfallende und genau in
Verbindung stehende Absonderung auf eine chemische Entstehungs-
weise, nicht aber auf eine Herbeiführung von anderen Stellen
und mechanische Abrundung hinweist.
Auffallend ist die starke Zertrümmerung der Pflanzenreste,
welche übrigens am Holze und nicht erst nach der Vererzung
desselben stattgefunden hat; dieselbe zeigt klar, dass die Pflan-
zen durch Finthen zusammengeschwemmt und auf ihrem jetzigen
Fundorte abgesetzt sein müssen. Wahrscheinlich hatten dieselben
ihren Standort aber in der Nähe, denn sonst würden sie doch
wohl nicht so gut erhalten geblieben sein. Damit stimmt freilich
nicht überein, was Ullmann p. 125 anführt, dass nämlich die mehr
oder minder zerstückten Graupen beinahe durchgehends einen
abgerundeten , stumpfkantigen Umriss hätten. Auch F. Römer
sagt in der dritten Auflage von Rronn's Lethaea geognostica,
I. Band, 2. Theil, p. 152, dass dieselben meistens Spuren des
Gerolltseins an sich trügen. Diese Annahmen dürften jedoch
auf einem Irrthume beruhen und daher rühren, dass die in die
Sammlungen übergegangenen vererzten Pflanzenreste, besonders
die sogenannten Stangengraupen und Kornähren, durch den Wasch-
process aus dem Kupferletten gewonnen worden sind und dess-
halb an den Kanten abgerundet erscheinen. Frisch aus der Fiötz-
masse genommene Graupen sind ganzrandig und wohl erhalten.
Zur Beurtheilung, wieweit die Zertrümmerung der üllman-
nien gegatigen ist, sei hier angeführt, dass die grösste Stangen-
graupe , welche jemals — soweit bekannt — bei Frankenberg
vorgekommen und deren Grösse actenmässig s. Z. Aufsehen er-
regte, zu Anfang des Jahres 1813 bei Abteufung des neuen För-
derschachtes im Hüsselsbacher Reviere gefunden wurde und 20 Zoll
Länge, 13 Zoll Breite und 3 Zoll Dicke besass. Dieselbe be-
stand aus reiner, mit Kupferglanz reichlich durchwachsener Koh-
lenmasse und wog 30 Pfund. Der Seltenheit wegen wurde die-
selbe längere Zeit zu Frankenberg aufbewahrt und im Juli 1815
vom dasigen Bergamte an Kurfürstliche Oberrentkammer zu Cassel
eingeschickt. Schon Graupenstücke von 3 Zoll Länge fanden sich
Jahrtuch 1867. 3
34
beim früheren Grubenbetriebe nicht häufig, die meisten waren
sogar nicht über einen Zoll lang.
In weiterer Entfernung vom Grubenfelde ist rechts der Edder
in früherer Zeit durch bergbauliche Versuchsarbeiten das Auf-
treten der Zechsteinformation, z. Th. unter Tage, an mehreren
Puncten nachgewiesen worden.
Am Kall zwischen Frankenberg und Röddenau wurde 1756
das durch einen Fluthgraben zum Vorschein gekommene Letten-
flötz mittelst eines Schächtchens untersucht, es erwies sich aber
so arm. dass aus 97 Ctr. Erzen nur ^2 Ctr. Gaarkupfer erhalten
werden konnte.
Auf dem Altenfelde unweit Geismar erreichte man in 1791
mit einem kleinen, 4'',8 Lachter tiefen Schürfschachte den Kupfer-
letten, die Erze kamen aber nur nesterweise vor, auch waren
die Wasser im Schachte zu stark, als dass die Versuchsarbeiten
hätten fortgesetzt werden können.
Im Haubern'schen Felde erreichte ein in 1695 angesezter
Schacht Prinzessin ^laria mit 4 Lachter Teufe die Erzsohle, doch
scheint nicht viel daselbst gewonnen worden zu sein. Ein an-
derer Schürfschacht bei Haubern, in 1793 nahe vor dem Walde
nach Kloster Haina hin abgeteuft, traf das Lettenflötz in 7^2 Lach-
ter Teufe, fand solches aber unedel.
Versuche im Kronenfelde zwischen Geismar und Louisen
dorf, welche zur Aufsuchung von Kupferletten in 1790 angestellt
wurden, waren gänzlich erfolglos , da das Plötz als unedel sich
erwies.
Bei Ellershausen wurde in 1775 ein bei der obersten Mühle
zu Tage ausgehender Letten mittelst Auffahren eines 8 Lachter
langen Stöllns und eines darauf gesetzten 3^2 Lachter tiefen
Schächtchens untersucht. Die Erze waren abe* arm, denn 1 Ctr.
gab nur 1^2 Pfund Kupfer. In 1788 teufte man über dem Dorfe
2 Schächte ab und erreichte auch damit ein 20zölliges Erzflötz,
welches aber durch viele Wechsel gestört, arm und voller Was-
ser war.
Noch ist zu erwähnen , dass bei Haubern , am Wege nach
Altenhaina, in früheren Zeiten ein im Zechsteingebirge liegender.
g5
mächtiger Gypsstock abgebaut wurde. Da an der betreffenden
Stelle die Erdoberfläche wieder verglichen und bebaut worden
ist, so kann über das Vorkommen des Gypses zwar nichts Nähe-
res mehr angegeben werden, immerhin bleibt dasselbe merkwür-
dig, da die geognostischen Verhältnisse des alten Grubenfeldes
bei der äusserst geringen Entwickelung der oberen Zechstein-
bildung ein solches in dieser Gegend nicht hätten erwarten
lassen.
Auf der linken Edderseite findet ein Zusammenhang der
Zechsteinformation , wie solcher auf der gegenüberliegenden zu
beobachten ist, nicht statt, da zwischen Haine und Viermünden
vielfache Unterbrechungen nicht nur von Grauwacken und Thon-
schiefern der unteren Steinkohlenbildung, sondern auch vom Roth-
liegenden vorkommen , auch ist diese Formalion , hier ebenfalls
meist von buntem Sandsteine bedeckt, nicht so genügend aufge-
schlossen, wie durch die vielen Schächte auf dem jenseitigen
Grubenfelde. Es bieten desshalb auch nur einzelne kleine Par-
tien von Zechsteingliedern, welche am Rande des bunten Sand-
steins zu Tage ausgehen, sowie hier und da angestellte Schürf-
versuche Gelegenheit dar, Beobachtungen über die fraglichen
Schichten anzustellen.
Dichter, fester Zechstein in mehr oder minder dünn abge-
sonderten Laoten tritt nur in kleinen Partien am Fusse des Stätle-
bergs, an einigen Puncten zwischen dieser Stelle und Viermün
den, sowie an den Delläckern und auf dem Roderfelde bei letz-
terem Orte zu Tage. Auf einer Halde unter dem Stätteberge,
am Wege nach Schreufa, finden sich durch Gervillia kerato-
phaga Schloth. und eine Turhonilla charakterisirte Zechstein-
stücke mit eingesprengtem Bleiglanz und Kupferkies, ebenso auf
verschiedenen alten Halden zwischen Viermünden, Treisbach und
Sachsenberg, woselbst in alten Zeiten und noch im 16. Jahr-
hundert Bleibergbau stattgefunden haben soll. Jener Zechstein
am Stätteberofe ist noch besonders erwähnenswerlh und bekannt
durch das Vorkommen des Bleiglanzes als Versteinerungsmasse
der genannten Conchylien.
Durch Schürfarbeiten , welche die Auf- und Untersuchung
3*
des Kupferlettenflötzes zum Zwecke hatten, ist im Jahre 1856
der Zechstein in der Haine'r Gemarkung am Homberge näher
bekannt geworden, wo derselbe aus einem gelblichgrauen, an
der Luft zerfallenden Thonmergel besteht, welcher nach unten
hier und da von Malachit imprägnirt ist und beim Mangel des
Kupferlettenflötzes unmittelbar das Rothliegende bedeckt. In der
Röddenauer Feldmark fehlt, wie die Versuchsarbeiten ergeben
haben, ebenfalls der eigentliche Kupferletten, der Zechstein nimmt
Thon und Sand auf. so dass dadurch theils ein sandiger Mergel-
thon, theils ein thontger Sandmergel entsteht und dieses Gestein
führt in der untersten Schicht von 1 bis 3 Fuss Mächtigkeit spär-
liche Graupen oder Anflüge von Malachit. Unter dem Zechstein
trifft man auch hier überall auf Rothliegendes. Am Fusse des
Stätteberges unweit Frankenberg haben zwei neuere Schürf-
schächtchen in der untersten mergeligen Lage des durch oben-
genannte Petrefacten ausgezeichneten Zechsteins grosse Kohlen-
graupen aufgefunden, welche von Kupferglanz durchzogen er-
schienen und von Kupferlasur, namentlich auf den Kluftflächen
des Gesteins, sowie von Ullmannienblältchen begleitet waren.
Nicht fern von dieser Stelle , auf dem linken Ufer der Nuhne,
sind in der Schreufaer Gemarkung mit einem Schürfe ebenfalls
untere Zechsteinschichten mit Malachit-Einsprengungen und Be-
schlägen aufgeschlossen worden , ein ausgebildetes Kupferletten-
flötz hat sich aber ebensowenig gefunden, wie an den übrigen,
zu Versuchen ausgewählten Puncten des linken Edderufers. Wäh-
rend hier die vom übrigen Zechstein nicht scharf abgegrenzten
unteren Lagen desselben bei Zunahme des Thongehaltes Kupfer-
erze enthalten, sind es an anderen Stellen auf dieser Flussseite,
nämlich da, wo der Zechstein fehlt, die obersten Schichten des
ausserdem intensiv braunroth gefärbten Todtliegenden, welche
unter Annahme einer gelblichgrauen Farbe Kupfererze, Vorzugs
weise Malachit und Kupferlasur, führen und auf diese V^'eise die
sog. Sanderze bilden. So verhält es sich z. *B. am Fusse des
Würzebergs, in einer kleinen Schlucht neben der Strasse von
Frankenberg nach Röddenau, wo sich diese von der Chaussee
nach Somplar abtrennt. Hier liegt zuunterst in starken Bänken
Rothliegendes, darüber in einer nur wenige Zoll mächtigen Schicht
Grauliegendes mit Kupfererzen, welches alsdann von etwa 20 Fuss
37
Rauh kalk — in einzelnen Schichten durch Schizodus Schlot-
heimi Gein. charakterisirt — überlagert wird. Ähnliches kommt
auch bei Viermünden vor, in dessen Nähe im Jahre 1747 sogar
ein Ouantu'ifi Sanderze gewonnen worden sind. Anstehend sind
solche daselbst am Eselspfade noch jetzt zu sehen.
Ältere Untersuchungen auf der linken Edderseite haben ab-
bauwürdige Erzmittel ebenfalls nicht aufgefunden. Im Röddenauer
Felde wurde 1749 ein kleiner Stölln zum Zwecke der Gewinnung
von Kupfererzen angesetzt, später aber, weil sich die Flotzmasse
als unschmelzwürdig erwiesen hatte, der Grubenbetrieb wieder
eingestellt. Ähnlich verhielt es sich im Rodenbacher Felde , wo
in 1790 am Wangershäuser Wege ein Schächtchen abgeteuft, das
mit 5^/4 Lachter Teufe erreichte Flötz aber taub gefunden wurde.
Im Zinmnermannsgraben unweit Schreufa bekam man, wie es in
den alten Berichten heisst. in 1775 Anzeichen von Kupferschiefer
von der Beschaffenheit derer zu Thalitter. Die Schiefer wurden
mit einem Stölln verfolgt, im dritten Lachter schnitten dieselben
aber ab und legte sich rotfter Sandstein vor, worauf der Stölln im
fünften Lachter mit der übrigen Arbeit eingestellt wurde. Die
früheren Versuche auf Sanderze bei Viermünden sind oben schon
erwähnt. Später, in 1782, wurde auf Veranlassung eines dasigen
Einwohners, welcher Kupfererze aufgefunden haben wollte, ein
Schürfschächtchen im Kalkstein 2^2 Lachter niedergebracht, aber
keine Erzspur aufgefunden.
Ein anderes Vorkommen von Kupfererzen bei Viermünden,
unter den Delläckern, hat hinsichtlich seines Alters mit allen bis-
her beschriebenen keine Gemeinschaft, ist aber hier ebenfalls
anzuführen. Auf einer nicht sehr mächtigen Schicht charakte-
ristiscjien Zechsteins liegt ein mürber dolomitischer Kalkslein,
also Rauhkalk. Theils in dünnen Streifen in diesem Rauhkalke,
theils stückweise in einem, die Klüfte desselben erfüllenden, so-
wie dieses Gestein bedeckenden rothen Thone kommt Kupfer-
pecherz und auf den Klüften in unregelmässigen Bröckchen auch
Kupferkies von schön goldgelber Farbe vor. Von technischer
Bedeutung erscheint dieses Vorkommen aber nicht.
Abgesehen von diesem zuletzt erwähnten Puncte ist —
nicht nur bewiesen durch alle bekannten Schürfversuche, sondern
auch durch die Gesteins-Beschalfenheit mancher, aus früheren
38
Zeiten herrührender Pingen — als sicher anzunehmen, dass auch
links der Edder die einzelnen Vorkommen von Kupfererzen Theile
einer und derselben Lagerstätte sind, wen!) auch nach dem Vor-
hergehenden ein Flötz von selbstständiger und gleichmässiger
Ausbildung, wie auf der Jenseite, nicht vorkommt. Da, wo Grau-
wacken, Thonschiefer und Rothliegendes zu Tage treten, ist zwar
der Zusammenhang der kupfererzführenden Schicht verloren ge-
gangen, unter dem bunten Sandsteine scheint dieselbe aber un-
unterbrochen fortzusetzen, im Allgemeinen jedoch ärmer an Kupfer-
gehalt zu sein, als das Erzflötz rechts der Edder. Übrigens fehlt
es doch noch sehr an Aufschluss , um eine nur einigermassen
genaue Beschreibung der Zechsteinbildung zwischen Haine und
Viermünden geben zu können und auch von der Zukunft werden
wohl schwerlich noch bedeutende Aufschlüsse in dieser Beziehung
zu erwarten sein, da die an den meisten Stellen vorgenommene
Umwandlung der Erdoberfläche zu Ackerland eine genaue Un-
tersuchung des Terrains in ausgedehnterem Maasse unmöglich
gemacht hat.
Die Scliichtenfol^e des Schwarzen und Braunen Jura im
Rlettgau
von
Herrn Leopold Würtenbepg^ep.
In der südlich vom Randen , zwischen dem Rhein und der
VYutach gelegenen, unter dem Namen Kleltgau bekannten Land-
schaft bieten der längs der Westgrenze von Oberhallau bis in die
Gegend von Schwerzen hinziehende Höhenzug, sovs^ie die Um-
gebung von Lauchringen und Kadelburg am Rhein mehrfach Ge-
legenheit dar zum Studium des unteren und mittleren Jura.
Es sei mir nun erlaubt, hier vorläufig einen kurzen Über-
blick über die Gliederung dieser Formation in dem erwähnten
Distrikte zu geben. Eine ausführlichere Bearbeitung der Lias-
formation gedenke ich später nachfolgen zu lassen.
1. Der Schwarze Jura oder Lias.
Obwohl die oberen Keupermergel in unserem Gebiete an
mehreren Orten theilweise gut aufgeschlossen sind, so ist doch
die Grenzregion zwischen Keuper und Lias unglücklicherweise
jedesmal verhüllt, so dass man bis jetzt noch gar nichts von dem
Vorhandensein der Schichten der Amcula contorta weiss. Auch
konnten
die Schichten des Ammonites planorbis noch nir-
gends im Lager beobachtet werden. In der Umgebung von
Unterhallau fand ich zwar auf den Feldern lose herumliegende
Brocken eines hellgrauen, etwas spathigen, ziemlich festen Kalk-
steins , welche viele charakteristische Exemplare des Ammonites
Johnstoni Sow, {Amm. psilonotus plicatus Quenst.) einschliessen.
40
ausserdem fand ich darin noch Terehratula perforata Piette
CTerebr. psilonoti Quenst.), Lima punctata Sow. sp. und Ostrea
irregularis Goldf. Hieraus geht hervor, dass die Zone des Am-
monites planorhis im Klettgau deutlich entwickelt ist.
Die Schichten des Ammonites angulatus fand ich
nur bei ünterhallau anstehend. Im sogenannten »Goldgässle«
sind dunkelgraubraune , ziemlich weiche . oolithische Thonkalk-
bänke in einer Mächtigkeit von etwa 4' aufgeschlossen. Sie ent-
halten viele Petrefakten . die aber meistens nicht gut erhalten
sind. Am öftersten findet man Ammonites angulatus Sow. und
Lima punctata Sow. Ferner erhielt ich noch: Ostrea irregularis
G0LDF.5 Pecten disparilis Quenst.. Pecten sepultus Quenst , Lima
Hermanni Goldf., Pleuromya sp., Pholadomya prima Quenst.,
Mytilus nitidulus d'Orb. etc.
Über diesen oolithischen Thonkalken liegen dann 16' — 20'
dunkelgraue, kurzbrüchige^ weiche Schiefermergel ; zuweilen sind
dünne (nur einige Zoll hohe), harte, feinkörnige Sandsteinschich-
ten eingelagert, die wieder zu dünneren Schieferblättchen ver-
wittern. Organische Reste zeigten sich in dieser Region noch
keine. Nach oben wird sie begrenzt von den Arietenkalken.
Vor nicht langer Zeit fanden mein Vater (F. J. Würtenberger)
und ich an der Grenze unseres Gebietes in der Nähe von Riet-
heim bei Zurzach (Kanton Aargau) einen schönen Aufschluss im
unteren Lias. Hier sind unter den Arietenkalken mehr als 20'
machtig ebenfalls weiche, dunkelgraue Schiefermergel aufge-
schlossen, welche mit den erwähnten vom Hallauer Berg in Be-
zug auf mineralogische Beschaffenheit gut übereinstimmen ; sogar
jene harten feinen Sandsteinschichtchen findet man ganz in der-
selben Weise wie hei Hailau eingelagert. Die untere Grenze
konnte nicht ermittelt werden. Im Ganzen genommen sind diese
Mergel hier ebenfalls arm an Fossilresten Eine Ausnahme da-
von machen einige festere Steinmergelbänke der obersten Region,
welche ziemlich petrefactenreich sind, ja an einigen Stellen so-
gar als eine wahre Muschelbreccie erscheinen, welche hauptsäch-
lich aus den Stielgliedern des Pentacrinus angulatus Opp. und
theilweise zertrümmerten Muschelschalen zusammengesetzt ist.
Aber auch manche sehr gut erhaltene Muschel lässt sich heraus-
klopfen; so fanden wir eine Anzahl prachtvoll erhaltene Exem-
4i
plaro von Modiola psilonoti Quenst. und Lima punctata Sow.
mit Vioa Michelini Tgm. Ferner zeigte diese Breecie neben einer
Anzahl unbestimmbarer Trümmer noch folgende Arten: Ostrea
irregularis Goldf. . Pecten disparilis Quenst., Cardinia sp., Uni-
cardium cardioides d'Orb., Prohlematicum Quenst. Jur. tab. 6,
flg. 11. Man wird wohl mit Bestimmtheit annehmen dürfen, die
eben besprochene Muschelbreccie entspreche jenem Fentacriniton-
lager, welches Dr. W. Waagen aus dem Aargau anführt * und
als Äquivalent der Zone des Ammonües angulatus bezeichnet.
Waagen's Pentacrinitcnlager liegt direct über den für den Aar-
gauer Lias charakteristischen Insectenmergeln , welchen die er-
wähnten petrefactenleeren Schiefermergel von Rietheim nach den
Lagerungs-Verhältnissen und der mineralogischen Beschaflfenheit
wohl ohne Zweifel auch angehören werden. Da aber nun diese
letzteren den bei Hallau über den oolithischen Schichten mit
Ammonites angulatus folgenden Ablagerungen entsprechen, so
wären hierdurch die bis daher für den Aargauer Jura eigen-
thümlich gehaltenen Insectenmergel auch auf der rechten Seite
des Rheines, in unserem Gebiete nachgewiesen. Freilich zeigten
sich bei Hallau noch keine Spuren von den Insectenüberresten,
welche Heer in diesen Ablagerungen in der Schambelen bei Mül-
ligen an der Reuss nachwies. Wenn diese Parallelisirung aber
dennoch richtig sein sollte, so dürfen die Insectenmergel nicht
mehr bis zu dem Pentacrinitcnlager der Zone des Ammonites
planorbis zugethcilt werden, da bei Hallau die oolithischen Bänke
mit Ammonites angulatus schon weit tiefer liegen. Wie schon
erwähnt, werden diese Mergel bei Hallau von den
Ariete n kalken überlagert. Diese bestehen aus mehreren
4" — ^5" dicken Bänken eines bläulichgrauen, sehr harten, spathigen
Kalksteins, der durch Verwitterung eine bräunliche Färbung annimmt.
Die Mächtigkeit der Arietenkalke beträgt etwa 8'. Sie sind meistens
reichlich mit organischen Resten angefüllt, die aber gewöhnlich
schwierig aus dem harten Gesteine herauszubringen sind. Gry-
phaea arcuata Lmk. und ariete Ammoniten sind die vorherr-
schenden Petrefacten ; erstere findet sich zu Hunderten gewöhn-
* W. Waagen, der Jura ia Franiten, Schwaben und der Schweiz,
Würltemb. naturw. Jahresh. 1863, p. 139.
41
lieh auf den Schichtenflächen eingebacken. Die Arietenkalkc
sind im Klettgau an vielen Stellen aufgeschlossen. Wegen ihrer
Festigkeit und Dauerhaftigkeit gelten sie überall als ein ge-
schätztes Baumaterial und sind daher an vielen Orten durch
Steinbrüche aufgeschlossen; so z. B. ganz besonders in der Um-
gebung von Erzingen und Trasadingen, ferner aber auch bei
Unterhallau, sowie in der Gegend von Lauchringen und Kadel-
burg am Rhein. Als die wichtigeren Fossilresle der Klettgauer
Arietenkalke sind etwa folgende zu betrachten: Ammonites Bück-
landi Sow. , kmm. Deffneri Opp. , Amm. Sinemuriensis d'Orb.,
Amm. spinaries Quenst., Amm. Scipionianus d'Orb., Amm. Gmün-
densis Opp., diese letztgenannte Art fand sich bei Trasadingen
in einem wohlerhaltenen riesigen Exemplar, Amm. sp. (ähnlich
Amm. longipontinus Opp.), Nautilus striatus, Belemniies acutus
MiLL., Pleurotomaria anglica Sow., Lima gigantea Sow., Lima
Hermanni Goldf., Pecten Hehlii d'Orb., Pecten textorius Schloth.,
Avicula Sinemuriensis d'Orb. , Pinna Hartmanni Ziet. , Cardinia
gigantea Ouenst., Terehratula Pietteana Opp. CTerehr. vicinalis
arietis Quenst.), Spiriferina Walcotti Sow., Spirif. tumidus Büch,
Rhynchonella Deffneri Opp. (Terebr. triplicata juvenis Qüenst.)
etc. Die im Klettgau über den Arietenkalken folgenden Abla-
gerungen kann man als
Ölschiefer und gefleckte Mergelkalke bezeichnen, weil
sie das Äquivalent darstellen zu der von Quenstedt* für Schwa-
ben unter der gleichen Bezeichnung beschriebenen Bildung. Diese
Ölschiefer bestehen im Klettgau aus einer etwa 15" — 25" mäch-
tigen Ablagerung grünlichgraubrauner , rauher Schiefermergel,
die sehr oft fettig anzufühlen sind. In der oberen Region sind
zuweilen schwarzgraue, feinblätterige Thonschiefer eingelagert,
die aber sehr arm an organischen Resten sind , während die
übrigen rauheren und fleckigen Lagen gewöhnlich eine Menge
Fossilreste einschliessen. Neben einer Menge unbestimmbarer
Muscheltrümmer zeigen sich hier hauptsächlich : Belemnites acutus
Miller, Ammonites planicosta Sow. (Opp.), Monotis olifex Quenst.,
Monotis inaequivalvis Ziet., Gervillia olifex Quenst., Pecten sp.
* QuENSTEDTj 1838^ dcF Juia pag. 66 und 85, sowie Epochen der Natur,
1861, pag. 533.
43
(QuENST. Jura tab. 11, fig. 8), Gryphaea cf, ohliqua Goldf. (kleine
Formen), Terebratula mcinalis Ouenst., Pentacriuus tuberculatus^
Miller etc. Die Ölschiefer sind im Klettgau fast überall, wo die
Arietenkalke aufgeschlossen sind , nachzuweisen. In den vielen
Steinbrüchen bei Erzingen und Trasadingen sind sie namentlich
gut zu beobachten, ferner auch bei Lauchringen.
Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, mehrere Aufschlüsse
der Liasformation in der Umgebung von Langenbrücken (bei
Heidelberg) zu beobachten; die hier aufgeschlossenen Ölschiefer,
welche von Deffner und Fraas * schon beschrieben wurden,
machen ganz denselben Eindruck wie diese Bildung im Klettgau,
auch die organischen Einschlüsse beider Localiläten stimmen im
Wesentlichen mit einander überein.
Nach Oppel ** muss man die schwäbischen Ölschiefer seiner
Zone des Pentacrinus tuherculatus einreihen. Wenn sich nun
im Klettgau Pentacrinus tuherculatus Miller auch noch nicht be-
stimmt nachweisen liess, so dürfte aus dem Vorstehenden doch
klar sein, dass die hier zu beobachtenden Ölschiefer ebenfalls
die Zone des Pentacr. tuherculatus repräsentiren. Die in neuester
Zeit an verschiedenen Orten eingeführte Trennung der Arieten-
kalke in eine Zone des Ämmonites Bucklandi und eine Zone des
Ammonites geometricus konnte im Klettgau noch nicht durchge-
führt werden. Gegen oben gehen die Ölschiefer dieser Gegend
über in
petrefactena rm e Thonmergel, diese sind etwa 20' bis
25' mächtig, hellgrau, weich und eckig bröckelnd, öfters sind
kleine Thoneisensteingeoden eingelagert. Von organischen Über-
resten fanden sich hier nur sehr selten Ammonites planicosta
Sow. (Opp.) und Ammonites Valdani d'Orb. (Amm. hifer bispi-
nosus Ouenst.). Es lässt sich diese Bildung an vielen Stellen
beobachten, hauptsächlich in den Steinbrüchen der Arietenkalke,
wie z. B, bei Erzingen und Trasadingen.
Bei Kadelburg am Rhein, wo sich im sogenannten »Rütte-
löchli« ein ausgezeichneter Aufschluss im mittleren und oberen
Lias findet, werden diese Mergel überlagert von
* Deffner und Fraas, die Juraversenkung bei Langenbrücken, Jahrb.
für Mineralogie etc. Jahrg. 1869, S. 17 ff,
Oppel, 1868, die Juraformation pag. 45.
44
Schichten mit Rhynchonella ranina. Diese Abthei-
lung ist etwa 2^2' mäcblig und besteht gewöhnlich aus zwei
Bänken eines dunkelblaugrauen, sehr harten Kalksteins , welcher
sehr oft hellgraue, weichere Steinmergelgeoden und viel Eisen-
kies einschliesst. Diese Schichten sind gewöhnlich sehr reich
an organischen Überresten (Pelecypoden und Brachiopoden), die-
selben sind aber nicht gut aus dem harten Gesteine herauszu-
bringen; besser steht es dagegen, wenn diese Schichten die
Oberfläche von Feldern bilden, wie diess z. B. bei Erzingen und
Trasadingen der Fall ist, wo sie dann zu bräunlichen Brocken
verwittern, aus denen sich die Fossilreste meistens sehr gut er-
halten mit Leichtigkeit gewinnen lassen. Bei Lauchringen fand
mein Vater in diesen Schichten den Ämmonites oxynotus Quenst. ;
in der Mittel- und Oberregion finden sich sehr oft wohlerhaltene
Exemplare des Ämmonites raricostatus Ziet., ausserdem will ich
aus diesen Schichten noch erwähnen: Ämmonites armatus densi-
nodus QuENST,, Amm, hifer ? Quenst., Amm. ziphns Ziet., Amm.
sp. (gekielter Ariel) , Belemnites Oppeli Mayer *, Pleurotomaria
sp., Spiriferina betacalcis Quenst., Spirif. iumidus Buch, Rhyn-
chonella ranina Suess (Terehr. oxynoti Quenst.) kommt sehr
häufig vor, Rhynch, pUcatissima Quenst. sp,, Rhynch. calcicosta
Quenst. sp., Rhynch. cf. curviceps Quenst. sp., Terebratula ova-
tissima Quenst , Terehr. vicinalis sphaeroidalis Quenst. , Terehr.
Fraasi 0??., Terebrätula sy, now. (sehr aufgeblähte Form aus der
Familie der Cincten), Gryphaea ohliqua Goldf., Pecten tumidus
Ziet., Pecten textorius Schl., Pecten aequalis Sow. , Pecten sp.
(cf. P. priscus ScHLOTH.), Pecten sp. (cf. P. glaber Ziet.), Lima
pectinoides Sow., Lima cf. acuticosta Quenst., Lima sp. (cf L.
gigantea Sow.), Monotis papyria Quenst., Plicatula cf. spinosa
Sow., Pinna sp., Modiola cf. psilonoti Quenst., Modiola oxynoti
Quenst., Pholadomya Fraasi Opp., Cardinia hybrida Agass., Ser-
pula raricostafi Quenst., Pentacrinus moniliformis beta Quenst.
etc. Die Schichten der Rhijnchonella ranina finden sich gut auf-
geschlossen in einer hohlen Gasse nordwestlich von Erzingen,
sie bilden ferner die Oberfläche eines grossen Theils der Höhen
■ Vergl. Dr. K. Mayer^s Klassifikation der ßeleniniten in den Verhandl.
d. Schweiz, naturforsch. Gesellsch. Luzern, tS62, pag. 140.
45
nordwestlich von Erzingen und Trasadingen, wo mein Vater und
ich seit mehreren Jahren eine grosse Anzahl von Versteinerun-
gen daraus sammelten, endlich sind sie auch ziemlich verbreitet
auf der Höhe bei Unterhallau. Zu Bausteinen eignen sich diese
Kalkbänke nicht so gut wie die Arietenkalke, weil sie leichter
verwittern als diese.
Aus dem Vorstehenden dürfte sich ergeben, dass die Klett-
gauer Schichten mit Rhynchonella ranina zusammen mit den
darunter liegenden leeren Mergeln dem Lias ß Quenstedt in
Schwaben entsprechen ; denn in den Klettgauer Raninaschichten
fanden mein Vater und ich beinahe alle jene Arten, welche Prof.
OüENSTEDT auf tab. 12 und 13 im Jura aus seinem Betakalk und
Oxynotenlager abbildet. In diesen Ablagerungen hätte man also auch
Oppel's drei Abtheilungen: Zone des Ämmonites obtusus, Zone
des Ämm. oxynotus und Zone de& A, raricostatus zu suchen.
Wenn man aber die Trennung in diese drei Abtheilungen auch
für den Klettgau durchführen wollte, würde man auf nicht ge-
ringe Schwierigkeiten stossen, die ihren Grund wohl hauptsäch-
lich in der geringen Mächtigkeit der Liasablagerungen in dieser
Gegend haben. Was erstlich die über den Ölschiefern liegenden
petrelactenarmen Thonmergel betrifft, so werden dieselben wohl
der Zone des Ämmonites obtusus zufallen. Die schwäbische Pho-
ladomyenbank im Oberlseta (mit Pholadomya Fraasi) wird von
Oppel * noch zu seiner Zone des Ämmonites obtusus gestellt; es
ist aber klar, dass im Klettgau die Region dieser Pholadomyen-
bank schon in den Schichten mit Rhynchonella ranina zu suchen
ist, da diese die fragliche Pholadomya in zahlreichen Exemplaren
einschliessen. Während nun aber in Schwaben über der Phola-
domyenbank wieder 20' Thone mit Ämmonites oxynotus und bifer
folgen und über diesen die wieder etwa 15' mächtigen Schichten
mit Ämmonites raricostatus liegen , so findet man im Klettgau
diesen letztgenannten Ammoniten , sowie Amm. oxynotus und
Pholadomia Fraasi alle zusammengedrängt in der kaum 2 V^' er-
reichenden Lage mit Rhynchonella ranina und da man im Klett-
gau diese Schichten gewöhnlich nur da ausbeuten kann , wo sie
an der Oberfläche verwittern , so konnten noch keine Beobach-
* Oppel, 1858, die Juraformation pag. 51 und 53.
46
tungen darüber gemacht werden, ob die Leitmiischeln der Oppel-
schen drei Zonen in derselben Reihenfolge übereinander liegen
wie in Schwaben.
Der in Schwaben mehr als 100' mächtige Lias [5 wird also
im Klettgau kaum mehr als 20' mächtig: gehen wir aber in den
angrenzenden Kanton Aargau, so schrumpfen diese Schichten auf
eine kaum 3' mächtige Ablagerung zusammen, denn es ist klar,
dass die Klettgauer Ranina-Schichien sammt den darunter liegen-
den petrefactenarmen Thonmergeln nur in der von Mösch* unter
der Bezeichnung Capricornierthon beschriebenen, kaum 1 Meter
mächtigen Bildung zu suchen sind, denn Mösch, sowie auch Dr.
W. Waagen führen hieraus Ämmonites oxynotus Quenst., Amm.
planicosta Sow., Amm. Ziphus Qvei^st., Amm. raricostatus Ziet.,
Rhynchonella ranina Suess und andere Leitmuscheln der Klett-
gauer Ranina-Schichten an.
Die OppELSche Trennung des Lias /3 scheint sich überhaupt
in Deutschland nicht weit über Schwaben hinaus durchführen zu
lassen: denn nach U. Schlönbach sind diese Lnterabtheilungen
in Norddeutschland auch nicht zu unterscheiden und ein Anblick
der Tabelle No. L, welche Waagen seiner schon mehrfach er-
wähnten Arbeit beigibt, lehrt, dass diess auch für Franken und
die Schweiz gelte. Über den Schichten mit Rhynchonella ranina
ist im Kadelburger Aufschluss der
mittlere Lias noch vortrefflich entblösst. Er zeigt aber
hier eine sehr geringe Entwickelung, denn von den Raninaschichten
bis zu den Posidonienschiefern beträgt die senkrechte Höhe nur
8^/2' — 9'. Trotzdem lassen sich hier mehrere der OppELSchen
Zonen recht gut unterscheiden, aber diess ist bis fast ausschliess-
lich auch nur an dem ausgezeichneten Aufschluss bei Kadelburg
der Fall, denn an anderen Klettgauer Localitäten, wo die Auf-
schlüsse weniger deutlich sind, lässt sich eine solche Trennung,
weil man die Fossilreste wegen der geringen Mächtigkeit der
* Vergl. C. Mösch, 1856^ das Flölzgebirge im Kanton Aargau pag. 26
und 27.
*" W. Waagen, der Jura in Franken etc. Württemb. naturw. Jahresh.
186S, pag. 139.
Dr. U. ScHLöNBACH, die Schichten des unteren und mittleren Lias in
Norddeutschland, Jahrb. f. Mineralogie etc., 1863, pag. 164 u. tf.
47
Schichten gewöhnlich aus mehreren Zonen durcheinandergemischt
findet, kaum durchführen.
Im Kadelburger Profil lagert sich über die Schichten mit
Rhynchonella ranina eine 18" mächtige Schicht, welche sich
aus braunlichgrauen oder rostfarbigen, rauh anzufühlenden Stein-
mergeln zusaiiimonsetzt. Organische Reste sind zwar häufig,
aber meistens so schlecht erhalten, dass sie sich kautn bestim-
men lassen. Es kommen in dieser Schicht öfters Partien vor,
die nur aus zertrümmerten Petrefactenschalen zusammengesetzt
sind, auch scheint der sandsteinartige Charakter dieser Schicht
nur von zerriebenen Muscheltrümmern herzurühren. Es fanden
sich wenig bezeichnende Fossilreste; es sind zu nennen: Beiern-
nites sp., Rhynchonella cur mceps Qm^si.^ Pleurotomaria expansa
d'Orb, , Lima acuticosta Goldf. . Pecten priscus Goldf., Pecten
tumidus ZiET., Pholadomya sp., Plicatula sp. etc.
Es folgt dann bei Kadelburg eine sehr feste, hellgraue,
dunkelgefleckle Kalkbank und über dieser gelblichgraue weiche
Thonmergel, zusammen 16" mächtig. Hier zeigte sich Ammo-
nites capricornus Schloth. (Amin, maculatus Quenst ), Amm.
Davoei Sow., Amm. lineatus Schl,, Belemnites umbilicatus^ Blainv.,
Rhynchonella furcillata Buch, Rhynch. rimosa Buch, Pleuroto-
maria expansa d'Orb. , Pecten tumidus Ziet. etc. Die Cephalo-
poden beweisen hinlänglich, dass man es hier mit der Zone des
Ammonites Davoei zu thun hat; sogar die unten liegende Kalk-
bank stimmt genau mit den von Ouenstedt (Jura pag. 116) für
Schwaben beschriebenen dunkelgefleckten Kalkbänken mit Ammo-
nites Davoei überein; auch im Klettgau steckt dieser letztgenannte
Ammonit so fest im Gesteine, dass kein ganzes Exemplar heraus-
zubringen ist. Unsere Davoei-Sc\Ac\\\,en mit der darunter lie-
genden Muscheltrümmcrbank werden wohl die von Mösch (Flötzgeb.
p. 27 u. ff.) für den Aargau unter dem Namen i^Numismalis-
Mergel« beschriebene Abtheilung darstellen, wie aus den daraus
angeführten Fossilresten hervorgehen dürfte. Die Charakteristik,
welche Mösch von der Unterregion seiner Numismalismergel gibt,
stimmt gut mit unserer Muscheltrümmerbank und bei Waagen
(loc. cit. pag. 157) findet man, dass in der Oberregion dieser
Numismalismergel ebenfalls eine Lage harter Mergelknollen mit
Ammonites Davoei sich findet. Waagen führt aus der Unterregion
48
A7nm, Jamesoni Sow. und mehrere für die Zone des Amm. ihex
leitende Arten an , so dass man vielleicht annehmen dürfte, in
unserer erwähnten Muscheltrümmerbank habe man die Zonen des
Ammonites Jamesoni und ihex zu suchen.
Bei Kadelburg folgen dann über den Da^oee- Schichten
24 Zoll kurzbrüchige, gelblichgraue, weiche Mergel, denen schich-
jtenartig gruppirte Steinmergelknollen von Faust- bis Kopfgrösse
eingelagert sind. In den weichen Mergeln , wie in den Stein-
knollen findet sich Belemnites paxillosus Schloth. sehr häufig;
ausserdem zeigten sich hier aber noch folgende Arten: Ammo-
nites margaritatus Montf. (Amm. amaltheus Schloth.), Belemnites
compressus Stahl, Belemnites hreviformis ? Ziet., Pleurotomaria
expansa d'Orb., Trochus Schübleri Ziet.. Trochus imhricatus
QüENST. 5 Turritella undulata Ziet., Pecten strionatis Qi^'enst.,
Pecten priscus Goldf. , Plicatula spinosa Sow., Cucullaea Mün-
steri Ziet. etc. Aus mehreren dieser Arten geht zur Genüge
hervor, dass diese Schichten die Zone des Ammonites margari-
tatus repräsentiren.
Im Kadelburger Profil findet man dann über diesen Marga-
n'toft/s- Schichten die Zone des Ammonites spinatus aufgeschlossen.
Sie besteht aus einer 3 Fuss mächtigen Region, in welcher
vier Steinmergelknollen-Schichten, von denen jede etwa 5" dick
ist , mit gelblichgrauen , weichen Mergeln wechsellagern. Alle
diese Knollenlager , welche sich meistens aus rundlichen kopf-
grossen Knauern zusammensetzen, enthalten ziemlich häufig cha-
rakteristische Individuen des Ammonites spinatus Brüg,, nament-
lich die oberste dieser Scliichten schliesst genanntes Petrefact
in grosser Häufigkeit ein. Belemniten sind hier nicht mehr so
zahlreich vorhanden wie in den Margaritatus-Schichim. In den
obersten Thonschichten zeigen sich zwar zuweilen sehr dicke
Belemniten-Individuen, die vielleicht zu Belemnites crassus Voltz
gehören dürften. In diesen Spinatus-Schxchien findet man bei
Kadelburg hauptsächlich: Ammonites spinatus Brug. (in den bei-
den Varietäten Amm. costatus nudus Quenst. und A. costatus
spinatus Quenst. vertreten), Belemnites paxillosus Schloth., Rhyn-
chonella amalthei Qlenst. , Pecten tumidus Ziet., Plicatula spi-
nosa Sow., Serpula sp., Diastopora sp. (die letzten zwei Arten
auf Belemniten sitzend) etc.
49
Im Klettgau findet man im mittleren Lias ausser bei Kadel-
burg noch an mehreren Orten Aufschlüsse, so z. B. bei Beggin-
gen und Schieitheim, ferner aber auf der Höhe zwischen Unter-
hallau und Trasadingen ; auf dem sogenannten »Brändleacker«
fand ich hier besonders: Ammonites capricornus Schloth., Amm.
Davoei Sow. . Amm. lineatus Schloth., Belemnites hreviformis
ZiET. , Belemnites paxillosus Schloth., und in Steinknollen den
Ammonites spinatus Brg., sowie noch mehrere für den mittleren
Lias bezeichnende Arten. In der schon erwähnten hohlen Gasse
im Erzinger Rebberg ist der mittlere Lias ebenfalls aufgeschlossen,
mein Vater und ich fanden hier schon verschiedene Leitmuscheln
für die Zonen des Ammonites Davoei, Amm. margaritatus und
Amm. spinatus; man trifft hier namentlich Belemnites paxillosus
und Plicatula spinosa sehr häufig. Die Umgebung von Erzingen
zeigt noch mehrere Puncte, wo sich die charakteristischen Petre-
facten der erwähnten Zonen finden, auch zeigen sich dieselben
östlich von Degernau. Über den >S/)ma^«^s-Schichten schliessen
sich die
Posidonienschiefer an; diese sind in der Klettgauer
Gegend gut entwickelt und lassen , was die Mächtigkeit betrifft,
den schwäbischen Posidonienschiefern nicht viel nach. Sie können
in unserer Gegend an mehreren Orten beobachtet werden: zu
ihrem genaueren Studium eignet sich aber der schon mehrfach
erwähnte Liasaufschluss im sog. »Rüttelöchli« bei Kadelburg wie-
der am besten. Die Mächtigkeit unserer Posidonienschiefer be-
trägt 20' — 22'; es wird diese Zone aus dunkel- bis hell- oder
bläulichgrauen Schiefermergeln zusammengesetzt. Öfters zeigen
sich Partien, die zu äusserst dünnen Schieferblättchen verwittern.
Auch im Klettgau werden die Posidonienschiefer durch zwei sehr
feste dauerhafte Kalkmergelschichten von etwa 6 Zoll Höhe, die
unter dem Namen Stinksteine bekannt sind, in drei Abschnitte
getheilt. Die untere und die mittlere dieser Abtheilungen be-
tragen jeweils nur 12 Zoll, die obere erreicht dagegen eine
Mächtigkeit von mindestens 17'. Nach dem Profil, welches Oppel *
aus der Boller Gegend von den Posidonienschiefern gibt, beträgt
Oppel, 18S8, die Juraformation pag. 201. Prof. No. 15.
Jahrbuch 1867. 4
50
dort der unter den Stinksteinen liegende Theil 10', der zwischen
denselben gelegene 3^2' und die darüber folgende Region da-
gegen nur 10'. Wenn daher die Klettgauer Stinksteine die Fort-
setzung bilden von jenen in Schwaben , so wäre unsere untere
und mittere Region der Posidonienschiefer geringer, die obere
aber mächtiger entwickelt als in Schwaben.
Die unterste Region der Posidonienschiefer ist bei Kadel-
burg gut aufgeschlossen , sie besteht hier aus schwarzbraunen,
weichen, sehr feinblättrigen Schiefermergeln, die häufig Posidonia
Bronni Ziet. und Inoceramus dubius Sow. einschliessen.
Im unteren Stinksteine zeigten sich bei Kadelburg und bei
Degernau mehrmals wohlerhaltene Exemplare von Leptolepis
Bronni Agass.
In den zähen dunkelgrauen Schiefermergeln der mittleren
Region liegen bei Kadelburg Ämmonites communis Sow., Pecten
contrarius Ruch, Monotis substriata Goldf., Inoceramus dubius
Sow. Hier fand man auch ein plattgedrücktes Stück von einem
Pflanzenstamm, dessen Substanz in Gagatkohle verwandelt ist.
Im oberen Stinkstein trifft man Ämmonites Lythensis Buch
und Inoceramus dubius Sow.
Die Region über den Stinksteinen besteht gewöhnlich aus
unregelmässig grobschieferigen , ziemlich harten Thonmergeln.
Man trifft hier bei Kadelburg besonders Ämmonites Lythensis
Buch, Ämm. communis Sow., Amm. serpentinus Rein.. Äptychus
sanguinolaris , Belemnites acuarius Schloth., Posidonia Bronni
ZiET., Inoceramus dubius Sow,, Monotis substriata Goldf., Or-
bicula papyracea. Bei Kadelburg findet sich in den unteren
Lagen dieser Region eine S" dicke Bank, welche Chondrites Bol-
lensis Ziet. sp. in grosser Häufigkeit einschliesst und in der
obersten Region liegt eine dünne Schicht, die fast ganz nur aus
den Schalen der Posidonia Bronni zusammengesetzt ist. In der
hohlen Gasse nordwestlich von Erzingen , in der Nähe des so-
genannten Vogelhages findet sich ebenfalls ein ausgezeichneter
Aufschluss hauptsächlich in den oberen Posidonienschiefern. Mein
Vater und ich sammelten hier eine grosse Anzahl von Verstei-
nerungen; man trifflt hier namentlich in ausserordentlicher Häu-
figkeit den Ämmonites Lythensis Buch, sowie Ämm. serpentinus
Rein., ' ausserdem aber noch: Belemnites acuarius Schloth., Or-
51
bieula papyracea Quenst. , Inoceramus duhius Sow., Posidonia
Bronni Ziet., Lolignites, Chondrites Bollensis Ziet. (ausgezeichnet
schön erhalten) etc.
Die Klettgauer Posidonienschiefer findet man ferner noch
aufgeschlossen bei Beggingen und Schieitheim. Von letztgenannter
Localitat führen Dr. J. Kübler * und H. Zwingli in ihren interes-
santen mikroskopischen Mittheilungen sechs neue Foraminiferen-
arten aus den Posidonienschiefern an. Es sind diess folgende
Arten: Frondicularia irregularis Kbl. und Zw., Hybridina ob-
liqua Kbl. und Zw., Cristellaria primitiva Kbl. und Zw., Cristell.
rotunda Kbl. und Zw., Cristell. elongata Kbl. und Zw., und Cri-
stell. communis Kbl, und Zw. Nach Kübler und Zwingli finden
sich alle sechs Arten ebenfalls in den Posidonienschiefern von
Betznau (Kt. Aargau). Es bleibt noch zu erwähnen, dass bei
Degernau die Posidonienschiefer ebenfalls nachzuweisen sind ; es
zeigte sich hier namentlich Inoceramus dubius Sow. und Ammo-
nites Bollensis Ziet. In der ürngebung von Lauchringen ist diese
Bildung gleichfalls anzutreffen. Wir gehen nun über zu der letz-
ten Abtheilung der Liasformation. welche man gewöhnlich unter
der Bezeichnung
Jurensis-Mergel aufführt. Diese Zone lässt sich im
Klettgau an mehreren Orten nachweisen. Weil sie durch viele
Cephalopodenreste immer sehr gut charakterisirt ist, so lässt sie
sich überall leicht erkennen. Wo sie anstehend zu beobachten
ist, wie bei Kadelburg, besteht sie aus einer etwa 6 Fuss mäch-
tigen Thonablagerung; diesen hellgrauen, weichen Thonen sind
dann zu Schichten angeordnete, meistens Kopf-grosse, ziemlich harte
Steinmergelknollen eingelagert. Die Thone, sowie die Steinknollen
schliessen meistens eine Menge bezeichnender Belemniten und Am-
monitenarten ein, unter welchen besonders Belemnites parvus Hartm.,
Belemn. brevirostris d'Orb., Belemn. longicostatus Voltz, Belemn.
tricanaliculatus Ziet., Ammonites jurensis Ziet. und Amm. radians
Rein, zu den gewöhnlichsten Vorkommnissen gehören. Wo die
Jurensis-Merge] die Oberfläche bilden, sind sie auf Ackerfeldern
* Dr. J. Kübler und H. Zwingli: Mikroskopische Bilder aus der Urwelt
der Schweiz, II, Heft, im Neujahrsblatt von der Bürgerbibliothek in Winter-
thur für 1S66, pag. 9 und 10, tab. I. ^
4*
52
leicht nachgewiesen, denn man kann an solchen Orten die Bruch-
stücke des Ammonites jurensis Ziet. mit schönen Loben , sowie
Ammonites radians Rein, und die angeführen Belemriiten zu Hun-
derten auflesen oder aus den herumliegenden Knollen heraus-
klopfen. Von dem, was mein Vater und ich seit mehreren Jah-
ren in dieser Abtheilung sammelten, will ich hier Folgendes er-
wähnen: Nautilus jurensis Quenst. , Ammonites jurensis Ziet.,
Am,m, hircinus Schloth., Amm. Walcotti Sow., Ainm. serrodens
QuENST., Amm. radians Rein., Amm. discoides Ziet., Amm. Eseri
Opp., Am7n. Aalensis Ziet., Amm. comptus Rein., Amm. Thouar-
sensis d'Orb., Amm. costula Rein., Amm. insignis Ziet., Beiern- ♦
nites hremrostris d'Orb., Belemn. longisulcatus Voltz, Belem. ir-
regularis Schloth., Belemn. exilis d'Orb., Belemn. parms Hartm.,
Belemn. tricanaliculatus Ziet. , Bhynchonella jurensis Quenst.,
Pleurotomaria gigas Quenst., Pleurot. zonata Goldf., Pecten sp.,
Diastopora liasica Quenst., Bullopora sp , Pentacrinus sp., Pen-
• tacrinus jurensis Quenst., Serpula sp. Ausser an erwähntem
Aufschluss im Rüttelöchli sind die Schichten des Amm. jurensis
in der Umgebung von Kadelburg noch an einigen Stellen zu be-
obachten. Sie sind ferner auch aufgeschlossen in der Umgebung
von Schwerzen und Degernau, namentlich aber auch bei F:^rzin-
gen. Bei letztgenanntem Ort findet man diese Abtheilung auf
den Feldern in der Nähe des Bahnhofes (es ist diese Stelle na-
mentlich günstig zum Sammeln von Belemniten), ferner aber auch
auf dem Berge beim sogenannten »Vogelhag«. Ausserdem lassen
sich die JureJisis»Merge\ noch an einigen Orten auf Bergen zwi-
schen Erzingen und Hallau nachweisen und so auch in der Nähe
von Schieitheim, von welcher Localität Dr. Waagen (Ioc. cit.
pag. 167) schon ein ausführliches Petrefecten-Verzeichniss mit-
theilt.
Aus der vorstehenden kurzen Betrachtung der Klettgauer
Liasformation mag hervorgehen, dass sie sich mit Oppels System
für Schwaben in folgender Weise vergleichen lässt.
Schwäbischer Lias nach Oppel.
Klettgauer Lias.
30'
Zone des Ammonifes jurensis
60"
Jurensis-Merge].
Zone des Posidonia ßronni.
210"
Posidonienschiefer.
100'
30"
Schichten mit Ammonites spi-
natus.
Obere Zone des Amm. mar-
garitatus.
24"
Schichten mit Amm. margari-
tatus.
Untere Zone des Amm, mar-
garitatus.
16"
Schichten mit Amm, Davoei.
Zone des Ammonites ibex.
lo
? Muscheltrümmer-Schicht mit
Rhynchonella citrviceps.
150'
Zone des Amm. Jamesoni.
Zone des .4mm. raricostatus.
25"
Schicjiten mit Rhynchonella
ranina.
Zone des Amm. oxynotus.
Zone des Amm. obtusus.
230"
Mergel mit Amm. planicosta.
Zone des Pentucrinus tubßv-
culatiis.
20"
Ölschiefer mit Monotis olifex.
Zone des Amm. Bucklandi.
80"
Arietenkalk.
Zone des Amm. angulatits.
200"
Schichten mit Amm. angulatus.
Zone des Amm. planorbis.
? 40"
Schichten mit Amm. planorbis.
280'
96'
Vor Allem ist die geringe Mächtigkeit unserer Liasformation
auffallend: während diese Ablagerungen z. B. in Schwaben gegen
300' mächtig werden, erreichen sie im Klettgau höchstens 100'.
Aber trotzdem lassen sich, wie oben darzuthun versucht wurde,
hier doch fast alle jene Zonen, welche Oppel für Schwaben auf-
stellte, nachweisen. Vergleicht man die Mächtigkeit der einzelnen
Etagen, so verhält sich in Schwaben Toarcien zu Pliensbachien
zu Sinemurien etwa wie 3 : 10: 15, im Klettgau aber wie 3:1:6.
Während also die Mächtigkeit der oberen Etage an beiden Orten
so ziemlich übereinstimmt^ so ist in Schwaben der mittlere Lias
lOmal, der untere 2i/2mal mächtiger *ais im Klettgau. (Pliens-
54
bachien im Klettgaii 10', in Schwaben 100'; Sinemurien im Klett-
gau 60'j in Schwaben 150'). Wenn man die Entwickelung des
Klettgauer Lias mit den Ablagerungen der angrenzenden Länder
vergleicht, so stellt sich erstlich beim unteren Lias heraus, dass
er sich vielmehr dem Aargauer Typus nähert als dem schwäbi-
schen: denn es wurde weiter oben gezeigt, dass im Klettgau
die eigenthiimlichen Insectenmergel des Aargauer Jura noch ver-
treten sind und dass die Schichten mit Rhynchonella ranina in
Mösch's Capricornierthonen in der gleichen Facies wieder zu fin-
den sind , während die äquivalenten Ablagerungen dieser Zone
in Schwaben in Bezug auf ihre Entwickelung bedeutender ab-
weichen. Ebenso schliesst sich der mittlere Lias mehr dem aar-
gauischen Typus an und das Toarcien ist in allen drei Gebieten
so ziemlich gleichmässig entwickelt, so dass man schliesslich doch
anzunehmen berechtigt ist, die Klettgauer Liasformation im All-
gemeinen sei mehr ,nach dem im Aargau herrschenden Typus
als nach dem schwäbischen entwickelt.
2. Der braune Jura.
Diese Formation hat im Klettgau nur eine geringe Verbrei-
tung. Es sind wenig gute Aufschlüsse vorhanden; namentlich
mangeln solche der mittleren Region , so dass man hier über
einige Abtheilungen noch im Unklaren ist. Der Braune Jura
muss hier überhaupt etwas kürzer behandelt werden als der Lias.
Weil wir noch nicht so viel Zeit zu dessen Untersuchung ver-
wenden konnten als für diese letztgenannte Formation und die
Aufschlüsse überhaupt mangelhafter sind, so kann hier einstweilen
auch nur ein allgemeines Bild von der Schichtenfolge des Klett-
gauer Braunen Jura gegeben werden. Der von den Ortschaften
Rechberg, Erzingen, Wutöschingen und Schwerzen umgebene
Hügel, welcher im Klettgau unter dem Namen Bohl bekannt ist,
ist grösstentheils aus den Schichten des Braunen Jura aufgebaut.
Mehr im Südwesten unseres Gebietes trifft man diese Formation
in der Umgebung der Orte Kadelburg, Dangstetten, Bechtersbohl
und Lauchringen. Ferner findet man den oberen Braunen Jura
aufgeschlossen in der Nähe von Weisweil und Osterfingen, sowie
bei Siblingen am Randen. In dem schon mehrfach erwähnten
Aufschluss im »Rüttelöchli« bei Kadelburg hat man eine vorlreff-
liehe Gelegenheit, den Übergang von den Jurensis -Mergeln
in die
Schichten mit Ammonites torulosus und opalinus
zu beobachten. Die Unterregion dieser Abtheilung ist hier in
einer Wasserreuse auf eine ziemlich weite Strecke aufgeschlos-
sen. Sie besteht aus kurzschieferigen bis bröckeligen, rauhen,
weichen Thonmergeln von dunkelschwarzgrauer Farbe. Zuweilen
finden sich etwas härtere Steinkohlenschichten eingelagert. Or-
ganische Reste sind nicht gerade selten, aber doch meistens nicht
gut erhalten. Es zeigten sich bei Kadelburg: Eryma sp., Am-
monites torulosus ZiET. , Amm. opalinus Rein. , Belemnites sub-
clavatus Voltz, Belemn. brems Blainv., Terebralula? sp., Pecten
textorius torulosi Quenst., Pecten udenarius Quenst. etc. Na-
mentlich den Ammonites opalinus Rein, findet man hier in zahl-
reichen Exemplaren. Diese OpaUnus-l\iom erreichen im Klett-
gau eine Mächtigkeit von wenigstens 200'. Trotzdem dass sie
eigentlich selten aufgeschlossen sind , so lässt sich ihre Region
doch leicht erkennen. Sie bilden nämlich gewöhnlich bauchige
Hügelformen, während die auf ihnen liegenden Murchisonae-
Schichten meistens senkrechte nackte Felswände darstellen. Die
Region der Opalinus-Thone kann bei Kadelburg und Lauchringen
auf weite Strecken verfolgt werden. Nicht selten finden hier
in ihrem Gebiete kleinere und grössere Erdschlüpfe statt. Aus-
serdem findet sich diese Zone noch in grosser Verbreitung am
Bohl bei Rechberg. Darüber folgen dann die
Schichten mit Ammonites Murchisonae. Es ist diess
für den Geognosten ein viel erfreulicheres Gebiet als die vor-
hergehende Abtheilung, weil man nämlich hier wieder einen
grossen Reichthum an wohlerhaltenen organischen Resten an-
trifft. Es besteht diese Bildung im Klettgau aus einer ziemlich
mächtigen Ablagerung regelmässig geschichteter, feinkörniger,
harter, kalkiger Sandsteine, welche im Innern mit bläulichgrauer,
aussen mit brauner Farbe erscheinen. In der unteren Region
sind die Schichten meistens dünn , in der Mitte aber erreichen
sie oft eine Höhe von 3 Fuss. Oft zeigen sich in dieser Zone
etwas kalkigere Partien, die eine Unzahl Exemplare des Pecten
personatus Ziet. einschliessen , die aber dann gewöhnlich auch
von einer Anzahl anderer Arten wie Ammonites Murchisonae
56
Sow., AmmonUes Staufensis Opp., Astarte Aalensis Opp. etc. be-
gleitet werden. Es lässt sich diess namentlich gut beobachten
auf der östlichen Seite des Böhls bei Rechberg. Wenn die Mur-
chisonae-Sch'idiien zwar auch sehr oft eine grosse Menge Ver-
sleinerungen einschliessen, so ist ihre Fauna im Ganzen genom-
men doch etwas eintönig. Mein Vater und ich sammelten bis
jetzt erst folgende Arten : Ammomtes Staufensis Opp., Amm. Mur-
chisonae Sow. (die beiden Varietäten Amm. Murchisonae obtusus
OuENST. und Amm. Murch. acutus Quenst. reichlich vorhanden),
Belemnites spinatus ? Quenst., Pecten personatus Ziet. sehr häufig,
Pecten demissus Goldf., Pecten sp., Lima sp., Avicula elegans
MüNST., Astarte Aalensis Opp. häufig, Venulites Aalensis ? Quenst.,
Inoceramus amygdaloides Goldf., Pholadomya fidicula Sow.; bei
Kadelburg findet man ferner auch zuweilen Zoophicos ferrum
equinum Heer, sowie die von Quenst. (Jura tab. 46, fig. 1) ab-
gebildeten sogenannten Zopfplatten. An guten Aufschlüssen in
dieser Zone mangelt es bei uns nicht: es finden sich solche na-
mentlich östlich von Kadelburg im sogenannten «Bernetholz« und
in der »Berche«', ferner aber auch auf der Höhe des Böhls bei
Rechberg. Schlimmer steht es dagegen mit den
Schichten des Ammonites Sowerhyi und des Amm.
Sauzei. Monotis echinata Sow., Pecten tiiberculosus Gingensis
Quenst., Cucullaea oblonga Queäst. und Lithodendron Zolleria-
num Quenst., welche sich in der Umgebung von Kadelburg und
Dangstetten zeigten, scheinen zwar auch auf das Vorhandensein
dieser Zone hinzudeuten. Die
Schichten ^es Ammonites Humphriesianus lassen sich
dagegen schon bestimmter nachweisen. Auf der Höhe östlich
von Kadelburg in dem sog. »Bernetholz" und der »Berche« findet
man in herumliegenden, thonigen, eisenschüssigen, oolithischen
Gesteinsbrocken den Amm. Humphriesianus Sow., Amm. Blagdeni
Sow. (Amm. coronatus Ziet.), Belemnites giganteus Schloth.,
Ostrea flabelloides Lamk. [Ost. Marshi Goldf. >. Ausserdem liegen
in unserer Sammlung von hier noch Amm. subcoronatus Opp.,
Amm. Eudesianus d'Orb., Belemnites canaliculatus Schloth., Pleu-
rotomaria ornata ? Sow., Terebraiula perovalis Sow., Pecten sp.,
Lima gibbosa Sow., Mytilus cuneatus d'Orb., Lyonsia gregaria
Rom. sp., Lyonsia sp., Pholadomya Heraulti Agass. , Trigonia
i
57
costata Park., Diastopora compressa Quenst., Cidaris maximm
GoLDF. , Serpula lumbricalis Schloth Es sind diess meistens
Arten, die anderwärts die Zone des Amm. Humphriesianus cha-
rakterisiren, so dass man trotz der schlechten Aufschlüsse mit
Bestimmtheit annehmen darf, diese Abtheilung sei im Klettgau
ähnlich wie anderwärts entwickelt. An einer anderen Localität
in der Umgebung von Dangstelten hat man ebenfalls die Spuren
der Ilumphriesianus-Sch\c\\iQi\, Die oberste Abtheilung des Un-
terooliths, die
Schichten des Ammonites Parkinsoni lassen sich in
der Umgebung von Bechtersbohl nachweisen. Es zeigten sich
hier und an einigen anderen Stellen in einem eisenschüssigen,
rauhen Gesteine: Ammonites Parkinsoni Sow., Amm. polymorphus
d'Orb., Amm. oolithicus d'Orb., Terebratula carinata Lmk., Rhyn-
chonella acuticosta Ziel, Posidonia Parkinsoni Quenst. Die f
Schichten des Ammonites ferrugineus und der
Ostrea Knorri *, welche in Deutschland die Bathgruppe re-
präsentiren, lassen sich auch im Klettgau an einigen Orten nach-
weisen. Am Randen bei Siblingen liegt in der Oberregion dieser
Abtheilung eine wenig über 10 Zoll hohe Bank, welche Terebra-
tula lagenalis Schloth. ziemlich häufig einschliesst, während sich
mehr in der Unterregion Ammonites Württembergicus Opp. und
Amm. subradiatus Sow. zeigen. In der Nähe des Osterfinger
Bades, sowie im sogenannten »Bachtobel« bei Weisweil findet
man nicht selten kleinere und grössere Gesteinsbrocken, welche
fast nur aus den Schalen der Rhynchonella varians Schloth. sp.
zusammengesetzt sind, ausserdem aber zuweilen auch noch Rhyn-
chonella spinosa Dav. und Terebratula coarctata Park, einschlies-
■"■ Indem von Dr. U. Schlonbach , Beiträge zur Paläontolo;;ie der Jura-
und Kreideformation im nordwestl. Deutschland, erstes Slück, über neue und
weniger bekannte jurassische Ammoniten, 1865, pag. 33 u. fF. nachgewiesen
wurde , dass man Ammonites aspidoides Opp. mit A7nm. subradiatus Sow.
zu vereinigen habe, so lässt sich die Bezeichnung „Zone des Amm. aspi-
doides'"'' nicht mehr gut in Anwendung bringen^ wesshalb auch hier die von
ScHLöNBACH Vorgeschlagene Bezeichnung „Zone des Amm. ferrugineus und
der Ostrea Knorri'^'^ für diese Bildung gebraucht wird.
Vergl. das von uns schon früher für diese Localität gegebene Profil
in den Verband!, des naturwissenschaftl. Vereins in Karlsruhe, 2. Heft, 1866^
pag. 13.
58
sen. Es scheint hier dieses Varians -ConglomevdLl unter den
Schichten des Ammonifes macrocephalus anzustehen und wird
also ebenfalls in die Bathgruppe zu stellen sein. Ferner erhiel-
ten wir noch von mehreren Klettgauer Localitäten, namentlich
aus der Umgebung von Bechtersbohl und Dangstetten zahlreiche
Exemplare von Ammonites Württembergicus Opp., Amm. Neuf-
fensis Opp., Amm. subradiatus Sovf., Rhynchonella varians Schi.oth.
sp., Ostrea Knorri Ziet. etc.
Die nun folgende Kelloway- Gruppe erreicht im Klettgau
kaum eine Mächtigkeit von 6' — 7', ist aber sehr reich an orga-
nischen Resten, so dass für die zwei Abtheilungen, in welche sie
bei uns zerfällt, eine Anzahl der bezeichnendsten Arten aufge-
führt werden können. Auf die Kelloway-Gruppe lagern sich dann
im Klettgau die spongitenreichen Schichten des Ammonites Oegir,
welche dem untersten Weissen Jura, nämlich der Zone des Am-
monites transversarius angehören. * Die untere Abtheilung der
Kelloway-Gruppe, nämlich die
Schichten des Ammonites macrocephalus bestehen
im Klettgau aus einer 4' — 6' mächtigen Ablagerung dunkelbrauner
Eisenoolithe. Das thonige, leicht verwitternde Gestein enthält
zahlreiche Fossilreste, von welchen namentlich folgende von In-
teresse sind : Amm. macrocephalus Schloth. , Amm. modiolaris
Luid, sp., Amm. Herveyi Sow., Amm. Bombur Opp., Amm. funatus
Opp., Amm. subcostarius Opp., Rhynchonella varians Sohl, sp.,
Rhynch. triplicosa Quenst., Terebraiula sp., Pleurotomaria sp.,
Pholadomya Württembergica Opp., Pholadomya rugata Quenst.,
Trigonia costata Park. , Mespilocrinus macrocephalus Quenst.
Die Macrocephalus-Oo\\\\\Q sind namentlich in der Umgebung von
Bechtersbohl verbreitet, sie lassen sich aber auch in der Umgebung
von Osterfingen, sowie im Bachtobel bei Weisweil und bei Sib-
lingen am Randen nachweisen. Auf ihnen liegt dann eine
Schicht mit Ammonites curvicosta und Amm. Bau-
gieri, welche eine Dicke von höchstens 10" erreicht. Dieses
rostgelbe, sehr eisenhaltige und thonige Gestein, welchem grosse
"'• Ausführlicheres hierüber gibt: Der Weisse Jura im Klettgau und an-
grenz. Randengebirge von F. J. und L. Würtenberger in den Verhandi. des
naturw. Vereins in Karlsruhe, Heft II, 1866, pag. 11 — 68.
59
Oolithkörner eingestreut sind , zeigte ausserdem noch: Amm. anceps
Rein., Amm. coronatus Brug., Amm. Jason Rein., Amm. sulciferus Opp.,
Amm. Orion Opp,, Amm. denticulatus Ziet.^ Amm. Henrici d^Orb.,
Amfn. Lamberti Sow., Amm. cordatus Sow., Belemnites Calloviensis
Opp., welche Arten hinreichend beweisen, dass diese Schicht im
Klettgau die Zone des Amm. ornatus verlritt. Sie ist bei Bech-
tersbohl, im Bachtobel bei Weisweil, sowie am Randen bei Sib-
lingen zu beobachten und wird hier überall von der untersten
Stufe des Weissen Jura, den spongitenreichen Oe^2r-Schichten
überlagert.
Im September 1S66.
über das Alter des Calcaire de la Porte-de-Frauce
von
Herrn Dr. E. Willi. Beiiecke.
In einer kurzen Notiz in dieser Zeitschrift (1865, p. 802)
und später in einer ausführlicheren Arbeit * habe ich den Ver-
such gemacht, einen Vergleich zwischen den an Cephalopoden
reichen Kalken des südlichen Tyrol und ausseralpinen, oberjuras-
sischen Bildungen zu ziehen. Es lag in meiner Absicht, auf
die dort angeregten Fragen erst dann zurückzukommen , wenn
weitere Beobachtungen in der Natur mir Veranlassung dazu böten.
Zwei soeben erschienene Abhandlungen der Herren Lory und
Hebert ** lassen es mir jedoch wünschenswerth erscheinen, dem
früher Mitgetheilten schon jetzt Einiges hinzuzufügen, umsomehr,
als sich aus der einen dieser Arbeiten einige interessante neue
Folgerungen ziehen lassen, die andere aber einzelne meiner An-
gaben und Schlüsse einer Kritik unterzieht, die mich zu einer
kurzen Entgegnung nöthigt.
LoRY zunächst gibt sehr schätzenswerthe Details über den
häufig genannten Steinbruch der Porte-de-France bei Grenoble,
wo eine Reihe von Schichten abgebaut wird, die konkordant auf
Über Trias und Jura in den Südalpen. In geogn.-paläont. Beiträge.
München, 1866.
LoRv: Hur le gisement de la Terebratula diphya dans les cal-
caires de la Porte-de-France, aux environs de Grenoble et de
Chamber]). Bull. Soc. geol. de France, 1863 — 1866, p. 516.
Hebert: Observations sur les calcaires ä Terebratula diphya
du Dauphine, et en parliculier sur les fossiles dps calcaires de
la Porte-de-France ('GrenoÄ/eJ? ibid. p. 521.
61
einander liegend , von wesentlich gleicher petrographischer Be-
schaffenheit, den gemeinsamen Namen des calcaire de la Porte-
de-France führen, sich aber nach ihren organischen Einschlüssen
in mehrere Abtheilungen zerlegen lassen.
1) Aus den zuunterst liegenden Bänken wird angeführt:
Belemnites hastatus, Ammonites oculatus, Ämmonites tortisulcatus,
Ämmoniies tatricus, Ämmonites plicatilis und in grosser Menge
Aptychen C^pt. laevis und lamellosus).
2) Diesen Komplex überlagert zunächst eine dicke Kalkbank,
in welche die Aptychen von unten noch heraufsetzen, die
aber ausserdem das Hauptlager der Terehratula diphya bildet
und solche Ammoniten einschliesst, die tiefer noch fehlen, oder
sehr selten sind, während sie ihre Hauptentwickelung erst in der
unmittelbar darüber folgenden, doch noch zu derselben Abthei-
lung gehörigen Reihe wohlgeschichteter, heller, feinkörniger, mit-
unter sogar lithographischer Gesteine erreichen. Terehratula
diphya wird nach oben seltener.
Ein Theil der hier vorkommenden Ammoniten, die auch in
dem nachher noch zu besprechenden HEBERi'schen Aufsatze einer
eingehenden Untersuchung unterworfen werden, zeigen nach Lory
eine sehr grosse Hinneigung zu Kreidearten, ohne jedoch, wie
ausdrücklich hervorgehoben wird, mit solchen vollkommen über-
einzustimmen. Auch diejenigen Schalen finden sich nicht selten,
die bisher irrthümlich unter dem Namen Ammonites anceps auf-
gefiihrt wurden, deren eine besonders dem Ammonites Calisto
sehr gleichen soll.
3) Es folgen Schichten, welche Lory bereits wiederholt als
calcaire marno-bitumineux ä Ciment de la Porte- de- France be-
schrieb: Mergel, mit festeren Kalkbänken wechselnd, die hier
und da noch Terehratula diphya, sonst aber Ammoniten ent-
halten, die den unter (2) erwähnten (aus den hellen lithographi-
schen Kalken) gleichen.
So wird die Lagerung an der Porte-de-France angegeben,
wo über den genannten Schichten das untere Neocom sich ein-
stellt. Interessante Abweichungen zeigen sich jedoch an einigen
nahe gelegenen Puncten. Zu Aizy bei Noyarey und Lemenc
bei Chambery finden sich nämlich an der oberen Grenze der
lithographischen Kalke (2) eine oder mehrere Lagen Breccie»,
62
aus gerollten, zertrümmerten, häufig aber noch erkennbaren Resten
solcher Fossilien gebildet, die Lory als bezeichnend für die
Schichten ansieht, die man in Frankreich Corallien inferieur
nennt. Unter vielen anderen Formen wird erwähnt: Cidaris co-
ronata, C. florig emma, Hemicidaris crenularis, Glypticus hiero-
glyphicus, TerehratuUna suhstriata, Megerlea pectunculus , sowie
eine grosse Anzahl Schwämme, Korallen und Crinoideen. Ein-
zeln treten auch noch Ammoniten aus tieferen Lagen auf, so
besonders der oben genannte Ammonites Calisto.
PiLLET hatte zuerst nachgewiesen, dass in den Umgebungen
von Chambery diese Breccien noch unter einer 500™ mäch-
tigen Ablagerung thonig-bituminöser Kalke mit Ammonites pH-
catilis, Ammonites tatricus und A. tortisulcatus liegen, die dem
Ciment de la Porte-de-France entspricht. Wegen dieser eigen-
thümlichen Zwischerstellung zwischen zwei petrographisch ver-
schieden, paläontologisch aber gleichartig charakterisirte Abthei-
lungen bezeichnet Lory die Breccien als eine Art Einkeilung,
als accidents locaux , indem er nach seinen sonstigen Beobach-
tungen sich berechtigt glaubte, solche Fossilien, wie Cid. coro-
nata^ TerehratuUna suhstriata u. s. w. erst in einem höheren
Niveau zu finden.
Noch an anderen Puncten, zu Echaillon, la Buise, cas-
cade de Co uz, mont du Chat stellen sich Nerineen- und
Diceraten- Kalke ein, deren bathrologische Stellung an Ort und
Stelle noch nicht ganz erwiesen scheint, die aber zweifellos dem
oberen Jura einzureihen sind.
In Form einer Tabelle, auf der wir zugleich Lory's Etagen-
benennung eintragen, erhalten wir von dem Auftreten der Schich-
ten an den genannten Localitäten folgende Übersicht:
Kreide.
Neocom.
Corallien superieur.
Nerineen- und Diceras-KoXke.
Corallien inferieur.
Ciwienf-Breccien.
2. Lithogr. Kalke.
Hauptbank d.
Oxfordien.
Ter, diphya.
1. Schichten mit Amm. oculatus,
tatricus, tortisulcatus etc.
63
Die Schichten mit Amm. oculatus etc. und die ganze Reihe
der darüber liegenden, soweit sie noch Ter. diphya führen, be-
trachtet LoRY als Oxfordien und zwar im Besonderen als Ox~
fordien und unteres Corallien (die Breccien), indem das Coral-
lien superieur allein an einzelnen Puncten durch die Nerineen-
und D iceraten- Kalke repräsentirt sein soll. Die Breccien
sollen dann, wie schon gesagt, eine Art Intercalation, eine Ko-
lonie des CoralL inferieur im Oxfordien vorstellen, da der Ci-
ment nach seinen Fossilien doch eigentlich auch noch auf Ox-
fordien hinweise. Die Fossilien wären also nach einem in Deutsch-
land gebrauchten Ausdrucke »Vorlaufer«. Das Auffallende und
Schwierige liegt (ür Loby nur darin , dass die Breccien ihren
Fossilien nach auf ein Niveau über dem Oxfordien hindeuten,
doch aber zwischen zwei Abtheilungen des letzteren, nämlich den
lithogr. Kalken und dem Ciment eingekeilt liegen. Unter Um-
ständen , auf positive Beweise hin , würde jedoch Lory geneigt
sein, anzunehmen, dass die Ciment-Schichten sich mit dem Co-
rallien gleichzeitig gebildet hätten. Dann wäre das Haupt-
lager der Ter. diphya und die zunächst darüber folgenden Schich-
ten allein Oxfordien; Ciment und Breccien wären Corallien in-
ferieur^ die Nerineen und Diceraten-Kalke aber Corallien supe-
rieur. Im Sinne dieses eventuellen Zugeständnisses wurde obige
Tabelle, der besseren Verständlichkeit wegen, zusammengestellt.
Ich bemerke übrigens gleich hier, dass nach meiner später zu
motivirenden Auflassung die Breccien sich ebensogut mit den
obersten Schichten der lilhogr. Kalke als mit dem Ciment zu
gleicher Zeit gebildet haben könnten.
Vergleichen wir diese südfranzösischen Verhältnisse mit den
Südtyrolern, so kann es wohl als ausgemacht gelten, dass die
Schichten mit Amm. oculatus. tairicus etc. der von mir als
Schichten des Amm. acanthicus * unterschiedenen Etage ent-
sprechen. Die bei Lury und Hebert angeführten Fossilien wider-
sprechen dem nicht. Amm. oculatus nennt man häufig solche
Flexuosen aus der Zone des Amm. tenuilobatus , die dem Amm.
flexuosus gigas Ziet. sich anschliessen, wie Amm. comptus Opp.,
Holheini Opp. und in Südtyrol zu den bezeichnendsten Vorkomm-
Beiträge p, 130.
64
nissen in der unteren Abtheilung der rothen Kalke gehören.
Amm. tortisulcatus scheint in Südtyrol, wie das in Deutschland
erwiesen ist *, eine ziemlich weite verticale Verbreitung zu haben.
In den Karpathen findet er sich nach Oppel's ** Mittheilungen so-
gar in den Klippenkalken mit Ter. diphya zusammen ebenso wie
auf der Südseite der Alpen , geht also bedeutend höher hinauf,
wie Hebert *** annimmt. Amm. tatricus ist nur eine Bezeich-
nung, die der verschiedensten Auslegung fähig ist, wie ich das
früher ausführlicher nachgewiesen habe, f Unter diesem Namen
begriff man aus den in Rede stehenden Schichten z. B. meinen
Amm. isotypus, cf. Kudernatschi u. Andere. Nicht minder ist der
BQnmi\\xx\g Amm. plicatilis unter der grossen Masse Planulaten,
die sich in alpinen, oberjurassischen Schichten finden, nur ein
sehr bedingter Werth beizulegen. Die von Lory angeführten
Aptychen gehören auch anderwärts zu den gewöhnlichsten Er-
scheinungen , wie sich das schon aus dem häufigen Vorkommen
zugehöriger Gehäuse der Flexuosen und Planulaten einer-,
der Inflaten andrerseits schliessen lässt.
Belemniies hastatus im weiteren Sinne begreift auch die
Belemniten, die man in Deutschland in neuerer Zeit mit den Na-
men Bei. semisulcatus MtiNSx. und unicanaliculaius Ziet. zu be-
zeichnen sich gewöhnt hat und die vorzugsweise den höheren
Abtheilungen des Malm angehören. Ich brauche auf diese Ver-
hältnisse hier umsoweniger ausführlich einzugehen, als ich die-
selben bereits früher weitläufiger besprochen habe und es ja
auch scheint, als setzten die französischen Forscher einer Paral-
lelisirung ihres Oxfordien mit meinen Schichten des Amm. acan-
thicus keine Zweifel entgegen.
Grossen Widerspruch hingegen hat meine Einreihung der
genannten Schichten in das Kimmeridgien gefunden. Es stim-
men nämlich die Schichten des Amm. acanthicus in vielen Punc-
ten so mit dem ausseralpinen Horizönt des Amm. tennilobatus
überein, dass ich nicht zweifeln durfte, beide neben einander zu
stellen. Da nun von anderer Seite mehrfach die Zweckmässigkeit
" Oppel, Mittheil. p. 166.
Oppel, Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1865^ p. 550.
Hebert 1. c. p. 531.
f Beiträge p 183.
65
einer Einreihung eben dieser Zone des Ämm. tenuilobatus , wie •
sie in Franken , Schwaben und der Schweiz entwickelt ist , in
das Kimmeridgien nachgewiesen war, so folgte es als eine noth-
wendige Konsequenz, dass die Tyroler Schichten und mit ihnen
die von der Porte-de-France ebendahin gestellt wurden. Ein
Angriff gegen diese Auffassung wäre daher in erster Linie nicht,
wie es bei Hebert geschieht, gegen, mich, sondern gegen die
ersten Begründer jener Auffassung zu richten. Zwar übernehme
ich auch meinerseits gern vollständig die Verantwortung, bemerke
nur, dass es hier nicht meine Aufgabe sein kann, alles das zu
reproduciren, was in Deutschland bis zum Erscheinen meiner Ar-
beit über diese Sache geschrieben ist. Eine Abhandlung jedoch,
die später, aber noch vor Lory's und Hebert's Publicatibn er-
schienen ist, darf ich nicht übergehen, da sie speciell südfran-
zösische Verhältnisse zum Gegenstand hat. Ich meine die »geo-
gnostischen Studien in dem Ardeche-Departement« von
Oppel. * Musste man sich früher darauf beschränken, das Vor-
kommen der Zone des Amm. tenuilobafns in Südfrankreich ledig-
lich aus der Literatur als wahrscheinlich anzunehmen, so wurde
hier zum ersten Male durch directe Beobachtungen an Ort und
Stelle deren Auftreten und zwar in einer sehr ausgezeichneten
und unzweideutigen Weise bewiesen. Die Angaben Oppel's be-
ziehen sich auf den Berg von Crussol bei Valence und die
häufig genannten Umgebungen von La Voulle. Ein Blick auf
die mitgetheilten Tabellen lässt sofort erkennen , dass dort eine
vollständige Entwickelung sämmtlicher Schichten des Malm von
der Kelloway- Gruppe an bis hinauf zur Zone des Ämm. tenui-
lobatus stattgefunden hat. Aus letzterer im Besonderen führt
Oppel an: Belemn. unicanaliculatus Ziet., Amm. tenuilobatus Opp^
Strombecki Opp. , compsus Opp.. Holbeini Opp. , acanthicus Opp.,
Achilles d'Orb., Aplychen und mancherlei anderes Bezeichnende.
Da diese Vorkommnisse noch westlich von Gr e noble liegen,
so wird es bei der Gleichartigkeit der Versteinerungen und da
stratigraphische Verhältnisse nicht widersprechen, um so natür-
licher, dem Calcaire de la Porte-de-France die ihm früher vin-
dizirte Stellung mit noch grösserer Sicherheit anzuweisen. Auch
=•= Oppel, MitlheiL p. 305.
Jahrbuch 1867.
5
66
eine andere französische Auffassung, die des Fehlens der ganzen
Kimineridge-Gruppe in dem Gebiete zwischen Cevennen
und Alpen erweist sich als unrichtig. Oppel hatte in den geo-
gnostischen Studien bereits hierauf aufmerksam gemacht und er-
wähnte dann in der »tithonischen Etage« * nochmals, wie auf-
fallend es sei , den sonst so vorzüglichen Beobachtungen Lory's
eine solche Hypothese sich beigesellen zu sehen.
Nichtsdestoweniger beharrt Lory in seiner neuesten Arbeit
bei seiner alten Meinung und auch Hebert reproducirt ausführlich
die Vorstellung des ywaste homhement oxfordien, qui unissait
les Cevennes aux Alpes du Dauphine^^^ ohne auch nur der Oppel'-
schen Angaben zu erwähnen. Gerade diese liefern uns aber den
Beweis, dass in der oberjurassischen Schichtenreihe Südfrank-
reichs sich keine Lücken finden, dass vielmehr von dem obersten
Dogger (Bath-Gruppe) bis hinauf in das oberste Kimmeridgien
ohne besonders lang dauernde Unterbrechung eine unausgesetzte
Ablagerung von Schichten stattfand. Da kaum in einer anderen
Gegend alpine und ausseralpine Bildungen in deutlicher Entwick-
lung so nahe an einander treten, so dürfen wir auch in Zukunft
von hier die interessantesten Aufschlüsse über die Wechselbe-
ziehungen beider erwarten.
Das glaube ich jedoch schon jetzt als eine ausgemachte That-
sache hinstellen zu dürfen, dass über den echten Oa^/brrf-Schich-
ten. wie sie in Franken, Schwaben, der Schweiz, Südfrankreich
(Berg von Crussol und la Voulte) in Gestalt der Zonen des
Ammon. Lamberti, cordatus. transtersarius. der Ter. impressa
und des Amm. bimammaius sich wohl ausgebildet finden, ein
Meer sich ausdehnte . das auch das südliche Tyrol und Venetia-
nische noch bedeckte. In demselben gelangten die Schichten
zum Niederschlage, in denen die Gehäuse des Amm, tenuüobatus
und acanthicns umhüllt wurden. Wenn ich in meinen Tabellen
aus Südtyrol kein Oxfordien verzeichnen konnte, so ist damit
das Fehlen desselben noch nicht ausgesprochen. Es findet sich
im Gegentheil wohl noch in Verbindung mit jenen Crinoideen-
Gesteinen, die ich neben dem Posidonomyen-Gestein erwähnte. Die
eigenthümliche Erscheinungsweise der Facies mahnt jedoch zur
* Oppel, Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1865, p. 540.
67
Vorsicht und lässt es gerathen erscheinen, ehe ganz sichere An-
haltspuncte der Vergleichung vorliegen, lieber eine Kolonne der
Tabelle unausgefüllt zu lassen. Auch innerhalb der Schichten des
Amm. acanthicus werden noch Abiheilungen gemacht werden
müssen, indem dieselben für jetzt nur als ganzes, geschlossenes,
alpines Äquivalent den ausseralpinen Unterabtheilungen des Kim-
meridgien (die Zone des Amm. tenuilobatus und der Zone des
Amm. mutahilis und der Pteroceras Oceani) gegenübergestellt
werden können. Ein solches vorläufiges Zusammenfassen meh-
rerer anderwärts getrennter Abtheilungen in eine einzige wird
überhaupt nicht selten in den Alpen nöthig. So geringe Wahr-
scheinlichkeit die Voraussetzung auch hat, es seien alle an einem
Puncto unterscheidbare Zonen auch überall wiederzufinden, so
kann man doch bei dem dermaligen Standpunct unserer Kennt-
nisse nicht vorsichtig genug sich davor hüten, das einfacher ent-
wickelte als das allgemein gültige anzusehen. Manches in die-
sem Sinne in neuester Zeit über jurassische Bildungen Geäusserte
dürfte sich später als eine grosse Übereilung erweisen. So lange
wir noch nicht einmal wissen, ob die Möglichkeit und die Gren-
zen der Variabilität für verschiedene Thierklassen dieselben sind,
wird es immer gestattet sein, der angeblichen Vereinigung meh-
rerer Zonen in eine einzige auf Grund der Ähnlichkeit der Fos-
silien Zweifel entgegenzusetzen, so lange nicht den blossen Be-
obachtungen der Exemplare einer Sammlung die genauesten Nach-
weise der Lagerung in der Natur bekräftigend zur Seite stehen.
Bevor ich zur Betrachtung der oberen Abtheiiung des Cal-
caire de la Porte^de-France übergehe, habe ich Einiges auf die
von Herrn Hebert geäusserten Zweifel gegenüber der Selbststän-
digkeit mehrerer von mir neu benannter Ammoniten, resp. der
richtigen Bestimmung einiger anderen zu bemerken.
Amm. eurystomus, Beitr. p. 121 , soll nur ein aufgeblähter
A, Babeanus d'Orb. sein. Es ist natürlich Sache der indivi-
duellen Auffassung, wie man Arten begrenzen will. Mir ist je-
doch keine Form des Amm* Babeanus mit so flachem, breitem
Rücken, so scharfer, seitlicher Kante und so tief einsinkendem
Nabel bekannt geworden. Eine Vereinigung meines Ammoniten
mit der D'ORBiGNv'schen Art würde doch auch nur dann der von
Herrn Hebert gesetzten Annahme, die Südtyroler Schichten des
5"
Amm. acanthicus gehörten in das Oxfordien, zu Hülfe kommen,
wenn alle mehr oder minder verschiedenen Ammoniten, die einige
Verwandtschaft mit Amm. Babeams d'Orb. zeigen, bezeichnend
für mittleres Oxfordien wären und das kann man wohl nicht be-
haupten.
Unter Amm. Rupellensis d'Orb. (Beitr. p. 182) begriff ich
ferner nicht, wie Herr Hebert meint, einen beliebigen Perar-
mat, sondern eben diejenige ganz bestimmte Form, wie sie von
Oppel und Waagen mehrfach aus der Zone des Amm. tenuilobatus
und noch in neuester Zeit von den Hrnn. Würtenberger * auf-
geführt wurde. Eines meiner über einen Fuss im Durchmesser
haltenden Exemplare vom Mt. Baldo ist gut erhalten und es
fehlte mir nicht an Material zur Vergleichung.
Ganz das Gleiche gilt von A?nm. Achilles d'Orb.
Die Anzahl der Furchen auf meinem Amm. polyolcus will
Herr Hebert nicht als Ünterscheidungs-Merkmal von dem A. Zig-
nodianus d'Orb. gelten lassen. Doch finde ich bei der Unter-
scheidung von Heterophyllen, wie solche von Herrn Hebert
p. 526 seines Aufsatzes versucht wird, auch die Anzahl der Fur-
chen als Kriterium benutzt. Was ich in meiner Arbeit als A.
Zignodianus d'Orb. aus dem Diphyakalk citirte, ist allerdings
nicht dieser Ammonit. Oppel hat meine Art später als A, Sile-
siacus ** unterschieden, während er den echten A. Zignodianus
in den Schichten des Amm. macrocephalus bei La Voulte auf-
fand. Ich bin mit den Ammoniten der Gruppe des A. Zignodia-
nus noch nicht im Reinen, das steht nur fest, dass ganz ähn-
liche Formen im Diphyakalk (also nach Hebert Kreide!) in
den Schichten des Ammonites acanthicus^ in den Schichten des
Amm. macrocephalus und im untersten Unteroolith mit Amm.
Murchisonae am Gap St. Vigilio *** vorkommen. Also auch
diese Arten dürften zur Charakterisirung einer Schicht als »Oj:-
fordien moyem< nicht sonderlich geeignet sein.
Wir wenden uns nun zur Betrachtung derjenigen Schichten,
welche Ter. diphya einschliessen. Hier stehen sich die Ansichten
■"' T. J. und L. Würtenberger, Der weisse Jura im Kletto^aii. Verhandl.
d. naturwiss. Ver. in Karlsruhe, II, 1866.
Oppel, Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. \865, p. 550, No. 65.
Beiträge p. 173.
69
Lory's und Hebert's schröif gegenüber, indem Lory alle Schich-
ten mit Ter. diphya für jurassisch, ja sogar für Oxfordien er-
klärt, während Hebert im Gegensatz zu einer noch vor Kurzem
im Bullet, de la societe geoL geäusserten Meinung sie in ihrer
Gesammtheit in die Kreide verweist. Wir sahen oben, dass
Lory die Ammoniten des oberen Calcaire de la Porte- de- France
zwar Kreidearten sehr ähnlich , aber doch nicht mit denselben
identisch findet und dann, weil über diesen Kalken eine Breccie
von jurassischem Charakter folgt, die insbesondere dem unteren
Corallien entsprechen soll , alle die unter eben dieser Breccie
liegenden Schichten in das Oxfordien, stellt. Wegen der Gleich-
heit der organischen Einschlüsse wird denn auch dem höher lie-
genden Ciment noch die nämliche Stellung angewiesen. Hebert
dagegen beschreibt einige Puncte an den Grenzen der Dept.
Drome und Hautes-Alpes, wo er Ter. diphya mit echten
Kreide-Ammoniten aus denselben Schichten sammelte. Aus die-
sem Vorkommen ergab sich für ihn die Wahrscheinlichkeit, dass
auch die, Kreidearten ähnlichen Ammoniten der Porte- de-France
wirkliche Kreidearten seien. Er unterzog daher das ihm zugäng-
liche Material dieser Localität einer Untersuchung, die für ihn
allerdings die Bestätigung seiner Vermuthung ergab, ihn somit
den Calcaire de la Porte-de-France in die Kreide einreihen Hess.
Das von Pillet und Lory angegebene Vorkommen jener Breccie
wird dann von ihm als eine eigenthümliche, ihrer Erklärung noch
harrende Erscheinung hingestellt.
Mich führten meine Untersuchungen in Südtyrol ähnlich wie
Lory zu dem Schlüsse, dass man es neben einer Reihe an Kreide-
formen sich anschliessenden Ammoniten besonders noch mit sol-
chen zu thun habe, welche jurassischen Typus zeigen. Ja es
Hessen sich sogar zwei, kürzlich aus den lithographischen Kalken
Solenhofens bekannt gewordene Arten (Ämm. hybonotus Opp.
und A. lithographicus Opp.) wiedererkennen. Einmal also war
für mich das jurassische Alter der Diphyakalke erwiesen, an-
dererseits musste ich sie, wegen ihrer Auflagerung auf den
Schichten des Amm. acanthicus als Äquivalente der obersten
ausseralpinen jurassischen Horizonte ansehen. Ich unterliess je-
doch nicht, wiederholt darauf hinzuweisen, dass die Grenze nach
oben, gegen das Neocomien (in Gestalt des Biancone) , sehr
70
schwer zu ziehen sei. dass mir aus letzterem Exemplare einer
Terebratula bekannt geworden seien, die ich von tiefer liegen-
den Formen der Ter. diphya für den Augenblick nicht unter-
scheiden konnte, dass überhaupt durch die ganze Fauna, insbe-
sondere durch die Ammoniten aus den Familien der Lineaten
und H eterophylle n eine sehr nahe Verwandtschaft des ober-
sten Jura und der untersten Kreide angedeutet sei. Ich musste
es ferneren Untersuchungen überlassen , ob und welche Arten
aus einer Formation in die andere übergingen, besonders, ob
man zwischen einer Ter. diphya und T. diphyoides zu unter-
scheiden habe. Als ich eben meine Arbeit im Manuskript voll-
endet hatte, bekam auch Oppel Gelegenheit, sich durch Unter-
suchung des reichen Materials, was Hohenegger aus dem Klippen-
kalke der Karpathen gesammelt hatte, eingehender mit dem Vor-
kommen der T. diphya zu beschäftigen. Die Resultate seiner
Untersuchungen finden sich niedergelegt in seiner letzten Arbeit,
betitelt die »tithonische Etage«. * Während die unlere Grenze
der Diphyakalke durch die Schichten des Ämm. acanthicus,
denen z. Th. ausserhalb der Alpen die Schichten mit Äm?n. mu-
tahilis entsprechen, scharf gezogen erschien, war diess nicht in
gleichem Grade nach oben der Fall . wo die mannigfaltige Aus-
bildung der Facies über die obere Grenze jurassischer Bildungen
schon zu mannigfachen Kontroversen Veranlassung gegeben hatte.
Es wurden daher alle Schichten, welche über denen des Amm,
mutahilis, longispinus u. s. w. und unter jenen, welche durch
Amm. Grasianns, A. semisulcatus etc. bezeichnet sind, lagern, mit
dem Namen der tithonischen Etage zusammengefasst. Diese
Abgrenzung halte den Zweck , einen Rahmen für die Aufnahme
solcher Schichten zu bilden, welche innerhalb der oben angege-
benen Grenzen nach ihren sonstigen Charakteren es zweifelhaft
erscheinen Hessen, ob sie zweckmässiger das Ende der Jura-
oder den Anfang der Kreideformation bezeichneten. In diese
Zwischenstufen stellte Oppel mit einer grösseren Reihe anderer
Vorkommnisse auch die Schichten mit Ter. diphya von Südtyrol
und von Grenoble. Eine Anzahl Cephalopoden. welche für die
Gesammtheit der tithonischen Etage bezeichnend war, wurden
* Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. ISßöy p. 535.
71
vorläufig kurz charakterisirt. Der bald nach Vollendaug dieser
Arbeit erfolgte Tod Oppel s Hess die versprochene genauere Cha-
rakterisirung und Abbildung leider nicht zur Ausführung ge-
langen.
Sehen wir nun, wie die neueren französischen Arbeiten das
Verhältniss der Diphya kalke der Porte-de-France zu dieser
tithonischenEtage auffassen. Da Lory überhaupt den ganzen
Calcaire de la Porte-de-France in tiefere Horizonte verweist,
so kommt für ihn eine Vergleichung mit tithonischen Schich-
ten gar nicht in Frage. Sein Hauptargument bildet das Auf-
treten der Breccien und diess allein genügt ihm, Ter. diphya
und die ganze Reihe fremdartiger Ammoniten in das Oxfordien
zu verweisen. Er folgt dabei der in Frankreich sehr allgemein
verbreiteten Annahme, dass die als Corallien bezeichneten Schich-
ten eine bestimmte Formations-Abtheilung darstellen, während in
Deutschland auf Grund der Arbeiten von Mösch und Oppel sich
die Ansicht Geltung verschafft hat, dass Corallien eben nur der
Name für eine gewisse Ausbildungsweise der Facies ^ei, die in
paralleler Entwicklung neben den Cephalopoden-Horizonten her-
läuft. So hat die Oxford-, die Kimmeridge- und die ti tho-
nische Gruppe ihr Corallien, und in letzter gerade ist noch
kürzlich das Corallien von Cirin, das noch über denen, durch
Thiollieire's Untersuchungen berühmten Schichten mit Wirbel-
thierresten liegt, eingereiht werden *. Es kann daher durch-
aus nicht befremdlich erscheinen, wenn wir auch an der obersten
Grenze des Calcaire de la Porte-de-France eine solche Scy-
phien-, Korallen- und Ech inodermen-Facies zur Ausbil-
dung gelangen sehen. Arten wie Cidaris coronata, Terebratu-
lina substriata, Megerlea pectunculus z. B. gehen durch die Zo-
nen des Ämm. transversarius, bimammatus und tenuilobatus hin-
durch, jMösch's Cidariten-Schichten entsprechen nach Waagen und
Würtenberger der oheren Kimmeridge-Gruppe. Es wird somit
nur einer genauen Vergleichung und Revision der von Pillet und
Lory angegebenen Arten bedürfen, um ihre verticale Verbreitung
genauer zu fixiren, keinesfalls aber werden dieselben als ein ge-
* Waagen, Versuch einer allgemeinen Klassification der Schichten des
oberen Jura. München, 1865. Tabelle. Sodann: Derselbe in dieser Zeitschr.
1866, p, 571.
72
eignetes Mittel zur schärferen Altersbestimmung der Schichten
angesehen werden dürfen.
Weit entfernt also, in den Breccien eine auffallende Er-
scheinung zu sehen, finde ich im Auftreten derselben nur einen
Grund mehr, die Diphyakalke dem Jura anzuschliessen. Es
würde dann diese in den Facies-ünterschieden zu Tage tretende
verschiedenartige Ausbildung der Schichten vielleicht ein gemein-
sames Kennzeichen des gesammten oberen Jura gegenüber der
unteren Kreide abgeben. Die Ähnlichkeit der Cephalopoden der
Klippenkalke, der Südtyroler Diphyakalke und des Cal-
caire de la Porte-de-France mit Kreidearten deutet eben nur
die verhältnissmässig geringe Zeit an, welche verfloss zwischen
der Ablagerung der obersten jurassischen und der untersten
Kreide-Ablagerungen. War es immer schon eine gewohnte Vor-
stellung, in der grossen Mehrzahl der alpinen jurassischen Ab-
lagerungen die Spuren des Vorhandenseins einer einstmaligen,
weit sich erstreckenden Meeresbedeckung zu sehen , während
ausseralpjne Bildungen auf nahes Land hindeuteten , so findet
diese Annahme auch in dem oben Gesagten in gewissem Sinne
eine Bestätigung. Man darf nur die Verallgemeinerung nicht so
weit treiben, das Auftreten und Fehlen der einen Ausbildungs-
weise als ausschliesslich bezeichnend für das eine oder andere
Gebiet anzusehen. Immerhin fällt der Schwerpunct der Cephalo-
poden-Facies in die Gegend, die jetzt die Alpen einnehmen und
weit noch südlich und östlich derselben, während an den Gren-
zen und ausserhalb derselben, auf Grund mannigfacher von der
Wechselwirkung von Land und Meer bedingter, localer Einflüsse
eine grössere Differenzirung sich zeigt. Die einander in einigen
Arten so nahe stehenden oberjurassischen und untercretacischen
Ammoniten aus Südtyrol und Südfrankreich deuten eine fortlau-
fende Entwicklung des organischen Lebens bei ununterbrochener
oder nur kurz unterbrochener Meeresbedeckung an, während die
Ausbildung der gleichzeitig lebenden Scyphien , Korallen und
Echinodermen nur in der Annahme einer wechselnden Beschaf-
fenheit des Meeresgrundes oder der Grenzen von Land und Meer
ihre Erklärung findet.
Das Alter des Ciment lässt sich nach den vorliegenden
Angaben wohl noch nicht mit Sicherheit angeben. Ob er eben-
73
falls noch tithonisch oder neocom ist, wage ich nicht auszu-
sprechen. Gerade in diesem Falle könnte eine genaue Fixirung
der verschiedenen Arten der Ter. diphya von grossem Nutzen
sein. Da wir in nächster Zeit von kompetentester Seite eine
Arbeit über diesen Gegenstand zu erwarten haben, bleiben alle
Speculationen besser bei Seite.
In der Arbeit Hebert's, zu der ich noch Einiges zu bemer-
ken habe, ist wohl zu unterscheiden, was sich auf den Calcaire
de la Porte- de- France, was auf Vorkommnisse anderer Localitäten
sich bezieht. Letztere lasse ich hier bei Seite. Die Porte-de-
France hat Hebert nicht selbst besucht, doch Gelegenheit gehabt,
dort gefundene Cephalopoden zu untersuchen. Es sind diess
eben jene oft genannten, Kreidearten ähnlichen Ammoniten, die
Hebert nun bestimmt mit Arten aus dem Neocom identificirt.
Es ist ein unfruchtbares Unternehmen, über Fossilreste zu spre-
chen, die man nicht vor sich hat, ich beschränke mich daher nur
auf einiges Wenige. Dass Lory zu einem entgegengesetzten Re-
sultate gelangte und die Arten des oberen Calcaire de la Porte-
de-France nicht mit Neocom -Arten identificiren konnte, er-
wähnte ich oben; und Lory halte dieselben Exemplare vor Augen,
deren Anzahl übrigens nicht sehr gross zu sein scheint. Oppel
kannte nicht nur mein Material aus Südtyrol, er hatte auch das
HoHENEGGERSche aus den Karpathen zur Vergleichung. Es ist
nicht übertrieben, wenn ich sage, dass Oppel's Angaben sich auf
tausende, zum Theil sehr gut erhaltene Exemplare stützten. Er
kam nach der gewissenhaftesten Prüfung zu dem Resultate, eine
Formations-Abtheilung aufzustellen, deren näherer Anschluss an
Kreide oder Jura vor der Hand noch offen gelassen wurde
und deren allseilige Behandlung noch eine längere , eingehende
Bearbeitung nölhig machen würde. Sollte es demnach nicht
etwas gewagt erscheinen, das Alter der Diphyakalke schon
jetzt nach den nicht sehr zahlreichen Vorkommnissen der Porte-
de-France in einer so positiven Art und Weise festzustellen, wie
Herr Hebert es thut? Viele der Arten stehen ja Kreideformen sehr
nahe, das ist allgemein anerkannt, so besonders die Linealen
und manche Heterophyllen. Ammonites ptychoicus jedoch,
den Hebert mit seinen nächst Verwandten mit dem Ämm. semi-
sulcatus d'Orb. vereinigen will, scheint mir von letzterem unter-
74
schieden. Verschiedene Beschaffenheit in verschiedenem Alter,
die angenommen wird, um Amm. ptychoicus Qu., Amm. geminus*^
A. Hommairei \)0m. mit semisulcatus d'Orb. zu vereinigen, habe
ich bei dem zahh-eichen Material , was in meinen Händen war,
nicht wahrgenommen. Ob man meinen Amm. geminus mit Amm.
ptychoicus Qu. vereinigen will, hängt davon ab, ob man die Mög-
lichkeit einer Resorption der Wülste auf der Wohnkammer an-
nehmen will oder nicht-
Auch die Unterschiede, welche Hebert zur Trennung der
Heterophyllen mit Furchen aufstellt, reichen für die unend-
liche Formenmannigfaltigkeit, die diese Gruppe des gesammten
alpinen Lias und Jura zeigt, nicht aus. Amm. Circe nennt He-
bert einen solchen Ammoniten der dem Amm. Zignodianus im
Wesentlichen gleichen soll und nur dadurch unterschieden sei,
dass er vor der Furche auf dem Rücken den Wulst nicht hat,
den Amm Zignodianus immer zeigt. Dieser Ammonit stammt
aus dem ünteroolith von Digne. Eine ganz gleiche Form
besitze ich aus dem ünteroolith von St. Vigilio. In densel-
ben Schichten sammelte ich jedoch einen Heterophyllen, der
ganz mit der von Hebert als Amm. Nilsoni beschriebenen Art
übereinstimmt. Die Art der Biegung, schwach nach vorn in der
Mitte, die stärkere Biegung nach vorn auf dem Rücken und die
Verbreiterung daselbst, alles stimmt genau. Solche Formen will
aber Hebert allein auf den Lias beschränken. Nimmt man Exem-
plare aus dem Lias der Kammerk uhr zur Hand, so zeigen
diese wieder ein anderes Verhalten. Hier biegt sich bei man-
chen die Furche bereits im zweiten Drittel ihres Verlaufes auf
der Seite stark nach vorn. Noch anders erscheinen Formen, die
ich am Berge Domaro bei Brescia mit Amm. Taylori^ mar-
garitatus und cf. pettos sammelte. Die Furchen laufen hier gleich
vom Nabel an ganz entschieden nach vorn, so dass die Abbil-
dung eines solchen Ammoniten ein beinahe unnatürliches Ansehen
bekommt. Schon Hauer (Ammoniten aus dem Medolo p. 406)
macht auf solche Formen unter Amm. tatricus aufmerksam. Dass
eine grosse dem A. Zignodianus nahe stehende Form ein häufiges
Fossil der Diphyakalke ist, wurde oben erwähnt. Das. was
* Beiträge p. 189,
75
Hebert mit Amm. Calypso identificirt j dürfte Amm. Kochi Opp.
(tith. Etage p. 550) sein.
Die Verfolgung der Hetero p hylle n {Phylloceras Süss),
ausgezeichnet durch grosse Wohnkammer mit ganzem Rande,
eigenthümlichem Lobenbau, vielleicht Mangel eines Aptychus und
ungemein vielfältige äussere Gestalt "in ihrer successiven Entwick-
lung von der Trias bis in die Kreide ist einer der anziehend-
sten Gegenstände der Untersuchung. Allein es wird, um zu ge-
nügenden Resultaten zu kommen , ein sehr reiches Material
nöthig sein.
Amm. nodulosus Cat., auf den sich Hebert einmal bezieht,
ist eine Jugendform, die zum Vergleich nicht wohl herangezogen
werden darf. Auch stammt das Exemplar in Padua wahrschein-
lich aus den Schichten des Amm. acanthicus.
Belemnites latus Qu. sagte ich in meiner Arbeit. Ich hätte
genauer sagen sollen: Quenstedt tab. 30, fig. 13, denn diess
Exemplar gibt Quenstedt von Bareme mit Amm. tortisulcatus
an. Eben eine Art aus Schichten, in denen sich auch Amm.
tortisulcatus findet und deren Alter ich erst festzustellen suchte,
wollte ich bezeichnen und durfte desshalb nicht Bei. latus Blainv.
citiren, wie Herr Hebert wünscht, da ich damit eine Art ange-
geben hätte, welche nur ausNeocom bekannt ist. Eine so ge-
wagte Angabe, wie die einer ächten Neocom-Art mit jurassi-
schen Ammoniten, wie Amm. hybonoius und A. lithographicus
zusammen, würde ich nur auf weit umfassenderes Material hin
aussprechen, als mir zu Gebote stand. Ich wählte daher lieber
diesen Namen, nur um die Übereinstimmung mit einer Form, die
auch von Anderen in gleicher Vergesellschaftung angetroffen war,
zu bezeichnen, als dass ich eine falsche Angabe machte.
Nachdem sich also Herr Hebert in seinem Aufsatze darauf
beschränkt hat, die schon häufig hervorgehobene grosse Annähe-
rung der tithonischen Formen an cretacische noch des Weiteren
zu begründen, indem er sie sogar mit Kreidearten vereinigt,
übergeht er meine directen Beweise des Vorkommens einiger
Arten aus lithographischem Schiefer mit Ter. diphya gänzlich,
macht LoRYS Angabe der so häufigen Aptychen im Diphya-
kalk zweifelhaft, betrachtet das Auftreten der Breccien als etwas
ganz Unerklärliches, sieht ganz ab von den seit Jahren in Deutsch-
76
land über oberen Jura erschienenen Arbeiten, um mit dem Satze
zu schliessen: je cherche en vain une seule raison de placer ces
couches (Diphyakalk) au niveau du Kimmeridge clay, ou de tout
autre horizon du groupe jurassique superieur. Dass denn doch
mehrere solcher Gründe schon öfters geltend gemacht worden
sind, daran allein wollte ich auf den vorhergehenden Seiten er-
innern. Hoffen wir, dass bald weitere Untersuchungen veröffent-
licht werden, welche der einen oder anderen der oben ange-
führten Ansichten zur Stütze dienen, und somit eine der interes-
santesten geologischen Fragen der Gegenwart ihrer definitiven
Lösung entgegenführen können.
Es dürfte das Verständniss erleichtern, wenn ich zum Schlüsse
nochmals die Aufeinanderfolge südfranzösischer Schichten , wie
sie mir sich am naturgemässesten darzustellen scheint, in Form
einer Tabelle hersetze:
Kreide.
Neocom.
Tithonisch.
Ciment?
Breccien ; Nerineen- und
Lithogr. Kalke
Bank d. Ter. diphya
Dic.eratenkalke.
Oberer Calcaire de la Porte-de-
France.
Kimmeridgien.
Zone d. Ainm. temiilobatus:
unterer Calcaire de la Porte-de- France und geschichtete
Kalke mit Amm. temiilobatus etc. vom Berge von
Crussol.
Oxfordien.
Zone des Amm. bimammatus vom Berge von Crussol.
I
tiLer einige Ersclieiuungen, l)eobachtet an Mrolilh
von
Herrn Professor A. Kenng^ott»
Obgleich die Zusammensetzung des Natrolith insofern sicher
gestellt ist, als man weiss, dass dieses Mineral lIN^a. i'Äl, 2H
und 3S*i enthält, dass die Formel desselben meist Na S'i -f-
M Si2 + 2H (nach alter Schreibweise Na Si + AI Si + 2H)
geschrieben wird, anstatt welcher ich seit längerer Zeit NaSl
+ 2H Si schrieb (bei Kieselsäure = Si, ISFaXl + S'^^, so
wollte ich doch das Verhalten des Natrolith mit grösster Sorg-
falt vor dem Löthrohre und in Säuren im Vergleich mit anderen
ähnlich zusammengesetzten Speeles beobachten, um durch das
Verhalten einerseits bestimmte Unterschiede zu finden, anderer-
seits um daraus einen Schluss ziehen zu können, wie die ein-
zelnen Bestandtheile in einer Formel gruppirt werden könnten.
Ich nahm zu diesem Zwecke kleine , gut ausgebildete, farblose,
- durchsichtige Krystalle von Monterchio Maggiore bei Vicenza.
Wenn man dieselben im Glaskolben oder in der Zange sehr
langsam erhitzt, so werden sie, wie bekannt, durch den Austritt
von Wasser weiss und undurchsichtig, ohne ihre Gestalt zu ver-
lieren. Hält man einen so weiss und undurchsichtig gewordenen
Krystall längere Zeit in die Spiritusflamme , so fängt er an von
den Kanten aus wieder farblos und durchsichtig zu werden, ohn»^
zu schmelzen und wenn man die Probe vorsichtig mit dem Löth-
rohre behandelt, ohne sie zum Schmelzen zu bringen, gerade
nur so weit, um die Hitze etwas intensiver zu machen, so wer-
den Krystalle von etwa 2 Linien Länge und 1/2 bis 1 Linie
78
Dicke wieder vollkommen klar und durchsichtig, ihre Gestalt
behaltend, nur sich an den Kanten ein wenig abrundend. Die-
sen Vorgang erklärte ich mir nun dadurch , dass die Be-
standtheile in dem Natrolith so gruppirt sein möchten, NaH'^
+ AI SV, dass durch den Austritt von Wasser das Natron frei
wird und durch die Störung der krystallinischen Lage der Theil-
chen die Trübung eintritt, dass durch das längere Erhitzen das
frei gewordene Natron mit dem Thonerde-Silicat zu verschmelzen
beginnt und dadurch ein klares Schmelzproduct erzeugt wird,
ohne dass die Erhitzung so stark war, die ganze Masse zur Kugel
zu schmelzen, weil die andauernde Erhitzung gerade ausreicht,
in allen Theilen die Verschmelzung des überall anwesenden Na-
tron mit dem Thonerde-Silicat zu bewirken.
Wenn diese Erklärung die richtige ist, so muss daraus her-
vorgehen 5 dass der einfach im Glasrohre bis zum Trübewerden
erhitzte Natrolith alkalisch reagirt und diess that er auf die ent-
schiedenste Weise mit Curcumapapier. Indem ich dieses Re-
sultat als Beleg für die Formel NaH- -\- AI Si ansah, lag die
Vermuthung nahe, dass das Natron auch alkalisch reagiren müsse,
ohne dass der Natrolith erhitzt wird, weil es nicht an die Kiesel-
säure gebunden ist. Ich pulverisirte daher den Natrolith im
Achatmörser und fand meine Vermuthung vollkommen bestätigt,
indem das Pulver auf Curcumapapier gelegt und mit einem
Tropfen destillirten Wassers befeuchtet, dasselbe stark röthet.
Dessgleichen bläute es das geröthete Lakmuspapier und färbte
das Fernambukpapier schön karmoisinroth, so dass kein Zweifel
über das entschiedene alkalische Verhalten des unveränderten
Natrolithpulvers obwalten konnte , wie wiederholte Versuche es
ergaben. Weitere mit Analcim und anderen sogenannten Zeo-
lithen angestellte Versuche, welche zu ähnlichen Resultaten füh-
ren, einer späteren Mittheilung vorbehaltend, hielt ich die obigen
Erscheinungen für interessant genug, um sie bald mitzutheilen.
Briefwechsel.
A. Mittheilungen an Professor G. Leonhard.
Würzburff, den 24. October 186ß.
In der letzten Zeit habe ich nach monatelanger Unterbrechung durch
die traurigen Ereignisse des Sommers mehrere angefangene Arbeilen wieder
aufgenommen und gedenke die Resultate in einigen während des Winters zu
publicirenden Abhandlungen niederzulegen. Für heute will ich einige ver-
einzelte Beobachtungen, welche ausser Zusammenhang mit den Gegenständen
jener Abhandlungen stehen, mittheilen,
1) Anhydrit aus dem Mont-Cenis- Tunnel. Einer meiner frühe-
ren Schüler, Herr Ingenieur F. Abegg aus Karlsruhe , brachte eine Gesteins-
probe aus jenem Tunnel mit, die mich lebhaft interessirte. Ein feinkörniger
Quarzit , welcher mit dünnen Lagen eines w asserhaltigen weissen Glimmers
(Paragonit) abwechselt, erschien nach allen Richtungen von Schnüren eines
rechtwinklig spaltbaren Minerals von rosenrother und blassvioletter Farbe
durchsetzt, welches sowohl in seinen äusseren Eigenschaften, als in seinem
chemischen Verhalten durchaus mit dem gleichgefärbten Anhydrit von Berch-
tesgaden übereinstimmt. Anhydrit, welcher in den krystallinischen Schiefern
der Alpen f Fa^ Canaria) meist schon in Gyps umgewandelte Zwischenlager
bildet, kommt also auch wie Schwerspath. Kalkspath u. s. w. in Gangtrüm-
mern in denselben vor. Hier wie auf den Riechelsdorfer Gängen und auf
anderen, wo nur noch die Quarzpseudomorphosen nach seinen Formen das
frühere, gar nicht sehr seltene Auftreten desselben andeuten, kann der An-
hydrit unmöglich in gleicher Weise gebildet worden sein, wie in den Stein-
salzlagerstätten. Für diese haben die interessanten experimentellen Unter-
suchungen von Hoppe-Seyler eine Art der Anhydrit-Bildung nachgewiesen,
die gewiss auf einzelnen Lagerstätten stattgefunden hat, ob aber nicht noch
eine andere, bei welcher eine so hohe Temperatur (130°) nicht erfordert
wird, möglich ist, das zu ermitteln, wäre eine sehr dankbare Aufgabe.
2) Krystallisirter Nephelin in Drusen von Pfaffenreuth bei
Pas sau. In dem Gestein, welches die schönen Krystalle von braunem Ti-
tanit enthält, fand Gümbel eine Druse, die er mir zur Ansicht schickte. Oli-
80
goklasgruppen j ganz und gar mit den bekannten von Ärendal übereinstinfi-
mend, graugrüner Diopsid und brauner Titanit waren darin aufgewachsen,
zugleich auch einige hexagonale. farblose Kryslalle OCP • oP mit Andeutung
einer Pyramide, welche mit Säuren und «vor dem Löthrohr alle Eigenschaften
des Nephelins zeigten. Da Nephelin in altem kryslallinischem Gestein zwar
öfter (Zirkon-Syenit , Foyait) ein-, aber bis jetzt meines Wissens nicht auf-
gewachsen gefunden worden ist, so halte ich nicht für überflüssig, die That-
sache zu constatiren.
3) Nakrit pseudomorph nach Scheelit von Ehrenfriedersdorf.
Seither war Nakrit nur als Pseudomorphose nach ei n e r Wolframverbindung,
dem Megabasit bekannt, die auch in der hiesigen Sammlung ausgezeichnet
vertreten ist. Die neue stellt hohle, ganz von lebhaft perlniutterglänzenden
Nakrit-Aggregaten gebildete quadratische Pyramiden mit rauher Oberfläche
dar, deren Winkel sehr gut mit der Grundpyramide des Scheelits überein-
kommen. Die Grösse beträgt 6 Centim, Die Pseudomorphosen sitzen auf
violettem Fliissspath und sind in der Druse das jüngste Gebilde.
4) Talk nach Enstatit. Von Winklarn (Oberpfalz) befinden sich Ser-
pentinstücke mit porphyrartig eingewachsenen Krystallen in der acad. Samm
lung, welche bis 6 Centim. Länge erreichen und theils Schillerspath , theils
ein (lemenge von diesem mit Talk oder endlich reiner, in dünnen Blättchen
leicht ablösbarer Talk sind. Das Gestein, aus welchem jener Serpentin ent-
standen ist, wurde mir mit anderen, für die Serpentin-Bildung interessanten
von GüMBEL mitgetheilt, es ist ein grosskörniger, in keiner Weise von dem
Harzburger unterscheidbarer Enstatitfels. Talk ist also auch hier, wie nach
Genth beim Olivin und nach Bllm's und meinen Beobachtungen bei dem
Pyrop letztes Zersetzungs-Product des magnesiareichen Enstatits, eine in geo-
logischer Beziehung nicht unwichtige Thatsache.
F. Sandberger.
W^ürzburg, den 9. Novbr. 1866.
Im Herbste des Jahres 1862 erhielt ich von dem badischen Finanz-
ministerium den Auftrag, mit Hrn. Bergrath Caroli und Salinenverwalter
Sprenger im Oberlande eine Localität zu bezeichnen, an welcher mit Aus-
sicht auf Erfolg auf Steinsalz gebohrt werden könne. Die Behörde beab-
sichtigte dann auf dasselbe einen Abbau nach dem Vorgange der württem-
bergischen Regierung einzurichten und das Steinsalz als solches in den Handel
zu bringen.
Wir schlugen vor, die Gegend von Grenzach und Wyhlen, in welcher
die Anhydrit-Gruppe in grossartiger Entwickelung zu Tage geht, mit meh-
reren Bohrlöchern zu untersuchen. Das erste, zunächst an der Eisenbahn
gelegene bei Grenzach traf auf eine Verwerfungsspalte in dem Wellendolo-
mit und wurde alsbald verlassen, mit dem zweiten, hart am Rheine bei
Wyhlen von Hrn. Caroli in derselben Gegend gewählten wurde die in nach-
8i
folgender Tabelle beschriebene Schichtenreihe mit einer Gesanuntinächtigkeit
des Steinsalzes von 63'872" bad. durchbrochen.
Bohrung bei Wyhlen, hart am Rhein.
Herbst 1S66.
1
j Teufe.
Mächtigkeit.
Alluvium \
und \ Fetter grauer Thon mit Gerollen ....
1-80'
8ü'
Diluvium)
Schwarzgrauer Thon mit verkiesten Ammoniten (Ammo-
nites hirciniis SCHLOTH., A. radiaus var.) und Be-
lemniten (Belemnites exilis ü'OkB-, B. tricanaliculatus
ZiET., B. parvua Hartm., aus den tiefsten Bänken
auch B. irregularis SCHLOTH.)
80—235'
155'
Thon mit röthlichem und grauem Gyps, zeitweise mit
235—102'
167'
402— 412'4"
10'4"
412'4"— 416'8"
4'4"
416 8"-423'4"
6'6"
423-4"-425'
1'6"
4'25'— 426'6y2"
1'6V2"
426'bV2"-431,5"
4'8Va"
43l'3"-440'
8'5"
440'— 482'
42'
Gyps
482'-486'4"
4'4"
Obwohl nun die Mächtigkeit des Steinsalzes durchaus den gehegten Er-
wartungen entspricht, so erscheint es doch noch nicht rein genug, um es
als solches zu chemischer Fabrikation u. s. w. in den Handel zu bringen
und steht daher die Fortsetzung der Bohrversuche zur Erlangung von reine-
rem Steinsalz in Aussicht.
F. Sandberger.
Lemberg, den 25. November 1866.
Vor Kurzem habe ich eine Anzahl von Dünnschliffen echter Basalte vom
Rhein, aus der Eifel, Sachsen, Böhmen u. s. w angefertigt und ich bin au-
genblicklich damit beschäftigt, dieselben unter dem Mikroskop und mit mi-
krochemischen Hülfsmitteln zu untersuchen und mit einander zu vergleichen.
Dieselben weisen insgesammt eine grosse Ähnlichkeit auf und was das Eigen-
thüraliche ist, man erkennt darin zwischen den einzelnen krystallisirten, mi-
kroskopischen Gemengtheilen eine farblose, schwach gelblich oder graulich
gefärbte Masse, welche, zwischen dem Polarisations-Apparat betrachtet, nicht
den Farbenwechsel doppeltbrechender Körper zeigt, sondern das Licht nur
einfach bricht, daher wohl ohne Zweifel amorpher und zwar glasartiger Natur
ist. Unsere Vorstellung, dass die Basalte bis in ihre kleinsten Theilchen
krystallinisch zusammengesetzt seien, muss demnach eine ßerirhligung er-
fahren, wenn auch in einigen Vorkommnissen die amorphe Grundmasse nur
Jahrtuch 1367. 6
82
spärlich vertreten ist. Der Wassergehalt der frisch und unzersetzt aussehen-
den Basalte, in denen auch das Mikroskop keine Zeolithbildung nachweist,
ist vielleicht wie bei den Pechsteinen an die amorphe Grundmasse geknüpft:
mikrochemische Reaclionen werden diess noch näher aufklären können.
Deutlich erkennbare, trikline, im polarisirten Licht prachtvoll farbig gestreifte
Feldspathe, dünne, spiessige Nadeln mit klinobasischer Endigung, Augite,
Olivine und Magneteisenkörner bilden die übrigen mikroskopischen Bestand-
theile, welche ich bis jetzt in den Basalten gefunden habe; von der Gegen-
wart des Nephelins in diesen ächten Basalten habe ich mich noch nicht
überzeugen können. Die Augite sind meist überaus verunreingt, enthalten
Magneteisenkörnerj Feldspathe und Farlikel der glasigen Grundmasse als Ein-
schlüsse, woher denn auch wohl der befremdende Thonerde-Gehalt der ba-
saltischen (.wie anch vermuthlich in ähnlicher Weise der der andern) Augite
stammt. Auch lassen sich mit dem Mikroskop vortrefflich die Zersetzungs-
Processe innerhalb der Basalte studiren. Zur Vergleichung gedenke ich dem-
nächst auch Phonolithe zu untersuchen ; ein dünnplattiger frischer Phonolith,
den ich im Sommer vorigen Jahres im Cantal schlug, hat mir ebenfalls eine
einfachbrecheode (amorphe) Grundmasse ergeben.
F. Zirkel.
B. Mittheilungen an Professor H. B. Geinitz.
Halle, den 9. Nov 1866.
In der Schicht von bituminösem Thon, welche das interessante Braun-
kohlenlager von Bornstädt bei Eisleben unlerteuft *, finden sich gut er-
haltene Fflanzenreste, von welchen bekanntlich Göppert zuerst mehrere be-
stimmt hat. Im vorigen Jahre erhielt ich durch die Gefälligkeit des Herrn
Dr. Müller in ßornstädt eine Partie solcher Pflanzenreste, deren Bestimmung
zu übernehmen der Herr Prof. Heer die Güte gehabt hat. Die aus 28 Arten
von Pflanzen bestehende Sammlung enthält iO an anderen Localitäten noch
nicht vorgekommene Species, z. Th. von sehr auffallenden Formen: die
Flora ist dem üntermiocän angehörig. Die aufgestellten Arten sind fol-
gende :
Pteris parschlugiana Ung.
V Diplagium MülleH Hr.
^' Aspidium serrulatum Hr.
Segiioia Cuttsiae Hr.
Sabal Ziegleri Hr.
V „ Zinckeni Hr.
Smilax grandifoHa Ung. var.
Myrica salicina Ung.
* Conf. ZiNCKEN, die Physiographie der Braunkohle. Hannover, 1865. S. 6^9.
83
Myrica Schlechtendali Hr.
Quercus angustiloba Lldw.
„ furcinervis Rossm.
^ Ficus ? Germari Hr.
Cinnamomum lanceolatum Ung.
„ Rossmaessleri ü.
Hakea Germari Ettingh.
Dryandroides acuminata V^g. (?)•
Diospyros brachysepala A. Br.
^ „ oblongifolia Hr.
V Myrsine borealis Hr.
^ Apocynophyllum helveticum Hb. ( Neritinium).
1/ Myrtus amissa Hr.
Eucalyptus haeringiana Etting.
Celastrus europaeus Ung. (?).
„ elaenus Ung.
y Rhamnus grosse-serratus Hr.
Juglans Ungeri Hr.
Cassia phaseolites Ung.
„ Berenices Ung.
C. ZiNCKEN.
Warschau, den 15. November 1866.
Ich habe ein wenig bekanntes Land, die Umgebung von Iwanisko und
Opatow untersucht; hauptsächlich war ich bemüht, um den Zechstein aufzu-
finden, aber nirgends zwischen Jeiulrzejow und Sandomierz findet sich auch
nur die mindeste Spur davon; auf devonischem Kalksteine liegen stets
rothe Sandsteine des Bunten Sandsteins, oder auf Quarzfels miocäne Kalk-
sleine; die dunkelgrauen Zechsteine beschranken sich nur auf Kajetanöw
und diese kleine Insel, die mit dem Zechsleine von Kurland und Schlesien
in Verbindung stehen musste. Sonderbarer Weise sind hier nur Überreste
eines mächtigen Absatzes.
Noch an mehreren Puncten, in der Umgebung von Opatow, haben sich
mehr oder weniger mächtige Absätze von Kalktuff gezeigt; der bedeutendste
ist beim Orte Kobylanki , dann zwischen den angrenzenden Orten Kochow
und Czernikow: der KalktufF ist graulichweiss oder braunlich und sehr
löcherig. Bei Karwow, unfern Opatow, zeigt sich ebenfalls KalktufF in der
Nähe von miocänem Kalk, und noch gegenwärtig bricht eine mächtige Quelle
hervor, die wahrscheinlich in früheren Zeiten ein kalkhaltiger Säuerling war,
dem dieser Absatz seinen Ursprung verdankt. Bei dem Orte Lipnik zwischen
Opatow und Sandomierz hat man bei Grabung eines Schlammes zuunterst
gelblichen, sehr weichen Kalktuff gefunden, der sich auf Quarzfels nieder-
schlug.
Eine specielle Untersuchung der Jurafor^Jlon an dem südlichen Ab-
84
hange des Sandomirer-Chenziner Übergangsgebirges bat erwiesen, dass ausser
dem Kimmeridge-Kalke . mit Exogyra virgula charakterisirt, ältere Glieder
des weissen Jura sich befinden. In dem schönen Durchschnitt von Brzeziny
bei Morawica^ unfern Kielce auf devonischem Kalkstein ruht Bunter Sandstein
und Muschelkalk und darauf rothe und bunte Thone. die dem Keuper ent-
sprechen, darauf auf dem Höhenzuge erscheint die Juraformation: an der
oberen Grenze des rothen Thones liegen mehrere Blöcke von hellbraunem, fast
gelblich braunem, halbkrystallinischem Kalkstein, der ganz dem von Sanka
bei Krakau und dem Kellow^ay oder Füllers entspricht. Sehr mächtig
haben sich die weissen Abtheilungeu des Jura entwickelt, zuunterst etwas
mergeliger , weisser Kalkstein , der dem weissen Jura ß zu entsprechen
scheint, dann folgt in concordanter Schichtung weisser, derber Kalkstein,
in dicke Schichten abgesondert; dieser Kalkstein enthält eingewachsenen
Feuerstein und charakteristische Schwämme und andere Formen, wie Ämmo-
nites polygyratus, Terebr. bisujfarcinata ß mächtige Kalkfelsen, ähnlich wie
bei Krakau finden sich oberhalb des Ortes Nida.
Weiter östlich bei Drochöw findet sich ein ganz ähnlicher Durchschnitt.
Auf dem devonischen Kalksteine von Dembska Wola folgen Bunter Sandstein,
Muschelkalk und bunte Keuperthone, darauf auf den Anhöhen ruhen mergeliger
w^eisser Jurakalk und weisser Kalkstein mit Feuerstein: es sind diess weisser
Jura ß und y Quenstedt: in den obersten Abtheilungen findet sich Rhynch.
sparsicosta, was auf höhere Schichten hindeutet. Weiter südlich entwickelt
sich ungemein mächtig oolithischer Kalkstein der Kimmeridge, ohne dass eine
Verbindung wahrnehmbar ist. Koch weiter östlich in Tarnoskala, Maleszowa,
Brody kommen zu Tage ebenfalls weisse Jurafelsen, die dem y weissen Jura
zu entsprechen scheinen; Feuerstein und Planulaten finden sich ziemlich
häufig darin.
L. Zeuschner.
Itm literatiir.
(Die liodaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel
beigesetztes M.)
A. Bücher.
1865.
Commissäo geologica de Portugal. Vegetaes Fosseis. Primeiro
opuscvlo. Flora fossil do terreno carbonifero per Bernardino Anto-
nio GoMES. Lisboa. 4^ Pg. 44, Tb VI. XI
Commissäo geologica de Portugal. Da Existencia do hörnern em
epochas remotas no volle do Tejo. Primeiro opusculo. Noticia sobre
OS esqueletos humanos descobertas no cabeco da Arruda por F. A.
Pereira da Costa. Com a versao em france'S por M. Dalhunty. Lisboa.
4«. Pg. 38, Tb. VII. X
Die Baumaterialien des Mineralreiches im Kanton St. Gallen. St. Gallen.
8«. 24 S , 1 Taf.
1866.
Julius Andre: Studien über die Verwitterung des Granites. Mün-
chen. 8». S. 43.
J. Beete Jukes : on the Carboniferous Slate (or Devonian Rocks J and
the old red Sandstone of South Ireland and North Devon. CQ^^^^-
Journ. of the Geol. Soc. 1866, 320-371 ) X
A. Breithaupt : Mineralogische Studien. Leipzig. 8°. 122 S.
Giovanni Canestrini: Oggetti trovati nelle Terremare del Mode-
nese. Modena. 8^. Pag. 15, tav. III. Seconda relatione. Avanci
organici. Pg. 64. X
— — Origine delV uomo. Milano 8^. Pg. 118. X
C. G.'Carus: über Begriff und Vorgang des Entstehens. (Separat-Abdruck
aus Leopoldina, Hft. V, No. 14 und 15.) Dresden. 4^ 16 S. X
H. V. Drohen: die Bergwerks-Industrie auf der Kölner Ausstellung 1865.
(Abdr. aus „Glückauf", Beiblatt zur „Essener Zeitung". Essen. 8^.
19 S. X '-^ • ' *
86
P. VAN Diest: Bangka. beschreven in Reistogten. Amsterdam. 8'^. 101 S.
2 geol. Karten. X
Lieut.-Col. FoRBEs Leslie: the Earlij Races of Scotland and their Monu-
ments. 2 Vol. Edinburgh.
M.F. Gätzschmann: die Aufsuchung und Untersuchung von Lagerstätten nutz>
barer Mineralien. Leipzig. 8°. 522 S.
Dr. F. Garrigou et H. Filhol : Age de la Pierre polie dans les cavernes
des Pyrenees Ariegeoises. Paris et Toulouse. 4^. 77 p., 9 PI.
Geologische Karte der Markgrafschaft Mähren und des Herzogthums Schle-
sien. Nach den im Auftrage des Werner-Vereines zur geologischen
Durchforschung von Mähren und Schlesien und den von L. Hohenegger
ausgeführten Aufnahmen bearbeitet von Franz Fötterle. Wien. Zwei
^ Blätter. (0.525 M. Breite und 0,72 M. Höhe).
Geologische Special karte des Grossherzogthums Hessen und
der angrenzenden Landesgebiete im Maassstabe von 1 : 50,000,
herausgegeben von dem miltelrheinischen geologischen Verein. Section
Alzey, geologisch bearbeitet von R.Ludwig. Mit einer Übersichtskarte
der wetterau-rheinischen Tertiär-Formation. Erläuternder Text S. 66.
Darmstadt.
W. G. Hankel: über die thermoelektrischen Eigenschaften des Bergkrystalles.
(8. Bd. d. Abh. d. math.-phys. C!. d. K. S. Ges. d. Wiss.) No. IIL
Leipzig. 8'\ S. 321-392, 2 Taf. X
Jentsch: über amorphe Kieselerde, amorphe Kieselsäure vom spec. Gew.
2. B. Erfurt. 8» 13 S. X
R. Kner: die fossilen Fische der Asphaltschiefer von Seefeld in Tyrol. (Son-
derabdr. aus LIIl. Bde. d. k. Ac. d. Wiss.) 32 S., 6 Taf. X
— — Die Fische der bituminösen Schiefer von Raibl in Kärnthen. (Ebenda).
46 S., 6 Taf. X
G. C. Laube: die Fauna der Schichten von St. Cassian. IIL Ablh. Gastro-
poden. (Aus LIII. Bde. d, Sitzungsb. dr k. Ac. d. Wiss.) 6 S. X
— — die Gastropoden des braunen Jura von Baiin. (Aus LIV. Bde. d
Sitzungsb. d. k. Ac. d. Wiss.) 6 S. X
J. Marcou: la faune primordiale dans le pays de Gulles et la ge'ologie
californienne. (ß^ill. de la Soc. geol. de, France, 2^ ser., t. XXIII,
p. 552-559.) X
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de la Soc. geol. de France, 2e ser., t. XXIII, p. 374-377.) X
Memoirs of the Geologicul Survey of India. Palaeontologia Indica. III.
10-13. The Fossil Cephalopoda of the Cretaceous Bocks of Southern
India ( Ammonitidae) by F. Stoliczka. p. 155-216. Appendix l- XII.
PI. LXXVI-LXXXXIV. X!
S. Nilsson: die Ureinwohner des Scandinavischen Nordens. Hamburg. 8''.
120 S., 5 Taf.
Adolf Oborny: über einige Gypsvorkommnisse Mährens. (Separatabdr. aus d.
IV. Bde. d. Verh. d. naturf. Ver.) Brünn. 8*^. 8 S.
87
R. Pallmann: die Pfahlbauten und ihre Bewohner. Greifswald. 8°. 218 S.,
3 Taf.
Theodor Petersen: Phosphorit von Diez in Nassau; zur Kenntniss
der Mineralien des ßinnenthales. (1. Dolomit. 2. Hyaolophan.
3. Grauerze.) Separat-Abdr. a. d. VII. Bericht des Offenbacher Vereins
für Naturkunde. S. 16. X
F. J. PiCTET et A. Humbert: Nouvelles recherches sur les Poissons fossiles
du Moni hiban. Geneve. 4°. 114 p., 19 PI.
Ein Extract hiervon in Archives des sciences de la Bibliotheque universelle.
Geneve. 8«.- 19 p. X
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E. Sauvage et E. Hamy: Etüde sur les terrains quaternaires du Boulon-
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G. Scarabelli: Sulla probabilita che il sollevamento delle Alpi siasi effe-
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K. V. Seebach: die Zoantharia perforata der paläozoischen Periode. (Zeitschr,
d deutsch, geol. Ges. 1866.) 8«. S. 304-310, Taf. IV. X
G. Stäche: Geologisches Landschaftsbild von Siebenbürgen. (Separatabdr.
aus Österr. Revue 1866. 7. Hft.) Mit einer geologischen Übersichts-
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— — die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen in Un-
garn. (Aus d. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 16. Bd.^ 3. Hft.) X
Ed. Suess: über den Löss. Wien. 8^ 16 S. X
— — Untersuchungen über den Charakter der österreichischen Tertiär-
Ablagerungen, l. II. (Aus dem LIV. Bde. d. Sitzb. d. k. Ac, d. Wiss.
1866.) X
Carl Vogt: Lehrbuch der Geologie und Petref ac tenkun d e. Dritte
vermehrte und gänzlich umgearbeitete Auflage. In zwei Bänden. Erster
Band. Mit zahlreichen in den Text eingedruckten Holzstichen und zwei
Kupfertafeln. 1. Lieferung. Braunschweig. 8^. S. 1 — 192.
L, C. H. Vortisch: das Mangelhafte der NEWTOw'schen Gravitations-Theorie.
Rostock. 80. 55 S., 2 Taf.
A. Wbisbach: über den Kupferwismuthglanz. (Separatabdr. aus Ann. d. Phys.
und Chem. Bd. CXXVIII, S. 435-441, Taf. 8. X
V. V. Zepharovich: M i ner al og is ch e M i tth eil un ge n. (Aus dem LIV. Bde.
der Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wissensch. I. Ablh. Juli-Heft. Jahrg.
1866. Mit 1 Taf. Wien. 8». S. 16. X
Ferdinand Zirkel: Lehrbuch der Petr ogra p hie. Zweiter Band. Bonn.
8«. S. 635.
88
1867.
Andb. Liblrgg: die Spectral-Analyse. Erklärung der Spectral-Erschei-
nungen und deren Anwendung für wissenschaftliche und practische
Zwecke, mit Berücksichtigung der zu ihrem Verständnisse wichtigen
physikalischen Lehren in leicht fasslicher Weise dargestellt. Mit 9 in
den Text gedruckten Figuren und einer lithographirten Tafel. Weimar.
S. 99. X
C. F. Zincken: die Physiographie der Braunkohle. Mit 3 lith. Tafeln
und mit Holzschnitten. Hannover, gr. 8". S. 818. >^
B. Zeitsiehi'iften.
1) J. C. Poggendorff: Annalen derPhysik und Chemie. Leipzig. 8®.
[Jb. 1866, 813.]
1866, N. 6-7; CXXXIII, S. 177-496.
G. VOM Rath: Mineralogische Mittheilungen. 15. Ein Beitrag zur Kenntniss
des Äxinits (Schluss) : 227-260. 16. über die vulcanischen Eisenglanz-
Krystalle vom Eiterkopf bei Plaidt und die auf denselben aulgewachse-
nen Augit-Krystalle : 420-432. 17. Eigenthümlich ausgebildete Augit-
Krystalle vom Laacher See : 432-435.
A. Weisbach: über den Kupferwismuthglanz : 435-441.
P. Desains: Unlersuchnng über die Drehwirkung, welche der Quarz auf die
Polarisations - Ebene der brechbaren Strahlen des Spectrums ausübt:
487-490.
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80 [Jb. 1866, 813.J
1866, No. 13-14; 98. Bd., S. 257-384.
Fresenius: Analyse der Trinkquelle zu Driburg, der Herster Mineralquelle,
sowie des zu Bädern benutzten Satzer Schwefclsohlammes : 321-340.
3) Jahrbuch der K. K. geologischen R e i c h sa n s t a 1 1. Wien. 8^,
[Jb. 1866, 710.]
1866, XVI, No. 3: Juli — Sept. A. S. 277-423: B. S. 105-122.
A. Eingereichte Abhandlungen.
G. Stäche: die geologischen Verbältnisse der Umgebungen von Wailzen in
Ungarn: 277-329.
A. Gesell: das Braunkohlen-Vorkommen bei Gran in Ungarn; 329-338.
J. Moser: der abgetrocknete Boden des Neusiedler See's : 338-345.
M. Rac/.kiewicz : die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Littava,
Sebechleb, Palast und Celovce im Honther Coniitate : 345-355.
F. V. Andrian: das südwestliche Ende des Silieiiitiitz-Kremnitzer Trachyt-
stockes: 355-418.
89
K. V. Hauer: Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der geologischen
Reichsanstalt: 418-420.
Verzeichniss der eingesendeten Mineralien u. s. w. : 420-421.
Verzeichniss der eingesendeten Bücher u. s. w. : 421-423.
B. Sitzungs-Berichte.
Fr. V. Hauer: der Meteorstein-Fall von Knyahinya : eingelaufene Berichte über
Santorin: G. Marka: Minensprengung zur Eisenstein-Gewinnung in Mo-
rawilza im Banat; H. Höfer: Analyse von Magnesit-Gesteinen aus Ober-
steiermark und über Gyps-Vorkoramen in Nagyag; Berichte der Geo-
logen aus ihren Aufnahms-Gebieten : 105-110: Krennbr: fossiler Tapir
von Ajnacskö : 110; K. v. Hauer: Löslichkeits-Verhältnisse isomorpher
Salze und ihrer Gemische; Berichte über A. Remele's Handbuch der
analytischen Mineralchemie und die Spectral-Analyse von A. Lielegg:
110-111; D. Stur: W. Hblmhacker's Übersicht der geognoslischen Ver-
hältnisse der Rossitz-Oslavaner Steinkohlen-Formation ; eine Excursion
in die Dachschiefer-Brüche Mährens und Schlesiens und in die Schal-
stein-Hügel zwischen Bennisch und Brünn; Rückwirkungen des Erd-
bebens vom 15. Jan. 1S58 in der Umgebung des Mincov: 111-113; W.
Göbl: geologische Aufnahme der Umgebung von Salgo Tarjan: 113-114.
Fr. V. Haler: Schwefel- und Äntimonerze aus Siebenbürgen: 114. F.
Fobtterle: Verhandlungen der geologischen Gesellschaft für Ungarn:
115-116. K. V. Hauer: Zinkgewinnung aus Blende: 116-119. Berichte
der Geologen aus ihren Aufnahms-Gebieten: 119-121. F. Foettfrlb:
Petrefacten aus der Umgegend von Belluno; Muster von in Wien ver-
wendeten Bausteinen und Steinplatte mit Fisch-Abdrücken : 121-122.
4) Zei ts chrift d er d eut s c hen geologi sc h en G es e 1 1 s chaft. Berlin.
80 fjb. 1866, 710.]
186o, XVII, 4, S. 599-714, Tf. XVII.
A. Sitzungs-Berichte vom 2. Aug. !865 - 22. Sept. 1865.
Rammelsberg: über die chemische Zusammensetzung des Topas: 560.
B. Briefliche Mittheilung.
Wbbsky: Monacit von Schreiberhau: 566-568.
C. Aufsätze.
A. Kenngott: Bemerkungen über den Feldspath des Tonalit: 569-579.
Ferd. Römer: über die Auffindung devonischer Versteinerungen am Ostab-
hange des Altvater-Gebirges (hiezu Taf XVII): 579-594.
.1- Roth: über die Umvvandelung des Basaltes zu Thon: 594-606.
C. Rammelsberg : über den Ausbruch des Ätna vom 31. Januar 1865 :
606-609.
H. Laspeyres: die hohlen Kalkstein-Geschiebe im Rothüegenden n. von Kreuz-
nach an der Nahe: 609-638.
H. R. Güppert: über die fossile Kreideflora und ihre Leitpflanzen: 638-649.
C. Rammelsberg: über den Kainit und Kieserit von Stassfurt: 649-651.
A. Sadbbeck: die oberen Jura-Bildungen in Pommern: 651-702.
m
A. V. Kobnen: Nachtrag zu dem Aufsatz über die Helmstädter Fauna : 702-705.
1S65-1S66, XYIII, 1; S. 1—176, Tf. I.
A. SitzuDgs-Berichte vom 1. Nov. 1865 — 3. Jan. 1866.
Beyrich: Nekrolog von Pander und von v. Hagenow: 1— 2j v. Seebach: über
neue organische Reste aus der mitteldeutschen Trias: 7; Lutteb: neue
Erfunde von Rüdersdorf: 7; Sadebeck : Kalkführung des Gneisses im
Eulen-Gebirge: 8: Serlo : über die Möglichkeit mit den Steinsalz-Ab-
lagerungen in Lothringen Kalisalze zu finden: 10-11: Weuding: Vor-
kommen und Zusammensetzung der bei Baux in Frankreich, Antrim in
Irland und in der Wochein in Irland entdeckten Bauxite: 11-12. Roth
legt Graptolithen vom Steinberg bei Lauban vor: 13-14: F. Römer:
Grauwaoke-Gebirge an der 0. -Seite des Altvater-Gebirges; über von
Zinkspath umhüllte Reste einer Fledermaus; fossile Spinne aus dem
oberschlesischen Steinkohlen-Gebirge: 14-16; Beyrich: über Conchylien
aus dem Diluvium des Weichsel-Thaies, sowie über Felrefacten aus dem
Krebsbachthale bei Mägdesprung: 16-17.
B. Aufsätze.
C, Rammelsberg: über das Buntkupfererz von Ramos in Mexico und die Con-
stitution dieses Jlinerals überhaupt: 19-23.
— — über den Castillit, ein neues Mineral aus Mexico : 23-25.
A. V. Koenen: über einige Aufschlüsse im Diluvium s. und ö. von Berlin:
25-33.
C. Rammelsberg: über den Xonaltit, ein neues wasserhaltiges Kalksilicat und
den Bustamit aus Mexico: 33-35.
C. Schlüter: die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken: 35-77.
Herm. Credner: Geognostische Skizzen aus Virginia, Nordamerika: 77-86.
Stapff: über die Entstehung der See-Erze (Tf. I): 86-174.
G. Berendt: marine Diluvial-Fauna in Westpreussen : 174-176. .
5) Bruno Kerl und Fr. Wimmer: Berg- und Hüttenmännische Zei-
tung. Leipzig. 4«. [Jb. 1866, 814.]
1S66, Jahrg. XXV, Nro. 36-46; S. 305-396.
Igelström: die Mineralien von Horrsjöberg in Wermland: 307-309.
H. Reck: der Mineralreichthum und der Verfall des Bergbaues auf dem Hoch-
plateau der Republik Bolivia: 313-316; 325-327: 334-336.
L. Simonin: Beobachtungen über die Temperatur und den Druck der Luft im
Innern einiger Gruben: 330-331.
M. Graff: über die Kupfergruben von L'Alp: 346-347.
Igelström: über Schefferit von Langban in Wermland: 347-348.
L. Kleinschmidt: Naphtha-Bergbau in Galizien: 352-353.
A. Breitbalpt: über das Vorkommen des Küstelits; 368-369.
H. Reck: die Silberminen von Potosi: 389-392.
91
6) Dreiundvierzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesell-
schaft für vaterländische Cultiir. Breslau. 8". [Jb. 1863, 851.]
Jahrg. 1865. S. 1-218.
Ferd. Römer: Pseudoniorphosen von Weissbleierz nach Hornblei: 29; über
die Sectionen Troppau und Loslau der neuen geognostischen Karte von
Oberschlesien: 31; Auffindung einer fossilen Spinne im Steinkohlen-Ge-
birge Oberschlesiens: 33; Auffindung von devonischen Versteinerungen
in Quarziten bei Würbenthal in Österreichisch Schlesien: 34: Grapto-
lithen in silurischen Thonschiefern bei Lauban: 37; Diluvial-Geschiebe
bei Glogau: 38; Vorkommen von Cyanit bei Ziegenhals in Schlesien: 38.
Websky: Auffindung einiger seltenen Mineral-Gattungen in deu Feldspath-
Brüchen bei Schreiberhau im Riesengebirge: 39.
Göppert: Nachruf an v. Oeynhausen: 41; über die Flora der Permischen
Formation: 42; über Urwälder Deutschlands, besonders des Böhmer
Waldes: 47; über die Flora der Kreide-Formation: 51.
F. Cohn: über organische Einschlüsse im Carnallit von Stassfurt: 54,
7) Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Cultur. Breslau. 8^, (Philosophisch - historische Ab-
theilung.)
Jahrg. 1865. S. 1-90
J. KuTZEN : der Böhmerwald, in seiner geographischen Eigenthümlichkeit und
geschichtlichen Bedeutung, verglichen mit den Sudeten, besonders mit
dem Riesengebirge : 1-18.
8) Bulletin de la Societe Imp. des N aturalist es de Moscou.
Mose. 8» [Jb. 1866, 816.]
1866, No. 2, XXXIX, pg. 299-613.
J. F. Brandt: nochmaliger Nachweis der Vertilgung der nordischen oder
SiKLLER'schen Seekuh (Rhytina borealis): 572-598.
R. Hermann: Bemerkungen zu Marignac's Untersuchungen über Niobium und
Ilmenium: 598-613.
9) Bulletin de la s o ci et e g eol o gi que de France. [2.) Paris. 8".
(Jb, 1866, 816.J
1863-1866, XXm, f. 30-41, pg. 465-656.
Diellafait: über die weissen, krystallinischen Kalke im mittlen Jura der Pro-
vence; über die Entdeckung des Gault im Var-Departement (Schluss):
465-480.
LoRY und Vallet: geologische Karte der Maurienne und Tarentaise (pl. X) :
480-497.
Coquand: über die Kreide-Formation Siciliens: 497-504.
Ebhay: Metamorphismus des Diluviums: 504-509.
92
A. Gaudry: Resultate der Untersuchungen über die fossilen Thier-Reste von
Pikermi: 509-516.
Lory: über das Lager der Terebratula diphya in den Kalksteinen der Ge-
gend von Grenoble; 516 — 521.
Hebert: Bemerkungen hiezu: 521-532.
Chantre: Knochenhöhlen und Kieselgeräthe im Dauphine: 532-536.
Locard: Bemerkungen hiezu: 536-537.
Saporta: über eine der botanischen Gesellschaft vorgelegte Notiz: 537-542.
Goubert: über neue diluviale Süsswasser-Ablagerungen in der Gegend von
Paris: 542-550.
Leymbrie: Aufstellung eines neuen Typus C^VP^ rubienj im mittlen Frank-
reich: 550-551.
Damour : über einen steinernen Pfeil von der Insel Qualan (Oceanien) :
551-552.
J. Marcou: über die Primordial-Fauna von Wales und über die Geologie Ca-
liforniens : 552-560.
Coquand: über vorzunehmende Änderungen in der Eintheilung der unteren
Kreide-Formation: 560-580.
Benoit: über die Grotte von Baume (Jura) (pl XI): 581-590.
Martins: eruptive Gesteine im Kohlen-Becken von Commentry: 590-591.
Gruner: Bemerkungen hiezu: 591-592.
Ed Lartet: über im Becken der Garonne aufgefundene Säugethier-Knochen:
592-594.
NoGuEs: über die Amphibol-Gesteine der Pyrenäen, uneigentlich Ophite ge-
nannt: 595-612.
Lory: über die Fische führenden Schichten von Cirin und über die Schichten
mit Zamites Feneonis von Morestel : 612-617.
Dumortier: über die Ammoniten des unteren Lias: 617-618.
BiANCoNi: über eine Periode des eocänen Meeres : 618 639.
Lffort: zur Geschichte der Puddingsteine: 639-643.
Sauvagb und Hamy: über Quartär-Gebilde im Boulonnais: 643-645.
Bleicher: Geologie der Gegend von Rom: 645-654.
Hamy: über eine neue Art von Ischyodus: 654-656.
10) Comptes rendus heb domadaires des seances de V Academie
des Sciences. Paris. 4^. \}h. 1866, SM.]
1866, No. 6-8, 6. Aout— 20. Aout, LXIII, pg. 229-360.
Ch. Saintk-Claire Deville: über die Folge der eruptiven Erscheinungen im
oberen Krater des Vesuv nach der Eruption im Decemb. 1861: 237-240.
Hebert: über die Kreide im N. des Pariser Beckens: 308-311.
A. Gaudry: über ein von Frossard in der oberen Abtheilung der Steinkohlen-
Formation bei Autun entdecktes Reptil : 341-344.
Brrtin: über das Eis der Gletscher: 346-351.
93
11) M emoires de la aociete des scienees natur elles de Stras-
bourg. Torne VI. 1 livraison. Paris & Strasbourg. 4",
F. Engelhard: über die Bildung des Grundeises: 1-12.
HuGueny: Definition und Bestimmung der Härte: 1-12.
12) Bulletin de la Societe V audoise des scienees naturelles.
Lausanne. 8^. [Jb. 1866, 221.]
1866, No. 54, IX, pg. 1-104.
Dlfour: Untersuchungen über die electrischen Ströme der Erde: 1-72.
De LA Harpe: über das Eis der Gletscher: 85-90.
13) H. Woodward: The G'eological Magasiine. London. 8°. [Jb.
1866, 821.1
1S66, No. 28, October I, pg. 433-480.
J. Evans: über einige Feuerstein-Geräthschaften (Flint-cores) vom Indus
in Ober-Scindia (pl. XVI): 432.
W. Toplby: Bemerkungen über die physikalische Geographie von Ost-York-
shire: 435.
G. Maw: Vergleichung der Oberflächenstructur in Folge subaerialer und ma-
riner Fortspülung: 439,
A, H. Chürch: Untersuchung einer Eisenquelle in Mimosa-Dale , Uitenhage,
Süd-Afrika: 451.
Rev. A. Cumby: über das relative Alter von steinernen und metallenen Waf-
fen: 452.
Auszüge, Berichte, Briefwechsel u. s. w, : 456.
1866, No. 29, Kovember, I, p. 481-528.
Fr. M'Coy: über die australischen tertiären Arten von Trigonia: 481.
Rev. 0. Fischer: über den wahrscheinlich glacialen Ursprung gewisser Denu-
dations-Erscheinungen : 483.
H. A. Nicholson: über einige Fossilien aus dem Graptolithenschiefer von Dum-
friesshire (pl. XVII): 488.
G. H. Kinahan: über die Bildung des „Rock basin'''' von Lough Corrib, Grafsch.
Galway (pl. XVIII, XIX): 489.
H. G. Seelky: Bemerkungen über den Kies und die Drift der Moorländer
(Fenlands): 495.
J. A. BiRDs: über ein Lager von Kreidefenersteinen bei Spaa: 501.
Auszüge, Berichte, Correspondenz und Miscellen: 503 u. f.
14) Report of the thirty-fifth Meeting of the British Asso-
ciation for t he Advanc ement of Science, held at Birming-
ham in September 1865. London, i866. 8**. Allgemeines und
Ansprache des Präsidenten John Phillips, S. I-LXVII. Berichte: S. 1
bis 386. Verhandlungen in den Sectionen, Index etc. S. 1 — 223.
94
I. Berichte.
Erster Bericht eines Comile's zur Untersuchung der Kent-Höhle in Devon-
shire: 16-25.
Schlussbericht eines Comite's über die Verbreitung der organischen Über-
reste in dem Steinkohlenfelde von North Staffordshire : 42-51; 317-320.
E. W. Brayley: Neue Theorie über den Ursprung und die Bildung der Meteo-
riten: 132-136.
H. C. SoRBv: über die mikroskopische Structur der Krystalle : 136; über die
mikroskopische Structur der Meteoriten: 139. Bemerkungen hierzu von
E. W. Brayley (I): 140.
G. J. Symons: über den Regenfall auf den brittischen Inseln: 192-242.
A. Leith Adams: über die Höhlen von Malta: 257-263. Mit Abbildungen.
H. HiCKs und J. W. Salter: über die Lingula-flags von South Wales:
281-286.
H. Woodward: erster Bericht über die Structur und Classification der fossilen
Crustaceen: 320. Mit Abbildungen der Turrilepas Wrighti [Chiton
Wrighti) de Kon.
II. Auszüge aus den Verhandlungen in den Sec-
tio nen.
D. Korbes; über einige Mineralien aus Südamerika: 29.
Maskelyne : über Krystalle von Melakonit und Tenorit: 33.
A. Völker: über die neuerdings in North Wales entdeckten phosphatischen
Ablagerungen: 37.
Section für Geologie: 40-79. Ansprache des Präsidenten Sir R. "J. MuR-
chison: 41.
Rev. P. B. Brodie: über die Fossilien führenden Schichten des neurothen
Sandsteins in Warwickshire ; über einen Durchschnitt im unteren Lias
von Harburg bei Leamington ; über 2 Arten Korallen im Lias von War-
wickshire 5 über die Drift in Warwickshire: 48-49.
J. W. Dawson: über fossile Pflanzen im Poslpliocän von Canada : die Reihen-
folge der paläozoischen Floren in Nordamerika: 50.
v. Dechen und F. Römer: über die geologische Karte der Rheinprovinz und
Westphalens: 51.
D. FoRBEs: über goldführende Eruptivgesteine Südamerika's ; über plulonische
Gesteine von Süd-Staffordshire : 52-56.
Rev. W. Fox: über Polacanthus , einen neuen Saurier der Wealdenforma-
tion: 56.
W. V. Haidinger : über die Fortschritte der K. K. geologischen Reichsan-
stalt: 56.
Prof. Harkness : Bemerkungen über die Geologie der Lake Country; über
Silurgesteine der Insel Man; über die metamorphischen Gesteine und
den Serpentin-Marmor von Connemara und Joyce's Country: 57-59.
H. B. Holl: über vor-cambrische Gesteine in Mittel-England: 60-62.
Rev. W. Holland: Bemerkungen über die Geologie der Sinaitischen Halb-
insel : 62.
95
J. G. Jeffreys: über gewisse fossile Schalthiere in der an die Channel Is-
lands angrenzenden Seescbicht: 62.
H. Johnson: Ausdehnung und Nachhaltigkeit des Steinkohlenfeldes von Süd-
Staffordshire : 63.
G. Ketley: über Silur-Gesteine und Fossilien von Dudley: 63.
E. R. Lankesteb: Anneliden von Guernsey; über die brittischen Arten von
Cephalaspis und den schottischen Pteraspis: 64.
D. Mackintosh : über atmosphärische und oceanische Wegspülung mit Bezug
auf Yorkshire und Derbyshire: 65.
Rev. A. W. M'Kay: der rothe Sandstein von Nova Scotia: 66.
G. Maw: über einige Fossilien führende Schichten zwischen dem bunten
Sandstein und Bergkalk des Clwyd-Thales in N. -Wales: 67; über die
weite Verbreitung der weissen Sande und Thone in N.-Wales: 68.
R. A. Peacock: über Dämpfe als Ursache der Erdbeben: 68; über ausge-
dehnte tiefe Sinkungen des Bodens in den Channel Islands Seeen u. s.
w.: 70.
W. Pengelly: die Insulation des St. Michael's-Berg in Cornwall: 71.
L. Percival: ein neues Beispiel für die Bildung des Pyrit in einem Stein-
kohlenschachte: 71.
Prof. Phillips: über GletscherschlifTe: 71.
Rev. W. Purton: über die Geologie von Coalbrook-Dale : 72.
F. Römer: über Protolycosa anthrophila: 73. •
J. W. Salter: über die Verwerfungen in dem Golddistricte von Dolgelly: 73.
A. Startin: über Drift von Exhall, N. von Coventy: 74.
Rev. W. S, Symonds: über alte Drift- und Flussschichten in Siluria: 74.
Rev. J. D. LA Touche: über Knoten im Kalksteine von Wenlock Edge: 76
C. Twalmey: über Verwerfungen im Steinkohlenfeld von Süd-Staffordshire
und ihre Beziehungen zu den plutonischen Gesteinen dieses Districtes: 76.
W. iVl. Williams: über alte Gletscher N. und 0. von Llangollen: 77; über
einige vegetabilische Absätze in dem Aachensee, NO. von Innspruck: 78.
H. Woodward: über einen neuen Phyllopoden aus dem Unter-Silur von Dum-
friesshire; über eine Schicht bei Lilleshall, Salop, mit recenlen marinen
Schalthieren: 79.
Edw. Newton : über die Entdeckung von Didus-Knochen auf der Insel Ro-
driguez: 92.
15) Selby, Babington, Gray and Francis : The Annais and Magazine of
natural history, including Zoology, Botany and Geology. London.
8°. [Jb. 1866, 820.]
1866, XVIII, No. 105, pg. 145-264.
Pictet und Hümbert : neue Untersuchungen über die fossilen Fische vom Li
banon: 237-247.
i866, XVIII, No. 106, pg. 265-344.
Hermann Burmeister: über Glyptodon: 299-304.
96
16) B. SiLLiM\s a. J. D. Dana: the American Journal of science
and arts. Newhaven. 8". [Jb. 1866, 821.]
1866, September, No. 125, p. 141-292.
J. S. Newberry : über das Alter der Kohlenforination von China: 151-154.
J. D. Dana : Beobachtunfen über den Ursprung von einigen Gestaltungen der
Erdrinde: 205-210: 252-254
Ch. A. Gossmann: Beitrag zur Chemie der Mineralwässer von Onondaga, New-
York: 211-218
J. Lawrence Smith: ein neues Meteoreisen, „der Colorado-Meteorit", von
Rüssel Gulch, Gilpin Co., near Central City, Colorado Terr. : 218-219.
B. Silliman: über Gaylussit von Nevada Territory: 220.
J. M. Blake: über Kryslalle des Gaylussit von Nevada Territory: 221.
Ch. U. Shepard: Mineralogische Notizen. Hagemannit von Arksutfiord in
Grönland, Cotunnit von South Hampton Lead Mine, Columbit von
Northfield, Mass., Spodumen in Winchester, New Hampshire: 246-249.
— — Notizen über einige Fundorte von Meteoreisen: 249-251.
A. Remond: Geologische Forschungen in Nord-Mexico: 261.
L. Lesquerelx; über Fucoiden in der Steinkohlenformation: 264.
G. J. Brüsh: Neue Fundorte von Mineralien: 268.
Auszüge.
A. Mineralogie^ Krystallographie^ Mineralchemie.
Fk. Scharff: über die Bauweise des Feldspaths. Mit 4 Taf.
(Abdr. a. d. Abhandl. d. SENCKENBERG'schen Gesellsch. VI. Bd.) Frankfurt.
4". S. 46. Der Verf. liefert in der vorliegenden Abhandlung einen neuen
schätzbaren Beitrag zu den vielen, welche wir ihm bereits über die Bil-
dung der Krystalle und deren physikalische Eigenschaften verdanken. Nach-
dem Scharff sich zeither besonders mit Quarz und Kalkspath beschäftigte,
hat er nun seine Aufmerksamkeit dem Feldspat h zugewendet und zwar
zunächst dem rechtwinklig spaltenden. Auch bei dieser Arbeit war der
leitende Gedanke, dass der Feldspalh — wie der KrystJtll überhaupt — ein
selbstthäliges W^esen sei, welches nach bestimmten, geordneten Gesetzen
wachse, sich erbaue: unter verschiedenen äusseren Verhältnissen wird auch
die Gestaltung des Kryslalls eine verschiedene. Darauf gestützt, bespricht
Scharff den Adular und Orthoklas mit ihren verschiedenen optischen Er-
scheinungen, Mondschimmer, Irisiren, Spaltungsfähigkeit, die einzelnen Flä-
chen. Zwillinps-Verwachsnng u s. w. Auf die mannigfachen, interessanten
Einzelheiten ~ die durch 109 Krystall-Bilder auf 4 Tafeln noch weiter er-
läutert — können wir hier nicht eingehen und beschränken uns darauf, die
Hauptresultate hervorzuheben, die nanientlich den Zwillingsbau betreffen. Es
scheint hier die Verwachsung ähnliche Folgen zu haben, wie sonstige äus-
sere Störungen: verschiedene bei den verschiedenen Zwillingsformen. Bei
der Bavenoer Verwachsung streben die geeinten Kry.slalle süulig vor in der
Richtung zweier Flächen, der Basis und des Klinopinakoids, sie bauen vor-
zugsweise auf den Flächen PQO und -j-P; bei der Carlsbader Verwachsung
dehnen sie sich meist tafelartig aus nach zwei Flächen des Klinopinakoids:
sie verbreitern sich durch vorherrschenden Aufbau auf den Flächen von QlDP;
dabei zeigt sich gewöhnlich 2f*(X) «""t zwei Flächen von P statt dR QO,
welch' letztere Fläche bei der Bavenoer Verwachsung kaum fehlen dürfte.
Von geringem Einfluss nur scheint der Manebacher (oder Pfitscher) Zwillingsbau
auf die Gestaltung des Feldspathes zu sein. — Bavenoer Zwillinge scheinen
bestrebt, gleichgerichtete Flächen auch in dieselbe Ebene zu bringen; tritt
Jahrbuch 1867. 7
98
das Klinopinakoid heraus ober die Basis des anderen Zvvillingstheils. so baut
dieser iinreo^elmässig weiter auf der basischen Fläche die Ebene wieder her-
zustellen. In ähnlicher Weise zeigt sich zuweilen bei der Carlsbader Ver-
wachsung eine Erhebung der Fläche ? QJO ; ""^ mit dem ähnlich gerichteten
OP des Zwillings in gleiche Ebene zu kommen. Damit zusanmienznstellen
ist auch wohl das Umsäumen fremder, störend eingewachsener Gegenstände.
Störungen des Krystall-Baues zeigen sich äusserlich meist auf verschiedenen
Flächen zugleich; polyedrische Erhebungen auf (XP sind gewöhnlich be-
gleitet von Missbildung auf PQO • neben und 2-5 (X) tritt meist auch
^3 auf. — Die Adulare scheinen in einer anderen Richtung vorzubauen,
als die Orthoklase; die Carishader Verwachsung ist ihnen wohl fremd. We-
sentliche Ergebnisse des Krystall-Baues scheinen beim rechtwinklig spalten-
den Feldspathe zu sein die Flächen OP, (^P und PQC) , oder statt der
letzteren die Flächen 2PQC und H-P- In der Zone von PQt) und 2f-Qt)
kommen noch andere Flächen vor, wie ^ sf^QID > * si^QJD ? mehr oder we-
niger missbildet; sie mögen vielleicht als Übergangs-Flächen zu bezeichnen
sein: ebenso QC^3, In einer anderen Zone scheinen die Flächen F, ^/aP,
2P mit OPj PQfO ) 2PQ(D in gewissem Zusammenhang zu stehen: sie sind
meist glänzend und eben und scheinen für den gestörten Krystall-Bau von
besonderer Bedeutung zu sein . gewöhnlich Begleiter der Cbergaugstlächen,
sind sie als secundäre oder ergänzende Flächen gedeutet worden.
V. v. Zepharovich : e i ne n e u e C al c it- F o r m v o n Pr i br a m. (Sitzungs-
ber. d. kais. Acad. d. Wissensch. UV, Juli-Heft 1866, S. 1—6.) Auf der
Adalberti-Grube zu Pribram wurden in neuerer Zeit schöne Krystalle von
Calcit aufgefunden. Eine grössere Krystall- Gruppe zei£t unter andern selbst-
ständig oder vorwaltend in flächenreichen Combinationen das noch nicht be-
obachtete Skalenoeder ^^/5R^^,io. Eine Messung der Endkanten ergab für
die Endkanten y = 154<^14'34 ' und x — 87 32'26": die Rechnung ergibt
für die Mittelkante z = 14i*^49'8". Von den am Calcit nachgewiesenen Ska-
lenoedern steht am nächsten 4R2 mit y = 152"29', x = 88057' und z = 144029'.
Unter diesen neuen Calcit-Vorkommnissen sind besonders zwei Varietäten.
Die eine zeigt die stark glänzenden, ziemlich ebenflächigon Skalenoeder
'^/öR^^/io selbstständig, oder mit sehr untergeordneten Flächen von OR,
— \2R, R und OD B • ein unbestimmbares Skalenoeder in der Gegenstellung
erscheint noch mit sehr schmalen, matten, .«;lark gereiften Flächen als Zu-
schärfung der scharfen Axenkanten von ^^/öR'^/io. Als polare Zuspitzung
zeigt sich zuweilen an demselben das Skalenoeder R^Vs? ©ine seltene an
Krystallen vom Harz und der Dauphine beobachtete Form. — Die zweite
Krystall-Varietät wird charakterisirt durch minder glänzende und glatte Flä-
chen und durch grössere Ausdehnung der oben als untergeordnet angeführten
Flächen: insbesondere ist die an vorwaltend skalenoedrischen Combinationen
sellener vorkommende Fläche OR auffallend. — Die Krystalle beider Varie-
täten kleiden Hohlräume aus , die, zum Theil von dünnen Wänden begrenzt,
durch ihre Form erkennen lassen, dass sie von den bekannten grossen Pri-
99
bramcr Baryt-Tafeln (dem älteren Baryt nach Reüss) stammen. Diese wur-
den zunächst überkrustet von einer dünnen Lage skalenoedrischen Calcits,
welcher eine grössere Härte durch beigemengte Quarztheilchen verliehen
wird, einige Stellen der Kruste sind auch nur von weissem Quarz einge-
nommen. In den durch spätere völlige Auflösung des Barytes entstandenen
Hohlräumen erfolgte nun eine reichliche Calcit-Bildung ; zuerst in sehr klei-
nen Skalenoedernj welche die Wände des Fachwerkes innen und aussen be-
kleideten, dann in grossen Krystallen, von denen manche zu vorzüglicher
Entwickelung gelangten. Bezüglich der letzteren ist es bemerkenswerth,
dass sich die zwei Varietäten in von einander getrennten Bildungs-Räumen
finden.
A. Weisbach: über den Kupfer wismutViglanz. (Poggendorff Ann.
CXXVIII, J86ß, No. 7, S. 435-441.) Auf der Grube Tannebaum-Stollen
bei Schwarzenberg in Sachsen ist der Kupferwismuthglanz oder Em-
plektit Kenngott's neuerdings in einem ausgezeichneten Exemplare vorge-
kommen, indem das Mineral nicht, wie gewöhnlich, derb und in Quarz ein-
gewachsen erscheint, sondern in aufgewachsenen, z. Th. über einen Zoll
langen, cylindrischen Krystall-Nadeln:, begleitet von Quarz, Brauneisenstein
und Kupferkies. Bekanntlich ermittelte Dauber (1854) , dass der Kupfer-
wismuthglanz rhombisch krystallisire ; Weisbach's Untersuchungen bestä-
tigen diess und fügen zu den von Dauber angeführten Flächen noch neue
hinzu. Unter den von Weisbach beschriebenen (und abgebildeten) Krystallen
ist besonders einer bemerkenswerth; er zeigt folgende Flächen; CXjPQO
PX (d)} VsPX (10, CXP(z), QCP'^'3 (u). Aus den Messungen ergeben sich
als Hauptresultate, dass za=136M0'; zz = 92«20': da = 1280 52'; ka = 104"
55'; dd = 102»^ 16' und kk —150» 10'. — Die Spaltbarkeit ist vollkommen nach
dem Makropinakoid ; ausserdem gibt es noch eine deutliche nach der Basis
und eine wenig deutliche nach einem Prisma. — Da für das specifische
Gewicht des Kupferwismuthglanz gar keine sicheren Angaben vorhanden, so
bestimmte Weisbach solches zu: 5,18. — Die Angabe mancher Lehrbücher
der Mineralogie: dass der Kupferwismuthglanz an mehreren Orten des Erz-
gebirges vorkomme, ist unrichtig; er findet sich nur auf der Grube Tanne-
baum-Stollen am Schwarzwasser bei Schwarzenberg auf einem Gange der
Baryt-Formation, welcher Kobalt-, Nickel- und Wismutherze, sowie auch
edle Silbererze führt.
PisANi : über schwarzen Spinell aus dem Depart. Haute-
Loire. {Comptes rendus^ LXIII, No. 2, pg 49-50 ) Der schwarze Spinell
zeigt als gewöhnliche Form das Oktaeder, dieses in Combination mit einem
Triakisoctaeder und zuweilen das letzlere vorwaltend. Das Triakisoktaeder
wurde bis jetzt noch nicht am Spinell beobachtet. Der Durchmesser der
Krystalle schwankt zwischen 5 bis 10 Millimeter. Bruch muschelig. H.
= 8. G. = 3,871. Schwarz ins Braunlichschwarze. Die Analyse ergab:
7 *
100
Thonerde 59,06
Eisenoxyd 10,72
Eisenoxydul 13,60
Magnesia 17,20
100,58.
Der untersuchte Spinell stammt aus dem Depart. Haute-Loire, doch
kommt er a^ch unter ähnlichen Verhältnissen in Cantal und in den Umge-
bungen von Puy-de-D6me vor. Er bildet nämlich einen Gemengtheil des
Olivinfels in der Auvergne, wird aber hauptsächlich lose in dem Sande ge-
trofifen. der aus der Zersetzung des Olivinfels hervorgegangen.
Eddy: Anatas bei Smiethfield, Rhode Island. {Bost. Soc.
Nat. Bist. X, p. 94.) Der Anatas findet sich in Dolomit in Gesellschaft von
Bergkryslallj nadeiförmigem Natrolith und Perlspalh; der Bergkrystall schliesst
Nadeln von Natrolith ein.
Church: Woodwarditj ein neues Mineral aus Cornwall.
(Journ. of the ehem. soc. TV, pg. 130.) Das Mineral bildet traubige , zu
Stalactiten gruppirte Aggregate: krystallinische Structur nicht zu beobachten.
H. = 2. G. — 2,38. Grünlichblau; Strich hellblau. Glanz: wachsartig,
matt. Gibt im Kolben viel Wasser und ist leicht in verdünnter Säure löslich.
Chem. Zus.:
Thonerde 17,66
Kupferoxyd 46,87
SchAvefelsäure 12,50
Wasser . . ^ . . ... . 22,86
99,89.
Fe. V. Kobell: über einen Thomsonit (Faroelith) aus Island.
(K. Bayer. Acad. d. Wissensch. 9. Juni 1866.) Das Mineral bildet schuppige
und kleinstrahlige Massen, die in Blättchen endigen, an denen man bei starker
Vergrösserung theils rhomboidale, theils rectanguläre Form erkennt. H. = 4.
G = 2.17. Schneeweiss. Glanz perlmutterartig. Die ßlättchen sind meist
nur durchscheinend, selten durchsichtig. Descloizeaux fand die Ebene der
optischen Axen parallel mit der Basis der rectangulären Krystall-Blättchen;
die Mittellinie positiv und rechtwinklig zur Spaltungsfläche — ein für den
Thomsonit charakteristisches Kennzeichen. V. d. L. mit einigem Aufblähen
leicht schmelzbar. Grobes Pulver bildet in concentrirter Salzsäure nach meh-
reren Stunden eine Gallerte. Chem. Zus. des Minerals:
Berechnet :
Kieselsäure 41,00 40,55
Thonerde 31,66 30,08
Kalkerde 10,73 10,81
Natron 4,50 3,98
Wasser 12,11 11,58
100,00 100,00.
101
Hienach die Formel : Na 0 . Si O3 + 3 Ca 0 . Si O3 + 5 (AI2 O3 . Si O3)
+ 10 HO.
Vorkommen: das Mineral bildet unregelmässige Rinden auf einem zer-
sctzlen Mandelstein auf Island.
Throdor Petersen: über. den Phosphorit von Diez in Nassau.
(Im VII. Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde, S. 7 — 11.) Die
Lager von Phosphorit in den Lahngegenden im Nassauischen haben wegen
ihrer ansehnlichen Verbreitung die Aufmerksamkeit auf sich gezogen""". Der
Phosphorit von Diez findet sich in beinahe farblosen, durchscheinenden, trau-
bigen Aggregaten, nach Sandbergers Mittheilungen an der Grenze von Por-
phyr und Stringocephalenkalk. Er braust ziemlich stark mit Säuren und ist
leicht darin löslich. Spec. Gewicht = 2,93. In chemischer Beziehung ist
der Phosphorit von Diez besonders interessant, da die von Petersen und
Senfter ausgeführten Analysen einen (auch in anderen Phosphoriten bereits
aufgefundenen) Gehalt von Jod nachwiesen. Der Phosphorit von Diez enthält:
Kalk erde 53,30
Magnesia 0,19
Kali 0,14
Natron , 0,31
Eisenoxyd netst etwas Thonerde 0,61
Unlöslicher Rückstand, thoniger Eisenstein und
etwas Kieselerde 1,05
Phosphorsäure 36,78
Fluor 2,46
Chlor und Jod 0,03
Kohlensäure 4,25
Wasser 1,65
100,77.
ßeachtenswerth ist die beträchtliche und constante Menge von Kohlen-
säure auch in den reinsten Stücken ; sie beweist, dass der kohlensaure Kalk
zur Mischung des Minerals gehört, dessen Zusammensetzung demnach :
Phosphorsaurer Kalk • . . 80,15
Kohlensaurer Kalk . . 9,18 ) ^
Kohlensaure Magnesia 0,40 '
Eluorcalcium 6,34
Fluorkalium 0,17
Fluornatrium 0,40
Chlor- und Jodalkalien 0,05
Eisenoxyd, Thonerde, Kieselsäure und Rückstand 1.66
Wasser 1,65
100,00.
Wenn man die 1,66% Eisenoxyd, Thon als Verunreinigung betrachtet,
so lässt sich das Übrige zurückführen auf die Formel: 3 (3Ca 0 . PO5) -|-
CaF + CaO . CO2 + HO, welche verlangt:
6,96
* Über das Vorkommen des Phosphorit in Nassau, vrgl. die Mittheilungen von STEIN
im Jahrh. i866, 716 ff. und 803.
102
9CaO . 3PO5 = 465 . • . . . . 82,59
CaF 39 6,94
CaO . CO2 =50 8,87
HO = 9 1.60
100,00.
Es ist hiernach wohl die Annahme gerechtfertigt, dass bei Bildung die-
ses Minerals ein hasisches Kalkphosphat ausfiel, dessen Kallihydrat später in
kohlensauren Kalk überging, während das basische Wasser zurückblieb.
Theodor Petersen: Analyse des Hyalophan. (Sep.-Abdr. aus dem
VII. Berichte des OfFenbacher Vereins für Naturkunde, S. 12—13.) Ein klei-
ner, klarer Krystall wurde der Analyse unterzogen und die von Stockar-
EsCHER ermittelte Zusammensetzung bestätigt gefunden.
Stockar-Escher.
Petersen.
.... 52,67 ...
. . 51,84
.... 15,05 . . .
. . 14,82
.... 0,46 . . .
. . 0,65
.... 0,04 . . .
. . 0,10
Kali . . . .
.... 7,82)
, , 10,03
.... 2,14» ■ ■ ■
.... 0,58 . . .
. . 0,48
99,88
100,00.
Priedel: über Adamin ein neues Mineral. (Compt. rend. LXII,
N. 12, p. 692). Das Mineral krystallisirt rhombisch und ist isomorph mit
Olivenit und Libelhenit: OOP = 91^^33'. Ausser in sehr kleinen Krystallen
noch in krystallinischen Körnern. Spaltbarkeit nach zwei Richtungen, die
sich unter 107^ schneiden. H. — 3.5, G. = 4,338. Farbe honiggelh. Starker
Glasglanz. Strich weiss. Gibt auf Kohle Zinkbeschlag und schwachen Ar-
senik-Geruch. In Salzsäure leicht löslich. Enthält :
Arseniksäure 39,95
Zinkoxyd 54,3'^
Eisenoxydul 1,48
Wasser 4,55
100,30.
Findel sich auf eisenschüssigem mit Kalk gemengtem Ganggestein, be-
gleitet von Embolit zu Chanarcillo in Chile. Nanie zu Ehren des Herrn
Adam in Paris.
Lawrence Smith: über die Smirgelgrube von Ghester in Mas-
sachusetts, nebst Bemerkungen über den Smirgel und die ihn
begleitenden Mineralien. (Silliman, American Journ. XLII, Nro.
124, p. 83 — 93.) In letzter Zeit hat bekanntlich die Entdeckung eines be-
deutenden Smirgel-Lagers durch Prof. Jackson grosses Aufsehen erregt*; ein
* Vergl. Jahrb. f. Min. 1866, S. 620.
D. R.
103
Besuch der Örtlichkeit im März dieses Jahres setzte L. Smith in den Stand
über das interessante Vorkommen ausführliche Miltheilun^en zu machen. Die
Smirgel-Grube von Chester liegt in der Grafschaft Hampden in MassachusettSj
inmitten der „Green Mountains". Herrschende Gesteine sind Gneiss und
Glimmerschiefer mit Einlagerungen von Talkschiefer und Serpentin; die Schich-
ten derselben fallen meist unter heträchflichem Winkel, 75 bis 80^ ein. In
der Nähe der Lagerstätte zeigt sich der Gneiss von ganz eigenthümlicher Be-
schaffenheit; er enthält nämlich sehr reichlich Partien von dunkel schwarzer,
stark glänzender Hornblende und wo diese fehlt. Schnüre von Epidot. Die
Schichtung des Gneiss ist oft sehr gestört, gewunden, auch erscheint derselbe
stellenweise sehr zersetzt, in eine Serpentin-ähnliche Masse umgewandelt.
.\uf den Klüften finden sich Kalkspath, zuweilen etwas Kupferkies und Ma-
lachit. Auffallend ist der gänzliche Mangel von Quarz im Gneiss in der un-
mittelbaren Nähe der Lagerstätte. — Der Smirgel von Chester gleicht am
meisten jenem von Gumuchdagh bei Ephesus. Er ist feinkörnig, von schwärz-
lichblauer Farbe: mit ihm finden sich oft ansehnliche Partien von Korund.
Das Innere der Smirgel-Masse ist frei von Glimmer-Schuppen, wie solche
der von Naxos enthält. Jedoch zeigt die microscopische Untersuchung des
Smirgel-PuU ers , dass er keineswegs frei von Beimengungen und dass na-
mentlich zwei Mineralien vorhanden, die man fast allenthalben in denselben
trifft: Korund und Magneteisen. Es wurden die verschiedensten Abände-
rungen des Smirgels einer chemischen Untersuchung unterworfen; sowohl
solche, die von schlechterer Qualität und mehr Magneteisen enthalten, als
auch solche bei denen das Gegentheil der Fall.
Thonerde 44,01 . 60,02 . 51,92 . 74,22
Magneteisen .... 30,21 . 44,11 . 42,25 . 19,31
Kieselsäure 3,13 . 3,25 . 4,46 . 5,48.
Aus der mineralogischen und chemischen Untersuchung des Smirgel von
Chester geht hervor, dass er, gleich allen Smirgeln, ein Gemenge von Ko-
rund mit Magneleisen ist (Jackson ist hingegen anderer Ansicht; er
analysirte zwei Abänderungen des Smirgels von Chester und fand in der
eineti Thonerde und 40,95% Eisenoxydul, in der anderen 60,407o
Thonerde und 39,607o Eisenoxydul. Zu Jacksons Ansicht neigt sich auch
Shepard, obwohl er die Übereinstimmung der physicalischen Eigenschaften
von dem Smirgel mit gemeinem Korund zugibt , betrachtet er ersteren doch
als eine selbstständige Species mit der Formel : Fe 0 . Alj O3 und nennt
solche Em er it. Aber selbst bei dieser Annahme wäre der Smirgel von
Chester kein neues Mineral, sondern nur ein derber, körniger Eisenspinell
mit der Härte des Korund.)
Der Smirgel von Chester wird von folgenden Mineralien begleitet:
Korund: der gewöhnliche Gesellschafter des Smirgel, denselben in
Streifen durchziehend, häufiger in kleinen Krystallen von tafelartigem Habitus.
Diaspor: sehr ausgezeichnet, in prismatischen oder tafelförmigen,
farblosen Krystallen.
Emerylith (Margarit) von besonderer Schönheit. Die chemische Un-
tersuchung desselben ergab:
i04
Kieselsäure 32,21
Thonerde 48,87
Kalkerde 10,02
Eisenoxyd 2,50
Manganoxyd 0,20
Magnesia 0,32
Natron and Kali .... 1,91
Lithion 0,32
Wasser 4,61
100,93.
Corundophilit findet sich in dünnen Blättchen und stimmt mit dem
von Shkpard beschriebenen Mineral von Asheville in der Grafschaft Bun-
combe, New-York, iiberein. Die chemische Zusammensetzung des Corundophilit
von ehester, so weit das nicht reichliche Material eine Analyse gestattete, ist:
Kieselsäure 25,06
Thonerde 30,70
Eisenoxydul 16,50
Magnesia 16,41
Wasser 10,62
Biotit in dunkelgrünen, blätterigen Partien auf den Klüften eines weis-
sen Gesteins, das Shepard Indianit nennt. Die Analyse ergab:
Kieselsäure 39,08
Thonerde 15,38
Magnesia 23,58
Eisenoxyd 7,12
Manganoxyd 0,31
Kali 7,50
Natron 2,63
Wasser 2,24
Fluor 0,76
Turmalin erscheint zu Chester mit dem Smirgel auf ähnliche Weise,
wie zu Naxos.
Ilmenit in tafelartigen Kryställchen im Emerylith.
Brookit (oder Rutil.?). Mit dem Diaspor finden sich zuweilen sehr
kleine, dünne Krystalle von haarbrauner Farbe.
Magneteisen kommt so reichlich mit dem Smirgel vor, dass es gewon-
nen wird.
Jackson: Analysen einiger Mineralien aus den Smirgel-Gru-
ben von Chester. (Silliman, American Journ. XLII, Nro. 124, p.
107 — 108.) 1) Andesin Derbe Massen von feinkörniger Textur. Bruch
muschelig. H. = 7,5. G. = 2,586. Grünlichweiss.
Kieselsäure 62,00
Thonerde 24,00
Kalkerde 3,50
Magnesia 0,70
Natron 8,07
Wasser 1,00
99,67.
i05
2. Margarit. H. = 3,5—4. G. = 3,03. Enthält:
Kieselsäure 29,84
Thonerde 53,84
Kalkerde 10,38
Magnesia 0,24
Natron (und etwas Kali) . 2,46
Eisoüoxyd 0,30
Wasser 1 ,32
98^38.
3. Diaspor findet sich in nadeiförmigen, bis zolllang^en und in tafel-
arligen Krystallen: jedoch sind nur die ganz kleinen vollständig ausgebildet.
Der Diaspor enthält zuweilen mikroskopische Kryslällchen von Brookit. H.
= 7. G. = 3,39.
Kalkerde 83,0
Eisen- und Titanoxyd . . 3,0
Wasser 14,8
100,8
4. Chloritoid. Die Analyse wurde mit möglichst reinem Material aus-
geführt.
Kieselsäure 22,50
Thonerde 23,50
Eisenoxydul 18,00
Eisenoxyd 20,25
Magnesia l ,80
Wasser 11,00
97,(»5.
Igelström: die Mineralien von Horrsjöberg in Wermeland.
(Berg- und hüttenm. Zeitung XXV, Nr. 36, S. 307—309) Wermeland ge-
hört zu den gebirgigsten Provinzen Schwedens. Im westlichen Theile ragt
der alpinische Gebirgsrücken Kölen empor, während der östliche von klei-
neren Gebirgsketten durchzogen ist. Der Fluss lüara iheilt die Provinz in
zwei gegnostisch verschiedene Theile. Der östliche Theil Wermelands, etwa
9 schwedische Quadratmeilen umfassend, enthält bei Filipstadt, Persberg,
Nordmark u. a. 0 viele Eisenerz-Lagerstätten, während der westliche von
etwa 145 Quadratmeilen arm an solchen ist. Diese Verschiedenheit scheint
durch den geologischen Bau bedingt. In dem östlichen Theile herrscht das
so häufig mit Eisenerzen verbundene Gestein Kelleflinta vor. während der
westliche hauptsächlich aus Granit, Gneiss und Hyperit besteht. Letzterer
bildet ganze Bergrücken. Er besteht aus Labradorit und Hypersthen. ist meist
grobkörnig und enthält Granat und Titaneisen. — Horrsjöberg liegt 1 ^1^ Meile
westlich vom Flusse Klara und 2 Meilen vom See Frykens im Kirchspiel Ny,
Das Gebiet wird zusammengesetzt theils aus Hyperit, theils als Quarzit,
der durch beigemengten Cyanit oft himmelblau gefärbt ist. Der letztere
bildet zuweilen selbstständige Bänke oder Lager von mehreren Klaftern Mäch-
tigkeit, die man füglich als ein besonderes Gestein, Cyanitit, betrachten
könnte. Die Cyanit-Massen sind überall durchzogen von dünnen Lagen eines
i06
schönen, weissen, glänzenden Minerals, das etwas fettig anzufühlen, blätterig
und in dünnen Blättchen durchscheinend ist. Nach Igelströms Analyse (43,41
Kieselsäure, 35,17 Thonerde, 4,62 Eisenoxyd, 1,40 Magnesia. 10,90 Kali und
Natron, 4,50 Wasser) ist das Mineral Damourit. In den Damoiirit-Lagen
finden sich zuweilen kleine Drusen von Pyrophyllit, dessen Zusam-
mensetzung nach Igelström (59,86 Kieselsäure, 33,44 Thonerde, 0,77 Ei-
senoxyd, 0,44 Magnesia und 7,46 Wasser) dem sibirischen Pyrophyllit am
ehesten entspricht. — Auch sitzen in dem Damourit kleine Rhomboeder von
Svanbergit. In dem O^^rzit findet sich noch Lazulith, bald in Adern
und Bändern, bald in Drusen und Nestern, dicht oder körnig, indigo- bis
berlinerblau. Zuweilen kommen undeutlich ausgebildete Krystalle vor, die
kleinere Blältchen von Cyanit oder Körner von Rutil umschliessen. Sehr
häufig ist Rutil im Quarzit, mit dem Cyanit und Lazulith verwachsen, zu-
weilen in einige Pfund schweren Massen. — Endlich kommt verwachsen
mit Lazulith, oder auch mit Rutil und Cyanit ein dichtes, milchweisses Mi-
neral vor, dessen Härte = 6; die Analyse ergab, dass es ein neues, dem
Lazulith nahestehendes ist. Es enthält:
98,44.
Weil das Mineral gewöhnlich allseitig von andern umgeben ist (a//yi-
3a\,ijf, bekränzt) hat Igelström demselben den Namen Amphitälit beigelegt.
G. Brush: Diaspor bei Newlin in Pennsylvania. (Silliman,
American .lourn. XLII, Nr. 125, 268). Bei Newlin in der Grafschaft Chester
in Pennsylvanien sind neuerdings schöne Krystalle von Diaspor vorgekom^^en.
Sie sind von honiggelber Farbe und auf Emerylith aufgewachsen.
G. Brush: Uwarowit bei New-Idria in Californien. (Silliman,
American Journ. XLII, Nr. 125, 268). Das Mineral findet sich in kleinen
Rhombendodekaedern mit Rhodochrom auf Chromeisenstein — also ganz ähn-
lich wie der Uwarowit im Ural.
Websky: Monacit bei Schreiberhau in Schlesien. (Zeitschrift
der deutschen geolog. Gesellschaft XVII. 4, S. 566—568). In einem ver-
lassenen Feldspath-Bruche am Waldsaum der Kochelwiesen, etwa 10 Minuten
hinter dem Rettungshause in Schreiberhau hatte Websky Gelegenheit, folgende
Mineralien aufzufinden: Monacit, in Krystallen, die denen von Norwich
gleichen, d. h. nach dem Orthopinakoid gestreckt sind, in frischen Stücken
deutlich blätterig parallel der Basis, gelb, in verwittertem Zustande röthlicb.
Phosphorsäure
30,06
48,50
5,76
1,55
12,47
Thonerde
Kalkerde
Magnesia
"Wasser .
107
Fergusonit, in diinnen, bis 3 Linien langen, 1 Linie starken, sehr sjjitzen
quadratischen Pyramiden, oft zu feinen Strahlen ausgezogen, der Kern ist
pechschwarz, in Splittern leberbraun durchscheinend, von gelber Kruste oder
Xenolim bedeckt. Gadolinit, bald in schwarzen, grün durchscheinenden
Kernen bald in braun durchscheinenden Krusten. Titan eisen, meist ver-
wittert, zuweilen mit Fergusonit verwachsen.
Strüver: Mineralien im Granit von Baveno und Montorfano.
(Atti dell accad. delle sc. di Torino 1866, p. 395 — 397). Der rothc Gra-
nit von Baveno besteht aus Orthoklas, Oligoklas, Quarz, und zwei Varie-
täten von Glimmer und enthält als accessorische Gemenglheile : Älbit, Horn-
blende, Epidot, Laumontit, Chlorit, Kaolin, Hyalith, Hämatit, Limonit, Fluss-
spath, Kalkspath, zwei Varietäten von Stilbit, Chabacit, Turmalin, Scheelit,
Babingtonit und vielleicht Gadolinit. Der weisse Granit von Montor-
fano, der jedenfalls stärker verwittert ist als der von Baveno, enthält als
accessorische Bestandtheile : Albit, Laumontit, Chabacit, Stilbit, Kalkspath,
Eisenkies.
A . Kenngott : über das Vorkommen von Flussspath in der
Schweiz, (Die Minerale der Schweiz, S. 341 — 350.) Unter den nichtsehr
zahlreichen Fundorten zeichnen sich die vom Galenstock am Rhone-Gletscher,
an der Grenze von Bern, Wallis und Uri, durch ihr elegantes Ansehen vor
allen aus. Die Krystalle des Flussspath sitzen auf Klüften oder in Drusen-
räumen eines granilischen Gesteins, in dem auch körnige Partien von Fluss-
spath, kleine Kalkspathe OR . R, farblose Apatite, kleine Tafeln von Brookit,
sehr kleine Anatas-Krystalle P, sowie Chlorit-Schüppchen eingewachsen sind.
Die Krystalle des Flussspath zeigen die Combination des Octaeders und He-
xaeders in abwechselnder Ausdehnung, stets noch mit den untergeordneten
Flächen des Rhombendodekaeders. Die Flächen sind meist glatt und glän-
zend. Das Innere der Krystalle ist rosenrotb und diese Färbung hat im All-
gemeinen einen oclaedrischen Umriss oder erscheint zum Theil hell- oder
tiefblau besäumt. Der äussere Theil, gewöhnlich die Hälfte, ist farblos oder
es tritt die blaue Färbung unterhalb der Flächen des Rhonibendodckaeders
auf. Sie sind durchsichtig; als Einschluss enthalten sie Schüppchen von
Chlorit. sowie Kryställchen von Anatas. — Flussspath findet sich ferner am
Giebelbach zwischen Viesch und Laax in Oberwallis auf Klüften eines Gneiss-
artigen Gesteins, in apfelgriinen Octaedern, begleitet von weissen Quarz-Kry-
stallen, von Desmin und Stilbit — Zwei einander im Aussehen der Krystalle
sehr ähnliche Vorkommnisse des Flussspath sind die vom Lauchernstock bei
Wolfenschiess im Unterwaiden und von einer Nunn genannten Gegend bei
Brienz im Canton Bern. Die Krystalle von beiden Fundorlen sind meist
grosse, gnine oder auch wasserhelle Hexaeder, deren Flächen durch Erosion
stark angegriffen, die Kanten und Ecken abgerundet sind. — Von ganz an-
derer Art zeigen sich die rosenrothen Flussspathe verschiedener Fundorte;
i08
so die von der Trift am hinteren Thierberg bei dem Triften-Gletscher, zwi-
schen dem Gadmenthal und Guttanen im Haslithal, auch solche als von der
Grimsel stammend angegeben. Es sind meist aufgewachsene Krystalle in der
Comhination des Octaeders mit Hexaeder, auch zuweilen mit dem Rhomben-
dodekaeder, begleitet von Quarz-Krystallen , auf Granit oder Gneiss. — In
der rosenrothen Farbe übereinstimmend sind halbdurchsichtige Octaeder aus
einer Krystall-Höhle des Zinkenslockes am Unteraar-Gletscher bei der Grim-
sel. die gleichfalls von Quarz-Krystallen begleitet werden. — Erwähnung
verdienen noch farblose bis rosenrothe Octaeder auf dem Wege von Vrin
auf die Grcinn. die auf Klüften von Glimmerschiefer mit Rauchquarz vorkom-
men, bis 1^2 Zoll im Durchmesser zeigen und Eisenglimraer oder Glimmer-
Schüppchen als Anflug zeigen; ferner rosenrothe Octaeder aus dem Tavetsch-
Thale in Graubündten, begleitet von Quarz und Adular. - Im Maggia-Thale
im Tessin finden sich rosenrothe Krystalle, 0 . G£)0(X . mO auf Klüften von
Glimmerschiefer, in Gesellschaft von Adular. Quarz, Titanit und Chlorit; fer-
ner oberhalb Peccia im Maggiathale farblose Krystalle, nach Wiser ^ji
0 . OOOQO . 0, auf Klüften von Gneiss zugleich mit Kalkspath-Krystallen OR.R,
Adular, Rauchquarz. Titanit und Chlorit, welch letzterer auch als Einschluss
im Flussspath vorkommt.
A. Ketjngott : über den Turmalin der Schweiz. (Die Minerale der
Schweiz, S. 109.) Ein ausgezeichnetes Vorkommen ist das vom Campo longo,
westlich oberhalb Dazio grande, an der Gotthard- Strasse im Canton Tessin.
Der Turmalin bildet hier in Nestern und Lücken des körnigen, weisslichen
Dolomits ein- und aufgewachsene Krystalle; sie zeigen meist das trigonale
Prisma untergeordnet, an dem einen Ende die Basis-Fläche sehr häufig, mit
— Vi^^ ""d mit R, während am anderen Ende R oder R . — 2R auftritt, zum
Theil auch mit GR. Sie sind meist kurzsäulig, von gras-, apfel- oder spar-
gelgrüner Farbe und werden begleitet von rothem und blauem Korund, Glim-
mer, gelbem Diaspor und Kalkspath. — Ganz analog ist das Vorkommen im
feinkörnigen, weissen Dolomit des Binnentliales in Obervvallis. Die hier
überhaupt selteneren Turmaline haben das trigonale Prisma vorherrschender
als die vom Campo longo, dagegen tritt die Basis mehr hervor. Farbe:
selten hellgrün, meist gelblich- bis braunlichgrün, grünlich- bis graulichgelb.
Der Turmalin wird hier begleitet von Pyrit, Glimmer, Realgar, Binnit, Baryt,
Blende, Quarz, Hyalophan und Kalkspath. — Von den Turpen, im Hinter-
grunde des Binnenthaies, stammen braungelbe Krystalle. aufgewachsen im
30 R
Kalkglimmerschiefer, in der Comhination OD P2 , . R . — Vs^^ • — 2R ;
3D R
ebendaher auch honiggelbe Krystalle: OD P2 . , welche von krystallisir-
tem Quarz, Adular, Rutil und Chlorit begleitet, in demselben krystallinischen
Quarz vorkommen, der stellenweise kleine Partien des körnigen Dolomit um-
schliesst und grössere Ausscheidungen in solchem zu bilden scheint. Beach-
tung verdient noch ein Vorkommen des Turmalin im Binnenthale, da es leicht
109
mit Epidot zu verwechseln, indem grünlichbraune, plattgedrückte Krystalle
reihenweise an einander gewachsen — wie solches beim Epidot der Fall —
und durch das Vorherrschen zweier paralleler Prismen-Flächen und die hie-
durch bedingte unregelmässige Ausbildung der Enden den Epidot-Kryslallen
ähnlich sind. Endlich finden sich noch im Binnenthale schwarze, lange,
dicke und dünne, meist cylindrische Turmalin-Krystalle, die einzeln oder
auch stengelig gruppirt, auf einem Aggregat kleiner Ädulare oder einem Ge-
menge solcher mit kleinen schwarzen Turmalinen. mit braunem Glimmer, Ei-
senglanz und Bergkryslall, welch letzter auch Turmalin als Einschluss ent-
hält. — Bei Unterwasser unfern Obcrgesleln in Oberwallis trifft man braune,
nadeiförmige Turmaline mit blassgelben Kutil-Nadeln, Brauneisenocker und
zersetztem Chlorit auf und in lockeren Haufwerken brauner Glimmer-Schup-
pen, die den Überzug eines körnigen Gemenges von Quarz und Glimmer bil-
den. — Im Gebiete des St Gotthard kommen oft Turmaline in Granit, Gneiss
oder Glimmerschiefer, sowie in den quarzigen Ausscheidungen derselben ein-
gewachsen und in Drusenräumen, Klüften und Nestern vor, begleitet von
Quarz, Glimmer, Chlorit, Adular, Albit, Periklin und zu Brauneisenerz umge-
wandeltem Pyrit; diese Turmaline sind meist schwarz, braun oder grün, ihre
Grösse ist selten bedeutend. Zuweilen schliesst auch der sie begleitende
Bergkrystall solche ein. — Ähnliche Turmaline finden sich im Maggiathale,
im Canton Tessin, in Gesellschaft von Adular, Bergkrystall, Chlorit, Eisen-
glanz, Titanit: auch als Einschluss in Bergkrystallen , zum Theil in grosser
Anzahl, so dass dieselben in Folge der herausragenden Enden ganz stachelig
erscheinen. Besonders interessant ist ein Exemplar in Wiskrs Sammlung aus
dem Bedretto-Thale in Tessin: die Krystalle des Turmalin sind in derben Quarz
eingewachsen und gebogen, der eine, etwa 3 Zoll lang, sehr stark und an
dem einen Ende sich in nadeiförmige Krystalle zertheilend. — In Graubünd-
ten, im Tavetscher Thal, zumal am Caveradi und im Medelser Thale, finden
sich Turmaline unter ähnlichen Verhältnissen wie am St. Gotthard, doch im
Allgemeinen seltener.
B. Geologie.
Ferdinand Zirkel : „Lehrbuch der Petrographie". Erster Band.
S. 607. Zweiter Band. S. 635. Bonn 8«. 1866.
Der Verfasser hat in dem vorliegenden Werke versucht, ein in seinen
wichtigsten Zügen möglichst vollständiges Gesammtbild unserer Kenntnisse
von den die Erdkruste zusammensetzenden Gesteinen in ihren verschiedenen,
nicht nur mineralogischen und chemischen, sondern auch geotektonischen und
genetischen Beziehungen auf Grund der neuesten Forschungen zu entwerfen.
Weil Zirkel in seinem Lehrbuche in manchen Punkten etwas weiter greift
als frühere Werke über Petrographie, ist auch das Werk zu grösserem Um-
fange, zu zwei Bänden angewachsen. In der „allgemeinen Petrographie",
110
in welcher die Begriffe von Gesteinen, Gemengtheilen , Structur, Lagerungs-
fbrmen der Gesteine u. s. w. erörtert werden, verdienen besonders die Ab-
schnitte über die mineralischen Bestandtheile der Gesteine (S. 17 — 56), so-
wie über die Bildungsweise der Gesteine und ihrer Mineralien (S. 154— 171)
Beachtung, da sie viele treffende, wichtige Bemerkungen und Anschauungen
enthalten-, ebenso der Abschnitt über Gruppirung und Eintheilung der Ge-
steine (S.171 — 174). Während bekanntlich die der einfachen oder gleich-
artigen krystallinischen Gesteine (welche Eintheilung der Verfasser wählte,
wollen wir weiter unten bei der gesammten Übersicht mittheilen) wenige
Schwierigkeiten bietet, ist die Gruppirung der gemengten krystallinischen
Gesteine mit um so grösseren Schwierigkeiten verbunden. Zirkel bringt die-
selben in zwei Hauptabiheilungen, indem er, auf Grund der Structur-Verhält-
nisse: 1) gemengte krystallinisch-körnige Gesteine und 2) gemengte kry-
stallinisch - schieferige Gesteine unterscheidet. Der Betrachtung der erste-
ren schickt Zirkel noch (S. 412-440) Allgemeines über «lineralogische und
chemische Zusammensetzung, über magnetische und Textur-Verhältnisse
voraus und bespricht dann die Gründe für seine vorgeschlagene Eintheilung
der gemengten krystallinisch-körnigen Gesteine. Diese Gründe sind folgende.
Die 31ehrzahl der gemengten krystallinisch-körnigen Gesteine sind Feldspath-
Gesteine. Gruppirt man sie nun nach den in ihnen vorkommenden Feld-
spathen, so lassen sich: Orthoklas- (Sanidin-) Gesteine, Oligoklas-Gesteine,
Labradorit- und Anorthit- Gesteine unterscheiden. Ein Theil der Feldspath-
Gesteine ist quarzhaitig, ein anderer quarzfrei: zu jenen gehören die Ortho-
klas- und Oligoklas-Gesteine, zu diesen die Labradorit- und Anorthit-Gesteine.
Ausserdem bilden Hornblende und Augit oft wesentliche Gemengtheile ; ihre
An- oder Abwesenheit bietet daher weitere Anhaltspunkte für die Einthei-
lung, besonders für die Oligoklas-Gesteine. Die drei Mineralien: Nephelin,
Nosean und Leucit stellen sich als Vertreter der Feldspathe ein und die sie
enthaltenden Gesteine lassen sich — da sie selbst meistens Feldspath führend
— mit den Feldspath-Gesteiuen vereinen. Die Feldspath-Gesteine werden
nun auch noch geologisch von dem Verfasser als ältere und jüngere unter-
schieden. — Auf diese Eintheilung gestützt beschreibt nun Zirkel ausführ-
lich (Bd. I, S. 474—607 und Bd. II, S. 1—335) alle gemengten krystalli-
nisch-körnigen und schieferigen Gesteine und bespricht sodann in sehr ein-
gehender Weise deren mulhniassliche Entstehungsweise mit besonderer Rück-
sicht auf die neueren, durch chemische und mikroskopische Untersuchung
der Gesteiue gebotenen Resultate. — Den Schluss des Werkes bildet (II. Bd.,
S. 514—622) die Schilderung der Trümmer-Gesteine, der Conglomerate,
Breccien, Tuffe.
Die systematische Eintheilung der krystallinischen Gesteine nach Zirkel
ist demnach folgende:
A. Einfache krystallinische Gesteine.
1. Eis.
2. Haloidgesteine.
Steinsalz, Flussspath, Kryolith.
Kalkstein, Dolomit, Mergel.
III
Gyps, Anhydrit, Phosphorilgestein, Stassfurtitgesteln, Schwer-
spathgestein,
3. Kieselgesteine.
Quarzit und Ouarzitschiefer, Kieselschiefer, Hornstein, Jaspis,
Süsswasserquarz, Opal, Flint, Polirschiefer, Kieselguhr.
4. Silicatgesteine.
Augitgestein, Rlalakolithfels, Hornblendegestein, Skapolithfels,
Epidosit, Erlanfels (Smirgel).
5. Erzgesleine.
Eisenglimmerschiefer, Itabirit, Rotheisenstein, Brauneisenstein,
Eisenoolith, Bohnerz, Eisenspath, Sphärosiderit, Magnet-
eisenstein.
6. Kohlengesteine.
Graphit, Anthracit, Steinkohle, Braunkohle, Torf, Asphalt,
Brandschiefer, Guano.
B. Gemengte, krystallinische Gesteine,
a) Gemengte kryslallinisch-körnige.
I. Altere Feldspathgesteine.
1. Quarzhaltige Orthoklasgesteine.
Granit, Granitporphyr, Syenitgranit, Felsitporphyr, Hälleflinta,
Pechstein.
2. Quarzfreie Orlhoklasgesteine.
Syenit, Foyait, Zirkonsyenit, Miascit, Ditroit, Quarz -freier
Orthoklasporphyr, Minette.
3. Oligoklasgesteine.
Hornblende-haltige: Diorit, Porphyrit.
Augit-haltige : Melaphyr.
4. Labradoritgesteine.
Diabas, Labradorilporphyr, Augitporphyr, Diabasaphanit, Dia-
basschiefer, Variolit, Kalkaphanit. Gabbro, Hypersthenit.
5. Anorthitgesteine.
Ältere Corsite (Kugeldiorite) und Eukrite, Schillerfels.
II. Jüngere Feldspathgesteine.
1. Sanidin- und Oligoklasgesteine oder Trachytfamilie.
Quarztrachyt, Trachyt, Phonolith, Hornblende-Andesit, Augit-
Andesit.
Anhang: Schaum- und Glasgesteine dieser Gruppe: Obsidian,
Bimsstein, Perlit.
2. Nephelin- und Leucitgesteine.
Nephelinit, Leucitophyr, Hauynophyr.
3. Labradorit- und Anorthitgesteine oder Basaltfamilie.
Dolerit, Anamesit, Basalt, jüngere Anorthitgesteine.
III. Feldspath-freie Gesteine.
Greisen, Turmalinfels, Saussurit-Gabbro, Eklogit und Cyanit-
fels, Granatfels, Kinzigit, Cordieritfels, Dunit, Lherzolith,
Eulysit.
V
112
b) Gemengte krystallinisch-schieferige.
Gneiss, Granulit, Glimmerschiefer und Anhänge, Thonglimmer-
schiefer. Itakolumit.
A. DEL Gastillo: über den Erzreichthum Nieder-Californiens;
mitgetheilt durch Burkart in Bonn Zeilschr. für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen im Prcuss. Staate, XIV, 2. S. 105 — 119.) Die vorliegende
Abhandlung • durch Geh. Bergrath Burkart ins Deutsche übertragen — ist
in einem grösseren Werke „iiiqiieza mineral de la Republica^^ des Herrn
A. DEL Gastillo in Mexico enthalten und betrifft nur den südlichen Theil der
Halbinsel von Nieder-Gaiifornien. Der Verfasser schildert die geologische
Beschaffenheit dieses Landes, dessen Hydrographie und die Localitäten, in
denen artesische Brunnen mit Erfolg erbohrt werden können, die Hauptberg-
werksdistricte und iheilt endlich geschichtliche Notizen und Betrachtun-
gen mit über die Mittel , die jährliche Silberproduction zu vermehren. —
Die wichtigsten Bergwerksdistricte liegen südlich von la Paz, der Haupt-
stadt des Gebietes von Niedercalifornien. 1) Reviere von San Antonio
und el Triunfo. Das herrschende Gestein ist Glimmerschiefer mit vielen
^Quarz-Einlagerungen: er wird häufig von Massen von Dioritporphyr durch-
setzt. Sowohl im Glimmerschiefer als im Dioritporphyr treten Silbererze füh-
rende Gänge in einer Gangmasse von Quarz mit Letten auf-, der Verfasser
unterscheidet: a) rothe umgewandelte Erze, nämlich Chlorsilber. Arseniksil-
ber, W^eissspiessglanzerz, Mennige, Brauneisenerz, Malachit, Kupfergrün und
Zinkspalh; b) schwarze, unveränderte Erze: Silberglanz, Fahlerz, Blei-
schweif, Antimon- und Bleiglanz, Eisenkies, Markasit, Arsenikkies und Schwe-
fel. Wie in den meisten Bergwerks-Revieren Mexicos lässl sich die Umwan-
delung derselben in Salze bis zu gewissen Tiefen verfolgen: im Allgemeinen
ist der Reichthum der Erze kein bedeutender. — 2) Reviere von las
Virgen es und Cacachilas. Hier waltet Granit vor, der Krystalle von
Orthoklas und als unwesentlichen Gemengtheil schwarzen und rothen Tur-
malin enthält: er wird von feinkörnigem Ganggranit und von Diorit durchsetzt.
Bei las Virgenes finden sich Erzgänge; sie enthalten in oberer Teufe:
Chlor- und Bromsilber, gediegenes Silber und Silberglanz: in grösserer Teufe:
Fahlerz, silberhaltigen Bleiglanz, Kupferlasur und Bleiglanz; als Gangarten
erscheinen theils Baryt, theils Quarz. Im Revier von Cacachilas ist
der Granit in der Nähe der Erzgänge sehr aufgelöst*, die Gangarten bestehen
aus Baryt und Kalkspath mit Besiegen von Letten und Speckstein; die ein-
brechenden Erze sind: Glätte, Bleiglanz, Fahlerz. gediegen Silber, Chlor-
und Bromsilber: Kupferlasur, Malachit, KieselkupCer , Eisenkies und Blende.
Die iirzführung ist reich, aber die vielen Gänge sind schmal. — 3) Die In-
sel San Jose. In dem Granit, aus welchem die hohen Berge dieser Insel
bestehen, setzt ein 4 bis 6 Varas " mächtiger Gang auf, dessen Ausgehendes
auf mehr denn 1600 Varas bekannt ist. Er enthält Kupfer- und Silbererze,
* Eiue Vara oder Elle = 0,835 Meter.
113
die auf Nestern und Schnüren in Quarz als Gangart einbrechen. Die Erze
sind: Kupferglanz, Malachit, Kupferlasur, Kieselkupfer, Chlorsilber, Silber-
glanz, Rotheisenerz. — Der Verf. gibt ausserdem noch weitere Mittheilungen
über andere Vorkommnisse von Erzen , die aber noch nicht genau genug
untersucht sind, sowie über Gold führende Gänge und Seifenwerke. Unter
ihnen verdient namentlich die Gold-Grube San Rafael Erwähnung, die
zwischen dem Tule- und Gallinas-Thale betrieben wird. Das Gold findet sich
auf einem Gange im Diorit, eingesprengt in Quarz oder Kalkspath, begleitet
von Eisenkies und Kupferkies — Durch seine eingehenden Untersuchungen
gelangt Castillo zu folgenden für die nationalökonomischen und bergbaulichen
Verhältnisse des Landes wichtigen Schlüssen und Vorschlägen : Nieder-Cali-
fornien ist eine dürre Gegend, in welcher es wenig regnet, keine Flüsse und
anbauwürdiges Land gibt, also geringe Hoffnung, dieselbe durch Ackerbau
zum Emporblühen zu bringen 5 hingegen ist das Land reich an Silber-, Gold-
und Kupfererzen, auch an Schwefel- und Steinsalz-Lagerstätten, wesshalb der
Bergbau besonders zu berücksichtigen. Die am häufigsten vorkommenden
Silbererze können, wegen ihrer mineralogischen Beschaffenheit und wegen
Mangel an Wasser und Brennmaterial nicht im Lande selbst zu gut gemacht
werden und es sind daher besondere Bergwerks-Gesetze erforderlich, welche
die freie Ausfuhr der Mineral-Producte gestatten und allen Bergbau treiben-
den Gesellschaften ihren Schutz gewähren.
H. Laspeyres : die hohlen Kalk stein - Geschiebe im Rothliegen-
den nördlich von Kreuznach an der Nahe (Zeitschr. d. deutsch, geo-
log. Gesellsch. XVII, 4, S. 6Ö9 — 638). Bei seinen geognostischen Unter-
suchungen der Ablagerungen des Rothliegenden mit den eingelagerten Erup-
tivgesteinen in der Pfalz hatte H. Laspeyres mehrfache Gelegenheil, hohle
Kalkstein-Geschiebe zu beobachten, welche mit den von W. v. Haidinger be-
schriebenen manche Analogien, aber auch Verschiedenheiten zeigen. H. Las-
peyres fand solche Geschiebe an mehreren Orten: im Winterbach-Thale unter-
halb des Dorfes Winterburg: das Unterrothlief^ende besteht hier aus einem
sehr rothen, an Bindemitteln reichen Conglomerate , mit vielen, bis zu Kopf-
grossen Geschieben von devonischem Kalksteine, von denen einzelne hohl im
Innern und mit Braunspath bekleidet sind, auf dem sich auch noch Krystalle
von Aragonit und Asphalt-Kügelchen finden. Ausgezeichneter ist aber das
Vorkommen bei Heddesheim in den oberen Schichten der mittleren Etage
des Rothliegenden. In einem rothen, eisenreichen, thonigen Sandstein liegen
viele, bis kopfgrosse Geschiebe von dolomitischem Kalkstein Die Oberfläche
derselben ist meist rauh anzufühlen, weil sie mit mikroskopischen Kryställ-
chen besetzt; die Mehrzahl dieser Geschiebe ist nun von Innen her, bald
stärker, bald geringer, bald nach dieser, bald nach jener Richtung ausgehöhlt,
so dass die Hohlräume oft sonderbare Gestalten zeigen; ja nicht selten sind
mehrfach gehämmerte Hohlräume, wenn die Aushöhlung der Geschiebe von
verschiedenen Stellen ausging. Die W^andungen der Hohlräume sind mit Kry-
stallen von Braunspath, Kalkspath, Baryt, Aragonit, Schwefelmetallen, be-
8
I
114
kleidet. Endlich verdient noch ein weiteres Vorkommen Erwähnung, im
sog. Flulhgraben bei Dohrsheim. Hier enthalten die Conglomerate der mitt-
leren Abtheilung des Oberrothliegenden viele Kalkstein-Geschiebe, die aber
von Aussen nach Innen ausgehöhlt sind. — Nach der Beschreibung der ver-
schiedenen Vorkommnisse von Kalkstein-Geschieben im Rothliegenden der
Gegend von Kreuznach bemerkt Laspeyres, dass Hohlgeschiebe in den Con-
glomeraten mit Geschieben dolomitischen Kalksteines wohl in allen Sediment-
Formationen zu finden sein dürften, und führt zugleich ein neues Vorkommen
an. Es ist diess bei Breitenau am Rain bei Garraisch an der Loisach, in
den Bayerischen Alpen in einem Diluvial-Conglonierat. Das Bindemittel des-
selben besteht aus einem sandigen oder thonigen, porösen Kalk; die Ge-
schiebe sind mannigfache Kalksteine und im Innern mehr oder weniger aus-
gehöhlt; ihre Aussenfläche ist mit den zierlichsten Rhomboedern von Kalk-
oder Braunspath bedeckt. Beachtung verdient bei diesen Conglomeraten die
Thatsache: dass die Geschiebe der dichten Kalksteine nicht ausgehöhlt sind,
sondern nur die der krystallinisch-körnigen. — Laspeyres bespricht nun sehr
gründlich die Ursachen, warum die Geschiebe ausgehöhlt wurden und zwar
zunächst die Frage: warum die Geschiebe angegriffen wurden und
nicht die sie ums chli e s s e n d e Grundmasse. Wie bei den Feldspa-
then in der Feldspath-Grundmasse der eruptiven Silicat-Gesteine. so ist auch
bei den Kalk-Geschieben in kalkiger Grundmasse die Ursache zu der leich-
teren oder exclusiven Lösung der Einschlüsse gegen die des Teiges nicht,
oder nur sehr untergeordnet in den chemischen, sondern in den physikali-
schen und mechanischen Verhältnissen und Verschiedenheiten der Substanzen
zu suchen. Dass die Geschiebe bei Kreuznach in sandig-thonigem Teig lie-
gend besonders und dieser nicht angegriffen wurden, bedarf keiner weiteren
Erörterung. Was nun die Aushöhlung der Geschiebe von Innen
nach Aussen betrifft, so glaubt Laspeyres und mit Recht, dass solche auf
mechanischen Gründen beruhe; sie setzt voraus : 1) einen ursprüng-
lichen, wenn auch noch so kleinen Hohlraum im Geschiebe mit wenig-
stens einer Kluft, die sich nach Aussen und Innen öffnet, oder statt beider
ein System von Sprüngen, die im Innern der Geschiebe eine grössere Ver-
ästelung haben, als jn den äusseren Theilen; 2) eine ungeschlossene,
am besten poröse Grund masse und 3) eine geringe Durchdring-
barkeit der Einschluss-Substa nz durch Flüssigkeiten.
C. F. Zincken: die Braunkohle und ihre Verwerthung. 1. Theil:
die Physiographie der Braunkohle. Heft 3 und 4. Hannover 1866.
8°. S. 353—818 (Vgl. Jb. 1865, 748). -- Mit diesen beiden Heften, welche
die Fundorte der Braunkohle, resp. deren Gewinnungspunkte behandeln, hat
der erste Theil dieser dankenswerthen Arbeit seinen Abschluss erreicht, wozu
wir dem Verfasser nur Glück wünschen können. Eine höchst mühevolle,
aus tausenden verschiedener Quellen geschöpfte und zu einem übersichtlichen
Ganzen sorgsam verbundene Arbeit, welche dem wissenschaftlichen Forscher
ebenso viele Anhaltepunkte für weitere Vergleiche und Forschungen dar-
115
bietet, als sie dem Praktiker in vielfacher Beziehung wichtige Dienste
erweisen wird.
Eine grosse Anzahl von interessanten Flötzprofilen erhöhet den Werth
dieser Gabe und beweiset von neuem die Analogien, welche zwischen der
Bildung der Braunkohlenflötze und der älteren Steinkohlenflötze staltgefunden
haben. Man kann, gewiss mit nur sehr wenigen Ausnahmen , in beiden nur
Torfmoore der Vorwelt erblicken!
Der Verfasser hat sich nicht begnügt, nur die Fundorte der Braunkohlen
in den sämmtlichen Ländern Europa's für seine Darstellung auszubeuten, er
dehnt seine Forschungen auch über Afrika, Asien, Australien und Amerika
aus, indem er zugleich, wie schon früher hervorgehoben, ausser den eigent-
lichen, tertiären Braunkohlen gleichzeitig auch das Vorkommen von älteren
Kohlen bis zur Dyas herab in den Kreis seiner Betrachtungen zieht. Wün-
schenswerth erscheint uns behufs eines noch leichleren Gebrauches dieses
Handbuchs sowohl für diesen, als auch für den zweiten noch folgenden Theil
ein möglichst vollständiges Ort- Regi ster.
Dr, F. V. H 0 c hst etter : Geologische Ausflüge auf Java (Novara-
Exped. Geol. Theil, II. Bd.). 4^. 40 S. 1 Taf. — Diese geologischen Ausflüge
des gefeierten Geologen der Novara-Expedition fallen in die Zeit vom 6. Mai
bis 24. Mai 1858. Sein erster Ausflug war in das Gedeh-Gebirge ge-
richtet, in die luftigen Höhen des Pangerango undGedeh, am nordwest-
lichen Ende der Insel.
Das Gedeh-Gebirge als Ganzes ist eines der grossartigsten Vulcangerüste
Java's. Ein kolossaler Lavakegel umschliesst in einenv ungeheuren Krater,
dessen Rande nördlich der G. Seda-Ratu (8900 Fuss), südlich der Mandala-
wangi (8150 Fuss) angehören, zwei Eruptionskegel. Der nordwestliche
Kegel, der Pangerango, ist 9326 Par. Fuss hoch, und erloschen, aus Lapilli
und vulcanischer Asche in der regelmässigsten Gestalt aufgeschüttet. Neben
ihm, in einem Abslande von nur ^ji deutschen Meile gegen S.O. und mit ihm
durch den 7870 Fuss hohen Rücken Pasir Alang verbunden, erhebt sich der
zweite Eruplionskegel , G. Gedeh, fast zu gleicher Höhe (9230 Fuss). Er
hat einen abgestumpften, innen durchbohrten Gipfel, und auf dem Boden des
durch Einsturz gebildeten Kraters erhebt sich ein kleiner, neuer Eruptions-
kegel mit einem Kraterschachte, dem thätigen Krater des Gedeh.
Das am Gedeh-Gebirge vorherrschende Gestein ist ein feinkörniger,
grauer Andesit, ähnlich den Pyroxen-Andesiten von Westland auf Island, oder
manchen Amphibol-Andesiten (Mikrolinit Tscherm. , grauer Trachyt v. Richt-
hofen) Ungarns und Siebenbürgens. Die Hauptmasse bildet feinkörniger Mi-
krolin, nur sehr untergeordnet sind Einsprenglinge von Amphibolnadeln, reich-
licher dagegen kleine schwarze Körner von Magneteisen und Augit.
Aus dem grossen Krater des Gedeh zieht sich in nordöstlicher Rich-
tung eine oben weit geöffnete und durch eine hochaufragende Trümmermasse
zweigetbeilte, nach unten aber am steilen, äusseren Gehänge des Gedeh-
Kegels sich mehr und mehr verengende und vertiefende Kralerschlucht oder
116
Caldera, wodurch der grosse Krater ein spalten förmiges Ansehen gewinnt.
Wie nach abwärts eine Schlucht, so hat sich aber oben am Fusse der Kra-
terwand durch die abstürzenden Massen ein Querdamm gebildet , hinter wel-
chem sich die atmosphärischen Wässer ansammeln können. Diese dringen
auf der tiefen Spalte am Fusse der Kraterwand ein, bis auf noch nicht völlig
erkaltete Lavamassen , und an den glühenden Massen zu Dampf verwandelt,
veranlassen sie von Zeit zu Zeit Ausbrüche aus dem noch thätigen Krater.
Wasser, Schlamm und Steine hat der Berg zu wiederholten Malen bis in die
neueste Zeit (am 28. Mai 1852, am 14. März 1863) ausgeworfen, ferner
feinen Sand und vulcanische Asche, die bis nach Batavia flog: auch glühende
Steintrümmer, glühender Sand wurden mitgerissen und bildeten die Feuer-
garben, die man sah: aber bis zu heisstlüssigen Lavaströmen, bis zu ge-
schmolzenen Lavatropfen oder vulcanischen Bomben hat er es in historischer
Zeit nicht mehr gebracht. Er ist ebenso in seinem letzten Stadium, im Sta-
dium der Fumarolen- und Solfatarenthätigkeit, wie alle übrigen Vulkane Java's.
Es ist die letzte Reaction des inneren Feuers gegen das von aussen eindrin-
gende atmosphärische Wasser. Selbst die thätigsten Vulcane auf Java, der
G. Guntur, und G. Lamongan, liefern nur „Lavatrümmerströme", glü-
hende Gesteinsstücke und glühende Asche, aber keine eigentlichen Lava-
ströme. Schon JüNGHuuN, dessen Name von Java unzertrennlich ist, hat die
drei Hauptperioden in der Thätigkeit der Vulcane Java's vollkommen natur-
gemäss geschildert (Java, II. p. 640.). —
Ein zweiter Ausflug führte v. Hochstetter nach dem auf der Nordseite
des Plateaus von Bandong befindlichen Kraterfelde des Tangkuban Prahu,
dessen westlicher Kessel Kawa Upas oder Giftkrater, der östliche Kawa
Ratu oder Königskrater heisst. Auch die hierüber gegebene Schilderung ist
ebenso anziehend als instructiv.
Die Lava des Tang Kuban Prahu ist ein feinkörniges, von feinen Poren
durchzogenes rauchgraues Gestein, in welchem sich Mikrotinit-Kryställchen
und Augit erkennen lassen Eine Analyse davon hat Dr. 0. Pbölss (J -hrb.
1864. 427; raitgelheilt und das Gestein als Dolerit bezeichnet; v. Hochstetter
zieht vor, dasselbe als Pyroxen-Andesit zu den Andesiten zu stellen. —
Das südwestliche Grenzgebirge des Plateaus von Ban-
dong, der District Rongga, hat die fernere erfolgreiche Thätigkeit v.
Hochstetter's auf Java in Anspruch genommen, wozu für ihn ein Reiseplan
durch Junghuhn entworfen worden war, und wobei er, wie schon auf seinen
vorigen Ausflügen, Seilens der Holländischen Regierung in der ausgezeich-
netsten Weise Unterstützung gefunden hat. Solche Episoden in dem Leben
eines Geologen, wie die Tage vom 19. — 24. Mai auf Java, über welche v.
Hochstetter hier berichtet, gehören zu den schönsten und erhebendsten nicht
blos für den unmittelbaren Träger des dort Erlebten, sondern gleichzeitig für
alle Genossen der Wissenschaft, welcher dieser Tribut gezollt worden ist.
Wir heben von den auf diesem Ausfluge gewonnenen Resultaten nur
noch hervor, wie neuerdings die Gliederung der javanesischen Terliärforma-
tion von Hochstetxeb aufgefassl wird.
117
1) Eocän-Formati on.
». Untere Gruppe, k oh lenfiihrendes Schichten System, haupt-
sächlich im südwestlichen Java von Junghühn nachgewiesen. Zahlreiche ab-
bauwürdige Flölze bituminöser Pechkohlen sind eingelagert in quarzige, nicht
kalkhaltige Sandsteine und in Schieferthone. Verkieselte Baumstämme häufig,
aber wenige oder gar keine Meeresconchylieo. —
b. Obere Gruppe, Orbituliten- und Nummulitenkalke mit dichtem
Kalkstein und älterem Korallenkalk, mächtig entwickelt und in steiler Schich-
tenstellung im westlichen Randgebirge des Plateaus von Bandong.
2) M i 0 c ä n - Fo rma ti 0 n.
a. Untere Gruppe, flötzarmes Thon-, Mergel- und Sandsteingebirge
mit Kalk-Trachytbreccien und Tuffsandsteinen, im Districte Rongga (Preanger-
Regentschaft) , in den Thälern des Tjiburial und Tji Lanang sehr reich an
iWeeresconchylien : Kohlenmassen und fossiles Harz kommen häufig vor, Braun-
kohlenflötze selten. Dieser Gruppe gehören wohl auch die von Dr. H. R.
GÖPPERT beschriebenen Pflanzenreste aus den Tuffschichten bei dem Dorfe
Tangung (Preanger Reg.-Distr. Ts(handjur) an.
b. Obere Gruppe, trachytische Tufi'e und Conglomerate, nebst jün-
geren Korallenkalken. Diese Gruppe ist vielleicht auch von jüngerem als
miocänem Alter.
In die Zeit der miocänen Ablagerungen fällt der Anfang der grossartigen
eruptiven Bildungen im indischen Archipe.1. Unter diesen lassen sich
ältere Masseneruptionen iheils auf nordsndlichen Querspalten, theils auf
oslwestlichen Längsspalten, von den jüngeren vulcanischen Eruptio-
nen, welche auf ostwestliche Längsspalten beschränkt erscheinen, sehr be-
stimmt unterscheiden.
Ed. Sless: Untersuchungen über den Charakter der öster-
reichischen Tertiärablagerungen. I. Ueber die Gliederung der
tertiären Bildungen zwischen dem Mannhart, der Donau und
dem äusseren Saume des Hochgebirges (Bd. LIV. d. Sitzungsb. d.
k. Ak. d. Wiss. 1. Abth. Juniheft, 1868. 66 S. 2 Taf.). — Abermals eine
gewichtige Abhandlung, aus der hier wenigstens die Uebersicht der Gliede-
rung entnommen werden soll. Die darin zusammengestellten Beobachtungen
gestatten, in dem ausseralpinen Theile der Niederung von Wien N. von der
Donau die nachfolgenden Glieder des Tertiärgebirges zu unterscheiden:
1) Nu mmulitenkalk und Sandstein, gewöhnlich von grossen Blöcken
begleitet. Waschberg, Michelsberg, Holy Wrh, Nadwonaw-Berg u. s. w. —
Nautilus lingulatus , Pleurotomaria concava, Corbis austriaca, Mytilus
Rigaultianus^ Älveolina longa etc.
2) Weisse Mergel und Sandsteine. Nieder-Fellabrunn , Auspitz,
Gurdan u. s. w. bisher ohne organische Reste.
* GÖPPERT, die Tertiärflora auf der Insel Java. Gravenhage, i854 und Jahrb. i864,
p. 177.
H8
3) Lage von blauem Tegel bei Nikolschitz mit Foraminiferen :
wahrscbeinlich nicht von dem folgenden Gliede zu trennen.
4) Amphisylens chiefer (Oelschiefer der Karpathen) — Simonsfeld,
Kikolsburg, Nikolschitz. Schittboritz, Kreppitz, Mautnitz, Tieschau u. s. w. —
Amphisyle, Lepidopides, Meletta crenata. Diel, longimana. Ostracoden. Fu-
coiden. ,
5) Schichten von Alolt. Wechsel von hochgelbem Quarzsand und
buntem Tegel gegen unten, blauer Tegel und Braunkohle oben. Galgenberg
bei Horn, Molt. Nonndorf, Bayersdorf? — In den tiefsten Schichten petre-
factenleer, höher Cer. margaritacetim, Cer. plicatum^ Melanopsis Aquensis,
noch höher Sand und Turritella gradata ; über diesem Tegel mit den Ce-
rithien, mit Murex SchÖni, Area cardiiformis etc.
6) Schichten von Loibersdorf. Sand von Drei Eichen, Wörders-
dorf, Loibersdorf. ~ Cardium Kübecki. Pectunc. Fichteli: einzelne Ueber-
einstimmungen mit dem Meersande von Weinheim, Als ein tieferer Theil
dieser Schichten sind die Bänke von Mgt. Haidingeri sammt den durch
Vemis umbonaria ausgezeichneten Lagen anzusehen.
7) Schichten von Gauderndorf. Mugelsand, Kottau, Gauderndorf,
Brunnstube, Lautschi tz bei Selowntz. — TeUinu strigosa , Teil, laciinosa,
Psammobia Labordei, bei Gauderndorf Einschwemmungen mit Tapes Baste-
roti., Mactra Bucklandi u. s. w.. dann mit Pyrtila clava etc.
8) Schichten von Eggenburg. Unten Sandstein, gegen oben Sand,
Grus oder Kalkstein, auch Nulliporen-Kalkstein.
a. Molassensandstein. Gauderndorf, Brunnstube, Dietmannsdorf
u. s. v^^. — Panopaea Menardi. Pholadomyn, Solen, Pgrula rustimila etc.
b. Schichten mit Pecten aduncus, Echinolamp. Linkt, Terebratula
Hoernesi etc. — Unt.-lValb, Pulkau, Limberg, Dürnbach. Meissau Grübern,
Ganderndorf. Brunnstube, Zogelsdorf, Meiselsdorf, Drei Eichen u. s. w. und
Lautschitz bei Selov^'itz.
9) Schlier. Blauvveisser und grauer Mergel und Sandlager. Mürbe
Sandsteinplatten. Horizont von IVassgallen. — Goldgeben, Streildorf, Kirch-
berg am Wagram, Feuersbrunn, Götzdorf, Platt, Wülzeshofen, Laa, Gruss-
bach, Nuslau, Lautschitz u. s w. — Unten Meletta sardinites. Nautilus,
marine Conchylien, Cristellarien, höher oben Gypslagen und Sandsteinplatten
mit Landpflanzen, auch brackische Einschwemmungen.
Darüber erstes Erscheinen von Helix Turonensis , Cerith. lignitarum.
In dieses obere Niveau gehört wahrscheinlich der Süsswasserkalk von Ämeis:
es bildet dasselbe eine vielleicht selbständige, vielleicht mit dem nächst-
folgenden Gliede zu vereinigende Gruppe, welche sich von den Schichten
mit Mel. sardinites in der Regel ziemlich scharf abtrennt.
10) Höhere marine Bildungen. Unter diesem Gesammtnamen lässt
SuEss hier den marinen Tegel längs der Schmieda, den Sand von Grund,
Guntersdorf, Windpassing, Grussbach u. s. w., sowie die höheren Mergel und
Nulliporenkalke von Mailberg, dem Weihon bei Selowitz u. s. w. vereinigt,
deren Bedeutung erst durch eine gleichzeitige Behandlung der Vorkommnisse
der alpinen Niederung festgestellt werden kann. Die marine Fauna ist eine
Ii9
überaus reiche und mannigfaltige ; in dem Sande von Grund und Grussbach
finden sich zugleich die Landschnecken des Süsswasserkalkes von Ameis.
11) Cer i ih i ens c h i c h te n kommen nur bei Ober-Hollabrunn vor.
12) Lacustre und fluviatile Bildungen.
a. Co ngerien -Tegel bei Ziersdorf, — Congeria, Melanopsis.
b. ßelvedereschotter: gelbe Flussgeschiebe aus harten^ krystalli-
nischen Felsarten, insbesondere aus Quarz. — Stettendorf, Hohen werlh, Wetz-
dorf, Weikersdorfj Enzersdorf im Thale, Ladendorf u. s. w^, — Mastodon
longirostris, Hippoth. gracile etc.
Dieses ist das letzte in diesem Gebiete abgelagerte Glied der Tertiär-
formalion.
In einem besonderen Abschnitte weist Prof. Süess noch die Verbreitung
und Äequivalente von einzelnen dieser Glieder in Mittel -Europa nach und
als Anhang hierzu wurden von Dr. F. Steindachner Bemerkungen über
die fossilen Fische des Aniphisylenschiefers am Ober-Rhein
beigefügt. (Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.)
Ed. Suess: Über den Löss. Wien, 1866. 8^ 16 S.
Der Löss oder der „leichte Grund", wie man ihn in der Umgegend von
Wien häufig bezeichnet, besteht aus einer ziemlich homogenen Masse von
gelbem und braungelbem, kalkreichem und wenig plastischem Lehm. Er zeigt,
wo er rein ist, in seinem Innern nie eine Spur von Schichtung und pflegt
in steilen Wänden abzubrechen. Die organischen Reste, welche er führt,
rühren niemals von Meeresbewohnern her, und dieser Umstand, sowie seine
Verlheilung in den Weitungen der grossen Flussthäler und sein Fehlen in
der offenen norddeutschen Ebene lehren, dass er fluviatilen Ursprungs sei.
Der Löss ist von trübem, zum Theile wenigstens aus den Alpen stam-
mendem Flusswasser abgesetzt. Das sporadische Vorkommen grosser Blöcke,
sowie die organischen Reste des Löss lehren uns seine Gleichzeitigkeit mit
der durch ihr strenges Klima ausgezeichneten Diluvial-Epoche der grossen
Gletscher. Der Löss scheint seine Entstehung den diluvialen, durch Abrei-
bung der Gesteine getrübten Gletscherwässern zu verdanken, womit die Art
seiner Verbreitung gut übereinstimmt. Er fehlt sowohl den Hochalpen, als
auch der norddeutschen Ebene. Er folgt dem Rhein, dem oberen Laufe der
Maas, Scheide und so fort, deckt die südliche Hälfte von Belgien, und bricht
ziemlich scharf an einer Linie ab, welche von Dünkirchen südöstiich gegen
Cöln verläuft. Noch bei Laeken, unweit Brüssel trifft man ihn etwa 300
Fuss über dem heutigen Meere. Seine Nordgrenze läuft um den Harz, durch
das nördliche Sachsen nach Schlesien und gegen Krakau hin. Diese Nord-
grenze des Löss ist aber zugleich die Südgrenze der sogenannten nordischen
Blöcke, welche auf Eisschollen hierher transportirt sein mögen. Demnach
ergänzt sich das Bild des damaligen Europa etwa auf folgende Weise:
Im Hochgebirge bauen grosse Gletscher ihre Moränen auf, schleifen ihre
felsigen Betten aus und zahlreiche Bäche führen ein schlammiges Wasser
herab. Mittel-Europa ist bis Dünkirchen, Cöln, Leipzig und Troppau schon
420
Festland. Ein Theil dieser schlammigen Wässer fliesst dem Rheinthale zu
und gelangt in dem geschlossenen Bette bis nach Belgien hin. Ein anderer
Theil derselben folgt der heutigen Richtung der Donau. Die Niederungen,
welche sie heute durchfliesst. sind von Binnensee'n erfüllt, ähnlich der Kette
von Binnensee'n im heutigen Nordamerika, und so oft der Strom wie bei
Krems, in eine solche Weitung tritt, fällt in Folge der verringerten Strö-
mungsgeschwindigkeit ein grösserer Theil des Schlammes zu Boden. So ent-
stehen die Aufschüttungskegel von Krems, Stammersdorf u. s. w. Die nord-
deutsche Ebene endlich ist vom offenen Meere bedeckt; Eisschollen streuen
auf derselben Skandinavische u. a. nördliche Felsblöcke aus. Darum fehlt
ihr auch heute die Äckerkrume (?). — So unterscheiden wir auch drei Haupt-
zonen in Mittel-Europa, jene des Hochgebirges, jene des Löss und jene der
nordischen Ebene.
Die organischen Reste des Löss bestehen aus Land-, seltener aus Süss-
wasser-Conchylien und aus Landsäugethieren. Unter letzteren findet man
den Auerochsen, Hirsch, Hamster, Spitzmaus, Murmelthier, eine Art Nashorn,
vor Allem aber in grosser Häufigkeit das Mammulh C^^^phas primigeninsj.
GoDwiN-AusTEN : über die känozoischen Formationen Belgiens.
(Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. XXII, p. 228— 254 ) — Auch hier
wird des Löss es gedacht, der in Belgien unter dem Namen „Limon de
Hisbaye''^ bekannt ist, als eines der jüngeren Glieder der neueren känozoi-
schen Bildungen. Vor Allem bezieht sich diese Abhandlung jedoch auf ältere
känozoische Ablagerungen und besonders den C rag von Antwerpen, welcher
dem Systeme Scaldesien Dümont's gleichgesetzt wird. Die Identität seiner
Schichten mit jenen in England (Jb. 1865, 762) veranlassten den Verfasser,
die Verhältnisse des Crag-Meeres im Allgemeinen zu verfolgen und eine
Kartenskizze über dessen allgemeine Verbreitung hier zu entw^erfen, die aus
der arktischen Zone bis nach Afrika reicht.
C. Paläontologie.
J. D. Dana: über Cephalisation. No. IV. {American Journ. of
Science and Arts, Vol. XLI, p. 163 u. f.) Vgl. Jb. 1863, 251; tS64, 864.)
— Zur Beseitigung einiger Missverständnisse über den Begriff „Cephalisa-
tion**, die aus einer Kritik des Herrn B. D. Walsh hervorleuchten und wohl
auch bei manchem Anderen darüber noch vorwalten, hebt Dana hier noch
einmal nachfolgende Sätze hervor:
Cephalisation ist einfach Vorherrschen des Kopfes - cephalic domina-
tion — in einem Thiere, welches in seinem Bau hervortritt, und ihre Höhe
hängt ab von der Entwickelung des cephalen Centrums und dem Grade der
Unterordnung der ganzen Struclur des Thieres unter dasselbe.
Sie lässt sich unter anderen auf folgende Weise bestimmen :
121
1) Mit höherer Cephalisation, wodurch eine Speeles eine höhere Stel-
lung einnimmt, dient der vordere Theil des Körpers oder seiner Glieder
mehr und mehr zur Unterstützung des Kopfes, dagegen bedeutet eine nie-
drigere Cephalisation, wenn jene Unterordnung unter den Kopf geringer
und geringer wird.
2) Bei höherer Cephalisation wird die Form des Kopfes oder der vor-
deren Körpertheile mehr und mehr zusammengedrängt, vervollkommnet, ver-
dichtet oder verkürzt; bei niederer Cephalisation verlängern sich diese
Theile oder hängen nur lose zusammen und erscheinen unvollkommen in
ihren Theilen oder im Ganzen , der ganze Körper wird hierdurch mehr ver-
längert oder ausgebreitet.
3) Mit höherer Cephalisation drängt sich auch mehr und mehr der
hintere Theil des Thierkörpers zusammen, wird hierdurch compacter und
verkürzt sich, denn eine Concentrirung nach vorn entspricht einer Verkür-
zung nach hinten. Ebenso zeigt der Schwanz den Grad der Entwickelung
des Thieres; grosse Länge oder Dicke desselben oder Zunahme der Wich-
tigkeit desselben für die thierischen Functionen weisen anf eine tiefere Stufe
des Organismus hin.
4) Mit niederer Cephalisation ist nicht allein eine geringere Concen-
Iration oder Verdichtung und ein vollkommenerer Zustand der ganzen Structur,
sowohl vorn als hinten, zu bemerken, sondern es dehnt sich auch, in den
tieferen Stufen, die Degradation der Structur bis zu einem Verschwinden
wesentlicher Theile aus, wie der Zähne. Glieder, Sinne: ebenso aber auch
zu einer starken Vergrösserung des Körpers weit über die Grösse hinaus,
welche das animalische System des Organismus noch beherrschen könnte,
und in diesem Falle ist das Geschöpf träge und dumm. —
Man wird den hier ausgesprochenen Grundsätzen, welch) Dana schon
bei den verschiedensten Classen des Thierreiches zur Classification derselben
erfolgreich verwendet hat, nur beipflichten können und hat ein wenn auch
nicht neues, so doch zuerst von Dana in seiner Allgemeinheit erkanntes und
durchgeführtes Princip für die Classification auch fossiler Organismen ge-
wonnen.
J. D. Dana: ein W^ort über den Ursprung des Lebens. (Ame-
rican Journ. of Sc. a, Arts, Vol. XLL 1866. p. 389—394.) — Gegen-
über den oft wiederholten Versuchen, den Ursprung organischer Wesen aus
unorganischen Körpern zu erweisen, unter welchen die von Fremy neuer-
dings der Academie der Wissenschaften in Paris vorgelegten wohl die ein-
gehendsten sind, macht Dana geltend, wie die Temperatur, die man den zu
derartigen Versuchen verwendeten Flüssigkeiten ertheilt habe, wohl genügend
sei, das Leben gewöhnlicher Pflanzen und Thiere zu zerstören, dass sie aber
keinesweges genüge, um alles vegetabile oder animalische Leben darin zu
vernichten. Diess beweisen Beobachtungen des Professor W. H. Brbwer
über die Gegenwart lebender Arten in den heissen und salzigen Gewässern
Californiens, die hier mitgetheill werden.
122
Die höchste von ihm bis jetzt beobachtete Temperatur solcher heissen
QuelleD , in welchen noch niedrige Pflanzenarten gediehen, war 93** C.
(gegen 200^ F.). Dieselben waren aber in l berüuss in Gewässern von 52®
bis 60*^ C. (125"— 140^ F.) vorhanden. In den heisseren Quellen bemerkte
man nur Pflanzen der einfachsten Art, anscheinend einfache Zellen von hell-
grüner Farbe; in Wässern von 60 -65" C. zeigten sich fadenförmige Con-
ferven von sehr hellgrüner Farbe. Von thierischen Organismen wurden in
dem salzreichen Mono-See, welcher ausser Kochsalz auch Soda und Borax
u, s w. enthält, grosse Mengen von Fliegenlarven angetroffen, welche in
ähnlicher Weise auch in dem grossen Salzsee vorkommen sollen.
Weitere Notizen werden von Brewer angeschlossen, aus denen hervor-
geht, wie die Keime vieler Pflanzen der Einwirkung der Wärme, der Salze
und der Säuron bis zu verhältnissmässig hohen Graden, wenigstens höheren
als man bisher anzunehmen pflegte, zu widerstehen vermögen
W. King und T. H. Rowney: über das sogenannte E o fsoon- Ge-
stein. (Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. XXII. 3. 1866. p. 185
bis 218, PI. 14 u. 15 ) —
Die Entdeckung des Eo^oon oder Dämm erungsthieres in den älte-
sten Kalksteinablagerungen unserer Erde (Jb. 1865, 496; 1866, 352, 368,
481, 579) hat eine gewaltige Anregung zu erneueten Studien dieser uralten
Gebirgsschichten gegeben , wie sie der Wissenschaft nur willkommen sein
kann. Meinen doch Viele, in dem Eo%oon als dem ältesten Organismus der
Erde die ür- oder Stammform zu erblicken, aus der sich die gesammte Thier-
und Pflanzenwelt der Erde allmählich entwickelt hat, und es konnte die Ent-
deckung des Eozoon zu keiner günstigeren Zeit erfolgen, als in den letzten
Jahren, wo die Entstehung der Arten durch natürliche Züchtung von begei-
sterten Anhängern Darwins und seinen nüchternen Gegnern vielseitig erwogen
und besprochen, wo ferner die Wirkungen des Metnmorphismus ni(!ht selten
über die Grenzen der Möglichkeit ausgedehnt worden sind.
Es lässt sich nicht läugnen , dass die als Eo^oon unterschiedenen Ge-
bilde grosse Analogien mit Forami ni feren darbieten, wozu sie desshalb
auch von den besten Kennern dieser Klasse gestellt werden: man wird ebenso
zugeben, dass ihre Verwandtschaft mii den Spongien (Jb. 1865, 496;,
eine Ansicht, die auch W. H. Baily (Geol Mag. Vol. II, p. 388) gewonnen
hat , vielleicht noch grösser ist . und man wird endlich auch anerkennen
müssen, dass vollständige analoge Bildungen, wie Eo-zoon, auch in der un-
organischen Welt vielfach angetroff'en werden. Wir erinnern an die unor-
ganischen Gebilde mancher Moosachate.
Hatte schon Baily a. g. 0. ausgesprochen , dass das Eozoon ihm weit
eher das Product einer eigenthütnlichen mechanischen Gesteinsbüdung, als
ein organisches Gebilde erscheinen nuisse, eine Ansicht, die auch Prof. Hark-
NBss für die serpentinführenden Marmore von Canada und Connemara in
123
Irland verlheidigel hat *, so bringen jetzt die Professoren King und Rownby
in Galway umfassende Beweise hierfür. Dieselben basiren sowohl auf mi-
kroskopischen Untersuchungen der für das sogenannte Eoz-oon und die ser-
pentin-führenden eozoen Gesteine charakteristischen Structur, als auch auf
dem geologischen Vorkommen derselben in ganz verschiedenen, in ihrem re-
lativen Alter sehr weit von einander entfernten Gebirgsarten. Nicht allein,
dass das Eozoon canadense in Canada für das Laurentian bezeichnend ist,
während der grüne Marmor von Connemara nach Mürchison zur Silurfor-
mation gehört, Prof. King weist das Vorkommen ganz ähnlicher Formen auch
in weit jüngeren, serpenlinhaltigen Schichten vom Alter des Ljas, in Chal-
cedonen, in dolomitischen Zechsteinen der Gegend von Sunderland und an-
deren Gesteinen nach, und für ihn ist „eozonale Structur" nur eine
eigenthümliche unorganische GesteinsbeschafFenheit.
H. BuRMEisTEB : Einige Bemerkungen über die im Museum zu
Buenos Aires befindlichen Glyptodon- kviaw. (Zeitschr. f. d. ges.
Naturwiss. 1866. No. VIII, IX, p. 138 -149.) — Vgl. Jb. 1866, 873. —
In einer Schrift von L. Wodot über Glyptodon: Description d'un nouveau
genre d'Edente fossile^ renferment plusieurs especes voisines du Glyp-
todon etc. Dijo», 1866''' ist neben Glyptodon eine neue Gattung Schisto-
pleurum angenommen worden, von welcher Burmeister hier zeigt, dass ihre
angenommenen Unterschiede von Glyptodon theilweise nicht vorhanden, theil-
weise zur Trennung einer Galtung ungenügend sind.
Alle Glyptodon- S,\\e\^ haben, so gut wie Schistopleurum, sechs z Th.
bewegliche Ringe am Anfange des Schwanzes besessen und ein Unterschied
zwischen ihnen ist nur auf die Form der Platten dieser Ringe zu gründen.
Die Einen ( Glyptodon J haben flache Knochenplatten in jedem Ringe,
deren Randreihe mit einer elliptischen flachen Erhabenheit, gleich einer Ro-
selle oder einem Medaillon geziert ist. Dahin gehören Gl. fuberciilatus.,
Gl. clavipes und wahrscheinlich anch Gl. reticulatus . welchen B. früher
mit GL tuberculatns vereinigen wollte, jetzt aber davon für verschieden hält.
Die Anderen [ ^chistopletirumj haben conische, scharf zugespitzte,
hohe Höcker am oberen Rande jedes Ringes, deren Oberfläche eine gleich-
mässige Sculptur ohne Andeutung einer besonderen Rosette darstellt. Dahin
gehören Sch. typus = Gl. elongatus Burm., Sch gemmatum, wahrschein-
lich einerlei mit Gl. laevis Burm., und Gl. subelevatus Noü., welche wahr-
scheinlich mit Gl. spinicaudus Burm. identisch ist.
Dieser zweiten Gruppe gehört vielleicht auch Gl. pumilio Burm, an,
von welchem bisher nur ein Unterkiefer bekannt ist.
Interessant ist Burmeister's Mittheilung, dass Glyptodon ausser dem
grossen hochgewölblen Rückenpanzer noch ein eigenes flachge wölbtcs
* Report of the thirty-fißh Meeting of the British Association , held at Birmingham in
Sept. ±666. London, i866. Transact. of the Sections, p. 59.
124
Brustschild von elliptischem Umfange besass, was zwischen den vier Bei-
nen auf der Mitte der Unterseite in der weichen Körperhaut lag und eben-
falls aus sechseckigen Knochenplatten . aber von geringerer Dicke als an
dem Rückenpanzer besteht.
Die weitere Begründung der hier niedergelegten Ansichten behält sich
der Verfasser für die Zukunft vor.
C. Giebel: Toxodon Burmeist eri n. sp. von Buenos Aires.
^Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss 1866. No. VIII, IX, p. 13,4—138, Taf. 2.)
— Das hier beschriebene Fragment eines Unterkiefers ergänzt den von Owen
1838 beschriebenen Unterkiefer von Bahia bianca in einer beachtenswerthen
Weise sowohl durch die Form seiner hinteren Partie als auch das Vorhan-
densein eines letzten siebenten Backzahnes. Auch ergibt sich, dass dieser
in dem zoologischen .Museum der Universität Halle befindliche Kiefer einer
von T. platensis Ow. abweichenden Art angehört, dass endlich alle Form-
verhältnisse des Toxodon entschiedener auf C et a c e en t y p us, als auf Pa-
chydermen-, iVager- oder Edeniaten-VerN^ audtschaft hinweisen.
C . Giebel : die im zoologischen Museum derUniversitätHalle
aufgestellten Säugethiere. (Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. 1866.
No. VIII, IX. p. 94 — 134.) — Mit Vergnügen bemerkt man in dieser syste-
matischen Anordnung von 191 verschiedenen Säugethieren auch eine grös-
sere Anzahl fossiler Formen, welche Professor Giebel sehr zweckmässig
neben die lebenden Verwandten eingereihet hat.
Wo nur der für ein Museum meist unzulängliche Raum und andere Ver-
hältnisse es gestatten, verdient ein solches noch wenig gebrauchtes Verfah-
ren jedenfalls N'achahraung, ebenso wie das umgekehrte Verfahren, in einem
geologischen Museum fossile Formen durch lebende zu erläutern.
R. Kner: die Fische der bituminösen Schiefer von Raiblin
Kärnthen. (Sitzungsber. d. K. Ac. d. Wiss. Bd. LIIl, 46 S., 6 Taf.) -
Die ersten ausführlicheren Angaben über einige fossile Fische der bitumi-
nösen Schiefer von Raibl wurden bekanntlich von Bronn in den „Beiträgen
zur triassischen Fauna und Flora der bituminösen Schiefer von Raibl", Jb.
1858 und 1859. gegeben. Für die sich hier anschliessenden Untersuchun-
gen von Prof. Kner konnte ein weit reichhaltigeres Material verwandt wer-
den, welches durch Dionys Stlr von Seiten des k. k. Hofmineraliencabinetes
in der schon oft gerühmten liberalen Weise zur Disposition gestellt wor-
den war.
Die Raibier Fische gehören zur Trias, wenn sie auch etwas älter
sind als jene von Seefeld in Tyrol. Unter 11 hier beschriebenen Arten sind
mehrere zu neuen Gattungen erhoben worden.
125
1) Graphiiirus calloplerus n. g. et sp. aus der Gruppe der Coelacan-
tliini und nahe verwandt mit Coelacanthus.
2) Orthurus Sturii n. g. et sp., dem Semionotiis nahe verwandt.
3) Ptycholepis avus n. sp.
4) Thoracopterus Niederristi Br.
5) Megalopterus ruibliamis n. g. et sp., dessen Unterschiede von dem
verwandten Thoracopterus festgestellt werden.
6) Pholidopleurus tijpus Br., der unter allen Raibier Fischen nebst
Belonorhynchus am häufigsten vorkommt und von welchem Kner über 50
Exemplare von verschiedener Grösse und Vollständigkeit vergleichen und
untersuchen konnte.
7) Peltopleurus splendens n. g. et sp., einem Pholidopleurus in man-
chen Beziehungen nahe stehend.
8) Pholidophorus microlepidotus n. sp.
9) Pholidophorus Bronni n. sp. ,
10) Lepidotus ornatus ? äg.
11) Belonorhynchus striolatus Br.
Alle hier beschriebenen Fische entstammen der tiefsten der Raibier
Schichten 5 auf welche nach oben die Letlenkohle folgt, die selbst wieder
von der muschelführenden Schicht mit Myophoria überlagert wird. In dieser
obersten Schicht kommen nur selten Fischreste vor und zu ihnen gehört eine
wahrscheinlich zweite Art von Peltopleurus und ein vereinzelter Zahn eines
muthmasslichen Gyrodus.
R. Kner: die fossilen Fische der Asphaltschiefer von See-
feld in Tirol. (Sitzungsber. d. kais. Ac. d. Wiss. Bd. LIII, 32 S., 6 Taf.)
— Zu einem genaueren Vergleiche der fossilen F'ische von Seefeld mit jenen
der Raibier Schichten hat der Verfasser ausser den in ^Yien vorhandenen
Exemplaren namentlich die reiche Sammlung des Museums zu Innsbruck be-
nutzt, die er zu diesem Zwecke Herrn Prof. Pichler verdankt. Aus seinen
sorgfältigen Untersuchungen geht zunächst hervor, dass beide Localitäten
keine einzige Art mit einander gemein haben und auch nur 2 oder 3
Gattungen.
Die Schiefer von Raibl sind durchwegs leicht von jenen von Seefeld zu
unterscheiden, durch tiefere schwarze Färbung, compacteres Gefüge und
demnach grössere Härte; sie stehen in diesen Verhältnissen den Fischschiefern
von Perledo in der Lombardei ungleich näher, wie auch in der geringen
Grösse der Fische. See fei d reiht sich dagegen in letzterer Beziehung
viel näher den Lias- und jüngeren Jura-Schichten an, indem die Zahl der
ansehnlich grossen Fische die der kleineren überwiegt.
Die geologische Stellung der Seefelder Fischschiefer, welche man früher
dem Lias zurechnete, ist schon von Gümbel als triadisch erkannt worden.
Die von Prof. Kner darin unterschiedenen und genau festgestellten Arten
sind folgende:
126
Eugnathus imfgnis n. sp., Lepidohis ornatus Ac, Lepidotus parvu-
lus ? MüN., Semionolns latus Ag , Sem. striatus Ag., Pholidophorus dor-
salis Ag. , Phol. cephaUis n. sp. , Phol. latiusculus Ag. und Phol. pusil-
Itis ÄG.
Ebenso laktvolle als sachkundige Bemerkungen über die in diesen bei-
den Abhandlungen Knek's beschriebenen Gattungen und Arten erläutern die
dazu gegebeneu schönen und treuen Abbildungen.
JohnYoung: über die Verwandtschaften des Plat y somus und
verwandter Geschlechter. {Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1866.
Vol. XXII, p. 301—317, PI. XX u. XXI.) — Nach einer specielleren Be-
schreibung der hier einschlagenden Gattungen Platysomus Amphicentrum
n. g., Eurysoinus (eingeführt für Platysomus macrurus) , Mesolepis n. g.
und Eurynotus Ag. gelangt Young zu folgender Classification:
Diese 5 ffattungen bilden mit der Familie der Pycnodonten eine natür-
liche Gruppe der heterocercen Ganoiden, welche er Lepidopleuridae nennt.
I. Bauchflossen fehlen.
Platysomidae.
Zähne einreihig, conisch, scharf. Gaumenknochen zahnlos. — Platy-
somus Ag. zum Theil. {PI. gibbosus., rhombus, striatus ? in der Zechstein-
formation und PI. parvulus in der Sleinkohlenformation.)
Amphicentridae.
Rücken- und Bauchrand scharfeckig. Zähne in der Form von höckerigen
Tafeln auf den Kiefer-, Kiemen- und Gaumenknochen. Zwischenkiefer zahn-
los. — Amphicentrum n. g. {A. granulatum Huxl. aus der Steinkohlenfor-
mation von N. StafFordshire.)
E%iry s omidae.
Zähne in der Form von abgestumpften Kegeln, oder eines Stieles mit
einem zusammengezogenen Halse. — Eurysomus n. g. = Platysomus Ag.
z. Theil.) — Typus : Eu. macrurus ^iP/af. macrurus) Ag. in der Zech-
steinformation.
II. Bauchflossen vorhanden.
Mesolepidae.
Zähne ähnlich denen von Eurysomus. — Mesolepis n. g. ; Eurynotus
Ag. — Von Mesolepis werden M. Wardi und M. scalaris aus der Stein-
kohlenformation von N. Staffordshire beschrieben.
Py cnodontidae.
Zähne oval, halbkugelig, oder, wenn sie verlängert sind, stumpfe Kegel.
— Pycnodus, Mesodon, Gyrodus etc. (mit Ausnahme der von Cocciu be-
schriebenen Labroiden-Formen, vgl. Jb. 1S65, p. 381).
127
Miscellen.
Einem Briefe von Dr. F. Stoliczka in Calciitta an Herrn Hofrath W. v.
Haidinger (Yerh. d. k. k. geol. Reichsanst. 26. Nov. 1866) entnehmen wir
folgende, gewiss alle Fachgenossen lebhaft interessirende Mitlheilungen :
Dr. Stoliczka hatte sich von den furchtbaren Anstrengungen seiner im
Sommer 1865 in den Himalaja unternommenen Reise lange nicht erholen
können und lag im April und Mai 1866 schwer krank in Calcutta darnieder.
Ende Mai begab er sich nach Simla und im Juni nach Panji bei Chini , in
der Hoffnung, einige Arbeiten, namentlich im Spilithale, ausführen zu können.
Allein es war unmöglich, er kehrte nach Simla zurück und ging Ende Au-
gust über das Gebirge nach Missouree, wo er mit Oldham zusammentraf,
der sich nach Naini-tal begab, während Stoliczka nach Calcutta zurückreiste.
Zur Zeit der Absendung seines Schreibens (10. Oct.) war er zwar noch nicht
wieder gänzlich hergestellt, aber doch wieder eifrig beschäftiget mit der Fort-
setzung seines Werkes über die Gasteropoden der Kreideformalion, welches
ebenso stark sein wird, wie jenes über die Kreide-Cephalopoden (Jb. 1866,
865), da es zwar weniger Tafeln, aber mindestens doppelt so viel Text ent-
halten wird.
Mit grosser Dankbarkeit und Anerkennung namentlich auch gegen Dr.
Thomas Oldham, spricht sich Dr. Stoliczka über die nun durchgeführte Reor-
ganisation des Governement Geological Survey, der geologischen Reichs-
anstalt für Indien aus. Folgendes ist das Personale: Ein Superintendent Dr.
Thomas Oldham mit 1000 Thaler Silber monatlichen Gehalt; 4 Geologen mit
einem Gehalte, der bis zu 666 Rthlr. monatlich steigt; 4 Geologen-Assisten-
ten mit einem Gehalt bis zu 466 Rthlr. monatlich; 8 Assistenten mit einem
Gehalt bis 333 Rthlr. monallicli. Die 4 Geologen sind: W. Blaisford, Med-
LicoTT, Ch. Oldham und Stoliczka. l brigens beziehen alle Geologen und As-
sistenten monatlich 100 Rthlr. für Quartier, Pferde u. s. w. und ausserdem
auf den Reisen noch 2*^ 3 Rthlr. täglich für ihre Person.
Sicher kann man nur wünschen, dass die Wissenschaft überall eine
ähnliche Anerkennung finden möge , wie es bei dieser Dotirung für Indiens
Geologen klar ausgesprochen worden ist.
K. K. geologische Reichsanstalt in Wien. — In der Sitzung am
6. November 1866 wird zur Kenntniss gebracht, dass der allgemein verehrte
Begründer und Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, der k. lt. Hof-
ralh Ritter v. Haidinger, unter dankbarster Anerkennung der hohen Verdienste
desselben, in den bleibenden Ruhestand versetzt worden sei und dass die
Leitung der geologischen Reichsanstalt bis zu der erfolgenden Wiederbe-
setzung der hiemit erledigten Stelle eines Directors, wie bisher durch den
ersten Chefgeologen Bergrath Dr. Ritter Franz v. Hauer zu besorgen sein
wird.
128
Es ist die geologische Reichsanstalt durch Haidinger, dessen^Geisteskraft
man ihre Gründung verdanht und der in dem Zeiträume von nahe 17 Jahren
mit nie ermüdender Thätigkeit ihre Arbeiten geleitet hat, zu einer Entwicke-
lung gelangt, welche bewundernswürdig ist und sichere Bürgschaft gewährt,
dass der herrlich gediehene Baum, der nach allen Richtungen hin schon so
reiche Früchte getragen hat. auch unter neuen Verhältnissen kräftig fortge-
deihen werde, umsomehr. als gerade der zu seiner weiteren Pflege seitdem
definitiv bestimmte Sectioiisrath Franz R. v. Hauer mit dessen innerstem Leben
vollkommen vertrauet ist und in der sorgsamsten Pflege desselben seit langer
Zeit schon mit dem früheren Director gewetteifert hat.
Einen Nekrolog auf Ami Theodore Ponson, geb. zu Genf den 4. Juli
1801, den Verfasser des berühmten Werkes „liber den Steinkohlenbergbau"
enthält die Berg- und Hüttenmännische Zeitung Glückauf in No. 45, 1866.
Charles Maclaren, geb. 1782, noch 1865 zum Präsidenten der geolo-
gischen Gesellschaft in Edinburg erwählt, ist im 84. Jahre am 10. Sept.
1866 zu Moreland Cottage, Grange, Edinburgh verschieden. {The Geol.
Mag. No. 28, 1866.)
William Hopkins, in den Jahren 1851—52 und 1852 -58 Präsident der
geologischen Gesellschaft in London und 1854 Präsident der British Asso-
ciation zu Huli, verschied im October 1866. (The Geol. Mag. 1866. No. 33,
p. 576.)
S. 10 lies „WCETTEXBERGER" Statt TS'URTEXBERGER.
In XAT:MA:ra's Abhandlung über den Granit des Kreuzberges, Jahrg. 1866, sind fol-
gende Druckfehler zu berücksichtigen:
S. 146, Z. 2 V. 0. lies „denn" statt dann.
„ 166, „ 3 V. u. „ „25" statt 15. '
„ 17Ü, „ 9 T. u. „ „an dem" statt au den.
„ 174, „ 2 V. 0. fehlt nach dem Worte gegenüber das Wort „unter".
„ 176, „ 6 T. 0. lies „trümer" statt trümmer.
„ — , „ 12 T. 0. „ „Hygiea" statt Hygina.
„ 177, ,. 4 V. 0. - „also" statt als.
Berichtigung.
Iber die Bedeutung der Krysfallfläclienumrisse uud ihre
Beziehungen zu den Symmetrie-Verhältnissen der Kry-
stallsysteme
von
Herrn Dr. Gt. Werner,
Assistent und Privatdocent an der kgl. polyt. Schule in Stuttgart.
Man hat in früherer Zeit öfters — und zum Theil geschieht
diess noch heute — die verschiedenen Krystallformen lediglich
oder doch hauptsächlich nach der mathematischen Gestalt der
Umrisse der Flächen in ihrer idealen Form, d. h. derjenigen be-
schrieben und definirt, wo allen gleichwerthigen (physikalisch
gleichen) Flächen , beziehungsweise Kanten gleiche räumliche
Ausdehnung zukommt. Würfel heisst hiernach diejenige Krystall-
form, welche von sechs Flächen umschlossen ist, die sämmtlich
gleich grosse Quadrate sind, das reguläre Octaeder ist nach jener
Definition ein Polyeder, das von acht gleichen gleichseitigen Drei-
ecken begrenzt ist u. s. w. In ähnlicher Weise wurde die Länge
der Kanten und die mathematische Beschaffenheit der Ecken an
der idealen Form zur Beschreibung benützt. Bekanntlich finden
sich aber in der Natur höchst selten, ja ohne Zweifel niemals
solche Vorkommnisse von Krystallen, welche vollkommen die
Umrisse der idealen Gestalt zeigten. Es dürfte sich sehr fragen, ob
man ein Recht habe, alle die sogenannten »verzerrten« Formen für
Abnormitäten oder Krankheits-Erscheinungen zu erklären, wie ja
eigentlich durch den Ausdruck »Verzerrung« geschieht, und als nor-
male Form eine Krystallform aufzustellen, welche wohl nie in der
Natur gefunden wird. Wollte man aber auch kein Gewicht darauf
legen, dass jene Bezeichnung und Beschreibung der Krystall-
Jahrbuch 1867. 9
130
formen j welche die Umrisse der Flächen an der idealen Gestalt
in ihrer mathematischen Bedeutung angibt, hinsichtlich des ange-
führten Gesichtspunctes auf die in Wirklichkeit vorkommenden
einfachen Krystalle meistens gar nicht anwendbar ist. so muss
man doch jedenfalls zugeben, dass es zum Mindesten unpractisch
erscheint, den Anfänger in der Krystallographie vorzugsweise
an die Flächenumrisse der einfachen, in'"s Gleichgewicht der
Flächen gesetzten Krystallgestalten zu gewöhnen, da er mit Hülfe
dieser Merkmale nicht im Stande ist. die Körper wieder zu er-
kennen, wenn sie in Combinatiou mit einander vorkommen. Nur
die Lage, beziehungsweise die Neigung einer Flache gegen die
andere, nicht ihr ümriss kann unter allen Umständen zur Bestim-
mung des Körpers, dem sie angehört, dienen.
Mit all diesem soll indessen nicht gesagt werden, dass das
Entlehnen mathematischer Ausdrücke für die krystallographi-
schen Bezeichnungen durchaus unstatthaft sei: man kann im Ge-
gentheil einen ganz ausgezeichneten, ja in gewissem Sinne un-
ersetzlichen Gebrauch von den mathematischen Bezeichnungen
machen, wenn man sie nur sozusagen symbolisch gebraucht,
d. h. wenn man sich stets erinnert, dass an die Stelle des Be-
griffs mathematischer Gleichheit der der physikalischen Gleichheit
tritt. Man darf also z. B. wohl von einem Quadrat sprechen,
muss aber darunter eine solche rechtwinklige vierseitige Figur
verstehen, deren 4 Seiten physikalische Gleichheit haben. Dann
kann die Fioiur ein Oblouürum werden im mathematischen Sinne
des Worts, sie bleibt dennoch ein krystallo graphisch es
Quadrat und ein Parallelepiped, das von lauter solchen physika-
lisch gleichen oblongen Quadraten — man verzeihe mir diese un-
mathematische Bezeichnung — eingeschlossen ist, bleibt unter
allen Umständen ein krystallo graphisch er Würfel.
Obwohl nun die Flächenumrisse der Krystaliformen , auch
wenn sie in dem eben angeführten Sinne bezeichnet werden,
nur einen untergeordneten Werth haben , weil sie sich ändern,
sobald ein weiterer Körper durch Combination hinzutritt, so dürfte
es sich dennoch verlohnen, diese Flächenumrisse genauer zu
untersuchen und namentlich durch die verschiedenen Umwand-
lungen hindurch zu verfolgen , welche sie bei ungleichmässiger
räumlicher Ausdehnung der Flächen einer einfachen Form , ins-
I
131
besondere aber bei Combinationen erleiden, und zu untersuchen,
ob und welche Gesetzmässigkeiten in dieser Beziehung aufge-
funden werden können. Wir wählen zunächst beispielsweise die
Körper des regulären Systems. Man kann hierbei für den Um-
riss der einzelnen Flächen eines Körpers dreierlei Fälle unter-
scheiden, nämlich den Umriss der Fläche 1) bei der einfachen
idealen Gestalt, 2) bei Combinationen mit verschiedenen anderen
Körpern, 3) bei den sog. Verzerrungen, d. h. wenn zu der Ver-
änderung des ursprünglichen Flächenumrisses durch Combinatio-
nen auch noch die durch ungleiche räumliche Ausdehnung der
verschiedenen Flächen gleicher Qualität hinzutritt. Zunächst wol-
len wir der einfacheren Anschauung wegen nur die zwei erst-
genannten Fälle in s Auge fassen, wobei dann den Bezeichnungen
der Umrisse zugleich ihre mathematische Bedeutung bleibt, ohne
dass die krystallographische sich aufhöbe.
Würfel. — Die Fläche des einfachen Würfels ist ein
Quadrat, also eine Figur mit vier gleichen Seiten und vier glei-
chen Winkeln, eine Figur, welche eine vierfache Symmetrie zeigt,
nämlich um zwei Linien, welche durch den Mittelpunct der Figur
gehen und parallel sind zu den Seiten des Quadrats , und um
zwei Linien, welche die eben genannten Sym.metrallinien im
Mittelpunct unter Winkeln von 45^ schneiden. Werden die Ecken
des Würfels durch die Flächen des regulären Octaeders abge-
stumpft, so wird die Würfelfläche zu einem Achteck, in wel-
chem die ursprünglichen Quadratseiten unter sich gleich bleiben,
die vier neuen Seiten ebenfalls unter sich , und die 8 Winkel
unter sich gleich (= 135^) sind. Rücken die Octaederflächen
näher und näher zusammen, so dass die Würfelfläche kleiner und
kleiner wird, so wird letztere schlie&slich , indem je zwei Oc-
taederflächen sich berühren , zu einem Quadrat , das zwar noch
dieselben Symmetrallinien hat, wie das ursprüngliche, aber um
450 gegen dasselbe gedreht ist. In der Combination des Wür-
fels mit dem Granatoeder bleibt die Würfelfläche quadratisch,
nur wird sie um so kleiner, je mehr die Granatoederflächen an
Umfang zunehmen, und in der Combination mit Octaeder und
Granatoeder zugleich erscheint wieder das beschriebene Achteck.
Das Hinzutreten eines Leucitoides zum Würfel ändert den Flä-
chenumriss des letzteren in gleicher Weise, wie das Octaeder,
9
132
das eines Pyramide nwiirCels wie das Granatoeder ab; und Com-
binationen mit mehreren dieser Körper zugleich liefern ebenfalls
keine neue Abänderung am Umriss der Würfelfläche. Anders
ist es, wenn der Würfel sich mit einem Pyramidenoctaeder oder
einem Achtundvierzigflächner combinirt. Die quadratische Wür-
felfläche wird alsdann zunächst zum Zwölfeck , in welchem die
vier ursprünglichen Seiten gleich und die acht neuen Seiten unter
sich gleich sind. Unter den zwölf Winkeln sind die vier in der
Gegend der ursprünglichen Quadratecken gleich, die acht übrigen
ebenfalls unter sich gleich. Je mehr sich die Hachen der ge-
nannten Körper auf Kosten der Würfelflächen vergrössern, desto
mehr nähert sich die Gestalt des Zwölfecks der eines Achtecks,
in welchem aber im Gegensatz zu dem oben beschriebenen Acht-
eck die acht Seiten gleich, dagegen die Winkel nur je zu 4 und
4 gleich sind. Die Combination des Würfels mit einem Acht-
undvierzigflächner (oder einem Pyramidenoctaeder) und dem Oc-
taeder (oder einem Leucitoid) gibt zunächst ein Sechszehneck
mit 4 gleichen, 8 gleichen und wieder 4 gleichen Seiten und mit
je zu 8 und 8 gleichen Winkeln, hernach, indem die ursprüng-
lichen Quadratseiten verschwinden, ein Zwölfeck, das mit dem
vorhin beschriebenen Zwölfeck zwar gleiche Symmetrieverhält-
nisse zeigt, aber gegen dasselbe um 45" gedreht ist.
Überschaut man die ganze Reihe der beschriebenen Figuren,
so sieht man leicht ein, dass jene vierfache Symmetrie, welche
oben für das erste Quadrat angegeben wurde, auf alle diese Fi-
guren passt. Man kann kurz sagen, mit Ausnahme jener acht Puncte
der Peripherie des Polygons, welche auf den 4 Symmetrallinien
selbst liegen, lassen sich immer acht Puncte auf der Peripherie
angeben, welche unter sich gleiche Lage zu den Symmetrallinien
haben. Die Reihe der Figuren, welche die Würfelfläche unter
verschiedenen Umständen zeigt, hätte sich leicht noch vermehren
lassen; es Hesse sich z. B. bei der Combination von Würfel mit
Octaeder und zwei verschiedenen Pyramidenoctaedern oder Acht-
undvierzigflächnern ein Vierundzwanzigeck als Umriss der Würfel-
fläche denken u. s. w. ; aber man sieht leicht ein, dass unter allen
Umständen die Figur, welche die Würfelfläche zeigt, dem ausge-
sprochenen vierfachen Symmetriegesetz unterworfen ist.
Will man eine Bezeichnung suchen, die für alle jene Figuren
133
passt, welche die Würfelfläche unter verschiedenen Umständen
annimmt, und die zugleich jene vierfache Symmetrie ausdrückt,
so wird man kaum eine passendere als die einer viergliedri-
gen Figur finden (wobei wir unter „Gliedern« die Elemente des
Umrisses, Seiten und Ecken, verstehen).
Die Umständlichkeit, mit der wir die in Rede stehenden
Verhältnisse am Würfel durchgegangen haben, gestattet uns, bei
den übrigen Körpern etwas kürzer zu sein.
Octaeder. — Die Fläche des einfachen Octaeders ist ein
gleichseitiges (und gleichwinkliges) Dreieck Dasselbe wird bei
der Combination, mit dem Würfel zuerst zu einem 3 -f- Sseitigen,
gleichwinkligen Sechseck, dann wieder zu einem gleichseitigen
Dreieck, das gegen das erstgenannte um 60^ gedreht ist. Die
Combination mit dem Granatoeder oder einem Pyramidenoctaeder
lässt das ursprüngliche Dreieck unverändert; ebenso liefert die
Combination mit einem Leucitoid (das dieselbe Veränderung wie
der Würfel hervorbringt) oder mit mehreren der genannten Kör-
per zugleich keine neue Figur. Dagegen machen die Pyramiden-
würfel oder Achtundvierzigflächner aus dem ursprünglichen Drei-
eck zunächst ein Neuneck, das 6 + Bseitig und 6 + Swinklig
ist (d. h. das sechs gleiche und wieder drei gleiche Seiten und
sechs gleiche und wieder drei gleiche Winkel hat); hernach ein
Sechseck, das zwar 6 gleiche Seiten, aber nur je zu drei und
drei gleiche Winkel besitzt, mithin verschieden von den oben be-
schriebenen ist. Alle diese Figuren, die sich durch complicirtere
Combinalionen leicht noch vervielfältigen Hessen, haben das Ge-
meinsame, dass sie um drei Linien symmetrisch sind, welche die
Lothe von den drei Ecken des ursprünglichen Dreiecks auf die
gegenüberliegenden Seiten darstellen. Entweder je drei oder je
zwei mal drei Glieder sind gleich und liegen symmetrisch zu
diesen drei Linien und wir bezeichnen desshalb diese Figuren
kurz als dreigliedrig.
Granatoeder. — Der Rhombus, welchen die Fläche des
einfachen Granatoeders zeigt, wird bei der Combination mit Würfel
oder Octaeder zu einem Sechseck , welches in beiden Fällen
4 + 2seitig und 4 + 2winklig ist, aber mit dem Unterschied,
dass die beiden gleichen Winkel bei der Combination mit dem
Würfel die zwei stumpfen, bei der Combination mit dem Octaeder
134
die 2 spitzen Winkel des ursprüngiichen Rhombus darstellen.
Beide Sechsecke sind symmetrisch um die beiden Diagonalen
des letzteren. Combination mit Würfel und Octaeder zugleich
gibt ein 4 + 2 + 2seitiges und 4 + 4winkliges Achteck , her-
nach ein Rechteck, dessen Seiten jenen beiden Diagonalen parallel
sind. Allen diesen Figuren, sowie denjenigen, welche sich durch
anderweitige Combinationen des Granatoeders noch auffinden
lassen, ist eine doppelte Symmetrie, nämlich um die beiden Dia-
gonalen des ursprünglichen Rhombus, gemein; ausser dieser haben
sie keine Symmetrie und wir nennen sie desshalb am passendsten
zweigliedrig; denn zum Mindesten sind je zwei Glieder ein-
ander gleich.
Leucitoide. — Am einfachen Leucitoeder (Leucitoid des
Leucits, Analcims, Granats), wie an jedem Leucitoid, sind die
Flächen Deltoide, symmetrische Vierecke, an denen nur zwei und
zwei anliegende Seiten gleich sind, während von den vier Win-
keln die beiden zwischen je zwei ungleichen Seiten liegenden
einander gleich , die zwei andern diesen , sowie unter sich un-
gleich sind. Die Combination mit dem Würfel gibt zuerst ein
symmetrisches Fünfeck, dann ein gleichschenkliges Dreieck, eben-
so die mit dem Octaeder; die mit beiden zugleich ein 2 + 2
+ 1 -f- Iseitiges , aber symmetrisches (2 + 2 + 2winkliges)
Sechseck oder, wenn Würfel oder Octaeder stark vorherrschen,
ein 2 + 1 -j- Iseitiges, aber symmetrisches Viereck. Jede von
beiden Figuren hat ein Paar paralleler, aber nicht gleicher Seiten.
In Combination mit dem Granatoeder ist die Leucitoederfläche
ein 2 + 2 + 2seitiges und 2 4- 2 + 1 -|- Iwinkliges Sechseck.
Bei der Combination mit Würfel, Granatoeder und Octaeder zugleich
erscheint ein Rechteck, von dessen vier Seiten aber nur zwei
absolut gleich , die zwei andern unter sich zwar mathematisch
gleich , aber qualitativ (physikalisch) verschieden sind ; seine
vier rechten Winkel sind zwar mathematisch gleich , jedoch
von zweierlei physikalischem Werth, denn sie gehören ver-
schiedenen Ecken an und werden von physikalisch verschie-
denen Kanten gebildet. Alle diese Figuren haben, wie man sieht,
nur symmetrische Ausbildung zu beiden Seiten einer einzigen
Symmetrallinie, der Längsdiagonale des ursprünglichen Deltoids.
Von den Seiten und Winkeln sind die einen zu je zweien gleich,
135
die andern einzig in ihrer Art: mit andern Worten: die Glieder
gruppiren sich entweder zu zwei oder nur zu eins; d. h. sie
sind zwei- und eingliedrig. Dasselbe gilt von allen anderen
Figuren, die man durch anderweitige Combinationen des Leucitoe-
ders auffinden kann. Ähnliche Figuren und jedenfalls dieselben
Symmetrie-Verhältnisse zeigen die Flächen der übrigen Leucitoide.
Pyrami den Würfel und Pyramidenoctaeder, — Die
Flächen dieser beiden Körper sind, wenn sie für sich ohne Com-
bination auftreten , gleichschenklige Dreiecke und werden , mit
andern Körpern combinirt, zu einfach symmetrischen Vierecken,
Fünfecken, Sechsecken u. s. w. Deltoide werden z. B. die Flä-
chen der Pyramidenwürfel, wenn sie untergeordnet am Octaeder,
die der Pyramidenoctaeder, wenn sie untergeordnet am Würfel
auftreten : in den umgekehrten Fällen entstehen symmetrische
Vierecke mit einem Paar paralleler, aber ungleicher Seiten u. s. f.
Es zeigen sich also hier dieselben Symmetrie- Verhältnisse, wie beim
Leucitoeder, d.h. die Flächenumrisse sind zwei- und eingliedrig.
Achtu ndvierzigflächner. — Die Flächen eines ein-
fachen Körpers dieser Art sind ungleichseitige Dreiecke, welche
zwischen ihren Seiten und Winkeln keinerlei Symmetrie zeigen.
Diese Symmetrielosigkeit ist auch charakteristisch für alle Figu-
ren, welche aus jenen Dreiecken bei Combinationen mit andern
Körpern entstehen (mit Würfel oder Octaeder ungleichseitige
Vierecke oder Dreiecke, mit beiden zugleich ungleichseitige Drei-,
Vier- oder Fünfecke u. s. w.). Jedes Glied (Seite oder Winkel)
einer solchen Figur ist mit keinem andern gleich, steht also einzig
da und die Flächenumrisse der Achtundvierzigflächner heissen da-
her eingliedrig.
Wir haben bis jetzt nur die Vollflächner berücksichtigt. Gehen
wir zu den Halbflächnern über, so bemerken wir folgende Re-
geln: 1) Die Flächen eines Halbflächners haben denselben Cha-
rakter, was die Gleichheit oder Ungleichheit der Elemente ihres
Umrisses betrifft, zeigen dieselben Symmetrie-Verhältnisse, wie
die des Vollflächners, von dem er sich ableitet. (Das Tetraeder
zeigt sich dreigliedrig, wie das Octaeder; ein Pyritoeder zwei-
und eingliedrig, wie der Pyramidenwürfel, aus dem er durch He-
miedrie entstanden.) 2) Tritt an einem Halbflächner eine andere
Krystallform in Combination auf, welche derselben Hemiedrie
136
fähig ist, so behalten auch hier die Flächen den Charakter der
Flächen des Vollflächners. (Die Pyramidentetraederflächen sind,
mit dem Tetraeder verbunden , zwei- und eingliedrig , wie die
Flächen des Leucitoids, aus dem sie sich ableiten. Die Acht-
undvierzigflächnerflächen behalten ihren eingliedrigen Charakter,
wenn sie halbflächig am Tetraeder als Flächen eines gebrochenen
Pyramidentetraeders, oder am Pyritoeder als Flächen eines ge-
brochenen Pyritoeders erscheinen.) 3) Erscheint dagegen an
einem Halbflächner ein VoUflächner; welcher der betretfenden He-
miedrie nicht fähig ist, so wird letzterer hinsichtlich der Gleichheit
seiner Glieder sozusagen degradirt, d. h. was viergliedrig war,
wird am Halbflächner zweigliedrig, was zweigliedrig war. wird
zwei- und eingliedrig u. s. w. (In Combination mit dem Te-
traeder werden die VViirfelflächen zweigliedrige Sechsecke, die
Granatoederflächen zwei- und eingliedrige Fünfecke, die Pyra-
midenwürfelflächen eingliedrige Dreiecke u. s. w.)
Die bisherigen Betrachtungen galten zunächst nur für die-
jenigen Gestalten der einfachen Körper und Combinationen , an
denen den Flächen von gleicher Qualität auch eine gleiche räum-
liche Ausdehnung zukommt. Dehnen wir nun aber unsere Be-
trachtungsweise auch auf die sogenannten Verzerrungen aus, d. h.
auf Krystallformen von jener ungleichen räumlichen Ausdehnung
der physikalisch gleichen Krystallelemente , wie wir sie in der
Natur immer finden. Wir brauchen bloss die Voraussetzung zu
machen, die schon weiter oben als in der Krystallographie giltig
bezeichnet worden ist, dass Gleichheit der Krystallelemente, in
unserem Fall zunächst Flächenelemente (Seiten, Winkel) , nicht
sowohl gleiche lineare oder überhaupt räumliche Ausdehnung als
vielmehr gleiche Qu^ülät, gleiche physikalische Beschaff'enheit, mit
einem Worte Gleichwerth igkeit, bedeutet. Die Granatoeder-
fläche kann unter Umständen ein Sechseck von lauter Seiten ver-
schiedener Länge sein: weil aber von den sechs Winkeln vier
unter sich und wieder zwei unter sich gleich sind , so dass da-
durch je zwei gegenüberliegende Seiten parallel werden und
weil jene unter sich gleichen Winkel an physikalisch gleichen
Ecken liegen und die den beiden gleichen Winkeln anliegenden
vier Seiten physikalisch gleich sind, ebenso die beiden übrigen
Seiten unter sich, so kann man immerhin die Fläche eine zwei-
137
gliedrige heissen. So wird sich leicht verstehen, in welchem
weiteren Sinne wir die Ausdrücke viergliedrig, dreigliedrig, zwei-
gliedrig, zwei- und eingliedrig, eingliedrig gebrauchen, wenn nur
die oben als mathematisch gleich beschriebenen Glieder auch bei
mathematischer Ungleichheit physikalische Gleichheit besitzen. —
Was ergibt sich nun aus den bisherigen Betrachtungen? —
Vor allem springt in die Augen, dass die Flächen der einzelnen
Körper des regulären Krystallsystems gewissermassen alle übri-
gen Systeme andeuten , dass das reguläre System in der vier-
gliedrigen Fläche seines Sechsflächners das viergliedrige , in der
dreigliedrigen seines Achtflächners das dreigliedrige , der zwei-
gliedrigen seines Zwölfflächners das zweigliedrige, der zwei- und
eingliedrigen seiner Vierundzwanzigflächner das zwei und ein-
gliedrige und in der eingliedrigen seiner Achtundvierzigflächner
das eingliedrige System repräsentire. Ein mechanischer Druck
senkrecht zu einer viergliedrigen, dreigliedrigen, zweigliedrigen
u. s. w. Fläche des regulären Systems müsste eine solche Än-
derung in der Lagerung der Moleküle im Krystall hervorrufen,
wie sie dem vier-, drei , zweigliedrigen u. s. w. System ent-
spricht und die physikalische, z. B. optische Untersuchung müsste
alsdann dieses Verhältniss bestätigen.
.Jene Repräsentation der übrigen Krystallsysteme durch die
Flächen des regulären ist nicht bloss Sache der Vorstellung, sie
lässt sich gewissermassen körperlich vollziehen. Sobald nämlich
irgend ein Krystall des regulären Systems auf eine viergliedrige,
dreigliedrige u. s. w. Fläche gestellt wird, so hat man in Bezug
auf die Vertheilung der gleichen Glieder des Krystalls (Flächen,
Kanten, Ecken) nach rechts, links, vorn, hinten, oben, unten die
Ordnung des betreffenden Systems hergestellt. Man wird sich
hiervon leicht überzeugen, wenn man einen Krystall des regulä-
ren Systems der Reihe nach auf eine Fläche des Würfels des
Octaeders, des Granatoeders, eines der dreierlei Vierundzwanzig-
flächner, eines Achtundvierzigflächners stellt. Ja, es kommt in
der Natur gar nicht selten vor, dass Krystalle des regulären Sy-
stems, welche in einer dieser Stellungen aufgewachsen sind, den
Charakter des entsprechenden Systems an sich tragen, indem sie
hinsichtlich der räumlichen Ausdehnung der einzelnen Flächen
138
viergliedrige 5 dreigliedrige, zweigliedrige Krystalle nachzuahmen
scheinen. *
Suchen wir das bisher vom Standpunct des regulären Systems
Gesagte auf die übrigen Systeme auszudehnen, so werden wir
ähnliche Bestimmungen machen können . wie dort. Der Kürze
wegen führen wir indessen die Resultate der Untersuchung nur
tabellarisch auf. es wird keine Schwierigkeit haben, nach dem,
was bisher gesagt wurde, den Sinn der folgenden Angaben zu
verstehen.
Viergliedriges System:
Dreigliedriges System:
(Sechsgliedr. System:
Zweigliedriges System:
Endfläche
Beide quadrat. Säulen
4 4- 4kant. Säulen
Beiderlei Octaide
Vierkantner
Endfläche
Beide sechss. Säulen
6 -f- 6kantige Säulen
Rhomboeder
Dreikantner
Endfläche
Beide sechss. Säulen
6 -\- 6kant. Säulen
Dihexaeder
Sechskantner
Endflächen
Rhombsäulen
Octaide (rhomb. -
viergliedrig.
zweigliedrig.
zwei- und eingliedrig.
zwei- und eingliedrig.
eingliedrig.
dreigliedrig.
zwei- und eingliedrig
eingliedrig.
zwei- u. eingliedrig. "
eingliedrig.
sechsgliedrig.
zweigliedrig.
zwei- und eingliedrig.
zwei- und eingliedrig.
eingliedrig. >
zweigliedrig.
zwei- und eingliedrig, f
eingliedrig.
■•• Vgl. A. Weisbach, über die Monstrositäten tesseräl krystallisirender
Mineralien. (Inaugural-Diss.) Mit 4 lithogr. Taf. Freiberg 1858.
Diejenigen Säulenflächen , welche die Zickzackkanten abstumpfen,
sind rhomboidisch ; dass sie als zwei- und eingliedrig gezählt werden müs-
sen, soll weiter unten gezeigt werden. - Stellt man sich eine sechsseilige
Säule, verbunden mit der Endfläche, vor, so darf man nicht vergessen, dass
vom Standpunct des dreigliedrigen Systems die Kanten oben und unten an
einer Säulenfläche physikalisch difl'erent sind.
Die Rhombenflächen der Rhomboeder sind nicht zweigliedrig, son-
dern nur zwei- und eingliedrig. Denn entweder sind die zwei oberen Kan-
ten stumpf und die unteren scharf oder umgekehrt; es findet also zwischen
oben und unten keine Symmetrie statt.
f Die Säulenflächen in Combinationen mit der Endfläche sind zwar
Rechtecke, aber die 4 Winkel sind von zweierlei Qualität, weil an Ecken
139
Zwei- u. einglidr. System : Schiefendflächen zwei- und eingliedrig.
Medianebene zwei- u. eingliedrig. *
/ Augilpaare oder
Schiefrhombsäulen eingliedrig.
Eingliedriges System: Einfache Parallelflächen-
paare eingliedrig.
Man sieht, dass irn viergliedrigen System das zweigliedrige,
zwei- und eingliedrige und eingliedrige, im zweigliedrigen das
zwei- und eingliedrige und eingliedrige, im zwei- und einglied-
rigen das eingliedrige , endlich im dreigliedrigen das zwei- und
eingliedrige und eingliedrige System repräsentirt ist. Während
also das reguläre System durch die Mittelglieder des vierglied-
rigen und zweigliedrigen mit dem zwei- und eingliedrigen und
dem eingliedrigen System verbunden wird, so vermittelt das drei-
gliedrige direct zwischen dem regulären und den beiden letzt-
genannten Systemen, wie denn auch weder das dreigliedrige Sy-
stem im viergliedrigen oder zweigliedrigen, noch diese in jenem
repräsentirt sind.
Die gegenseitigen Beziehungen der einzelnen Krystallsysteme
sind durch das Vorstehende in ein nicht uninteressantes Licht
gestellt und wenn in der doppelten Stufenfolge vom regulären
bis zum eingliedrigen System von einem zwischen dem zwei- und
eingliedrigen und dem eingliedrigen liegenden (»diklinometrischen«)
Krystallsystem nirgends Etwas angedeutet ist, so dürfte hierin
wohl ein weiterer Beweis gegen die Aufstellung eines solchen
Systems liegen. (Der Hauptbeweis liegt freilich darin, dass die
Symmetrie-Verhältnisse dieses hypothetischen Systems selbst voll-
ständig mit denen des eingliedrigen Systems zusammenfallen.)
Ebenso ist die Existenz eines sechsgliedrigen Systems, als dessen
Halbflächner die Körper unseres dreigliedrigen erscheinen müss-
ten, durch unsere Betrachtungen unwahrscheinlich gemacht; denn
es wäre dasselbe weder im regulären System repräsentirt, noch
das reguläre im sechsgliedrigen und nur das in beiden, aber auf
von zweierlei Qualität gelegen. Daraus folgt, dass die Flächen jedenfalls
nur zwei- und eingliedrig sind.
■'• Die Medianebene (Endfläche, senkrecht zur Orlhodiagonale) stellt in
der Regel ein Rhomboid , oder eine davon abgeleitete Form dar; dass diese
als zwei- und eingliedrig gelten muss, wird unten nachgewiesen werden.
140
ganz ungleiche Weise repräsentirte dreigliedrige System würde
dieselben mit einander verbinden. Da das dreigliedrige System
in ganz analoger Weise, wie das viergliedrige aus dem regulä-
ren hervorgeht, so würde die Annahme eines eigentlichen sechs-
gliedrigen Systems die Möglichkeit der Existenz eines achtglied-
rigen bedingen, welches sich zum viergliedrigen verhielte, wie
das sechsgliedrige zum dreigliedrigen. Uns scheinen die sechs-
gliedrigen Formen eher die Rolle von (freilich eigenthümlich ausge-
prägten) Zwillingsformen des dreigliedrigen Systems zu spielen.
Gehen wir zum regulären System zurück. In diesem sind,
wie wir gesehen haben, die Flächen
des Sechsflächners viergliedrig,
des Achtflächners dreigliedrig,
des Zwölfflächners zweigliedrig,
der Vierundzwanzigflächner zwei- und eingliedrig.
der Achtundvierzigflächner eingliedrig.
Es springt von selbst in die Augen , dass die Zahlen auf
der einen Seite urasomehr zunehmen, jemehr sie sich auf der
andern Seite verniindern , und es ist nicht zu verkennen, dass
hierin eine gewisse Gesetzmässigkeit liege. Es gibt aber einen
einfacheren Weg, dieselbe nachzuweisen. Die Peripherie eines
Achtundvierzigflächners lässt sich in sechs Regionen eintheilen.
deren jede 8 Flächen umfasst und die Stelle der Würfelfläche ein-
nimmt: ebenso ordnen sich je 6 Flächen des Achtundvierzigflächners
auf der Region einer Octaederfläche zusammen, je vier nehmen
die Stelle einer Granatoederfläche ein und je zwei die irgend eines
der dreierlei Vierundzwanzigflächner. Man kann in gewissem
Sinn sagen, -8 eingliedrige Flächen seien mit einer viergliedrigen,
6 eingliedrige mit einer dreigliedrigen, vier mit einer zweiglied-
rigen und 2 mit einer zwei- und eingliedrigen äquivalent. Wollte
man hiernach für die viergliedrigen Flächen die Zahl 8, für die
dreigliedrigen die Zahl 6, für die zweigliedrigen 4, für die zwei-
und eingliedrigen 2, für die eingliedrigen 1 als einen Co effi-
zienten der Glie d erigkeit ansehen, so könnte man sagen:
Für jeden Körper des regulären Systems ergibt sich als Product
der Flächenzahl mit dem Gliedrigkeits-Coeffizienten seiner Flächen
die Zahl 48, nämlich beim
141
Würfel
6x8 =
48
V-* vtA \y VI V/ J.
8x6 =
48
Granatoeder
12 X 4 =
48
Leucitoide j
Pyramidenoctaeder \
24 X 2 =
48
Pyramidenwiirfel )
Achtundvierzigflächner
48 X 1 =
48
Ganz analoge Verhältnisse ergeben sich in den übrigen Sy-
stemen und man erhält so im viergliedrigen System die Zahl 16,
im dreigliedrigen die Zahl 12, im zweigliedrigen die Zahl 8,
im zwei- und eingliedrigen die Zahl 4, im eingliedrigen die
Zahl 2 je als Product der Anzahl der Flächen eines einfachen
Körpers und des Coeffizienten der Gliedrigkeit der betretFen-
den Fläche. Man überzeugt sich hiervon leicht, wenn man
die Multiplication für die einzelnen Körper dieser Systeme vor-
nimmt. Es stellt sich heraus , dass die Zahl , welche für eine
viergliedrige Fläche charakteristisch ist, halb so gross ist, als
die für das viergliedrige System u, s. w. — Nur in zwei Fäl-
len könnte man bei der Bestimmung der Gliedrigkeitszahl in
Zweifel kommen, nämlich im zwei- und eingliedrigen System bei
der zur Orlhodiagonale senkrechten Endfläche (Medianebene) und
im dreigliedrigen System bei den Säulenflächen, welche die Zick-
zackkanten eines Rhomboeders abstumpfen. In beiden Fällen
stellt die fragliche Fläche ein Polygon dar, welches lauter paar-
weise gegenüberliegende und (physikalisch) gleiche Seiten und
paarweise gegenüberliegende gleiche Winkel, sonst aber keiner-
lei Regelmässigkeit, also keine eigentliche Symmetrie besitzt.
Letzterer Umstand lässt die Fläche als eine eingliedrige erschei-
nen , während sie nach dem zuerst Angeführten doch für eine
eingliedrige Fläche zu regelmässig erscheint. Obwohl nun diese
Fläche nicht im eigentlichen Sinn zwei- und eingliedrig ist, müs-
sen wir sie dennoch als den zwei- und eingliedrigen äquivalent
rechnen; denn ihr Gliedrigkeits-Coefficient berechnet sich zu 2,
als Ouotient der Flächenanzahl in die für das System geltende
Normalzahl. (Für den ersten der beiden genannten Fälle erhält
man '^ji — 2, für den letzten ^^je = 2.)
Die als charakteristisch für die einzelnen Systeme genannten
Zahlen (48, 16. 12, 8, 4, 2) werden für die hemiedrischen
142
Körper nur halb so gross. Das reguläre Tetraeder z. B. mit
seinen 4 dreigliedrigen Flächen liefert die Zahl 4 X 6 = 24.
Da diejenigen Körper, welche der betreffenden Hemiedrie nicht
fähig sind, an einem Halbflächner vollflächig auftreten, so muss
ihr Gliederzahl-Coeffizient halbirt sein, um die gleiche Zahl zu
geben. Wir haben auch wirklich gesehen, dass in diesem Fall
die viergliedrigen Flächen zweigliedrig, die zweigliedrigen zwei-
und eingliedrig werden u. s. w. , so dass dadurch der Gliedrig-
keitscoeffizient gerade halbirt wird. Ein eigenthümlicher Fall tritt
beim Octaeder ein, wenn es am Pyritoeder auftritt; da letzteres
einer Hemiedrie angehört, der das Octaeder nicht fähig ist, so
muss für die Octaederfläche der Gliedrigkeits-Coeffizient halbirt
und die Fläche selbst aus einer dreigliedrigen eine halbdrei-
gliedrige werden. Dieses Verhältniss äussert sich am Körper
selbst darin, dass die Octaederfläche bei untergeordnetem Pyri-
toeder ein unsymmetrisches, nicht dreigliedriges, übrigens 3 + 3-
seitiges und 3 -f 3winkliges Sechseck darstellt. Letzteres ver-
hält sich zum ursprünglichen Octaederdreieck ähnlich, wie ein
Rhomboid oder überhaupt ein Polypon mit je zwei gegenüber-
liegenden gleichen Seiten und Winkeln zu einem Rechteck oder
überhaupt einer entsprechenden zweigliedrigen Figur.
Unsere Betrachtungsweise wäre noch mancher interessanten
Anwendungen fähig, wie z. B. auf die verschiedenen Arten von
Halbflächnern im viergliedrigen Systeme. Wir beschränken uns
jedoch auf die gegebenen Andeutungen. Die Gesetzmässigkeiten,
welche wir aufgefunden haben, sind nichts Anderes, als eine der
vielen Formen, unter welchen die allgemeinen krystallographischen
Symmetrie-Gesetze zum Ausdruck kommen. Nicht die bald so,
bald anders, je nachdem es dem Bedürfniss für die Vorstellung
oder Berechnung angemessener ist, aufgestellten Axensysteme,
sondern nur diese allgemeinen Symmetrie-Gesetze sind es, welche
zur Definition, Beschreibung und Benennung der Krystallformen
und der Krystallsysteme in erster Linie dienen müssen.
Uber den löss^ besonders in Bezug auf sein Vorliommen
im Königreiche Saclisen
Herrn Fr. /IIb. Fallou
in Waldheim.
Den Löss oder Lössmergel erklärt man gewöhnlich für einen
kalkhaltigen, lockeren, sandigen Lehm. Im Königreiche Sachsen
lagert er hauptsächlich in der Gegend von Meissen, Lommatsch
und Mügeln, mithin am linken Gehänge der Elbe, da, wo sich
dasselbe immer weiter von der letzteren zurückzieht, zugleich
immer niedriger wird und zuletzt nur noch an 500' absol. Höhe
erreicht. Er kommt zwar auch thalaufwärts von Meissen bis in
die Nähe von Pirna zum Vorschein, aber nicht im Zusammen-
hange, sondern nur strichweise in unbeständigen Lagern, die an
der Hälfte der steilen Thalwand wieder verschwinden , dagegen
aber zum Theil bis ans Ufer der Elbe hinabreichen.
Grösstentheils ist er mit einer Lage von lockerem Glimmer-
lehm und dieser meist auch mit einem festeren Thonlehmboden
3 — 4' hoch überdeckt und daher kommt es, dass man über sein
Vorkommen, seine wahre Erstreckung und Verbreitung bis jetzt
noch zu keiner vollständigen Gewissheit gelangt ist. Denn zwi-
schen dem Löss und Glimmerlehm ist in Farbe und Gefüge kein
Unterschied. Dieser besteht bloss darin, dass der letztere kei-
nen kohlensauren Kalk, auch meist ganz andere Mineralbestand-
theile enthält. Diess lässt sich aber äusserlich um so weniger er-
kennen, da sie im Aligemeinen ohne Mittelglied unmittelbar an
einander schliessen.
144
Über die Entstehung und Ablagerung des Lössmergels sind
bereits sehr verschiedene Ansichten zur Sprache gekommen, und
dass man hierüber noch heute nicht einig sei, ergibt sich aus
einem erst neulich in Wien gehaltenen Vortrage. *
In dem Geröllschutt , welcher diesem Boden gewöhnlich zu
Grunde liegt, finden sich hin und wieder auch nordische Blöcke
und an der nördlichen Grenze der Schweiz auch Gletscherblöcke
der Hochalpen. Man hat daher behauptet:
der Löss sei nichts anderes, als das von den Gletschern
zerriebene Grundgestein , der feine , schlammartige Sand,
welcher durch dieselbe Ursache, wie die Blöcke, in die
Tiefe geführt und weit von seiner Heimath abgelagert wor-
den sei.
Diese Meinung wiederholt sich auch in folgender Stelle
obigen Vortrags:
„Das sporadische Vorkommen grosser Blöcke, sowie die organi-
schen Reste des Löss leiiren uns seine Gleichzeitigkeit mit der durch ihr
strenges Klima ausgezeichneten diluvialen Epoche der grossen Gletscher.
Wer immer in unseren Hochgebirgen eine Gletschergegend besucht hat,
wird von der, sonst in den Bergen ungewohnten, trüben Färbung der
Wässer überrascht gewesen sein. Sie rührt von der fortwährenden ab-
reibenden und glättenden Wirkung her, welche die Eismassen auf ihr
felsiges Bett ausüben und es ist begreiflich, dass zur Zeit der grösseren
Ausdehnung der Gletscher ganz ausserordentliche Mengen von Gestein
zu Gletscherschlamm zerrieben und die Abflüsse sehr trübe gewesen
sein müssen. Diese Trübung ist es, welcher der Löss, aller Wahrschein-
lichkeit nach, seine Entstehung verdankt. — Ein Theil dieser schlam-
migen Wässer fliesst dem Rheinthale zu und gelangt in dem geschlos-
senen Bette bis nach Belgien hin, ein anderer Theil derselben folgt der
heutigen Richtung der Donau. — Die norddeutsche Ebene endlich ist
vom offenen Meere bedeckt, Eisschollen streuen auf derselben scandina-
vische Felsblöcke aus. Darum fehlt ihr auch heute die Ackerkrume."
Nach einer anderen Meinung soll der Löss ein zersetzter
Liasmergelschiefer sein, der häufig Kugeln und Nieren von ver-
härtetem Mergel, calcinirte Land- und Süsswassermuscheln, sowie
auch Überreste vorweltlicher Thiere, übrigens 66 Proc. Thon,
16 Procent kohlensauren Kalk und 18 Procent glimmerhaltigen
Quarzsand enthalte. Er soll vorzugsweise im Rhein-, Maas- und
■• Ed. Süss: über den Löss. Wien, 1866. 8«. 16 S. cJb. J867,
S. 119.)
U5
unleren Neckarthale vorkommen und nicht nur einen vortrefflichen
Boden liefern, sondern auch mit Vortheil zur Düngung benutzt
werden können.
Noch hat sich eine Meinung dahin geäussert:
der Löss sei bloss Lehm, dessen untere Schichten ihren
kohlensauren Kalk lediglich durch einsickerndes Regen-
vs^asser erhalten hätten , wesshalb diese unteren Schichten
auch mehr Kalk enthielten, als die oberen.
Eine ähnliche Ansicht ist es auch, v\^elche annimmt, der Löss
sei nichts v^^eiter, als die Wirkung gewöhnlicher Regengüsse.
Ich würde sie nicht erwähnen, wenn sie nicht von einem be-
rühmten Geologen ausgegangen und ebenso , wie die übrigen,
gedruckt zu lesen wäre.
Im Allgemeinen aber betrachtet man den Löss noch heute
nur als eine Varietät des Lehmes und diesen , gleichwie den
Sand und Kies und die erratischen Geschiebe mit eingerechnet,
als den Inbegriff der Diluvialgebilde.
Alle diese Ansichten beweisen, dass man bis jetzt weder den
Löss, noch den Lehm nach ihrer Lagerung, ihrem Mineralbe-
stande und ihren physikalischen Eigenschaften gehörig untersucht,
dass man sie lediglich nach ihrer äusseren, oberflächlichen Er-
scheinung beurtheilt und so beide für eine und dieselbe Sache
gehalten habe.
V^^ir brauchen ihnen nur einige Fragen entgegenzustellen
und sie fallen in sich selbst zusammen.
Der Löss soll in der sogenannten Diluvial-Periode durch
Niederschlag und successive Aufschlickung des Gletscherschlam-
mes entstanden sein. Aller Löss enthält aber mehr oder we-
niger kohlensauren Kalk und Talk, er ist ein talkhaltiger Mergel-
boden. Der Gletscherschlamm entstand aus dem zerriebenen und
zermalmten Gestein, welches dem Gletscher zu Grunde liegt.
Es fragt sich also :
liegen denn alle Gletscher auf Kalk, oder bestehen die
Alpen allenthalben aus Kalkgestein ?
Einige Zuflüsse des Rheines kommen allerdings aus Glet-
schern, welche Kalkgestein zur Unterlage haben. Sie klären sich
aber im Thuner-, Luzerner-, Züricher- und z. Th. auch im Boden-
see. Wird denn von ihrem Gletscherschlamme so viel übrig
Jahrbuch 1867. 10
146
geblieben sein , um das ganze Rheinthal von Basel bis Bingen
und von Coblenz bis Cöln damit auszufüllen und zwar in solcher
Mächtigkeit, wie wir den Löss dort abgelagert sehen? Ist es
nicht wahrscheinlicher, dass der Rhein seinen Löss theils aus dem
Jura, theils aus dem Muschelkalli und Keupermergel der schwä-
bisch-fränkischen Terrasse erhalten habe?
Übrigens findet sich Löss nicht bloss im Rhein- und Donau-
thale, nach GtiMBEL * füllt er die Kornkammern von Baiern. nach
KoRiSTKA ** umgeben die Löss- und Lehm -Ablagerungen die
ganze Tatrakette und reichen im Norden noch weit nach Polen
und Galizien hinein und nach Herrn von Bennigsen-Förder lagert
der Löss in den Flussthälern der ganzen norddeutschen Niede-
rung vom Rheine bis an die Elbe und von dieser bis an den
Niemen.
Hierdurch widerlegt sich zugleich beiläufig die Behauptung,
Eisschollen hätten auf die norddeutsche Ebene scandinavische
Felsblöcke ausgestreut und darum fehle ihr noch heute die Acker-
krume. Wovon wollten denn die Millionen Menschen dieser
Ebene leben und noch überdem die Nachbarländer mit ihrem
überflüssigen Getreide versorgen , wenn sie keine Ackerkrume
hätten ?
Ausser dem Rheine kommt aber keiner der grösseren Flüsse,
welche jene Ebene durchziehen, wie die Lippe, die Ems. Weser,
Saale. Elbe, Mulde, Oder, Weichsel und der Niemen aus den
Alpen und nur einige von ihnen durchströmen theilweise auch
Kalkgebirge. Es findet sich aber Löss unter anderen auch an
der Saale von Jena bis Halle und selbst in dem kleinen Becken
der Freiberger Mulde bei Döbeln. Es fragt sich also:
Haben denn diese Flüsse ihren Löss ebenfalls aus den
Gletschern erhalten?
und zugegeben, ihre Ouellen wären früher insgesammt verglet-
schert gewesen, so fragt sich weiter:
Lagen denn die Gletscher auf Kalkgestein?
Weder die Saale, noch die Mulde entspringen in Kalkgebirgen
■"■ Geognostische Beschreibung des baierischen Alpengebirges u. s. w.
Gotha, 1S61. S. 797.
Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammt-
gebiete der Geographie von Dr. Pbtermann. Gotha, 1864. Heft IV, S. 13.
147
und die letztere durchströmt von ihrer O^elle aus bis zu dem
Puncte, wo der Löss sich findet, nur Gneiss-, Thon- und Glim-
merschiefer.
Woher hat denn der Löss hier seinen Kalk bezogen?
Diese Fragen sind hinreichend, um die Meinung zu wider-
legen, der Löss sei nichts Anderes, als Gletscherschlamm. Wäre
diess, so müsste er noch gegenwärtig sich bilden; denn es gibt
in der Schweiz . in Tirol und Salzburg noch heutigen Tages
Gletscher. Der Gletscherschlamm besteht aus zerriebenem Ge-
stein, ebenso wie der Gletscherschutt aus den von den Sturz-
und Gletscherbächen ihrem felsigen Gerinne entrissenen Trüm-
mern. Alle Gletscherbäche führen diesen Schutt und Schlamm
noch gegenwärtig, oft in ungeheuren Massen, in die Tiefe, wie
die Rhone, Reuss, Etsch, Passer, der Inn, die Salzach und viele
andere Flüsse in den Alpen. Die letztere setzt ihren Schlamm
schon beim Reginn an dem prachtvollen Wasserfall der Krimi
ab und der Rhein ist oberhalb Rheineck, bevor er den Rodensee
erreicht, ganz überfüllt von Schutt und Schlamm, er wird wohl
heute noch ebenso trübe fliessen, als zur Zeit der grossen Glet-
scher, aber keiner dieser Flüsse setzt noch Löss an seinem Ufer
ab, der Schlamm am Recken der Wasserfälle aber ist ausgetrocknet
nur ein feinkörniger, völlig loser Sand.
Ebensowenig kann er aber auch durch Zersetzung des Lias-
mergelschiefers entstanden sein. Ich weiss zwar nicht, ob er
irgendwo auf diesem Gesteine lagert, soviel aber weiss ich, dass
er ohne Unterschied den Thon- und Glimmerschiefer, den Granit
und Syenit, Porphyr, Zechstein, Plänerkalk und Plänermergel,
den Rasalt, die Doleritlava, die Grauwacke und zuweilen auch
den Thon überdeckt, meist aber von diesen Gebirgsarten durch
eine mächtige Lage von Geröllschutt abgeschnitten wird.
Im Norden von Deutschland besteht dieser Schult aus Mee-
resgeschieben oder abgeschliffenen Trümmern aller möglichen Ge-
steine, bisweilen mit nordischen Granit- und Gneissblöcken un-
termengt, im Donauthale aufwärts von Wien dagegen enthält er
nur Flussgeschiebe, meist aus dem in der Nähe anstehenden
Sand- und Kalkstein bestehend. Denn die Meeres- Alluvionen
haben den Grenzwall zwischen Nord- und Süd-Deutschland, die
Sudeten, das Lausitzer Gebirge, das Erzgebirge, das Fichtelge-
10
148
birge. das Thüringer- Wald- Gebirge, sowie die Rhön und übrigen
Gebirge nicht überstiegen. Lagert aber der Löss zum grössten
Theile auf Gerollen und Geschieben, gleichviel, ob sie durch
Fluss- oder Meeresflulhen angelagert wurden, so kann er auch
nicht durch Zersetzung des Liasrnergelschiefers entstanden sein,
da müsste er wenigstens an der Auflagerungsgrenze noch Trüm-
mer dieser Gebirgsart mit sich führen.
Der Zechstein, Planerkalk und Plänermergel könnten aller-
dings das Material geliefert haben. Wir finden aber diese Ge-
steine nicht überall mit Löss, sondern auch z. Th. mit Lehm be-
deckt und den Löss dagegen auch ohne Zwischenglied und un-
mittelbar auf Granit, Porphyr, Basalt und Doleritlava abgelagert
in einer Gegend, wo es keine Kalkgesleine in seiner Nähe gibt.
Wäre aber der Löss aus dem Zechstein hervorgegangen, so
müsste er auch in der Gegend von Geithain und Gössnitz zu fin-
den sein. Hier ist aber nichts davon zu spüren und ebensowenig
enthält er Trümmer desselben eingemengt. Wir müssen hier die
Frage wiederholen:
Wie ist er denn in dieser Gegend zu seinem Kalk und
Talk gekommen, und würde der Löss in der Nord- und
Ostsee-Niederung und überhaupt in so grosser Verbreitung
zu finden sein, wenn er lediglich aus dem Liasmergel her-
vorgegangen wäre?
Wir komttien zu der dritten Meinung, wonach der Löss
früher bloss Lehm gewesen, der seinen kohlensauren Kalk durch
einsickerndes Regenwasser erhalten habe.
Da jedoch dns Regenwasser an sich selbst keinen Kalk ent-
hält, so könnte derselbe nur durch Auslaugung aus den oberen
in die unteren Schichten geführt worden sein und ebendesshalb
sollen diese auch mehr davoa entlialten, als die oberen.
Nicht überall aber ist der Löss von Lehm bedeckt, er geht
bisweilen, wie in der Gegend von Meissen und Lommatsch. völlig
frei zu Tage aus, was auch in der Eifel zwischen Brohl und
Wassenach und an manchen andern Orten der Fall ist. Nun
muss man sich zwar auf den Einwand gefasst halten: Hier sei
der Lehm später hinweggespült worden, es sei bloss der Löss
oder kalkhaltige Lehm zurückgeblieben. Wir können dieses Weg-
spülen auch unbedenklich zugeben, es fragt sich nur:
I
449
Enthält denn der Lehm überhaupt kohlensauren Kalk und
ist daher eine Auslaugung desselben denkbar? -
Diese Frage muss aber unbedingt verneint werden, der Lehm
enthält niemals Kalk, oder doch nur äusserst wenig, wie der
Grandlehm z. B. zuweilen ein Bröckchen Kalktuff, Kreide oder
Plänerkalk, auch überdem ganz andere Mineralfragmente, er mag
den Löss bedecken, oder unmittelbar auf dem festen Gesteine des
Grundgebirgs, oder, wie gewöhnlich, auf Geröllschutt lagern. Er kann
mithin auch keinen Kalk durch Auslaugung verloren und an seine
unteren Schichten abgegeben und diese somit in Löss verwandelt
haben. Nach meinen Beobachtungen enthält auch der letztere gerade
umgekehrt in den oberen Teufen — von Schichten kann überhaupt
beim Löss gar nicht die Rede sein — oft mehr kohlensauren
Kalk, als in den unteren und sonach hat auch diese Meinung
keinen Grund für sich, noch weniger aber die Ansicht, welche
behauptet, der Löss sei nichts weiter, als die Wirkung gewöhn-
licher Regengüsse.
Hiernach müsste der meiste Löss vorhanden sein überall,
wo es viel regnet, in Deutschland mithin hauptsächlich auf wal-
digen Rückengebirgen und 'in Hochthälern der Alpen , wie auf
dem flachen Rücken des Erzgebirgs, im Böhmer- Wald-Gebirge,
im Firhtt^lgebirge, im Frankenwalde und in allen Felsengründen
der Hochgebirge; denn diese werden bekanntlich weit mehr von
Regen getränkt als das Flachland in den Niederungen. Hier ist
aber gleichwohl keine Spur von Löss zu linden , nicht einmal
Lehm.' Der flachgrundige Boden ist hier durchaus nur aus seinem
Grundgebirge hervorgegangen und in den Thälern theils Moor,
theils Fluss-Alluvialschutt und wenn auch hier und da in den Ge-
senken, Hohlen und Thalwellen, in den FIuss-, Bach- und Quellen-
thälern ein schwaches Flötz von bündigem, lehmartigem Boden
zu sehen ist, so kann man sich doch leicht überzeugen, dass er
lediglich durch Aufschlickung der von den nächsten Thalgehän-
gen abgespülten Stauberde und dem Grus und Getrümmer des
Grundgebirgs entstanden sei, es ist lediglich primitiver Boden,
oder auch ein aus der höheren Gegend angeschwemmter Fluss-
lehmboden.
Nun lässt sich zwar einwenden: nicht dieser Boden sei hier
gemeint, sondern derjenige, welchen die Regengüsse aus den
150
Gebirgen in die Tiefe herabgeführt und über die weiten und
breiten Flussthäler ausgebreitet und abgelagert hätten. Wir müs-
sen hier aber die Frage aufwerfen:
Führen denn die Regengüsse stets nur Löss herab und
wenn diess wäre, warum liegt denn oft der Löss nur auf
der einen und zwar höheren Uferseite und auf der an-
deren keiner und müsste er sich nicht noch heute bilden ?
Diesen Nachweis wird man aber schuldig bleiben.
Ich habe hiermit die Gründe oder vielmehr nur die Zweifel
angegeben, welche sich gegen die bisherigen verschiedenen Mei-
nungen über die Entstehung des Lössmergels aufstellen lassen,
welche aber insgesammt nur dadurch entstanden sein können,
dass man den Löss keiner näheren Untersuchung gewürdigt, son-
dern im Allgemeinen nur für eine kalkhaltige Varietät des Leh-
mes und mit diesem in der Hauptsache als identisch angesehen
hat. Indem ich aber dieser Behauptung mit Bestimmtheit wider-
spreche , wird man wohl sicherlich auch die Gründe für meine
Ansicht vernehmen wollen und es möge mir daher vergönnt
sein, dass ich sie nachstehend mittheile, wenn sie auch nur an-
regen sollten, die Sache einer weiteren Untersuchung zu unterwerfen.
Der Löss ist allerdings dem Lehme, wenigstens dem Glim-
merlehme, * der ihn gewöhnlich zunächst bedeckt, äusserlich sehr
ähnlich, er ist aber kein Lehm, auch keineswegs mit diesem
gleichzeitig entstanden.
Der Löss ist eine Mergelart, von Farbe lichtgraulich bis
bräunlich- oder ockergelb, im Gefüge zwar bündig, aber locker,
feinerdig und mehlig abfärbend. Bruch und Schnitt sind matt,
er klebt an der feuchten Lippe und erweicht unter Wasser so-
fort zu einem milden , fetten und schleimartigen Schlamm. Es
zeigen sich keine sichtlichen Gemenglheile , ausser dass er zu-
weilen viele Glimmerflitter, auch kleine Flocken einer weissen,
kreideartigen Substanz eingesprengt enthält. Er lagert stets un-
geschichtet und bildet auch da, wo er in 40 — 50' hohen, senk-
rechten Wänden abgestochen vor uns liegt, in seiner ganzen
Herr von Bennigsen-Förder nennt ihn Lösslehni: ich brauche aber
das Wort Lehm gegenwärtig nicht mehr in Verbindung n)it Löss. oder Mergel
überhaupt, denn beide sind der Zeit wie dem Wesen nach 2 ganz verschie-
dene Bodcnarien.
151
Mächtigkeit nur eine dicht geschlossene, völlig gleichartige Masse,
es sinri keine Schichtungs- oder Absonderungskltifte zu bemer-
ken. Doch finden sich in 5, 10 — 15' Tiefe bisweilen sehr reich-
lich die Gehäuse von kleinen Land- und Sumpfschnecken einge-
mengt. Diese treten deutlich hervor, weniger die ebenfalls in
dieser Tiefe sehr häufig vorkommenden Kalkmergelnieren oder
sogenannten Lösskindel.
Die in den erdreichen Boden unsichtlich eingemengten, festen,
noch unzersetzten Mineralfragmente , welche aber erst nach der
Abschlämmung zum Vorschein kommen, bestehen in feinkörnigem
Kalk- und Qi^^arzsand , dem sich nicht selten auch Glimmer bei-
gesellt, hauptsächlich aber in kleinen, zerstückelten, zarten Röhr-
chen und Nieren von Kalktuff, wie sie sich bisweilen auch im
festanstehenden KalktufF zeigen. Sie finden sich allerwärts im
Löss und in allen Tiefen und ergeben sich als Incrustationen
von Pflanzenfasern. Denn in den stärksten Röhren hat sich bis-
weilen noch der verkohlte Kern dieser Fasern oder Wurzeln er-
halten, der sich wie ein schwarzer Faden hindurchzieht und die
einzelnen Theile der jedenfalls erst beim Seifen oder Abschläm-
men zerbrochenen Röhren noch zusammenhält. Wahrscheinlich
sind auch die korallen-, trauben- oder knollenförmigen Kalk-
mergelnieren durch Übersinterung verwesender organischer Kör-
per entstanden. Übrigens finden sich auch bisweilen mitten im
Löss deutliche Abdrücke von Pflanzenstengeln.
Grösstentheils lagert der Löss auf Geröllschutt, von w^elchem
er in wagrechter Richtung scharf abgeschnitten wird und nur
bisweilen ziehen sich einige Schweife oder Schnüre von Sand
und Kies in ihn hinein, aber auch da, wo er unmittelbar auf dem
Grundgebirge lagert, mengen sich doch selten einige Bröckchen
desselben mit ein.
Aller Lössmergel enthält kohlensauren Kalk und Talk, er ist
mit diesen Stoffen innig vermengt, nicht, wie zuweilen der Grand-
lehm, bloss an einzelnen Stellen, er brausst und schäumt daher
auch, mit Säuren benetzt, in seiner ganzen Masse sofort stark
auf. Die Menge dieser Stoffe ist aber sowohl in verschiedenen
Gegenden als auch an einer und derselben Stelle in verschiede-
nen Tiefen ausserordentlich wandelbar.
Nach Herrn Krockeb's und Bischof's Analysen beträgt im
152
Rheinthale zwischen Worms und Mainz, sowie in der Gegend
von Bonn die kohlensaure Kalkerde 12 — 36, die kohlensaure
Magnesia 1 — 4%, im Wiener Becken bei Pilten nach Herrn von
Hauer die erstere 30,68, die letztere dagegen 12,33^/o. Im Elb-
thale wechselt der Gehalt an kohlensaurem Kalk auf 6 verschie-
denen Puncten in einer Tiefe von 3 — 16' nur zwischen 7 und 11
und die kohlensaure Magnesia zwischen 1 und 4'7o, und in der
norddeutschen Ebene zwischen Elbe und Weichsel beträgt die
erstere nach H. von Bennigsen- Förder im Durchschnitt nur
Die übrigen Elementarstoflfe sind
Kieselsäure 60 — 70
Thonerde 5—10
Eisenoxyd 4 — 5
nebst Kali, Natron und Spuren von Phosphorsäure.
Im Königreiche Sachsen reicht der Löss nur bis auf Höhen
von 600', er hat die Firste der Wasserscheide zwischen der Elbe
und Fr. Mulde nicht überstiegen und lagert daher nur an der
nordöstlichen, der Elbe zugekehrten Abdachung derselben. Der
höchste, der Mulde am nächsten gelegene Punct, wo er sich findet,
ist Rittmitz bei Döbeln. Dieser wird sich aber wenig über 600'
erheben. Möglicherweise könnte er auf diesem Wege bis ins
Muldethal eingedrungen sein. Zwar findet er sich auch auf den
Hügelrücken zwischen Meissen und Grossenhain, oder zwischen
der Elbe und Röder in der Gegend von Wantewitz, Piskowitz,
Kmehlen und Blattersleben, doch wird derselbe schwerlich eine
Meereshöhe von 600^ erreichen. Die schon von Herrn K. C. von
Leonhard und neuerlich wieder von Herrn Quenstedt * erwähnten,
im Rheinthale so häufig vorkommenden, senkrecht eingeschnitte-
nen, tiefen Hohlwege finden sich übrigens auch im Elbthale, be-
sonders zwischen Lommatsch und Mügeln. Sie sind es, welche
uns über das Vorkommen und die Verbreitung des Lössmergels
nicht selten Aufschluss geben.
Wir müssen aber auch den Lehmboden vorerst nach seinen
unterscheidenden Merkmalen kennen lernen, wenn wir nicht, wie
diess bisher geschehen , Löss und Lehm für eine und dieselbe
Sache halten wollen.
* Geologische Ausflüge in SchwabeD. Tübingen, 1864. S. 55.
153
Der Lehm hat einen grösseren Spielraum , einen viel wei-
teren Verbreitungsbezirli, er reicht im Königreiche Sachsen und,
so weit mir bekannt, im ganzen nördlichen Deutschland viel
weiter hinauf, als der Löss. Seine äusserste Grenze ist eine
Meereshöhe von llOü', doch kommt er hier, ebenso wie die
Meeresgeschiebe, nur noch in vereinzelten, schwachen Plötzen
zum Vorschein , an allen steilen Gehängen und z. Th. auch auf
flachen Gebirgsebenen tritt hier schon das Grundgestein mit sei-
nem eigenen, an der Atmosphäre zersetzten Boden hervor.
Der Löss ist daher, wo er nicht offen zu Tage liegt, stets
mit Lehm und zwar zumeist mit einer schwachen Schicht von
Glimmerlehm und dieser mit Thonlehm bedeckt, niemals liegt der
Lehm unter dem Löss. Ob diese Erscheinung eine allgemeine
Senkung und Wiedererhebung der ganzen Bodenfläche voraus-
setze, bleibt dahingestellt.
Der Lehm, worunter wir hier nur den Thonlehm verstehen,
dessen Mächtigkeit oft 20 — 30' beträgt, ist ein bündiges, ziem-
lich festes, graulich- bis ockergelbes Erdreich. Er lässt sich
zwar bröckeln, aber nicht zerreiben, ist feinkörnig bis dicht, ent-
hält keine sichtlichen Geniengtheile , färbt wenig ab und bildet
im durchnässten Zustande eine schlüpfrige, geschmeidige und füg-
same (plastische) Masse, daher er auch in unzähligen Ziegeleien
zu Dach- und Mauerziegeln , Platten und in Gegenden , wo es
keine Werksteine gibt, selbst zu architektonischen Verzierungen
nach Schablonen verstrichen wird. Er ist in mächtigen Ablage-
rungen stets geschichtet, in unteren Teufen z. Th. plattenförmig
abgesondert, in den oberen dagegen findet häufig eine band-
artige Streifung von dunkelen und hellen Lagen, oder auch eine
Wechsellagerung von dichtem Lehm mit Sand und Geröllschutt
statt und wo auch dieser fehlt, wo sich die ganze Masse in Farbe
und Gefüge gleich bleibt, ergibt sich wenigstens durch Abschläm-
mung, dass er periodisch oder schichtenartig sich abgelagert ha-
ben müsse, in der Verschiedenheit der eingemengten, noch un-
zersetzten Mineralien.
Diese bestehen zwar grösstentheils in grobem und feinkör-
nigem Sand von Quarz und Silicatgesteinen, doch zeigen sich oft
auch kleine, knollenförmige Trümmer eines faulen, schwarzbrau-
nen Gesteins, das sich nicht mehr bestimmen lässt. Oft ist der
154
feste Rückstand dieses Bodens nur Ouarzsand , oder auch ein
braunes Pulver irgend eines zersetzten Gesteins und so ändert
sich, wenn man den Boden in verschiedener Tiefe von Stufe zu
Stufe untersucht, fast in jeder Schicht sowohl das Wesen als
die Menge seiner Mineralfragmente. Gewöhnlich hält auch der
Obergrund an 1 — iO^ q mehr von diesen noch unzersetzten Ge-
mengtheilen. als der Untergrund, doch nur bis zu einer gewissen
Tiefe. Glimmerj meist silberweiss, zeigt sich bloss in Staubform
eingesprengt.
Da, wo er nur seicht unmittelbar auf dem Grundgebirge
lagert, finden sich, wenigstens im Untergrunde, häufig auch ein-
zelne Trümmer desselben mit eingemengt, wie in der Lausitz
die den dasigen Granit bezeichnenden weissen Feldspathbröckchen
und tombackbrauner bis grüner Glimmer.
Der Hauptbestandtheil des Lehmbodens, die Kieselerde, be-
trägt im Durchschnitt 90 und es bleiben daher für die wesent-
lichen Nebenbestandtheile, die Thonerde, das Eisen- und Man-
ganoxyd. das Kali und die übrigen zufälligen Stoffe nur 10^ o
zurück.
Wie gesagt, enthält der Lehm niemals, oder doch nur äus-
serst wenig kohlensauren Kalk und Talk, mithin auch keine Kalk-
iiiergelnieren und Kalktuff-Incrustate, wohl aber hin und wieder
^'2 — 1^2 Zoll starke und 1 — 2 Ellen lange Eisennieren, oder viel-
mehr hohle Stalaktiten von rothem Thoneisenstein. Sie ergeben
sich ebenfalls als Übersinterungen von Pflanzenwurzeln und ent-
standen jedenfalls in derselben Weise, wie die hohlen Röhren
von Eisenoxyd oder Eisenoxydhydrat, welche sich um die Binsen
und andere Pflanzenstengel im eisenschüssigen Lettenboden bilden.
Wahrscheinlich durch die Kohlensäure einer verwesenden Wurzel
angezogen legt sich um dieselbe ein rostbrauner Ring von locke-
rem Eisenocker. Wenn man die anfänglich noch weiche Masse
quer durchschneidet, so bemerkt man eine vom Mittelpuncte ra-
dial auslaufende, faserige Structur derselben. Am Ende verwest
jedoch die Wurzel, die Masse erhärtet und wird zu einer hohlen
Röhre von festem Thoneisenstein. Ähnliche , aber ganz kleine,
zarte Röhrchen sind mir übrigens auch in dem unter dem Torfe
lagernden Moorletten vorgekommen.
Schon aus der Lagerung erkennen wir, dass der Lössmergel
455
nicht gleichzeitig mit dem Lehme entstanden sein könne und da-
her habe ich ihn auch bereits in den »Acl^ererden des Kö-
nigreichs Sachsen, Leipzig, /855« für eine selbstständige und
vom Lehme völlig unabhängige Formation erklärt, er ist unbe-
dingt eine ältere, abgeschlossene Bildung. Diess führt uns aber
natürlich auf die Frage nach dem eigentlichen Ursprünge dieses
Bodens.
Wir blicken hier freilich in einen Abgrund, in eine Tiefe
der Vergangenheit hinab, in der wir nichts mehr mit Gewissheit
erkennen, wir können nur rathen und meinen und müssen schon
mit einer Hypothese zufrieden sein, die nicht, wie die vorigen
Meinungen , durch directe Gegenbeweisgründe sofort zu wider-
legen ist. Wir wollen es versuchen.
Nach Herrn V. Bennigsen-Förder * entstammen die Polythalamien
im Lehmmergel und in seinen lössartigen Varietäten ganz unzweifel-
haft aus der Kreideformation. Unter der grossen Zahl von sol-
chen aus der Kreide verschwemmten Polythalamien sind beson-
ders Textilaria- und Rotalia- Arien die verbreitetsten und daher
zu Bestimmung der Gebilde die geeignetsten. — Sie zeigen sich
im Löss des ganzen Rheinthaies und selbst der nördlichen Schweiz,
auch im Lehmmergel aus Böhmen, Schlesien, Posen, Preussen,
im Lössmergel von Sachsen, Magdeburg, Köthen, Mecklen-
burg, Pommern u. s. w. fehlen sie nicht. In der jüngeren Quar-
tärbildung, im Lehme finden sich dagegen weder Bryozoen, noch
Polythalamien, oder nur ganz ausnahmsweise, z. B. wenn Kreide-
bruchstücke darin vorkommen.
Ich habe nun zwar schon in vorerwähnter Schrift die Ver-
muthung ausgesprochen, dass der Löss mit dem oberen Quader-
mergel oder der Kreide, die früher wahrscheinlich einen grossen
Theil des Elbthales bedeckte, in naher Beziehung stehen müsse.
Allein wäre auch das ganze Elbthal damit ausgefüllt gewesen,
so kann er dennoch keineswegs unmittelbar aus ihr hervorge-
gangen sein. Da fehlen wenigstens die Flint- oder Feuerstein-
Geschiebe. Zwar kommen diese in der Gegend von Ostrau bei
Döbeln und überall, wo er auf Geröllschutt lagert, sehr häufig
* Das nordeuropäische und besonders das vaterländische Schwemmland
u. s. w. Berlin, 186S. S. 36.
156
vor , aber die Mehrzahl der Gerolle besteht aus weissem Qmrz
und anderen kieselhaltigen Gesteinen, im Lössboden selbst aber
findet sich kein Feuerstein oder doch höchstens ein sehr kleines
Bröckchen. Übrigens sollte man meinen, müsse sich die Kreide
und der Löss darauf doch an irgend einer geschützten Stelle
noch erhalten haben, es ist aber bis jetzt keine Spur davon ent_
deckt worden, im Gegentheile liegt er in Sachsen, wie gedacht,
ohne Unterschied ebensowohl auf Pläner, als auf Granit, Syenit,
Porphyr, Zechstein, Thon- und Glimmerschiefer.
Die Kreide enthält ferner keinen Glimmer, wohl aber ist der
Löss oft sehr reichlich damit durchsprengt.
Die Kreide besteht fast ganz aus kohlensaurem Kalk und
selbst der Plänerkalk enthält noch gegen 10% desselben, aber
der Lössmergel des Elbthales im Durchschnitt nur 9— lO^o, sein
% Hauptbestandtheil ist die Kieselerde.
Hiernach zu urtheilen , kann er schwerlich aus der Kreide,
oder aus irg^'nd einem anderen Kalkgesteine unmittelbar durch
Zersetzung, sondern lediglich durch Niederschlag aus kalkhaltigem
Schlammgewässer entstanden sein, möge der Kalk darin in schwe-
bendem oder in chemisch aufgelöstem Zustande sich befunden
haben.
Es muss also zu der Zeit, als der Löss des Elbthales sich
abzulagern begann, das Weltmeer gegen 300' höher gestanden
haben, als gegenwärtig. Das Elbthal war mithin zu dieser Zeit
von Lommatsch abwärts, gleichwie die ganze norddeutsche Ebene
noch offenes Meer, nur wenige Holme, wie der Kolmberg bei
Oschatz und einige andere Hügel ragten daraus hervor, thalauf-
wärts aber war es eine weite Bucht, die sich erst von Meissen
aus allmählich zusammenzog. In dieser Bucht setzte das Mergel-
meer, und zwar am linken Ufer, durch das höher aufsteigende
Gehänge geschützt, seine Schlamm-Niederschläge ruhig ab.
Doch mit der allmählichen Erhebung des Landes sank das
Meer und bedeckte nur noch seicht die wellenförmige Hügel-
ebene, welche von Meissen aus nach Lommatsch und Mügeln zu
immer weiter von der Elbe zurücktritt und sich dem Höhenzuge
zwischen der Mulde und Elbe nähert, bis es nach Jahrtausenden
vielleicht auf seinen jetzigen Wasserspiegel sank.
In dieser Hügellandschaft, dieser grossen Strandlagune, setzte
157
sich der kalkhaltige Fluss und Meeresschlamm aus dem bei jedes-
maliger Fluth aufgestauten Wasser gleichfalls ruhig ab, ebenso
wie noch jetzt, doch nur in den vor Sturm- und Wogenandrang
geschirmten Buchten, der Meeresschlamm auf den Watten an der
Nordseeküste sich niederschlägt und so noch fortwährend neue*
Marschland bildet.
Dieser schlammige Boden belebte sich auch bald mit Algen
und Wassermoosen, deren Gefaser sich mit Kalktuff überzog.
Jetzt, nach Jahrtausenden, nachdem fast alles Organische ver-
west, sehen wir freilich nur noch die hohlen Incrustate, die sie
zurückgelassen haben.
Ebenso fanden sich in diesem Moorschlamm hin und wieder
auch Schnecken ein, doch kommen dieselben Schnecken viel weiter
abwärts , auch im Kalkmoorboden der Fuhne bei Radegast auf
einer Fläche von ca. 200' Höhe vor, wo, in der nächsten Um-
gebung wenigstens, nichts von Löss zu spüren ist.
Die Bildung dieses Bodens im Königreich Sachsen hält also
mit dem muthmasslichen Mergelmeere gleichen Schritt , sie be-
gann auf Höhen von 600' und schliesst am Fusse des linken Elb-
gehänges in einer Höhe von 300', als das Mergelmeer so weit
gesunken war. Die höchsten und tiefsten Puncte , die hier der
Löss erreicht, sind die Höhen von Glaucha und Rittmitz bei Dö-
beln , die Höhe von Hohenwussen bei Mügeln , die Höhe von
Wantewitz bei Grossenhain und der Hügelrücken südwestlich
von Meissen an der Strasse nach Nossen, sowie das Elbufer bei
Cotta und Wildberg unterhalb Dresden. Ebenso isolirt, wie bei
Wantewitz, Baslitz und Blattersleben j|t auch der Hügel des Pe-
tersberges bei Halle (angeblich 548' hoch) mit Löss bedeckt.
Doch im Ganzen genommen bildet der Löss des Elbthales
nur einen schmalen, durchschnittlich Meile breiten Streif Ob
er gleich anfangs sich nicht weiter ausgebreitet, oder ob er später
durch eine Strömung wieder entführt worden sei, wird sich wohl
nicht entscheiden lassen. Ebenso ungewiss bleibt es, ob zur
Zeit der Lössbildung noch ein Kreidemeer bestanden habe, das
freilich nicht allenthalben feste Kreide abgeschieden haben kann,
oder ob auch das MerQ-elmeer die im Lössboden vorkommenden
Polythalamien geführt habe.
Die Schnecken halte ich jedoch keineswegs für ein noth-
158
wendiges Accessorium des Lössmergels , sie finden sich auch in
anderem Kalkboden , wie namentlich in der Fuhne und hier in
grosser Menge. Die Succinea ohlonga soll dermalen nur noch in
den Alpen in einer Höhe von 5000 — 7000' lebend zu finden sein.
Am Gamskarkogl bei Hofgastein sah ich in ca. 7000' Höhe
auf der unteren , hohl liegenden Fläche vieler Kalkglimmerschie-
ferplatten eine kleine, graue Schnecke kleben. Ob diese der Fa-
milie angehöre, weiss ich aber nicht, denn die Schnecken trugen
kein Gehäuse.
Diess ist für jetzt meine Ansicht vom Lössmergelboden.
Allein die Untersuchung ist nur erst eröffnet^ noch nicht ge-
schlossen, es wird wohl überhaupt für die sogenannten Diluvial-,
Alluvial-, Glacial-, Drift- und erratischen Formationen noch Man-
ches zu berichtigen und zu reguliren geben.
Näheres über das Jodblei aus Atakaraa
Herrn Professor Dr. I£. Tli. Liebe
in Gera.
Vor Kurzem sandte der Bergingenieur, Herr H. Ferber ein
Kästchen mit Jodblei aus Chaearcillo an meinen verehrten Freund,
Herrn Commercienrath Ferber, und brachte so letztern in Besitz
dieses seltenen Minerals, über welches er schon früher geschrieben
hatte, er habe es in der Sammlung des Herrn Prof. DoaiEYKO in
St. Jago unter dem Namen Oxyjoduro de plombo gesehen; es
seien schlechte Stücke Bleischweif mit gelber, opalartiger Oxy-
dationskruste aus dem Desierio de Atacama gewesen, und es
sei das Mineral nur ein einziges Mal vorgekommen. In dem Be-
gleitschreiben sagt Herr Ferber: »Neuerdings bin ich in den Be-
sitz von einigen Stücken Jodblei gekommen. Es sind ziemlich
viel haselnussgrosse und grössere Stückchen , an denen Etwas
von dem fraglichen Mineral sitzt; sie sind aber so übel behan-
delt, dass sie theilweiso Gerollen gleichen. Ein deutscher Pro-
birer, Herr Schwarzemberg in Copiapo, dem man Erz mit gelber
Kruste brachte, erkannte dasselbe als Jodblei und machte Herrn
Domeyko davon Mittheilung. Dieser forderte ihn auf, mehr davon
zu sammeln. Als aber der Eigenthümer der Grube sah, dass
man eifrig von diesem Erz zu haben wünschte, Hess er den klei-
nen Vorrath auf der Grube, die in Desierto de Atacama liegen
soll, klar pochen. Das Erz wurde dann in Säcke gefüllt und nach
Caldera geschickt, wo es, wie es scheint, da die meisten und
160
selbst gute Bergleute hier das Bleierz gar nicht kennen, in Folge
der Meinung, es sei ein reiches Silbererz , gestohlen worden ist
oder sonstwie abhanden kam. Wo das Erz — es waren nur
einige Säcke — gepocht worden ist, da wurden die beifolgenden
Bröckchen noch zusammengelesen. Herr Schwarzemberg , der
ebengenannte Entdecker, hat selbst nur ein oder zwei leidliche
Stückchen und die beiden beifolgenden kleinen Stückchen, die
nicht so sehr beschädiget sind, hat er mir gegeben. Die ganzen
anderen Brocken aber habe ich aus dem Pochrest , nachdem ich
ihn gewaschen, noch ausgelesen.«
Soweit Herrn Ferber's Bericht. — Das Muttererz des merk-
würdigen Minerals ist ein antimonhaltiger Bleiglanz, welcher theils
grossblätterig, theils kleinblätterig oder fast dicht erscheint, und
sich vom eigentlichen Steinmannit nur dadurch unterscheidet, dass
er nur Spuren von Schwefelarsen und Schwefeleisen und mehr
Schwefelantimon enthält Selten sitzt, wie diess zuerst Herrn
Oberbergrath Breithaupt auffiel, das Jodblei unmittelbar auf dem
Bleiglanz: meist ist es getrennt davon durch ein amorphes, schalig-
gebändertes, ziemlich weiches, graues bis schwärzliches Mineral,
wel(|jhes deutlich als Ümwandlungs-Product den Bleiglanz äusser-
lich umgibt und, Klüftchen benutzend, in denselben eindringt.
Es enthält dasselbe nur sehr wenig Wasser, ist leicht schmelz-
bar, wird in der Hitze gelblich und hinterlässt auf Kohle untor
Ausgabe von reichlichen Antimondämpfen ein Bleikorn. An Jod
enthält es nur schwache Spuren. Man hat es demgemäss für
eine Bleiniere zu erklären mit Beimengungen von Bleiglanzmulm
und von Antimonbliithe.
Auf dieser Bleiniere nun, oder bisweilen auch unmittelbar
auf dem Bleiglanz ist mit scharfer Abgrenzung ein gelbes Mi-
neral abgelagert, bald mehr bald weniger rein, — allenthalben
aber stark antimonhaltig. Die Beimengungen bestehen , soweit
sie sich an einzelnen Bröckchen aussondern lassen , in erdiger
Antimonblüthe und andern Antimonoxydationen, in derbem schwe-
felsauren Bleioxyd und in grünen Kupfererzpartikelchen , welche
letztere aber sich nicht an allen Stückchen zeigen. — Die eigent-
liche Hauptmasse des Minerals löst sich in verdünnter Salpeter-
säure und in verdünnter Salzsäure nur theilweise , indem ausser
den schwer löslichen oder unlöslichen Beimengungen auch noch
161
Jodmetall hinterbleibt. Auch Kalilauge löst das Mineral nur lang-
sam und unvollständig. Dagegen ist es fast vollständig löslich
in heisser, concentrirter Salpetersalzsäure (bis auf etwas Bleisul-
phat) und zwar unter Entwickelung von Untersalpetersäure und
Joddämpfen. Im Glaskölbchen gibt es erst eine Spur Wasser ab, wird
dann röthlich, — beim Erkalten aber wieder gelb — , und schmilzt
zuletzt leicht unter lebhaftem Aufschäumen, indem sich das Kölb-
chen mit violetten Joddämpfen anfüllt, die sich in Krystallblätt-
chen oben niederschlagen. Auf Kohle vor dem Löthrohr stösst
es erst Joddämpfe und dann Antimonrauch aus, und w^ird, indem
es die Kohle mit Bleioxyd beschlägt, zu Blei reducirt. Mit Soda
zusammen geschmolzen und mit verdünnter Schwefelsäure be-
handelt gibt es ausser etwas Schwefelwasserstoff (vom beige-
mengten Bleisulphat) reichlich Jod aus, so dass sich die Flüssig-
keit bräunlich färbt, und dass darüber gehaltenes Stärkekleister-
papier blau wird. Phosphor- und Arsensäure fehlen.
Das Mineral ist strohgelb bis ockergelb und honiggelb, und
zwar ist die Farbe um so schöner und reiner honiggelb* je reiner
die Substanz ist. Es ist amorph und derb oder erdig bis fein
krystallinisch. Auf Drusenräumchen erscheinen äusserst kleine,
durchscheinende Krystalle von schön honiggelber Farbe und dia-
mantartigem Fettgianz, deren Gestalt unter dem Mikroskop eini-
germassen erkennbar ist und mit derjenigen der flachen Eisen-
spath- oder Mesitinspath-Rhomboeder übereinzustimmen scheint.
Der Bruch ist flachmuschlig, wenig uneben, seltener erdig; der
Strich tief strohgelb. Das Mineral zeigt sich ferner sehr spröde
und steht bezüglich der Härte dem zweiten Grad näher als dem
dritten. Das specifische Gewicht des gewöhnlichen Vorkommens
ist 6,2, das der reinsten Partien 6,3.
Bei der quantitativen Analyse des Minerals wurde das Jod
direct bestimmt. Da durch blosse Erhitzung eine vollständige
Abscheidung dieses Elements nicht erfolgte, vielmehr eine nie-
drigere und consistentere Jodationsstufe zu entstehen scheint,
wurde das Mineral unter einem Strom von Chlorgas erhitzt und
das sich abscheidende Jod in verdünnte Kalilauge geleitet (resp.
am Ende der Operation gespült), wobei natürlich auf die etwaige
Bildung von Jodsäure Rücksicht genommen ward. — Das Chlor
war aus dem Mineral abgeschieden durch vorsichtiges Zusammen
Jahrbuch 1867. 11
162
schmelzen mit kohlensaurem Natron und durch Auflösung der
Schmelze in stark verdünnter Salpetersäure. Die dabei abgehen-
den Gase wurden nochmals in verdünnte Kalilauge geleitel, '■ —
Die Trennung von Chlor und Jod erfolgte in beiden Fällen durch
Chlorpalladium. — Das Antimon ward getrennt einmal durch
Schwefelammon und dann zur Controle durch Behandlung des
Gemenges von Cblorblei und Chlorantimon mit rectif. Weingeist,
und ward endlich bestimmt als reducirtes Metall.
Es fanden sich in dem Mineral;
Antimon
. 0,77
Kohlensäure
. 0,31
Bleisulphat
. 5,51
Chlor . . ,
2,91
Jod ... .
17,01
Blei . . . ,
. 73,01
Dazu noch eine bedeutende Menge von Sauerstoff, dessen
directe Bestimmung unräthlich schien, da man nur Vermuthungen
über die Oxydation des Antimons aussprechen kann. Bei der
Berechnung der Mineralconstitution habe ich mir erlaubt, in An-
betracht der weissen Farbe des eingesprengten Antimonerzes
und in Anbetracht des Umstandes, dass das wenige Wasser
sicher der Substanz nur äusserlich adhärirt, die Anwesenheit von
Antitnonblüthe vorauszusetzen. Die Kohlensäure muss beige-
mengtem Bleispath angehören, weil bei der Unlöslichkeit des Mi-
nerals in Wasser an Bleihornerz nicht zu denken ist. Auch kann
das Carbonat nicht wesentlicher Bestandtheil des Jodblei's sein,
denn die allerreinsten honiggelben Partikelchen zeigen keine Spur
von Kohlensäuregehalt. Es ist ferner vorauszusetzen, dass alles
Bleioxyd chemisch in dem Mineral gebunden ist, denn einerseits
wird bei Behandlung des Minerals mit verdünnter Kalilauge nicht
erst fast nur Bleioxyd und später erst Jod ausgezogen, sondern
zeigt sich von vornherein ungefähr dasselbe Verhältniss der gelösten
Mengen, und anderseits bläut das mit Wasser angefeuchtete Pul-
ver rothes Reagenzpapier nicht. Unsicherer dagegen ist es, ob
das Chlorblei mit in die Zusammensetzung des Jodblei's eingeht
* Bestimmt theils direct aus dem Rückstand der Auflösung in Salpeter-
salzsäure, der rein aus Bleisulphat besteht, theils aus der Schwefelsäureraenge
in der Auflösung.
163
oder ob es nur Beimengung ist. Einerseits findet es sich auch
in den reinsten Partien des fraglichen Minerals, und anderseits
scheint es doch nicht allenthalben in gleicher Menge vorhanden
zu sein. Leider erlaubten die Kostbarkeit und der geringe Vor-
rath des Minerals nicht, weiter eingehende einschlagende Unter-
suchungen anzustellen.
Es enthält demnach die Substanz:
SbOs 0,91
PbO . CO2 1,88
PbO . SO3 5,51
PbCl 11,40
PbJ 30,89
PbO 48,92
99,51.
Sehen wir von den Substanzen, die offenbar nur Beimen-
gung sind, ab und nehmen wir an, dass alles Bleioxyd mit Jod-
blei zu Oxyjodit verbunden ist, so erhalten wir den Quotienten
^^Vsöi Näherungswerthen % und zur Nolh Yg. Die For-
mel 2PbJ . 7PbO ist an sich nicht wahrscheinlich ; dazu kommt,
dass bei obiger Annahme in der Substanz freies Chlorblei sich
vorfinden und durch seine Löslichkeit in Wasser verrathen müsste.
Endlich ist Cotunnit (PbCl) nur in Laven des Vesuvs vorge-
kommen.
Anders gestaltet es sich aber, wenn man noch ein Mineral
der Formel PbCl . 2PbO, also einen Mendipit in Abzug bringt.
Dann zeigt das restirende Bleioxyd und das Chlorblei das Ver-
hältniss ^^V2i9 mit den Näherungswerthen und Vi- Die An-
nahme, dass eine chemische Verbindung von Mendipit und Jod-
blei vorliege, scheitert an der Unwahrscheinlichkeit der sich dann
ergebenden Formel. Dagegen erhalten wir, wenn wir das Chlor
als vicarirend betrachten und zum Jod verrechnen, den Verhält-
nissquotienten "lil f'em Näherungswerth Yg. Freilich kry-
stallisirt Mendipit rhombisch, was nicht zu vergessen ist, allein
es ist wenigstens, soviel mir bekannt, eine krystallisirte Verbin-
dung der Formel PbJ. 2PbO noch nicht bekannt, und der Um-
stand, dass das künstliche Jodblei wahrscheinlich hexagonal kry-
stallisirt, kann hier nicht in Betracht kommen. Es bleibt also
die Formel:
11 ♦
164
PbJ . 2PbO
* für das Jodblei von Atakama höchst wahrscheinlich die richtige.
Betreffs der Entstehung des Minerals bemerken wir noch,
dass nach dem bisher Gesagten und nach dem Habitus der Stücke
hier Bleiglanzgänge vorliegen, deren Glänze zuerst eine Zeit
lang oxydirt wurden und zuletzt einen Zeitraum hindurch der
Wirkung durchsickernder, jodhaltiger, alkalischer Mineralwasser
ausgesetzt waren.
über den Granat als weseutlicben Gemengtheil des
Gneisses und der Gneissite des Sächsischen Erz-
gebirges
Ton
Herrn Bergrath €r. Jenzscli.
Bei Gelegenheit der mikroskopischen Untersuchung einer
grösseren Anzahl Erzgebirgischer Gneisse und Gneissite wurde
meine Aufmerksamkeit auf die nahe Verwandtschaft gelenkt,
welche zwischen dem Gneisse, den Gneissiten und dem Granu-
lite besteht. Der eigentliche Zweck meiner Untersuchung war
die Natur der felsitischen Gemengtheile der wichtigsten Erzgbir-
gischen Gneissvarietäten festzustellen. Im Jahre 1864 veröiTent-
lichte ich in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung eine Ab-
handlung über die felsitischen Gemengtheile der rothen und jün-
geren grauen Gneisse und zeigte , dass erstere neben dem Or-
thoklase (Pegmatolith) Albit (Tetartin), letztere dagegen neben
dem orthoklastischen Feisite Oligoklas enthalten , und brachte
demzufolge für Herrn H, Müller's »jüngeren grauen Gneiss« den
Namen »Oligoklas Gneissit«, für dessen »rothen Gneiss« dagegen
den Namen »Tetartin-Gneissit« in Anwendung.
Sämmtliche untersuchte Exemplare verdanke ich Herrn Ober-
einfahrer H. Müller. Die von mir mikroskopisch und mineralo-
gisch untersuchten Oligoklas-Gneissite waren:
der mittelkörnig schuppige Müdisdorfer Gneiss. oberhalb des
schwarzen Teiches, östlich von Deutsch-Einsiedel;
der langgestreckt flasrige Reifländer Gneiss, aus der Nähe
der Colonie Leubsdorf, zwischen Leubsdorf und Borstendorf;
166
der Reifländer Gneiss vom Westabhange des Steinknochens,
rechtes Gehänge der grossen Lossnitz, westlich von Öderan;
der grobkörnige und verworren flasrige Drehfelder Gneiss
1) vom dritten Lichtloche des Rothschönberger Stöllns vom süd-
westlichen Orte ; 2) vom südlichen Rothschönberger Stollnorte
beim fünften Lichtloche zu Reinsberg; 3) vom ersten Lichtloche
des Rothschönberger Stöllns, nördliches Ort; und 4) vom Stein-
bruche bei der Emanueler Wäsche unweit Reinsberg.
Die von mir mikroskopisch und mineralogisch untersuchten
Tetartin-Gneissite dagegen waren:
der normale rothe Gneiss aus einem Steinbruche in der
Nähe der Tharandter Eisenbahn, am rechten Münzbach-Gehänge
bei Freiberg;
der rothe Gneiss von Klein-Schirma;
der rothe Gneiss vom Galgenberge bei Öderan;
der rothe Gneiss (Augengneiss) vom Dürrenberge , südlich
von Gründau und
der rothe Gneiss vom rechten Muldengehänge bei Hilbers-
dorf (oberhalb des Glück- Stölln).
Herrn H. Müllers älterer und normaler grauer Gneiss blieb
damals von der Untersuchung ausgeschlossen, und war diess um
so weniger fühlbar, da bereits Herr H. Müller (Berg- und hütten-
männische Zeitung, 1863, pag. 233 sq.) erwähnt hat, dass dieses
Gestein neben dem gewöhnlich weissen bis gelblichweissen Or-
thoklas bisweilen auch plagioklastische Natronfeldspathe (Oligo-
klas und Albit) gewöhnlich mit röthlicher oder grünlicher Farbe
enthalte. Inzwischen hatte Herr Obereinfahrer Müller die Güte,
mir eine Anzahl charakteristischer Exemplare seiner » älteren und
normalen grauen Gneisse« mitzutheilen und zwar:
Freiberger grauen Gneiss von der Halde des HofFnungs-
Schachtes bei Himmelfahrt vor dem Meissner Thore zu Freiberg;
Freiberger grauen Gneiss vom Ludwigschachte bei Himmel-
fahrt ohnweit Freiberg;
Brander grauen Gneiss von der Halde des Röschenschachtes
zu Bescheert Glück bei Brand;
Brander grauen Gneiss, körnig stänglichen, von einem Puncte
zwischen Berthelsdorf und Langewiesen bei Freiberg;
167
Marienberger grauen Gneiss vom Wolkensteiner Schloss-
berge;
Annaberger grauen Gneiss von einem Steinbruche oberhalb
der Chemnitz-Annaberger Eisenbahn bei Wiesa unweit Annaberg;
Wegefahrter Gneiss von dem südlichen Thelersberger StoUn-
orte auf dem Samuel Richter stehenden bei Hoffnung Gottes zu
Langenau;
Rittersberger grauen Gneiss von der Halde des Heilander
Schachtes bei Alte drei Brüder Fundgrube im Kiesholze bei Ma-
rienberg ;
Seifener grauen Gneiss von einem Steinbruche in Seifen bei
Sayda ;
feinkörnigschuppigen grauen Gneiss, Krummhennersdorfer
Gneiss, vom sechsten Lichtloche des Rolhschönberger Stölln;
Schlettenberger grauen Gneiss aus einem Steinbruche zwi-
schen dem Marienberger Schiesshause und Wüstenschlette.
Da sich die Beobachtungen an diesen Stücken meiner frühe-
ren Untersuchung anschliessen sollten, so wendete ich hauptsäch-
lich dem Vorkommen der in ihnen enthaltenen Plagioklase meine
Aufmerksamkeit zu. Bekanntlich können parallel zum zweiten
blättrigen Bruche M geschliffene Plagioklase die für diese Fei-
site so charakteristische Zwillingsstreifung nicht zeigen. Es schien
mir daher rathsam, um jede störende Zufälligkeit eines mög-
lichen Zusammenfallens der Ebene des Dünnschliffes mit den M-
Flächen des Feisites für das Resultat der Beobachtung unschäd-
lich zu machen , sämmlliche Exemplare nach drei rechtwinkelig
aufeinander stehenden Richtungen hin zu untersuchen. Es wur-
den dieserhalb von jedem Probestücke Dünnschliffe
1® parallel der Schieferung,
2^ rechtwinkelig zur Schieferung und in der Richtung der am
Gneiss mehr oder weniger deutlich wahrzunehmenden
Streckung,
3° rechtwinkelig sowohl zur Schieferung als zur Streckungs-
richtung
angefertigt.
Die Untersuchung lehrte mich, dass in sämmtlichen von mir
untersuchten Exemplaren des Ȋlteren und normalen grauen Gneis-
ses« Plagioklas neben dem allerdings vorzuherrschen scheinen-
168
den Orthoklas (Pegmatolithe) vorhanden und ohne Zweifel als we-
sentlicher Gemengtheil anzusehen ist.
Ohne der mehr oder weniger wichtigeren Einschlüsse Er-
wähnung zu thun und ohne auf die accessorischen Gemengtheile
näher einzugehen, sei bloss noch darauf hingewiesen, dass, mei-
ner mikroskopischen Untersuchung zu Folge der Qmrz, welcher,
beiläufig bemerkt, stets zahlreiche, oft Flüssigkeits-erfüllte Poren
enthält, mit dem Orthoklas weit inniger verwachsen ist, als sol-
ches dem Piagioklas gegenüber der Fall ist
In allen Gneissen — ich meine Herrn H. Müllers »ältere
und normale graue Gneisse« — in beiden Gneissiten, d. h. dem
Oligoklas-Gneissite (Herrn H. Müllers jüngerem grauen Gneisse)
und dem Tetartin-Gneissite (Herrn H. Müller's rothem Gneisse)
ohne Ausnahme spielt nämlich neben dem Quarze, den Felsiten
und Glimmern noch ein Mineral die Rolle eines wesentlichen Ge-
mengtheiles :
der Granat,
welcher nie fehlt und zuweilen sogar in bedeutender^ Menge vor-
handen ist. Er tritt immer in individualisirten, 'öfters von Kry-
^ stallflächen begrenzten Körnern auf, meist von Felsit, namentlich
dem plagioklastischen, umschlossen. An mehreren Belegstücken
konnte ich die durchsichtigen und blass-colombinrothen Körner
des edlen, wohl dem Almandin zuzurechnenden Granat schon mit
blossen Augen als solche erkennen. Von dergleichen Stücken ge-
nommene Dünnschliffe waren besonders geeignet, um mich über
das Verhalten des Granates unter dem Mikroskope aufzuklären.
Die einzelnen individualisirten Körner sind meist mehrfach zer-
klüftet und trüben das mikroskopische Bild oft ganz ungemein.
Bei manchen der verschiedenen Gneiss- und Gneissit- Varie-
täten werden die Granatkörner oft so klein, dass sie nicht selten
bei 300maliger Vergrösserung nur noch als kleine Puncte er-
kannt werden können, häufig liegen sie so dicht nebeneinander,
dass sie den Gesammteindruck des sie umschliessenden felsiti-
sehen Gemengtheiles ganz stören. Unter solchen ungünstigen
Umständen ist Aufmerksamkeit erforderlich , um die bei Anwen-
dung polarisirten Lichtes für die Plagioklase so charakteristische
chromatische Streifung noch zu erkennen, jedoch bei einiger
169
Übung lassen sich sichere Bestimmungen immerhin noch recht
gut ausführen.
Durch diesen wohl nie fehlenden Granat-Gehalt werden die
Gneisse und Gneissile dem Granulite näher gerückt. Mit dem
Granulit hat der Tetartin-Gneissit , d. i. der rothe Gneiss H.
Müller's, ohnehin petrographisch viel Ähnlichkeit; beide enthalten
Quarz, Orthoklas, Granat und hellen Glimmer, und nahe liegt es,
ihre Verschiedenheit im plagioklastischen Feisite zu suchen. Von
Interesse wäre es, wenn es sich durch genaue mineralogische
Untersuchungen bestätigen sollte, dass, wie die Herren R. Blum
(Lithologie S. 146) und B. v. Cotta (Gesteinslehre, II. Aufl. S. 147)
vermuthen, der Granulit neben dem Orthoklase Oligoklas enthalte,
während, wie schon der Name andeutet, der plagioklastische Felsit.
des Tetartin-Gneissits von mir als Albit (Tetartin) bestimmt wurde.
Dann Hessen sich der Gneiss , die Gneissite und der Gra-
nulit der Art charakterisiren, dass neben dem für alle diese Ge-
steine wesentlichen Qmrz, Orthoklas (Pegmatolith) und Granat,
im Gneiss (älteren und normalen grauen Gneiss H. Mül-
ler's) :
dunkler Glimmer (untergeordnet auch etwas heller),
Albit (Tetartin),
Oligoklas und
Rutil;
im Oligoklas-Gneissit (jüngeren grauen Gneiss H.
Müller's) :
dunkler Glimmer (untergeordnet zuweilen auch etwas
heller),
Oligoklas und
Rutil;
im Tetartin-Gneissit (rothen Gneiss H. Müller's) :
heller Glimmer (nur selten etwas dunkler) und
Albit (Tetartin):
im Granulit:
heller Glimmer (nur selten etwas dunkler) und wahr-
scheinlich
Oligoklas
enthalten sei.
In nachstehender Tabelle ist das eben Gesagte der leich-
170
teren Übersichtlichkeit wegen der Art zusammengestellt worden,
dass die für ein jedes Gestein besonders charakteristischen Ge-
mengtheile durch ein t angedeutet sind.
Quarz.
Ortho-
klas.
Plagioklas.
Glimmer,
nittl.
rege-
ozen-
Name
dfis Gesteins.
Grana
Pegma-
11
Oligoklas.
dunkler
heller
Rutil.
Durchsch
Kieselsäu
halt in Pr
ten.
Gneiss
(^älterer und nor-
maler grauer
Gneiss H. MÜL-
LER's)
t
}
T
t
t
t
unterge-
ordnet.
T
66
OUgoklas-
Gneissit
(jüngerer grauer
Gneiss H. MÜL-
LER's)
t
f
t
t
unterge-
ordnet.
f
65
Tetartin- Gneissit
(rother Gneiss
H. MÜLLER's;.
t
t
t
t
selten
x
76
Grannlit
t
7
t
■svahr-
schein-
lich ein
Gemeng-
theil des-
selhen
selten
t
75
Nachträgliche Bemerkungen zu meiner Abhandlung
ttber Olivinfels
von
Herrn Professor F. !§andber^er.
Fast gleichzeitig mit meiner Arbeit über den Olivinfels (Jahrb.
1866, S. 385 ff.) hat Daubree eine in hohem Grade interessante
Abhandlung '"'^ veröffentlicht, welche vielfach auf denselben Gegen-
stand eingeht und in Bezug auf denselben mit meiner Auffassung
bis auf wenige Puncte übereinstimmt. Zu den Differenzpuncten
gehört namentlich die schon früher von mir gelegentlich be-
kämpfte Meinung, dass der Olivinfels ein Eruptivgestein sei.
Daubree sagt in Bezug darauf: »Le peridot, quoiqiie rSpute in-
fmihle ou tres peu fusible fond ä la haute tempdrature ä la
' quelle on op^rait. II se convertit alors en une masse verte trans-
lucide, r^couverte de cristaux de peridot et entierement cristal-
line ä l'interieur Sa structure est souvent lamellaire, comme
Celle du peridot des scories. Le peridot contraste donc, par sa
consistance avec le peridot granulaire et peu coherent, que ren-
ferment ordinairement les roches basaltiques,
La Iherzolite fond encore plus facilement que le peridot
Experiences synthetiques relatives aux Meteorites. Comptes ren~
dus LXII, 1866. (Vergl. Jahrb. 1866, 738.)
Dieser Beschreibung entspricht ganz genau ein grosses Stück Chry-
solith, ganz frei von Einmengungen, welches ich vor Jahren in der Nephe-
linlava von Niedermendig auffand. Ich erwähne dieses Fundes hier nur, da-
mit Andere gelegentlich zusehen können , ob und unter welchen Verhält-
nissen sich ein solches Vorkommen wiederholt. Einen Schluss nach einem
solchen Stücke zu ziehen, halte ich nicht für gerechtfertigt.
172
et donne des masses qui reproduissent, ä s*y meprendre la röche
naturelle arec cetfe difference que l'on remarque ä la surface
el dans l'interieur des aiguilles denstaüie que Von ne distinguait
pas avant la fusion ßherzolite de Vicdessos et de Prades dans
les Pyrenees).
Certains peridots hasaltiques, melanges de pyroxem et d'en-
statite, offrent la plus grande ressemblance avec la Iherzolite et
se comportent de meme au feu (peridot de Beyssac, Haute Loire
et de Dreiser Weiher, dans tEifel).
Par l'addition d'une certaine quantite de silice on peut ä
volonte augrnenter la proportion du bisilicate ou enstatite et pro-
duire ces melanges qui forment le passage du peridot ä la Iher-
zolite.^'-
In einer Anmerkung fügt Daubree hinzu: »Le hasalte ne
parait pas avoir eu du moins en general. une temperature assez
elevee pour fondre les gros morceaux de peridot qui y etaient
empätes. Peut-etre a-t-il toutefois pu en dissoudre une partie
et donner ainsi naissance au cristaux nets , mais de petite di-
mension, qui y sont quelquefois dissemines.^'
Aus diesen Worten geht deutlich hervor, dass Daubree
gleichfalls die Olivinbrocken der Basalte für eingeschlossene Bruch-
stücke von Olivinfels * hält , wofür ausser den von mir beige-
brachten Beweisen Zirkel auch noch das Vorkommen von zer-
brochenen und durch Basaltsubstanz wiederverkittete Stücke des-
selben anführt, welche Erscheinung auch ich für wichtig halte.
Daubree weist auch aus ihrer Structur nach , dass sie nicht ge-
schmolzen worden sind. Es ist diess aber ohnehin nicht wahr-
scheinlich ; auch wenn man dem flüssigen Basalte eine höhere
Temperatur zuschreiben würde, als sie bei Laven beobachtet ist,
da die basische Beschaffenheit des Basaltmagmas eine Disposition
zur Auflösung von noch basischeren Gesteinen wohl ausschloss.
Vielleicht trifft man in sauren Laven (Trachyten etc ) aus dem
* Es ist mir ganz unverständlich, warum Laspeyres (deutsche geol. Ge-
sellschaft XVIII, 335) sie noch „Ausscheidungen" nennt, während er ihre
Identität mit dem Lherzolith selbst hervorhebt und andere Mineral-Aggregate
aus demselben Gesteine ganz richtig für „Einschlüsse" von Granit u. s. w.
erklärt. •
Petrographie II, S. 283.
173
Grunde keine Brocken von Otivinfels mehr, weil sie von diesen
zersetzt werden konnten.
Eine feuerflüssige Entstehung des primitiven Olivinfelses
wird durch den Umstand sehr unwahrscheinlich , dass eine weit
höhere Temperatur dabei vorausgesetzt werden müsste, als sie
bei Laven beobachtet ist, dass an den Rändern solcher Gesteine
Umwandlungen des Nebengesteins sich zeigen miissten , welche
an Intensität alle seither beobachtete ebenfalls weit übertreffen
raüssten, und dass namentlich bei kieselsäurereichen Nebengesteinen
jedenfalls eine grossartige Enstatitbildung an den Berührungsflächen
mit dem Olivinfels zur Beobachtung gekommen sein müsste.
Die Beschreibung aller Vorkommen in den Pyrenäen deutet aber
lediglich auf Entstehung auf chemisch-neptunischem Wege und
für die Olivinfels-Einlagerungen in krystallinischen Schiefern wird
man wohl eine Mitwirkung des Wassers ebensowenig ausschlies»
sen können, als bei diesen selbst.
Für die Überführung des Olivinfelses in Serpentin habe ich
noch einige Belege mitzutheilen, welche meine frühere Schilde-
rung zu ergänzen bestimmt sind. Die wichtigsten Stücke fand
ich in einer Suite aus Oberfranken auf, welche schon seit längerer
Zeit der academischen Sammlung gehört; sie waren durch einen
Zufall meiner Aufmerksamkeit entgangen. Der Fundort ist der
schon durch die ausgezeichneten, grossblättrigen Aggregate von
Bronzit bekannte »Peterlestein« bei Kupferberg.
In etwa 20 Stücken liegen nussgrosse bis kopfgrosse , von
allen Seiten von Serpentin umgebene und in diesen an den Rän-
dern unmerklich übergehende platte Brocken von Olivinfels, der
z. Th. an der den Atmosphärilien preisgegebenen Oberfläche zu
eisenschüssigen Massen verwittert ist, aus welchen Bronzit und
Picotitkörner unzersetzt hervorragen, z. Th. aber sich vollkommen
frisch, gelblichgrün, lebhaft glänzend und mit der ursprünglichen
Härte findet. Neben Bronzit und Picotit sind auch lauchgrüne,
durchsichtige Körnchen von Chromdiopsid in diesem frischen Ge-
steine sehr deutlich eingesprengt. Endlich tritt das Gelatiniren
des Pulvers nach Erwärmung mit Salzsäure sofort in charakte-
ristischer Weise ein.
Untersucht man den ansitzenden Serpentin von schmutzig
schwärzlichgrüner Farbe, der sich aber in dünnen Splittern durch-
174
scheinend und grüngelb darstellt, so gewahrt man in demselben
grössere Bronzitmassen , welche weder ihren Glanz noch ihre
Härte verloren haben und daher von dem Zersetzungs-Processe
nicht berührt worden sind , neben ihnen aber kleine perlmutter-
glänzende Talkblättchen , welche auch hier und da den Bronzit
parasitisch umgeben. Die kleineren Bronzitpartikelchen sind dem-
nach bereits umgewandelt. An anderen Stellen des gleichen
Berges kommen bekanntlich auch grössere Bronzit-Ausscheidun-
gen gänzlich in Phästin umgewandelt vor, den ich als ein Ge-
menge von Klinochlor und Talk in wechselnden Verhältnissen
ansehe. Klinochlor habe ich in grossen Blättern darin aufgefun-
den. Auf reine Stücke desselben bezieht sich v. Kobell's Ana-
lyse des Klinochlors von Leugast, während Tscheruiak * vor Kur-
zem einen sehr talkreichen Phästin untersucht hat, in welchem
Klinochlor nur in geringer Menge getrotfen wird.
Picotit erkennt man in dem Serpentin nur noch schwer und
Chromdiopsid nicht mehr; beide kommen aber sofort wieder
zum Vorschein, wenn der Serpentin einige Zeit mit erwärmter
Salzsäure gebeizt worden ist. Olivinkörner sind auch unter die-
sen Verhältnissen nicht mehr durch partielles Gelatiniren der Lö-
sung nachweisbar, also vollständig zersetzt.
Über die Art, in welcher die Serpentinbildung vor sich ging,
geben mehrere Stücke sehr schönen Aufschluss. Es ist nämlich
an einigen der Olivinfels nur von dünnen, dunkelgrünen, schil- "
lernden Chrysotiladern durchsetzt, welche sich nach verschiede-
nen Richtungen durchkreuzen und noch grosse Flächen von un-
zersetztem Olivinfels zwischen sich lassen, in anderen werden
jene Adern immer dicker und zahlreicher und schliessen zwischen
sich nussgrosse oder noch kleinere, an den Rändern bereits matt
und weich gewordene Reste von Olivinfels ein. Man sieht deut-
lich, dass die Serpentinbildung von den Zerklüftungsflächen des
Olivinfelses , von aussen nach innen , erfolgte und dass sie mit
dem Auftreten krystalliniscber Serpentinsubstanz (Chrysotil) be-
gonnen hat.
An solchen Stücken, wo nur dünne Chrysotiladern sich ge-
* Sitzungsber. d, k. Acad. d. Wissensch, zu Wien. Bd. LIIL Sep.-Abdr.
S. 6 fif.
175
bildet hatten, sind diese später einem neuen Zersetzungsprocesse
anheimgefallen, welcher zugleich eine sehr elegante Pseudomor-
phose darstellt, der Umwandlung in körniges Magneteisen. Ganze
Schnüre lassen in allen Stadien die Umbildung zu sehr feinen,
seidenglänzenden Fasern oder zu einer matten, weissen Masse *
bei gleichzeitigem Auftreten schwarzer Magneteisenkörnchen be-
merken, deren Menge immer mehr zunimmt und die schliesslich
für sich allein mit genauester Erhaltung der faserigen Structur
die Schnürchen bilden. Man wird diese Pseudomorphose, Mag-
neteisen nach Chrysotil, als Umwandlungs-Pseudomorphose
ansehen müssen, da der eisenreichste Chrysotil, und ein solcher
ist unserer nach seinen Löthrohrreactionen und seiner Farbe
ebenfalls, der von Zöblitz, nach C. Schmidt 10,03^ Eisenoxydul
enthält, während andere hinter dieser Zahl weit zurückbleiben.
Ebensowohl, wie in den Chrysotilschnüren findet vielfach auch
eine Magneteisen-Ausscheidung aus dem Serpentin selbst statt,
indem sich derselbe stellenweise gebleicht und mit unzähligen
feinen schwarzen Schnürchen und Ringen angefüllt zeigt, die
Magneteisen sind. Der Eisenoxydul-Gehalt des primitiven Oli-
vinfelses wird also schliesslich vollständig als Magneteisen ab-
geschieden und es ist leicht erklärlich, dass Serpentinkuppen
magnetisch und in einzelnen Fällen polar sind , wie der gleich-
falls in Oberfranken gelegene Haidberg bei Zell, welcher die Ver-
anlassung zu einer Abhandlung A. v. Humboldts ** gewesen ist,
die zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Dass
der Eisengehalt sich in unserem Falle als Magneteisen und nicht,
wie an so vielen anderen Orten , z. B. Kraubat in Steyermark,
Insel Unst, Baltimore, mit Thonerde, Magnesia und Chromoxyd
als Chromeisenstein ausgeschieden hat, dessen typische Varietät
ich überall nur secundär im Serpentin kenne, ist leicht zu be-
greifen, da im ursprünglichen Gesteine chromhaltige Mineralien,
Picotit und Chromdiopsid, nur in geringer Menge vorkommen.
Ein weiteres Beispiel gewährt ein mir von Gümbel zur Unter-
suchung mitgetheiltes Gestein von Gugelöd (Oberpfalz). In dem-
selben ist Olivin und Picotit ebenso deutlich zu erkennen, wie
* Dieselbe wird unter Abscheidung von sehr viel pulveriger Kieselsäure
durch Salzsäure zersetzt. Die Lösung enthält nur Magnesia
V. Moll's Jahrb. d. Berg- und Hüttenkunde 1798^ III, S. 301 ff.
t76
in dem Gesteine von Wallenfels in Nassau, Bronzit und Chrom-
diopsid habe ich nicht gesehen, aber auch nur ein Stück un-
tersucht.
Beide eben erwähnten Mineralien waren auch sehr deutlich
in einem gleichfalls von Gümbel eingesendeten Stücke von Gross-
senget erhalten, neben ihnen überdiess noch grosse Körner eines
malten fleischrothen Granats, welcher viel Magnesia, aber sehr
wenig Chrom enthielt und daher als chromarme Varietät des Py-
rops zu betrachten ist, wie solche auch von Delesse mit einge-
sprengtem Picotit aus Serpentin der Vogesen beschrieben wor-
den sind.
Enstatit, Picotit und Pyrop, beide letzteren nach dem Beizen
mit Salzsäure sehr deutlich , kommen auch in dem Serpentine
von Höfen im Schutterthale (bad. Schwarzwald) vor, wo ich 1861
mit Herrn Platz das anstehende Gestein dem Gneisse eingelagert
kennen lernte.
An mehreren neuen Fundorten, zu denen ich nach Daubree's
Angabe Baidissero in Piemont hinzufügen kann, ist demnach wie-
der die Entstehung Bronzit, Picotit, Chromdiopsid oder Pyrop füh-
render Serpentine aus Olivinfels bewiesen.
Ich habe absichtlich die Constatirung dieser Mineralien als
unerlässlich für die Ermittelung einer solchen Abstammung des
Serpentins bezeichnet, während Genth *, dem man so wichtige
Daten über diesen Gegenstand verdankt, es für wahrscheinlich
erklärte , dass alle Nickel und Chrom enthaltenden Serpentine
aus Olivinfels entstanden seien. In einem solchen Gehalte liegt
aber noch kein zwingender Beweis für die Sache. Nach Streng
enthält nämlich der Enslatit des in Serpentin übergehenden
Enstatitfelses von Harzburg geringe Mengen von Chromoxyd,
welches überdiess im Smaragdit, dem Hauptbestandtheile des so
oft (Wurlitz, Grossari) in Serpentin umgewandelten Smaragdit-
felses und auch im Omphacit des ebenfalls in denselben häufig
übergehenden Eklogits niemals fehlt.
Ausscheidungen von nickelhaltigem Magnetkiese darf man
aber fast charakteristisch für Serpentine nennen, welche aus
Hornblende-Gesteinen hervorgegangen sind, z. B. Wiersberg in
* SiLLiM. Amer. Journ. XXXIII, p. 202.
177
Oberfranken und Horbach im Schwarzwalde und sie kommen
auch in Serpentinen vor, welche aus Diabas entstanden, z. B.
auf der Grube Güte Gottes zu Nanzenbach bei Dillenburg. Es
ist wohl keine gewagte Vermuthung, dass die primitive Horn-
blende und resp. der Augit solcher Gesteine Nickel enthalten
müsse.
Wiirzburgj den 10. November 1S66.
Jahrljuch IÜ67.
12
Briefwechsel.
A. Mittheilungen an Professor G. Leonhard.
Moskau, den 28. December 1866.
In dem letzten Hefte des „Neuen Jahrbuchs für Mineralogie" 1866,
7. Heft, S. 866 ist ein Referat über einen Artikel Eichvvai.d's „die Neocom-
schichten Russlands" enthalten. Es wird darin gesagt, dass man in Folge
dieser Arbeit Eichwald's genöthigt sei , Neocom und Gault in den Schichten
bei Charaschowo anzuerkennen, da er in denselben das Vorkommen des
Pecten crassitesta, sowie des Itioceramus sulcattis und /. concentricus
nachgewiesen habe. Die Unterzeichneten protestiren mit aller Entschieden-
heit gegen diese Auffassung. Keines von den drei genannten Fossilien exi-
stirt in den erwähnten Jura-Schichten, und wenn Herr v. Eichwald ihr Vor-
kommen behauptet, so beruht diese Behauptung auf irriger Bestimmung oder
auf Selbsttäuschung. Eine ausführlichere Widerlegung des betreffenden Ar-
tikels V. Eichwald's wird für die Zeitschrift der deutschen geologischen Ge-
sellschaft vorbereitet.
H. Trautschold.
J. Auerbach.
Karlsruhe, den 6. Januar 1867.
Hiermit möchte ich Hinen mittheilen, dass es meinem Vater Franz
Joseph Würtenberger in Dettighofen, vor einiger Zeit gelungen ist, den -4m-
monites bimammatus Quenst. auch im Klettgauer w eissen Jura nachzuweisen.
Er zeigte sich in der von uns als Küssaburg-Schichten bezeichneten Abthei-
lung (Jahrb. i866, p. 608) , welche wir schon früher ihren übrigen Ein-
schlüssen zufolge als das Äquivalent von Oppel-s Zone des Amin, bimam-
matus betrachten mussten. Der Ort, wo mein Vater diese Species fand, ist
in der Umgebung der Küssaburg selbst; in den gelblichen Kalkbänken öst-
lich von der Ruine, aus welchen wir früher schon Ammonites cf. Arolicus
* Im Jahrb. i866, p. 570, 608 und 609 ist irrthümficli von Brüdern die Rede.
479
Opp., Amm. semifalcatus Opp., Ämm* tricristatus Opp., Amm. Pichleri Opp ,
Amm. Streichensis Opp. etc. kannten (vergl. unsere Abhandl. üb. d. Klettg.
weiss. Jur. in d. Verhandl. d. naturw. Ver. in Karlsruhe 1866, p. 31, Sep.-
Abdr. p. 23), zeigten sich mehrere wohlerhaltene Exemplare dieses Ammo-
nites bimammatus. Durch diesen Fund wird unsere früher schon ausge-
sprochene Ansicht, dass die Küssaburg-Schichten nur eine veränderte Facies
jener Ablagerungen seien, welche C. Mösch im Aargauer Jura als Schichten
des Hemicidaris cremtlaris unterscheidet, sehr bekräftigt; denn Amm. semi-
falcatus Opp., Amm. Streichensis Opp. und Amm. bimammatus Ocenst.,
welche für die Crenularis-Sc\i\Q\iien im Aargau so bezeichnend sind , ge-
hören jetzt ebenfalls zu den wichtigsten Leitmuscheln der Klettgauer Küssa-
burg-Schichten.
In den Klettgauer Hornbuck-Schichten , welche schon so viele bezeich-
nende Arten der Scyphien-Schichten an der Lochen lieferten, fand sich in
neuester Zeit bei Riedern ebenfalls der Ammonites eucyphus Opp., welchen
man bis jetzt nur von der Lochen kannte.
Leopold Würtenberger.
Saarbrücken, den 15. Jan. 1867.
Die Abhä'ndlung, welche ich Ihnen zu übersenden die Ehre hatte („Bei-
träge zur Kenntniss der Feldspalhbildung und Anwendung auf die Entstehung
von Quarztrachyt und Quarzporphyr." Haarlem, 1866), jetzt als Prets-
schrift von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften publicirt, liegt
nun Ihnen und dem geognostischen Publicum zur, wie ich hoffe, nachsich-
tigen Beurtheilung vor. Sie enthält eine weitere Ausführung und Ausdeh-
nung einer Reihe von optischen Feldspath-Untersuchungen, welche ich zwei
Jahre lang fortgesetzt und durch eine vorläufige Mittheilung der erhaltenen
Resultate in der Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1865, S. 435 bereits
zum Theil der Öffentlichkeit übergeben hatte. Hiezu tritt eine Anwendung
der gewonnenen optischen Resultate auf die Theorie der Entstehung gewisser
krystallinischer Gesteine, wofür Quarzporphyr und Quarztrachyt gewählt wur-
den, so dass die ganze Arbeit in zwei Theile zerfällt, wie auch schon der
Titel andeutet. Zunächst dürfte der erste Theil Ihr Hauptinteresse verdienen,
wenn die Abhandlung überhaupt des allgemeinen Interesses würdig sein
sollte. Die hier niitgelheilten Untersuchungen, welche zwar mit geringen
Hilfsmitteln ausgeführt werden mussten, haben doch einen nicht ganz kleinen
Umfang-, sie basiren auf der zuerst von Descloizeaux mitgetheilten Thatsache,
dass die optischen Axen des rechtwinkligen Feldspaths durch Glühen Ver-
änderungen erleiden, so dass man hienach durch Beobachtung der Lage der
optischen Axen zur Beurtheilung darüber gelangen könnte, ob ein Feldspath
seit seinem Festwerden geglüht habe oder nicht. Es wurden die verschie-
densten mir zugänglichen Vorkommnisse von Feldspath untersucht und ich
habe dazu wohl über 200 Schliffe anfertigen müssen, und d^üinoch bleiben
noch auszufüllende Lücken übrig. - Bei dem Versuche, diese Beobachtungen
12
180
auf die Erklärung der Entstehung obiger krystallinischer Gesteine anzuwen-
den 5 ist es wohl selbstverständlich , dass auch alle anderen Verhältnisse,
welche hiefür von Wichtigkeit sind, berücksichtigt wurden und sich also den
obigen Beobachtungen noch manche andere anreihen, so z. B. mikroskopische,
Bestimmungen von specifischem Gewicht etc., worauf ich natürlich , da die
Arbeit Ihnen selbst vorliegt, nur zu verweisen brauche. — Möchten jene
Blätter von einem glücklichen Winde zu allen Freunden der Geologie ge-
tragen und von ihnen willkommen geheissen werden !
Dr. E. Weiss.
B. Mittheilungen an Professor H. B. Geinitz.
Herrn Prof. Mabcou verdanken wir nachfolgenden Auszug eines Briefes
von L. Agassiz, welcher mit Bemerkungen des Ersteren in dem Bulletin de
la Soc. ge'ol. de France veröffentlicht werden soll.
Museum of Comparative Zooloyg, at Harward College.
Cambridge, Mass., den 4. Nov. 1866.
Das ganze grosse Thal des Amazonenstromes ist von einer Art Löss ein-
genommen, worin man 3 Etagen unterscheidet. Die tiefste derselben be-
steht aus einem blätterigen Thone von geringer Mächtigkeit, worauf die be-
deutendste Ablagerung ruhet, welche aus einem mehr oder weniger groben
Sande besteht, der oft durch Eisenoxyd zu einem ziemlich harten Gesteine
verkittet ist, auf welchem noch ein ockeriger Lehm liegt.
Es sind diess dieselben Gesteine, die A v. Humboldt als „vieiix gres
rouge*^ des Orenoco-Thales beschrieben hat. Etwas anderes, als diese Gesteins-
bildungen, ist in dem ganzen Thale bis zum Feron und in der ganzen Breite
des Bassins nicht zu finden. Ich habe diess verfolgt bis zum Zusammen-
flüsse des Rio Branco mit dem Rio Negro, so dass ich von der Identität dieser
Ablagerungen mit jenen von A. v. Humboldt beschriebenen vollständig über-
zeugt bin.
Im Bassin des Amazonenstromes gibt es nur wenige Alluvialbildungen,
es sind diess nur einige niedrige Inseln.
In diesem Löss, welcher bisweilen mehrere hundert Fuss, bei dem
Berge Monte Alegre sogar gegen 1000 Fuss Mächtigkeit erreicht, hat der
Amazonenstrom sein Bett ausgehöhlt.
Die Wegspülungen in dem ganzen Thale sind sehr bedeutend gewesen
und an den Küsten tritt das Meer noch täglich über diese Ablagerungen hin-
weg. Schon hat der Ocean einen Streifen von 2 — 300 Meilen Breite davon
weggespült.
Man findet keine Spur von tertiären Ablagerungen, dagegen breitet sich
die Kreide längs des südlichen Bassinrandes in der Provinz Ceara und an
den Ufern des Hohen-Purus aus. Ich besitze von dort Knochen des Mosa-
iSi
saurus und Reste von Fischen, welche denen von iMaestricht sehr ähnlich
sind.
Louis Agassiz.
Paris, den 7. December 1866.
Diese Beobachtungen von Agassiz verändern einiger Maassen raeine geo-
logische Karte der Erde, sie verändern aber weit mehr die von Haidinger
und FöTTERLE veröffentlichte Karte von Südamerika.
Jules Marcou,
Prag, den 30. Dec. 1866.
Ihre Arbeit über die Vertretung des takonischen Systemes in
Deutschland hat mich angenehm überrascht. Da die Wurzbacher Schiefer
so prachtvolle Abdrücke von Anneliden enthalten, so darf man hoffen, dass
man auch in einigen Schichten derselben Spuren von Trilobiten dort auffin-
den wird, was diese schönen Entdeckungen ergänzen würde.
Ich bin in diesem Augenblicke mit einer Tafel beschäftiget, welche alle
Fossilien darstellen wird, welche Professor Wirth in den Schiefern von
Hof aufgefunden hat. Dieselben bilden eine l bergangsstufe zwischen der
Primordialfauna und der zweiten Fauna, wobei die erstere jedoch vorwaltet.
Auf alle Fälle zeigt diese Fauna von Hof den engen Zusammenhang zwi-
schen der primordialen und der zweiten Fauna, welcher nicht gestattet, die-
sen in zwei verschiedene geologische Systeme zu stellen.
Es scheint, dass der Horizont der Wurzbacher Schiefer, oder des tako-
nischen Systems, von jenen der Hofer Schichten nicht entfernt liege.
Ich habe meine Ansichten über das lakonische System schon in meiner
Abhandlung vom Jahre 1861 ausgesprochen. —
In einigen Wochen wird die erste Textlieferung zu meinen Cephalopoden
erscheinen, wozu die letzten Blätter im Laufe des Januar gedruckt werden
sollen. Dieselbe umfasst gegen 90 Bogen mit mehr als 700 Seiten.
J. Barrande.
Neue Literatur.
(Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein derenTitel
beigesetztes y><.)
Jl* Bücher.
1866.
Dr. C. J. Anürae: Vorweltliche Pflanzen aus dem Steinkohlen-Gebirge der
Preussischen Rheinlande und Westphalens. 2. Hft. Bonn. 4*^. S. 19-34,
Taf. 6-10 X
W. Benecke: Geognostisch-paläontologische Beiträge; herausge-
geben unter Mitwirkung von U. Schlönbach in Salzgitter und W. Waagen
in München. Erster Band. II. Heft. Enthaltend: über die Zone des
Ammonifes tra tisve rs arius , von A. Oppel, beendet und heraus-
gegeben von W. Waagen; zur Fauna der Ilallstädter Kalke von
A. V. DiTTMAR. München, gr. 8^. S. 210-397, Taf. 12-20. X
Arnold Boscowitz: les Volcans et les tremblements de terre illu-
stre de 16 gravures tire'es en couleur , et de 40 compositions sttr
bois par Eugene Ciceri. Paris. 8*^. 604 p.
A. Breithaupt: über einige der wichtigsten Fortschritte in der Mineralogie
seil 100 Jahren. (Aus d. 2. Bde. der Bergaoadem. Festschrift Frei-
berg. 12 S. X
A. Brezina: über eine neue Modification des KoBELL'schen Stauro-
skopes und des NöRREMBERG'schen P o 1 a r i s a t i o n s - M i k ro s k o p e s.
Mit 1 Taf. (Sep.-Abdr. a. Poggenü. Ann. CXXIII.) X
E. Desor: die Pfahlbauten des Neuen burger See"s Mit 117 in den
Text eingedruckten Holzschnitten, gezeichnet von L. Favre. Deutsch
bearbeitet von Fb. Mayer. Frankfurt a. M. 8". 156 S.
Chr. R. d'Elvert: Zur Geschichte des Bergbaues und Hüttenwesens in Mäh-
ren und Österr. Schlesien. Brünn. 8°. 438 S.
A. Erdmann: Sueriges Geologiska Undersökning. No. 19-21. Erläuterungen
zu den Sectionen Ramnäs, Wargarda und Ulricehamn. Stockholm. 8°.
L. R. v. Fellenberg: Analysen einiger neuer Mineralien. Bern. 8^. 14 S. X
C. W. Gümbel: über neue Fundstellen von Gosauschichten und Vilser-Kalk
183
bei Reichenhall. (Sitziingsb. d. k. Ac. d. Wissensch, in München. II.
p. 157-192.) X
W. R. V Haidinger : der Meteorsteinfall am 9. Juni 1S66 bei Knyahinya.
(LIV. Bd. d. Sitzb. d. U. Ac. d. Wiss. II. Abth. October.) X
¥. Hilgendorf: Planorbis multiformis im Steinheime r Süsswas-
serkalk. Ein Beispiel von Gestaltveränderung im Laufe der Zeit.
(Monatsb. d. K. Ac. d. Wiss. zu Berlin. S. 474-504, 1 Taf.) X
C. F. Naumann: Lehrbuch der Geognosie. Dritter Band. Erste Liefe-
rung. (Bog 1-12.) Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Leip-
zig. 8». S. 192. X
C. F. Naumann: Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bassins im Königreiche
Sachsen. 2 Sectionen im Massstabe 757,600 d. nat. Gr. Leipzig. X
P ale'ont ologie franpaise. Terrain cretace. Livr. 21. Tome VII.
Echinides. Paris. 8^.
L. Rütimeyer: über Art und Race des zahmen europäischen Rin-
des. (Bes.-Abdr. a. d. Archiv f. Anthropologie. Heft II.) Braunschweig.
4«. S. 34. X
G. Tschermak : über den Silberkies. (Sond.-Abdr. a. d. Sitz.-Ber. d. kais.
Acad. d. Wissensch. LIV, S. 9, 1 Taf.) X
Ch. E. Weiss: Beiträge zur Kenntniss der Feldspath - Bildung
und Anwendung auf die Entstehung von Quarztrachyt und Quarzporphyr.
Eine von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem
am 19. Mai gekrönte Preisschrift, Mit 2 Tafeln. Haarlem 4. S. 167, X
T. C. Winklbr: Musee Teyler. 5. livr, Harlem. 8^ p. 483-608. X
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Gehalt an festen Bestandtheilen : 299-308.
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1866, No. 15-16; 98. Bd., S. 385-508.
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Notizen: Adamin: 508.
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•41menium : 21-33.
Notizen. Über phosphorsauren Kalk von Estremadura und über Äpatit-Kry-
stalle von Jumilla. die zur Darstellung von Cer. Lanthan und Didym die-
nen könnten: 50; über natürliche und künstliche Bildung von krystal-
lisirtem Kohlenstoff: 62; Kainit und Kieserit von Slassfurt: 63.
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1866, Jahrg. XXV, Nro. 47-52; S. 397-460.
H. Beck: die Silberminen von Potosi : 399-401.
Kleinschmidt: Braunkohlen-Formation des Westerwaldes : 401-403.
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Schweden: 405-409: 417-420: 425-430: 442-447: 449-454.
C. Simon: Kupfer- und Bleierz-Ablagerungen im Buntsandsteine und Vogesen-
sandsteine der Umgegend von Saarlouis und St. Avold: 412-415; 421-423:
430-433: 440-441.
4) Verhandlungen der r u s s i s c h - k a i s e r 1 i c h e n mineralogischen
Gesellschaft zu St. Petersburg. Petersburg. 8^. [Jb. /^^^, 585.]
1866, zweite Serie. Erster Band. (Mit 6 Tafeln,) S. 1-366.
E. Hoffmann: ?lesites, eine neue Gattung der Crinoideen: 1-6.
N. V, KoKscHARow: über das Krystall-System und die Winkel des Sylvanits:
6-19.
— — Resultate genauer Messungen einiger Mineralien (^Phosgenil. Chry-
solith, Nephelin, Dioptas;) : 19-33.
Herzog N. v. Lülchtenberg : über den Leuchtenbcrgit : 33-39.
N. v. KoKscuAROw : Untersuchung der Pyroxen-Krystalle von russischen und
ausländischen Fundorten : 39-97.
W, V. Haidinger : die geologische Reichsanstalt in Wien im Jahre 1863 :
97-104.
N. Iwanow: chemische Untersuchung der Umbra-ähnlichen Mineral-Farhen
aus dem Gouvernement Twer : 104-111.
N. V. KoKsCHARow : Resultate genauer Messungen der Cöleslin-Krystalle aus
Sicilien: 111-113,
N. Kulibik: geognostische Skizze des Gouvernements Tambow : 113-147.
Maskelyne: über die Krystall-Gestalt des Kupferoxyds: 147-151.
F. Pisihewsky: geognostischer Überblick der Relationen des Laurenlinischcn
Systems im Gouvern. Wiborg: 151-210.
Zeischnbr: über das Alter der Grauwackeschiefer und der braunlichgrauen
185
Kalksteine von Swietitomasz bei Bodzentyn im Kielcer Übergangsgebirge:
210-217.
F. Schmidt: über Tijestes verrucosus Eichw. und Cephalaspis Schrenkii
Fand, nebst einer Einleitung über das Vorkommen silurischer Fiscbreste
auf der Insel Oesel : 217-251.
Bericht über den bei dem Dorfe Dolgowolia. Gouv. Wolinsk, gefallenen Me-
teorstein: 251-256.
N. V. KoKsCHAROw : Bemerkungen über den Klinochlor vom Zillerthal und
Glimmer vom Vesuv in Folge einer Abhandlung von Hessknberg: 256-264.
Protocolle der Sitzungen der K. mineralogischen Gesellschuft zu St. Peters-
burg in den Jahren 1864 und 1865: 264-366.
5) Erman: Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland.
Berlin. 8». [Jb. 1866, 815.J
XXV, 2, S. 175-348.
A. Erman: über Bestimmungen der Meerestiefen: 196-197.
Die Lagerungs-Verhäknisse auf der Insel Kotlin am Ausflusse der IVewa :
197-202.
Über die neueste Auffindung eines Mammuth-Körpers in Sibirien: 202-210.'
Erloschene Vuicane in Mandjnrien: 210-212.
Vulcanische Erscheinungen auf dem Streichungskreise der Rocky mouniains
in Asien und Amerika: 212-214.
Über die Naphtha-Vorkommen am Kaukasus und in dessen Umgebung: 214-229.
Beobachtungen und Bemerkungen über das Gold-Vorkommen in den Be-
sitzungen der Russisch-Amerikanischen Compagnie. nach dem Bussischen
von P. Doroschin: 229-238.
Analyse einer Kupferschlacke aus Chorasan und Retrachtungen über einen
vermeintlichen Mittelpunct der vulcanischen Thätigkeit in diesem Lande,
nach dem Russischen von Ä. Goebel: 307-320.
A. V. Sass : Untersuchungen über die Niveau-Verschiedenheit des Wasser-
spiegels der Ostsee: 320-348.
6) Bulletin de la s o ci et e geo l o gi q u e de France, [2.] Paris. S^.
jJb. 186r, 91.]
1863-1866, XXIII, f. 42-51, pg. 657-811.
Hamy: über eine neue Art von Ischuodus (Schluss): 657-658
CoRNUEL : Beschreibung fossi-ler Fichtenzapfen, aufgefunden in der Neocom-
Formation des Pariser Beckens (pl. XII) : 658-675.
Ed Lartet : über zv^^ei neue fossile Sirenen aus dem Terliarbecken der (ia-
ronne (pl. XIII): 675-686.
Peron: über die geologischen Verhältnisse der Umgegend von Anmale (Al-
gier): 686-719-
L. Lartet: Untersuchungen über den Salzgehalt des Todten Meeres: 719-760.
TovRNOueB: über neue fossile Sirenen aus der Gegend von Sos: 760-763.
i86
TouRHoueR : über die Auffindung Säugethiere enthaltender Tertiär-Ablagerun-
gen durch CoMBF.s im Dep. Lot-et-Garonne : 763-764.
JIercry: über Kreide-Ablagerungen zwischen Bethune und Bresle: 764-769.
TouRNOieR : Tertiär- Ablagerungen im oberen Saone-Thale : 769-805.
Angelegenheiten der Gesellschaft: 805-811.
7) V Institut. I. Sect. Sciences mathe'matiques . physiques et natu-
relles. Paris. 8'-\ [Jb. 1S66, 818.j
1S66, 13. Juin— 29. Aout, No. 1693-1704, XXXIV. pg. 185-280.
Daubree: über den Meteorstein-Fall bei St. Desmin im Aube-Dep. am 30. Mai
1S66: 211-212.
Lartkt und Terreil: Analyse des Wassers vom Todten Meer: 212-213.
Malaise: Alter des Menschengeschlechtes: 229-231.
DupoM, VA>- Beneden und Omaliis d'Halloy: über die Quartär-Formation der
Provinz Naraur : 244-245.
8) Nouvelles Irchiv es du J^luse'um d'histoire natu r eile pu-
bliees par Ics professeurs - administraieurs de cet etablissement.
Paris. 40. [Jb. 1S66, 713.]
1866, tome II: fasc. 3: pg. 177-2s8.
(Mehls Einschlägiges )
9) Annales de Chimie et de Pkysique. [4.] Paris. 8^. [ih. 1866,
819.]
1866. Juin— Aout: VIII.. pg. 129-512.
' Sept.; IX, p. 1-128.
Octob.: IX, pg. 129-256.
Marignac: Untersuchungen über die Verbindungen des Tantals: 249-256.
10) Bibliotheque universelle de Geneve. B. Archives des Scien-
ces physiques et naturelles. Geneve. 8*^. [Jb. 1866, 818. j
No. 104. Acut. XX VI, pg. 481-640.
E. Plantamolr; meteorologische Resultate des J. 1865 für Genf und den
Grossen St. Bernhard :
>'o. 105-106, Sept. — Octob., XXVII, pg. 1-320.
Versammlung der Schweizer Gesellschaft für Naturwissenschaften zu Neuf-
chatel vom 22.-24. Aug. 1866: 137-168.
E. Desor: die Phasen der vorhistorischen Epoche: 296-307.
11) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Maga-
zine and Journal of Science. London. 8*^. [Jb. 75^^, 819.]
1866, July— Sept.: No. 213-215, pg. 1-240.
187
D. FoRBEs: Untersuchung südamerikanischer Mineralien: 135-145.
S. Haughton: mineralogische Notizen: 227-230.
Geologische Gesellschaft. Holland: Geologie des Sinai n. s. w. —
Dawson: über von Würmern herrührende Höhlungen u. s. \v. : 152-155 und
230-234. *
12) The Quarterltj Journal of the Geological Society. Lon-
don. 80. [Jb. 1866, 819 ]
1866, XXII, Novb., No. 88; A. p. 391-639; B. p. 25-30.
BoYD Davvkins : über den fossilen britischen Ochsen; Bos urus: 391-402.
Hughes: über die Vereinigung des Thanet-Sand und der Kreide, sowie über
die Sandgate-Schichten und den Kentisch Rag: 402-404.
Whitakbr: über die unteren Londoner Tertiär-Schichten von Kent (pl.XXII):
404-435.
Kerne: über Erdöl und Kohlen führende Gebilde bei Colley Creek , Liver-
pool in Neu Südwales: 435-439.
Clarke: Vorkommen und geologischer Horizont Erdöl führender Schichten in
Neu Südwales: 439-448.
Baüermann : die Kupfergruben des Staates Michigan: 448-463.
Tylkr: über den Zeitraum, welcher zwischen der Bjldung der Sand- Ablage-
rungen in den unteren und oberen Theilen der Thäler in England und
Frankreich liegt: 463-468.
Egerton: neue Species von Acantliodes aus dem Kohlenschiefer von Longton
(pl. XXIII): 468-470.
H. Seeley: Gruss- und Sand-Ablagerungen von Fenland : 470-480.
Harknbss und Nicholson: über die Geologie des Coldale-Thalcs nebst einer
Notiz von Salter über zwei neue Trilobiten: 480-488.
— — untere Silurgesteine der Insel Man: 488-491.
Holland: Geologie des Sinai: 491-493.
H. VVoodward: über den ältesten britischen Krebi , Palaeinachus tongipes,
aus dem „forest marble" bei Malmesbury in Wiltshire (pl. XXIV, fig. 1):
493- 494.
— — über Species des Geschlechtes Eryon Desm. aus dem Lias und Oo-
lith Englands und Bayerns (pl. XXIV, fig. 2-4 und pl. XXV, fig. 1-3):
494- 503.
■— — über ein neues Krnster-Geschlecht aus den MotFat-Schiefern (Llan-
deilo-Platten) von Dumfriesshire (pl. XXV, fig. 4-7): 503-505.
Plant: Entdeckung primordialer Fossilien in den l .inguta-V\nl\,(in bei der
Grube Tyddyngwladis : 505-506.
Ha^rkness: raetamorphische und Fossilien führende (icsteine der Grafschaft
Galway: 506-513.
Geikie: metamorphische untere Silurgesteine von Carrick in Ayrshire: 513-534.
Williamson: Chii^otlieiium-F'dhnen im Keupersandstein von Daresbury, Che-
shire: 534-535.
* Die nämlichen Mittheilungeu wie unten im Quartcrly Journal.
D. R.
188
Pike: merkwürdige Verwerfungen in dfr Penhalls Grube : 535-538.
Wood: über die Structur des rothen Crag: 538-553.
Bristow : angebliche Reste des Crag in der Gegend von Folkestone: 553.
0. Fisher: über den „Warp" (oder „tcaiy of the drift^^), sein nuithmass-
licbes Alter und Zusammenhang mit den letzten geologischen Vorgänge« :
553-565.
Salter: Faults in den Drift Ablagerungen von Hitchin. Herls: 565-567.
Flower : im Thale des Ouse-Flüsschens bei Thctford aufgefundene Kieselge-
räthe: 567.
Wilson: Geologie der Küste von Ecuador und über das Alter des Menschen-
geschlechtes daselbst: 567-570.
Guppy: über Tertiär-Formationen in Westindien, nebst Notizen von Wood-
ward über eine neue Species von Ranina aus tertiären Schichten von
Trinidad und von Jones über ISummuUna (pl. XXVI): 570-593.
Neald : Entdeckung neuer. Gold führender Ablagerungen im Districte von
E.smeraldas, Ecuador: 593-594.
Leith-Adams: fossile Schildkröten in den Knochen-Höhlen von Malta; 594-595.
— — Entdeckung von Halitherium-Resten in miocänen Ablagerungen auf
Malta: 595-596.
YouNG: über Chondrosfens und über einige neue Fische aus der Steinkohlen-
Formation : 596-608.
Dawson: über angeblich von Würmern herrührende Höhlungen in den Lau-
rentinischen Gesteinen von Canada: 608-610.
Geschenke an die Bibliothek: 610-639.
13; Selby. Babington, Gray and Francis : The Annais and Magazine of
natural history, including Zoology. Botang and Geologg. London,
8^ [Jb. 1867, 95.}-
1866, XVIII. No. 107-108. pg. 345-504.
Fr. M Coy: über einige neue Species von Volitta aus den Tertiär-Ablage-
rungen von Melburne: 375-381.
Walker: über Phosphorit führende Ablagerungen im unleren Grünsand von
Bedfordshire (pl. XIII): 381-387.
E. Strss : über die Existenz von Hgalonema in fossilem Zustande: 401-405.
Owen: über Nototherium Mitchellii (pl. XVI): 475-477.
i4) S. HAüGHTor< : The Dublin Quarte rly Journal of Science
Dublin. 8«. [Jb. 1866, 715.]
July ; No. XXIII, pg. 159-234.
Kinaban: Bemerkungen über die blätterige Structur des Gneiss und der Schiefer
von Yar-Connaught (pl. IV): 185-187.
Stacpoole Westropp : über ein Trappgestein bei Bray Head. Grafsch. Wick-
lovv: 187-189.
189
W. Harte: Vorkommen von „Kjökkenmöddings" in der Grafsch. Doncgal :
189-193.
— — gewundene Granitlagon in der Grafsch. Donegal: 193-195.
BooKEY Brownrigg: Bemerkungen über einen Theil des Kohlenfeldes von
Leinster und daselbst vorkommende organische Reste: 195-197.
Barry: submarine Erdbeben und Vulcane: 197-204.
Beete Jukbs: weitere Bemerkungen über die Classification der Gesteine des
11. Devonshire: 204-209.
15) H. Woodward: The G eolo gical Magazine. London. 8''. [Jb.
95.]
1866, No. 30, December pg. 529-584,
J. Geikie: über den metamorphischen Ursprung gewisser granitischer Gesteine
und Granite in den südlichen Schottischen Hochländern: 529.
"W. Carruthers : über einige fossile Coniferenfrüchte (PI. 20 und 21): 534.
Dr. 0. Fraas: die vorhistorischen Wohnsitze w^ährend der Rennthier-Epoche
in Süddeutschland: 546.
W. B. Clarkk : Bemerkungen über die Geologie von Westauslralien : 551.
Neue Litteraiur: 556-563.
Geologische Gesellschaften: 563-570.
Briefwechsel un^j Miscellen: 570-576.
16) Journal of the R. G eolo gic al Society of Ireland. Vol. I.
Part. II. 1865—1866. London, Dublin, Edinburgh. [Jb. 1866, 589.)
1866. 80. pg. 103-190. —
J. B. JüKEs : Vergleiche zwischen den Gesteinen des südwestlichen Irland
mit denen von Nord-Devon und der preussischen Rheinprovinz in der
Umgebung von Coblenz : 103-143.
W. Harte: über gebogene Granitschichten in der Grafschaft von Donegal:
144.
W. B. Brownrigg: Bemerkungen über einen Theil des Leinster Steinkohlen-
feldes: 145.
G. M. Kinahan: über die blätterige Structur des Gneisses und Schiefers von
Yar Connaught: 147.
W. H. Stacpoole Wrstropp : über ein Trappgestein bei Bray Head, Cy. Wiek-
low: 149.
Ä. Carte: über benagte Knochen des Cerviis megaceros von Lough Gur, Cy.
Limerick : 151.
W. Harte: über das Vorkommen von Kjökkenmöddings in der Grafschaft Do-
negal :
Jahresbericht u. s. w. : 158,
190
17) B. SiLLiMAN a. J. D. D.4NA: the American Journal of science
and arts, Newhaven. 8^ [Jb. 186T, 96.]
1866, November, XLII, No. 126, p. 293-444.
E. W. Evans: über die ölproducirende Aufrichtung von West-Yirginien :
334-343.
E. W. Hilgard: Bemerkungen über die Drift der westlichen und südlichen
Staaten und ihre Beziehung zu der Gletscher- und Eistheorie: 343-347.
Ch. ü. Sheparu : Neuer Fund von Meteoreisen in Cohahuila, N. -Mexico :
347-350.
Ch. A. Goessm.4nn: Beitrag zur Chemie der Mineralquellen von Onondaga,
N.-York: 368-375.
J. D. Dana: über die mögliche Identität des Turnerit und Monazit: 420.
WuRTz: Grahamit, ein pechschwarzes Albertit-artiges Mineral von Virginien:
420.
Wöhlbr: Laurit = 12 (Ru.S.^) + OsS^: 422 u. a. Miscellen.
Auszüge.
A. Mineralogie^ Krystallographie^ Mineralchemie.
N. V. KoKSCHARow: über den Kupfferit. {Bull, de V Acad. imp. des
Sciences de St. Petersbourg, tome VII, pg. 172—176.) Bereits vor einigen
Jahren legte N. v. Kokscharow der kais. Academie der Wissenschaften zu
St. Petersburg einen Krystail vor, der in einer aus körnigem Kalk und Gra-
phit bestehenden Masse eingewachsen war, aus Transbaikalien stammte und
sich besonders durch seine smaragdgrüne Farbe auszeichnete. Diess
Mineral ergab sich als eine neue Art der Äraphibol-Gruppe und darf keines-
wegs mit dem sog. Smaragdit verwechselt werden, welcher bekanntlich eine
Verwachsung von zwei verschiedenen Mineralien, von Amphibol und Pyroxen
ist. Da bereits Lelievre und Vauquelin im Smaragdit Chrom nachwiesen
und da der Kupfferit sich ebenfalls durch Chrom-Gehalt auszeichnet, so er-
gibt sich, dass der Smaragdit aus chromhaltigem Amphibol oder
Kupfferit und aus chromhaltigem Pyroxen besteht. Der von N. v.
Kokscharow (zu Ehren des Krystallographen Kupffer) vorgeschlagene Name
hat bereits Eingang in die Wissenschaft gefunden, indem bei Veröffentlichung
einer Analyse des uralischen, chromhaltigen Amphibols Hermann denselben
unter dem Namen Kupfferit aufführte Bisher war das Mineral nur in
Transbaikalien und im Ilmengebirge bekannt; im Sommer 1866 gelang es
N. V. Kokscharow auch solches in körnigem Kalk im Lande der uralischen
Kosaken in der Nähe des Flusses Sanarka aufzufinden. Es folgt nun eine
kurze Beschreibung des KupfFerit von den genannten drei Fundorten. —
1) Kupfferit aus Transbaikalien. Kommt in Krystallen von 12 Millim.
Länge und 6 Millim. Breite vor, die mit Graphit in körnigem Kalk einge-
wachsen sind. Das klinorhombische Prisma zeigt den Winkel von 124^30';
an den Enden sind die Krystalle abgebrochen. Spaltbarkeit prismatisch.
H. = 5,5. Sehr schöne smaragdgrüne Farbe. Glasglanz, stark durchschei-
nend. Chrom Gehalt wurde durch A. v. Volborth nachgewiesen. — 2) Kupf-
ferit aus dem Lande der uralischen Kosaken. Hier findet sich
das Mineral in den, dem Baron Kotz gehörigen Goldseifen in ziemlich grossen
bis etwa 15 Millim. langen, an den Enden abgebrochenen Kryslallen in
192
weissen, körnigen Kalk eingewachsen. Die Farbe nicht so intensiv wie die des
Kupffrrits aus Transbaikalien. — 3) Kupfferit aus dem 1 1 m en g e b i r ge.
Bereits von Hermann beschrieben. Aggregate prismalischer, in Granit einge-
wachsener Krystalle; XP ~ 124<'I5' nach Hermann. Spaltbar: prismatisch.
Im frischen Zustande besitzen die Krystalle eine schöne smaragdgrüne Farbe,
die sich jedoch beim Zutritt der Luft verändert und bräunlich wird. Nach
Hermann ist die chemische Zusammensetzung folgende:
Kieselsäure 57,46
Magnesia .10,88
Kalkerde 2,93
Alkalien Spur
Eisenoxydul 6,05
Chromoxyd 1,21
Nickeloxyd 0,65
Glühverlust 0,81
99,99.
V. V. Zepharovich: über den Wulfenit von Pribram. (Aus dem
LIV. Bde. d. Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wissensch. 1. Abth. Juli-Heft.)
Auf dem Schwarzgriibner Gange zu Pribram ist neuerdings Wulfenit in schö-
nen Krystallen vorgekommen, an welchen von Zepharovich die bisher nicht
bekannten Prismen XPVs und OOPVs beobachtete. Aus den Messungen,
die derselbe anführt, ergibt sich aus 20 Beobachtungen für die .\littelkante
von P = 131^43'38", ein Resultat, welches der Angabe Dauber's für den
Bleiberger Wulfenit sehr nahe kommt. Beachtenswerth ist die Thatsache,
dass, wo die Krystalle mit dem Gesteine verwachsen sind, bedeutende Win-
kelabweichungen stattfinden, Störungen, die v. Zepharovich bereits am Ve-
suvian wahrnahm und wohl durch die Attractiv-Kraft der Masse bedingt sind.
So gering die Zahl der auftretet)den Formen, so mannigfaltig ist die Gestal-
tung der Krystalle des Wulfenit: bald pyramidal, bald tafelartig, bald hemi-
morph, indem an einem Ende die Flächen der Pyramide, am anderen die
Basis vorhanden. Die oktogonalen i^rismen erscheinen vollflächig oder he-
miedrisch als Tritoprismen. — t'ber die paragenetischen Verhältnisse des
Wulfenit von Pribram theilt v. ZEpnAROvicn interessante Bemerkungen mit.
Bei dem schönsten Exemplare lagert auf rissiger Blende, die Bleiglanz-Par-
tien enthält und von Siderit-Adern durchzogen ist, röthlichweisser Dolomit,
Drusen krummflächiger Rhomboeder bildend: darüber folgen Siderit-Linsen
und graue Wulfenit-Krystalle und als jüngste Bildung sind Pyrit-Kryställchen
aufgestreut. Neuerdings hat man zum ersten Male Wulfenit unmittelbar auf
Blende angetroffen: die in hohem Grade brüchige Strahlenblende, von Pyrit
oder Bleiglanz-Theilchen durchsetzt, ist auf ihrer nierenförmigen Oberfläche
mit kleinen tafelförmigen Krystallen von Wulfenit bedeckt. Auch in den
Sprüngen der Blende haben sich Wulfenite angesiedelt: die Erweiterung der
Klüfte bei fortgeschrittener Entwickelung der Wulfenite ist deutlich zu er-
kennen, es wurden Blende-Splitter abgelöst und von Wulfenit-Tafeln um-
schlossen.
193
Sheparü: Hagemannit, ein neues Mineral vom Arksut-Fjord
in Grönland. (Silliman, American Journ. XLII, No. 125, pg. 246—247.)
Das Mineral bildet feine Schnüre und Streifen zwischen weissem Kryolith,
welche eine Dicke von Vg bis V2 Zoll erreichen. Es ist nicht schwer zer-
brechlich, hat ebenen Bruch, H. = 3,0 3,5. G. 2,59-2,60. Farbe wachs-
bis ockergelb, zuweilen etwas in's Grünliche; Strich heller. Undurchsichtig.
Decrepitirt stark; gibt im Kolben Wasser. Chemische Zusammensetzung nach
G, Hagem ANN:
Aluminium ...... 12,06
Eisen 5)96
Calcium H,18
Magnesium 2,30
Natrium ....... 8,45
Silicium 7,79
Fluor 40,30
Unlösliches 1,08
Wasser 10,44
99,56.
Das Mineral, welches zu Ehren G. Hagemann's (Chemiker in Alleghany,
Pennsylvania) benannt wurde, hat ganz den Habitus Opal-artiger Körper.
S. Haughton: Analyse eines grünen Orthoklas aus Grünland.
(Phifosophical Magazine, XXXII, N. 215, pg. 221.)
Kieselsäure 64,40
Thonerde 18,96
Eisenoxyd 1,04
Kalkerde ' 0,45
Magnesia 0,14
Kali n,07
Natron 2,35
100,41.
N. V. KoKscHARow: über den Lawrowit. {Bull, de T Acad. imp. des
Sciences de St. Petershourg, tome VII. pg. 176 — 177.) Schon seit langer Zeil
war in den Sammlungen /u St. Peter.-^burg unter dem Namen „ Vanadin-Augil"
ein Mineral bekannt, das ans Transbaikalien stammt, wo es am Flusse Sljud-
janka vorkommt, theils in undeutlichen Kryslallen , iheils eingesprengt in
einem körnigen (iemenge von 0"arz und Kalk. Spallbar prismatisch — 87",
wie Augit. Farbe schön smaragdgrün in's Grasgrüne. Auf N. v. Kokscha-
Row's Ersuchen hat N. v. Kulibin eine annähernde qualitative Analyse mit einer
kleinen Menge des Minerals vorgenommen: dasselbe enthält Kieselsäure, etwas
Thonerde und Eisen, Kalkerde, Magnesia und Spuren von Mangan: die grüne
Farbe rührt von Vanadin her. — Zu Ehren Herrn N. v. Lawrow's schlägt
N. V. Kokscharow den Namen Lawrowit vor.
.Tahrhuph 1867.
13
194
N, V. KoKscHARow: Platin mit ])olarem M agnetis niup. (Buli. de
l'Acad imp. des sciences de St. Petersbourg VII, p^, 177 — 178.) In den
Platinwäschen von iVischne-Tagilsk kommen zuweilen Klumpen von Platin vor,
die einen so starken polaren Magnetismus besitzen, dass sie in dieser Hin-
sicht die stärksten natürlichen Magnete des Berges Blagodat weit übertreffen.
Im Ural wird im Allgemeinen die Trennung der Eisentheile vom gewonnenen
Golde vermittelst eines starken natürlichen Magnetes hervorgebracht: um auf
annähernde "Weise die Kräfte beider Substanzen zu vergleichen, verwendete
v. KoKscHAROW ZU diesem Zweck ein Stück Platin und beobachtete dabei,
dass. nachdem der gewöhnliche Magnet nicht mehr im Stande war. zu wir-
ken, das Platin noch eine ziemliche Menge Eisentheile herauszog. Legt man
ein solches Stück Platin unter Eisenspähne. so zieht es von denselben so
viel an sich, dass es ganz unter ihnen verschwindet und nur mit Mühe da-
von zu befreien ist.
JosiAH CooKE : über den Danalit, eine neue Mineral-Species
aus dem Granit von Rockport in Massachusetts. (Sillimax. Ame-
rican Journ. XLII; No. 124. pg. 73 — 77.) In dem Granit der Gegend von
Rockport, in welchem namentlich bei dem Cap Aun viele Steinbrüche be-
trieben werden . findet sich in Körnern eingewachsen ein fleischrothes Mi-
neral; welches dem Rhodonit (Kieselmangan) gleicht. Gewöhnlich sind an
diesen Körnern weder Krystall-Flächen noch Spaltbarkeit zu beobachten;
nur an einem derselben erkannte man beim Zerschlagen im Innern ein deut-
liches Octaeder mit abgestumpften Kanten; die Flächen des Rhombendode-
kaeders parallel der längeren Diagonale gereift. H. ~ 5,5 — 6. Bruch mu-
schelig bis uneben. G. — 3.427. Fleischroth in's Graue. Strich etwas
heller. Durchsichtig. V. d. L. an den Kanten schmelzbar zu schwarzem
Email. Auf Kohle mit Soda -Beschlag von Zinkoxyd. Gibt im Kolben kein
Wasser. In Salzsaure leicht löslich, die Kieselsäure z. Th. gelatinirend.
Mittel aus mehreren Analysen:
Kieselsäure ....... 31,73
Eisenoxydul 27,40
Zinkoxyd 17,51
Mang.inoxydul 6,28
Beryllerde ■. 13,83
Schwefel 5,^
102,23.
Sauerstoff, äquiv. für Sch^vefel 2,74
99,49.
Die Metalle, als Oxyde bestimmt, sind z. Th. mit Schwefel verbunden.
Der Danalit steht in seiner chemischen Zusamraenselzuug dem Helvin am
nächsten; er kommt bei Rockport gewöhnlich mit Lepidolith vor, bei Glou-
cester in Massachusetts mit Flussspath.
195
W. Blake: ,,Annotated Catalogue ofthe principal ininer al
Speeles hitherto recogni ^sed in California and the adj oining
States and territor ies.^^ Sacramento, 186ß. 8°. Pg. 31. Ein reich-
haltiger Beitrag zur topographischen Mineralogie Californiens, über dessen
geologische Beschaffenheit wir neuerdings durch Whitney so interessante
Berichte erhielten. Aus der grossen Zahl von Mineralien — welche von
Blake in alphabetischer Ordnung aufgezählt werden — mögen einige der
wichtigeren Vorkommnisse hier hervorgehoben werden.
Chiastolith, von besonderer Schönheit und häufig in den Drift-Abla-
gerungen am Chowchillas-Fluss, Grafschaft Marioposa, auch in Conglomerat-
Schichten daselbst.
Blende, auf Gold führenden Quarz-Gängen vielorts in der Grafschaft
Mariposa: in beträchtlicher Menge am Meadow-See mit Bleiglanz, Eisen-
und Kupferkies.
Tinkai, grosse Krystalle in Thon: „Lake County".
Zinnerzj häufig auf Gängen in Granit, in der Zinn- Region von Temes-
cal, Grafschaft San Bernardino; das sog. Holzzinn von vorzüglicher Schön-
heit im Idaho-Gebiete.
Kupferkies ist eines der wichtigsten Erze Californiens, das einen Haupt-
gegenstand bergmännischer Gewinnung abgibt, au zahlreichen Orten des
ganzen Kupfererze führenden Gehänges von der Grafschaft Mariposa bis zu
der von del Norte.
Ghlorsilber, ziemlich häufig, als Zersetzungs-Froduct der geschwe-
felten Silbererze: Lander Grafschaft, Nevada.
Chromeisen, derbe Massen, bedeckt mit grünen Überzügen von Nickel-
smaragd : Grafsch. Monterey.
Zinnober, gleich dem Kupferkies eines der wichtigsten Erze Califor-
niens, sehr verbreitet im Kiisteji-Gebirge , zwischen dem Clear Lake im i\.
und San Luis Obispo im S. Es scheint vorzugsweise an secundäre Gesteine
gebunden zu sein. Hauptfundort sind die bekannten Gruben von New Alma-
den in der Grafsch. Santa Clara. Der Zinnober kommt in derben Massen,
Knollen und Schnüren vor und wird von Eisenkies, Kalkspalh und Bilumej«
begleitet. Auf der Grube von North AIniaden, auf der ö. Seite des Thaies
von San Jose sind auch beträchtliche Massen von Zinnober vorhanden und
neuerdings hat man das Erz in ansehnlicher Menge und von besonderer
Schönheit auf den Gruben von New Idria, Grafsch. Monterey getroffen. Nette
Krystalle von Zinnober finden sich in Quarz, auf einem Gold führenden Quarz-
Gang bei Coulterville, Grafsch. Mariposa.
Kupferglanz, derbe Massen in einem syenitischen Granit auf der Maris-
Grube, Grafsch. Los Angelos; er ist silberhaltig. Auf den Klüften des Gra-
nits finden sich als Zersetzungs-Producte des Kupferglanzes Kupfer und Silber.
Ferner ist Kupferglanz sehr häufig in Arizona, bei La Paz; er enthält Silber
und bricht mit Gold auf Quarz-Gängen.
Diamant, tetraedrische Krystalle von lichte strohgelber Farbe, lose:
Cherokee Fiat, 10 Meilen von Oroville, Grafsch. Butte
Flussspath, Krystalle und krystallinische Massen, sehr verschieden ge
13 *
196
färbt, auf Gängen mit Bleiglanz und Blende im District von Castle Dome
am Colorado, Arizona. Weisse Würfel mit Kupfererzen: 31ount Diablo.
Blei glänz, welcher in krystallinischen und körnigen Partien in ver-
schiedenen Grafschaften (Mariposa, Calaveras, Nevada u. a.) sehr verbreitet,
ist bis jetzt noch nicht in einigerniassen guten Krystallen getrofiFen worden.
Granat, in losen, ansehnlichen Blöcken am Pilot Hill, Grafsch. El Do-
rado. Mit Eisenglanz, Eisenkies, Kupferkies und Kalkspath in Steatit: Pata-
luma, Grafsch. Sonoma. Grüner Granat von besonderer Schönheit mit Kupfer-
erzen: Rogers claim im Hope-Thal in der Grafsch. El Dorado.
Gold "', baumförmige und krystallinische Partien mit kleinen Octaedern
von Gold bedeckt: Irish Creek bei Coloma , Grafsch. Placer. Kleine, Pris-
men ähnliche (verzerrte) Krystalle von besonderer Schönheit bei Sonora. Als
Überzug auf Malachit und Kupferlasur, ohne Zweifel aus der Zersetzung von
Gold-haltigem Kupferkies hervorgegangen: Sherman lode, Grafsch. Plumas.
— Auf einem Gang von Perlspath, in demselben eingewachsen, ohne Quarz
oder Eisenkies: Dryotown, Grafsch. Amador. Beachtenswerth ist die Ver-
gesellschaftung von Gold mit Zinnober im Küstengebirge: man bat
besonders derbe Massen von Gold auf den Zinnobererz-Gängen angetroffen:
Grafsch. Colusa.
Eisenkies, sehr verbreitet auf den Gold führenden Quarz-Gängen als
ein Hauptbegleiter des Goldes, meist Gold haltig, aber in sehr schwankenden
Verhältnissen. Hexaeder von besonderer Schönheit: Fairmount unfern des
Pilot Hill, Grafsch El Dorado. Prachtvolle Drusen, Gesteins-Klüfte ausklei-
dend : in der Gegend von Murphy, Grafsch. Calavera. Kleine, stark glänzende,
hexaedrische Krystalle in Gold: Georgetown, Grafsch. El Dorado. Grosse,
wohlausgebildete Krystalle in den Schiefern der Deville-Grube, südlich vom
Princeton Hill, Grafsch. Mariposa. Grosse Krystalle, zwischen Auburn und
dem Forest Hill, Placer Grafsch.
Magnesit, derbe, körnige Massen von rein weisser Farbe, bildet Lager
von 1 bis 6 F. Mächtigkeit, die mit Serpentin und talkigen Schiefern wech-
seln: Visalia, Grafsch. Tulare. — Die Gold führenden Quarz-Gänge in den
Grafsch. Mariposa und Tuolumne werden häufig von einem fast nur aus Mag-
nesit bestehenden Gestein begleitet, das Eisenkies-Krystalle enthält.
Magneteiseu, schöne Octaeder und beträchtliche Lager von vorzüg-
licher Qualität in der Grafsch Sierra. Auf einem 3 F. mächtigen Gange in
Kalkstein: Canada de las Uvas, Grafsch. Los Angelos. Schöne Octaeder in
Schiefer eingewachsen bei der Boston-Grube in der Grafsch. El Dorado.
Malachit, von seltener Schönheit mit Kupferlasur: Hughes-Grube in der
Grafsch. Calaveras.
Misspickel, auf den Gold führenden Quarz-Gängen in der Grafsch.
Nevada, besonders auf der Betsey-Grube; Krystalle von Misspickel sind zu-
weilen von Gold-Blätlchen durchzogen.
* Indem wir wegen des geologischen Auftretens \om gediegenen Gold auf den geo-
logischen Bericht verweisen (Jb. 1866, 742), heben wir liier nur einige mineralogische Vor-
kommnisse hervor. D. R.
197
JVlolybdänglanz, ein nicht seltener Begleiter des Goldes auf den
Quarz-Gängen in Nevada, sehr häufig namentlich auf der Excelsior-Grube.
Pyrolusit bildet einen 3 bis 4 F. mächtigen Gang in metamorphi-
schen Schiefern: von vorzüglicher Qualität: Red Island in der Bay von San
Francisco.
Pyrargyrit wurde zuerst auf der Daney-Grube, Washoe, aufgefunden;
besonders häufig aber auf den Gängen um Austin, am Reese-Fluss, gewöhn-
lich mit Silberglanz, oft so reichlich durch die Gangart, den Quarz, vertheilt,
dass solcher dadurch roth gefärbt erscheint.
Rothkupfererz, auf den Kupfergruben in den Grafsch. Mariposa, Ca-
laveras, Del Norte, meist in Gesellschaft von Malachit und Kupferlasur.
Silber ist nicht häufig; Soledad, Grafsch. Los Angelos, auf Klüften von
Syenit; bei Sonora. In der Grafsch Lander in Gesellschaft von Chlor- und
Bromsilber, von Malachit und Kupferlasur.
Silberglanz, nicht krystallisirt : Comstock, Grafsch. Nevada: in ziem-
licher Menge auf der Ophir-Grube, Nevada, in und durch Quarz gewachsen,
gewöhnlich in Gesellschaft von Gold.
Stephanit kam auf den Gruben von Ophir, Nevada, sehr ausgezeichnet
vor, in Krystallen, die bis zu 2 Zoll Länge erreichten.
Tetraedrit, in verschiedenen Grafschaften ziemlich häufig und meist
in Gesellschaft von Gold ; Mariposa, Calaveras. Auf der Sheba-Grube in Ne-
vada in Menge (Silberfahlerz) in Gesellschaft von Pyrargyrit, silberhaltigem
und antimonhaltigem Bleiglanz.
Tellurerze (Tetradymit?) mit Gold: am Carson Hill in der Grafsch.
Calaveras.
L. R. V. Fellenberg: Serpentin aus dem MalenkerThal in Grau-
bundten. (A. d. Verhandl. d. Berner naturf. Gesellsch.) Das Gestein kommt
am Nordrande der Ebene von Pirlo im Malenker Thal vor und wurde von
Prof. Theobald in Chur an die mineralogische Sammlung in Bern eingesandt.
Es scheint eher ein Gemenge mehrerer Mineralien zu sein, indem in der dunkel
graulichgrünen Grundmasse schwarze und hellere Ausscheidungen bemerkbar.
Textur: wenig krystallinisch, etwas schiefrig. Bruch grobsplitterig. H. =
4 — 5. G. = 2,99. Matt. A. d. K. wenig durchscheinend. V. d. L. un-
schmelzbar: gibt im Kolben Wasser. Mit Borax und Phosphorsalz grünliche
Gläser mit Eisenreaction. Von concentrirter Salzsäure unvollständig zersetzt.
Mittel aus zwei Analysen :
Kieselsäure 4I,7'2
Magnesia 42,15
Thonerde 3,19
Eisenoxydul 7,96
Chromoxyd 0,48
Nickeloxyd 0,25
Wasser 5,55
101,30.
498
Weicht durch seinen geringen Wasser-Gehalt von den normalen Serpen-
tinen ab.
L. R. V. Fbllenberg: Kalkspath von Merl igen. (A. a. 0.) Bei
JVIerligen am Thuner See im Canton Bern finden sich, begleitet von skalenoe-
drischem Kalkspalh und von Flusspath . farblose Kalkspath-Krystalle, Zwil-
linge (die Form ist nicht näher angegeben). Oberflächlich sind sie stellen-
weise mit dunkelfarbigen, krystallinischen Pünclchen bestreut, die sich nicht
ablösen lassen und bei der Analyse als dem Mineral fremde Elemente auf-
treten. Spec. Gew. = 2,678. Die physikalischen Eigenschaften weichen
von denen des rhomboedrischen Kalkspath nicht ab; ebensowenig das Ver-
halten gegen Reagentien. Zwei Analysen ergaben :
1. 2.
Kohlensaure Kalkerde . . . 9S,0ü .... 98,30
Kohlensaure Strontianerde . . 0,50 .... 0,60
Kieselsäure 0,60 .... 0,30
Phosphorsaures Eisenoxydul . 0,74 .... 0,80
99,84 100,00.
Da Kieselsäure und phosphorsaures Eisenoxydul als dem Mineral fremd,
und wahrscheinlich den Überzug bedingend, in Abzug zu bri^^gen , so be-
steht der Kalkspath von Merligen aus:
Kohlensaurer Kalkerde 99,44
Kohlensaurer Strontianerde 0,56
100,00.
Shepard : über Columbit von Northfield in Massachusetts.
(SiLLiMAN, American Journ. XLII, No. 125, pg. 248.) Der Columbit findet
sich in zienilich gut ausgebildeten Krystallen und unterscheidet sich durch sein
höheres spec. Gew. = 6,5 von den Columbiten aus Connecticut, während
er sich darin dem von Bodenmais nähert. Derselbe wird von Beryll be-
gleitet, dessen Krystalle einen ganz ungewöhnlichen Habitus besitzen, näm-
lich tafelartigen und zuweilen bis zu 10 Zoll im Durchmesser erreichen.
Beide Mineralien kommen in grobkörnigem Schriflgranit vor, der bis zu 15 F.
mächtige Gänge im Glimmerschiefer bildet.
K. V. Haukr : Pseudomorphosen von Chlorit nach Granat.
( Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt, XVI, 4, S. 137.) Die bis zu Vi Zoll
im Durchmesser erreichenden Trapezoeder zeigen sich völlig in Chlorit um-
gewandelt. Spec. Gew. — 3,04. Die cheniische Zusammensetzung :
Kieselsäure 28,02
Thonerde 23,84
Eisenoxydul 28,60
Magnesia 8,09
Wasser 11,45
100,00
199
entspricht am nächsten dem basischeren Gliede der Chlorite, dem Ripidolith.
Fundort: Taszopatak in Siebenbürgen in Syenit.
G. TscHERMAK : Über den Silberkies. (Sitzungsber. d. kais. Acad. d.
Wissenscb. LIV, S. 9, Tf. I.) Nachdem G. Tschermak bereits eine kurze
IVlitlheilung über den Silberkies machte, gibt er nun eine ausführlichere Be-
schreibung. Der Silberkies kommt zu Joachimsthal in Hohlräumen eines zel-
ligen Dolomits vor und bildet Drusen, die halbkugelige oder nierenförrt^ge
Gestalt und oft eine Endigung von derbem Markasit haben. Die Krystalle
des Silberkies besitzen bis 5 Millim. Länge, 6 Millim. Breite und die Form
einer sechsseitigen Säule mit einer stumpfen Pyramide. Die Farbe an der
Oberfläche selten stahlgrau oder speisgelb, meist messinggelb, tombackbraun
oder stahlblau angelaufen. Begleiter des Silberkies sind Pyrargyrit, Arsenik,
Calcit und Bitterspath. Beim Zerbrechen eines grösseren Silberkies-Krystalles
erkennt man bald, dass es kein ursprüngliches Mineral. Im Innern zeigt sich
ein gelblichgrauer Kern, umgeben von speisgelber Rinde — Alles deutet auf
eine Pseudomorphose hin. Die chemische Untersuchung ~ so weit es das
vorhandene Material gestattete — ergab, dass weder Rinde noch Kern ein
einfaches Mineral, sondern dass der Silberkies aus Markasit, Pyrargyrit, Pyr-
rhotin und Argentit bestehe, welche Mineralien in ihm zonenweise vertheilt
sind. Die stattgefundene Veränderung dürfte etwa so zu deuten sein, dass
ein Mineral, das die Bestandtheile des Pyrargyrit enthielt, umgewandelt und
durch Eisensulphid verdrängt wurde , während sich Pyrargyrit bildete , der
theils vom Leberkies umschlossen , theils in Krystallen auf den veränderten
Drusen abgesetzt ward. Erst bei einer späteren Umwandelung, welche auch
die Pyrargyrit-Krystalle betraf, wurde die Rinde der Pseudomorphosen mit
Schwefelsilber imprägnirt. — Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass
die in früherer Zeit von Zippe beschriebenen Pseudomorphosen von Leberkies
nach Pyrargyrit und Stephanit keine solchen, sondern Silberkies gewesen
und dass die früheren Angaben des Vorkommens von Pyrrhotin in Joachims-
thal unrichtig seien.
V. v. Zbpharovich: Turmalin und Margarodit von Dobrowa in
Kärnthen. (Sitzungsber. d. kais Ac^. d. Wissensch. LIV, Juli-Heft), S. 11
bis 16). Schöne Turmaline finden sich lose oder eingewachsen in körnig-
schuppigen Aggregaten von weissem Glimmer im Gneiss-Gebiete bei ünter-
drauburg unfern Dobrowa. Die Krystalle zeigen vorherrschend O0P2 und
untergeordnet VäQOR? an dem einen Ende R, am anderen R. — 2R und
erreichen bei IV2 CM. Breite bis zu 372 CM. Länge-, die Farbe ist gelb-
braun. Die Turmaline schliessen hin und wieder Schüppchen von Glimmer
ein, ausserdem aber ziemlich häufig feine Krystall-Nadeln eines rothbraunen
Minerals, das sii;h bei näherer Untersuchung als Rutil zu erkennen gab und
welches auffallender Weise daselbst ausserhalb der Turmaline nur in win-
* Vergl. Jahrl), i866, 726.
200
zigen Kryställchen vorkommt. — Das Glimmer-arlige Mineral, in dem die Tur-
maline eingewachsen, ist Margarodit, welcher — so weit die kleinen Tä-
felehen eine Messung gestatten — in krystallographischer Beziehung mit dem
Muscovit übereinstimmt. Spec. Gew. = 2,850. F'arbe silberweiss. stark
perlmulterglänzend, zeigt im Polarisations-Apparat sehr schön die Interferenz-
Erscheinung optisch zweiaxiger Substanzen : mit einer Quarz-Platte geprüft
ergab sich die auf der Spaltfläche normale Bisetrix als eine negative. Die
durch E. Boricky ermittelte chemische Zusammensetzung ist:
Kieselsäure 48,74
Thonerde 37,96
Magnesia 2,41
Kalkerde 2,63
Kali 3,07
Wasser 5,43
100,26.
Hiernach die alllgemeine Formel:
2R0 . 3Si O2 + 3 (2AU03 . 3Si 0^) + 2aq.
Auffallend ist der geringe Gehalt an Kali und der ansehnliche an Kalk-
erde.
S. Haughton: Analyse einiger Zeolithe von Bombay. {Philos.
iVagasi. XXXII, No. 215, pg. 223 225.) Durch Oberst Montgomery gelangle
die Sammlung des „Trinity College" in Dublin in Besitz einiger Zeolithe von
besonderer Schönheit, von denen Haughton vier näher untersuchte.
1) Apophyllit, in ausgezeichneten wasserhellen Krystallen auf Desmin
sitzend.
2) Desmin, in den bekannten Krystallen und strahligen Partien.
Apophyllit. Desmin.
Kieselsäure 51,60 58,20
Thonerde 0,24 15,60
Kalkerde 25,08 8,07
Magnesia 0,08 —
Kali 5,04 0,92
Natron 0,63 0,49
Fluor 0,97
Wasser 16,20 . . , . . . 18,00
99,84 TÖTTsr
3) Hypostilbit. in faserigen, ^em Natrolith ähnlichen Partien, Blasen-
räume in Mandelslein ausfüllend. (Nach Haughton muss der Hypostilbit
als besondere Speeles betrachtet werden.)
4) Harri ngtonit,» nadeiförmige Gebilde, Blasenräume in Mandelstein
auskleidend.
Hypostilbit. Harringtonit.
Kieselsäure 52,80 .... 45,60
Thonerde 17; 12 ... . 27,30
Kalkerde 7,69 .... 12,1'»
Magnesia ........ Spur .... Spur
Kali 0,07 .... 0,63
Natron 2,35 .... 2,76
Wässer . 18,52 .... 12,99
98,75 101,40.
201
Ferd. Römer : über von Zinkspäth umhüllte Reste einer Fle-
dermaus. (Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. XVIII , N. 1, S. 15.)
Auf einer Galmei-Grube bei Javvorznow im Krakauer Gebiete wurde durch
V. Lilienhof ein interessantes Vorkommen entdeckt. Auf einem handgrossen
Stücke von gelblichgrauem, dichien Dolomite liegen eckige Stücke desselben
Dolomits, welche mit einer, etwa eine Linie dicken Rinde von gelblich durch-
scheinendem , feinfaserig krystallinischem Zinkspalh überzogen und durch
diese Rinde zugleich unter sich und mit der Unterlage verkittet sind. Zwi-
schen diesen eckigen Stücken von Dolomit liegen nun die Reste einer Fleder-
maus. Die Knochen der Vorderextremitäten und des Schädels sind gut er-
kennbar. Die dünnen langen Fingerknochen ragen zum Theil vor, zum Theil
sind sie mit einer Rinde von Zinkspath überzogen, wie überzuckert. Der Schä-
del ist ebenfalls zum Theil mit Zinkspath überzogen. Am Grunde des Schä-
dels hat sich noch ein dicker Büschel von fuchsbraunen Haaren, stellenweise
mit Zinkspath überrindet', erhalten. Grösse und Form des Schädels passen
zu Vespertilio murinus L.; jedenfalls gehören die Reste einer noch leben-
den Fledermaus-Art an. Das Interesse des Fundes liegt in dem Umstände,
dass derselbe ein sehr jugendliches Alter des Zinkspatlies beweist; eine
in die Gesteins-Klüfte gerathene Fledermaus der Jetztzeit ist von Zinkspath
überrindel worden. Da die ganze Erscheinungsweise des fraglichen Gesteins-
Stückes ganz derjenigen gleicht, wie sie in Oberschlesien die gewöhnliche,
so hat wohl ein grosser Theil des oberschlesischen Zinkspalhes die gleiche
jugendliche Entstehung mit diesem Stücke gemein.
A. Kenngott: über den Rutil der Schweiz, (Die Minerale der
Schweiz, S, 238 — 259). Im Binnen thale in Oberwallis findet sich
Rutil auf Klüften und in Drusenräumen von Glimmerschiefer, kurze, dicke
Krysfalle, P . PQC • Qt)P2 , (^D PQD ; Kreuzzwillinge nach PQjf 5 schwarz,
stellenweise granatrolh durchscheinend, begleitet von Octaedern von Magnet-
eisen, von Adular, von Eisenglanz und Chlorit. — Auch im Kalkglimmer-
schiefer des Binnenthaies kommt Rutil vor: theils eingewachsen in kleinen,
undeutlich ausgebildeten, stark gestreiften Krystallen, theils in auf Klüften
aufgewachsenen : Qt)P • Qt)PQO • P • Qt)P2 . PQD • P3 von Bergkryslall,
Kalkspalh und in Branneisenerz umgewandelten Eisenspnlh-Krystallen be-
gleitet, welche letztere zuweilen rothe Rutil-Nadeln einschliessen. — Schöne,
prismalische Krystalle der Combination QtlP • QfüPQO • QIDP2 . P . PQD,
bald einfa(^he, bald Zwillinge, werden auf Klüften von Kalkglimmerschiefer
an dem „in denTurpen" benannten Fundorte im Hintergrunde des Binnen-
thaies getrotfen. Ein ganz eigenthümliches Vorkommen im ßinnenlhale ist
das des Rutil in dicktafelartigen Krystallen von Eisenglanz, ähnlich jenem
aus dem Tavetsch-Thale in Graubündten. Die mit Adular, GIin)mer und
Quarz vergesellschafteten Eisenglans-Krystalle enthalten gelbe und braune
Rutile aufliegend und oft reichlich eingewachsen. Die Rutil-Krystalle haben
gegen die Rand-Flächen eine bestimmte Lage, den hexagonalen Nebenaxen
des Eisenglanzes parallel, indem sie, von der Mitte ausgehend, sechsfach
202
strahlig und senkrecht gegen die Combinations-Kanten von OR und */3P2
gestellt sind, welcher Lage auch die eingeschlossenen Krystalle entsprechen.
— Endlich findet sich Rutil in dem an eingewachsenen Mineralien so rei-
chen, weissen körnigen Dolomit des Feldbaches oberhalb Imfeid im
Binnenthal: er erscheint in eingewachsenen oder in Drusenräumen auf-
gewachsenen, meist kleinen, schwarzen Krystallen, bald in sehr einfachen
Formen, PQ(0 allein, speisgelb angelaufen, bald in sehr flächenreichen Com-
binationen. — ähnlich wie im Kalkglimmerschiefer des Binnenthaies findet
sich Rutil in gleichem Schiefer an der Almagell-Alpe im^aasthale in
Oberwallis, knieförmige , dicke, stark gestreifte Zwillinge. — Im Canton
Tessin findet sich im weissen, körnigen Dolomit von Campo longo ober-
halb Dazio grande (ähnlich wie im Binnenthaler Dolomit) schwarzer,
halbmetallisch glänzender Rutil in prismatischen Krystallen eingewachsen
und von Schüppchen weissen Glimmers, Pyrit- und Dolomit-Krystallen be-
gleitet. — Am längsten bekannt ist wohl das Vorfiommen des Rutil in den
Umgebungen des St. Gotthard (namentlich am Berge Sella) , auf Klüften
von Glimmerschiefer, auf Bergkrystall und als Einschluss in solchem, be-
gleitet von Chlorit, Albit, Anatas, Apatit. An der Fibia, s.w. vom Hospiz
des St. Gotthard findet sich Rutil in den sog. Eisenrosen und im Berg-
krystall. feine, nadel- bis haarförmige, zu Büscheln oft verbundene Kryställ-
chen. Vom Mont-Orsino (Ur s er en s pitze) am St. Gotthard stammen
eigenthümliche, lange, rothbraune Rutil-Krystalle, die im Innern hohl und in
den Höhlungen kleine Titanite enthalten; auch aussen sind sie mit Kry-
ställchen von Titanit und Schüppchen von Chlorit bekleidet. An ^ne Pseu-
domorphose — so bemerkt Kenngott — kann man hier nicht denken, viel-
mehr ist anzunehmen, dass, wie es bei dem Pyromorphit zuweilen der Fall,
lineare Krystalle sich mit so paralleler Axenstellung neben einander bildeten,
dass dadurch im Ganzen ein im Innern hohler Krystall entstand, — Bei An-
dermatt im Urserenthale wurde beim Bau der neuen Oberalpstrasse
sehr schöner Rutil und als Einschluss in Bergkrystall, auf Klüften von Glim-
merschiefer getroffen, wie VViser im Jahrbuch ••' beschrieb. — Im Tavetsch-
Thale in Graubündten, wo Rutil sich an verschiedenen Orten findet,
bildet er auf Gneiss aufsitzende, stern- oder büschelförmige Gruppen braun-
lichschwarzer, nadeiförmiger Krystalle, begleitet von Chlorit und Bergkry-
stall. auch als Einschluss in letzterem. Ein besonderes Vorkommen des Rutil
ist das am St. Antonio-Berge im Tavetscher Thal, auf und in zu
Brauneisenocker umgewandeltem Siderit, der grosse, zu Gruppen vereinte
Krystalle bildete und von Kalkspath und Glimmer begleitet wird. — Von
besonderem Interesse ist endlich das Vorkommen des Rutil im Eisenglanz
vom Caveradi bei Chiamut im Tavetscher Thale. Prismatische Ru-
tile liegen auf den Basisfläcben der sechsseitigen, tafelartigen Eisenglanz-
Krystalle auf, sind zum Theil in dieselben eingelagert, oder ganz einge-
wachsen und zeigen dabei eine eigenthümliche Regelmässigkeit der Lage,
indem sie nicht allein von der Mitte der Basis Flächen aus divergirend und
* Jahrb. 1864, S. 217.
203
senkrechl gegen die Ränder des Sechsseils geslcllt sind, sondern auch so.
dass sie auf der einen Seile gegen drei abwechselnde Ränder, auf der an-
deren Seile gegen die drei anderen abwechselnden Ränder diese Lage haben,
übereinslinirnend mit der Lage der an den Eisenglanz-Tafeln combinirten
Rhomboeder-FIächen R. Die Eisenglanz-Tafeln sitzen auf Bergkrystall oder
Ädular und sind von Glimmer begleitet. Die Menge des Rutil ist sehr ver-
schieden; entweder treten seine Kryslalle nur vereinzelt auf oder sehr zahl-
reichj bisweilen so , dass mehr Rulil als Eisenglanz sichtbar ist. Mitunter
sind bei dünnen Eisenglanz-Tafeln dicke Rutil-Krystalle wie durch den Ei-
senglanz durchschnitten, so dass die eine Hälfte desselben Rutil-Krystalles
oben, die andere unten zu sehen ist. Auch der Quarz von diesem Fundort
zeigt den Rutil als Einschluss. — Von Nalps, einer Schlucht am r. Ufer
des Rheins, gegenüber dem Berge Giom im Tavetscher Thale stanimen
braunlichschwarze bis braune, nadeiförmige und dickere, bis 2 Zoll lange
Rutil-Krystalle, begleitet von mehr oder weniger in Brauneisenerz umgewan-
delten Hexaedern von Pyrit, die den Rutil auch als Einschluss enthalten.
Theodor Petersen: über die Grauerze des Bi n n c n th a 1 es. (Sep.-
Abdr. a. d. VIT. Bande des Offenbaeher Vereins für Naturkunde, S. 13—16.)
Das bleiische Grauerz des Binnenthals umfasst nach v. Rvth's neueren
Untersuchungen "' drei verschiedene rhombische Mineralien:
1. Skleroklas v. VYaltbrshausen (Binnit Kenngott, Dufrenoysit v. Rath\
Zusammensetzung: Pb^ Äs.
Paramelerverhältniss : a : b : c = 1,531 : 1 : 0,938.
2. .Arsenomelan v. Waltershausbn (Skleroklas v. Rath).
Zusammensetzutjg : Pb As.
Paramelerverhältniss: a : b ; c = 0,619 : l : 0,539.
3. Jordanit v. Rath,
Zusammensetzung : 0).
Parameterverhälmiss: a : b : c = 2,031 : 1 : 0,538.
Die erste Analyse von Damour kommt 1. nahe, ebenso eine neuere von
Behendes, für 2. passt einigermassen eine Analyse von Stockar- Escher, 3.
wurde nicht analysirt. Dagegen zeigen alle übrigen Analysen, insbesondere
die derben Stücke, Mischungen von 1. und 2. an und zwar der Formel
Pb'*^ As -f Pb Äs sich nähernde. Von zwei verschiedeneu, aber reinen Probe-
stücken erhielt Petersen ähnliche Resultate.
l.
IL
Blei . . .
. . 30,74 .
. . 51,32
Silber . .
. . 0,21 .
0,12
Arsen
. . '25,83 .
. 23,93
Schwefel .
. . 23,22 .
. . 15,00
100,00
100,37.
* Vergl. Jahrb. 1864, ö. 711 ff. D. R.
204
Ai)geiicht> der Thatsache. dass die nieisleii Analysen im Mittel die For-
mel Fb- As — Fb As tast genau ersebcn . scheint es . dass diese constaute
>Fischung nicht aufgegeben wtrdeu darf. Man behalte dafür den lange für
diese Erze üblichen CullectiMiameu „Binuit" bei und bezeichne die anderen
ebenfalls nach den ersten ßeschreibern . wie es unten für diese \ier Mine-
ralien 2'eschehen ist, 17 Analysen \on Stockir Eichek. A'aso^. Uhrlvlb und
Feteksen geben im Mittel die folgenden Werthe. Zweimal wird etwas Eisen
aufgeführt und als Fe in Abzug gebracht, B emerkensu erth ist der bei ab-
nehmendem Blei zunehmende Gehalt an Silber. 0.02 — 1.62V,.
aM= IT
z ; To - A; -T- P"
' As vrr::,-g
Blei . .
. 50. So
. . 51,37
Blei . .
Silber
. 0.41
Arsen . .
. 2i:lb
Arsen .
. . 24.81
Schwefel .
. -24,31
Schwefel
. . -23:8-2
99.S-3
100,00
Analyse von
Damouk
: Pb2 As
verlangt :
Blei . .
, 55.40
Silber
. 0:2\
Blei . .
. . 57,18
Eisen . .
. 0.-14
Kupfer .
. 0.31
Arsen
. 20. D':^
Arsen .
. . 20.72
Schwefel .
, 22.49
Schwefel
. , 22,10
99. -54
100,00
lyse von >TC CXar-EScH
ER : Pb As
verlangt :
Blei . .
. 4-5. öo
Silber
Blei . .
. . 42,68
Eisen . .
, 0.45
Arsen . .
25.55
Arsen .
. . 30,93
Schwefel .
. -25,91
Schwefel
. . 26,39
99. S9
100,00.
Das sehr seltene und nur in kleinen Krystallen beobachtete Kuptermi-
neral. der reguläre Dufrenoysit . ist zweimal analysirt worden. Die Unter-
schiede sind jedoch so l)eträchtlich . dass vorläufig auch hier eine Trennung
vorgenommen werden muss. Uhrl.a b's Analyse fuhrt zur Formel -Gri'^ As'^,
die \'on Stochar-Escher ist auf die Formel Gü As bezogen worden. Wenn
nun überhaupt hier zwei verschiedene Substanzen \ erliegen , so luuss man
für letztere in Anrechnung bringen, dass ungefähr 2 ^ Silber für Kupfer ein-
getreten sind, und demgemäss Arsen und Schwefel etwas geringer ausfallen
mussten, als wenn nur Kupfer vorhanden, die Formel Gü'^ As wird also bei-
nahe ebenso gerechtfertigt, aber neben den anderen gleichartig constituirten
Schwefelarsen-Verbindungen um vieles wahrscheinlicher sein. Auch müsste
sonst ein Dimorphismus der Mischung GuV\s angenommen werden, indem
der Enargit von dieser Zusammensetzung rhombisch krystallisirt.
205
Analyse von Uhrlaub :
Kupfer
Blei .
Silber
Eisen ,
Arsen .
Schwefel
37,75
2,75'
1,23
0,82
30,06
27,54
^Ü^As* verlangt:
Kupfer
39,13
Arsen .
Schwefel
100,15
31, Oö
29,81
100,00
■€ü^ As verlangt:
Kupfer 48,22
Arsen 19,13
Schwefel .... . 32,65
100,00
-GÜ^Äs verlangt;
52,50
20,83
26,67
100,0».
also nach dem, was bis jetzt
Analyse von Stockar-ESCHER ;
Kupfer . . 46,24]
Silber . . 1,91
Arsen . . 18,98
Schwefel . 32,73
99,86
Die Binnenthaler Sulfoarsenide steilen sich
darüber bekannt ist, folgendermassen zusammen:
Binnil W As^ (od. Pb^ As + Pb As). Diifrenoysit €11^ As^
Jordanit ? (Ob vielleicht krystallisirter fC-ü"* As (od. ^'ü* As) ? |
Binnit oder Pb^ As-[?1)-
Skleroklas Pb^ As.
Arsenomelan Pb As.
W. C. Hankel : über die therm oelectrischen Eigenschaften
des Bergkrysta! 1 e s. (Abh. d. malh. phys. Classe d. K. Sachs. Ges. d.
Wiss. No. III.) Leipzig, 1S66. 8« S. 321-392, 2 Taf. - In einer brief-
lichen Mittheilung hat schon Geh. Bergrath Naumann (Jb. i866, 201) die
Blicke auf diese gediegenen thermoelectrischen Untersuchungen Prof. Hankel's
an dem Bergkrystalle gelenkt. Dieselben liegen jetzt in ihrer ganzen Aus-
dehnung der Beurtheilung vor und bestätigen von neuem den innigen Zu-
sammenhang zwischen Form und physikalischen Eigenschaften des Minerals.
Durch sie ist erst jetzt ein sicherer Anhaltepunct zur Beurtheilung der schon
früher von Naumann vorgenommenen Deutung der Flächensysleme des Quarzes
gefunden worden, woraus sich ergibt, dass der Bergkrystall jedenfalls zur
trapezoedrisch hemiedrischen Abtheilung des hexagonalen Syslemes
gehört. Die thermoelectrischen Axen fallen bei Bergkrystallen mit den Ne-
benaxen zusammen. Derartige Verhältnisse zeigen aber, dass es nicht bloss
bequem ist, ein hexagonales System überhaupt festzuhalten, sondern dass sich
ein solches auch auf das innerste Wesen der darin aufgenommenen Minera-
lien stützt. Ohne auf speciellere Angaben hier näher eingehen zu können,
dürfen wir jedenfalls diese Arbeiten , deren Endresultate aus den Sitzungs-
berichten d. K. Sachs. Ges. d. Wiss. 1866, S. 75 — 84 zu ersehen sind , für
alle ähnlichen Untersuchungen als eine Musterarbeit betrachten.
206
Ad. Oborny: über einige Gypsvorkommnisse Mährens und
speciell das von Koberitz und Austerlitz. Brünn, 1866. 8^. 8 S.
Der Tegel der Miocäu-Formation enthält nicht selten Krystalle von Gyps,
die sich besonders da zeigen, wo Braunkohle auftritt. An derartigen Tegel-
lagern ist Mähren nicht arm, sie bilden die untersten Schichten der erwähn-
ten Formation. Die Gypskrystalle treten sowohl als einfache Krystalle in der
bekannten Conibination : QC P; C QOPQC); auch in zierlichen Zwil-
lingsformen auf, welche hier näher beschrieben sind.
Der Verfasser erklärt sich bereit, an Freunde der Mineralogie nach
Maassgabe seines Vorrathes die einzelnen Formen theils gegen Tausch, theils
gratis abgeben zu wollen.
B. Geologie.
K. Y. Hauer: die Gesteine von den Mai-Inseln in der Bucht
von Santorin. (Jahrb. d. geol. Reichsanstalt, XVI, 4. Heft, S. 188-181.)
Die neuesten Analysen vulcanischer Froducte von Santorin, welche wir der
unermüdlichen Thätigkeit K. v. Hauer's verdanken *, haben sehr interessante
Resultate geliefert. Bekanntlich wurden im Mai 1866 zwei gesonderte Ei-
lande gebildet, die den Namen Maionisi, d. h. Mai-Inseln erhielten. Die Ge-
steine von diesen Inseln schienen besonders geeignet, um über den in ihnen
ausgeschiedenen, feldspathigen Bestandtheil weitere Aufklärung zu erlangen.
Die Untersuchung zeigte, dass dieser Feldspath Anorthit sei und legte so-
mit die Vermuthung nahe, dass die Laven, in welchen ein an Kieselsäure
so armer Feldspath sich ausgeschieden hatte, wohl nicht identisch seien mit
den früher zerlegten, an Kieselsäure reichen Laven von Santorin. Die Ana-
lyse hat eine solche Vermuthung gerechtfertigt: die Ausbrüche, denen die
Mai Inseln ihre Entstehung verdanken, haben nebst sauren Laven — deren
Zusammensetzung ganz identisch ist mit jener der von den kurz vorher er-
folgten Ausbrüchen herstammenden Gesteine - auch basische Producle und
zwar Eukrit-Laven geliefert. Ob aber diese Anorthit-Gesteine als selbsl-
ständiger Erguss empordrangen oder nur als Einschlüsse der sauren Laven
und dann wohl nicht in flüssigem Zustande zu Tage gefördert wurden, lässt
sich nicht bestimmen. — Das untersuchte Anorthit Gestein von der west-
lichen Mai-Insel ist lichte grau, porös, enthält viel ausgeschiedenen Anor-
thit; Körner von weingelbem Olivin und dunkelgrünem Augit; das spec. Gew.
des Gesteins ist 2,840 und die Zusammensetzung:
* Vergl. Jahrb. 1866, S. 4o9 ff. und 837 ff.
D. R.
207
Kieselsäure 51,62
Thonerde 18,18
Kalkerde 11,89
Magnesia 4,82
Kali 0,59
Natron 2,59
Eisenoxydul 10,35
Manganoxydul 0,11
100,15.
Analysen von den in diesem Gestein ausgeschiedenen Mineralien er-
gaben :
Anorthit :
Augit :
Olivin :
Kieselsäure . . .
44,81
. 52,61
Kieselsäure . . •
. 38,15
. 36,02
Tiionerde ....
. 6,70
39,05
Kalkerde ....
18,01
. 20,47
Eisenoxydul . . .
. 22,42
0,59
. 5,22
99,62
Kali »
. 0,49
Eisenoxydul . . .
. 15,05
Natron )
Manganoxydul . .
. 0,23
Eisenoxyd . . .
. Spur
99,92
100,28
Aus dem Anorthit-Gestein im Ganzen lässt sich ein beträchtlicher Theil
(58j837o) niit Salzsäure ausziehen. Eine Untersuchung des unlöslichen Theiles
ergab folgendes Resultat, dem die hieraus berechnete Zusammensetzung des
löslichen Theils beigefügt ist.
Unlösl. Theil: Löslicher Theil:
Kieselsäure 59,80 45,85
Thonerde 11,82 22,61
Kalkerde 9,32 13,67
Magnesia 5,91 4,07
Kali und Natron ... 5,16 1,82
Eisenoxydul 7,99 11,98
Ein bestimmtes Urtheil über die mineralogische Zusammensetzung des
Gesteins lässt sich nicht fällen; wahrscheinlich ist, dass neben Anorthit noch
Oligoklas vorhanden ist. — Jedenfalls verdient der Umstand noch besondere
Beachtung, dass das untersuchte Anorthit-Gestein nach den sauren Ergüssen
zu Tage gefördert wurde und dass solches eine ganz ähnliche Zusammen-
setzung besitzt, wie eines der ältesten Gesteine von Santorin, dessen Ana-
lyse früher mitgetheilt wurde." Es hat somit der Heerd von Santo-
rin in der neuesten Zeit, wie in früheren Jahrhunderten, ab-
wechselnd saure und basische Gesteine zu Tage gefördert, die
in ihrer Zusammensetzung einander genau entsprechen.
C. Simon: Kupfer- und Bleierz- Ablagerungen im Buntsand-
sleine und Vogesensand steine der Umgegend von Saarlouis
und St. Avold. (Berg- u. hüttenmänn. Zeitung, XXV, No. 48, 8.412-415;
No. 49, S. 421-423; No. 00, S. 430-433.
* Vergl. Jahrb. 1866, S. 838.
208
über die Erzablagerungen bei Wallerfangen im Kreise Saarlouis der
preussischen Rheinprovinz und bei St. Avold im französischen Mosel-Depar-
tement war zeilher noch wenig bekannt; am so mehr Beachtung verdient
die sorgfältige, von Profilen und einer kleinen Karte begleitete Beschreibung
Simons, aus der wir hier nur die Hauptresultale hervorheben. Die beiden
Glieder der unteren Trias sind hier, wie an so manchen anderen Orten, pe-
trographisch ziemlich scharf charakterisirt. Der Vogesensandstein ist grob-
körnig, oft conglomeratartigj frei von Kalk , arm an Glimmer, enthält keine
Versteinerungen ; die oberste Bank desselben endigt stets mit einer wenig
mächtigen Schicht sandigen Lettens mit Dolomit-Knollen. Der'Buntsandstein
ist thonig, feinkörnig, reich an Glimmer, oft kalkig; Pflanzen- Versteinerungen
sind häufig. Vogesen- und Buntsandstein werden von zahlreichen Klüften
durchzogen und an diese Spalten ist hauptsächlich das Vorkommen der Erze
geknüpft. Die Bleierze finden sich nur im Buntsandstein: die Kupfererze
dagegen ausser in diesem auch im Vogesensandstein und zwar in dessen
oberster Schicht unmittelbar unter dem als Grenzglied zu betrachtenden Do-
lomite. Die Bleierze sind ini kohlensauren und im geschwefelten und zwar
ursprünglich nur im geschwefelten Zustande im Gestein eingesprengt. Da-
gegen sind Kupfererze nie geschwefelt, immer im oiydirten Zustande; Mala-
chit und erdige Kupferlasur im Buntsandsteine , schwarzes Kupferoxyd und
die beiden Carbonate im Vogesensandstein. Die Buntsandstein-Erze sind viel
thonigerj daher für den Laugereibetrieb weniger günstig, als die Vogesen-
sandstein-Erze. Die Bleierze bilden Nester und Stöcke: die Kupfererze zo-
nenartige Lager. Beide sind stets in der Nähe der Hauptklüfte und entfernen
sich, wie es scheint, nie sehr weit vom Ausgehenden der Schichten. Die
Kupfererze finden sich ausserdem noch am Reichsten in unmittelbarer Nähe
der untergeordneten Klüfte. Mit den Bleierzen sind fast überall Kalkmergel
"und Dolomite eingelagert; den Kupfererzen fehlen diese Begleiter. Beach-
tenswerlh ist endlich das Auftreten von Mineralquellen (bei St. Avold) in der
Nähe der Klüfte und Erze.
H. MijLLER: die K u p f e r er z - L a ge r s t ä t te n von Gumeschewsk
und Soimonowsk am Ural. (Verhandl. d, bergmänn. Vereins zu Frei-
berg; berg- und hüttenmänn. Zeitung, XXV, N. 29, S. 252—253.) Die Gru-
ben von Gumeschewsk liegen l^;^ geogr. Meilen südwestlich von Katharinen-
burg, V2 Meile n. von Polekowskoi, in einem Längenthaie , dessen Gehänge
ans krystallinischen, metamorphischen Schiefern und aus Serpentin bestehen.
Im Grunde dieses Thaies zieht sich ein breiter Streifen körnigen und dichten
Kalksteins hin. der in seiner .Mitte von einem, oft von Granatfels begleiteten,
erzführenden Diorit-Gange der Länge nach durchsetzt wird. Derselbe steht
aber nicht in unmittelbarer Berührung mit dem durchsetzten Kalksteine, son-
dern wird von einer breiten Ablagerung gelben, eisenschüssigen Thones be-
grenzt, der als das Zersetzungs-Product des Diorites und der Nachbargesteine
anzusehen ist. Der Diorit-Gang selbst enthält in grösserer Teufe , wo er
noch unzersetzt und frisch ist, kleine und grosse Nester eines kupferarmen
209
Gemenges von Eisen- und Kupferkies, in oberen Sohlen, wo schon eine
Zersetzung des Gesteins staltgehabt hat, finden sich auch oxydirte Kupfer-
erze, besonders Malachit, Kupfergrün, Rothkupfererz, sellener Kupferlasur^
Kupferpecherzj Broohantit. Diese Erze sind aber namentlich in den benach-
barten Thonen angehäuft, an der Grenze zwischen Kalkstein und Diorit ; sie
wurden hauptsächlich abgebaut, während man den Schwefelerzen wenig Be-
achtung schenkte. Der Malachit kam zuweilen in schönen und beträchtlichen
Massen vor; unter anderen wurde in 18 Lachter Teufe ein gegen 60 Ctr.
schwerer Block von reinem Malachit gefunden. Als Begleiter der Kupfer-
erze in den Thonen tritt häufig Brauneisenerz und Thoneisenstein auf in Ne-
stern, seltener auch etwas Quarz, Jaspis und Hornstein. — Die Lagerstätte
von Soimonowsk befindet sich am ö. Abhänge des Ural, etwa 20 Meilen s.
von Katharinenburg, im Thale des kleinen Flusses Sak Elga. Dieses wird
von hohen Serpentin-Bergen eingefasst, in seinen tieferen Regionen jedoch
von einer breiten Zone körnigen und dichten Kalksteines, von metamorphi-
schen Schiefern, als Chloritschiefer, Talk- und Thonschiefer durchsetzt. An
der liegenden und hangenden Grenze des Kalksteines treten verschiedene
Kupfererz-Lagerstätten auf; dieselben sind vorzugsweise, wie bei Gume-
schewsk, nesterweise in eisenschüssigen Thonen angehäuft. Die wichtigsten
Erze sind Malachit und Kupfergrün, seltener Kupferlasur in Gesellschaft von
Braun- und Thoneisenstein. Die oxydirten Kupfer- und Eisenerze sind ver-
mulhlich Producte der Zersetzung von Schwefelerzen , welche in dem zu
eisenschüssigem Thon umgewandelten Diorit enthalten waren. Die verschie-
denen Bergbau-Puncte in der Umgebung von Soimonowsk lieferten den Nach-
weis, dass auf sämmllichen Erzlagerstälten Kupfer- und Eisenkies die ur-
sprünglichen Erzarten waren. Interessant ist das durch den Ekatroinskischen
Schacht aufgeschlossene Vorkommen. Hier bricht mitten in Chloritschiefer
ein 3 bis 4 Lachter mächtiu,es Lager von mit wenig Kupferkies gemengtem
Eisenkies, der aber meist zersetzt, mehr oder weniger von Schwefel be-
gleitet erscheint. An einer Stelle dieser Lagerstätte fand sich der Schwefel
in der Erstreckung von einigen Lachtern fast rein vor, so dass man sich
veranlasst sah, zu seiner Gewinnung einen kleinen Tagebau anzulegen. Ge-
genwärtig ruht der Bergbau bei Soimonowsk ; die bessere Rentabiliiät der
nachbarlichen Goldseifenwerke einerseits, andererseits die Schwierigkeit, die
in den unterirdischen Grubenbauen vorhandenen Wasser zu entfernen, gelten
als Gründe des zeitweiligen Stillstandes.
Julius Andre; Studien über die Verwitterung des Granits.
München, 1866. S. 43. — Nachdem der Verf. in sehr eingehender Weise die
verschiedenen Stadien der Verwitterung betrachtet, welcher die Bestand-
thcile des Granits im Besonderen, sowie das Gestein im Ganzen unterworfen,
theilt er einige Analysen mit, welche er ausführte. Die untersuchten Gra-
nite stammen von Hauzenberg im bayerischen Wald 1) Frischer Granit,
feinkörnig, mit weissem Orthoklas und braunem bis schwarzem Glimmer, der
mit weissem fest verwachsen ist. 2) Über diesem Granit liegt ein schon in
Jahrbuch I8ü7. % 14
210
Verwitternng begriffener, der ziemlich stark braun gefärbt, aber noch seine
frühere Consistenz besitzt. 3) Lockerer Granit, aus dem man Orthoklase
herauslösen kann. 4) Sandartige .Masse von hellbrauner Farbe von Glimmer-
blättchen in Menge durchzogen, jedoch fehlt der ßiotit.
Verwitterungs-Stufen des Granit.
1. 2. 3. 4.
Kie3elsäure 73,13 . 73,71 . 73,78 . 74,57.
Thonerde 10,50 . 10,78 . 11,61 . 12,02
Eisenoxyd 3,16 . 3,18 . 3,76 . 3,20
Magnesia 1,12 . 0,82 . ü,99 . 0,80
Kali 9,04 . 8.51 . 7,07 . 4,92
Natron 1,80 . 0,92 . 0,33 . 0,46
Wasser 0,45 . 0,92 . 1,76 . 3,20
Verlust 0,80 . 1,16 . 0.70 . 0.83
10ü,Ü0 100,(J0 ■ 100,00 100,00.
Die Verwitterung bringt im Granit im Ganzen folgende Veränderungen
mit sich: a) eine stetige Zunahme von chemisch gebundenem Wasser, eine
Art Hydratation. Dass das aufgenommene Wasser nicht allein dem feldspa-
thigen Theile zukommt, sondern dass der Glimmer (und vielleicht auch der
Quarz) Theil daran nimmt, ist nicht zu bezweifeln; in dem verwitternden
Granit kommt jedoch noch ein Theil des gebundenen Wassers dem Eisen-
oxyd zu. b) Die relativen Mengen der Kieselsäure und Thonerde nehmen
in dem Verhältnisse zu, in welchem andere Bestandlheile ausgewaschen wer-
den, c) Dagegen werden Kali, Natron und Magnesia durch den Verwitte-
rungs-Process entfernt, ihre relativen Mengen werden mit zunehmender Ver-
witterung geringer.
W. Wicke : über die Phosphat - Knollen in dem Eisenerze von
Gross-Bülten und Adenstedt. (Königl. Gesellsch. d. Wissensch, zu
Göttingen 1866. No. 14, S. 211 — 214.) - Die Phosphat-Knollen kommen in
dem Eisenerz, welches der oberen Kreide angehört, in unregelmässiger Ver-
theilung und wechselnder Menge vor. Sie zeigen iheils rundliche Formen,
von Haselnuss- bis über Hühnerei-Grösse, theils längliche, bis mehrere Zoll
lang. Die Farbe ist gelblich; die dunkelsten Knollen besitzen im Innern
einen weissen, weichen Kern von härterer, schwärzlicher Schale umgeben.
Form und Aussehen der Knollen, besonders die abgeschliffenen, oft blanken
Flächen sprechen dafür, dass sie längere Zeit im Wasser bewegt wurden.
Nach den bis jetzt angestellten Untersuchungen hat es den Anschein, als ob
der Gehalt an Phosphorsäure in den runden geringer sei, als in den läng-
lichen; der niedrigste Phosphorsäure-Gehalt beträgt 26%, der höchste 31%.
Die Phosphorsäure ist indess nicht allein an Kalk, sondern auch an Thonerde
und Eisenoxyd gebunden; in geringer Menge findet sich kohlensaurer Kalk
und Fluorcalcium. Zur chemischen Untersuchung wurden Knollen von ver-
schiedener Form, Farbe und Grösse ausgewählt.
211
Phosphorsäure 33,33
Schwefelsäure 0,52
Kohlensäure 2,45
Magnesia • 0,22
Kalkerde 42,06
Thonerde 3,56
Eisenoxyd 6,98
Fluorcalcium 2,50
Unlöslicher Rückstand . . 3,34
Feuchtigkeit ..... 1,67
Glühverlust 3,34
99,97,
M. Graff: über die Kupfergruben von L'Alp. (Berg- und hüt-
tenmännische Zeitung, XXV, No. 40, S. 346—347.) — Verfolgt man die Ro-
manche stromaufwärts von dem 1657 Meter über dem Meere gelegenen Dorfe
Villard-d'Arene, so gelangt man, nach Überschreitung eines auf der Grenze
zwischen Lias und Gneiss liegenden Engpasses, in einer Höhe von 2000 Meter
an die nur im Sommer bewohnten Sennhütten von L'Alp. Südlich von diesen
liegt eine hohe, zum Massiv von Pelvoux gehörige Gebirgskette , aus Gneiss
bestehend. In einem Seitenarm derselben liegen die Kupfergruben: in der
Nähe der Sennhütten wird der Gneiss von Lias bedeckt, welcher an der
Grenze viele Leitfossilien umschliesst. Bis jetzt sind 3 Erzlagerstätten in
Betrieb. Die eine findet sich fast an der Contactstelle von Gneiss und Lias;
der Gang, bor. 5 streichend und 43^ nach W. fallend, ist bis zu 2 Meter
mächtig und besteht aus mehreren, durch dünne Gneiss-Partien von einander
getrennten Erzadern. Letztere, deren Mächtigkeit zwischen 0,01 und 0,15
Meter schwankt , führen bei einem aus Quarz und Bitterspath bestehenden
Ganggestein, Bleiglanz in kleinen Würfeln, Fahlerz, Kupfer- und Eisenkies.
Die zweite Lagerstätte liegt am ö. Abhänge; der Gang streicht hör. 4, fällt
unter 50^ nach 0. und besteht gleichfalls aus mehreren, durch Gneiss ge-
trennten Adern. Seine Mächtigkeit beträgt 3 Meter; die Erze: Bleiglanz in
Würfeln, Fahlerz, Kupferkies, Kupferlasur und Malac-hit brechen n)it Quarz
und Kalkspath ein. — Die dritte Lagerstätte, Grande-Carriere genannt, ge-
hört zu den sogenannten Trümmerstöcken. Silberhaltige Kupfererze von 0,01
bis 0,20 Meter Mächtigkeit sind im Gneiss auf eine Höhe von 12 M. und
eine Breite von 15 M. verthcilt. Die Erze bestehen aus Kupferkies, Fahl-
erz, Bunlkupfererz, Kupferlasur, Malachit: sie finden sich nicht allein in den
Trümmern , die sich gegenseitig, ohne Verwerfung durchsetzen, sondern sie
imprägniren noch das Ganggestein auf mehrere Millimeter.
B. Silliman: über den Gaylüssit im N e v a da - G eb i et e. (Silliman,
American Journ. XLII, No. 125, pg. 120—121.) — In der Nähe von Rag-
town, in der Grafschaft Churchill, Nevada, in der weiten Ebene, liegt ein
kleiner Salzsee, welcher eine trichterartige Verliefung ausfüllt. Form und
andere Verhältnisse lassen auf einen vulcanischen Ursprung desselben
14*
- 212
schliessen. Er besitzt deutliche Krater-Gestalt mit den Umrissen einer dop-
pelten Ellipse, offenbar durch die Vereinigung zweier Krater entstanden; der
grössere liegt nördlich und hat einen Durchmesser von etwa 1^2 Meilen.
Die Oberfläche des Wassers ist ungefähr 200 F. unter dem Kraterrand, wel-
cher sich nur um ein Weniges über das Niveau der Ebene erhebt. Die
Krater- Wände sind steil ; sie bestehen aus Lagen vulcanischen Materials,
aus Asche, Lapilli, GeröUen von Basalt, gemengt mit Producten der warmen
Quellen. Die westlichen Ufer des See's werden zum Theil von Kalk ge-
bildet und daselbst finden sich mehrere kleine Quellen, die in den See flies-
sen: eine derselben liefert reichlich treffliches Trinkwasser. Das Wasser des
See's hingegen ist sehr salzig : die Oberfläche der Gesteine, welche ihn umgeben,
ist allenthalben mit salzigen Krusten bedeckt. An mehreren Stellen an den Ufern
des See's und besonders an dem kleinen, in dessen Mitte gelegenen Eilande,
zeigen sich reichlich Anhäufungen gelblich weisser Krystalle von Gaylüssit,
deren Bildung hier offenbar noch fortdauernd statt hat: sie finden sich aber
nicht in der Nähe der Quellen. Andere krystallisirte Mineralien scheinen
nicht vorzukommen Der merkwürdige See verdankt ohne Zweifel vulca-
nischer Thätigkeit seinen Ursprung, welche indess auf den Auswurf von
Schlamm, Asche, Lapilli beschränkt war.
C. Naumann: Lehrbuch der Geognosie. Dritter Band. Erste Liefe-
rung. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig. 8*^. 1866.
S 192. — Nachdem das Erscheinen des gewiss von vielen sehnlich erwarteten
dritten Bandes von C. Naumann's Geognosie sich wegen Unwohlsein und drin-
gender Berufsgeschäfte des Verf. verzögert halte, liegt nun endlich die erste
Lieferung (Bogen 1 — 12) vor uns. In derselben sind die Tertiär-For-
mationen mit grosser Vollständigkeit geschildert; wir deuten hier
nur kurz den Inhalt an.
in der Einleitung bespricht der Verfasser die <illgemeinen Verhältnisse
der Tertiär-Formationen, deren Gliederung bekanntlich seit dem Erscheinen
der ersten Auflage seines Werkes im J. 185J immer verwickelter und com-
plicirter geworden ist. Naumann erklärt sich für eine viertheilige Ein-
theilung in folgender Weise:
A. Paläogene Tertiär-Formationen.
1. Eocäne Formationen.
2. Oligocäne Formationen.
B. Neogene Tertiär-Formationen.
3. Miocäne Formationen.
4. Pliocäne Formationen.
Das Wort Paläogen wird als Co 11 e cti v - N a me vorgeschlagen, weil,
wenn man die Worte eocän'und oligocän zur Bezeichnung zweier gleich-
werthiger Äbtheilungen benutzen will, das erstere nicht als Collectiv-Name
für beide Abtheilungen zugleich gehraucht werden kann.
Erstes Capitel. N u m m u 1 i t e n - F o r m a ti o n. Nummulilen- und
Flysch-Formation. ~ Verschiedene Nummuliten-Formationen.
Zweites Capitel. Einige Tertiär-Formationen in Frank-
213
reich. — Eocäne Formationen des Bassins der Seine; oligocäne Formation
des Bassins der Seine. — Süsswasser-Formalion der Auvergne. Miocäne
Formalion der Touraine. — Oligocäne und miocäne Formation der Gegend
von Bordeaux. — Oligocäne und miocäne Formation bei Dax.
Drittes Capitei. Tertiär-Formationen im südlichen Eng-
land. — Eocän-Formation im südlichen England. — Oligocäne Formation
auf der Insel Wight. — Neuere Tertiär-Bildungen in England.
Viertes Capitei. Tertiär-Formation in Belgien. — Allge-
meine Übersicht nach Dumont. — Eocäne Bildungen in Belgien. — Oligo-
cäne und noch jüngere Tertiär-Bildungen in Belgien.
Fünftes Capitei. Tertiär-Formationen im sü dlichen Bayern
und in der Schweiz. — Eocän-Formation der bayerischen Alpen. Oli-
gocän-Formation im s. Bayern. — Miocän-Formation im s. Bayern. — Mo-
lasse-Formation der Schweiz.
Sechstes Capitei. Einige Tertiär-Bildungen der österrei-
chischen Monarchie. — Nummuliten- und Flysch-Formation in Istrien.
— Tertiär-Formation des Wiener Bassins. — Tertiär-Formation in Böhmen.
Siebentes Capitei. Tertiär-Bildungen des westlichen und
nördlichen Deutschland. — Das Tertiär-Becken von Mainz. — Allge-
meine Übersicht der Verbreitung der Tertiär-Schichten im n. Deutschland.
— Die norddeutsche Braunkohlen-Formation.
So weit der Inhalt der ersten Lieferung; eine flüchtige Vergleichung
desselben mit jenem der ersten Auflage zeigt schon zur Genüge, welche be-
deutende Bereicherung das Werk erfahren hat; welche Sorgfalt aber der
Verf. auf die Darstellung verwendete, davon wird Jeder durch genaueres Stu-
dium sich überzeugen können.
Kleinschmidt : die Braunkohlen-Formation desWesterwaldes.
(Berg- und hültenmänn. Zeitung, XXV, No. 47, S. 401 —403.) — Die Braun-
kohlen des Westerwaldes bestehen vorzugsweise aus bituminösem Holze, das
sich oft noch in vollständigen Stämmen findet, die Laubholz-Gattungen ange-
hören. Am Rande des Westerwaldes sind die Flötze schwächer als inmitten
des Gebirges 5 meist liegen 2 bis 3 Flötze über einander, durch thonige und
sandige Zwischenmittel getrennt. Diese, die Kohlen begleitenden Schichten
lassen manche interessante Erscheinung wahrnehmen, welche auf die Bil-
dung der Kohlenflötze ein Licht wirft Das Dach des obersten Kohlenlagers
besteht aus Sandstein oder Thon und enthält bisweilen Stücke fossilen Holzes.
1) Das unter dem Dach von Sandstein oder Thon folgende bituminöse
Holz hat in den Flötzen der Kohlen Ablagerung oft eine Mächtigkeit von 1
bis 1^/2 F. und eine Ausdehnung von mehr als lausend Quadrat-Klaftern.
Diese rein holzige Kohle gibt bei der Destillation nur sehr wenig Theer und
dieser hat einen so starken Geruch nach Kreosot und ist so schwer zu reini-
gen , dass von einer Verwendung kaum die Rede sein kann. Die gleich-
förmige Mächtigkeit, grosse Ausdehnung und fast horizontale Lagerung dieser
dünnen Schichten ist höchst beachtenswerth.
214
2) Hierauf folgt eine 2 bis 3 Zoll in dünnen und 5 bis 6 Z. in 2 bis
3 Fuss mächtigen Flötzen starke Schicht von sog. tauber Kohle. Sie ist von
bräunlicher Farbe, zerfällt an der Luft in schieferige Stücke und enthält oft
plattgedrückte Stümnichen. (Hierher gehört insbesondere die Blätlerkohle
der Grube Gerechtigkeit bei Westerburg, die eine grosse Menge von Blätter-
Abdrücken der Gattung Acer enthält, ja stellenweise ganz daraus zu bestehen
scheint.
3) Schiefer. Geruchlos, etwas fettig anzufühlen, 1 bis 2 F. mächtig,
spaltet beim Liegen auf der Halde in dünne Lamellen und enthalt Flügel-
decken von Insecten.
4) Schiefer, geruchlos, grau bis grünlich, 1 bis 2 F. mächtig, auch in
Lamellen zerfallend und sehr häufig Flügeldecken von Insecten enthaltend.
5) Blauer Thon, 4 bis 5 Zoll mächtig, ohne Insecten-Reste.
6) Blauer Thon, 4 Zoll mächtig.
7) Sandstein, 2 „ „
8) Thon, 1 „ „
9) Sandstein, 2 „ „
10) Thon, 2 „ „
11) Sandstein, 2 „ „
12) Mächtige Thonablagerung, gleich den über ihr liegenden (6—11)
keine organischen Bestandtheile enthaltend.
Sind mehrere Flötze vorhanden, wie dies? am Oslende des Westcrwaldes
auf vielen Gruben der Fall, so bestehen die Schichten aus:
1) Sandslein oder Thon, als Dach.
2) Plötz schlechter Kohle mit vielen erdigen Beimengungen , ^'2 Fuss
mächtig.
3) Sandstein-Schicht, 1 F. mächtig.
4) Kohle, 1 bis 2 F. mächtig.
5) Taubes Mittel, IV2 F. taube Kohle und grüne Schiefer.
6) Kohle, 1-1 V2 F.
7) Grüne, thonige Schiefer, 1 — 2 F.
8) Thonige und sandige Schichten.
9) Kohlenflötz,
Für die Erklärung der Entstehung der Braunkohlen-Lager und der ausgedehn-
ten, dünnen Schichten bot dem Verfasser sein Aufenthalt am Mississippi interes-
sante Beobachtungen. Betrachtet man nämlich die Ansammlungen von Treibholz
im Missouri, so sieht man stets keilförmige Massen, mit den Spitzen gegen
den Strom, die Baumstämme oft in den wunderlichsten Lagen, zwischen den
einzelnen Stämmen Sand und Schlamin, aber nichts unter denselben, was die
Schiefer hätte erzeugen können. Im Mississippi Delta erblickt man in der
Nähe der See Holzmassen schwimmen, oft Stamm an Stamm. In der ISil
versunkenen Gegend, w. von Neu Madrid am Mississippi im s. Missouri hat
der St. Francis-Fluss eine Menge von Baumstämmen in die Sümpfe ge-
schwemmt und diese schwimmen so dicht, dass sie an manchen Orlen gleich-
sam Flötze bilden und bieten somit eine Erklärung, wie die dünnen, holzigen
I
215
Braunkohlen-Ablagerungen hervorgehen konnten: sie entstanden, indem ein
Sumpf, in dem dicht an einander gedrängt schwimmende Baumstämme sich
befanden , nach und nach austrocknete. Solche Erscheinungen sieht man
noch heute am St. Francis und im Mississippi-Delta; der Strom nimmt, —
wie das sehr oft vorkommt — eine andere Richtung, eine Sandbank legt
sich zwischen ihn und den Sumpf und schliesst so denselben von dem Strome
ab: der Sumpf aber wird kleiner, es wachsen Wasser- und Torfpflanzen in
demselben, die schwimmenden Bäume aber verwachsen mit Moos und Schilf
und wenn eine neue Überschwemmung erfolgt, können die sandigen und
erdigen Massen, die sich über sie ergiessen, nicht in dieselben eindringen.
Solche Überschwemmungen sind aber nichts anderes, als die gewöhnlichen
Hochwasser, die z. B. im Mississippi-Thale alle 10 Jahre ungefähr eintreten.
Dass die Schichten bald sandig, bald thonig, lässt sich an jeder Insel im
Mississippi sehen und hängt von der Richtung des Hauptstromes ab. Dieser
führt, besonders in seinen unteren Theilen, den gröberen Sand mit, während
sich aus dem ruhigen Theile des Wassers der feine Schlamm als Thon ab-
setzt. So lagert sich z. B. auf der Duncans-Insel, gerade vor der Stadt St.
Louis der Sand ab, der in derselben als Bausand gebraucht wird, während
zwischen den Dämmen, die im unteren Theil der Stadt in den Strom hinein-
ragen, sich eine plastische Masse absetzt. — Ähnliche Vorgänge haben wohl
auch auf dem Westerwald stattgefunden; Kohle und Schiefer sind nicht scharf
getrennt, sondern gehen gleichsam in einander über oder die taube Kohle
bildet vielmehr den Übergang in den organische Substanzen enthaltenden
Schiefer.
Th, Scheeber: über das Vorkommen des Silbers zuKongsberg.
(Verband!, des bergmänn. Vereins zu Freiberg: berg- und hüttenmänn. Zei-
tung, XXV, No. 29, S. 250—251.) " - Das Gebiet, in welchem der fast 250
Jahre alte Kongsberger Bergbau betrieben wird, gehört der primitiven For-
mation an und besteht aus Glimmerschiefer, Hornblende- und Chloritschiefer,
sowie aus Quarziten, die in vielfacher Wechsellagerung mit einander auf-
treten. Das herrschende Streichen ist Nord-Süd bei meist sehr steilem Fallen,
Eiuige Schichten machen sich durch ihre Kies-Imprägnation (Eisenkies,
Magnetkies, Kupferkies) bemerklich: seit alter Zeit hat man dieselben Fall-
oder Fahlbänder genannt. Sie werden von sehr zahlreichen, aber selten
über einige Zoll mächtigen, in W.-O. streichenden Gängen senkrecht durch-
kreuzt, deren Äusfüllungs-Masse meist aus Kalkspalh, Baryt, Flussspath und
Quarz besteht, stellenweise mehr oder weniger reichlich Silber enthält. Aus
der Art der Vertheilung hatte man das Gesetz ableiten zu können geglaubt:
das Silber komme ausschliesslich innerhalb der Fahlband-
Gang kreuze vor und diese Ansicht ist oft dahin missverstanden worden:
* SCHEERER's Mittheilungen gründen sich auf die Schrift: ^Betänlcning af den ved
Kongelig Resolution af iO. Juni i865 nadigst ned satte Commission angaaende Kongsherg
SöJvvärlc.'' • D. R.
216
dass in den Kreuzen allenthalben Silber auftrete. Sor'^fältige
neuere Forschungen haben folgende Resultate ergeben. Die Kies-Impräg-
nation — welche für den ursprünglichen ßegriff eines Fallbandes als mass
gebend gelten muss — hält sich weder an eine bestimmte Schicht, noch ist
sie innerhalb einer solchen eine gleichmässige. Man kann nur sagen , dass
ein gewisser Schichten- Coniplex auf verhältnissmässig bedeutende Länge und
Tiefe von Kiesen unregelmässig durchschwärmt wird. Dieser kiesdurch-
scliwärmte Schichten- Complex . die F a 1 1 b a n d - Z o n e, wäre der erweiterte
Begriff eines Fnllbandes. In denselben ist noch aufzunehmen, dass innerhalb
einer Fallband-Zone ein mehr-, ja vielfacher Schichten-Wechsel der genann-
ten Gesteine stattfinden kann. Das Vorkommen des Silbers in einem Fall-
band Zonen-Gangkreuze zeigt sich hinsichtlich der Beschaffenheit des Seitenge-
steins weder gebunden an eine Kies imprägnation , noch an eine gewisse
Schieferart. Ob das Nebengestein aus Glimmerschiefer, aus Hornblende-
oder Chloritschiefer oder aus Qnarzit bestehe . ob diese mehr oder weniger
mit Kies imprägnirt oder gar nicht, berechtigt weder auf Anwesenheit, noch
auf Abwesenheit des Silbers im Gange zu schliessen. So löst sich denn
das oben ausgesprochene Fallband-Gesetz in die umfassendere, aber weniger
concise Thalsache auf: dass innerhalb der F al l b a n d -Zon e n Gang-
kreuze auf anscheinend ganz un regelmässige Weise vertheiltes
Silber gefunden werde. In Bezug auf diesen erfahrungsmässigen Salz
lassen sich einige Fragen aufstellen, nämlich: 1) Ist es durchaus gegründet,
dass die Kongsberger Gänge ausserhalb einer Fallband-Zone kein Silber füh-
ren? 2) Hat man beim Fortschreiten des Grubenbetriebes stets hinreichende
Sicherheit, ob man sich vor Ort innerhalb einer Fallband-Zone befinde?
3) Können nicht, ausser den auf der Gebirgs-Oberfläche über Tage sicht-
baren Fallband-Zonen, welche bisher der Bergbau verfolgte oder zu verfol-
gen glaubte, unter Tage noch andere Fallband-Zonen existiren? Durch
solche Betrachtungen sieht sich der Bergmann zu Kongsberg leider des siche-
ren Bodens einer alten Regel beraubt, auf dem er seit mehr denn zwei
Jahrhunderten vertrauensvoll hinwandelte.
E. Weiss: „Beiträge zur Kenntniss der F e 1 d s pa t h -B i I du n g
und Anwendung auf die Entstehung von Quarztrachyt und
Qua rzporphyr." Haarlem, 186ß. — Der Verfasser hat bereits in einer brief-
lichen Mittheilung auf die optischen Gesetze, welche ihn bei seinen Unter-
suchungen leiteten, sowie auf den allgemeinen Inhalt seiner von der hollän-
dischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem gekrönten Preisschrift
aufmerksam gemacht. Die Resultate aber, zu welchen E. Weiss durch
seine optischen Untersuchungen orthoklastischer Feldspathe in Bezug auf die
Entstehung krystallinischer Gesteine im Allgemeinen und von Quarztrachyt
und Quarzporphyr im Besonderen gelangte, sind so wichtig, dass wir solche
hier vollständig aufführen. Zum Verständniss des Nachfolgenden sei nur be-
* S. oben S. 179. Über die von der holländischen Gesellschaft der Wissenschaften
ZU Haarlem gestellte, von Weiss teantwortete Frage vergl. Jahrb. i865, S. 639, VIII.
217
merkt, dass E. Weiss das Verhalten eines Minerals, wenn es der Art ist,
dass während Erhöhung seiner Temperatur der scharfe Winke! der wahren
optischen Axen zunimmt, dagegen hei Abnahme der Temperatur gleichfalls
abnimmt, ein analoges nennt, hingegen jenes Verhalten aber, dass die
Axen sich nähern, während die Temperatur wächst, umgekehrt sich von
einander entfernen, während die Temperatur sinkt, ein antiloges.
Geologische Folgerungen. Versucht man die optischen Eigenschaften
der Feldspathe zur Erklärung ihrer Bildung anzuwenden, so muss man hiebei
das Hauptgewicht auf die drei Factoren legen: das antiloge oder analoge
Verhalten der optischen Axen beim Erwärmen; die Grösse des Axenwinkels
und den Grad ihrer Empfindlichkeit.
Ist es richtig, was Descloizeaux gefunden zu haben glaubt: dass jene
Störungen in den ursprünglichen optischen Eigenschaften eines Krystalls, her-
vorgerufen durch sehr hohe Temperaturgrade, permanente sind, so müssen
überhaupt alle Feldspathe, welche in ihren) Entslehungs-Momente oder seit
ihrem Festwerden geglüht haben, Gluth-Spnren, der Höhe und Dauer jener
Temperatur entsprechend, zeigen. Man kann also erwarten, in der opti-
schen Bestimmung ein sehr empfindliches Mittel zu besitzen, ob ein Feld-
spath überhaupt einstmals geglüht haben kann , und welchen Grad diese
Gluth wohl erreicht haben mag. Aus den umfassenden Untersuchungen
von E. Weiss, die in besonderen Tabellen nochmals übersichtlich zusammen-
gestellt sind, ergeben sich folgende empirische Gesetze. In der Natur findet
sich eine fortlaufende Reihe von Feldspathen , welche nach Lage und
Grösse des Axenwinkels alle möglichen Grade der Temperatur anzeigen
würden, die bei oder seit der Entstehung der Krystalle sie heimgesucht hat,
von der Temperatur noch weit vor der der Glühhitze bis zu solcher, welche
etwa beim Schmelzen des Kupfers erreicht wird. Also, um sich optisch
auszudrü(;ken: es finden sich alle möglichen Winkel von den grösslen der
antilogen Periode bis zu ziemlich grossen der analogen hin. Mannigfaltiger
wird diese Reihe durch die verschiedene Empfindlichkeit, mit welcher die
Krystalle noch jetzt den Einflüssen der Wärme nachgeben. Berücksichtigt
man diese mit, so kann man aus Lage und Grösse des Axen- Winkels allein
noch keinen Schluss auf die Höhe der erlittenen Wärme-Wirkung ziehen-
Denn es kann ein mit noch grossem Winkel versehener antiloger Kry-
stall bei sehr geringer Empfindlichkeit derselben hohen Temperatur
ausgesetzt gewesen sein, als ein sehr empfindlicher analoger Kry-
stall, weil von zwei derselben Glühhitze gleich lange ausgesetzten Krystalleus
der empfindlichere die grössten Eindrücke erhalten wird. Endlich müssten
wir doch auf ein wirklich genaues Urtheil über die etwa stattgefundenen
Glühungen bei Vergleichung der verschiedenen Feld.^pathe verzichten, weil
dazu auch die Kenntniss des wahren Axenwinkels im Krystall ge-
hören würde. Diese Lücken können durch das Experiment nur zum Theil
und bei günstigen Umständen ausgefüllt werden.
Bei weitem die meisten Feldspathe sind antilog , ja viele haben einen
so beträchtlichen Axen-Winkel, dass man an so bedeutende Gluthen,
wie sie die alte plutonische Theorie voraussetzte, gar nicht denken kann
218
Dahin gehören die Feläspathe aus Granit. Gneiss, Syenit, unler
welchen den geringsten Axen-Vv'inkel. bei schon merklicher Empfindlichkeit,
der Feldspath aus dem Gang-Granit von Elija zeigt. Ebenso verhalten sich
auch viele glasige Feldspathe aus trachylischem Gebirge; aber auch
Sanidine aus Laven. Schlacken, Obsidian haben keine irgend
bedeutenden Gluthspuren. sondern grossen bis höchstens massigen Axenvvinkel
bei antilogem Verhalten und meist nicht geringer Empfindlichkeit hinter-
lassen. Endlich tragen lose, von Vulcanen a u s s; e w o r f e n e Sanidiue
verschiedene Grade von Gluthspuren; doch auch diese sind massiger Art.
Manche Porphyre und Pechsteine und manche Quarztrachyte nähern
sich in Bezug auf die optischen Eigenschaften ihrer Feldspathe zwar den
Graniten, denn letztere sind ebenfalls antilog. besitzen aber schon weit klei-
nere Axen-Winkel. Andere Porphyre und Pechsteine nebst Quarz-
trachyten nähern sich mit ihrem Feldspath-Winkel der Grenze >'ull sehr
bedeutend und geben daher entschieden Gluthspuren zu erkennen. Über-
haupt bieten sich durchweg Analogien in beiden Gesleins-Gruppen. der älte-
ren granilisch-porphyrischen und der jüngeren Irachytischen. — Gluthspuren
finden sich ausserdem in Sanidinen noch thätiger Vulcane. in einigen trachy-
tischen Gesteinen vorhistorischer Vulcane, in mehreren Vorkommen . die als
fremde Einschlüsse von Sanidin und Feldspathgestcin in Schlacken und Laven
betrachtet werden müssen, sowie in manchen Feldspathen. die. in granitischen
und anderen Gesteinen auf Klüften aufgewachsen . frei auskrystallisirt sind.
Sehr wichtig für die ganze Schlussfolgerung erscheint die Thatsache: dass
der künstliche Sangerhauser Feldspath unter allen untersuchten Feld-
spathen die stärksten Gluthspuren trägt, da er stark antilog ist und
bis grossen Axen-Winkel besitzt. — Besondere Beachtung verdienen jene
Fälle, wo ein und derselbe Krystall mit wesentlich verschiedenen Stel-
len versehen ist. meist sogar analoge neben antilogen Stellen zeigt
oder antiloge mit sehr verschiedenen Axen- Winkeln. Es haben solche Fälle
mit Zwillings-Bildung nichts gemein. Gewöhnlich besitzen dann die ana-
logen oder vorausgeschriltenen Stellen eine grössere Empfindlichkeit als die
zurückgebliebenen antilogen. Weniger auffallend ist es. in demselben
Gesteine Krystalle ausgeschieden zu finden, welche in ihren optischen Ei-
genschaften merkwürdig difFeriren. Ihr Vorkommen erläutert zugleich die
Thatsache von optisch verschiedenen Stellen in einem urjd demselben Kry-
stall. Denn wie in einem Gestein Krystalle mit verschiedenen optischen
Eigenschaften neben einander auftreten, so können auch leicht Verwachsun-
gen solcher Krystalle in paralleler Stellung zu einem Individuum entstehen
und kommen vor. Es darf daher nicht befremden . dass die .Art de.* Ver-
wachsens sehr verschieden ist. dass sich nicht nur Krystalle finden mit ana-
logem Kern und anliloger Hülle , sondern auch umgekehrt oder verschie-
dene Arten des Durcheinandergreifens antiloger und analoger Theile. Die
Erklärung der hierher gehörigen Erscheinungen ergibt sich aus der Be-
rücksichtigung der thermischen Empfindlichkeit, welche eben weder bei Kry-
stallen desselben Gesteins, noch bei verschiedenen Stellen desselben Kry-
stalls von gleichem Grade zu sein braucht. Daher lassen solche Krystalle
219
mit Recht auf Gluthen schliessen, denen sie ausgesetzt waren, mögen sie
stark oder schwach gewesen sein und bestätigen in entschiedener Weise
auch wieder den nicht zu vernachlässigenden Einfluss der Empfindlichkeit.
Nur eine Annahme könnte gemischt werden, nämlich dass die Verschieden-
heit der Stellen eine begonnene Umwandelung bekunden, vielleicht chemi-
scher Natur, vielleicht nur physikalischer. Bei Annahme dieser Erklärung
würden aber grosse Schwierigkeiten entstehen, um z. B. den Kern eines
analogen Krystalls in den antilogen Zustand zurückzuführen, während der
Mantel seinen ersten Zustand behält. Man würde entweder schon damit,
oder, wenn man das ganze Gesetz von Descloizeaux oder vielmehr dessen
Umkehrung (dass ein antiloger Krystall nicht oder schwach , ein analoger
stark geglüht habe) leugnen wollte, mit diesen Widersprüchen zu unerwie-
senen , vielleicht unerweisbaren Annahmen seine Zuflucht nehmen müssen,
während jetzt sich Alles aus sich selbst erklärt. Mag also ein solcher Kry-
stall mit analogen Stellen auf Kalkspath aufgesessen haben, mag neben dem
antilogen Feldspath im Porphyr, welcher nur sehr massigen Axen-Winkel hat,
Quarz mit Wasserporen eingewachsen sein : leugnen lassen sich vielleicht in
solchen Fällen stattgehabte Gluthen aber nur mit x\ufgabe jeder exacten For-
schung; bis jetzt deuten sie auf mehr oder weniger starke Glühhitze auch
in diesen schwierigsten Fällen.
Aus allen diesen Thatsachen aber geht hervor, dass:
1) das Vorkommen der Sanidine in Irachytischen Laven, besonders jener
vom Arso, den Schluss widerlegt, es könnten Phonolilh, Trachyt, Porphyr,
Granit keiner der Gluth nur irgend genäherten Temperatur ausgesetzt ge-
wesen sein, weil ihre Feldspathe keine GluthspUren tragen;
2) die Temperatur , in der sich die Feldspathe in den genannten Ge-
steinen von Halle, Meissen, Zwickau, Ungarn, Siebenbürgen, Ponza, Toscana,
Rieden und Arran ausschieden, war keine so hohe, ab erforderlich ist, um
diese Gesteine in trockenen Fluss zu bringen, sondern im Ganzen nur
schwache Glühhitze, wahrscheinlich entsprechend der Rothgluth (4 — 500*^?).
Möglich, dass diese Höhe in gewissen Fällen (Granit) nicht einmal erreicht,
in andern überschritten wurde.
In Bezug auf diess letztere Gesetz dürften vielleicht Zweifel bei denen
zu beseitigen sein, welche die einstige Temperatur der Gesteine bedeutend
höher zu setzen geneigt sind. Natürlich muss hiebei gänzlich auf eine Specula-
tion über diejenige Zeit, welche vor der krystallinischen Erstarrung lag, ver-
zichtet werden. Aber es gibt noch eine llberlegung, welche ihres bestehen-
den Charakters willen eben der Widerlegung bedarf. Man könnte die Frage
aufwerfen: sind jene sogenannten permanenten Modificationen
auch wirklich permanent? oder sollten nicht die Krystalle, nachdem
sie heftige Gluthen ausgehalten haben, mit der Zeit, sei es nur durch
diesen Factor, sei es im Verein mit chemischer Einwirkung allmählich auf
ihren ursprünglichen Stand wieder zurückkehren? Die Unwahr-
scheinlichkeit der chemischen Metamorphose wurde bereits erwähnt; dieselbe
müssle sprungweise geschehen und es können daher Fälle, wo antiloge
und analoge Stellen im nämlichen Krystall liegen, nicht als Beweise für
220
diese Ansicht aufgeführt werden , da die Verbindung von Stellen mit stär-
kerer und massiger Gluthwirkung dadurch nicht erklärt sein würde: man
dürfte dann nur sehr grossen Axen-Winkel bei antilogem Charakter als Re-
stitution auftreten sehen.
Die Metamorphose durch den Factor Zeit lässt sich hingegen nicht
schwer widerlegen. Zwar könnte dafür sprechen, dass im Granit gar keine
deutlichen Gluthspuren , im Trachyt dagegen schwache bis recht deutliche
auftreten; vergleicht man aber die nahezu analogen Kryslalle aus'' der Zeit
der Kohlenformation (Porphyr, Pechstein) mit denen aus tertiären Gesteinen,
ja noch mehr mit denen aus der Lava vom Arso vom J. 1802 , so ist kein
Zweifel, dass die Natur ihre einstigen Wirkungen durch die Zeit nicht zu-
rücknimmt, dass wir vielmehr noch denselben physikalischen Zustand der
Krystalle haben, in welchem sie deponirt wurden.
Der Schluss: es müsse der Erstarrungspunct bedeutend unter dem Schmelz-
punct liegen, ist bekanntlich schon längst von Scrope, Scheerer u. A. ge-
zogen worden und wird besonders bei Gegenwart von Wasser annehmbar.
Auch durch die optischen Versuche wird man dahin geführt, diess zu be-
stätigen, weil bei gewissen Krystallen nur massige Gluthspuren nachweisbar
sind , für die übrigen möchte man den Punct des Fest- und Kryslallinisch-
VVerdens noch tiefer herabdrücken und wohl bei allen noch tiefer als bisher.
Durch seine weiteren Forschungen gelangt E. W^eiss über die Bildung
von Quarzlrachyt und Quarzporphyr zu folgenden Resultaten. Nicht alle Er-
scheinungen deuten bei beiden Gesteinen auf gleiche Bedingungen bei ihrer
Bildung hin: aber sie lassen sich vereinen zu einem eng verbundenen Ganzen.
Selbst der eifrigste Neplunist kann den ursprünglich vulcanischen Ursprung
der Q u a r ztra c hy l e und ihre eruptive Natur nicht leugnen; es ist ihm
gegenüber nur die Vt)rstellung zu berichtigen, als seien die Massen nicht
bereits aus dem Schmelzfluss krystallinisch erstarrt, sondern nachträglich
durch Wirkung der Wasser krystallisirt. Die Bewegungs-Erscheinungen in
gewissen Perlsteinen, die optischen Verhältnisse der Feldspathe liefern di-
recte Beweise einer noch nach oder bei dem Krystaliisiren statlgefundenen
Gluth, so niedrig auch dieselbe gewesen sein mag. Auch die Gegenwart
und Mitwirkung von Wasser bei der krystallinischen Ausbildung ist beinahe
erwiesen; nicht allein in hohem Grade wahrscheinlich, sondern eine jetzt
durchaus nöihige Annahme. Die Krystallisation des Quarzes aber ist selbst
auch kein Gegenbeweis gegen den ehemaligen Schmelzfluss: es fällt somit auch
der letzte und wichtigste Zweifel an der Ausscheidung der Gemengtheile
bei höherer Hitze.
Die grössten Analogien mit der Bildung des Quarztrachytes und den
Gesteinen dieser Familie bietet der Quarzporphyr mit seinen Verwandten
dar. Diese beruhen hauptsächlich in grösster petrographischer Ähnlichkeit
und Gleichheit der bildenden Mineralien, in zum Theil sehr ähnlichen Lage-
rungs-Formen, in den optischen Eigenschaften der eingewachsenen Feld-
spathe, wohl auch im specifischen Gewicht der Quarze, im Vorhandensein
221
von Wasserporen Aber dazu kommen gewisse abweichende Erscheinungen,
welche entschiedener auf Mitwirkung von Wasser deuten, als bei den Quarz-
trachyten. Dahin gehören Übergänge in andere Gesteine, welche sediment-
tären Bildungen sich unmittelbar anreihen, das Fehlen oder die Seltenheit
ächter Einschlüsse fremder Theile, sowie der lavenartigen Poren, das Vor-
kommen von Porphyr-Knollen mit völliger Glaskopf-Structur, die unverän-
derte Beschaflfenheit der durchbrochenen oder berührten Nebengesteine, welche
hier noch entschiedener ist.
Aus dem Allem geht hervor: dass die Bildung oder Ausbildung aus
kalter, wässeriger Lösung weder von Quarztrachyt, noch von normalem Quarz-
porphyr denkbar ist, sondern dass noch hohe Temperatur herrschte, als die
Bildung dieser Gesteine staltfand und als sie krystallisirten, so hoch, dass
alle Feldspathe Gluthspuren tragen, manche stärker, andere schwächer; aber
auch so niedrig, dass Wasser Wirkungen gleichzeitig in höherem oder ge-
ringerem Grade möglich waren und dass immerhin jene Gluthspuren massig
blieben. Aus den Thatsachen geht hervor, dass Hitze und Wasser, resp.
Wasserdämpfe bei Bildung von Porphyr vorhanden waren und zusammen-
wirkten.
Delesse und Laugel: Revue de Geologie pour les annees 1862
'et 1863. Paris, 1865. 8°. 412 S. (Ein Extract dieser Übersicht ist in
den Annales des mines, t. VI, 1864^ abgedruckt.) —
Wie in den früheren Jahresberichten (Jb. 1863, 734), so ist auch in
diesem der reiche Stoff, den die Forschungen über der gesammteu Erdober-
fläche alljährlich zusammenhäufen , in einer übersichtlichen und kritischen
-Weise geordnet, welche die riesenhaften Fortschritte der Wissenschaft recht
durchfühlen lässt. Derartige Jahresberichte, wie sie von neuem aus den sach-
kundigsten Federn geflossen, sind für alle Fachmänner von ebenso hohem
Werthe, wie für Diejenigen, die durch ihren Beruf verhindert werden, den
einzelnen Zweigen der Wissenschaft specieller zu folgen, dennoch aber gern
wenigstens mit ihren Resultaten bekannt werden wollen.
EdmondFuchs: Memoire sur le gisement salin de S tassfurt-
Änhalt. Paris, 186S. 8«. 113 p., 2 PI. —
Das gleich hohe wissenschaftliche und technische Interesse, welches
an die mächtigen Steinsalzlager von Slassfurt gebunden ist, hat Chemiker und
Ingenieure aller Nationen in den letzten Jahren dahin geführt und schon so man-
chen schätzbaren Bericht darüber in das Leben gerufen. Einen ähnlichen Be-
richt hat Dr. Fuchs für französische Behörden, in 'deren Auftrage er 1863 die
Stassfurler Anlagen besuchte, verfasst und hier nie*« ergelegt. Selbstverständ-
lich sind in demselben die gründlichen Arbeiten von Dr.<iREiCH.ARDT C^^^OJ
und F. Bischof ( 1S64J über die Steinsalzwerke bei Stassfiirt vor/Aigsweise
zu Grunde gelegt worden, dagegen konnte die neueste Abhandlung von Prof.
m
222
Rricoardt darüber Üb. 1866, 321 u. f.), weil jüngeren Ursprungs, noch nicht
berücksichtiget werden.
Dr. H. V. Dechen: Geologische Übersichtskarte der Rhein-
provinz und der Provinz Westphalen. Berlin, JS66. — Die Voll-
endung der in 34 Sectionen erschienenen grossen geologischen Karte der
Rheinprovinz und der Provinz Westphalen in Vsoooo der wahren Grösse
(1 Preuss. Meile gleich 3.6 Zoll) ist schon im Jahrbuche 377 und
854; notirt. Der Rahmen, welcher diese 34 Blätter umfasst, hat eine Höhe
von 15 Fuss und eine Breite von lO'/a Fuss. Die ganze Karte kann daher
nur in wenigen Localen ihrer Grösse wegen zusammengestellt werden und
müsste ausserdem mit besonderen Vorrichtungen versehen werden, um sie
dabei auch im Einzelnen übersehen zu können. Desshalb begrüssen wir die
jetzt vorliegende Übersichtskarte im Maassstabe von '/500000 (1 Preuss. Meile
noch etwas grösser als ein halber Zoll) mit ungetheiller Freude. Bei einer
Höhe von 28,8 Zoll und einer Breite von 20.16 Zoll gestaltet dieselbe eine
bequeme Übersicht der geologischen Verhältnisse des ganzen auf der grossen
Karte dargestellten Gebietes, ohne das darzustellende Detail wesentlich be-
schränkt oder die Deutlichkeit vermindert zu sehen. Sie ist gross genug,
um nicht allein das Flussnetz, mit Ausnahme der kleineren Bäche, sondern
auch Städte, Flecken und grössere Dörfer mit ihren Namen darauf einzutra-
gen. Sämratliche Eisenbahnen und die Haupistrassen sind genau verzeichnet,
so dass es nach denselben, auch ohne Terrainzeichnung, leicht wird, sich
auf ihr zurecht zu finden und die Lage der angegebenen geologischen Gren-
zen zu beurtheilen. Ausser der Grailabtlieilung sind auf der Karte die Sec-
tionen der grossen Karte mit kräftigen Linien angegeben, die Namen der
Orte aber, nach denen die Sectionen der letzteren benannt sind, unterstrichen.
Neben anderen Vortheilen, die aus diesem Verfahren entspringen, wird der
Besucher dieser Gegenden hierdurch leicht in die Lage versetzt, sich schnell
gerade die Sectionen der grossen Karte zu verschaffen, denen er speclellere
Aufmerksamkeit zu schenken beabsichtiget.
Dr. VON Dechen hat in einer Notiz über diese Karte (Verhandl. d. Natur-
hist. Vereins der preuss. Rheinlande und Westphalens. XXIIL Jahrg. —
Separatabdruck. Bonn, 1S66. 48 S.) die Geschichte der Entstehung bei-
der Karten, sowie die Principien entwickelt, welche bei Ausführung der-
selben als maassgebcnd betrachtet worden sind und man kann dieser Ent-
wickelung nur mit beistimmendem Interesse folgen.
Die vergleichende Zusammenstellung der auf der grossen Karte und auf
der Übersichtskarte unterschiedenen Formations-Abtheilungen und Gebirgs-
arten liefert folgendes Resultat:
223
Grosse Harte.
GeröUe, Sand, Lehm in den Fluäs-
thälern.
Torf und Raseneisenstein.
Kalktuff.
Muschelmergel.
Gerolle, Sand, Lehm, Löss (in weiter| ="
Verbreitung}. j ^•
Grenzlinie der Verbreitung nordischer
Findlinge.
c Muschelsand von Crefeld, Sand von
Grafenberg,
c' Thon von Ratingen *,
c2 Rheinische und "Wdsterwälder Braun- |
kohle, Sand, Thon und Sandstein,
Ceritliien-Kalk,
c* Unterer blauer Letten und
Mergel,
Meeressand und Austerncö]
glomerat.
theils
theil
U
d Tuffkreide von Mastricht.
d i Sandige Gesteine vom Alter der weis-
sen Kreide,
d~ Kalkig-thonige Gesteine vom Alter
der weissen Kreide,
d3 Aachener Sand (Sand des Aachener
TValdes und des Lonsberges),
d* Weisser Kalk von Graes bei Ahaus
(oberer Plan er),
d* Pläner mit eingelagerten Grünsand-
lagen,
d* Tourtia (Grünsand von Essen), Flam-
menmergel,
d' Gault,
d^ Jseocom (Hils, Lower Greensand),
e Weald-Thon (Walderthont,
p.
I
f Portland- (und Kimmeridge;- i
Schichten, ) - -■
f ' Koralrag, ) ^ |
t'2 Mittlerer Jura einschliesslich Oxford-
thon. Brauner Jura,
fS Lias,
f* Luxemburger oder unterer Liassand-
stein CCardinien-Sandstein),
Übersichtskarte.
Alluvium. Gerölle, Sand, Lehm in den
Flu.ssthälern, Torf, Raseneisenstein,
Kalktuff , Muschelmergel.
Diluvium. Gerölle, Sand. Lehm, Löss
in -w-eiter Verbreitung , höhere Ter-
rassen der Flussthäler.
Grenzlinie der Verbreitung nordischer
Findlinge,
c Miocäu.
ci Ober-Oligocäu. \
c Miocän. I
(c^ Ober-Oligocän. / »
Süsswasserbildungen mit Braunkohle. '
Mittel-Oligocän. V ^
Brack- und Süss-w-asserbildungen ohne[ ^
Braunkohle. Mittel-Oligocän.
c* Marinebildungen
enthalten in
enthalten in
Mittel-Oligocän.
theils
d Mucronaten - Schichten.
Ober-Senon. \
d' Quadraten - Schichten.
Unter-Senon.
l'd Mucronaten-Schichten. Ober-
I Senon.
jd^ Quadraten-Schichten. Unter-
[ Senon.
d' Quadraten-Schichten. Unter-
Senon.
theils
d2 Ober-Pläner. Turon.
d2 Ober-Pläner. Turon.
d^ Unter-Plan er einschliesslich
Tourtia. Cenoman.
d3 Unter-Pläner einschliess-
in lieh Tourtia. Ceno-
man.
d-» Gault.
d^ Hils, Xeocom.
1
Wälder-Schi
bildung.
•hteu, Wealden-Zwischeu-
Weisser Jura , Portland , Kimme-
ridge und Koralrag.
Brauner Jura.
Ober-Lias.
Unter-Lias (Luxemburger oder Car-
diuien- Saudstein).
* Diese Bezeichnung ist ausserdem für den Litorinellenkalk im Mainzer Becken be-
nutzt worden, welcher nach der Abtheilung der Übersichtskarte zu c- gehört.
224
g Keuper,
Muschelkalk,
g- Eöth (Schieferletten), \
g Bantsandstein, /
g* Conglomerat von Menden und Mal-I
medy, }
G Gyps der Trias,
g Kenper.
g^ Muschelkalk.
g~ Roth und Buntsandstein.
in jeder der Ahtheilungen einge-
schlo3=;en.
h Zechstein (einschliesslich Rauch^vacke
und Kupferschieferj,
Gypä des Zechsteins,
hl Rothliegendes,
i Ohere fiötzarme Schichten des Koh-
lengehirges,
ii Steinkohlen-Getirge (productives mit
Kohlenflötzen, Goal measures),
12 Flötzleerer Sandstein , (Millstone-
gi-it),
13 Culm (Kieselschiefer, Schiefer, Sand-
stein, Plattenkalk, Posidonomyen-
Schiefer),
i* Kohlenkalk,
k Yerneuili - Schiefer (thonig - sandige
Gesteine mit Spirifer Vemeuili,
südlich yon Aachen,
^ } h Zechstein.
k'' Kramenzel (Sandstein, Schiefer
mit Kalknieren und Clyme-/ 5
nien),
k2 Flinz (Goniatiteii-Schiefer von
Büdesheim und Nehden),
1 Eifelkalk (einschliesslich des Kalk
von Paffrath und Elherfeld, Strin-
gocephalenkalk) und dem Lenne-
schiefer untergeordnete Kalklager,
It Lenne -Schiefer (thonig - sandige Ge-/
steine im Süden des Rheinisch-
"Westphälischen Kalkzuges von F.
RÖMER),
m Wissenhaclier Schiefer,
m'^ Cohlenzschichten [altere Rheinische
Grauvracke F. Römer , Spiriferen-
Sandstein SandbERGER),
n Ardennen - Schiefer (versteinerungs-
lose, halhkrystallinische Schiefer),
D Dachschieferlager der Devongruppe,
0 Lose Bimssteine , enthaltene Grenze
der Yerhreituug loser Bims-
steine,
Bimsstein - Conglomerat (SandsteinI
Ton Engers),
0- Trass (Duckstein im Brohlthal),
p Augithaltender Tuff , vulcanischer
Sand,
1.^ hl Ober- Rothliegendes.
I hl Unter - Rothliegendes (flötz-
theils ) armes Kohlengehirge).
|i Productives Kohlengebirge.
i Productives Kohlen-Gebirge.
ii Flötzleerer (Sandstein).
\ i- Culm und Kohlenkalk.
k Ober-Devon. FemeMi7t - Schiefer,
Kramenzel und Flinz.
2 1 Mittel-Devon. Eifelkalk.
n >
Ii Mittel-Devon. Lenne-Schiefer.
m Unter-Devon. Wissenbacher Schie-
fer, Coblenz-Schiehten.
Unter-Devon, versteinerungslcer. Ar-
dennenschiefer.
in jeder Abtheilung eingeschlossen.
Vulcanischer Tuff.
Grenze der Verbreitung loser Bims-
steine, fts
/
Vulcanischer Tuff.
225
Vulcanische Schlacken,
Augitlava (basaltische Lava in Strö-
men),
Leucit-Tuff, enthalten
Phonolith , Leucit- und Sodalithge-
stein,
Trachyt- und Basalt-Conglomerat,
B Basalt,
T Trachyt,
S Schlacken und Lava.
in G Vulcanischer Tuif.
P Phonolith, Leucit, Noseangesteine.
r Trachyt und Basalt-Conglomerat.
B Basalt.
T Trachyt.
M Melaphyr, Mandelstein, Eisenspilit.
M Melaphyr, Mandelstein (Trapp), / 2 ?1 ^
r Feldspathporphyr mit Quarz, ['i^ ^Z.
s Schalstein,
Gr Grünstein (von nicht näher bekannter\
mineralogischer Beschaffenheit),
L Lahradorporphyr,
H Hypersthenfels,
ri Feldspathporphyr (schieferig mit und '
ohne Quarz im Gebiet der Devon-
Gruppe),
enthalten in
Felsit- und
porphyr.
Diorit , Hypersthenfels
Gabbro, Schalstein.
g. enthalten in
Felsit- und
porphyr.
Quarz-
Diabas
Quarz-
Die auf der Tbersichtskarte gegenüber der grossen Karte eingetretenen
Beschrankungen und Berichtigungen finden theilweise in dem kleineren Maass-
stabe ihren Erklärungsgrund, theilweise aber auch in einer Vereinfachung
durch den Fortschritt der Wissenschaft. Viele Localnamen sind den bekann-
ten, am allgemeinsten geltenden Gruppennamen gewichen. Diess ist der
Zustand der Reife für die sorgsam gepflegte Frucht an dem Baume der
Geologie, während man den oft noch nothwendigen Gebrauch interimistischer
Localnamen für einzelne Glieder der Formationen als einen unreifen Zu-
stand bezeichnen kann. Dass in der Rheinprovinz und Westphalen diese
herrliche Frucht jetzt zur Reife gelangt ist, hat man ausser dem anhaltend
und sorgsam seil langen Jahren durchpflügten Boden ganz vornehmlich der
Energie und unertnüdliclien Pflege des grossen Meislers zu danken, aus dessen
Händen die Wissenschaft diese Gabe entgegennimmt.
C. Naumann: Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bas-
sins im Königreiche Sachsen. 2 Sectionen, Lei|)zig, I86ß. — Maass-
stab ^/57600 der natürlichen Grösse. —
Wenn auch nicht von einem gleichen Umfange, so doch von gleicher
Gediegenheit, wie die geologische Karte von Dechen's, tritt uns hier Nau-
MANis's geognostische Karte über einen in geognostischer und national-ökono-
mischer Beziehung hochwichtigen Landstrich des Königreiches Sachsen ent-
gegen, gleichfalls das Resultat langjähriger, treuer Beobachtungen eines all-
verehrten Meisters in unserer Wissenschaft. Wenn daraus, namentlich unter
Benutzung des in nahe Aussicht gestellten Textes und der Profile, zunächst
für den Steinkohlenbergbau in diesem Bassin ein lang gewünschter sicherer
Anhaltepunct geboten wird, so muss die Wissenschaft zumal' die von Nau-
mann hier bewirkte genaue Gliederung des R o t h 1 i e g c n d cn als einen hohen
Jahrbuch 1867. 15
Gewinn betrachten. Hierüber bemerkt Naumann in einem gedruckten Erläu-
terungsblatte:
Die erste und zweite Etage, welche durch die zwischen ihnen ein-
gelagerten Thonsteine, Melaphyre und Porphyre getrennt werden, zeigen im
Allgemeinen eine ziemlich übereinstimmende petrographische BeschaflPenheit.
indem sie wesentlich aus Schieferletten , Sandsteinen und consistenten Con-
glomeraten bestehen; wesshalb dent« auch ihre gegenseitige Grenze nur da
mit einiger Sicherheit bestimmt werden konnte, wo jene Zwischenbildungen
wirklich zu Tage austreten, während solche ausserdem mehr oder weniger
zweifelhaft bleibt. Es sind diess diejenigen beiden Etagen , welche ihrer
petrographischen Ähnlichkeit wegen in der geognostischen Beschreibung des
Königreiches Sachsen (Heft II, 1838, S. 427 u, f.) als die untere Abihei-
lung des Roihliegenden zusammengef'asst wurden. Beide haben stellenweise,
vor der Ablagerung der folgenden Etage, nicht unbedeutende Dislocalionen
erfahren.
Die dritte Etage erscheint als ein kleinstückiges, meist sehr wenig co-
härentes und fast schüttiges Conglomerat. welches in der Mitte des Bassins
besonders reich an QuarzgeröUen, längs der westlichen Grenze dagegen sehr
reich an flachen Geschieben von Thonschiefer und Grauwackenschiefer ist.
Diese Etage wurde a. a. 0. S. 430 als die mittlere Abtheilung des Roth-
liegenden aufgeführt.
Die vierte Etage endlich, welche nur in der Gegend von Meerane und
Crimnitzschau vorhanden und als ein zeitliches Äquivalent des unte-
ren Zechstei ns zu betrachten ist, wurde schon a. a. 0. S. 433 als die obere
Abtheilung des Rothliegenden aufgestellt. Uber ihr folgt der obere Zech-
stein, und dann der ßuntsandstein, welcher besonders im Thale von
Nieder-Grünberg und am linken Gehänge des Pleissethales, von Dreissen bis
Gössnitz, sehr gut aufgeschlossen ist.
Der Thonstein (Felsittuff), als ein nicht durchgängig vorhandenes und
von den Porphyren und Älelaphyren abhängiges Glied des Rothliegenden, ist
zwischen der ersten und zweiten Etage des letzteren au allen Orten seines
Vorkommens angegeben worden: doch wird er auch stellenweise unmittelbar
von der dritten Etage übergreifend bedeckt.
Dr. G. Stäche: Geologisches Landschaftsbild von Sieben-
bürgen. Österr. Revue, 6. Heft, 1866. S. 148. 7. Heft, S. 148. 8^
Mit einer geol. Übersichtskarte. —
Die Geologie Siebenbürgens , worüber Franz R. v. Hauer und Guido
Stäche schon 1863 einen inhaltschweren Band veröffentlicht haben (Jb. 1864,
724), wird hier zu einem geologischen Landschaftsbilde umgestaltet, welches
durch Umfang und Form auch für weitere Kreise Anziehung ausüben muss.
Hier tritt die Eigenthümlichkeit des Landes, dessen individuelle Abgeschlos-
senheit mit seinem Gebirgsbau in enger Berührung steht, um so deutlicher
hervor und gestattet einen leichten und schönen Überblick in seinen ver-
schiedenen plutonischen und neptunischen Bildungsstufen. An das krystal-
227
linische Grenzgebirge lehnt sich das mesozoische Schollengebirge, welches
von altlertiärem Randgebirge, dem vielgestaltigen, tertiären Mittellande ge-
folgt ist, deren Plastik und Physiognomie, sowie deren petrographischen Cha-
rakter und Reichthum an Erzen und anderen wichtigen Mineralprodukten
uns der Verfasser geschickt vor Augen führt.
Wir glauben, vor Allem daraus einen Abschnitt über die trachy tisch-
basaltischen Eruptiv -Gebirge wiedergeben zu müssen, da diese auch
in Ungarn in einer ganz ähnlichen Weise wie in Siebenbürgen auf-
treten, Diess lehren die früheren werthvollen Untersuchungen v. Richt-
hofen's, sowie die neueren Forschungen in Ungarn von Franz v. Hauer, G.
Stäche, v. Andrian und anderer thätiger Geologen Wiens, die in den neue-
sten Heften des Jahrbuchs der k. k. geologischen Reichsanstalt niedergelegt
worden sind *.
Dr. Stäche äussert sich darüber in folgender Weise:
Seit der Zeit der letzten Schichtenabsätze der Eocänperiode bis hinauf in
die Zeit der jüngsten Ablagerungen, welche das jüngere Tertiärmeer im sieben-
bürgischen Mittellande und den von ihm getrennt erscheinenden kleineren Becken
des Randgebirges absetzte, wirkte fortdauernd eine Reihe von gebirgsbilden-
den Masseneruptionen, Nach ihrer wahrscheinlichen Allersfolge und ihren
chemischen und petrographischen Eigenschaften lassen sich im Ganzen
6 Hauptgruppen von Eruptivgesteinen unterscheiden, von denen jede ihre
besonderen geographischen Eruptionsgebiete aufzuweisen hat. Von unten
nach oben sind diese Gruppen: 1) Die Grünsteintrachyle (ältere Andesite),
2) die Dacite (oder älteren Quarztrachyle), 3) die Andesite (grauen Tra-
chyte), 4) die N o r m a 1 tr a c h y t e , 5) die R h y o I i t h e (oder jüngeren Quarz-
trachyle), 6) die Basalte.
Die G r ü n s t e i n t ra ch y te oder alten Andesite sind im Wesentlichen
Gemenge von gestreiflein Feldspath (Oligoklas) und Hornblende. Sie zeichnen
sich petrographisch durch eine immer grünliche, bald hellere, bald dunkelere,
felsitische Grundmasse und eine meist deutliche Vertheiinng von Eisenkies in
der Grundmasse aus. Überdiess ist ihnen eine tiefgehende Verwitterung der
Oberfläche eigen, womit diti sanfter gewölbten, glockenförmigen Contour-
formen , in welchen ihre Berge erscheinen, im Zusammenhang zu stehen
scheinen. Durch das Zurücktreten oder porphyrartige Hervortreten des Horn-
blende- oder Feldspath-Gemengiheils aus der dicht gemengten Hornblende
und zum Theil durch die theilweise Vertretung der Hornblende durch Glim-
mer entstehet eine Reihe von Varietäten, in denen sich die Haupteigen-
schaften jedoch immer erkennen lassen. Die Grünsteintrachyte haben ihre
Haupteruptionsgebiete im Norden und Westen des Grenzgebirges. Es gehören
ihnen nämlich der Hauptsache nach das Rodnaer-, das Gutin-, Csibles- und
das Nagyäger Eruptionsgebiet an.
* Vgl. Dr. G. Stäche, die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen
in Ungarn (Jahrb. d. k. k. g. R. 1866. 16. Bd. III. S 277—328.) —
FerD. V. Andrian, das südwestliche Ende des Schemnitz-Kremnitzer Trachytstockes.
(Ebend. S. 355—417.) In letzterer Abhandlung sind auch zahlreiche chemische Analysen
dieser Gesteine aufgenommen.
15
228
Die Dacite stehen den Grünsteintrachyten in der äusseren Erscheinung
nicht selten sehr nahe. Sie unterscheiden sich jedoch wesentlich von ihnen
dadurch, dass sie sauerere 3Iischuhgen sind, was äusserlich schon dadurch
ersichtlich wird, dass sie stets und oft reichlich ireien Quarz ausgeschieden
enthalten und überdiess bei ihnen nicht selten neben Oliooklas, Hornblende
und Glimmer ein kieselerdereicherer Feldspath „Sanidin** in die Mischung
tritt. In Bezug auf Farbe und .Mischungs-Verhültnisse zwischen der Gesteins-
grundmasse und den ausgeschiedenen Mineral-Gemengtheilen wechseln die-
selben in zahlreichen Varietäten. Das Hauptverbreitungs-Gebiet der Dacite
ist das westliche Grenzgebirge und zum kleineren Theile auch das nördliche
Grenzgebiet. Ihnen gehören vorzugsweise die Eruptionsgebiete der Vlegiäsza,
des Szamosmassivs und des siebenbürgischen Erzgebirges an. Das Alter der
Dacite dürfte ein. wenn auch nicht bedeutend, so doch jedenfalls etwas jün-
geres sein, als das der quarzfreien Grünsteintrachyte.
Die jüngeren Andesite oder grauen Hargiltrachyte haben ihr mäch-
tiges und fast einziges grösseres Verbreitungsgebiet in dem gewaltigen öst-
lichen Eruptionsgebiet der Hargitta, und zwar vorzugsweise in dem be-
deutenden nördlichen Theile dieses Gebirgszuges. Dieselben sind mineralo-
gisch fast gleichartig mit den Grünsteintrachyten zusammengesetzt, also im
Wesentlii;hen gleichfalls Oligoklas-Hornblende-Gemenge . wobei die Horn-
blende nur hin und wieder durch Augit vertreten wird. Sie haben aber
stets eine mehr dunkelgraue, bräunliche bis schwarze, mikrokrystaliinische
Grundmasse. Die ausi;eschiedenen Bestandtheile treten weniger aus der
Grundmasse hervor, und eingesprengter Schwefelkies ist nie in der Grund-
masse zu beobachten. Überdiess zeigen sie meist nur eine scharfe, dünne
Verwitterungsrinde, eine plattige Absonderungsform und scharfkantige Con-
tourformen ihrer Bergzüge. Sie nähern sich überhaupt mehr dem Typus der
Basaltfamilie, während die Grünsteintrachyte eher den Typus der alten Grün-
steine nachahmen.
Die Trachyte, die typischen iVormalgesteine der Trachytfaniilie, haben
ihre Haupteruptionsgebiete im Süden, und zwar sowohl im Süden des öst-
lichen Hauptgebietes der basischen Andesite in der Gegend des St. Annasee's
und Büdös, als im Süden des westlichen Hauptgebietes der saueren Dacite
in der Gegend von Verespatak. Nagyag und Deva. Die Trachyte sind quarz-
freie Gemenge von Sanidin allein, oder von Oligoklas und Sanidin, also von
zwei Feldspathen mit Hornblende und Glimmer. Sie erscheinen in Varie-
täten mit weisser bis hellgrauer, rother oder grünlicher Farbe der Grund-
masse und zeichnen sich durch die meist rauhporöse Beschaffenheit der
Grundmasse. und eine nieist sehr reichliche und scharfe Ausscheidung ihrer Ge-
mengtheile in Krystailen aus. Dieselben haben ein etwas jüngeres Alter,
als die grauen Andesite und geben vorzugsweise das Material zu dem Binde-
mittel der Trachytbreccien und Tuffe her. welche in so bedeutenden Massen
an den Rändern des Hargittazuges angehäuft sind. Sie sind an Kieselsäure
reichere Gesteine, als die Andesite und bilden somit ein Mittelglied zwischen
diesen und den sauersten Gesteinen der ganzen Trachytreihe , den „Rhyo-
lithen.".
229
Die Rhyolithe sind gleich der älteren Gruppe der saueren oder quarz-
führenden Trachyle, der „Dacite", in ihrer Verbreitung auf das westliche
und das nördliche Grenzgebirge beschränkt. Sie sind in Siebenbürgen über-
haupt in ihrem Auftreten in festen Gesteinsmassen viel beschränkter, als in
Ungarn, Doch zeigen sie sich auch hier stets mit denselben mineralogischen
Hauptcharakteren als innige Gemenge von Quarz und Sanidin ausgebildet, in
welcher Grunrimasse Quurz allein oder Quarz und Sanidin in deutlichen und
scharfen- Krystallen porphyrartig ausgeschieden ist. Die Grundmasse ist ent-
weder dicht hornsteinartig, wie in dem Rhyolithe der Vlegyäsza, oder por-
ceilanerde- bis email-artig, wie im Gebiet des „Csicsoberges" bei Retteg.
Mit der letzteren Form der Ausbildung sind auch vorzugsweise die Rhyolith-
breccien und Tuffe in engerem Zusammenhange, welche im nordwestlichen
Tbeile von Siebenbürgen, besonders in der Gegend von Szamos Ujvar, von
Nyirsid und Balla, bei Zilah und bei Benedekfalva zu nicht unbedeutender
Ausdehnung gelangt sind.
Die Basalte schliessen die Reihe der Eruptivgesteine, welche während
der Tertiärzeit in Siebenbürgen zum Ausbruch gelangten. Sie sind die kie-
selsäureärmsten Gesteine und bilden als solche in Bezug auf ihre chemische
Mischung den schärfsten Gegensatz zu den ihnen dem Alter nach zunächst
stehenden Rhyolithen. Die Art ihrer Verbreitung in nur sporadisch im Westen
und auch im Osten nur untergeordnet auftretenden Kuppen oder kleinen Berg-
gruppen deutet darauf hin. dass sie einer besonderen, von der ganzen Reihe
der Trachyt-Eruptionen schärfer getrennten Gesteinsreihe angehören und viel-
leicht nur als weit entfernte Ausläufer eines der ausserhalb Siebenbürgen
liegenden, grösseren, basaltischen Eruptions - Gebiete zu betrachten sein
dürften. —
Die G rün steintrachyte und Dacite sind die Träger der
edlen Metalle und vorzugsweise des Goldes. Die Dacite und Rhyo-
lithe sind aber auf die Gangbildung innerhalb der Erzgebirge von so hervor-
ragender Bedeutung gewesen, ^ass das Vorkommen edler Erzlagerstätten im
Grünsteintrachyt an die Nachbarschaft der älteren oder jüngeren Quarztra-
chyte des „Dacites und Rbyolithes" mit den Grünsteintrachyten gebunden
erscheint.
Man kann die von Stäche gegebene Charakteristik der trachytischen Ge-
steine Siebenbürgens geradezu auf jene in Ungarn vorkommenden übertragen,
v\'esshalb wir uns vorläuGg begnügen, auf die neuesten Untersuchungen über
die letzteren in den schon genannten Abhandlungen verwiesen zu haben. ■
Dass sich die Technik sofort solcher Aufschlüsse der Wissenschaft bemäch-
tiget, ersehen wir mit Vergnügen aus einem Referate über die Wochenver-
saramlung am 20. Jänner 76^6* (Zeitschr. d. österr. Ing.- u Archit.-Vereins.
IV. Hft. 1866), wo sich der Ober-Ingenieur P. E. Szumrak in Pest erbietet,
über die in Ungarn vorkommenden Trasse, welche jener Zone wahrschein-
lich entstammen, und deren Verwendung zu Trass-Cementen nähere Aus-
kunft zu ertheilen.
230
Dr. E. v-r SoMMARüGA : Chemische Studien üher die Gesteine
der ung-arisch-siebenbürgischen Trachyt- und Basaltgebiro^e.
(Jahrb. d. k. U. geol. R -A. 1866. iV, p. 461 u. f.) — Diese schätzbare
Arbeit, welche kaum die Presse verlassen hat, gibt einen ersten Abschluss
durch eine grosse R^ihe von chemischen Analysen der in dem vorigen Ar-
tikel besprochenen Gesteine, die übrigens im Laboratorium der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt noch eifrigst fortgesetzt werden.
Um den ganz allmählichen llbergang stark sauerer Gemenge in basische
deutlich zur Anschauung zu bringen, hat v. Sommaruga folgende Eintheilung
festgehalten :
Rhyolithe mit 77-70 Proc. Kieselsäure und 2,042—2,588 sp. Gew.
Dacite „ 69-61 „ „ „ 2,577-2,655 „ „
Grünsteintrachyte
und Andesite „ 61—53 „ „ „ 2,583-2,720 „ „
Echte Trachyte „ 59-57 „ „ „ 2.569—2,640 „ „
Dolerile, Basalte „ 60—53 „ „ „ 2,663-2,768 „ „
Die Hauptresultate dieser Untersuchungen lassen sich schliesslich in
Folgendem aussprechen :
1) Viele ungarische und siebenbürgische Gesteine zeigen bei mineralo«
scher Verschiedenheit oft gleiche Zusammensetzung mit Gesteinen von den
verschiedenen anderen Puncten unserer Erde: es wiederholen sich gewisse
Typen der Gesteinsmischungen.
2) Alle ungarischen und siebenhürgischen Gesteine enthalten wahr-
scheinlich zwei Feldspathe, von denen der eine oft nur in der Grundmasse
enthalten ist. Die Gesteine lassen sich hienach scheiden in:
a. Sanidin-albithaltige : Rhyolithe;
b. Sanidin-oligoklashaltige: Dacite, Andesite, Normaltrachyte :
c. Sanidin-labradorhaltige : Dolerite-
3) Aus sauren Mischungen entstehen auch bei schneller Erstarrung ba-
sische Mineralien; oft sind es die einzig sichtbaren Ausscheidungen.
4) Glimmer und Granat sind jedenfalls früher erstarrt als die nndercn
Bestandtheile, besonders früher als der Feldspath.
5) Das Wachsen der Dichtheit der Gesteine mit der Abnahme des Kie-
selsäureoehaltes ist constant zu beobachten.
B. V. Cotta : über das Entwickelungs - Gesetz der Erde.
Leipzig, 1867. 8^ 29 S. — Wir gewinnen in dieser Abhandlung, deren
wesentlichen Inhalt der geehrte Verfasser am 24. Nov. 1S66 vor einem ge-
bildeten Publicum in Dresden vorgetragen hat, einen allgemeinen Uberblick
über den gegenwärtigen LStand der Geologie. Dieselbe basirt auf dem an die
Spitze gestellten Entwickelungsgesetze, welches einfach lautet: Die Man-
nichfaltigkeit der Erscheinungs-Formen ist eine noth wendige
Folge der Summirung von Resultaten aller Einzel Vorgänge,
die nach einander eingetreten sind, oder kürzer: die M a n n i c h f a 1 ti g k ei t
der Entwickelungs formen ist Folge der Einzel vorgänge.
231
Entsprechend ihren Wirkungen
Weise an einander:
Reihenfolge der Wirkungen.
1. Gravitation.
Wärme
s. w.)
(Licht, Electricität u.
(Ausstrahlung.)
Chemische Verwandt-
schaft
(Krystallisation )
(Wasser.)
•eihen sich die Vorgänge in folgender
Reihenfolge der Vorgänge.
1. Ballung der Materie und dadurch
immense Temperatur des Gashalles.
2. Durch Wärmestrahlung in den käl-
teren Wellraum geht ein Theil der
gasförmigen Stoffe in den flüssigen
Zustand über. Ein flüssiger Kern
ist von einer Gashülle umgeben.
3. Durch weitere Abkühlung erstarrt
ein Theil des flüssigen Kernes. Es
bildet sich eine, aus Mineralsub-
stanzen bestehende , feste Kruste
um den flüssigen Kern , umgeben
von einer Gashülle.
4. Durch noch grössere Abkühlung
wird auf der Oberfläche der festen
Kruste Wasserbildung möglich, und
von da an Wasserwirkungen. Zwi-
schen die feste Kruste und die
Gashülle tritt demnach eine unter-
brochene Wasserschicht.
5. Nach einer gewissen Temperatur-
erniedrigung bilden sich organische
StofFverbindungen, und aus diesen
Organismen, deren Mannichfaltig-
keit sich nun stetig vermehrt, wie
die der unoroanischen Gestaltungen.
6. Die Wärmeunterschiede der Son-
nenbestrahlung werden bemerkbar,
es bilden sich Klimazonen und end-
lich Eisregionen. Von da an auch
Eiswirkungen.
7. Im Thierreich entwickelt sich mehr
und mehr das geistige Leben, und
erreicht im Menschen sein augen-
blickliches Maximum.
Bezüglich des dritten Stadiums wird besonders geltend gemacht, dass
bei einer völligen Ruhe die auf der flüssigen Erde sich bildende Gesteins-
kruste sehr einförmig und gleichförmig ausgefallen sein müsse, dass aber
von Anfang an mehrere Ursachen vorhanden waren, welche eine solche
Uuhe und Einförmigkeit verhinderten. Als die entschiedensten werden an-
gesehen: die veränderlichen A n zi e h u n g s ri ch t u n g e n von Mond
und Sonne, die noch jetzt Ebbe und Fluth bedingen. In solchen
4. Organisation.
(Eis.)
5. G e i s t e s t h ä t i g k e i t.
232
Bewegunpfen oder Störungen des Gleichgewichtes erblickt er die ersten Ur-
sachen von ßerslungen der sich bildenden festen Erstarrungskrnste, und vom
Eindrängen der flüssigen Innenmasse in Zerspaltunsen dieser Kruste — also
die ersten Ursachen von eruptiver G e s t e i n s b i 1 d u n g. — Ein wie uns
seheint ebenso wichtiges Moment, die Volumenveränderung durch Erstarrung
der blassen , würde indess ^^ ohl gleiche Berücksichtigung verdient haben.
(D. R.)
In Bezug auf Entwickelung des organischen Lehens stellt si« h v. C.
ganz auf die Seite von Darwin. In dieser Beziehung kann wenigstens nach
den neuesten Untersuchungen von King und Rownry (Jb. 1S6T, 122) des
Eo'ioon nicht als Beweismittel gelten , wie denn auch das sehr frühe Auf-
treten der Trilobiten in der Primordialzone noch lange ein grosser Anstoss
für die Anhänger des Darwinianismus bleiben wird.
Peron: über die Geologie der Umgebungen von Aumale in
Algerien. (Bull, de la Soc. geol. de France, 2. ser.. t. XXIII, p. 686
bis 716.) — Es ist Herrn Pebon gelungen, in den Umgebungen von Aumale
eine recht vollständige Schichtenreihe der Kreideformation zu entziffern, die
auf die Länge von etwa 1300 Meter zwischen dem Dorfe Bir-Rabalou und
Dirah entwickelt ist. Es Hessen sich hier mit Hülfe der gut aufgeschlosse-
nen Lagerungs-Verhältnisse und zahlreichen organischen Überreste, unter
denen 52 Arten Cephalopoden, 27 Arten Echinidt^n und 36 Arten Mollusken
aufgeführt werden, die folgenden Etagen unterscheiden:
Wechsel von Mergel und unreinen Kalksteinen.
Wechsel von grünen, schieferigen Mergeln, eisenschüssigen
Sandsteinen und Quarziten ohne Vereteinerungen.
Mergel und Sandstein, (Lager mit Terebratula Dutemptei.
Sandiger Kalkstein. IZone des Ammonites latidorsatus.
Dicke Schichten von festen Kalksteinen, I Ohne Versteine-
Schieferige Kalksteine und Mergel. ( rungen.
Mergel. — Zone des Ammonites Nicaisei.
Kalkschicht mit Terebratula biplicata.
Nierenkalke. — Zone des Flemiaster aumalensis,
Mergel. — Zone des Solarium Vattoni.
Ef.C/9Mowarj2g«./ K^^ll^stein. — Zone des Radioliles Nicaisei.
\ Versteinerungsleere Mergel.
iMergelkalke. — Zone der Discoidea Forgemolli.
/Kalkstein ohne Versteinerungen.
f Kalkbank. — Zone des Epiaster Villei.
I Mergel ohne Versteinerungen.
\ Nierenkalke. — Zone des Epiaster Heberti.
Mergel und Nierenkalke mit Hemiaster Foni'neli.
Dessgl. mit Micraster Peinei.
Unterer Gault?
Et. aptien?
Gault.
Turonien.
233
Mächtige Lagfer von Merg^el , unreinen , theilweise schiefe-
rigen Kalken mit Austern der oberen Kreide.
Diese zur Kreideformation gehörenden Schichten sind von tertiären Ge-
bilden bedeckt, welche in der Gegend von Aumale weniger Interesse dar-
bieten , zumal Fossilien darin ziemlich selten sind. Dagegen überrascht in
einem Profile von Oued Mehadjer, Oued ben Difel , Sidi Sadik nach Oued
Merdja (p. 713) das gangförmige Auftreten eines „Amphibolite^^ (Diorit der
Autoren) zwischen Gyps im Gebiete der Kreideformation. Das Auftreten
dieses Hornblendegesteins in Algerien ist bei den» bekanntlich weit höheren
Alter der Diorite in Europa noch ziemlich rälhselhaft und wird verschiedene
Deutungen zulassen. In den Umgebungen von Aumale ist die Anzahl von
Gypslagern eine sehr beträchtliche.
Als jüngste Gebilde der Umgegend werden zwei von einander verschie-
dene Geröllablagerungen unterschieden. In wie weit dieselben aber mit den
Alluvionen der iMetidja, den Ablagerungen in den Steppen und des Sandes
der Sahara in Beziehung zu bringen sind, wird noch nicht entschieden. Die
älteren 5 wahrscheinlich diluvialen Ablagerungen, die sich im Norden von
Aumale an den Seiten der älteren Bergrücken ausbreiten, erreichen zuweilen
900—950 Meter Mächtigkeit und werden von jüngeren, wahrscheinlich mo-
dernen Alluvionen bedeckt.
L. Lartet : Untersuchungen über die Veränderlichkeit in
dem Salzgehalt des todten Meeres an verschiedenen Stellen
der Oberfläche und in verschiedenen Tiefen, sowie über den
wahrscheinlichen Ursprung der darin befindlichen Salze. ( ihill .
de la Soc. ge'oL 2. ser., t XXIII, p. 719—760.) Es ist dieser klassischen
Gegend auch in geologischer Beziehung schon vis! Aufmerksamkeit gewidmet
worden (vgl. Jb. 1S66, 109), hier wird eine grosse Reihe von neuen For-
schungen in diesem Gebiete niedergelegt, Lartet schildert zunächst das
Wasser des todten Meeres, dessen speciiisches Gewicht an der Oberfläche
1162 beträgt, während das des Oceans nur 1027 ist, und gedenkt der ver-
schiedenen chemischen Analysen, welche darüber bisher veröffentlicht wor-
den sind. Er gibt ferner das Resultat seiner neuen Untersuchungen über
die. Zusammensetzung des Wassers an verschiedenen Stellen der Oberfläche
und in verschiedenen Tiefen, beschreibt auch den Apparat, dessen er sich
zum Schöpfen bedient hat und hebt insbesondere den grossen Gehalt dieses
Wassers an Brom hervor, der sich mit zunehmender Tiefe vermehrt und
zuletzt bis 7,093 Gramm in einem Kilogramm steigt. Gleichzeitig werden
Parallelen mit mehreren asiatischen Salzseen gezogen , welche mehr oder
minder Analogien mit dem todten Meer zeigen.
Aus den auch von L\rtet untersuchten Lagerungs-Verhältnissen und der
Natur der salzführenden Massen des Dschebel Usdura ( Djebel-Usdom.
Djebel-el-Melah, oder Salzberg) am S.W. -Ende des todten Meeres geht her-
vor, dass gerade hier eine Hauptquelle des grossen Salzgehaltes in diesem
Se'nonien.
234
Meere liegt. Da jedoch das Salz von Dschebel Usduni . auch nach einer
neuen (p. 747) mitgetheilten Analyse von Terreil weder Jod noch Brom ent-
hält, von welchen das letztere für das Wasser des todten Meeres so cha-
rakteristisch ist, so nüisseti nocli andere Quellen für den Salzgehalt dieses
Wassers in der Umgebung des todleii Meeres angenommen werden, deren
Nachweisung dem Verfasser längs der Axe einer grossen Verwerfung im
Bassin des rothen Meeres gelungen ist.
Einige Holzschnitte veranschaulichen die Gegend von Dschebel Usdum,
sowie auch das Schichtenprofil zwischen dem todten Meere und der centralen
Bergkette in Judäa.
F. V. HocHsTETTER : Beiträge zur Geologie und physikalischen
Geographie der Nikobar-Inseln. (Reise d Österr, Fregatte Novara,
Geologie 2. Bd., 30 S.) — Die Nikobar-Inseln gehören einem Erhebungsfelde
an, das sich aus dem Golf von Bengalen bis weit in die Südsee verfolgen
lässt. Sie stellen ein Glied in einer Kette von Erhebungen aus dem Ocean
dar, die in früheren geologischen Perioden begonnen haben und heute noch
fortdauern, sehr bestimmt charakterisirt durch gehobene Korallenbänke und
durch den Fortbau der Küsteuriffe, die langsam, aber im Laufe von Jahrhun-
derten und Jahrtausenden merkbar das Territorium der Inseln verj^rössern.
Ihre mittlere Richtung, welche von NNW. nach SSO. geht, fällt auch mit
der Hauptstreichungslinie der Schichten zusammen, welche diese Inseln zu-
sammensetzen.
Auf den nikobarischen Inseln spielen die Hauptrolle drei verschiedene
Bildungen: 1) eine eruptive Serpentin- und G a b b r o f o r m a t i o n , welche
am ausgezeichnetsten auf den mittleren Inseln auftreten, auf Tillangschong,
Teressa, ßomboka , Kamorta und Nangkauri. Sie bilden hier Hügelketten
von 2 — 500 Meereshöhe, deren Oberflächenform mitunter ausserordentlich an
die Kegellorm junger vulcanischer Bildungen erinnert. Ihre Eruption scheint
in eine Zeit zu fallen, wo die Bildung der marinen Sedimente auf diesen
Inseln zum Theil noch im Gange war. ^
2) Eine aus Sandsteinen, Schieferthonen. Thon mergeln und
plastischem Thon bestehende, wahrscheinlich jung-tertiäre Meeres-
formation , die nach v. Hochstetter's Ansii;ht den Tertiärbildungen auf Java
entspricht und welche wie dort von den vorher erwähnten Massengesteinen
durchbrochen worden sind. Kohlenlager sind darin nicht nachgewiesen wor-
den. Das junge tertiäre Alter der Serpentin- und Gabbrodurchbrüche auf
den Nikobaren und auf Java hat ein vollständiges Analogen in^den Serpentin-
und Gabbrü-Durchbrüchen Central-Italien"s , welche nach Perazzi und Savi
theils der Eocän-, theils der Miocän-Zeit angehören.
3) Die dritte Hauptforination der Nikobaren sind Korallen-Bildungen,
jene Fransenriffe Darwin's oder Küstenriffe, welche der jüngsten
Periode, der Jetztzeit, angehören. Auf Kar Nikobar, Bomboka und mehreren
anderen Inseln findet man mächtige Korallenbänke, theils aus dichtem Ko-
rallenkalkstein, theils aus Korallen- und iMuschel-Gongloraerat bestehend, die
235
bis zu 30 und 40 Fuss über den jetzi<(en Spiegel des Meeres erhoben-^ auf
allen Inseln aber sieht man das ursprüngliche Areal vergrössert durch ein
flaches Korallenland, das nur durch die höher aufgeworfene Sanddüne des
Strandes getrennt ist von den im Fortbaue begriffenen Korallenriffen, die als
FransenrifFe särnnitliche Inseln umgeben.
Wie in ähnlichen treuen Reiseberichten v. Hochstetter's ist auch hier
wiederum eine sehr anziehende Schilderung des Bodens der Nikobaren und
seiner Vegetations-Verhältnisse gegeben.
Dem Salz- und Brackwassersumpf oder feuchten Salzwasser-Alluvium
entspricht der Mangrovenwald;
dem Korallen-Conglomerat und Korallensand , einem trockenen Meeres-
Alluvium der Kokoswold;
dem Korallen-Conglomerat und Korallensand nebst trockenem Süsswasser-
Alluvium der Hochwald;
dem Süsswassersumpf und feuchten Süsswasser-Älluvium der Panda-
nu s wa I d ;
dem plastischen Thon, magnesiahalligen Thonmergel und Serpentin zum
Theil die Grasheide:
dem Sandsteine, Schieferthone, Gabbro und trockenem Fluss-Alluvium aber
der Buschwald oder eigentliche Urwald, welcher das Innere der Inseln
schwer zugänglich macht, dennoch aber ein Bild entfaltet, welches nur die
Kunst des Malers schwach nachahmen kann.
Die der Abhandlung beigefügten Holzschnitte von Situation, Durchschnit-
ten und Ansichten bilden eine sehr dankenswerthe Zugabe.
R. C. Selwyn : Bericht über die goldführende Drift undQuarz-
riffe von Victoria. — Beobachtungen über das wahrschein-
liche Alter der „unteren G o i ddrift". (TAe Geo/. M««/. No. 28, Vol. III,
No. 10, 1866, p. 457.) —
Aus einer Reihe von Beobachtungen ist Selwyn, der Director der geo-
logischen Landesuntersuchung von Victoria zu dem Schlüsse gelangt, dass
mindestens zwei Reihen von Quarzadern zu unterscheiden seien , von denen
die älteren, deren Bildungszeit vor die miocäne Epoche fällt, arm an Gold
sind, während die jüngeren nach Abschluss der miocänen und vor Eintritt
der pliocänen Epoche entstandenen, reich an Gold sind Die ersteren haben
das Material für die armen miocänen Kiesablagerungen, die letzteren das für
die productiven pliocänen geliefert. Es ruhen die ersteren unmittelbar auf
silurischen Schiefern und Sandsteinen , welche jene Quarzadern enthalten,
auf. Am Golden River besitzen jene unergiebigen Schichten „false boltom
of miners^^ mit ihren Gerollen, Sand und Thon, eine Mächtigkeit von 400 F.,
werden von 50 — 60 Fuss pliocänem Kies überlagert, welcher von Basalt
überdeckt ist.
In einem Durchschnitte an der Morabool , W. von Steiglitz folgen von
oben nach unten:
236
1) Basalt, 49:
2) Sandiges Pliocän, 10-15 Fuss;
3) Oberer Korallenkalk, niiocän, 13 Fuss ;
4) Älterer Basalt mit Einschlüssen eines compacten Kalksteins mit mio-
cänen Fossilien:
5) Sandiger Kalkstein, mit Fossilien, 30 Fuss, miocän ;
6) Drift mit runden Quarzgeschieben und harten Kiescongloraeraten, mit
fossilem Holz. 90 Fuss, der armen Drift entsprechend :
7) Silurische Schiefer und Sandstein mit Quarzadern. —
Einige Bemerkungen zu dieser Abhandlung gibt Rev. W. ß. (^arke in
einer späteren Nummer dieses Journals {The Geof. Mag. N, 30, p. 561), aus
welchen hervorgehl, dass sich das Gold auch schon in weit älteren Forma-
tionen vorfindet, als die von Selvvyn hier bezeichneten sind.
Dr. L. H. Fischer: das min eralogisch -geologische Museum
der Universität Freiburg. (Programm.) Freiburg, 1866. 4^. 74 S.
— Wie man in Deutschland versteht, mit verhällnissmässig bescheidenen
Mitteln den Anforderungen moderner Wissenschaft dennoch möglichst zu ge-
nügen, lehrt wiederum die Geschichte dieses Museums. Wiewol 1 die mine-
ralogische Abtheilung zur Zeit noch die reichere ist, so bemerkt man doch
auch in den beiden anderen Abtheilungen für Petrographie und Paläontologie
gerade keine empfindlichen oder störenden Lücken, vielmehr ist auch in diesen
für den angehenden und den schon vorgeschrittenen Forscher ein reiches
Material zu Studien bis in die verschiedenen Einzelheiten dargeboten. Pro-
fessor FiscuER. welchem die Direciion dieses Museums seit 1sö4 anvertrauet
worden ist, führt den Umfang und die systematische Anordnung der ver-
schiedenen . gewiss sehr lehrreichen Sammlungen hier vor Augen und es
leuchtet das von ihm durchgeführte, chemische Princip bei der Anordnung
der Mineralien durch. Dass eine solche mit der Gruppe der organisch sauren
Salze begonnen ist, dass ferner die Zersetzungs-Producte der Feldspathe. wie
Kaolin, den Feldspathen vorausgehen, statt ihnen zu folgen, würde man
schwerlich naturgemäss finden, wenn nicht etwa diese Stellung durch räum-
liche Verhältnisse eine practische Begründung finden sollte, wie wir ver-
muthen.
J. BekteJukes; über den Kohlenschiefer (oder Devongestein)
und den alten rothen Sandstein des südlichen Irland und nörd-
lichen üevonshire. [Quart. Jovrn of the Geol. Soc. 1866. Vol. XXII.
p. 320 — 371.) — Die Gründe, welche Professor Jlkes veranlasst haben, die
Gesammtheit der devonischen Schichten über den alten rothen Sandstein zu
stellen (Jb. 1866, 238), werden hier noch specieller erörtert und sie sind
sowohl stratigraphischer und lithologischer als paläontologischer Natur.
Der Verfasser sucht zu beweisen, dass die carbonischen Schiefer {Car-
boniferous slate auf der geologischen Karte von Irland von Sir Richard
237
Griffith), welche in Irland zwischen dem Old Red Sandstone und dem
Kohlenkalk mit diesen beiden eine gleichförmige Lagerung einnehmen, den
devonischen Schichten des nördlichen Devonshire entsprechen, welche bei
ßarnstaple zwischen dem allen rothen Sandstein und der Steinkohlenformalion
entwickelt sind.
Indem er den bei Kiltorkan in Irland über dem Old Red Sandsione
auftretenden Yelloiv Sandstone (vgl. Profil p. 328) als die obere Etage des
Old Red Sandstone betrachtet, erhält er folgende allgemeine Skizze für die
hier in Frage kommenden Gesteinsglieder :
Untere Steinkohlenformation, mit Posidonomya , Aviculopecten , Lunulacardium,
Goniatites, Orthoceras, Coelacanthoiden - Fischen etc.
Devonische Schichten, oder carhonische Schiefer (Carioniferoua aJate) mit Oypri-
dinenschiefer, Stringocephahis- und Ca?ceoZa-Kalken, Spiriferen-Sandstein, Maar-
wood- uud Coomhola-Sandsteinen u. s. w.
Old Bed Satidstone, mit Adiantites oder CycJopteris , und anderen Farnen, Knor-
ria, Sagenaria, Cydostigma , Anodonta, und Fischen aus den Gattungen Cocco-
steus, GlyptoJaemus^ Phaneropleuron, Glypto-pomus etc.
In paläontologischer Beziehung scheint ihm die Verwandtschaft der
devonischen Schichten des nördlichen Devonshire mit jenen der Carbonfor-
mation besonders durch ihre marine Fauna begründet werden zu können.
Dagegen enthält der Old Red Sandstone von Irland keine Meeresthiere und
ist überhaupt, mit Ausnahme seiner oberen Schichten, des Yellow Sand-
stone, sehr arm an Fossilien. Einige Pflanzen des lelzteren kommen neben
Meeresconchylien auch in jenen carbonischen Schiefern vor und unter ihnen
solche, die auch in anderen Gegenden Europa's für die ältere Carbonfor-
mation charakteristisch sind, wie Sagenaria V eltheimiana ,
Wir dürfen daher wohl auch ferner die Ansicht von Grtffith, Murchison
u. A., wonach der Old Red Sandstone eine limnische Parallelbildung für
die Devonformation ist, noch festhalten, an welche sich die aus ruhigen
limnischen Gewässern abgeschiedenen Schichten des Yellow Sandstone von
Kiltorkan unmittelbar angeschlossen haben.
Das Hervortreten von zahlreichen iMeeresthieren in den darauf folgenden
Schichten deutet auf grössere Niveau-Veränderungen hin, mit denen in Ir-
land und im nördlichen Devonshire die Carbonzeit begann, die erst in den
reineren Absätzen des Kohlenkalkes ihren wahren Ausdruck erhalten hat.
Man wird wohl am besten derartige Schichten wie die hier in Frage kom-
menden carbonischen Schiefer als t'bergangsstufe (^Passage bedsj zwischen
devonischen und carbonischen Schichten betrachten können, deren Charakter
sich hier mehr der unteren, dort mehr der oberen Gesteinsgruppe nähert.
238
G. ScARABELLi, GoMMi, Flamim : sulla probabilita che il sollevamento delle
Alpi siasi effptuato sopra una linea ciirva. Firenze, i866. 8^. 29 S.
und eine Karte.
Die symmetrische Lage gewisser Erhebungslinien der Alpen und der
Richtungen langer Thäler gegen andere führt auf die Vermulhung, dass diese
gegenseitigen Verhältnisse, vermöge ihrer öfteren Widerkehr, in einem ur-
sachlichen Zusammenhange gestanden haben mögen. So ist die Erhebungs-
linie der Westalpen in Italien die Basis eines gleichschenkligen Dreiecks,
dessen andere Seiten durch die Richtung der Hauptalpenkette von den pen-
ninischen bis an die norischen Alpen und durch die Erhebung des M. Viso
gegeben sind. Dasselbe gilt von der Richtung des oberen Pothales von Cu-
neo nach Turin gegenüber der Kette der Westalpen Italiens und des M. Viso ;
ebenso von seinem ferneren Verlaufe gegen Sesto Calende hin in Bezug auf
die West- und Hauptal|)en Zugleich ist diesem Thalstücke parallel der Zug
des genuesischen Appennins. Desgleichen hat das ganze untere Pothal von
Sesto Calende und Stradella bis zum Meere, sowie der gleichlaufende ügu-
rische Appennin . eine gleiche Neigung gegen die Hauptalpen und die Axe
der julischcn Alpen, während letztere und der Zug der Hauptalpen wiederum
unter gleichen Winkeln von der Richtung der karnischen Alpen geschnitten
werden. Entsprechend verhalten sich die Linien, nach welchen der Lauf
der ?iebenthäler und Nebenflüsse und die Richtung der langgestreckten Seeen
Norditaliens geordnet sind, da sie rechtwinklig die Haupllinien verqueren.
Der Verfasser hat die einzelnen Erhebungslinien auf einer Karte zusammen-
gestellt, Bildungen ausschliessend, die jünger sind, als die pliocänen. Vo;i
den Meeralpen angefangen, lassen sich alle, mit Einschluss der Winkel, ver-
möge deren sie sich in einer zum Theil gebrochenen Linie aneinanderreihen,
zwischen zwei Linien einschliessen . die von den norischen Alpen her nach
WSW. verlaufen. Während diese beiden Grenzen weiterhin im Westen sich
nach Süden biegen, nähern sie sich einander mehr und laufen zusammen vor
Genua. Hier schliesst sich die Erhebungsaxe der ligurischen Appenninen an.
zu welcher parallel die Synklinallinie des Pothales . auf der Hohlseite des
genannten, von den penninischen. grachischen, kottischen und Meeralpen ge- j
bildeten Erhebungsbugens, gegen das adriatische Meer gerichtet ist. I
C. Paläontolog-ie.
F. J. PiCTET et A. Hujibert: Nou Vellen recher ch es sur les pois-
sons fossiles du mont Liban. 1 vol. in 4°. avec 19 planches. Geneve,
1866. — Nachdem durch die Forschungen Humbert's an der syrischen Küste
im Jahre tS60 die Anzahl fossiler Fische aus dieser Gegend im Museum von
Genf beträchtlich vermehrt worden war, erschien eine allgemeine Revision
der Fische des Libanon unerlässlich, zumal diese zwei verschiedenen Zonen,
von Hakel und Sahel Alma, entstammen.
239
Die Schichterij um die es sich hier handelt, liegen am westlichen Ab-
hänge des Libanon zwischen Tripoli und Beirut, der letzteren Sladt mehr als
der ersteren genähert. Sowohl die Gesteinsbeschaffenheit als ihre Fauna un-
terscheiden sich, verweisen aber beide zur K r e i d e f o r m a ti o n. Es würde
zunächst unmöglich sein, sie der Jurazeit zuzurechnen, sowohl wegen der
grossen Zahl der darin vorherrschenden Teleosteer (Knochenfische) als auch
des gänzlichen Mangels aller Ganoiden.
Ebensosehr entfernen sie sich aber auch von den Faunen der Tertiär-
zeit, gegen welche schon das Zusammenvorkoniinen mit 2 Arten Ammo-
niten in den Schichten von Sahel Alma und eines Aptychns in jenen von
Hakel spricht.
Die Gegenwart einer Anzahl von Gattungen oder Gruppen, welche nach
unseren gegenwärtigen Kenntnissen ausschliesslich der Kreideformation an-
gehören, wie die Gattungen Scombroclupea und eptosomus , die Gruppe
der Dercetis und Enrtjpholis, sprachen für#reideformation, ebenso
die grosse Anzahl von ausgestorbenen Geschlechtern , welche diesen
Faunen eine eigenthümliche Physiognomie ertheilen. Diese sind bei Hakel:
Psevdoberyx^ Petalopteryx, C'occodns , Aspidopleuriis und Cyclobatis und
bei Sahel Alma: Pycnosterinx, Cheirothrix. Rhinellus und Spaniodon\
endlich die Thatsache, dass diejenigen Gattungen der Fische vom Libanon,
welche noch lebende Vertreter haben, gerade solche sind, wie der Typus
von Beryx, einer ausgezeichneten cretacischen Form, die nur noch durch
einige Arten in den heissen Meeren vertreten wird, von Cliipea ^ die ihren
Ausgang von der Kreidezeit nimmt; und Chirocentrites^ deren Hauptentwicke-
lung in diese Zeit fällt.
Diejenigen Fische, welche nicht einer der eben genannten Gruppen sich
anschliessen , sind sehr wenig zahlreich und spielen in den Faunen des Li-
banon eine ganz untergeordnete Rolle.
Bei einem weiteren Vergleiche dieser Faunen hat sich ergeben, dass
die Fauna von Hakel die meiste Verwandtschaft mit der Fauna von
Comen in Istrien zeigt, wiewohl sie eine grössere Zahl von lebenden Gat-
tungen enthält und daher etwas jünger als diese erscheint.
Dagegen nähert sich die Fauna von Sahel Alma unverkennbar der
durch v, DER Mark neuerdings ausführlich beschriebenen Fauna in der oberen
Kreide Westphalens.
Beide Faunen unterscheiden sich wesentlich von den cretacischen Fau-
nen in England.
Weh he von beiden die ältere ist, lässt sich mit Zuverlässigkeit noch
nicht entscheiden.
Die in dem Hauptwerke beschriebenen Arten, welche die Fischfaunen
am Libanon bezeichnen, sind folgende:
Farn. Percoidei.
Beryx syriacus P. & H. von Sahel Alma. —
„ vexillifer P. . — von Hakel.
240
Pseudoberyx syriacus P. & H. —
„ Bottae P & H. —
Farn. Chromidae Heckel.
Pycnosterinx discoides Hech.
„ Hecken P. *
„ dorsalis P. *
„ Russegeri Heck. *
„ elongatus P. & H.
„ niger P. & H. "
Imogaster auratiis Costa -
Omosoma Sach-el-Almae Costa '
Farn. Oarangidea Günther.
Platax minor P. —
Vomer parvulus Ag. (v. Libanon) —
Farn. Sparoidei.
Pagellus leptosteus Ag. (v. Libaaon) —
„ Libanicus P. *
Farn. Sphyraenoidei.
Sphyraena Amici Ag. (v. Libanon) —
i^am. Gobioidei.
Cheirothrix libanicus P. & H.
Farn, des joues euirassees.
Petalopteryx syriacus P. —
Farn. Aulostomes.
Solenognathus lineolatus P. & H. ^•
Farn. Halecoidei.
Chipea Gaudryi P. & H. —
„ brevissima Bl. —
„ Bottae P. & H. —
„ minima Ag. *
„ sardinoides P. ■ — ■
lata Ag. —
„ laticauda P. —
„ Beurardi Bl, —
„ gigantea Heck. —
Scombroclupea macrophthalma Heck. —
Leptosomus macrurus P. & H.
„ crassicostatus P. ^ H.
Osmeroides megapterus P. . *
Opistopteryx gracilis P. & H, *
241
lihinelhis furcatus Ag. *
Spaniodon Blondeli P. *
„ elongatus Ag. *
brevis P. & H. *
Chirocentrites libanicus P. & H. — *
Farn. Siluroidei.
Coccodus armatus P. *
Panx. Hoplopleuridae.
Dercetis linguifer P. * —
Leptotrachelus triqueter P. & H. *
„ Hakelensis P. & fJ. — »
Eurypholis Hoissieri P. — *
„ longidens P. * —
Pam. — ?
Aspidopleurus cataphractus P. & H. — *
Pam. Squalidae.
Sctßlium Sahel Almae ?. & U. * —
Spinax primaevits P. * —
Pam. Rajidae.
Rhinobatus Maronita P. & H. — -^^
Cyclobatis oligodactylus Egerton — *
Im Allgemeinen hnben diese Faunen des Libanon, wie diess auch bei
anderen crctacischen Fischfaunen der F'all ist, in ihren Hauptzügen nur Be-
ziehungen mit den nachfolgenden, nicht mit den früheren F'aunen.
Der Anfang der Kreidezeit ist für diese Klasse eine Zeit der Umprägung
der Formen geworden. Der Hauptcharakler liegt in dem plötzlichen Ver-
schwinden der Ganoiden und einem Hervortreten zahlreicher Teleosteer.
Wenn man sie mit den folgenden Faunen (tertiären und modernen) ver-
gleicht, so ergibt sich, dass sie aus Familien bestehen, welche in anderen
Verhältnissen vertheilt sind.
Am wichtigsten ist die der Halecoiden (Salmones und ClupeaceiJ,
die man als Fortsetzung einiger jurassischen Gattungen ansehen kann. Es
ist diess die einzige unter den Teleosteern, welche einen so alten Ursprung
hat: es ist zugleich die, welche unter allen noch lebenden Fischen ihren ur-
sprünglichen Typus noch am meisten beibehalten hat.
Die grosse Abtheiiung der Ctenoiden. die in der Gegenwart *so man-
nichfaltig und wichtig erscheint, ist in der Kreidezeit zuerst erschienen.
Die dritte der Teleosteer, die Ordnung der H o p I o p l e u r i d e n , steht
weil isolirler als die vorigen da, indem man sie weder in jurassischen noch
in tertiären Faunen kennt.
Diese drei Gruppen aber bilden fast die Gesammtheil, der Teleosteer,
Jahrbuch lb'67. 16
242
denen sich ausser ihnen nur noch einige untergeordnete und zum Theil noch
ungenügend gekannte Gattungen anschliessen.
Die Verfasser haben einen Extract ihrer grösseren Arbeit, worin diese
allgemeinen , so interessanten Folgerungen zusammengestellt worden sind,
besonders abdrucken lassen (Geneve, 1866. 8*'. 19 S.)
A. Sadebrck: ein Beitrag zur Kenntniss des baltischen Jura.
(Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. IS66. p. 292—298.) —
Herr Sadebeck hat im Jahrgange t885 derselben Zeitschrift, S. 651-701,
schon die oberen Jurabildungen in Pommern einer genaueren Unter-
suchung unterworfen und erwiesen, dass der Fritzower Mergel, der
Klemm ener Kalk und der Bartin er Kalk, deren organische Überreste
dort beschrieben wurden, mit den K im m e ri d g e - B i 1 d u n g e n anderer Ge-
genden übereinstimmen; der gegenwärtige Beitrag behandelt die zum brau-
nen oder mittleren Jura gehörenden Vorkommnisse bei Nemitz unweit Gül-
zow in Hinterpommern, deren Genossen Prof. Beyrick unter dem Namen des
„baltischen Jura" vereiniget hat. Aus seinen Untersuchungen ergibt sich, dass
die Nemitzer Schichten in den Versteinerungen nach Oppel's Bezeichnung am
meisten mit dem Cornbrash, also den oberen Schichten der Bathformation
übereinstimmen, und dass sie paläontologisch dem Cornbrash von der Egg
bei Aarau sehr ähnlich sind. Nach Quenstedt's Bezeichnung würden sie zu
den Dentalienthonen des braunen Jura zu stellen sein, und in Norddeutsch-
land kommt die grösste Anzahl der Arten in der Zone der Ostrea Knorri
vor. — (Vgl. SuEss im folgenden Hefte. — D. R.)
Dr. G. C. Laube: die Gasteropoden des braunen Jura von
Bai in. (Bd LIV d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. Juni, 1866. 6 S.) — Wie
bei Bearbeitung der anderen Theile der Fauna des braunen Jura von Baiin
(Jb. 1866. 862) hat sich auch bei der Bearbeitung der Gasteropoden gezeigt,
dass dasselbe Resultat zum Vorschein kommt, welches sich bezüglich der
allgemeinen stratigraphischen Bedeutsamkeit der D'ORBiGNv'schen Eintheilung
des braunen Jura in Bajocien, Bathonien. Gallovien etc. ergeben hat.
Von den aus Baiin und nahegelegenen Orten bekannt gewordenen Arten
stimmen 31 mit französischen, deren Niveaus in ganz verschiedener Höhe
angegeben werden. England hat 9 und der schwäbische Jura nur 8 über-
einstimmende Species, die aber einem weit gleichmässigeren Horizonte an-
gehören.
G. C. Laube : die Fauna der Schichten von St. Cassian. IIL Ablh.
(Gasteropoden. L Hälfte.) Bd. LIII. d. Sitzungsb. d. k. Ac. d. W^iss.
Mai 1866. 6 S.) - (Vgl. Jb. 1866, 508). — Es ist höchst erfreulich, aus
der hier gegebenen Ubersicht zu ersehen, dass auch die Untersuchung dieser
Abtheilung jetzt beendet ist und dass man dem Erscheinen der monographi-
243
sehen Arbeit Dr. Laube's wohl bald entgegensehen darf. Dieselbe wird 117
Arten behandeln, welche sich auf 18 Genera und 3 Subgenera vertheilen.
T. A. Pereira da Costa: Notice sur les squelettes humains
decouverts au Cabepo d' Arruda. (^o'^nmissdo geologico de Portugal.
Da existencia do hörnern em epochas remotas no valle do Tejo.J Lisboa,
IS65. 4". 38 S., 7 Taf. -
Die „Commissdo Geologica de PortugaV\ deren Mitglied F. A. Pereira
DA Costa ist, hat ihre Veröffentlichungen mit einigen Abhandlungen begon-
nen, welche Gegenstände vom allgemeinsten Interesse behandeln, wie die
organischen Überreste der portugiesischen Steinkohlenformation und die in
dem oben bezeichneten Hefte beleuchteten Vorkommnisse menschlicher Über-
reste in Portugal. Dem portugiesischen Texte in diesen Abhandlungen ist
sehr zweckmässig eine französische Übersetzung durch Herrn Dalhunty bei-
gefügt.
Die zunächst vorliegende Arbeit von Pereira da Costa schildert die Auf-
findung zahlreicher Menschenskelette, mindestens 45 von verschiedenem Alter
an dem Cabe^o d'Arruda, einem kleinen Hügel an der rechten Seite des
Thaies von Ribeira de Muge und die von der geologischen Commission
dort beobachteten Lagerungs-Verhältnisse und bringt dieselben zur unpar-
teiischen Beurtheilung eines jeden Fachmannes durch Ansichten und Durch-
schnitte zur deutlicheren Anschauung.
Eine horizontal lagernde Geröllschicht , welche Knochenfragmente von
Säugethieren und Kohlenbrocken enthält und auf einer mit Menschenskeletten,
menschlichen Kunstproducten und zahlreichen Schalen von essbaren Mu-
scheln, Cardium edule und Lutraria compressa bedeckten Fläche ruhet,
wird von einer Reihe diluvialer Gesteinsschichten bedeckt, welche mit 45 Grad
Neigung darauf lagern. Ihre Gesammtmächtigkeit beträgt einige Meter.
Viele würden geneigt sein, bei dem ersten Anblicke dieser Verhältnisse
einen Beweis für das hohe diluviale (oder postpliocäne) Alter des Menschen
geschlechtes heraus zu construiren, Pereira da Costa aber hat in der aner-
kennendsten, ruhigen Forscherweise alle möglichen Fälle für die hier zu
beobachtenden Verhältnisse sorgfältig geprüft und vertritt schliesslich die
einzige hier naturgemässe Erklärung, dass jene geneigten Schichten, in Folge
ungenügender Unterstützung plötzlich herabgestürzt seien in einen mit Men-
schen erlullten Hohlraum, der den letzteren als Begräbnissplatz gedient ha-
ben mag,
Nachdem eine Anzahl der hier gefundenen menschlichen Oberreste ein-
gehend beschrieben worden ist, woraus eine wesentliche Verschiedenheit
derselben von der gegenwärtigen caucasischen Racc, ebensowenig, wie von
den bei Abbeville gefundenen Individuen abgeleitet werden könnte, nach-
dem auch ähnliche Auffindungen in Portugal selbst, wie in anderen Ländern
hiermit verglichen worden sind, gelangt er zu folgenden Schlüssen:
1) Die cabepo dWrruda ist eine menschliche Station, welche älter sein
dürfte, als die Occupation des Landes durch die Gelten.
16 *
2M
2) Diese Stelle war ein Begräbnissplatz.
3) Die hier begrabenen Individuen zeigen Charaktere der ältesten Men-
schenrace, von welchen man in Portugal Überreste angetrofFen hat.
4) Der geringe Zustand der Civilisation , in welchem diese Individuen
gelebt haben, ergibt sich aus der Unvollkommenheit und der geringen Ver-
schiedenheit der damit zusammengefundenen Geräthschaften Diese Gegen-
stände gleichen kaum den ältesten Spuren der menschlichen Industrie und
weisen auf eine sehr weit zurückliegende Zeit hin.
* 6) Reste von ausgestorbenen Thierarten, welche in Mitteleuropa mit
menschlichen Überresten oder Kunstproducten zusammenliegend angetroffen
worden sind, hat man hier nicht entdeckt.
Wahrscheinlich ist es, dass diese Ablagerungen ein ziemlich gleiches
Alter mit den Kj ö k k e n m ö d d in g s in Dänemark haben mögen, welche
Lyell gewiss sehr richtig der modernen Zeit, nicht der diluvialen (oder
postpliocänen ) Zeit zugewiesen hat.
Die dem Hefte beigefügten Abbildungen gehen Darstellungen von ver-
schiedenen, oft stark beschädigten Schädeln , Kiefern und Zähnen der bei
diesen gefundenen Thiere, von Schwein, Katze, Hirsch, Pferd, Rind und von
den wenigen, sehr ursprünglichen Kunstproducten.
T. R. Jones & H. B. Holl: Bemerkungen über paläozoische
Entomostraceen. No. VI. Einige silurische Species. {The Ann.
a. Mag. of Nat. Hist Vol. 16, No. 96, p. 414, PI. 13.) —
Den früheren Berichten über die Untersuchungen von Prof. Jones und
seinen Mitarbeitern über paläozoische Entomostraceen, No. V und VII (Jb.
1866, 119 und 870) folgt noch eine Notiz über No VI, welche 25 silu-
rische Arten der von den Verfassern hier aufgestellten Gattung Primifia
behandelt. Letztere umfasst eine Anzahl früher zu Beyrichia oder Cythe-
ropsis gestellter Arten, wie Beyrichia strangulala Salter, sowie eine An-
zahl von neuen Arten. Sie sind früher von Jones meist als yyBeyrichiae sim-
plices^^ bezeichnet worden.
H. B. Geinitz und K. Th. Liebe: über ein Äquivalent der lako-
nischen Schiefer Nordamerika 's in Deutschland und dessen
geologische Stellung. (Act. d. Leop. Car. Ac. d. Nat. Vol. XXXIII.)
52 S., 8 Taf. —
Den im Jahrb. 1864, S. 1—9 über organische Überreste in dem Dach-
schiefer von Wurzbach bei Lobenstein gegebenen Andeutungen folgen hier
genauere Mittheilnngen , welche sowohl die Natur der darin aufgefundenen
organischen Cberreste fester begründen, als auch die geologische Stellung
dieser ausgezeichneten Dachschiefer festzustellen im Stande sind. Bei der
Identität von einigen Hauptformen der Organismen in dem Wurzbacher Schiefer
mit den aus takonischen Schichten Nordamerika's beschriebenen Fossilien
darf wohl auf eine gleichalterige Stellung der Schichten, in welchen sie
245
vorkommen, geschlossen werden. Selbstverständlich kann dieselbe nicht für
das ganze lakonische System im Allgemeinen, sondern nur für denjenigen
Theil desselben gelten, in welchem namentlich die durch Emmons beschrie-
benen Würmer und andere Organismen charakteristisch sind.
Im ersten Abschnitte werden von H. B. Geinitz die organischen Über-
reste im Dachschiefer von Wurzbach behandelt, wozu die Sammlung Sr.
Durchlaucht des Erbprinzen Heinrich XIV. auf Schloss Oberstein bei Gera
ein reiches Material geliefert hat; im zweiten Abschnitte untersucht Prof.
Dr. Liebe das Alter der im Reussischen Oberlande brechenden Dachschiefer
auf Grund ihrer Lagerungs-Verhältnisse.
Aus den letzteren geht hervor, dass die Wurzbacher Schiefer einen tie-
feren Horizont in der unteren Silurformation einnehmen, als die Hauptzone
der Thüringer Graptolithen ist. Am naturgemässesten erscheint es vielmehr,
ihren geologischen Horizont in der Trenton-Gruppe zu suchen, wie diess
für die ihnen äquivalenten takonischen Schiefer Nordamerika's auch schon
in Dana's Manual of Geology^ 1863, p. 176 angedeutet worden ist.
Unter den organischen Überresten au? den Schif fern von Wurzbach be-
gegnet man vorzugsweise sehr langen Annulaten aus den Gattungen Phyllo-
docites Gein., welche der lebenden Gattung Phyllodoce Sav. am nächsten
verwandt ist, mit Ph. Jacksoni (Nereites JacksoniJ Emm. und Ph. thurin-
giacus Gein, (früher L'rossopodia thur.), Crossopodia, Nereites, Myrianites
und Naites Gein. Die Verwandtschaft der letzteren mit dem lebenden Bor-
stenwurm, Nais proboscidea Müll, erhellt aus der treuen Darstellung des
Naites priscus Gein. von Wurzbach. Ausser spärlichen Überresten von Or-
thoceras und Crinoideen ziehen Lophoctenium comosum Rieux, und L.
Hartungi Gein. das Interesse auf sich, deren Zugehörigkeit zu den Sertula-
riden hier sicher erwiesen wird , sowie eine Anzahl theils auch für tako-
sche Schiefer Nordamerika's bezeichnender, theils neuer Arten von Algen
aus den Gattungen Palaeochorda M'Cov, Palaeophycus Hall und Chondrites
St., neben welchen noch Reste einer Artisia und einer Lycopodiacee
gefunden worden sind.
Ed, Süss: Untersuchungen über den Charakter der österrei-
chischen Tertiärablagerungen. II. Über die Bedeutung der so-
genannten „brackischen Stufe" oder der „C eri t h i e ns c h i c h t en".
(Bd. LIV. d. Sitzb. d. k. Ac. d. Wiss. 1. Abth. Juli-Heft, 1866, 40 S.) —
(Jb. 1867, 117.) —
Die reiche Fülle der einzelnen Thatsachen, die durch locale Forschun-
gen zahlreicher, thätiger Geologen zusammengehäuft worden sind, ist wie-
derum von Professor Süss, wie schon öfters, zu einem Ganzen geschickt
verwebt worden. Er verfolgt hier die Entwickelung der als Cerithien-
schichten*' unterschiedenen Gruppe, die gleich der Völkerwanderung sich
von Ost nach West, aus Asien nach dem südlichen Europa verbreitet haben
mag. Der Name „G e rithiensc hi chte n" erscheint ihm nicht allgemein ge-
nug, da gerade Cerithien darin nicht überall vorkommen, auch desshalb nicht
246
passend, weil Cerithien auch in Bildungen von anderen Altersstufen gefun-
den werden und er bezeichnet desshalb die Cerilhienschichten des Wiener
Beckens samint dem Hernalser Tegel als die sarmatische Stufe, jene
östliche Fauna aber, zu welcher Mactra podolica , Donax lucida u. s. w.
gehören (Jb. 1864, 374) als s a r m a tis c h e F a u n a. —
2avpo/iiaTai wurden von Hfrodot u. A. die Bewohner der astrachans-
kischen Steppe am unteren Don bis an die Wolga und am Palus Mäotis ge-
nannt. —
Bis an den Öxus erlaubt uns die Ausdauer der Reisenden, die sarma-
tische Stufe mit voller Sicherheit und einer seltenen Beständigkeit ihrer pe-
trographiiichen und paläontologischen Merkmale zu verfolgen. Dieselben
zweischaligen Muscheln , welche diese Ablagerungen an der Türkenschanze
bei Wien erfüllen, kennzeichnen sie auch am Ust~Urt; die lichtrothen Kalk-
steinbänke, welche in Atzgersdorf zwischen den mehr gelb gefärbten und
muschelreicheren Bänken herausgebrochen werden , um als Bausteine nach
Wien gebracht zu werden, dienen als Bausteine in Stawropol und finden sich
am Tüb-Karagan und an den Ufern des Aral wieder. Von den bescheidenen
Ufern des Göllersbaches bei Ober-Hollabrunn unter 33^45' ösll. Länge bis
an den Ostrand des Üst-Urt und den Oxus zieht sich aus der Mitte von Eu-
ropa eine gleichmässige Ablagerung, die unzweifelhafte Spur eines zusam-
menhängenden Meeres, bis in die Steppenregion Vorder- Asiens. Im Süden
ist dieses Meer begrenzt vom Balkan und den armenischen Hochländern. Es
bespült ringsum den Kaukasus und erreicht die taurische Halbinsel. Im
Westen sendet es einen vielfach gegliederten Arm in die heuligen Donau-
läuder, erfüllt das untere Donaubecken, beide Hälften Ungarns, den alpinen
Theil der Niederung' von Wien und reicht sogar eine kleine Strecke weit
über den versunkenen Nordrand der Alpen hinaus. Gegen NW. brandet es
an dem grossen transsylvanischen Vorgebirge und reicht bis in die Buko-
wina, zugleich weithin die Ebenen Bessarabiens und Volhyniens deckend.
Das nördliche Ufer zieht durch den südlichen Theil des Gouvernements Je-
katerinoslaw und südlich von Ssarepta und Astrachan, so dass bei der aus-
serordentlichen Längenerstreckung, welche bedeutender ist, als die Entfer-
nung von Gibraltar zu den Dardanellen . dennoch die Breite allenthalben
eine verhältnissmässig geringe ist. Die Ausdehnung des Meeres gegen 0.
und NO. aber ist sicherlich eine noch viel grössere gewesen.
Bei Wien lagern die sarmatischen Schichten auf Bildungen von rein ma-
rinem Typus, welche neben einigen subtropischen eine sehr grosse Anzahl
lebender Mittelmeer-Conchylien umschliessen und welche überhaupt eine
weit grössere Ähnlichkeit mit der heutigen Conchylienfauna besitzen, als die
nächst jüngeren sarmatischen Ablagerungen. Diese selben Ablagerungen,
als deren eigenthümlichstes Glied man die Nulliporenriffe mit den grossen
Arten von Chjpeaster ansehen kann, bilden auch in vielen Theilen Ungarns
und Siebenbürgens die unmittelbaren Vorgänger der sarmatischen Bil-
dungen und ihnen stellt man mit Recht die conchylienreichen Lagen Vol-
hyniens und Podoliens gleich, welche auch dort von denselben sarma-
tischen Schichten bedeckt werden. Weiter im Osten ändert sich jedoch die
247
Sachlage. In der Dobrudscha ruhen die sarmatischen Schichten, nach
Peters, unmittelbar auf älterem Gebirge, im Gouvernement Jekaterinoslaw
bildet Granit ihre Unterlage: im Süden lehnen sich die sarmatischen Schichten
an den Rand des taurischen Gebirges und dringen stellenweise tief in die
Thäler des Kaukasus, aber Äquivalente der nächst älteren Stufe sind dort
noch nirgends gefunden.
An allen Stellen der weiten Depression also, an welchen vom Dnjestr
und der Dobrudscha bis an den Aral die Unterlage der sarmatischen Stufe
bekannt ist, verräth sich eine Lücke, und der Beginn dieser Stufe bedeutet
daher den Eintritt des Meeres über grosse Strecken trockenen Landes, ein
Übergreifen, welches in Bezug auf seine räumliche Ausdehnung noch weit
grossarliger ist, als jenes, welches von Beyrich in Norddeutschland als der
Beginn der oligocänen Ablagerungen angesehen wird.
Auf der sarmatischen Stufe liegen in den Donauländern, wie im
Gebiet des Ponlus und der östlichen Binnenseen-Ablagerungen, welche la-
custren Ursprunges sind. Es ist dem sarmatischen Meere durch das ganze
südöstliche Europa hin eine vielfach gegliederte Kette grosser Binnenseen
unmittelbar gefolgt.
Als Conchylien, welche weder in den tieferen marinen Bildungen, noch
irgendwo in westlicheren Gegenden vorkommen, sondern in dem sarmatischen
Meere aus dem Osten bis in die Gegend von Wien vorgedrungen sind, wer-
den folgende bezeichnet: Bnccinum duflicatum Sow., B. Verneuili d'Orb.,
Cerithium disjunctum Sow , Troclms podolicus Dub., T. pictus Eichw., T.
qiiadristriatus Dlb,, T. papilla Eichw., Rissoa inflata Andrz. , ß. angu-
lata Eichw., Paludina Frnuenfeldi Hörn. R. elongata Eichw.), Solen
subfragilis Eichw., Mactra podolica Eichw., Ervilia podolica Eicbw., Do-
nax lucida Eichw., Tapes gregaria Partsch, Cardium plicatum Eicw., C.
obsoletum Eicew., Modiola marginata Eichw. und /W. Volliynica Eichw.
Im Allgemeinen also bedeutet der Eintritt der sarmatischen Stufe eine
bedeutende Senkung des südlichen Russland, welche die Wässer des nörd-
lichen Asiens über das Gebiet des Aral hereintreten Hess, gleichzeitig auch
die Abtrennung der jetzigen Donauländer vom Mittelmeere, welches bisher
das zu einem Archipel aufgelöste Mitteleuropa in vielen Armen durchzogen
hatte, und die Ausbreitung der asiatischen Meeresfauna bis über Wien hin-
aus. Die Landbevölkerung ist davon ziemlich unbehelligt geblieben.
W. Carruthers: über einige fossile Coniferenfrüchte. {The
GeoL Mag. 1866. No. 30, p. 534, Fl. 20, 21.) - Die vorliegenden Unter-
suchungen von Carruthers beziehen sich auf die Coniferenfrüchte der meso-
lithischen Schichten Englands und einige tertiäre Arten, von denen man bis-
her fälschlich gemeint hat, dass sie dem Grünsande entstamnien , nämlich
Pinites macrocephalus und P. ovatus. Mehrere bisher für Cycadeen ge-
haltene Arten werden den Coniferen zugewiesen, wie man aus folgenden
Arten erkennt:
248
1) Pinites macrocephalus (Zamia macr. Lindl & Hütt., Zamio-
strobiis macr. Endl. , Zamifes macr. Morris . Zamiostrohus Henslowii
MiQDEL.) — Tertiär.
2) Pinites ovatus {Zamia ovata Lindl. &. H. , Zamiostrobiis ov.
Gö.) — Tertiär.
3) Pinites oblongus Endl. {Abies obl, L. & H.. Abiefites obl. Gö.)
— Oberer Grünsand.
4) Pinites Benstedi Endl, (Ab. Benst. Mant.. Abiefites Benst, Gö
— Unterer Grünsand.
5) Pinites Su ss ex iensis (Zamia Süss. Mant.. Zamites Süss.
MoRR.. Zamiostrobiis Süss. Gö.) — Unterer Grünsand.
6) Pinites Dtmkeri (Abiefites Diinckeri Mast, pars ). — Wealden.
7; Pinites Mantelli Carr. — Wealden.
8) Pinites patens Carr, — Wealden.
9) Pinites Fittoni (Dammarites Fittoni Ung.) — Wealden.
10) Pinites elongatus Endl. (Strobilites etong. L. & H. .
11) Sequoiites Woodwar dt Carr. — Oberer Grünsand.
Ausser Beschreibungen und Abbildungen von einigen dieser Arten gibt
Verfasser noch eine Übersicht der au? verschiedenen mesozoischen Schichten
Englands, mit Ausnahme der Trias, ihm bekannt gewordenen Coniferenreste
überhaupt.
Aus der oberen Kreide: Holz in Feuersteinknollen;
dem oberen Grünsande: Blälter und Zapfen von Sequoiites Wood-
taardi. Zapfen von Pin. oblongus^
dem unteren Grünsande: Geschiebe von Holz zum Theil mit Bohr-
löchern. Zapfen von P. Benstedi und P. Sussexiensis ;
aus Wealden: Treibholz, Blätter von Abiefites Lincki , Zapfen von
P. Dunkeri, P. ?Iantelli . P. patens, P. Fittoni und Araucaria Pipping-
fordiensis. Blätter und Same \on Thnites Kurrianus :
aus Purbeck-Schichten: Eossiler Wald auf der Insel Portland, Zapfen,
nahe vervs^andt mit Araucaria excelsa;
aus Portlandstein: Treibholz von Araucarifes :
aus dem Hauptoolith: Treibholz von Araucarites, Blätter von Thuifes
acutifolius, T. articufatus, T. cupressiformis, T. divaricatus, T. expansus
und Taxifes podocarpoides. einzelne Zapfen bei Helmsdale, Sutherland:
aus dem Unteroolith; Holz von l'euce Eggensis. Blätter von Brachy-
phyllum mammillare., Cryptomerites ? divaricatus und Palissya ? Wil-
liamsonis ^ Zapfen von Araucaria sphaerocarpa. — Pinites primaeva L.
«fc H. ist .eine Cvcadeenfrucht,
Aus Lias: Holz von Pinites Huftonianus und P. lAndleyanns^ Blälter
von Araucaria peregrina und Cupressus latifolius , Zapfen von Pinites
elongatus und ein Zapfen mit langen Schuppen, ähnlich denen von Pinns
bracteata. von Cromarty.
V
249
J. CoRNUEL : Beschreibung von P inus -Zspfen aus limnischen
Schichten der Neocom-Etage des Pariser Beckens. (Bull, de la
Soc. geol. de France, 2. ser., T. XXIII, p. 658 u. f., PI. XII.) — Cornuel
gibt Abbildungen und Beschreibungen prächtiger Zapfen, die meist in einem
oolithischen Eisensteine von Wassy an der Strasse von Montier-en-Der auf-
gefunden worden sind. Es lassen sich deren 4 Arten unterscheiden; Pinns
submarginata n. sp , P. rhombifera w. sp., P. gracilis n. sp. und P. asper a
n. sp. Ausser diesen gedenkt er auch der von d"Orbigny (Conrs de pale'on-
tologie stratigraphiqve ^ t. II, p. 647) ohne Beschreibung benannten Pinns
elongata^ welche von ihnen verschieden ist, und beschreibt zugleich einige
andere vegetabilische Reste, die mit jenen zusammen vorkommen , wie die
männlichen Blöthenkätzchen und Samen von Pinns und die Frucht eines
Quercus.
Dr. C. J. Andrae: Vorweltliche Pflanzen aus dem Stein koh-
lengebirge der preussiscben Rheinlande und Westphalens.
2 Hefte. 1865— 1SG6. 4^ S. 1—34, Taf. I— X. -
Den Stand unserer lückenhaften gegenwärtigen Kenntnisse von der fos-
silen Flora in den wichtigen Steinkohlenrevieren der preussiscben Rhein-
lande und Westphalens hat man Gelegenheit, in: Geinitz, Geologie der Stein-
kohlen Deutschlands u s.w. aiiinchen, 1865. S. 172— 174 und S. 189-192
zu überblicken. Um so dankenswerther ist es anzuerkennen, dass Dr. Andrae
diese Lücke jetzt auszufüllen sucht.
Das erste Heft behandelt die Gattungen Lonchopteris Brongn., von wel-
cher L. Bauri And., L. Roehli And , L. E schiveileriana And. und L, ru-
gosa Bgt. festgestellt werden, sowie von Sphenopteris die Arten Hoening-
hausi Bg., welcher im zweiten Hefte Sph. aculilobn St., Sph, Essinghi
And., Sph. Schillingsi And., Sph. irregnlaris St., Sph. trifoliata Art. sp.
und Sph. oblusiloba Bgt. nachgefolgt sind. Der gründlich bearbeitete Text
und die trefflich ausgeführten Tafeln , die der genügend bekannten lithogra-
phischen Anstalt von A. Henry in Bonn zur hohen Ehre gereichen, beweisen
schon jetzt, wie Verfasser und Verleger gleichzeitig bemühet sind, wiederum
eine treffliche Arbeit durchzuführen, deren rascheres Vorwärtsschreiten man
nur lebhaft wünschen kann.
Die am meisten verbreitete und daher wichtigste Art von Lonchopteris
ist L. rugosa Bgt., als deren Synonyme L. Bricii Bgt., L. Goeppertiana
Presl, Woodioardites obtiisilobns und W. acutilobus Göpp. und Sagenop-
teris obtusiloba Presl. sehr richtig hingestellt werden. Die verschiedenen
Sphenopteris-Arten , welche meist nahe verwandte Formen sind , hat der
Verfasser naturgemäss aufgefasst, wenn wir auch der Abtrennung der Sph.
nummularia v. Gute, von Sph. irregnlaris St. nicht beitreten können.
Ed. Lartet : über zwei neue fossile Sirene aus dem Tertiär-
becken der Garonne, {Bnll. de la Soc. ge'ol. de France, 2. ser., t. XXIII,
p. 673, PI. XIII.) — Einige grosse Schneidezähne, welche mit denen des
250
Halitherium nahe Verwandtschaft zeijjen . sind nebst einigen Knochenfrag-
menten als Rytiodiis Capgrandi n. g. et sp. zusammengestellt worden. Ein
anderes, auf einen Siren zurückgeführtes Fragment bietet für eine nähere
Bestimmung keine genügenden Anhaltepunkte. Man hat diese Überreste in
einem muschelfnhrenden Kalksteine bei Bournic ( Lot-et-Garonne) in den Üm-
gebunsen \on Sos aufgefunden, worin Cerifhiinn plicatiim. Pyrula Lainei,
^lyfilus aquitanicn^ etc. häufig sind. — In einem späteren Artikel {Bull,
de la Soc. geol. de France. 2. ser„ t. XXIII; p. 760 > wird von "Toirnoüer
Rxjtiodus Capgrandi L\rtet: Halitherium Capgrandi genannt und dem mitt-
leren Mioeän zugewiesen.
Dr. F. IIiLGENDORF : Planorbis multiformis im St ein heimer
S ü s s w a SS e r k a Ik. Ein Beispiel von Gestaltveränderung im Laufe der Zeit.
(Monatsb. d. K. Ac. d. Wiss. zu Berlin. 1866, S. 474-504, 1 Taf.) —
Planorbis multiformis (Paludina multif. Bb., Valvata mnltif. v. Bloh)
hat durch ihr massenhaftes Vorkommen in dem Süsswasserkalke von Stein-
heim und die grosse Veränderlichkeit ihrer Schale schon längst die Auf-
merksamkeit auf sich gezogen und es eignet sich daher diese Art. wie wohl
keine andere mehr, zu einem Beispiele von Gestaltveränderuiig im Laufe der
Zeit. Diess hat der Verfasser hier anschaulich gemacht, indem er den Nach-
weis führt, wie 19 von ihm unterschiedene Varietäten sich auf 10 verschie-
dene Zonen der Steiriheimer Lager vertheilen. Auf Grund dieser von ihm
beobachteten Vertheilung hat sich für die Entwickelung der Formen der
Planorbis multiformis nachstehender Stammbaum erhoben:
10.
supremiis
1
9.
crescens
I
revertens
1
8.
costatus crescens
oxystomus
denvdatus \ 1
1
7.
\costatus minufus
trochiformis elegans
pseudotenuis
1 1
! /
1
6.
costatus minutus
trochiformis
pseudotenuis
1 1
1 rofundatus
1
5.
costatus minutus triquetrus discoideus /
pseudotenuis
minutus
1
minutus
yninutus
pari'us
X
/ 1 ..
/ Kraussii
I
discoideus firaussii
1 1
sulcatus Kraussii
I 1
tenuis Steinheimensis
I /
Steinheimensis
/
aeqiieumbilicatus
251
Die zur Seite gesteilten Zahlen bezeichnen die Zonen , welchen die
einzelnen schneckenführenden Schichten angehören.
Die vom Verfasser genau beschriebenen und gut abgebildeten Varietäten
enthalten theils walzenförmige Schalen mit freien Umgängen (var. denudatus),
theils scheibenförmige Schalen mit rundlichen; oder nur mit stumpfer Kante
versehenen Umgängen, wozu die typische Var. ^teinheimensis gehört, theils
scheibenförmige Schalen, deren Umgänge deutliche Kiele besitzen, wie var.
tenuis, sulcahis und discoideus, theils endlich nicht scheibenförmige Schalen
mit vortretendem Gewinde, wie namentlich var. trochifortnis.
Kegelförmige Schnecken, wie die letztere Abänderung ist, hätten sich
demnach aus einer scheibenförmigen (,Var. discoidens) unmittelbar heraus-
gebildet, um eben so schnell wieder in eine Scheibenform (Var. oxysfomus)
zurückzukehren, was wenig wahrscheinlich ist. Es wäre vielleicht natur-
gemässer gev^esen, die Hauptreihe nach oben hin mit trochiformis zu be-
schliessen. während man oxysfoinus, revertens und siipremus an die ihnen
weit ahnlichere Varietät minutus angeschlossen hätte.
Ob indess wirklich säinmtliche als Varietäten zu Planorbis muliifor-
mis hier gezogenen Formen nur einer Art oder mehreren angehören, wird
wohl noch lange auch in entgegengesetzter Weise aufgefasst werden können.
H. A. Nicholson: über einige Fossilien aus dem Graptolithen-
schiefer v on D umfriesshire. (The GeoJ . Mag. ISo. 2^. Vol. III. No. XI,
p. 488, PI. XIII.) -
Die Ober-Llandeilo-Gesteine des südlichen Schottland, die sich durch
ihren Reichthum an Graptolithen auszeichnen, enthalten neben denselben
noch eigenthümliche Körper von glockenförmiger oder ovaler Form, die man
oft in eine mucroiia auslaufen sieht. Die Länge dieser Körper schwankt
um und ihre Substanz scheint, wie die der Graptolithen, hornig gewesen
zu sein. Nicholson, der sie für Eierblasen (Ovarian vesiclej hält, schlägt
dafür den Namen Grapfogonophora vor. Er bildet einen Iflonograpsus Sedg-
wicki ab. bei welchem eine solche Eierblase noch zwischen zwei Zellen
festsitzt. Es haben diese Körper, wie ganz richtig bemerkt wird, Analogien
mit ähnlichen Gebilden, welche J. Hall {Fig. and Descr. of Canadian Or-
ganic Remains, Decade II. !S65. PI. B. f. 6 -11) allerdings an einem
zweireihigen Graplolilhinen abgebildet hat.
Die Deutung dieser Körper entspricht ähnlichen Eierblasen an lebenden
Verwandten der Graptolithen, wie bei Crisia (vgl. Clvier, Je Regne ani-
mal^ Zoophytes. par M. Edwards, PI. 73 etc.) und beansprucht eine weitere
Beachtung.
J. D. Whitney: G eol o gi cal Siu'vey of California. Palaeon-
tology. Vol. II. Sect. I. P. I. Tertiary Jnvertebrate Fossils, by W.
-M. Gabb. 1S66. 4°. 38 S. -
252
Dem ersten Bande der Paläontologie Californiens (Jb. 1S66^ 625) fol-
gen hier Beschreibungen von einigen 60 Arten Inverlebralen , welche meist
der dortigen Terliärforination angehören. Da die Abbildungen derselben
nicht mit veröffentlicht worden sind, müssen wir unseren Bericht darüber
beschränken. Ein schnelles Fortschreiten der Veröffentlichungen dieser wich-
tigen Untersuchungen Californiens ist im hohen Grade wünschensvverth und
wir stimmen insbesondere auch Herrn Marcou ""■ bei , dass man eine geolo-
gische Übersichtskarte über die bisher behandelten Gegenden nur ungern
entbehrt. Bei unserem Berichte über die Geologie Calil'orniens (Jb. /<S6"6*5
610 und 741) haben wir uns mit Marcou's geologischer Karte der Vereinigten
Staaten und britischen Provinzen von N. -Amerika, Juli 1855 (auch in A.
Petermani^ s Mitlheilungen 1855^ VI; und der neueren Karte von Blake be-
gnügen müssen.
G. Berendt: Mar i n e D i 1 u v i a 1- Fa u n a i n We s tpre u ssen. (Zeitschr.
d. deusch. geol. Ges., XVIII. Bd., S. 174-176.) —
Es ist dem Verfasser gelungen , innerhalb wie südlich des preussischen
Höhenzuges im Bereiche des Weichsellhales die Verbreitung einer marinen
Fauna des Diluviums nachzuweisen. Dieselbe besteht ausser mehreren noch
unbestimmteren Schaleoresten aus: Cardium edule L. (C. rusticum Lam),
Tellina solidula Lam., Venus, unter den lebenden am meisten V. pullastra
MoNT. entsprechend, Buccinum CNassaJ reticulatum h. , Cerithium lima
Brug. (C reticulatum Lov.) und zwar am meisten entsprechend var. afrum.
Kur zum Theil (Cardium, Tellina ) gehören dieselben noch heute der Ost-
see an. Das Buccinum ist von der Nordsee her nur bis zur Kieler Bucht
hin beobachtet worden. Die Venus und das Cerithium gehören völlig der
Nordsee an, sind allerdings auch die selteneren unter den Diluvialformen.
Eine weit grössere Dickschaligkeil unterscheidet die gefundenen Schalen
6ämmtli«:her genannten Mollusken von den lebenden aulfällig und deutet
gleichfalls auf ein salzigeres und bewegteres Diluvialgewässer, als das Brack-
wasser der heuligen Ostsee ist, hin. Spuren dieser Fauna sind von Meve,
ca. 2 Meilen oberhalb des Weichseldelta s, mit kurzen Unterbrechungen bis
zur russisch-polnischen Grenze oberhalb Thorn mannichfach in den Gehängen
des Weichsellhales beobachtet worden, wo sich diese Schalen in der Regel
in den liegendsten 9 — 12 Zoll einer 5 — 15 und 20 Fuss mächtigen Schicht
unteren Sandmergels (Jb. 96) unmittelbar über nordischem oder Spath-
sand finden.
Barbot DE Mabny: über die jüngeren Ablagerungen des süd-.
liehen Russland. (Sitzungsb. d. kais. Ac. d. Wiss. in Wien. Bd. LIII) —
In Volhynien und in Podolien bis zur Parallele der Siadt Mogilew am Diijester
hat der Verfasser immer zwei tertiäre Etagen neisammen gefunden . deren
* Maecotj : la faune primordiale dans les pays de Galles et Ja geologie californienne.
(Bull, de la Soc. geol. de France, 2 ser., t. XXIII, p. 552 etc.)
253
obere den Cerithiensrhichten von Wien, die untere aber dem Leithakalke
entspricht. Südlich von der genannten Parallele traf er nur die Cerilhien-
schichten an, welche hier schon unmittelbar auf der Kreideformation lagern.
über den Steppen kalk (vgl. Jb. 1864, 874) gibt Herr v. Marny hier
noch folgenden Äufschluss: An den Ufern des Schwarzen Meeres versteht
man unter diesem Namen einen durch viele Merkmale ausgezeichneten Bau-
kalkstein, der ein Agglomerat von Muschelfragmenten, sehr porös und leicht
zu bearbeiten ist. Es sind jedoch zwei Steppenkalke, wenn auch beide von
miocänem Alter, zu unterscheiden, jener am nördlichen Abhänge des Cau-
casus mit Mactra podolica und der Kalkslein am Schwarzen Meere mit Car-
dinm littorale und Dreissena Brardi. Wir gelangen daher zu folgender
Übersicht :
1) Wiener Becken.
C e r i t h i e n - S c h i c h t e n,
Congerien-Schichten,
Sand und Schotter mit Mastodon, Dinotherium u. s. w.
2) Saum des Schwarzen Meeres.
( Kalkstein mit Mactra podolica^ Cardium
protraetum u. s. w.
Cerithi um - Schi cht.
f Thon und Sand, nur mit Mactra podolica.
Steppen kalk von Odessa, Nowo-Tsrherkask u. s. w. mit Car-
dium littorale ^ Dreissena Brardi und Cetaceen. Die Höhlen
und Spalten dieses Kalksteines enthalten Thone , in welchen die
von NoRDMANN beschriebenen Säugelhierreste gefunden werden.
Recenter Kalkstein mit Cardium edule.
3) Saum des Caspischen Meeres.
C erithium~S c\\\c\\i.
Kalkstein mit Mactra podolica, Huccimim
Verneuili u. s. w, zu Aigouri u. a. a. 0.
Steppen kalk, nur mit Mactra podolica
\ zu Tschalon-Chamur, Petrowsk, Derbent.
Sand und Thon (Caspische Formation B. de Marny's) mit
Adacna u. s. w.
R. J. Lechmerb Guppy: über die tertiären Mollusken von Ja-
mal ca. {Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1866. Vol. XXII, p. 281—297,
PI. XVI — XVIII.) — Mit Hülfe der früheren Untersuchungen über die fos-
silen Organismen der westindischen Inseln durch J. Carrick Moore, T. R.
Jones und P. M. Düncan (Jb. 1864., 249 und 754) hat man durch die neue-
sten Untersuchungen Güppy's eine Basis zur Beurtheilung der Tertiärschichten
Jamaica's und der westindischen Inseln überhaupt, die man nach dem heu-
tigen Standpuncte als miocän bezeichnen kann. Die von Güppy beschrie-
benen und zum grossen Theile abgebildeten Arten und ihre Verbreitung er-
gibt sich Im Folgenden :
254
I
Verbreitung*.
I
Fossil. Andere Localitäten.
—
—
*
—
—
—
—
—
—
—
—
—
*
—
—
—
—
—
—
*
Cuta ; Anguilla.
Trinidad ?
—
—
*
—
—
*
—
—
—
—
—
*
— gracilissimus Gy. ......
—
—
-
—
*
*
—
*
*
*
—
—
*
—
—
—
—
*
—
—
*
*
N. -America.
_
*
*
_
—
—
*
— laevescens GY
—
—
*
—
*
*
—
—
—
—
*
—
*
—
— Jamaicense Gy
—
*
*
—
—
*
—
—
*
—
—
*
*
*
*
*
—
—
—
*
*
*
*
Cuba; Anguilla; Trinidad.
Cyclostrcma bicari7iata Gy
—
—
—
—
—
Anguilla; Trinidad.
—
—
—
Dentalium dis.rlmüe ffY
—
—
—
*
*
*
Wien.
— Woodwardi Gy
*
*
*
Piedmont ; N. -America.
Cardita scabricostata Gy
*
*
— litigua-leonis Gy •
— inconsjpicuum Gy •
Corbula viminea Gy •
*
— acuticostatus SOW. , . . •
*
*
*
*
*
— inaequilateralis Gy
*
*
*
*
N. -America.
In einer zweiten Abhandlung, an demselben Orte, S. 295—297, be-
schreibt GuppY drei Arten Terebraleln von Trinidad, T. trinitatensis,
Arten-
255
T. carneoides und T. tecla , die nach einer Bemerkung von Davidson die
cretacische und terliäre Fauna mit einander verbinden. Namentlich zeigt die
T. carneoides ebenso den Typus der T. carnea in der Kreideformation, wie
den der recenten T. vitrea, wesshalb er die Frage aufstellt, ob die letzteren
wirklich zwei verschiedene Arten sind. —
Als tertiäre E c h i n o d e r ni en von den Westindischen Inseln fügt Güppy
(a. a. 0 S. 297 — 301) noch hinzu: Cidaris Melitensis (Forbes) Wright,
Echinometra acufera Bl., Echinolampas semiorbis sp. n., Eck. lycopersi-
cus n. sp 5 Echinoneus cijclostomus Leske, Hchizaster Scillae Desmoül. und
Brissus dimidiatus Ag. von Anguilla, sowie Echinolampas ovumserpentis
n. sp. von S. Fernando, Trinidad.
Fr. M'Coy: über die Australischen tertiären Arten von Tre-
gonia. {The Geol. Mag. 1866. No. 29, p. 481.) — Bei dem Werth, den
man mit Recht auf das Vorkommen von Trigonien in der Tertiärformation
Australiens gelegt hat, ist es auch von Interesse, zu hören, dass die von Jen-
KiNs (Jb. j?<S6'^, p. 639) für 'l'r. Lamarcki Math, gehaltene Art, welche
M'CoY hier als Tr. acuticostata einführt, von jener noch lebenden Art spe-
eifisch verschieden erscheint.
Miscellen.
Das Januarheft des American Journal of science and arts , 1867,
Vol. XLIII, p. 131 u. f. benachrichtiget uns von den neuesten, wahrhaft
grossarligen Schenkungen und Stiftungen des Herrn George Peabody in Dan-
vers, Massachusetts, für wissenschaftliche Zwecke.
Den beiden seit vielen Jahren als Hauptpflanzstätten für exacte Wis-
senschaft in America berühmten Universitäten zu Cambridge in Massa-
chusetts, dem Harvard College^ und zu Newhaven in Connecticut dem
^ale College, sind je 150,000 Dollars zugewiesen worden, dem ersteren zur
Begründung und Unterhaltung eines Museums für Amerikanische Archäologie
und Ethnologie, dem letzteren zur Begründung eines Museums für Naturge-
schichte, insbesondere Zoologie, Geologie und Mineralogie.
500,000 Dollars hat er neuerdings dem von ihm in Baltimore begrün-
deten Peabody Institute bestimmt, wodurch die schon früher dafür von ihm
gemachte Stiftung auf 1,000,000 Dollars erhoben worden ist.
Ein Geschenk für das Peabody Institute in seiner Vaterstadt Danvers,
Mass., ist bis zu 250.000 Dollars erhöhet worden. Ein jedes dieser beiden
Institute wird eine reiche Bibliothek anlegen und jährlich einzelne Course
von Vorlesungen über wissenschaftliche und literarische Gegenstände ver-
anstalten.
Mr. Peabody widmete ferner eine Schenkung vot» 25,000 Dollars der
Phillips Academy in Andover, Mass., zur Pflege der Naturwissenschaften
256
und Mathematik, eine gleiche Summe zu denselben Zwecken dem Kenyon
College in Ohio. Ebenso stiftete er vor Kurzem 20,000 Dollars für den Bib-
liotheksfonds der Maryland Historical Society und begründete öffentliche
Bibliotheken zu Georgetown in Massachusetts und Thetford in Ver-
mont.
Diese munificenten Stiftungen des Herrn Peabödy für die Förderung und
Verbreitung der Wissenschaft erreichen somit nahezu die Höhe von 1,650,000
Henry Adrian Wyatt-Edgell , ein junger talentvoller Paläontologe, geb.
den 17. Mai 1847, ist den 6, Nov. 1866 in Belfast verschieden.
Alexander Bryson, geb. den 14. Oct. /S/6* zu Edinburg, ein ihätiges
Mitglied der verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften in Edinburg, starb
am 7. Dec. 1866 zu Hawkhill bei Edinburg.
Casiana DI Prado in Madrid, Generalinspector der Spanischen Bergwerke,
Verfasser der ,,Descripcion fisica y geolögica de la Provincia de Madrid,
1864^^ beendete gleichfalls im vergangenen Jahre seine irdische Laufbahn.
{The Geol. Mag. No. 31. 1867. 46—48.)
Das Geological Magaz-ine, No. 32, meldet den Tod von Frederick J.
FooT, unter Anerkennung seiner Thäligkeit bei der geologischen Landes-
untersuchung in Irland, sowie von
James Smith von Jordan Hill bei Glasgow, früherem Präsident der geo-
logischen Gesellschaft von Glasgow, welcher am 19. Januar verschieden ist.
George W. FEAiHERsioKHAUGn , Verfasser eines geologisciien Berichtes
über den Missouri und den Red River , der 1834 veröffentlicht worden ist,
und Begründer und Herausgeber eines geologischen Journals (Philadelphia,
1831 und 1832), verstarb am 28. Sept. v. J. zu Havre, wo er seit 20 Jah-
ren als Consul gelebt hat. {American Journ. No. 127, Jan. 1867, 135.>
Wach der uns von Herrn Dr. U. Scoloenbach in Salzgitter zugegangenen
Mittheilung ist am 18. Januar d. J. der ältere El'De-Deslongch.ajips zu Caen
im Alter von 73 Jahren verstorben.
Eine sehr gute und geordnete Mi n e r a 1 ie n - S a mm I u n g, namentlich
Musterstücke und sehr viel geschliffene Steine enthaltend, nach der genauen
Taxation von einem Werlhe von mindestens -500 RthIrn., soll baldigst zu
einem angemessenen Preise verkauft werden.
Näheres ertheilen gern Herr Goramercienrath R. Ferber in Gera und Prof.
Dr. Reichardt in Jena.
Das Format der Stücke ist für Lehrzwecke geeignet.
Dollars !
Mineralien-Handel.
Weitere Beiträge zur nälieren Reiintniss der bayerischen
Alpen
von
Herrn Professor Dr. Scliafliliutl.
(Hierzu Tafel I u. II.)
Seit zwanzig Jahren habe ich mich bemüht, nachzuweisen,
dass in unseren südlichen bayerischen Alpen in der Regel die
tiefsten Schichten und Lager die ältesten, die höchsten dagegen
auch die jüngsten sind , und der Juraformation , ja hie und da
sogar der Kreide angehören, ebenso dass die gewaltigen Kalk-
massen, welche die höchsten Puncte unserer bayerischen Alpen
bilden, durchaus ein Werk von kalkschaligen Infusorien und Bryo-
zoen seien, was am unzweideutigsten hervortritt, je reiner der
kohlensaure Kalk der Gebirgsmassen, d. h. je freier er von Thon-
erde wird. Da tritt er in gewaltigen und von der Verwitterungsschale
befreiten, sogar etwas durchscheinenden Massen auf, die höchstens
partiell geschichtet sind, d. h. das sogenannte Schichtungssystem
tritt nur an bestimmten Stellen, aber auch da nur sehr unregel-
mässig auf, fliesst dann an einem Ende wieder in eine untheil-
bare Kalkmasse zusammen, so dass die sogenannte Schichtung
mehr eine theilweise Zertheilung oder Spaltung als eigentliche
Schichtung zu sein scheint. In der Nähe sind diese Verhältnisse
allerdings sehr leicht irreführend; denn da tritt innerhalb des
sehr beschränkten Gesichts- und Untersuchungs-Kreises allerdings
eine scheinbare Schichtung oft sehr ausgesprochen hervor. Anders
wird aber die Sache, wenn man die gegen Norden steil abfal-
Jahrbuch 1867. 17
258
lenden Gebirgsmassen in einer bestimmten Entfernung mittelst
eines guten Telescops untersucht; da wird es dann möglich, die
Structur eines ganzen Gebirgsstookes zu übersehen, und zu be-
merken, wie äusserst verschieden an demselben Stocke das Strei-
chen und Einschiessen der so mannichfaltig gegliederten Gebirgs-
theile auftritt. Ich füge hier eine naturgetreue Skizze vom Gipfel
des malerischen hohen Göhls bei Berchtesgaden an, die unseren
GöTil
Landschaftsmalern so vielen Stoff zu ihren glänzenden Gemälden
gibt, von Nordost aus gesehen. Ein nicht weniger charakteristi-
sches Bild gibt das Vorderhorn im nördlichen Pinzgau bei St.
Martin, südlich von Lofer, vom Grubhof aus gesehen. Die die
Schichtungen andeutenden Linien geben genau an. wie weit sich die
Schichtungen erstrecken; wo die Linien aufhören, erscheint die
Kalkmasse als vollkommen dicht. Man sieht am hohen Göhl bei
a, wie zwischen zwei Schichtungslinien sich eine dritte hinein-
drängt, dann plötzlich aufhört. Auch die Unregelmässigkeit die-
ser Linien, welche die Kalkraasse bald in sehr dünne, bald in
sehr mächtige Theile oder Schichten eintheilen , beweist hinrei-
chend, dass hier an einen regelmässigen Niederschlag nicht ge-
dacht werden könne. Noch schlagender tritt diess im Aufrisse
des Vorderhorns im Pinzgau bei St. Martin südlich von Lofer
hervor. Sogenannte Schichtungslinien ziehen über und unter den
horizontalen nach allen Richtungen und selbst die horizontalen
entbehren aller Regelmässigkeit, auch wenn ihr plötzliches Auf-
hören durch Zusammenfliessen mehrerer Schichten in eine ein-
zige erklärt werden wollte. Dass diese gewaltigen Kalkmassen
bis zu ihrer doppelten Höhe unter dem Urmeere gelegen haben
259
müssen, bedarf wohl keines Beweises. Wenn sich auch die Un-
möglichkeit denken Hesse, dass gespannte Wasserdämpfe den süd"
Kirchmtha.1
Vorderhorn im Pinzgau bei St. Martin.
Vom GruTihof aus gesehen.
liehen Gebirgszug aus dem Meere auf wenigstens zwölftausend
Fuss emporzuheben vermöchten , so wäre eine solche Hebung,
die sich durch drei Längengrade beinahe in gerader Linie er-
streckt, eine zweite Unmöglichkeit.
Den nördlichsten und gewaltigsten Theil unseres südlichen,
reinen Kalkgebirgs-Gürtels bildet das sogenannte Wetterstein-
und Karwendel-Gebirge, die ich sehr oft und zwar zuletzt in
diesem Jahrbuch i8ö4, pg. 812; pg. 18 und pg. 789 dem
geognostischen Publicum vorzuführen Gelegenheit hatte.
Da es in unserem Hochgebirge, wie ich immer und immer
erinnerte, von geringem Nutzen ist, diesen so verwickelten Ge-
birgsbau auf blossen touristischen Durchflügen in Augenschein
zu nehmen, so habe ich meine fortdauernde Aufmerksamkeit vor-
züglich auf ein Revier des früher sogenannten jüngeren Alpen-
kalkes gelenkt, welches das Wettersteingebirge und seinen höch-
sten Punct, die Zugspitze oder wie das Volk spricht: den Zug-
spitz, in sich begreift. Diese 9125 Pariser Fuss über dem Spiegel
des Meeres und 6164 Fuss über dem Spiegel des den westlichen
Fuss desselben umspülenden Eibsee's emporragend, besteht
ganz aus oolithischem Kalk, der grösstentheils nur Spuren
von Bittererde enthält, hie und da aber auch zum Hauptdolomite
wird, wie ich unter Anderem in diesem Jahrbuche i8ö4, p. 813;
jfSö5, pg. 18 und 789 erläutert habe. Da Rollstücke dieses Ge-
birgsstockes , vom Fusse desselben angefangen, sich im nörd-
lichen Striche bis an die Donau herab finden , und um München
17
260
grösstenlheils die ganze Hochebene zusammensetzen , so muss
natürlich ursprünglich dieser Gebirgskamm wenigstens die dop-
pelte Höhe erreicht haben
Die Zugspitze selbst, eigentlich aus zwei an Höhe mit
einander rivalisirenden Spitzen a und h bestehend , ist schwer
aus einer grossen Entfernung zu beobachten, da sie von anderen
Gebirgsmassen verdeckt und auf der weniger flach einfallenden
Wand von Schneemassen bedeckt ist. Indessen besteht auch ihre
Gipfel der Zugspitz-Pyramide.
Structur in grossen, unregelmässigen Platten und Bänken, welche
gegen die Tiefe zu immer steiler einschiessen, gegen den Gipfel
zu der söhligen Linie sich immer mehr nähern. Manche Kämme
und Gipfel verdanken hier, sowie in unserem ganzen Gebirge
ihre zerrissene Gestalt den ziemlich steil aufgerichteten Abson-
derungs-Bänken, wie z. B. der von der nördlichen Seite der
eigentlichen Zugspitze beinahe ganz verdeckte »Hinter- und
Vor d er-Waxen s tein.« Indessen tauchen auch hier am Zug-
spitz wieder Bänke auf und verzweigen sich oder verschwinden
ganz, so dass von einer Schichtung, wie man sie in allen eigent-
lichen Flötzgebirgen findet, keine Rede sein kann.
Die äusserst schwierig und zum Theil auch gefahrvoll zu
erklimmende Spitze wurde zuerst von dem bayerischen Revier-
förster in Kling Namens Oberst am 27. Sept. i854 erstiegen.
Indessen war bis zum August des Jahres 1851 noch keine Spur
von einer Versteinerung von der eigentlichen Pyramide der Zug-
spilze bekannt.
Erst durch die Expedition am 11., 12. und 13. August 1851^
welche ein 14 Fuss hohes , vergoldetes Kreuz auf dem höchsten
261
Piincte der westlichen Zugspitze errichtete, wurden von diesem
höchsten Puncte im bayerischen Lande durch den damaligen Forst-
gehilfen Max Thoma kleine Kalkstückchen herab gebracht, welche, wie
sich TiiOMA ausdrückte 5 aus Muschelkalk bestanden, voll einge-
wachsener, unzähliger, kleiner Schnecken und Muscheln.
Ein Stückchen von kaum einem Quadratzoll Inhalt, das ich
von Thoma erhielt und vorsichtig mit Salzsäure behandelte, be-
lehrte mich sogleich , dass wir es hier mit einem ganz neuen
Genus von Bryozoen, zu den • Tubuliporen gehörig, zu thun
hatten. Ich habe dieses Stückchen auch in diesem Jahrbuch von
1853 auf Taf. VI, fig. 1, lit. a gezeichnet und das neue Bryozoon
selbst in natürlicher Grösse, sowie vergrössert im Längenschnitt
und Querschnitt abgebildet, und zwar so genau im Detail, dass
nur Absicht die Zeichnung und Structur dieses Bryozoon ver-
kennen kann. Auf pg. 300 bis 304 dieses Jahrbuchs habe ich
noch dazu eine genaue Analyse dieser Versteinerung gegeben.
Da in dem kleinen Plättchen die Hauptfigur stets als ein
cylindrisches Stämmchen, mit einander berührenden Querrunzeln
bedeckt, bestand, so hatte ich der Versteinerung den Namen
Nullipora gegeben; da aber dieser Name schon für eine ganz
andere Gattung von einer anderen Thierclasse gebraucht wurde,
so habe ich den Namen Nullipora in meiner südbayerischen Le-
thaea, pg. 324 in Diplopora umgewandelt.
Ich hatte damals aus dem kleinen Stückchen die innere Struc-
tur dieser 5r?/o^oo/i's so richtig entwickelt, dass ich gegenwärtig,
wo sich Hunderte der verschiedensten freien und eingeschlosse-
nen Exemplare in meinen Händen befinden, kaum etwas hinzu-
zusetzen vermag, als die Basis und das obere Ende der Diplo-
pora.
In der gegenwärtigen Figur Tafel I, Fig. 1 ist die ganze
Diplopora gezeichnet, wie sie sich indessen so ganz erhalten
nur äusserst selten findet, sondern immer in 2 bis 3 Stücke zer-
brochen, da sich die einzelnen Ringe sehr leicht von einander
gelöst zu haben scheinen, so dass das Gestein ein Ansehen er-
hielt, wie es in diesem Jahrbuch i855, Tafel VI, Fig. 1 ge-
zeichnet ist.
Das Gestein erscheint nämlich in der Regel am häufigsten
mit zahlreichen, kreisrunden Ringen von ungefähr 2™"^, 4™"^,
262
41/2^10 jjjg 5mm^ etwas seltener 6™™ im Durchmesser bedeckt,
deren Wanddicke, je nachdem sie von der Basis oder von der
Haube oder von der Mitte der Länge genommen sind, Vs bis \/q
des grössten Durchmessers des Ringes ausmachen. Erst unter
der Lupe mit Säure behandelt, oder ausgewittert, erscheinen im
Querschnitte die radialen Zellen in dieser Wand, wie sie Fig. 1,
lit. c darstellt. Die kegelförmigen Zellen im Längenschnitt, wo
sie sich unter einem spitzen Winkel gegen die Axe geneigt nach
oben wenden, habe ich schon in diesem Jahrbuch, wie bereits
angeführt, 1853, Tafel VI, lit. e, durch Säure blossgelegt, ge-
zeichnet. Dieser meiner Abhandlung lege ich eine andere Zeich-
nung eines Längenschniltes bei, wie ihn die Verwitterung selbst
blossgelegt hat, und man wird sogleich sehen, wie genau er mit
meiner vor 13 .fahren gelieferten Abbildung übereinstimmt.
Indessen hat, wie ich soeben sehe, in der letzten Zeit Herr
Dr. A. E. Reuss seine Aufmerksamkeit auch diesem neuen Petre-
facte zugewendet und darüber in der Sitzung der geologisclien
Reichsanstalt am 18. December vergangenen Jahres referirt. Der
berühmte Paläontologe ist jedoch der Meinung, die Stämmchen
von Diplopora seien ursprünglich hohl gewesen und die sich in
der Regel findende Ausfüllung dieser hohlen Röhren rührte von
der Gesteinsmasse her, in welche diese Stämmchen stets einge-
bettet liegen. Desshalb stellt er dieses neue Petrefact unter Car-
penius Dactylopora, erklärt jedoch : aus vielen von ihm unter-
suchten Exemplaren kein vollkommen genaues , zu einer klaren
Zeichnung genügendes Bild der feineren Structur gewonnen zu
haben.
Nach den Tausenden von Exemplaren , welche sich in den
verschiedensten Zuständen der Erhaltung in meinen Händen be-
funden, glaube ich indessen meine Überzeugung rechtfertigen zu
können, dass die Ausfüllung des cylindrischen Hohlraumes der
Stämmchen meiner Diplopora wohl ursprünglich zum Thiere selbst
gehört haben musste. Schon 1853 erklärte ich pag. 301 in die-
sem Jahrbuche: der Kern des Stämmchens zeigt sich
unter der Lupe als eine vollkommen schwammige
Masse durchscheinend, von einer zarten, äusserst dünnen Hülle
umgeben, welche unter dem Mikroskope milchweiss und undurch-
sichtig erscheint. Aus dieser Hülle sprossen nun in der Rieh-
263
tung der Radien des Kreises keulen-, kegel- und röhrenförmige
Zellen mit ihrer Spitze in der oben erwähnten, dünnen Mem-
brane sitzend und die weitere Öffnung Fig. 1, lit. e bis i nach
aussen oder der Peripherie gerichtet. Auch die Wände dieser
röhrenförmigen Zellen bestehen aus jener dünnen, undurchsich-
tigen, milchweissen Membrane etc.
Weiter unten heisst es: die einzelnen Zellen sind gleich-
falls mit einer schwammigen, nicht lamellösen Masse ausgefüllt,
welche sich bei Manchen in der Mitte des Zellenbeckens wie eine
Spitze emporhebt.
So habe ich die innere Ausfüllung der cylindrischen Höh-
lung der Diplopora immer gefunden, wo die ganze Masse des
Petrefi^ctes nicht in dichten Kalk umgewandelt war, was aller-
dings in unserem mächtigen Kalkgebirge sehr häufig der Fall ist.
Wo diese Verkalkung indessen nicht stattgefunden hat, da sind
sehr häufig feine, genau begrenzte Zellenwände zu bemerken,
wie in Fig. 1, lit. f. Manchmal ist die Zellenmembrane verwit-
tert; da sind dann die Zellenausfüllungen als Körnchen zurück-
geblieben, welche die Axe des Petrefactes erfüllen, wie in lit. g;
sind mehrere Zellenräume ineinandergeflossen, so erscheinen
diese Ausfüllungen auch wurstförmig u. dgl., wie in lit. e zu
sehen.
Herr Dr. Reuss hält sich unter anderem auch dadurch be-
wogen, die Diplopora zu der Dactylopora zu stellen, weil die
Zellen in die hohle cylindrische Innenseite des Petrefactes ein-
mündeten. Allein in nicht verwitterten Exemplaren ist von einer
wirklichen Mündung der Zellen in den hohlen Achsenraum nichts
zu bemerken. In meiner allerersten Beschreibung von 1852 habe
ich , wenn ich auf die oben angeführte Stelle nochmal zurück-
kommen darf, gleich mit aller Bestimmtheit ausgesprochen: die
Spitzen der Kelche der Zellen sitzen in der dünnen, milchweissen,
durchsichtigen Membrane, welche die schwammige Achse wie ein
Markcy linder einschliesst, wie das in meiner allerersten Zeich-
nung in diesem Jahrbuche 1853, Tafel VI, lit. c, d, e, f ganz
genau angegeben ist, ebenso in Fig. 6 der Tafel LXV, e meiner
Lethaea.
Bei verwitterten und durch die Verwitterung <ler Länge nach
durchbrochenen Exemplaren erscheinen allerdings die Zellen-
264
mündungen in den hohlen Achsenraum sich öffnend, weil die innere,
den markigen Kern umhüllende, milchvveisse, undurchsichtige Schichte
zerstört ist, so dass eine Gestalt, wie Fig. 1, lit. m, entsteht.
Der innere Raum, welchen nach meinen Beobachtungen die zel-
lige Substanz ausfüllt, ist indessen von sehr wechselndem Durch-
messer. Oft und zwar gewöhnlich nimmt er des Durchmes-
sers des cylindrischen Petrefactes ein, manchmal beträgt er höch-
stens ein Fünftheil des Durchmessers der Röhre.
Die Verwitterung bewirkt nicht selten, dass, wenn die in-
nere markige Ausfüllung der Röhre verschwunden ist, auch die
innere, in unverletztem Zustande ebene, oder nach den Quer-
falten nur sanft wellige Fläche in scharfe sägezähneartige Leisten
umgewandelt wird, wie Fig. 1, lit m lehrt, in welcher zwischen
je zwei Leisten immer die ausgewitterten Öffnungen der zwei
Zellenreihen sichtbar werden. Einer jeden solchen, im Profile
sägezähneartigen Ringleiste im Innern entspricht eine solche
sägezähneartige Erhöhung auf der äusseren Seite, so dass manche
der verwitterten Stängelchen, ähnlich einer feinen Schraube, wie
von zarten, dicht aneinander liegenden, aus einer scharfen Kante
bestehenden Ringen umgeben erscheinen, wie Fig. 1. lit. n lehrt.
Zwei solche scharfe Ringe sind gewöhnlich einem gerundeten
Ringe der Dipl. annulata gleich und die oberste Zellenreihe
bildet gewöhnlich die Ringkante an der Aussenseile.
Neben der Diplopora annulata * habe ich unter anderen
noch eine Dipl porosa aufgestellt. Hr. Dr. Reuss ist der Mei-
nung, dass beide Specien nur auf den verschiedenen Erhaltungs-
zustand einer und derselben Speeles hinauslaufen. Ich glaube
indessen, meine Specien wohl begründen zu können; denn bei
Feststellung dieser Specien habe ich
erstens die Gestalt der Zellen,
zweitens ihre Gruppirung in den einzelnen Individuen als
Anhaltspuncte genommen. Bei den von mir beschriebenen For-
men kommen zwei sehr von einander verschiedene Formen von
Zellen vor.
Die gewöhnliche ist die keulen-, rüben-, auch becherförmige
" Vergleiche die Beschreibung in meiner Lethaea pg. 324. (Nur ist
hier durch einen Druckfehler statt der Fig. 5 die Fig. 6 citirt )
265
Fig. 1, lit. e bis 1 ; in diesem Jahrbuch 1S53 gezeichnet auf Tafel VI,
lit. (i und in meiner Lethaea auf Tafel LXV, e^, Fig. 4, die zweite
Form ist die röhrenförmige Fig. 1, lit. q und in meiner Le-
thaea im Holzschnitte dargestellt auf pg. 328, lit. a.
Die 1i eulenförmigen Zellen sind gewöhnlich 2 mal, bis
2y2, höchstens 3 mal so lang als weit: die röhrenförmigen Zel-
len sind 5 bis sechsmal so lang als breit und stets cylindrisch.
Dass ich Gestalten mit röhrenförmigen Zellen von denen mit keu-
lenförmigen Zellen trennte , dazu glaube ich wohl nicht unbe-
rechtigt zu sein.-
Aber auch bei Individuen mit keulenförmigen Zellen finden
in Hinsicht auf Anordnung und Gruppirung der Zellen zwei Ver-
schiedenheiten statt, welche die Festsetzung zweier verschiedener
Specien wohl rechtfertigen können 5 denn bei meiner Diplopora
annulata stehen die Zellenreihen immer zu zweien übereinander,
Fig. 1, lit. a, und sind von der nächsten Zellendoppelreihe regel-
mässig durch einen Zwischenraum geschieden, welcher gewöhn-
lich so breit ist als eine Zellen- oder Poren-Doppelreihe selbst.
(Siehe lit. k, m.).
Bei meiner Diplopora porosa sind die Zellenreihen auf der
ganzen Oberfläche und Höhe des Petrefactes, wie ich dieses
schon in ^neiner Lethaea pg. 327 auseinandergesetzt, dicht an-
einanderliegend, Fig. I5 lit. a und i, ohne irgend einen berrterk-
baren Zwischenraum. Zur Bestätigung des eben Gesagten füge
ich hier die Zeichnung von 2 Exemplaren bei, von welchen das
eine Exemplar eine Diplopora annulata Fig. 1 , lit. k, das an-
dere Dipl. porosa lit 1 in unverkennbarer Weise darstellt. Die
Natur selbst ist uns hiebei trefflich zu Hilfe gekommen ; denn
in den beiden gezeichneten Exemplaren ist die Epithek und das
die Zellen umhüllende Coenenchym verwittert, und dafür sind
die Zellen selbst unverletzt stehen geblieben, deren birnförmige
Form sich hier gleichfalls auf das Genaueste studiren lässt.
Die Aussenseite der eigentlichen Diplopora porosa erscheint
auf der Oberfläche niemals horizontal wellig, quergerunzelt oder
mit Ringen umgeben, wie die Diplopora annulata, sondern glatt,
auch wenn sie in's Gestein eingebettet noch vollkommen unver-
letzt auftritt, Fig. 1, lit. i.
Eine andere Eigenlhümlichkeit von Diplopora ist, dass die
266
Individuen gewöhnlich aus mehreren Lagen bestehen, welche
stets gleiche Organisation besitzen, und es könnte sogar schei-
nen, als ob diejenigen Stämnichen, welche bloss aus einer ein.-
zigen Lage bestehen, die übrigen durch Verwitterung verloren
haben. Ich habe auch in meiner Lethaea. pg. 326 wörtlich ge-
sagt: »es gibt jedoch auch Formen, in welchen wirklich zwei
Cylinder in einander stecken. Der innere Cylinder ist gewöhn-
lich so von Kalkmasse durchtränkt, dass man seine Zellen oft
auf keinem Wege ausfindig machen kann , bei einem Exemplar
sind sie indessen noch zu bemerken, Leth, Fig. 14, was zugleich
lehrt, dass die innere Röhre dieselbe Structur besitze, wie die
äussere.«
In meiner Lethaea habe ich auch unter Fig. 10, lit. b und
Fig. 12, 13, 14, 15, 17, 19, 20 solche Figuren gezeichnet, welche
lehren, dass hier ein Irrthum nicht wohl annehmbar sei. Zum
Überflusse lege ich dieser Abhandlung noch zwei Figuren bei,
welche das eben Gesagte erläutern, nämlich zwei Querschnitte
(lit. e und h) und zwei Längenzeichnungen lit. o und p. Auf
dem Qwerschnilte lit, e sind die zwei in einander liegenden Röh-
ren von einander durch ein Coenenchym getrennt, in welchem
noch die zellige Structur deutlich zu bemerken ist. Auch die
innere Röhre besteht aus denselben Zellen wie die äussere. Bei
lit. h sind in der inneren Röhre die Zellen verschwunden, und
dieser innere Ring bietet, wie das gewöhnlich der Fall ist, eine
homogene, etwas dunkel gefärbte Kalkmasse dar.
Auf der Längenzeichnung lit. c sieht man die beiden Lagen
einander berührend, und zum Beweise, dass die innere Lage nicht
bloss ein Hohlguss der inneren Seite der äusseren Lage sei,
dienen die Poren, welche auf der inneren Lage gerade so in die
Oberfläche eingesenkt sind, wie auf der äusseren, was ich auch ganz
klar durch meine Figur 14 der Tafel LXV e in meiner Lethaea
nachgewiesen habe. An lit. p erscheinen sogar zwei Lagen
über der inneren, sehr deutlich geringelten Röhre.
Räthselhaft bleibt immer z. ß. die Fortpflanzung, und der ur-
sprüngliche Standort dieses Petrefactes. Millionen von Cubikklaf-
tern bestehen grösstenthals aus den Trümmern dieser Stämm-
chen in wilder Unordnung durcheinander geworfen , zu einer
Höhe von 9000 Pariser Fuss sich aufhäufend, gemengt mit an-
267
deren Specien von Amorphozoen, aber auch anderen Geschlech-
tern von Bryozoen, von deren Existstenz man bisher keine Idee
hatte. Um von diesen Gestalten einen Begriff zu geben, habe
ich in meiner Lethaea einige dieser neuen Formen anf Tafel
LXV e-, Fig. 5, 6, 7, 8, 9 und gerade über der Figur 14 Scy-
phia capitata gezeichnet; eine Scyphia articulata, von welcher
ich heuer riesige Exemplare erhalten habe, ist pg. 320 in mei-
ner Lethaea in einem Holzschnitte beigefügt. Als Begleiter
obiger Diploporen will ich hier unter lit. r noch eine kleine, aber
sehr wohlerhaltene Bryozoe abbilden. Sie ist eine sehr wohl-
erhaltene Cricopora nur von einem Millimeter Durchmesser,
welche wahrscheinlich die Cricopora elegans von Michelin ist.
Die zarten, hornartigen Zellen sind zahlreich , dicht neben ein-
ander liegend und die Zahl 48 erreichend. Welch geognostisches
Gewimmel von Leben und Bewegung in diesem Ocean der Ur-
welt !
Nie habe ich eines dieser Stämmchen auf einer Unterlage
aufgewachsen oder auf seinem natürlichen Standorte gefunden.
Es ist als ob diese Formen, von ihrem ursprünglichen Standorte
fortgerissen, hier im alten Ocean zu Boden gesunken seien, oder
sich schwimmend in dem Urmeer fortgepflanzt hätten ; ja manch-
mal kann man sich kaum des Gedankens erwehren, als seien
diese cylindrischen Geschöpfe Parasiten oder auch Kerne der
ungeheuren Schwammgebilde, aus welchen die Gesteinsmassen
der allermeisten Gebirgsmassen unserer Kalkgebirge zu bestehen
scheinen. Schon in meiner Lethaea pg. 336 habe ich bei Be-
schreibung der schlingenartig gefalteten, lappigen Gestalten, die
ich Chaetetes Maeandrinoides genannt und auf Taf. LXV e-,
Fig. 12 auch abgebildet habe, bemerkt, dass diese Gestalten häufig
übereinander auftreten und eine Diplopora oder eine Reptomulti-
Cava mamilla oder auch eine Scyphia als Nuclus umschlossen
enthielten.
(Jb übrigens diese beschriebene Diplopora sich wirklich in
den Schichten des ausgesprochenen Muschelkalkes finde, kann
ich nicht entscheiden. Die Stämmchen, welche Herr von Schau-
ROTH im grauen Kalk von Becoaro fand , sind so in Kalkmasse
umgewandelt , dass eine nur einigermassen genaue Analyse un-
ausführbar ist. Was sich indessen durch Behandlung mit Säure
9
268
blosslegen liess, bewies, dass diese geringelten Stämmchen zu
meiner Diplopora nicht gehören. Sie scheinen mehr Ähnlichkeit
mit d'Orbigny's Xodicava digifafa oder Plefhopora certicornis
zu haben oder gar zu den Amorphozoen zu stellen sein. Das
Cylindrum annulatum des Herrn Eck ist mir nicht zu Gesicht
gekommen, er hat auch, so viel ich weiss, keine nähere Beschrei-
bung dieses Petrefacles gegeben.
Da jedoch dieses Genus von Bryozoen neu ist und früher
noch nirgends gefunden worden war. so ist es natürb'ch in dieser
Hinsicht zur Bestimmung des Alters unseres Zugspitzkalkes nicht
tauglich. Ich habe indessen diese Versteinerung hier absichtlich
angeführt; weil sie, wenn auch nicht direct zur Altersbestimmung
des Zugspitzkalkes anwendbar, dennoch ein sehr werthvolles
Mittel bietet, die Identität einzelner Berggipfel in der weit ver-
breiteten Zone unserer Kalkalpen nachzuweisen: denn sie finden
sich durch die ganze Verbreitung unserer Kalkalpen von Osten
nach Westen sehr häufig mit anderen Versteinerungen zusam-
men, welche in dem eigentlichen Zugspilzkalke, oder auch um-
gekehrt, noch nicht gefunden worden sind.
Zu diesen Petrefacten gehört eine Bivalve, welche ich zu-
erst in unserem Gebirge fand, und in diesem Jahrbuch i85i^ dann
in meinen geognostischen Untersuchungen des bayerischen Alpenge-
birges pg. 53 Amculainaequiradiata\}Qsc\\v\Qhkix\, und in diesem
Jahrbuch 1S52. pg. 284. Tafel 3, Fig. 1 a und b auch gezeichnet
habe. Diese Versteinerung, welche Escher von der Linth im
Juli iS53 als Ävicula speciosa Mer.. also ein Jahr nach meiner
Publication gezeichnet, wurde später von Prof. Dr. ^yI^"KLER mit
der Ävicula contorta (Portlock) zusammengestellt, und nach
Portlock als eine Leitmuschel für den Oberkeuper oder das Bone-
bed angenommen. Sie kommt aber östlich von der Zugspitze
im Rosssteingipfel mit der Diplopora annulaia \oy : die Diplo-
pora annulata würde also dem Bonebed angehören.
Ich gebe hier die Zeichnung eines wohlerhaltenen Exem-
plars Fig. 2 a. b., um allen Einwürfen gegen die Richtigkeit der
Bestimmung vorzubeugen. Allein mit diesen beiden Petrefacten
kommt nun zugleich ein wohl ausgebildeter Verficillites cretaceus
vor, welcher in meiner Lethaea pg. 433 abgebildet ist: neben
ihr haben wir eine ebenso wohlerhaltene Multlivaltia dispar^ in
269
meiner Lethaea pg. 434, und eine Cidarites elegans, auf der-
selben pagina Fig. Sab abgebildet. Eine nicht weniger cha-
rakteristische ünivalve lege ich gleichfalls in natürlicher Grösse
gezeichnet bei, Fig. Sab, Es ist die Pleurotomaria rotella-
formis von Deslongchamps so genannt, die d'Orbigny der S. Etage
des mittleren Lias einreiht. Dicht neben dieser Versteinerung
finden sich in demselben Handstücke grosse Rhabdophyllien Mstr.
(Goniocora) nebst, merkwürdiger Weise, mehreren Schalenstücken,
welche durch die auf der Schalenfläche vertikalen Kalkprismen,
aus welchen die Schalenfragmente zusammenzgesetzt sind, jeden-
falls auf eine Inoceramus hinweisen, wobei eine Wirbelspitze
ziemlich gut erhalten ist. Diese sämmtlichen Petrefacte sind dem
Bonebed ganz fremd und deuten auf viel höhere Schichten.
Dieselbe Kalkmasse des Rosssteins enthält eine grosse An-
zahl eines von mir gleichfalls zuerst beschriebenen Petrefactes,
das ich Ämcula havarica genannt habe.
Ich gebe hier unter Fig. Sab gleichfalls eine ganz ge-
treue Abbildung, um den Leser selbst urtheilen zu lassen. Wenn
diese Avicula nicht etwa eine Varietät der Ämcula Münsteri ist,
so gehört sie dennoch der jurassischen Formation an; denn sie
kommt zugleich mit zahlreichen Exemplaren der Terehratula
ascia Giro, und den übrigen Terebrateln des Vilserkalkes vor,
der nach Oppel's Untersuchungen unzweifelhaft dem weissen Jura
angehört.
Zum Überfluss findet sich in einem und demselben Hand-
stücke aus dem Graswangthale noch der Ammonites arduenensis
d'Orb., von welchem ich gleichfalls ein wohlerhaltenes Stück unter
Fig. 4 a b abbilde. In denselben Kalken findet sich eine Ver-
steinerung, die ich Chaetetes scutella genannt und auf Tafel 69,
Fig. S meiner Lethaea gezeichnet habe, Sie erfüllt die weissen
Kalke unseres ganzen Hochgebirges, z. B. des Wendelsteins, oft
beinahe ganz allein.
In meiner Lethaea habe ich bereits den Spirifer Walcotti
gezeichnet und genau beschrieben. Eine andere Zeichnung lege
ich hier unter Fig. 5 a b c bei , um darzuthun , dass wir es
mit einem Spirifer des Lias und nicht des Muschelkalkes zu thun
haben. Er gehört dem Gestein der eigentlichen Zugspitz-Pyra-
mide selbst an.
270
Zu diesen bisher bekannt gemachten Petrefacten füge ich
noch höchst interessante neue Funde hinzu, welche alle der
Zugspitz-Pyramide angehören. Ich erwähne zuerst die Actaeo-
nella crassa d'Orbigny. Ich habe sie zuerst in meiner Lethaea
Tafel LXV d, fig. 3 in natürlicher Grösse aus dem Reichenhaller
Gebirge abgebildet; eine andere Abbildung folgt hier unter Fig. 10.
Seitdem habe ich sie über einen Grad westlich von Reichen-
hall aus der sogenannten Benedictenwand bei Benedictbeuern,
5538 Pariser Fuss über dem Meere und zuletzt aus der Zug-
spitze noch weiter gegen Westen erhalten. Wir haben hier wie-
der eine Versteinerung, welche die entferntesten Kalkgipfel un-
seres bayerischen Vorderzuges mit einander vel'bindet. Dass
diese Actaeonella dem Keuper und Muschelkalke nicht angehören
könne, brauche ich kaum zu bemerken.
d'Orbigny beschreibt seine Actaeonella crassa aus dem
ronieriy wir haben sie auch im unteren Quader und den Gosau-
schichten.
Ebenso charakteristisch ist ein junger Spirifer verrucosus
oder rostratus Fig. 6 a b.
Das kleine Exemplar ist 9^^^^ breit, 8^2^^^ hoch und 5^"^
dick. Ich habe noch eine vergrösserte Zeichnung dieses Spirifer
lit. c d e beigefügt, um die Warzen sichtbar zu machen, welche
selbst auf dem Steinkerne oder der Steinausfüllung noch jvoll-
kommen deutlich erscheinen.
Dicht an diesem Spirifer liegt die Bivalve Fig. 7 a b c.
Es ist eine Halobia, aber nicht die Halobia Lommelii, welche
man in unserem Kalkgebirge gleichfalls gefunden zu haben glaubte,
sondern eine Speeles, die ich Halobia densicostata nennen will.
Sie steht der Posidonomya Monssoni Merian's , welche Escher
VON DER LiNTH auf Tafel V, Fig. 46—48 seiner »geologischen
Bemerkungen über das nördliche Vorarlgebirge« ge-
zeichnet und pg. 93 beschrieben hat, sehr nahe, wenn sie nicht
eine Varietät derselben ist. Escher fand sie in dem Vorgebirge
des Comersee's im bituminösen schwarzen Kalk bei der Sauer-
quelle von Regoledo.
Unsere Halobia oder Posidonomya uuterscheidet sich von
der Halobia Lommelii schon durch ihren äusserst zarten flachen
Bau. Concentrische Anwachsstreifen oder Runzeln, welche die
271
Oberfläche der Hai Lommelii und Moussoni so wellig machen,
sind bei unserer Posidonomya auch an ausgewachsenen Exempla-
ren nur in der Nähe des Wirbels bemerkbar, und auch da nur
angedeutet.
Die ganz flachen, breiten Rippen der Schale entstehen in
• der Art, dass die flache Schale durch scharfe radiirende — oder
vom Wirbel ausstrahlende Einschnitte, .so scharf und fein, als
wären sie mittelst der Klinge eines Federmessers gezogen, in
30 und mehr Theile getheilt ist. An der Innenseite der Schale
entsprechen den Einschnitten des Aussentheiles der Schale scharfe,
schmale, ziemlich niedrige Rippen-Leistchen, Fig. 7, lit. c, welche
eigentlich nur eine Duplicatur der papierdünnen Schale zu sein
scheinen Die am unteren Rande bis 2^12^^ breit werdenden,
flachen Rippen sind hie und da durch zarte Einschnitte, welche
vom unteren Rande ausgehen und sich selten bis über die Mitte
der Höhe erheben, wieder in zwei Theile gespalten.
Der schwache kleine Wirbel ragt nicht über den beinahe
geraden, nur nach hinten sanft sich etwas abwärts krümmenden
Schlossrand hervor und ist etwas aus der Mitte nach vorne ge-
rückt. Der Wirbel verläuft sich dem Schlossrande nahe in einer
schwachen Wölbung nach der vorderen wie nach der hinteren
Seite der Muschel bald sehr gleichförmig, so dass die Muschel
unter dem Wirbel und Schlossrande am gewölbtesten erscheint, am
unteren Rande ist von einem Wirbel und seinem Kiele gar nichts
mehr zu bemerken als die breiten Leisten Fig. 7, lit. b, welche
sich aber von da nach dem Hinterrande zu sogar in zwei Theile
spalten und sich manchmal sanft dem Wirbel zu krümmen.
Von den Univalven will ich ferner noch als neu von der-
selben Zugspitze anführen: Turritellenartige Gasteropoden kegel-
förmig bei 3" Höhe und grösster Breite mit breiter Basis
des Hauptkegels, an welchen sich mit scharfer Kante die Basis
eines umgekehrten kürzeren Kegels anschliesst, welcher die Mund
öff'nung in sich trägt. Die Turritella gehört höchst wahrschein-
lich einer Actaeonina an, wie ich sie schon in meiner Lethaea
Taf. LXV e, Fig. 1 a — d gezeichnet habe. Ferner zahlreiche
Rissoinen, Eulimen, grosse Fig. 9, und kleine Trochus-kxlk)\\.
dann eine kleine, 3"™ breite Monodonia laevigata ?, die einzige
der letzten angeführten Univalven, deren Mundöff'nung erhalten
i
272
ist, so dass man eine Paludina vor sich zu haben glaubte, wenn
nicht das Wärzchen an der Spindel wäre.
Wenn ich noch an die im vorigen Jahre in diesem Jahr-
buch pg. 790 bis 802 vom Wetterstein beschriebenen und ge-
zeichneten Petrefacte erinnern darf, unter welchen sich der
Stachel einer Cidaris coronata und die Ostrea solitaria befindet,
so wird wohl kein Geognost diese sämmtlichen Versteinerungen
für Keuper- oder Muschelkalk- Versteinerungen halten.
Der Kalk des höchsten Gipfels unserer bayerischen Alpen,
des Zugspitzes, herab bis zu seinem Fusse, nebst dem gesamm-
ten Wettersteingebirge kann desshalb nicht der Trias angehören,
sondern er muss in die jurassische Formation eingereiht werden.
Da ich aber nachgewiesen habe, dass unsere Kalkgebirge im
ganzen Verlaufe unseres südlichen Gebirgszuges mit dem Kalke
des Zugspitzes identisch sei, so müssen auch diese aus der Trias'-
schen Formation genommen und der jurassischen Formation ein-
gereiht werden, wie ich das bereits vor 20 Jahren aussprach
und in meinen folgenden Beiträgen durch Versteinerungen aus
dem östlichen Theile des Wetterstein-Gebirges genommen noch
weiter nachweisen werde.
Beiträge zur älteren Flora und Fauna
von
Dr. H. B. Heinitz.
(Mit Tafel III.)
1. Die fossile Flora in der Steinkohlen-Formation von Portugal
nach B. A. GoMES.
Eine gedrängte Schilderung der Steinkohlenreviere in Por-
tugal ist nach den bis zu dieser Zeit vorhandenen Quellen in
unserem grösseren Sleinkohlenbuche »die Steinkohlen Deutsch-
lands und anderer Länder Europa's, von H. B. Geinitz, H. Fleck
und E. HartiGj München, 1865. I, p. 340 — 344« gegeben wor-
den. Es gereicht uns zur grossen Genugthuung, hier ausspre-
chen zu können, dass die dort vertheidigten Ansichten über das
Alter dieser Steinkohlenlager, die wir a, a. 0. S. 406 in die
vierte Hauptzone der Steinkohlenzeit, die Annularienzone , ver-
setzt haben, durch die neuesten Untersuchungen darüber nur Be-
stätigung finden. In einer Abhandlung der Commissäo Geolo-
gica de Portugal, welche den Titel führt: Flore fossile du ter-
rain carbonifere des environs du Porto , Serra do Bussaco , el
Moinho d'Ordem pres d' Aleacer do Sal, par Bernardino Antonio
GoMES, Lisbonne, i8ö5« (4« 44 S.. 6 Taf.), erhält man nähe-
ren Aufschluss über sämmtliche in den verschiedenen Steinkoh-
lenrevieren Portugals bis jetzt aufgefundene Pflanzenreste.
Wir bedauern nur, dass der Text nicht von einer grösseren
Anzahl Abbildungen begleitet ist. um auch die Bichtigkeit aller
Bestimmungen von neuem prüfen zu können, was ohne dieselben
oder ohne Originale geradezu meist unmöglich ist. Blickt auch
Jahrbuch 1867. 18
274
überall die Mühe hindurch, die sich der Verfasser gegeben hat,
die Wahrheit zu finden, so hat man doch in vielen Fällen noch
keine Garantie dafür, dass sie auch wirklich gefunden ist.
Bei der, Wichtigkeit des Gegenstandes, welcher in dieser
Abhandlung von Gomes behandelt worden ist, können wir nicht
unterlassen, das, was hier g^egeben ist, etwas näher zu be-
leuchten.
Die geologischen Formationen, worin man diese Steinkohlen-
pflanzen in Portugal aufgefunden hat, sind auf die Umgebungen
von Porto, von Bussaco und von Moinho d'Ordem in Alem-
tejo bei Aleacer do Sol beschränkt. Am wichtigsten unter die-
sen sind in Bezug auf Gewinnung von Kohlen die bei Porto, be-
sonders in dem Concelho de Gondomar, wo sie das Stein-
kohlenbassin von S. Pedro da Cova bilden, welches durch
Carlos Ribeiro genauer beschrieben worden ist (Jb. 1862, p. 257
bis 283).
Bei Bussaco ist die Menge der vorhandenen Kohlen un-
bedeutend, indess finden sich dort zahlreiche Pflanzenreste, welche
schon in Charles J. F. Bunbury einen gründlichen Monographen
gefunden haben. Bei Moinho d'Ordem ist die zu der Stein-
kohlenformation gehörende Reihe von Gebirgsschichten , ebenso
wie die der dort vorkommenden Pflanzenreste, sehr beschränkt
und die Kohle selbst fehlt, vielleicht in Folge von Wegspülung,
fast gänzlich.
Eine nähere Beschreibung der dortigen Lagerungsverhält-
nisse, welche Gomes wieder gibt, rührt gleichfalls von Carlos
Ribeira her, welchem man auch die specielleren Mittheilungen
über die anderen Kohlenreviere verdankt.
Die von Gomes beschriebenen Pflanzen sind folgende:
Classis Cryptogamae vascieulares.
Ordo Calamariae.
Fam. Calamlteae Endl.
1. Calamites Suckowi Bgt. — S. Pedro da Cova und Povoa.
CCalam, decoratus Bgt., den der Verfasser hier erwähnt,
unterscheidet sich von C. Suckowi durch seine Knoten nicht
nur am oberen Ende, sondern auch am unteren Ende der
275
Rippen. Die Abbildungen von Brongniart, Veg. foss. I,
PI. 14, f. 1 — 5 5 sind verkehrt gestellt. Diese Art scheint
der Dyas anzugehören, wenigstens kommt sie ausgezeichnet
in einem hierzu gehörigen Sandsteine von Niederwörresbach
im Birkenfeld'schen vor. — Unsere Ansicht über Calamites
communis Ett. s. Jb. 1866, 766.)
2. Cal. undulatm St. — S. Pedro da Cova.
(Gehört zu C cannaeformis Schl.)
3. Cal, cannaeformis Schl., Bgt. — S. Pedro da Cova bei Er-
vedoza.
4. Cal. Cisti Bgt. — S. Pedro da Cova bei Ervedoza und Mon-
talto.
5. CaL gigas Bgt. — S. Pedro da Cova.
(Man hat diese Art bisher nur in der unteren Dyas auf-
gefunden.)
Farn. Asterophyllitae.
6. Volkmannia gracilis St. — S. Pedro da Cova, Povoa, Er-
vedoza, Montalto.
(Diess ist ein Aster ophyllites, wie sich aus den hervor-
tretenden Gelenkringen ergibt, zunächst an A. grandis St.
sp. sich anschliessend.)
7. Aster ophyllites tubercuJata Gomes, p, 4, Taf. IV, f. 1, —
von S. Pedro da Cova — stellt die Fruchtähre eines Aste-
rophyllites oder einer Annularia dar, deren Abstammung
nicht ganz sicher ist. Die citirte Abbildung bei Lindley
und HüTTON {Foss. Fl. PI. 180) glauben wir, auf Astero-
phyllites foliosus Lindl, zurückführen zu müssen, Bruck-
mannia tuberculata St. aber ist die Fruchtähre von An-
nularia longifolia Bgt. Die Abbildung von Gomes weist
vielleicht am nächsten auf Asterophyllites grandis St. sp.
oder Ast. rigidus St. sp. hin. (Vgl. Geinitz, d. Verst. d.
Steinkohlenformation in Sachsen, 1855, Taf XVII.)
8. Asterophyllites rigida Bgt. — S. Pedro da Cova.
(Richtiger: Asterophyllites rigidus St. sp.)
9. Asterophyllites tenuifolia Bgt. — Ervedoza und Montalto.
(Die hier citirte Bruckmannia tenuifolia St. gehört zu
Asterophyllites grandis St. sp.)
10. Annularia longifolia Bgt. — ßussaco.
18*
276
11. Annularia hremfolia Bgt. — S. Pedro da Cova.
(Wahrscheinlich ist Ann. sphenophylloides Zenker gemeint.)
12. Bechera dubia St. — Povoa, Montalto, Vallongo und ßus-
saco.
(Statt Beckera dubia Gomes. Das Exemplar bei Stern-
berg gehört wohl zu Aster ophyllites foliosus Lindl.)
13. Sphenophyllum Schlotheimi Bot. — von Bussaco. (= Sph.
emarginatum Bgt.)
Ordo Filices.
14. Neuropteris cordata Bgt. — Bussaco.
15. N. Scheuchzeri Hoffm. — Moinho d'Ordem bei Aleacer, Bus-
saco.
16. N. acutifolia Bgt. — Moinho d'Ordem.
17. iV. flexuosa St. — S. Pedro da Cova, Villa Verde, Poqo
Esperanga e Farrobo.
18. N. Loshi Bgt. — Ebendaher.
19. iV. Brongniarti St. = N. heterophylla Bgt. — S. Pedro da
Cova.
20. N. auriculata Bgt. — S. Pedro da Cova , Moinho d'Ordem
bei Aleacer.
21. Cyclopteris dilatata L. & H. — S. Pedro da Cova.
22. Odontopteris Brardi Bgt. — Fönte do Salgueiro in Bussaco.
23. Od, obtusa Bgt. — S. Pedro da Cova, Galeria Thomaz.
(Wird vom Verfasser nur für eine Varietät der vorigen
gehalten.)
24. Sphenopteris cristata St. — S. Pedro da Cova.
25. Sph, chaerophylloides St. — Pedorido, Villa Verde, P090
Esperanga e Farrobo.
26 Sphenopteris erosum Lindl. & Hütt. Foss. Fl. I, p. 41, PI. 13.
— Von S. Pedro da Cova.
(Ist wohl nur durch Versehen an diese Stelle gekom-
men und gehört neben No. 13, da Sphenophyllum erosum
gemeint ist.) *
27. Hymenophyllites Costae Gomes, p. 13, Taf. V, f. 1, 2. —
S. Pedro da Cova.
(Diese Art erinnert sowohl durch die Form ihrer Fie-
derchen, als auch durch ihre einfachen Seilennerven zu-
277
nächst an Cyatheites arborescens und würde, der Abbildung
und Beschreibung nach zu schliessen, weit eher hierzu, als
zu einem Hymenophyllites gehören können.
28. Diplazites longifolia Gö. — Bussaco.
29. Diplaz. emarginata Gö. — Covelo.
(Ist mit der vorigen zu vereinen.)
30. Alethopteris lonchitidis St. — Fundort unbekannt.
31. AI. Dournaisi Bgt. sp. — Ervedoza und Montalto.
32. AI. Grandini Bgt. sp. — Covelo, Ervedoza, Passa], Montalto,
Valle do Deäo.
33. AI. urophylla Bgt. sp. — Montalto und Vallongo.
34. AI. muricata Gö. — S. Pedro da Cova, Pedorido.
(Würde wohl richtiger als Sphenopteris muricata Schl.
sp. zu bezeichnen sein.)
35. AI. Bucklandi Bgt. sp. — S. Pedro da Cova.
36. AI. Brongniarti Göpp. = AI. pteroides Bgt. sp. — S. Pedro
da Cova.
37. Cyatheites Schlotheimi Gö. — S. Pedro da Cova, Povoa, Val-
verde, Campos do Outeiro.
(Exemplare mit einfachen Seitennerven gehören zu C,
arborescens Schl. sp., die mit dichotomen Seilennerven zu
C. Candolleaneus Bgt. sp.)
38. C. arborescens Schl. sp. — S. Pedro da Cova, Povoa, Valle
de Carros, Ervedoza, bei Bussaco, bei Moinho d'Ordem.
39. C. lepidorhachis Bgt., Gö. — S. Pedro da Cova.
(Zu C. Candolleaneus Bgt. sp.)
40. C. Oreopteridis Bgt. sp. = C. oreopteroides Gö. — S. Pedro
da Cova, Pedorido, bei Bussaco.
41. C. 3Iiltoni Artis sp., Gö. — S. Pedro da Cova, Pedorido.
42. Hemitelites gigantea Bgt. sp., Gö. — S. Pedro da Cova, Valle
de Carros, Ervedoza, Montalto, bei Bussaco.
(Pecopteris gigantea und Pec. punctulata Bgt. werden
wahrscheinlich von Cyatheites confertus St. sp. aufgenom-
men. Diese Art gehört vorzugsweise der unteren Dyas
an.)
43. Polypodites elegans Gö. — S. Pedro da Cova — (= Cya-
theites argutus Bgt. sp., welche Art nach Bünbury auch bei
Bussaco vorkommt.)
278
44. Aspidifes Pluckeneti Gö. — S. Pedro da Cova, Pa^al, P090
Carlola. —
C= Älethopteris Pluckeneti Schl. sp )
45. Pecopteris leptophylla Bcnb. CQ^ar^. Journ. of the Geol. Soc.
of London, Vol. 9, p. 144, PI. 7, f. 11, Gomes, p. 22, Tab. III,
f. 2, 3. — Bei Bussaco und bei S. Pedro da Cova.
(Diese Art mag vielmehr zu Sphenopteris oder Hymeno-
phyllites gehören . wofür auch die Bemerkung von Gomes
spricht: »PinnuUs fructißcantibus sori inferiorem frondis
paginam omnino oblegentes^^J
46. Pec. plumosa Bgt. — S. Pedro da Cova.
(= Cyatheites plumosus Artis sp.)
47. Pec. delicatula Bgt. — S.. Pedro da Cova, Ervedoza. Mon-
talto.
(= Cyatheites delicatulus Bgt. sp., welche Art trotz ihrer
nahen Verwandtschaft mit C. plumosus dennoch davon ab-
getrennt bleiben mag.)
48. Pec. obliqua Bgt. — S. Pedro da Cova, Ervedoza, Montalto,
bei Bussaco.
(W^ahrscheinlich zu Älethopteris gehörig.)
49. Pec. unita Bgt. = Cyatheites unitus Bgt. sp. — Pedorido.
50. Pec. lanceolata St. — S. Pedro da Cova. Passal. Pedorido.
(Wie Hytnenophyllites Cosiae Gomes vielleicht nur eine
Varietät des Cyatheites arborescens.)
51. Pec. abbreviata Bgt. S. Pedro da Cova.
(Diese Art ist mit Cyath. Miltoni Bgt. sp. zu vereinen,
wozu auch Pec. sp. Gomes Tab. III, f. 1 gehören dürfte.)
Ordo Selagines.
Stigmaria ßcoides Bgt. — S. Pedro da Cova.
(Das Vorkommen der Var. vulgaris, welche, zum Theil
wenigstens, eine selbstständige Pflanze ist, gewinnt bei dem
Mangel an Sigillarien Wahrscheinlichkeit. Var. inaequalis
Gö., welche Gomes gleichfalls dort gefunden hat, kann auf
eine Sagenaria zurückgeführt werden, wenn audi nicht auf
Sag. Veltheimiana St. sp., mit welcher sie in anderen Län-
dern oft zusammen vorkommt und als deren Wurzel man
sie dann betrachten kann. In einer ganz ähnlichen Stig-
52.
279
marienform tritt die Wurzel der Sag. dichotoma auf. Sie
ist die als Stigmaria ßcoides Var. minor Gein. bezeichnete
Form.)
53, Sagenaria aculeata St. sp., Presl. — S. Pedro da Cova.
54 Sag. obovata St. — Monlalto. ' ^"
55. Knorria imhricata St. — S. Pedro da Cova.
(Wäre die Bestimmung der drei letzten Arten vollkom-
men sicher, so würde dadurch ein Beweis für ein höheres
Alter wenigstens einiger Schichten von S. Pedro da Cova
geboten worden sein, da diese beiden Sagenarien in den
älteren Zonen der Steinkohlenformation , Knorria imhricata
aber nur in der ältesten Zone derselben mit Sagenaria Velt-
heimiana und Calamites transitionis Gö. zusammen auftritt.
Von beiden letztgenannten Arten ist jedoch aus diesen Ge-
genden noch nichts bekannt geworden.)
56. Lycopodites piniformis Bgt. — Bei Bussaco.
(= Walchia piniformis Sohl, sp.)
57. Lycopodites affinis Bgt. — Valle do Leäo.
(— Walchia filiciformis Sohl. sp. — Bestätiget sich das
Vorkommen dieser zwei Walchien, so weist diess auf das
Vorhandensein der unteren Dyas oder wenigstens der
obersten Zonen der Steinkohlenformation hin.)
Plantae monoeotyledoneae.
Ordo Palmas.
58. Cordaites horassifolius St. sp. — - S. Pedro da Cova, Passat,
Pedorido, bei Moinho d'Ordem.
(Ob hier C. horassifolius oder C. principalis Germar
vorlag, kann nicht entschieden werden, ist aber für die Be-
stimmung der Zone nicht unwichtig.)
59. Endogenites striata L. & H. — Bussaco.
(Diese keinesweges sicher bestimmte Axe eines Stam-
mes bietet uns keinen Anhaltepunct , trotzdem das selbst
noch räthselhafte Angiodendron Orientale Eichwald damit
vereint worden ist.)
280
Ordo Noeggerathieae.
60. Noeggerathia sp. Gomes p. 32, Tab. II. f. t, 2. — S. Pedro
da Cova.
(Darf wohl mit Asplenites elegans Ett. vereiniget wer-
den, welche Art v. Gutbier zuerst als Sphenopteris Asple-
nites beschrieb. Diese gehört zu den Farren.
Ordo Cyperaceae.
61. ? Cyperites sp. Gomes. p. 32, Tab. I, f. 1—3; Taf. V, f. 3.
— S. Pedro da Cova.
(Hier tritt uns dieselbe Pflanze entgegen, welche v. Et-
tingshausen in den Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. IL
Steinkohlenflora von Radnitz pg. 59, Taf. 24, f. 1. 2, als
FldbeUaria Sternhergi von Swina in Böhmen beschrieben hat.)
Pruetus.
62. Trigonocarpon Noeggerathi Bgt. — Vallongo und Povoa.
63. Carpolithes sp. Gomes, Taf. IV, f. 2. — Moinho d'Ordem.
64. Carpolithes sp. Gomes, Taf. IV, f. 3. — Moinho d'Ordem.
(Dem Rhabdocarpos amygdalaeformis Gö. d: Be., i848,
sehr ähnlich.)
65. Carpolithes ? Gomes, Taf. IV, f. 5. — S. Pedro da Cova, Val-
longo, Povoa.
(Ein sehr grosses Exemplar eines Cyclocarpon Gö. &
Fiedler, iS58.) —
Diese von Gomes unterschiedenen Arten lassen sich, wie ge-
zeigt, auf höchstens 60 zurückführen, da No. 2 CCal. undulatus)
zu No. 3 (Cal cannaefj gehört, No. 7 CAst. tuhercJ) mit einer
anderen Art zusammenfällt, No. 28 und 29 nur eine Art bilden,
No. 37 CCyath. SchlotkJ theils zu No. 38 (Cyath. arbor.), theils
zu No. 39 (Cyath. Candolleanus) gehört und No. 51 (Tee. abhrev.)
mit No. 41 Cyath. Miltoni) identisch ist.
Unter diesen würden, unter Annahme richtiger Be-
stimmungen, nur No. 55 (Knorria imbricata) und vielleicht
No. 52 (Stigmaria Var. inaequalis) auf die älteste Zone der
Steinkohlenformalion oder die Hauptzone der Lycopodiaceen hin-
weisen. Beide stammen von S. Pedro da Cova, von wo gleich-
281
zeitig auch drei in der unteren Dyas beobachtete Formen, wie
Calamites decoratus Bgt., Cal. gigas Bgt. und Hemitelites gigantea
(No. 42) aufgeführt wurden. Die beiden in der unteren Dyas
so verbreiteten Walchien (No. 56 und 57) rühren von anderen
Fundorten dar.
Walchia piniformis Sohl, sp., die wir mit Sicherheit auch
in unserer vierten Zone oder Hauptzone der Annularien beob-
achtet haben, ist übrigens leicht mit den jungen beblätterten Zwei-
gen verschiedener Sagenarien und anderer Lycopodiaceen zu ver-
wechseln und man kann ihre Existenz in der Steinkohlenforma-
tion meist nur dann mit Sicherheit annehmen, wenn die von ihr
abstammenden Fruchtschuppen (Geinitz , Dyas II, p. 143,
Taf. XXIX, f. 5, 6: Taf. XXXI, f. 5—10) gleichzeitig damit zu-
sammen oder in der Nähe jener Zweige gefunden worden sind.
Der schon von Bunbury erwähnte und auch durch Gomes
noch nicht beseitigte Mangel an Sigillarien in den Stein-
kohlenrevieren von Portugal ist ein negativer Beweis für das
Fehlen der zweiten Zone oder der Hauptzone der Si-
gillarien, wiewohl Sagenaria aculeata und Sag. ohovata (No. 53
und 54) gerade diesen Horizont lieben.
GoaiES ist selbst zu der Ansicht gelangt, dass die fossilen
Floren von den drei hier behandelten Steinkohlenrevieren im Ali-
gemeinen keine so wesentlichen Unterschiede darbieten, dass man
eine Trennung derselben in verschiedene Zonen vornehmen könne,
dass sie aber von der Flora der älteren Steinkohlen , oder der
Hauptzone der Lycopodiaceen, wesentlich verschieden sei.
Darin müssen wir ihm vollkonnuen beistimmen , indem wir zu-
gleich eine neue Prüfung der als Knorria imbricata bezeichneten
Form anrathen.
Wenn man ferner nach den gegenwärtigen xAufschlüssen
auch die zweite Zone, die Hauptzone der Sigillarien, dort
vermisst. so wird man auf eine der jüngeren Zonen der Stein-
kohlenformation verwiesen, die wir schon früher als dritte,
vierte und fünfte Zone, oder Hauptzone der Calamiten, der
Annularien und der Farne unterschieden habim *.
* 183S, die Versteinerungen der Steinkohlenformation in Sachsen —
1S36, Geogn. Darst. d. Steinkohlenformation in Sachsen. — 1S66, die Stein-
kohlen Deutschlands und anderer Länder Europa's L
282
Unter diesen erscheint die Hauptzone der Calamiten
von einer weit localeren Verbreitung als die ihr nachfolgenden
Zonen, vielleicht desshalb , weW in ihre Bildungszeit die Ent-
stehung von mehreren älteren Porphyren gefallen ist, was sich
insbesondere aus den Untersuchungen in Sachsen herausgestellt
hat. Nach ihrem petrographischen Charakter unterscheiden sich
die Steinkohlenflötze dieser Zone durch das Vorherrschen einer
ganz vorzugsweise aus Calamiten gebildeten Russ- oder Faser-
kohle, womit die uns bekannte Beschaffenheit der portugiesischen
Steinkohlen keinesweges übereinstimmt. Pechkohlenstreifen in
den Russkohlenflötzen rühren in Sachsen meist von Sigillarien
und Lycopodiaceen her, welche in dieser Zone nicht selten sind.
Man erkennt wohl, wie unter diesen Verhältnissen die jenen
Steinkohlenlagern angewiesene Stellung in die Hauptzone der
Annularien naturgemäss war, da auch die von Gosies be-
schriebenen Pflanzen zum grössten Theile auf eine der oberen
Zonen hinweisen. Dem Umstände aber, dass einige unter diesen
sind, welche man mehr in der zweiten und dritten Zone anzu-
treffen pflegt, während andere wiederum nur an die vierte oder
fünfte Zone gebunden sind und sogar in die Dyas reichen, ist
dadurch Rechnung getragen worden, dass wir gerade die Annu-
larienzone und nicht die Hauptzone der Farne als die richtige
Stufe betrachten , welcher auch die anthracitischen Kohlenlager
von Sardinien, Insel Corsica und Jane in Toscana, oder die Stein-
kohlenformation des Plauen'schen Grundes bei Dresden ange-
hören. Während die untere Etage der productiven Steinkoh-
lenformation, die an Sigillarien reiche, mit der Bildung der Ca-
lamitenzone geschlossen hat, wofern deren Entwickelung nicht
durch die Entstehung plutonischer Gesteine verhindert oder gestört
worden ist, hat die obere Etage der productiven Steinkohlen-
formation mit der Annularienzone begonnen und mag allmählich
in die Farnzone verlaufen sein.
Unsere gesammten Untersuchungen im Gebiete der Stein-
kohlenformation führen uns immer und immer wieder zu dieser
Gliederung hin :
283
Ältere Steinkohlenformation. I. Hauptzone der Lycopodia
(Culm.) ceen.
Untere Eldge der productiven
Steinkohlen - Formation oder
nnittlere Steinkohlen-Forma-
tion.
II. Haiiptzone der S igil 1 ari e n.
III. Hauplzone der Calamiten.
Obere Etage der productiven iIV. Hauptzone der Annula-
Steinkohlen - Formation oder] rien.
obere Steinkohlen -Forma- J
tion. ( V. Hauptzoe der Farne.
Untere Dyas. VI. Hauptzone der Walchien.
2. Über organische Überreste aus der Steinliohlengrube .
Arnao bei Aviles in Asturien.
Taf. III, Fig. 1, 2.
Noch weit geringer, als von Portugal, ist die bisherige
Kenntniss der organischen Überreste in der Steinkohlenformation
von Spanien geblieben , wenn man auch so viel Anhaltepuncte
schon gewonnen hat, dass man die Schwarzkohlenlager im nörd-
lichen Spanien an den beiden Abhängen der Cantelabri-
schen Gebirgskette, ebenso wie die Kohlenmulde von Bei-
mez und Espiel und jene von Villa nueva del Rio in der
Provinz Sevilla , der productiven Steinkohlenformation und zwar
zumeist deren Sigillarienzone zuweisen konnte. (Vgl. Geinitz,
Fleck und Hartig, die Steinkohlen Deutschlands und and. Lander
Europas, J865, h p. 344—348 und p. 406.) Schon desshalb
war es für uns eine grosse Freude, durch den uns befreundeten
Director der Real Compania Ästuriana in Aviles, Asturien, Herrn
Martin Flathe, eine Sendung von Steinkohlenpflanzen und ande-
ren Fossilien aus der dieser Compagnie gehörenden Grube Arnao
bei Aviles zu erhalten, worüber wir hier berichten.
Die dort vorherrschende Steinkohle schiiesst sich eng an die
Pechkohle an und entspricht am meisten den Sigillarienkohlen.
Dr. H. Fleck fand ihr specifisches Gewicht — 1,357.
Uber ihr chemisches Verhalten soll an einem anderen Orte
berichtet werden.
Ausserdem waren eine Probe von Faserkohle und ein paar
284
Stücke verkokte Kohle beigefügt, welche letztere durch einen
Grubenbrand entstanden war.
Pflanzenreste sind in dem Kohlengebirge hier ziemlich selten,
doch liessen sich in dieser Sendung unterscheiden:
1. Calamites cannaeformis Schl., sowohl im Schieferthon als
auch im Kohlensandsteine,
2. Calamites Suckowi Bgt. im grauen Schieferthone,
3. Neuropteris gigantea ? St. dessgl.,
4. Odontopteris Brardi Bgt. dessgl.,
5. Cyatheites dentatus Bgt. im Schieferthone und im Sand-
steine,
6. Älethopteris Pluckeneti Schl. sp. im Schieferthone,
7. Cordaites horassifolius St. sp. Blätter und Axe des Stam-
mes (Artisia approximata = Sternhergia app. Lindl. &
Hütt.),
8. Sigillaria Brardi Bgt., in mehreren sehr deutlichen Exem-
plaren auf einem sandigen Schieferthone.
9. Sigillaria cyclostigma Bgt. & Gein.,
10. Sigillaria Knorri ? Bgt.,
11. Sigillaria Dournaisi ? Bgt. und
12. Sigillaria mamillaris ? Bgt.,
welche drei letzteren wegen ihrer Undeutlichkeit keine vollkom-
men sichere Bestimmung zugelassen haben. Doch beweisen diese
Pflanzen von neuem, dass die Flötze der Grube Arnao der
Sigillarienzone angehören.
Gleichzeitig übersandte Herr Flathe zwei Crinoideen-Kelche
aus einem kalkigen Rotheisensteine, der in dem westlichen Theile
des Grubenfeldes Arnao, wahrscheinlich in Folge einer Überkip-
pung, über der Kohle liegt. Zur Bestimmung des Alters dieser
Schicht wird uns kein weiterer Anhallepunct gegeben, doch ge-
hört sie wahrscheinlich der Carbonformation an.
Das Bemühen , diesen Crinoiden auf eine schon bekannte
Form zurückzuführen, war ein vergebliches und wir müssen ihn
selbst zum Typus einer neuen Gattung erheben:
Tryblioorinus Gein.
Taf. III, Fig. 1, 2. — {rpvßXiov, Schale, Becher: Kpivos^ Lilie.)
Die Form dieses Crinoiden-Kelches entspricht einer Schale
285
oder einem niedrigen Becher mit einer ebenen oder flach-con-
caven, breiten Grundfläche. Das letzte Stück der verhäitniss-
mässig dicken, rundlichen Säule, das von den Tafeln des Kelches
scharf begrenzt wird, senkt sich fast trichterförmig in den Kelch
hinein und lässt auf seiner Gelenkfläche eine feine radiale Strei-
fung wahrnehmen. Daran stösst unmittelbar ein aus 10 — 12 un-
gleichen Gliedern bestehender Ring, in welchem neben fünf un-
gleichen Basalstücken auch die Kelchradien unmittelbar
ihren Anfang nehmen. Die letzteren sind in der Abbildung durch
punctirte Linien hervorgehoben. — Dieser Charakter nähert un-
sere Gattung dem Cleiocrinus Billings {Geol. Surv. of Canada,
Dec. IV, 1859, p. 52 u. f.), doch ist sie weit unregelmässiger
und complicirter gebauet, als diese, durch das Vorhandensein zahl-
reicher Interradialstücke sowohl zwischen den Kelchradien . wo-
durch sie den Gattungen Rhodocrinus Miller und Glyptocrinus
Hall genähert wird, als auch durch Zwischentafeln in der Rich-
tung der Kelchradien selbst, welche sich zwischen die Haupt-
reihen eindrängen und den Kelch sehr erweitern. —
Jeder Kelchradius besteht aus 2 — 3 Stücken. Die mit a
und c bezeichneten besitzen deren nur 2, von denen das erstere,
kleinere fast vierseitig, das zweite, grössere 5--6seitig ist und
als Axillarglied gilt. An dem mit b unterschiedenen Kelch-
radius liegen 3 Tafeln in einer Reihe , unter welchen die erste
sehr niedrig ist, die zweite ein regelmässiges Sechseck, die dritte
aber ein regelmässig-fünfseitiges Axillarglied bildet. Die Kelch-
radien e und d bestehen zwar auch aus drei Tafeln, doch in
einer anderen Ordnung, indem je 2 untere, neben einander ge-
legene für nur ein Stück der anderen Kelchradien eintreten,
woran sich ein sechsseitiges Axillarglied schliesst.
Es sind demnach 7, .^tatt fünf, in ihrer Form und Grösse
sehr ungleiche Stücke vorhanden , mit welchen die fünf Kelch-
radien beginnen und welche mit den 5 ebenso ungleichen Basal-
stücken den untersten Ring an der Basis des Kelches zusammen-
setzen.
An ein jedes Axillarglied der 5 Kelchradien reihet sich nach
oben hin jederseits eine öseitige Tafel an, welche den Anfang
von 2 divergirenden Hauptreihen bildet, die aber durch ähnlich
gestaltete Zwischentafeln in der Richtung der Kelchradien und
286
andere , an letztere grenzende Tafeln von einander geschieden
werden. Die Abnahme in der Grösse der Tafeln erfolgt nach
oben hin in einer ganz ähnlichen Weise, wie bei Cleiocrinus,
was aus der Seitenansicht Fig. 2 hervorgeht.
Als Interradialstücke wird man alle die ziemlich un-
regelmässig gestalteten und vertheilten grösseren Tafeln bezeich-
nen müssen, welche sich zwischen den durch eine punctirte Linie
bezeichneten Kelchradien und den Basalstücken einerseits und
jenen von dem ersten Axillargliede des [{elchradius aus nach
beiden Seiten hin divergirenden Tafelreihen anderseits ausbreiten.
Unsere Abbildung lässt von denselben zwischen je zwei
Kelchradien 5 — 6 wahrneh?nen, wie diess in ähnlicher Weise
auch bei Rhodocrinus und Glyptocrinus der Fall ist, denen wahr-
scheinlich nach oben hin noch eine weit grössere Anzahl von klei-
nen Tafeln folgt.
Gl. Flatheanus Gein.
' Taf. III, Fig. 1, 2.
Die einzige bis jetzt bekannte Art dieser Gattung erreicht
die doppelte Grösse des hier abgebildeten Exemplars und zeich-
net sich durch eine fast glatte Beschaffenheit sämnitlicher unteren,
grösseren Kelchtafeln aus, dagegen nehmen die oberen, kleineren
Tafeln eine höckerige Beschaffenheit an. — Das obere Ende des
Fossils ist nicht deutlich erhalten. — An dem grösseren Exem-
plare erscheinen die Tafeln etwas flacher und glatter als an dem
kleineren.
Auf einem der beiden uns vorliegenden Exemplare ist eine
der überrindenden Varietät von Stenopora columnaris Schl. ähn-
liche Koralle befestiget.
3. Über Dictyophpton ? Lieheanum Gein. aus dem
Culmschiefer vom Heersberg-e zwischen Gera und Weyda.
Taf. III, Fig. 3.
Die Bemerkungen von J. Hall über die Gattungen Uphan-
taenia und Dictyophyton in dem 16. Jahresberichte über das
„State Cabinet of Natural History^^ in dem Staate New-York,
Albany, 1863, p. 84 — 91, haben eine Reihe fossiler Überreste
aus der zum oberen Devon gehörenden Chemung-Gruppe zur
287
Anschauung gebracht, welche von Hall zu den Algen gestellt
worderl sind. Unter diesen ist Uphantaenia Chemungensis Va-
NUXEM, die einzige Art dieser Gattung, in folgender Weise be-
zeichnet:
Uphantaenia Vanuxem.
Ein kreis- oder fächerförmiger Körper, der aus zungenför-
mig ausstrahlenden und bandförmigen concentrischen Streifen zu-
sammengesetzt ist, wodurch in seiner Substanz eine netzförmige
Anordnung entsteht, welche nicht nur durch eine oberflächliche
Streifung hervorgebracht ist.
Für die durch ihre Textur mit Uphantaenia nahe verwandten
Körper, die sich jedoch hiervon meist durch eine verkehrt-kegel-
förmige oder fast cylindrische Gestalt unterscheiden, ist der Gat-
tungsname Dictyophyton in Vorschlag gebracht worden.
Dietyophyton Hall.
Fächer- oder trichterförmige Körper mit einem umgekehrt-
kegelförmigen oder cylindrischen hohlen Stengel und mit zahl-
reichen, sich durchkreuzenden Streifen bedeckt, durch welche die
Oberfläche in kleine , rechtwinkelige , vertiefte Zwischenräume
zerfällt.
Bei einigen Arten heben sich unter den ausstrahlenden
Streifen mehrere rippenartig hervor, welche theils in regelmässi-
gen, theils in unregelmässigen Entfernungen feinere Streifen ein-
schliessen. Durch wiederholte Einschnürung des Stengels bei
einigen Arten schwellen die stärkeren Streifen zu schmalen oder
länglichen Höckern an.
Die von J. Hall unterschiedenen Arten sind :
D. Newherryi Hall, D. filitextile Hall, D, Redßeldi Hall,
D. Conradi Hall, D. riide Hall, D. fenestratum Hall, D. annu-
latum Hall, D. tuberosum Hall (= Hydnoceras tuberosum Con-
rad) und D, nodosum Hall.
Unter diesen ist D. tuberosum Hall von Dawson (Quart.
Journ. of the Geol Sog. of London, Vol. XVIII, p. 325, PI. 17,
f. 62) 'mit Uphantaenia Chemungensis Van. vereiniget worden.
Wir möchten diesen Arten, wenn auch nicht ohne einiges
Bedenken, eine neue hinzufügen, deren geologischer Horizont
von jenem der Chemung-Gruppe nicht sehr entfernt liegt:
288
Diotyophyton Liebeanum Gein.
Diese Art bildet, wohl nur in Folge der Zusammendrückung,
flache, fächerartige Ausbreitungen, welghe von eng aneinander
liegenden, ziemlich gleich starken, ausstrahlenden Streifen be-
deckt wird, die sich zu unregelmässigen, wellenförmigen, flachen
Falten gruppiren. Diese Streifen werden von entfernlliegenden,
etwas wellenförmigen Streifen, förmlichen Anwachsstreifen, durch-
kreuzt, welche verbieten, diesen Organismus, trotz ihrer übrigen
Ähnlichkeit, mit Noeggerathia zu vereinen.
Die Dicke, der in Stein umgewandelten Substanz des Fossils
beträgt noch nicht 1"^°^.
Unsere Abbildung in der wirklichen Grösse lässt erkennen,
dass sowohl die ausstrahlenden, als auch die jene durchkreu-
zenden Streifen auf beiden gegenüber liegenden Flächen des
Fossils gleich gut bemerkbar sind. Der mit a unterschiedene
Theil zeigt die eine, der mit b bezeichnete den Abdruck der an-
deren Fläche.
Vorkommen: Diese Art ist von Herrn Professor Dr. Liebe
in Gera in einem zu dem Culm oder der älteren Kohlenformation
gehörenden Grauwackenschiefer des Heersberges zwischen Gera
und Weyda aufgefunden worden, wo auch Calamites transüionis
Göpp. vorkommt.
4. Über ? Trigonocarpus Roessleri Gein.
Taf. III, Fig. 4.
Von Trigonocarpus (Trigonocarpon) Roessleri Gein. (Dyas,
II, 1861—62, p. 147, Taf. 34, f. 1) ist bisher nur ein einziges
Exemplar aus der unteren Dyas an der Naumburg in der Wet-
terau beschrieben worden, das jedoch scharf genug ausgeprägt
schien, um eine neue Art darauf zu begründen. Diese ist von
anderen Arten dieser Gattung durch ihre 12 von dem Scheitel
nach der Basis strahlenden Längsrippen unterschieden.
Durch die Güte des Herrn Bergmeister Schütze, Director
der Bergschule in Waldenburg, wurde mir das Taf. III, Fig. 4
abgebildete Fossil zur Bestimmung anvertraut, in welchem viel-
leicht der Jugendzustand dieser Frucht vorliegt.
Von einem gestreiften Stengel gehen, an dem vorliegenden
289
Exemplare nur nach einer Seite hin, kurze, abstechende Zweige
aus, an denen sich wenige, gegen 3, kurzgestielte Früchte be-
festigen. Diese erscheinen , wahrscheinlich durch Zusammen-
drückung, flach schildförmig oder scheibenförmig, in kreisrund-
elliptischer Form und von etwa 5^^ Durchmesser.
Wo diese Körper von der verkohlten Substanz der Frucht
noch bedeckt sind, ist ihre Oberfläche rauh, insbesondere an dem
mit b bezeichneten Individuum, das noch von der Fruchthülle be-
deckt zu sein scheint, und zum Theil ausstrahlend gefaltet, wo
aber verkohlte Fruchtsubstanz fehlt, unterscheidet man sehr deut-
lich 12 regelmässig angeordnete, ausstrahlende Linien, welche
die flach vertiefte und an ihrem Rande meist wulstförmig er-
hobene Scheibe in 12 keilförmige Stücke zertrennen. (Vgl. die
Vergrösserung A von Fig. 4 a). Diese Linien würden den schma-
len Längsrippen der Aussenseite entsprechen , welche für diese ^
Frucht bezeichnend sind.
Man hätte es offenbar hier nur mit dem noch weichen Ju-
gendzustande dieser Früchte zu thun, an welchem die Längsrip-
pen noch eine zartere Beschaff'enheit besassen, als an dem älte-
ren, aus der Wetterau abgebildeten Exemplare. Auch die dünne
verkohlte Substanz, welche diese Körper bedeckt, weist darauf hin.
Mit dieser Deutung des noch räthselhaften Fossils würde
nach unseren bisherigen Erfahrungen über die geologische Ver-
theilung fossiler Pflanzen die Annahme einer Cycadeen-artigen
Form in der unteren Dyas weit mehr übereinstimmen, als die
Herbeiziehung einer anderen Pflanzenfamilie, deren Formen theil-
weise noch grössere Ähnlichkeit hiermit zeigen, als gerade Tri-
gonocarpus Roessleri. —
Wenn man von Annularia sphenophylloides Zenker, deren
Wirtel diesen Früchten nicht unähnlich sind, desshalb gänzlich
absehen muss, da an dem Stengel unseres Fossils keine Spur
einer Gliederung wahrzunehmen ist, so würden etwa die Früchte
von Malva, von Phytolacca und von Hura crepitans L., bei ihrer
scheibenförmigen und vielfächerigen BeschalFenheit, in einer ühn- -
liehen Gestalt erscheinen. Gegen eine jede dieser Gattungen
lassen sich jedoch nicht nur von geologischer, sondern auch von
botanischer Seite aus sehr gerechte Bedenken erheben, wie der
Mangel des Kelches, von welchem an den beiden obersten Exem-
Jahrbuch 1S67. 19
290
plaren eine Andeutung wenigstens zu finden sein müsste , die
Insertion der Fruchtzweige, ein anderes Zahlengesetz in der Em-
theilung ihrer Früchte u. s. w.
Ebenso gewagt erscheint es aber auch, diess Fossil mit den
Früchten der zu den Tiliaceen gehörenden Gattung Apeibopsis
Heer (Flora terL Helvetiae III, 1859, p. 37, Taf, CXVIII und
CLIV) in Beziehung zu bringen, wiewohl hiermit eine unverkenn-
bare Ähnlichkeit vorhanden ist.
Wahrscheinlicher würde noch die Annahme sein . dass man
in vorliegenden Körpern mit gar keiner Frucht, sondern nur mit
einer kelchartigen Fruchlhülle zu thun habe, wie sie bei Gni-
lielma und einigen anderen Palmen gefunden wird.
Muss demnach eine sichere Entscheidung über die Verwandt-
schaft dieses Fossils noch der Zukunft offen gelassen werden,
so haben wir doch nicht länger anstehen wollen, die Aufmerk-
samkeit darauf zu richten, da man hoffen darf, dass der es noch
bedeckende Schleier um so eher gelüftet werde.
Vorkommen: Mit Walchia piniformis Schl. sp. und Odont-
opteris obtusiloba Naum. zusainmen in einem zur unteren Dyas
gehörenden, bräunlich -grauen Schieferthone vom Ölberge bei
Braunau, dem berühmten Fundorte des Palaeosiren Beinerti Gein.
(Jb. i8ö4, p. 513) und vieler anderer von Göppert beschriebenen
Arten
über die chemischen Vorgänge im Fossilien-Biidungs-
Processe
von
Herrn Dr. H. Fleck«
Professor der Chemie am kgl. Polytechnicum in Dresden.
Die wissenschaftlich allgemein adoptirte Annahme des Ver-
moderungs-Processes als wichtigste Grundlage in der Fossilien-
Bildung kann nur dann eine vollgültige Verwerthung finden, so-
bald es gelingt, den chemischen und physikalischen Umsetzungs-
Erscheinungen, wie sie in diesem Zersetzungs-Processe unter-
gehender und untergegangener Vegetationen verlaufen, einen
allgemeinen und leicht handhabbaren Maassstab unterzubreiten,
durch dessen Annahme sich der Wahrheit thunlichst nahe kom-
mende Schlüsse aus den gegebenen Thatsachen ableiten und auf
bereits vollendete übertragen lassen.
Dieser Grundsatz leitete den Verfasser bei der Bearbeitung
des chemischen Theiles im II. Bande des Werkes über »die
Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa's«, in wel-
chem zuerst eine Erklärung des Fossilien-Bildungs-Processes nach
bestimmten Werthverhältnissen versucht wurde, um zumal die
Bedeutung der chemisch-analytischen Arbeiten auf dem Gebiete
der Fossilienkunde in das richtige Licht zu stellen.
Seit dem Erscheinen des genannten Werkes haben sich
durch fortgesetzte Arbeiten auf diesem Gebiete die Thatsachen
gemehrt, welche zu Gunsten der aufgestellten Thesen sprechen
und durch deren Verwerthung alle in dieses Gebiet einschlagen-
den wissenschaftlichen Branchen einigen Vortheil gewinnen kön-
nen.
19 "
292
Ehrender Aufforderung Folge leistend gestattet sich daher der
Verfasser Dieses, in kurzen Umrissen die Grundzüge des im
Allgemeinen schon von ausgezeichneten und würdigeren Männern
der Wissenschaft vorbereiteten Ideenganges im Folgenden dar-
zulegen:
Wenn Gemische hochatomisirter chemischer Verbindungen, wie
die Vegctabilien es sind, bei Luftabschluss, unter Wasser und unter
dem Einfluss mittlerer Temperaturen sich selbst überlassen bleiben,
so bedingt der nach dem Erlöschen des organischen Lebens im
Innern der Pflanzen fortschreitende chemische Umsetzungspro-
cess Zersetzungs-Erscheinungen 5 welche, von den höchstatomi-
sirten und am leichtesten spaltungsfäbigen ProteinstofFen aus-
gehend, sich auf die niedriger atomisirten und daher dichteren
Zellenmassen verbreiten und als deren Producte Sumpfgas und
Kohlensäure austreten und kohlenstolFreichere Fossilien im Rück-
stand bleiben. Der Einfluss des Wassers ist dabei ein mecha-
nischer, insofern dasselbe auflösend auf die in den vermodern-
den Pflanzen aufgespeicherten und löslichen Stoff'e organischer
und mineralischer Abstammung, auf Eiweiss , Gummi, Leimsub-
stanzen und auf die Salze in der Pflanze wirkt und, von dieser
aufgesaugt, den in den gelösten Proteinstoff'en verlaufenden Zer-
setzungsprocess auf die Pflanzenreste überträgt, in welchen so-
dann die einmal begonnene Vermoderung auch dann noch, wenn
auch viel langsamer, fortwirkt, nachdem die formentirenden Stoff'e
ihren Zersetzungs-Process längst durchlaufen haben.
Diese in allgemeinen Umrissen gegebene und längst als
richtig erkannte Definition der Fossilienbildung findet zunächst
in der Torfbildung der Jetztzeit ihre volle Bestätigung, insofern
im Verlaufe derselben Sumpfgas und Kohlensäure aus dem sich
erzeugenden Torfe continuirlich austreten, in dem Grade, als
der Vermoderungs-Process in letzterem vorschreitet; der Aschen-
gehalt der reinen, organischen Torfmasse verliert hierbei an lös-
lichen Stoff'en und die Proteinsubstanz verschwindet vollständig
aus derselben. Von den sich hierbei entwickelnden Gasen, unter
welchen Sumpfgas und Kohlensäure der Menge nach hauptsäch-
lich in Betracht zu ziehen sind, wird das erstere von Wasser
nur zu Vi4 seines Volumens absorbirt, also aus einer stagniren-
den und damit gesättigten Flüssigkeit nach dem Maasse seiner
)
293
Erzeugung abgegeben, während die Kohlensäure vom Wasser zu
gleichen Volumen absorbirt wird und in dieser seiner Auflösung
als schwache Säure lösend und utnsetzend auf Kalk- oder Eisen-
oxydul-Verbindungen des in dem Torflager auftretenden Unter-
grundes wirkt, also chen>isch gebunden wird. Ausserdem besitzen
Kohle und poröse kohlenstoffhaltige Körper der Kohlensäure ge-
genüber ein hervorragendes Absorptions-Vermögen, so dass also
mit dem fortschreitenden Vermoderungs-Process die sich bildende,
kohlenreichere Substanz selbst wieder als Verdichtungsmittel der
freien Kohlensäure auftritt.
Für letztere Auffassung zeugen folgende Thatsachen:
Die zwischen den Kluftflächen einzelner Steinkohlenflötze
lagernden Zwischenmittel bestehen der Hauptsache nach aus koh-
lensauren Salzen. Der Kluftflächen-Inhalt einer Steinkohle von
Grube Arnao bei Aviles in Asturien wurde aus kohlensaurem
Kalk, kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Eisenoxydul zu-
sanmiengesetzt gefunden; eine gleiche Verbindung von Kohlen-
säure mit Kalk und Magnesia tritt zwischen der Steinkohle der
Grube Itzenplitz in Saarbrücken, sowie auch zwischen einzelnen
Kohlen des W^estphälischen Beckens auf. Derartige Verbindun-
gen können nur als doppelkohlensaure Salze in kohlensäure-
reichem Wasser gelöst gewesen und mit dem Zurücktreten des
letzteren in den Zwischenräumen der Kohlen als ausgeschiedene
Niederschläge abgelagert worden sein; es hatte mithin die in
dem Vermoderungs-Process der Steinkohlenpflanzen auftretende
Kohlensäure die Lösung, vielleicht auch die Erzeugung der koh-
lensauren Verbindung bedingt. Durch diesen Umstand wird aber
auch zur Genüge das verhältnissmässig geringere Auftreten der
Kohlensäure in den Grubengasen erklärt, denn nach den Unter-
suchungen Bischof's waren in den Grubengasen des
Wellersweiler-Stollens 87,437o Sumpfgas und 4,307o Kohlensäure
Gerhardt- « 79,847o » » 3,90%
enthalten.
Das in allen Kohlenlagern wiederholte Auftreten von Sumpf-
gas deutet auf eine, wenn auch, weil zwischen dichteren Massen,
langsamer verlaufende Vermoderung, in deren Folge Gruben-
gas und Kohlensäure entwickelt werden müssen. Wenn letztere
I
294
in den an einzelnen Orten auftretenden Grubengasströmen (Bläser)
zu fehlen scheinen, so ist zunächst zu berücksichtigen, dass auch
ein Gehalt an 10 Procent Kohlensäure die Entzündlichkeit des
Sumpfgases nicht aufhebt und dass endlich sowohl die den Kohlen
adhärirende Feuchtigkeit, wie auch die Kohle selbst vorwaltend
absorbirend auf das nur in langsamster Entwickelung be-
griffene Kohlensäuregas des Grubengasgemisches wirkt.
Wenn demnach aus dem Vorhergehenden die Annahme, dass
Kohlensäure und Sumpfgas als die wichtigsten Zersetzungs-Producte
im Vermoderungs-Processe auftreten, wesentlich begründet er-
scheint, so nähert sich dieselbe der Gewissheit, sobald man mit
Hülfe der uns gegebenen analytischen Zahlenwerthe die einzelnen
Vermoderungs-Rückstände mit der Zusammensetzang der frischen
Pflanze vergleicht.
Folgende analytische Tabelle bietet uns eine für diese Beob-
achtungen geeignete Unterlage :
Die aschenfreie Substanz enthält von:
Kiefernholz 50,907o Kohlenstoff, 6,30 '/q Wasserst, 42,80% Säuerst, u. Stickst.
Torf . . 58,16,, „ 6,10,, „ 35,73,, „ „ „
Braunkohle 67,25,, „ 5,75,, „ 27,00,, „ „ „
Molassen-
kohle 71,14,, „ 5,54,, „ 23,11,, „ „ „
Steinkohlen 83,60 ^ „ 5,40,, „ 11,00 „ „ „ „
Es geht aus dieser Reihe zunächst hervor, dass mit der Zu-
nahme des Kohlenstoffs in den Fossilien gleichzeitig eine Ab-
nahme an Wasserstoff und Sauerstoff Hand in Hand geht und
dass diese quantitative Veränderung ein und derselben Pflanze
jedenfalls unter Entwickelung gleich zusammengesetzter Zer-
setzungs-Producte verlaufen muss. Unter der Annahme, dass Koh-
lensäure und Sumpfgas hierbei als Zersetzungsgase auftreten,
muss aber mit der Verminderung des Wasserstoffs und des Sauer-
stoffs auch eine solche von Kohlenstoff statthaben. Bei dem gleich-
zeitigen Austritt gleicher Volumina Kohlensäure und Sumpfgas aus
der vermodernden Pflanze beträgt deren Quantität: 8 Gewichts-
theile Sumpfgas und 22 Gewichtstheile Kohlensäure, mit welchen
aus der Pflanzensubstanz gleichzeitig 12 Gewichtstheile Kohlen-
stoff, 2 Gewichtstheile Wasserstoff und 16 Gewichtstheile Sauer-
stoff entführt werden*
295
Unter dieser Voraussetzung ist demnach das Verhältniss des
Sumpfgases zur Kohlensäure = 8 : 22 = 1 ^/s : 3^/3 und so
oft aus einer vermodernden Pflanze 1 ^/s Pfund Sumpfgas und
3^/3 Pfund Kohlensäure sich entwickeln, werden 2 Pfund Kohlen-
stoff, ^3 Pfund Wasserstoff und 2^/3 Pfund Sauerstoff hinweg-
geführt.
Addiren wir diese letzteren drei Werthe:
2 Pfund Kohlenstoff, Pfund Wasserstoff und 2^/3 Pfund
Sauerstoff in einfachen oder vielfachen Verhältnissen zu der pro-
centischen Zusammensetzung irgend eines Fossils, so muss schliess-
lich die Zusammensetzung der Pflanze resultiren, welcher diese
Elemente als Sumpfgas und Kohlensäure während der Vermode-
rung und unter Erzeugung des gegebenen Fossils entzogen wor-
den waren.
Böhmische Braunkohle von Aussig wurde zusammengesetzt
gefunden aus:
67,25 Pfund Kohlenstoff, 5,75 Pfund Wasserstoff, 27,00 Pfd.
Sauerstoff. Addirt man hierzu das dreissigfache Verhältniss der
im Vermoderungs-Process austretenden Elemente:
60,00 Pfund Kohlenstoff, iO,00 Pfund Wasserstofi", 80,00 Pfd.
Sauerstoff, wie diese in Form von Sumpfgas und Kohlensäure
sich entwickelt haben konnten, so resultirt eine Pflanzensubstanz
von der Zusammensetzung:
127,25 Pfd Kohlenstofi", 15,75 Pfd. Wasserstoff, 107,0 Pfd.
Sauerstoff oder, in Procentzahlen ausgedrückt,
50,90 Proc. Kohlenstoft", 6,30 Proc. Wasserstoff", 42,8 Proc.
Sauerstoff; diess ist aber genau die Zusammensetzung des Kie-
fernholzes, wie sie in der obigen Tabelle gegeben ist , und es
geht hieraus hervor, dass die Braunkohle von Aussig aus einer
dem Kiefernholz ähnlich zusammengesetzten Conifere entstanden
sein kann.
Die Steinkohle des ersten Flötzes vom Bürgerschachte bei
Zwickau wurde zusammengesetzt gefunden aus:
82,50 Pfund Kohlenstoff*, 4,20 Pfund Wasserstoff, 13,30 Pfd.
Sauerstoff. Addirt man zu denselben das achtzigfache Verhält-
niss der in Form von Sumpfgas und Kohlensäure ausgetretenen
Elemente, also
160,00 Pfd. Kohlenstoff", 26,66 Pfd. Wasserstoff, 213,33 Pfd.
296
Sauerstoff, so ergibt sich eine Pflanzensubstanz von der Zusam-
mensetzung:
242,50 Pfd. Kohlenstoff, 30,86 Pfd. Wasserstoff, 226,63 Pfd.
Sauerstoff, oder, in Procentzahlen ausgedrückt :
48,50 Proc. Kohlenstoff, 6,17 Proc. Wasserstoff, 45,33 Proc.
Sauerstoff.
Dieses ist aber die Zusammensetzung des Weissbuchenholzes,
wie sie von Professor Heintz gefunden wurde, und es erscheint
die Annahme gerechtfertigt, dass die genannte Steinkohle durch
Vermoderung einer Pflanze von der Zusammerisetzung dieser
Holzart entstanden sein kann.
Durch Anstellung einer grossen Anzahl solcher Berechnun-
gen, wie ich sie zur Begründung meiner mehrfach erwähnten
Annahme auszuführen genöthigt war , gelangte ich nun zu fol-
genden allgemeinen Schlussfolgerungen:
1) Der Fossilienbildungs-Process ist zunächst ein Vermode-
rungs-Process gewesen, aus welchem, soweit nicht plutonische
Einflüsse die Zusammensetzung der Fossilien verändert haben,
die Braun- und Schwarzkohlen als Vermoderungsreste hervorge-
gangen sind.
2) Der Vermoderungs-Process ist ein chemisch messbarer
Zersetzungs-Process der organischen Pflanzenmasse, in welchem
Kohlensäure und Sumpfgas als die qualitativ und quantitativ her-
vorragendsten Zersetzungsgase auftreten.
3) Die aus der Pflanze im Vermoderungs-Process austreten-
den Gase, Sumpfgas und Kohlensäure, werden zu gleichen Vo-
lumen und in ihren Atomzahlen entsprechenden Gewichtsverhält-
nissen entwickelt, in Folge dessen man
a. durch Addition der letzteren zu der procentischen Zu-
sammensetzung eines Fossils einen Schluss auf die chemische
Constitution der ursprünglichen Pflanze ziehen,
b. durch Subtraction obiger Gewichtswerthe von der pro-
centischen Zusammensetzung einer Pflanze den allmählichen Ver-
lauf der Vermoderung in der Zusammensetzung ihrer Producte
vollständig bemessen kann.
4) Da nun , wie aus den im Vorhergehenden gegebenen
Zahlenwerthen für die procenlische Zusammensetzung der beiden
Holzarten ersichtlich, zwischen den elementaren Bestandtheilen
297
der letzteren der Menge nach Differenzen stattfinden, so werden
sich diese in der Zusammensetzung des Fossils in hervorragen-
dem Grade geltend machen. Es geht diess aus folgenden Bei-
spielen hervor:
Durch den Austritt gleicher Mengen der Zersetzungsgase
aus dem Kiefernholze und dem Weissbuchcnholze bildet sich im
ersteren Falle eine Steinkohle von der Zusammensetzung:
83,60 Proc. Kohlenstoff, 5,40 Proc. Wasserstoff, 11,00 Proc.
Sauerstoff, im letzteren Falle eine Steinkohle, welche enthält:
74,00 Proc. Kohlenstoff, 4,68 Proc. Wasserstoff, 21,32 Proc.
Sauerstoff.
Erstere ist eine Backkohle der oberen Westphälischen Flötze
und liefert einen dichten klingenden Koks, letztere eine Gaskohle
des Saarbrücker Beckens, welche gar nicht bäckt und sich daher
zur Koksfabrikation nicht eignet.
Nehmen wir nun mit dem Geognosten eine Verschiedenheit
in der Art und Structur der in verschiedenen Epochen der Koh-
lenbildungsperiode auftretenden Pflanzen an, so sind wir berech-
tigt, den saftreicheren und zellenärmeren Sigillarien eine Zu-
sammensetzung beizumessen , welche sich durch einen höheren
Gehalt an chemisch gebundenem Wasser von der späteren zellen-
reicheren Pflanze unterscheidet und demnach, dem Weissbuchen-
holz ähnlich, auch Sauerstoff- und wasserstoffreichere Kohlen, wie
die Sigillarienkohlen des Zwickauer- und Saarbeckens es sind,
lieferten. Während die einem späteren Vegetationsgürtel ange-
hörenden Farren u. a. Pflanzen durch einen grösseren Zellen-
reichthum eine chemisch dichtere, d. h. Wasserstoff- und sauer-
stoffärmere Holzsubstanz besitzen , und sich in ihrer Zusammen-
setzung dem Kiefernhölze nähern und eine dessen Vermoderungs-
Producten entsprechende Steinkohle mit backenden Eigenschaften
liefern konnte.
Zur Vollständigkeit ist in Folgendem eine Tabelle entworlen,
welche den Verlauf der Vermoderung und die Art der Vermo-
derungsproducte aus dem Holze der Kiefer und der Weissbuche
ausführlicher entwickelt.
298
Nach Austritt von
Procente an
Procente an
2,00>|0,33O/o| 2,66"/o
4,00%'o,66%l 5,33"',
i
6,00>|l,007oj s,ooo'o
8,00%;i,337o'10,667o
50.906,3042,80 Kiefernholz
10,00%:i,66%
12,00>|2,00O/o
14,00O/o!2,33Oo
16,00O/o|2,66>
18,00«/o!3,00> 24,00^^1,
20,000/03,33% 26,667o
22,00>|3,66%29,337o
24,00>j4,000/o 32,000,
26,00> 4,33% 35,66
13,337
16,007,
18,667
21,337o
28,007o!4,307o
38,337,
30,007o5,007o 40,007
32,007o5,337o'42,667o
I I
51,47 6.28 42.24
48,50'6,17 45,33|Weissbuchen-
j j j holz.
48,946,1544,911
52,116.2641,62,) vermodern-
' ' j ' Ii des Holz
52,826,25140,93
i
53,62'6,2240,15
Torf
54,53:6,2039,27;
i
55,5716,1 7l38,25|
56,77|6,14j37,09||
58,166,1035,73'
59,82:6,05 34,12!,
61.8o'6,Oo'32,20,
^ r r !
64,225,93'29,84i) Braunkohle
67,25|5,75|27,90|.
49,44,6.11,44,45
i
50,006,0843,921
i i '
50,62:6,05'43.33,
i ! I
51,33(6,0042,67:
vermodern-
des Holz.
i) Lignite,
52,14i5,96:41,90i|
52,975,91141,12^
54.16-5,8340,01!
55,455,76 38,79
57,02,5,6837,32
58,905,56|35,54
61.25 5.42'33,33|
I
Torf.
71,145,7423,11'Molassenkohle 64.28 5,2630,46 Braunkohlen.
! I
68,33 5,00 26,67
I j i Steinkohlen
76,33j5,60 18,06 von
! I Westphalen,
83,60.5,40 1 1 .00 Oberschlesien,
94,505.10 0,40Inde-Revier.
74,00 4,68 21, 32!saarkohlen.
I I
82,504,20 13,30;Zwickauer
! Kohlen.
Es geht aus dieser Tabelle hervor; wie bedeutend schon
ein geringer Unterschied in der Zusammensetzung des Vegeta-
bils sich in dem Verlaufe der Vermoderung geltend macht und
wie ganz anders die Fossilien in ihrer Zusammensetzung sich
gestalten miissen. wenn die der ursprünglich zur Vermoderung
gelangenden Pflanzen in ihrer Elementar-Zusammensetzung nur
um geringe Zahlengrössen differirte. —
299
Versuchen wir es nun, den durch die bisherigen Erörte-
rungen gewonnenen Maassstab an die Vermoderungsreste zu
legen, die in den verschiedenen Kohlengebieten der Vorwelt zu
uns herüberreichen, so dürfen wir überall da, wo dieselben ihrer
ursprünglichen Lagerstätte wenig oder gar nicht entrückt sind,
wo also Störungen in dem regelmässigen VerlauT der Vermode-
rung nicht eintraten , wo weder durch das Emportreiben heiss-
flüssiger Urgesteine, noch durch das Einbrechen mechanisch und
chemisch wirkender Hüssigkeitsmassen Veränderungen in der Zu-
sammensetzung der Kohlen herbeigeführt wurden, dieselben als
die Vermoderungs-Rückstände von einer der ursprünglichen Pflan-
zengattung und der an ihr unter gleichen Verhältnissen verlau-
fenden Zersetzung entsprechenden chemischen Zusammensetzung
betrachten, die uns, wie aus dem im Vorhergehenden Entwickel-
ten ersichtlich ist, gestattet, sogar einen Schluss auf die Zusam-
mensetzung der Urpflanzen zu werfen. Inwieweit aber die durch
die chemische Untersuchung gewonnenen Resultate gerade in
dieser Beziehung die gewünschten Anhaltepuncte liefern und
Glaubwürdigkeit verdienen, geht aus folgenden Thatsachen hervor:
1) Bei der im Laufe des Jahres 1864 — 65 vorgenommenen
Untersuchung der Steinkohlen Deutschlands , vs^elche von dem
Verfasser Dieses mit der grössten Sorgfalt ausgeführt wurde
und zu welcher die Repräsentanten der wichtigsten Gruben und
Flötze aus den Haupt-Kohlendistricten Deutschlands verwendet
, wurden, ergab sich in den Resultaten eine so auffallende Über-
einstimmung mit schon vorhandenen und aus Untersuchungen
hervorgegangenen, die mehrere Jahre vorher mit Kohlen des-
selben Flötzes von Heintz, Regnault, Erdmann und dem Verfasser
selbst angestellt worden waren , dass die Annahme vollständige
Geltung erfahren darf, nach welcher Kohlen desselben Flötzes
in ihrer mittleren Zusammensetzung und in ihren physikalischen
Eigenschaften sich völlig gleich sind , sofern nicht durch pluto-
nische Einflüsse bedingte Störungen im Hangenden oder Lie-
genden sich geltend gemacht haben.
2) Überall aber, wo letzteres der Fall gewesen, beobachten
wir eine Veränderung in der chemischen Zusammensetzung der
Kohlensubstanz, welche sich zunächst dadurch andeutet, dass der
Gehalt an Wasserstoff und Sauerstoff ein unverhältnissmässig ge-
300
ringer ist und dass es in Folge dessen nicht gelingt,
durch Addition der Elemente des Sumpfgases und
der Kohlensäure schliesslich eine Verbi n dung zu be-
rechnen, welche auch nur annähernd Ähnlichkeit mit
der Zusammensetzung irgend einer Pflanzenart hätte.
3) Dasselbe gilt selbstverständlich für alle diejenigen Brenn-
stoffe, welche als eine mit Theerölen und Asphaltmassen durch-
tränkte Thonschiefermasse auftreten und die verdichteten Ver-
gasungsproducte durch plutonische Einflüsse zerstörter Vermode-
rungsreste einschliessen. Hierzu gehören alle bituminösen Schiefer
und Schieferkohlen und als Verkokungsreste die Anthracite.
4) Endlich aber können in der chemischen Zusammensetzung
eines Fossils Störungen stattgefunden haben, welche bedingt wa-
ren durch den Einfluss der Wärme unter stetig wirkendem hohem
Drucke. Es ist nachgewiesen, dass man durch Verkohiung von
Holz und Torf in einem hermetisch geschlossenen Räume Pro-
ducte erzielt, welche in Dichtigkeit und Glanz einer Steinkohle
völlig gleichkommen und zu betrachten sind als Holz- oder Torf-
kohle , in welcher Asphaltmassen als Zwischenmittel durch er-
höhten Druck imprägnirt sind. Hierher gehören jene durch ihren
hohen Gehalt an freiem Wasserstoff ausgezeichneten Gaskohlen
Englands und die Blattelkohle der Pankrazzeche in Böhmen,
welche in ihrer chemischen Zusammensetzung schon ihre Ver-
schiedenheit von den eigentlichen Vermoderungsresten erkennen
lassen und bei welchen ebensowenig, wie in den vorhergenann-
ten Fällen, eine Berechnung zur Nachweisung der vegetabilischen
Abstammung auf Grund des an ihnen verlaufenen Vermoderungs-
Processes möglich ist.
Im Laufe der Untersuchung solcher veränderter Fossilien
mussten sich selbstverständlich Ungleichmässigkeiten in der che-
mischen Zusammensetzung herausstellen, welche aber ihren Grund
in der Ungleichartigkeit des Materials und des in und an dem-
selben verlaufenen pyrochemischen Um.setzungs-Processes hatten
und zu der leider nur zu sehr verbreiteten Ansicht führten, dass
die Steinkohlen und Braunkohlen ungleichartig zusammengesetzte
Stoffe seien, über deren physikalischen und chemischen Charakter
die chemische Prüfungsmethode darum nicht entscheiden könne,
weil die Erzielung einer Mischung mittlerer Zusammensetzung
301
gegenüber der zur Analyse verwendeten j geringen Gewichts-
inenge, zu den Unmöglichkeiten gehörte.
Inwieweit diese leider von Chemikern selbst ausgesprochene
Ansicht Geltung erfahren darf, ist aus dem Vorhergehenden er-
sichtlich.
Aus dem, was über die Verwerthbarkeit der chemisch-ana-
lytischen Resultate zur Beurtheilung der Fossilien nach ihrer
technischen Verwerthbarkeit bereits in dem V^erke über »die
Steinkohlen Deutschlands« Band II und in einer späteren Abhand-
lung in Dingler's Journal 1866, Heft 12, 13 und 15 ausführlich
entwickelt worden ist und in Folge der in dieser Abhandlung ge-
botenen Vielseitigkeit in der Verwerthbarkeit der ersteren, glaubt
der Verfasser Dieses wohl zu dem Schlüsse berechtigt zu sein:
1) dass die chemische Untersuchung der Fossilien einen der
wichtigsten Anhaltepuncte für deren technische Verwerthbarkeit
bietet,
2) dass dieselbe schon in den Fällen vollkommenen Aufschluss
über Natur und Charakter eines Fossils bieten kann , wo eine
blosse Bohrmehlprobe die Anwesenheit desselben nur verkündet,
3) dass mit der Erweiterung der chemischen Kohlenunter-
suchungen wir den sichersten und zuverlässigsten Aufschluss
über die Natur aller Vermoderungs-Prodijcte überhaupt erlangen
und dass in Folge dessen endlich
4) die Annahme von verschiedenen Vegetationsgürteln in der
Steinkohlenformation eine wesentliche Stütze erlangen wird, sobald
die chemische Verschiedenheit der denselben angehörenden Fos-
silien und der aus der Analyse berechneten Pflanzengattungen
gleichzeitig Geltung erlangt haben wird.
über die alkalische Reaction einiger Minerale
von
Herrn Professor A, Ketingfott.
Im Anschluss an die früher (S. 77 dieses Bandes) mitge-
theilten Beobachtungen über das alkalische Verhalten des Natro-
lith untersuchte ich noch einige andere Minerale und prüfte ihr
alkalisches Verhalten in gleicher Weise. Die Probe wurde im
Achatmörser möglichst fein pulverisirt, das Reagenspapier in de-
stillirtes \yasser getaucht, auf ein Uhrglas gelegt und ein Wenig
des zu prüfenden Pulvers mit der Messerspitze auf das Reagens-
papier übertragen. Am deutlichsten sieht man die Reaction,
wenn zu den Reagenspapieren feines Filtrirpapier genommen wird.
Zur Untersuchung wurden verschiedene Minerale genommen und
da dieselbe nicht als abgeschlossen betrachtet werden kann, so
enthalte ich mich, irgend welche Schlüsse daraus zu ziehen, fand
es aber für zweckmässig, die erhaltenen Resultate mitzutheilen,
um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken und ähnliche Unter-
suchungen zu veranlassen.
Die bis jetzt erhaltenen Resultate sind folgende:
Ana leim von Montecchio niaggiore bei Vicenza, farblose
durchsichtige Krystalle, welche den früher untersuchten Natrolith
begleiten. Derselbe verhielt sich ebenso, nur dauerte es etwas
länger, weil der Analcim , mit dem Natrolith verglichen, etwas
schwieriger schmelzbar ist und daher auch die innere Verschmel-
zung mehr Zeit erfordert. Die Krystallstückchen werden im
Glasrohre oder in der Zange in der Spiritusflamme erhitzt weiss
und undurchsichtig: um sie wieder durchsichtig zu machen, musste
303
das Löthrohr gebraucht werden, dabei wurden die ebenen, glat-
ten Krystallflächen ein wenig uneben und die Ränder der scharf-
kantigen Bruchstücke rundeten sich etwas ab. Das Pulver des
frischen Minerals reagirt alkalisch, aber schwächer als das des
Natrolith. Weisser, durchscheinender Analcim vom Monzoni in
Tirol zeigte als Pulver gleiche Reaction.
Stilbit von Viesch in Wallis in der Schweiz, farblose,
durchsichtige Krystalle. Er wird in der Spiritusflarnme erhitzt
weiss und undurchsichtig, blättert sich etwas auf, stärker, wenn
er mit dem Löthrohr angeblasen wird und im Volumen mit Krüm-
men bedeutend zunehmend, an Borax erinnernd und es entsteht
eine schaumige fasrige Masse, ähnlich fasrigem Bimsstein ; stärker
erhitzt schmilzt er leicht zu weissem, blasigem Glase, wobei auf
der Oberfläche der Probe fortwährend glühende Pünctchen sicht-
bar werden. Bei längerem Blasen wird das Glas grossblasig,
aber klarer.
Das frische Pulver reagirt alkalisch, wenig schwächer als
Natrolith. Die nicht geschmolzene, schaumige, zwischen den Fin-
gern leicht zerr(3ibliche Masse wirkt pulverisirt auch alkalisch,
ein wenig schwächer; das pulverisirte Schmelzglas wirkt nur
äusserst schwach.
Desmin von Island, farblose, fast durchsichtige Krystalle.
Im Glaskolben langsam erhitzt wird er weiss und undurchsichtig,
zerklüftet und wird so locker im Zusammenhange, dass er sich
zwischen den Fingern leicht zu Pulver zerreiben lässt. In der
Spiritusflamme erhitzt, bläht er sich stark auf, staudenförmig aus
einander gehend, bekommt aber mehr Zusammenhang, wie man
beim Zerdrücken zwischen den Fingern bemerkt, weil schon theil-
weise Schmelzung eintritt. Vor dem Löthrohre schmilzt er leicht
zu weissem, blasigem Glase. Das frische Pulver reagirt wie das
des Stilbit alkalisch.
Desmin von Gran Canaria, von Herrn Dr. K. v. Fritsch
zur Prüfung übergeben, blass gelblichweiss, durchscheinend, zu
u
Büscheln aggregirte Krystalle , ooPoo . OOPqo • P • oP verhalten
sich in der Spiritusflamme erhitzt und dann mit dem Löthrohre be-
handelt vollständig wie der Stilbit von Viesch. Die alkalische
Reaction ist bei dem Pulver in gleicher Weise zu beobachten.
304
Chabacit von Montecchio maggiore bei Vicenza, weisse
durchscheinende Krystalle, R, In der Spiritusflamme erhitzt weiss
werdend und wenig anschwellend : mit dem Löthrohre angeblasen
wenig mehr anschwellend und unter der Lupe als blasig-schau-
mige Masse erscheinend: dann stärker erhitzt schmelzbar, schwie-
riger als Natrolith , Desmin und Stilbit, zu einem kleinblasigen,
weissen, wenig durchscheinenden Glase, welches ebenso, wie bei
Stilbit und Desmin beobachtet wurde , bei längerem Blasen auf
der Oberfläche der Kugel aufleuchtende Pünctchen erscheinen
lässt. Das frische Pulver reagirt alkalisch, wenig schwächer als
bei Desmin und Stilbit.
Laumontit vom Berge Mutsch im Etzlithale in Uri in der
Schweiz, lockere Haufwerke kleiner, verwitternder Kryställchen,
reagirt als Pulver entschieden, aber schwach alkalisch; wird das
Pulver im Glaskolben erhitzt, so wird die Reaction verstärkt, ein-
zelne Puncte des Papiers werden intensiv gebräunt.
Prehnit von Ratschinges in Tirol, blass grünliche, halb-
durchsichtige Krystalle, oP . ocP, deutlich spaltbar parallel oP;
reagirt als Pulver stark alkalisch, wie Natrolith. Ein dünnes
Stückchen, in die Spiritusflamme gehalten, wird weiss und un-
durchsichtig und schmilzt sehr bald an den Kanten zu einem
milchweissen Glase mit glänzender Oberfläche. Mit dem Löth-
rohre behandelt schwillt er noch etwas an und schmilzt zu einer
weissen, blasigen Masse mit rauher Oberfläche ' welche durch
das Ausstossen kleiner Bläschen entsteht und nicht mehr durch
Schmelzen glatt wird. Bei dem Ausstossen der kleinen Bläschen
bemerkt man, wie bei dem Desmin und Stilbit, das Erscheinen
kleiner Lichtpuncte, aber nicht so stark wie dort.
Apophyllit von Andreasberg am Harz, farblose Krystalle;
er wird im Glaskolben erhitzt weiss und undurchsichtig, sich wenig
basisch aufblätternd und unregelmässig zerklüftend. Eine solche
Probe, in die Spiritusflamme gehalten, begann sich aufzublähen
und zu schmelzen , ohne klar zu werden. Das frische Pulver
reagirt stark alkalisch, stärker als Natrolith; dessgleichen auch
das Pulver rosenrother, durchsichtiger Krystalle desselben Fund-
ortes und farbloser, durchsichtiger Krystalle von Faroe.
Brucit von Texas in Pennsylvanien, farblose, durchsichtige
Spaltungslamellen, reagirt schon als solche, aber sehr langsam
305
alkalisch, wie in diesem Zustande erklärlich ist, bei blosser Be-
feuchtung durch das feuchte Papier, dagegen als Pulver sehr in-
tensiv, desgleichen auch das im Glasrohre geglühte Pulver, wel-
ches durch das Erhitzen blass rehfarben wurde.
Talk vom St. Gotthard, blassgrünliche, durchsichtige Spal-
tungslamellen, zerschnitten und möglichst fein zerrieben, reagirt
stark alkalisch, im Glasrohre wird das Pulver durch Glühen grau-
lich, reagirt aber etwas schwächer. Die dünnen Spaltungslamellen
blättern sich vor dem Löthrohre etwas auf, werden weiss und
durchscheinend und runden sich an den feinen Rändern ab.
Pennin von Zermatt in Wallis in der Schweiz, durchsich-
tige, grüne Spaltungslamellen, mit der Lupe frei von etwaigen
sonst vorkommenden Einschlüssen befunden, zerschnitten und mög-
lichst fein zerrieben reagirt stark alkalisch. Dünne Lamellen, in
der Zange über der Spiritusflamme erhitzt, blättern sich schwach
auf, werden blassgelblich-weiss und undurchsichtig: vor dem •
Löthrohre erhitzt schmelzen sie an den Rändern zu gelblichem,
glänzendem Email und werden innerhalb der geschmolzenen Rän-
der wieder durchscheinend. Der stark geglühte Pennin ist zwi-
schen den Fingern zu feinen Schüppchen zerreiblich.
Serpentinasbest, langfasrig, fast weiss, zerschnitten und
möglichst fein zerrieben, reagirt ziemlich stark alkalisch, dess-
gleichen das im Glaskolben geglühte Pulver, welches gelblich-
grau ist. Die Asbestfasern sind vor dem Löthrohre zu gelben
oder braunen Kügelchen schmelzbar, welche rückwärts gelrieben
grösser und dunkler bis schwarz werden,
Serpentin, die dichte, zeisiggrüne bis schwefelgelbe,
Schweizerit genannte Varietät von Zermatt in Wallis in der
Schweiz reagirt als Pulver vor und nach dem Glühen stark alka-
lisch. Dichter, ölgrüner, durchscheinender, wachsartig glänzen-
der Serpentin von Snarum in Norwegen, dessen Pulver grünlich-
grau ist, verhält sich ebenso. Vor dem Löthrohre wird er gelb-
lichbraun und undurchsichtig, schmilzt aber nicht an den Rändern.
Orthoklas, farblose, vollkommen durchsichtige Spaltungs-
stückchen von der Fibia am St. Gotthard, zeigen als feines Pulver
ganz entschieden alkalische Reaction, nach dem Glühen viel
schwächer.
Leucit vom Vesuv, hellgraue, halbdurchsichtige, unter der
Jahrbuch 1867. 20
!
1
306
Lupe als ganz rein befundene Krystallbruchstücke reagiren als
feines Pulver alkalisch, stärker als Orthoklas.
Hauyn von der Halbinsel Isleta auf Canaria, von Herrn Dr.
K. V. Fritsch zur Prüfung übergeben, reagirt als Pulver ziemlich
stark alkalisch. Er ist blau und halbdurchsichtig.
Nosean in Phonolith von der Capverden-Insel Brava . auch
von Herrn Dr. K. v. Fritsch übergeben, graue, schwach durch-
scheinende Krystallkörner , reagirt als Pulver deutlich alkalisch.
Der graulichgelbe 5 matte Phonolith reagirt gleichfalls alkalisch,
das gleichgefarbte Pulver, im Glaskolben geglüht, wird grau, ver-
liert Wasser und reagirt stärker alkalisch als vorher.
Ve SU vi an von Zermatt in Wallis in der Schwerz, kleine,
braune, gut ausgebildete Krystalle, als Pulver gelblichgrau, rea-
girt stark alkalisch, dessgleichen auch nach dem Glühen.
Muscovit von Gabon in Südafrika, farblose, durchsichtige
Spaltungslamellen, unter der Lupe betrachtet frei von Einschlüs-
sen befunden, zerschnitten und möglichst fein zerrieben, zeigt
deutliche Spuren alkalischer Reaction , geglüht auch diese nicht.
Die dünnen Lamellen schmelzen vor dem Löthrohre ziemlich
schwierig zu weissem Email.
Phlogopit, braune, sehr dünne, durchsichtige Spaltungs-
lamellen, zerschnitten und möglichst fein zerrieben, ein bräun-
lichgraues Pulver gebend, reagirt stark alkalisch, geglüht bedeu-
tend schwächer. Vor dem Löthrohre schmelzen die Lamellen
nicht schwierig zu einem schwarzen glänzenden Glase.
Augit, Einsprenglinge in vorhistorischer Basanitporphyr-
Lava der Capverden-Insel Fogo, von Herrn Dr. K. v. Fritsch zur
Prüfung übergeben, fast eisenschwarze Krystalle ooP . OOPOO
• O0P(^ . P', an der Oberfläche und auf den Bruchflächen fast
pfauenschweifig angelaufen, beim Zerschlagen dunkelgrüne, durch-
scheinende Splitter gebend , reagiren als Pulver stark alkalisch.
Wird das dunkelgraue Pulver im Glaskolben geglüht, so gibt es
Spuren von Feuchtigkeit ab, ohne die Farbe zu verändern und
reagirt nur noch sehr schwach alkalisch. Der Augit schmilzt
nicht schwierig zu schwärzlichgrünem Glase.
Die Grundmasse des Basanitporphyrs, welche dicht grau und
matt ist, zeigt nur sehr schwache Spuren alkalischer Reaction.
Nephelin, Einsprenglinge in demselben Porphyr bildend,
■V
307
farblose bis weisse, halbdurchsichtige Krystalle, ooP . oP, reagirt
als Pulver sehr deutlich alkalisch, nach dem Glühen ebenso. Der
Versuch wurde desshalb gemacht, weil der begleitende Augit
einen so starken Unterschied vor und nach dem Glühen zeigte.
Grammatit von Monte Campione bei Faido in Tessin in der
Schweiz, in Dolomit eingewachsen; dünne, farblose, durchsichtige
Spaltungsstengel, welche unter der Lupe ganz rein erschienen,
nur Sprünge zeigten, reagirten als Pulver stark alkalisch, nach
dem Glühen noch stärker. Hier rührt die stärkere Reaction nach
dem Glühen offenbar von eingeschlossenen Theilchen von Carbo-
nat her, weil die Spaltungsstengel und das Pulver mit Salpeter-
säure mit Aufbrausen Kohlensäure entwickeln. Sie schmelzen vor
deni Löthrohre leicht zu halb klarem, weisslichem Glase.
Gyps, von Ehrendingen im Aargau in der Schweiz, parallel-
fasrige, seidenglänzende, weisse, halbdurchsichtige bis durchschei-
nende Aggregate; das Pulver wirkt sehr schwach, aber deutlich alka-
lisch, nicht unmittelbar, sondern allmählich; wird das Pulver im
Glaskolben geglüht, so nimmt die Reaction bedeutend zu, bei
weiterem Glühen noch mehr.
W. B, Rogers und R. E. Rogers (American Journal of
science and arts (2), V, 401) hatten auch Versuche über die
Zersetzung und theilweise Löslichkeit von Mineralen, Gebirgs-
arten u. s. w. durch reines und Kohlensäure enthaltendes Wasser
angestellt und eine Anzahl Minerale angegeben, welche alkalische
Reaction zeigten; da aber nur die Namen angeführt wurden, so
konnten die Versuche nicht verglichen werden. Jedenfalls wird
es meine Aufgabe sein, obige Vepsuche an anderen Mineralen
fortzusetzen.
Da die voranstehenden Mittheilungen, im Anfang des Januar
eingesendet, erst in diesem Hefte aufgenommen werden konnten,
so benütze ich diese Gelegenheit, um noch eine Reihe weiter in
dieser Richtung angestellter Versuche mitzutheilen :
Natrolith aus der Auvergne, farblose, durchsichtige, deut-
lich ausgebildete Krystalle; sie werden im Glaskolben erhitzt
weiss und undurchsichtig und erlangen in dem oberen Theile der
Spiritusflanime nach einiger Zeit oder mit der Löthrohrflamme
vorsichtig erhitzt wieder die Durchsichtigkeit, sich an den Kanten
wenig abrundend. Bei stärkerer Hitze schmelzen sie ruhig und
20
308
leicht zu klarem, etwas blasigem Glase. Das Pulver reagirt frisch
und nach dem Glühen stark alkalisch, sowie auch das Pulver des
durch Schmelzen erhaltenen Glases. Das Verhalten ist somit
dasselbe , wie das des Natrolith von Montecchio maggiore, wel-
ches ich Seite 77 dieses Bandes beschrieb.
Analcim von den Cyklopen-Inseln bei Sicilien, farblose,
durchsichtige, stark glänzende Krystalle 202 . ocOoo; das Pulver
reagirt stark alkalisch, nur etwas langsamer.
Stilbit aus Island, weisse, durchscheinende, rhomboidische
Tafeln. Das Pulver reagirt deutlich alkalisch , nach dem Glühen
bedeutend schwächer. Vor dem Löthrohre blähen sich Spaltungs-
stücke mit gleichzeitigem Aufblättern auf und es entsteht durch
dieses gleichzeitige Aufblättern und Aufblähen und das begin-
nende Schmelzen ein weisses, verworren fasriges Gebilde, an
Bimsstein erinnernd; ist vor dem Löthrohre leicht schmelzbar
zu blasigem Glase, welches auf der Oberfläche der Probe, wie
der oben beschriebene von Viesch, leuchtende Pünctchen zeigt.
Das Glas wird nicht klar.
Desmin aus der Grafschaft Antrim in Irland; weisse, halb-
durchsichtige, tafelartige Krystalle OOPCO . XPx • Pj im Glas-
kolben erhitzt undurchsichtig werdend , anschwellend und zer-
bröckelnd: in der Spiritusflamme erhitzt bläht sich ein einzelner
Krystall stark auf und schwillt, sich staudenförmig verästeli^d, zu
einer weissen, schaumigfasrigen Masse von fast zehnfachem Vo-
lumen an, welche an der Oberfläche kleine Schmelzkügelchen
zeigt: vor dem Löthrohre zeigen die Krystalle dieses an Borax
erinnernde Aufblähen und staudenförmige Verästeln in gleicher
>yeise und schmelzen leicht zu einem weissen, blasigen Glase,
auf dessen Oberfläche während des Blasens fortwährend glim-
mende Pünctchen aufleuchten. Das frische Pulver reagirt lang-
sam, aber doch ziemlich kräftig alkalisch, wogegen es nach dem
Glühen nur sehr schwach reagirt, sowie auch das Pulver der in
der Spiritusflamnje erhaltenen, voluminösen, schaumigfasrigen
Masse, welche sich leicht zwischen den Fingern zerreiben lässt.
Chabacit von Aussig in Böhmen, Krystalle R, weiss, halb-
durchsichtig, glasartig glänzend : in der Spiritusflamme trübe wer-
dend, wenig anschwellend, doch dünne Stückchen schon an den
309
Rändern schmelzbar; vor dem Löthrohre stark anschwellend,
leicht schmelzbar zu weissem, blasigem Glase. Das schneeweisse
Pulver reagirt langsam, aber deutlich alkalisch, nach dem Glühen
viel schwächer, die geschmolzene Masse pulverisirt gar nicht.
Laumontit von Huelgoet in der Bretagne, weisse, schwach
durchscheinende, verwitternde *Krystalle; das schneeweisse Pulver
reagirt schwach, aber deutlich alkalisch, nach dem Glühen etwas
graulich und ebenso schwach reagirend , was darauf hindeutet,
dass bei dem oben angeführten vom Berge Mutsch in Uri etwas
Calcit beigemengt war, besonders weil einzelne Puncte des Curcuma-
Papier sstark gebräunt wurden. Vor dem Löthrohre schwillt er etwas
an und schmilzt leicht zu einem graulichweissen, blasigen Glase.
Prehnit aus dem Dauphine, blassgrüner, krystallinischer
Überzug mit deutlichen Krystallenden , dünne Stückchen durch-
scheinend. Das weisse Pulver reagirt stark alkalisch , geglüht
wird es graulichweiss und reagirt ebenso. Dünne Splitter schwel-
len in der Spiritusflamme an und schmelzen an den Rändern zu
einem glänzenden Glase und selbst dickere Stücke überziehen
sich mit einem Glasschmelz. V. d. L. anschwellend leicht schmelz-
bar zu graulichweissem, blasigem Glase, welches an der Ober-
fläche wegen der vielen Bläschen nicht mehr so glattflächig und
glänzend wird, wie der erste Schmelz in der Spiritusflamme.
Apophyllit aus dem Fassathale in Tirol, grossblältrige,
weisse, stellenweise blass fleischrothe, an den Kanten durchschei-
nende, wenig glänzende Krystalloide. Das weisse Pulver reagirt
stark alkalisch, dessgleichen auch nach dem Glühen. Vor dem
Löthrohre zerbröckelt er, bläht sich auf und schmilzt leicht zu
einem weissen, blasigen Glase, welches pulverisirt gleichfalls stark
alkalisch reagirt , kaum etwas schwächer als das frische Pulver
des Minerals.
Albit von Weilburg, kleine, aufgewachsene, durch die Längs-
flächen tafelartige Krystalle, Zwillinge, auf einem krystallinisch-
drusig körnigen Aggregate weissen Albites, farblos bis weiss-
lich, nur äusserlich etwas gelblich durch Anflug von Eisenoxyd-
hydrat, halbdurchsichtig, glänzend. Als Begleiter ein grosser,
verbrochener, weisser Calcitkrystall sichtbar. Der Albit pulve-
risirt sich leichter als der Orthoklas , das weisse Pulver reagirt
deutlich alkalisch, stärker als bei Orthoklas; nach dem Glühen noch
310
stärker. Der damit vorkommende Calcit reagirt als Pulver nur
in Spuren, doch später mehr über den Calcit überhaupt. Der
Albit schmilzt v. d. L. schwierig zu farblosem 5 etwas blasigem
Glase und wird mit Kobaltsolution befeuchtet und erhitzt an den
geschmolzenen Stellen blau wie der Orthoklas.
Albit von der Nolla bei Thusis in Graubündten in der
Schweiz, weisse, halbdurchsichtige Krystalle, das Pulver leicht zu
erhalten, schneeweiss, reagirt deutlich alkalisch, geglüht lang-
samer. Schmelzbarkeit v. d. L. wie bei dem vorigen und ebenso
die blaue Färbung der geschmolzenen Ränder durch Kobaltsolution.
Das mit Kobaltsolution befeuchtete und auf die Kohle gestrichene
oder am Platindraht geglühte Pulver ist grau, dagegen wird es bei
längerem Blasen an der Oberfläche blau, sobald Schmelzung ein-
getreten ist.
An Orth it vom Vesuv, farblose, halbdurchsichtige Krystalle,
begleitet von Hauyn, Magnesiaglimmer, Augit u. s. w. Das Pulver
reagirt rasch und deutlich alkalisch, viel stärker als das des
Albit, nach dem Glühen ist die Reaction etwas schwächer und
langsamer.
Petalit von Utö in Schweden, graulichweisse, krystallinische
Stücke, das weisse Pulver zeigt sehr schwache, alkalische Reac-
tion, geglüht ist es graulich und die Reaction kaum bemerkbar.
Kleine Splitter schmelzen schon in der Spitze der Spiritusflamme
an dem Rande zu weissem Glase, v. d. L. schmilzt es nicht
schwierig zu weissem , durchscheinendem, blasigem Glase, das
mit Kobaltsolution blau wird, während die ungeschmolzene Sub-
stanz grau wird.
Spodumen von Utö in Schweden, blassgrüne, krystallinische
Stücke. V. d. L. zerklüftet er stark, wird gelb und bröckelt ab,
doch bei vorsichtigem Blasen schmelzen die sich ablösenden
Theile zu grauen Glaskugeln zusammen, die wieder durch wei-
teres Zerklüften herunterfallen. Das weisse Pulver reagirt stark
alkalisch, geglüht wird es blass isabellgelb, reagirt aber nur we-
nig schwächer: wird dagegen das Pulver angefeuchtet und in das
Platinöhr gestrichen und bis zum Schmelzen erhitzt, so reagirt
die Probe nicht mehr oder kaum in Spuren.
Turnialin aus dem Binnenthale in Wallis in der Schweiz,
sehr dünne, bei durchfallendem Lichte braun durchscheinende
311
Nadeln, deren grünlichgraues Pulver bei wiederholten Versuchen
keine Reaction zeigt, dessgleichen auch nicht nach dem Glühen,
welches die Farbe nicht verändert. V. d. L. entsteht rasch an
der Spitze der Turmalinnadel eine grosse, blasige, graue Schlacke,
welche wie ein Kopf aufsitzt, im Innern hohl ist und sich leicht
zerreiben lässt.
Hauyn vom Vesuv, kleine Krystalle und Krystallkörner,
schön sapphirblaUj durchscheinend, glasglänzend, begleitet von
Magnesiaglimmer, Anorthit, Augit u. a. Das weisse Pulver rea-
girt ziemlich stark alkalisch, nach dem Glühen wenig schwächer,
nur langsamer.
Muscovit vom Berge Sella am St. Gotthard in der Schweiz,
graue, scharf ausgebildete, sechsseitige, tafelartige Krystalle mit
Quarzkrystallen auf grauem Gneissgranit; zerschnitten und mög-
lichst fein zu Pulver zerrieben reagirt er schwach, aber entschieden
alkalisch, das weisse Pulver wird geglüht blass fleischroth und
zeigt dieselbe schwache Reaction. V. d. L. wird er trübe und
weisslich und schmilzt ziemlich leicht zu grauem, glasartigem
Email.
Magnesiaglimmer (ob Biotit?) aus Tirol, vielleicht aus
dem Zillerlhale, grossblättrig körnige Massen; der Glimmer ist
grünlichschwarz und starkglänzend, in dünnen Blättchen bouteil-
lengrün durchscheinend, in sehr dünnen durchsichtig. Möglichst
fein zerrieben reagirt er sehr stark alkalisch, im Kolben erhitzt
gibt er sehr wenig Wasser , das Pulver wird braun und reagirt
noch stark alkalisch, nur etwas langsamer. Die alkalische Reac-
tion ist so stark, dass wenn man das Pulver mit Wasser über-
giessl und im Gläschen einige Zeit stehen lässt, das klare Wasser
bei dem Eintauchen des Curcumapapiers starke Reaction zeigt.
V. d. L. schmilzt er an den Rändern zu schwarzem, glänzendem,
undurchsichtigem Glase, die Lamelle wird dabei braun bronzirend.
Biotit vom Vesuv, weisse, lamellare Krystalloide, bis blass
grünlichweiss , in dünnen Lamellen farblos und durchsichtig, im
Aussehen wie ein heller Muscovit, reagirt als Pulver momentan
stark alkalisch, ändert beim Glühen weder die Farbe, noch die
Reaction. In ganz gleicher Weise verhält sich der hellgrüne und
dunkelgrüne Biotit von da und der dunkelgrüne wird, wie der
Tiroler, durch Glühen braun, nur mehr graulichbraun.
312
Biotit von Zinnwald in Böhmen, schöne, tafelförmige, fast
schwarz erscheinende Krystalle oR . xR, welche auf den Basis-
flächen grünlichschwarz oder schwärzlichgrün . an den Rändern
schwarz erscheinen, während dünne Lamellen hellgrün und durch-
sichtig sind, V. d L. ist er sehr schwer an den Rändern zu
graulichem Glase schmelzbar. Das grünlichgraue Pulver reagirt
stark alkalisch.
Fuchsit genannter Muscovit von Passeyr in Tirol, schön
apfelgrüne, schuppige Krystalloide, eingewachsen in grobkörnigem
Dolomit, das grünlichweisse Pulver reagirt nur schwach und lang-
sam alkalisch.
Paragonit von Monte Campione bei Faido in Tessin in der
Schweiz; das weisse Pulver reagirt nur sehr schwach alkalisch,
nach dem Glühen nur noch in Spuren. Er gibt itn Kolben wenig
Wasser. Da der Paragonit für unschmelzbar gehalten wird , so
untersuchte ich sehr genau das Verhalten und fand, dass er in
der That an den Rändern der Lamellen schmelzbar ist, indem
man ganz deutlich sieht, dass an der Spitze eines Schiefersplit-
ters ein Überschmelzen eintritt, wodurch die glänzeliden Schüpp-
chen verschwinden, während sie nach unten noch deutlich sicht-
bar sind. Auch bei dem Befeuchten mit Kobaltsolution sieht man
das Schmelzen, indem die geglühte Probe deutlich verschieden
blau gefärbt wird, an den Rändern dunkler wie Kobaltglas.
Wenn man das fein zerriebene Pulver mit Kobaltsolution anfeuchtet
und in das Öhr des Platindrahtes streicht, so wird die Masse
beim Erhitzen grau, die Lamellen glänzen weiss, bei stärkerem
Erhitzen tritt die kobaltblaue Färbung punctweise ein und unter
der Lupe sieht man deutlich den entstandenen Schmelz.
Lepidolith von Rozena in Mähren; das weisse Pulver hat
einen Stich in das Rosenrothe und reagirt deutlich, aber schwach
alkalisch, geglüht erst nach einiger Zeit sehr schwach. V. d. L.
schmilzt es leicht zu weissem, blasigem Glase, mit saurem,
schwefelsaurem Kali und Fluoritpulver geschmolzen zeigt er ausser
der Lithionfarbe auch noch wenig grüne Färbung durch Borsäure.
Im Kolben erhitzt gibt das Pulver etwas Wasser.
Grossular, honiggelbe Krystalle ooO . 202 . 30^/2 . coOcxD,
stark durchscheinend, glasartig glänzend, auf den unebenen Bruch-
flächen in Wachsglanz geneigt, auf Penninschiefer von Zermatt
313
in Wallis in der Schweiz, begleitet von stengligem bis fasrigem
Diopsid 5 V. d. L. nicht schwierig schmelzbar zu glänzendem,
schwarzem, nicht magnetischem Glase. Das gelblichweisse Pulver
reagirt vor und nach dem Glühen entschieden , aber schwach
alkalisch, die Farbe des Pulvers wird durch das Glühen nur wenig
dunkler. V. d. L. mit Phosphorsalz geschmolzen gibt er ein
klares, nur wenig durch Eisen gefärbtes Glas.
Spinell von Ceylon, 0 . ooO (ooO fein nach der längeren
Diagonale gestreift) dunkelroth ; das fast weisse Pulver reagirt
zwar sehr schwach, aber entschieden alkalisch, geglüht wird das
Pulver gelblichweiss und reagirt bedeutend stärker alkalisch. Ein
zweiter, blassrother, durchsichtiger Krystall 0 . coO von Ceylon
ergab ganz dasselbe Resultat der Reaction. Das mit Koballsolu-
tion befeuchtete und geglühte Pulver wird schön blau, was in-
sofern recht interessant ist, als die Reaction auf Gurcumapapier
die Magnesia, die Prüfung mit Kobaltsolution die Thonerde anzeigt.
Korund von Ceylon, ein blassrother, durchsichtiger und
ein dunkelrother, durchscheinender, undeutlich ausgebildeter Kry-
stall wurden geprüft; das Pulver ist weiss, zeigt keine Reaction.
geglüht wird es ein wenig gelblichweiss, ohne Reaction. Das
Pulver mit Kobaltsolution befeuchtet und geglüht wird blau. An ähn-
lichen rothen Krystallen bemerkte ich, dass, wenn man sie ganz,
wie sie sind, glüht, sie graulichgrün werden und nach dem Er-
kalten ihre frühere Farbe unverändert wieder kommt, was nach
Belieben wiederholt werden kann. Ein chemischer Vorgang kann
dieser Erscheinung wohl nicht zu Grunde liegen.
Zirkon von Ceylon, bräunlichrother, durchsichtiger Krystall 5
das Pulver ist weiss, reagirt nicht, nach dem Glühen auch nicht.
Ein gleichgefärbter Krystall geglüht wurde blass bräunlichgelb und
blieb durchsichtig; beim Abkühlen erschien die frühere Farbe
nicht wieder.
Staurolith von Monte Campione, Canton Tessin in der
Schweiz, röthlichbrauner , durchscheinender Krystall. Das blass
isabellgelbe Pulver reagirt nicht alkalisch, geglüht wird es ent-
schieden dunkler, bräunlichgrau, reagirt nicht.
Oljvin vom Vesuv, ölgrüne, lose Krystalle; das weisse
Pulver reagirt stark alkalisch , geglüht wird es graulichbraun,
reagirt gleichfalls stark, nur langsamer.
314
Diopsid von der Mussa-Alpe in Piemont, blassgrüner, halb-
durchsichtiger Krystall mit stark glänzenden Flächen: das Pulver
ist weiss und reagirt stark alkalisch, beim Glühen bleibt es un-
verändert und die Reaction ist ganz dieselbe. V. d. L. schmilzt
er schwierig zu blasigem Glase.
Augit vom Vesuv, dunkelgrüne Krystalle im Gemenge mit
Hauyn, Anorthit, Magnesiaglimmer und Pleonast: das Pulver ist
grünlichweiss , reagirt stark alkalisch, durch Glühen wird die
Farbe des Pulvers wenig verändert, mehr grau, die Reaction ist
dieselbe.
Wollastonit von Orawitza im Banat, krystallinisch, dick-
stenglige Individuen, verwachsen mit Calcit, weiss durchschei-
nend, auf den Spaltungsflächen glasglänzend. Das weisse Pulver
reagirt vor und nach dem Glühen gleich stark alkalisch , Calcit
ist keiner dabei gewesen, wie die Prüfung mit Säure zeigte,
ausserdem auch die Reaction, welche bei Anwesenheit von Calcit
nach dem Glühen hätte viel stärker sein müssen, während un-
geglüht der Calcit keinen Einfluss, oder höchstens einen nur sehr
geringen ausgeübt haben könnte. Da jedoch das Pulver in
Säure nicht brauste, so war auch kein Calcit darin enthalten.
Vor dem Löthrohre war der Wollastonit schmelzbar und gab ein
farbloses, halbklares Glas.
Datolith von Andreasberg, weisses, kantendurchscheinendes
Krystallstück mit demantartigem Wachsglanz auf den unebenen
Bruchflächen, wie bei Schwefel; das weisse Pulver reagirt sofort
stark alkalisch, nach dem Glühen langsamer und schwächer: das
Pulver ist nicht mehr schneeweiss, etwas graulich geworden. V.
d. L. leicht schmelzbar zur farblosen, durchsichtigen Kugel, die
beim Abkühlen klar bleibt , nur wenig an Durchsichtigkeit ein-
büsst durch Rauhwerden (Krystallisiren ?) an der Oberfläche. Ein
dünner Splitter schmilzt schon in der Spirilusflamme.
Hemimorphit vom Allenberg bei Aachen, farblose, durch-
sichtige Krystalle: das weisse Pulver zeigt keine Reaction.
Apatit vom Berge Sella am St. Gotthard, farblose, durch-
sichtige bis halbdurchsichtige Krystalle: das weisse Pulver zeigt
keine Reaction
Kryolith aus Grönland, weiss: das Pulver reagirt nicht
alkalisch, im Glaskolben geglüht auch nicht, dagegen reagirt der
315
Kryolith in der Spiritusflamme oder vor dem Löthrohre geschmol-
zen stark alkalisch. Wird der Kryolith auf der Kohle zur Kugel
geschmolzen und diese mit Kobaltsolulion befeuchtet und wieder
erhitzt, so wird die Kugel im Inneren blau, während sich aussen
eine weisse Kruste zeigt.
Calcit farbloses Spaltungsstiick von Island und farbloser
Aragonitkrystall von Horschentz in Böhmen wurden genau ver-
glichen. Beide reagiren als Pulver nur äusserst schwach alka-
lisch, das im Glaskolben geglühte Pulver reagirt bei beiden sehr
stark alkalisch. Bei dem Glühen des Pulvers auf Platinblech
konnte ich keinen Unterschied im Zusammenhange des Pulvers
bemerken, sie bleiben beide gleichmässig locker, nur zeigte sich
darin ein Unterschied, dass das Pulverhäufchen des Aragonit auf
dem Platinblech leicht hin und her schwimmt, während das Pulver-
häuflein des Calcit träge liegen bleibt. Legt man ein Stückchen
Aragonit und Calcit nebeneinander auf Platinblech, so zerspringt,
wie bekannt ist, der Aragonit^ der Calcit bleibt unverändert, be-
kommt höchstens einige Sprünge; beide reagiren aber nachher
schon alkalisch, der Aragonit natürlich stärker wegen der viel-
fachen Zertheilung. In Salpetersäure ist in Betreff der Löslich-
keit mit Brausen kein Unterschied zu bemerken.
Dolomit, in Drusen aufgev^^achsene Krystalle R mit ge-
krümmten Flächen von Bex im Canton Waadt in der Schweiz,
blass röthlichweiss, durchscheinend, perlmutterglänzend. Das
Pulver reagirt deutlich alkalisch, stark im Vergleiche zu Calcit
und Aragonit; im Glaskolben geglüht sehr stark, bleibt aber
weiss. Lässt man ein Spaltungsstück im Kolben erhitzt zersprin-
gen, bis es aufhört zu decrepitiren und nimmt dann ein solches
kleines Stückrhen in die Pincette und erhitzt es v. d. L., so wird
es an der Oberfläche gelb bis braun, zerklüftet und reagirt sehr
stark alkalisch. Wird das weisse Pulver auf Platinblech erhitzt,
so bekommt es eine schwache gelbliche Färbung, bleibt aber
locker wie vorher. Man beobachtet dabei, wie bei dem Aragonit,
das eigenthümliche Schwimmen auf dem Platinblech. Wird das
Pulver mit dem Löthrohre angeblasen, so wird es gelb. — Ein
ähnliches Verhalten ergab farbloser, durchsichtiger, starkglänzen-
der, krystallisirter Dolomit aus dem Bouilletschachte im Bezirke
Aigle im Canton Waadt , R mit kleinen Basisflächen und Krüm-
316
mung der Rhomboederflächen gegen die Seitenecken hin , ähn-
lich wie bei den Krystallen aus dem Brossothale in Piemont. Das
weisse Pulver reagirt recht deutlich alkalisch , wird auf dem
Platinblech geglüht (dabei als Häufchen hin und her schwimmend)
schwach isabellgelb, mit dem Löthrohre behandelt gelb bis braun
und reagirt sehr stark alkalisch.
Magnesit aus der Gegend von Frankenstein in Schlesien,
dicht, weiss, reagirt als Pulver stark alkalisch, nach dem Glühen
sehr stark.
Siderit von Baigorry in den Pyrenäen, aufgewachsene,
grosse, linsenförmige Krystalle V^I^'-oR, graulichgelb, durch-
scheinend, glasglänzend in Perlmutterglanz geneigt, von sehr fri-
schem Aussehen. Das sehr blassgelbe Pulver zeigt keine Spur
von Reaction. im Kolben geglüht schwarz, auf Platinblech dunkel-
braun, nicht reagirend. Ein Spaltungsstück decrepitirt im Kolben
sehr heftig zu schwarzen, starkglänzenden Splittern; ein solcher
Splitter schmilzt v. d. L nicht zu schwierig zu einer schwarzen,
glänzenden Schlacke. In Salpetersäure ist dieser Siderit nicht
sofort löslich, erst wenn man die Säure erwärmt. Mengt man
das Sideritpulver mit sehr wenig, etwa den 20. Theil Dolomit-
pulver, so ist die alkalische Reaction entschieden zu sehen.
Strontianit von Strontian, blassgrünliche, stengligfasrige
! Massen: das weisse Pulver reagirt schwach alkalisch, geglüht
wird es etwas graulich und wird stärker alkalisch reagirend : ge-
schmolzen reagirt es stark. V. d. L. erhitzt geht er blumen-
kohlartig oder staudenförmig auseinander und schmilzt nicht leicht
an der Oberfläche zu weissem Email, die Flamme stark röthend.
Witherit aus Cumberland, mikrokrystallisch, fest verwach-
sen fasrig, blassgelb, durchscheinend, splittrig im Bruche. Als
Pulver sehr schwach, geglüht stärker, geschmolzen intensiv alka-
lisch reagirend. V. d. L. schmilzt er sehr leicht zu weissem
Email, die Flamme grünlich färbend; in Salpetersäure mit schwa-
chem Brausen auflöslich.
Cer.ussit von Mies in Böhmen, blassgelblichgraue, durch-
scheinende Krystalle P . 2Pco: das Pulver ist graulichweiss, rea-
girt nicht alkalisch, im Glaskolben oder auf Platinblech geglüht
wird es morgenroth, kalt citronengelb und reagirt stark alkalisch,
was die Löslichkeit des Bleioxydes im Wasser mit Evidenz beweist.
317
Malachit, fasriger; das hellgrüne Pulver reagirt nicht alka-
lisch, ebensowenig das durch Glühen erhaltene schwarze Kupfer-
oxyd.
Gyps von Ehrendingen im Canton Aargau in der Schweiz,
farbloser, halbdurchsichtiger bis durchscheinender, fasriger. wie
der bereits oben geprüfte , zeigte bei mehrfacher Prüfung bald
keine, bald äusserst schwache alkalische Reaction als ungeglühtes
Pulver, wesshalb ich auch farblosen, durchsichtigen, krystallisirten
von Friedrichsrode in Thüringen und von Bex im Canton Waadt
wiederholt prüfte, ohne Reaction zu bemerken. Ich glaubte nun
den Grund einer zufälligen Reaction darin suchen zu können,
dass etwas Calcit beigemengt sein könnte und mengte daher äus-
serst wenig Calcitpulver zu Gypspulver, worauf sich entschiedene,
wenn auch sehr schwache Reaction zeigte, die, wenn das Pulver
geglüht wurde, stärker war. Besonders deutlich sieht man die
schwache Reaction durch etwas beigemengtes Calcitpulver, wenn
man das .Gemenge im Achatmörser mit Wasser anreibt. Beim
Glühen des reinen Gypspulvers im Kolben bemerkt man keine
oder nur äusserst schwache Reaction. Wird der fasrige Gyps
von Ehrendingen nur langsam durch die Spiritusflamme bewegt,
so trennen sich die Fasern mit Heftigkeit und die alkalische
Reaction ist stark, um so stärker, je langsamer er die Flamme
passirt. Der krystallisirte zerspaltet in der Spiritusflamme nach
den untergeordneten Spaltungsrichtungen, die bereits durch
Sprünge angedeutet sind. Geschmolzen zeigt jeder Gyps starke
alkalische Reaction.
Anhydrit von Bex im Canton Waadt in der Schweiz, farb-
lose, durchsichtige Spallungsstücke; das Pulver reagirt nicht al-
kalisch , im Glaskolben erhitzt äusserst schwach, auf Platinblech
erhitzt stärker und mit dem Löthrohre angeblasen sehr stark.
V. d. L. schmilzt er in Stückchen nicht schwierig zu einem weis-
sen, stark alkalisch reagirendem Email. Eine zweite Probe zeigte
auch im Glaskolben erhitzt keine Reaction.
Cölestin von Lerkara in Sicilien, farblose, durchsichtige,
stark glänzende Krystalle ; das Pulver reagirt nicht alkalisch, das
Pulver, im Glaskolben geglüht, wird vorübergehend grau, dann
blass gelblichweiss und reagirt stark alkalisch, woraus wohl auf
eine Reduction durch organische Substanz zu schliessen ist. Vor
318
dem Löthrohre schmilzt er ohne Schwierigkeit zu einem milch-
weissen, stark alkalisch reagirenden Email.
Baryt von Aiston in England, farblos durchsichtig, stark
glänzend, krystallisirt: das Pulver reagirt nicht alkalisch, im Glas-
kolben geglüht auch nicht, erst wenn das Pulver angefeuchtet in
das Platinöhr gestrichen und in die Spiritusflamme gehalten wird,
tritt starke alkalische Reaction ein mit Geruch nach Schwefel-
wasserstoff. Wird der Baryt in Stücken im Kolben erhitzt , so
decrepitirt er nur wenig und bleibt farblos, ein kleines, so
abgesprungenes Stück schmilzt v. d. L. ziemlich leicht zu einem
weissen, stark reagirenden Email. Blättrige, roseltenförmig ver-
wachsene Krystalloide von Badenweiler zeigten im Kolben er-
hitzt ein so heftiges Decrepitiren , dass auch nicht ein mit der
Pincette fassbarer Splitter entstand, das Pulver reagirt nicht alka-
lisch, geglüht im Kolben auch nicht, erst nach dem Glühen auf
dem Platinblech deutlich und mit dem Löthrohre angeblasen sehr
stark.
Phlogopit, braune, durchscheinende Krystalle , in dünnen
Lamellen gelb und durchsichtig, reagirt als Pulver von gelblich-
grauer Farbe stark alkalisch, nach dem Glühen etwas heller ge-
worden auch stark, nur langsamer. V. d. L. schmilzt er nicht
schwierig an den Rändern zu einem graulichweissen , emailarti-
gen Glase. Nachdem ich durch die verschiedenen angestellten
Versuche die Überzeugung gewonnen, dass sich durch die höchst
einfache Prüfung des Pulvers auf befeuchtetem Curcumapapier
(welches ich, um die Reactionen gleichmässig beurtheilen zu kön-
nen, fast immer anwendete, oder auch ebenso entschieden auf
Lakmus- oder Fernambukpapier). der Kali- und Magnesiaglimmer
sehr leicht unterscheiden lässt, indem der Magnesiaglimmer stark
bis sehr stark, der Kaliglimmer schwach bis sehr schwach rea-
girte, will ich diese Beschreibung der erhaltenen Resultate nur
noch mit einem Exemplare aus dem Zillerthale in Tirol abschlies-
sen, w^elches ein krystallinisches Gemenge von körnigem, calci-
tischem Dolomit mit grünlichschwarzem, blättrigem Ghromglimmer
(einem chromhaltigen Magnesiaglimmer darstellte, durchzogen mit
äusserst feinschuppigem, apfelgrünem sog. Fuchsit. Mit Vorsicht
ausgelesene Splitterchen des feinschuppigen Fuchsit geben ein
grünlichweisses Pulver, welches sehr schwach alkalisch reagirt,
319
geglüht aber intensiv. Der Grund davon liegt daran, dass es
innig mit Dolomitsubstanz durchzogen ist, die man auch durch
Behandlung mit Salpetersäure durch das Brausen erkennt. Dieser
Fuchsit schmilzt v. d. L. leicht zu einem grauen, glasartigen
Email. Der sogenannte Chromglimmer bildet, wie erwähnt, klein-
blättrige Krystalloide , die sich bequem herauslösen lassen; das
grünlichgraue Pulver reagirt stark alkalisch. V. d. L. wird es
grau, perlmutterglänzend, während es frisch mehr glasartig glänzt
und schmilzt an den Rändern schwer zu einem grauen Email.
Der kalkige Dolomit reagirt als Pulver schwach alkalisch, geglüht
sehr stark. Kleine Stückchen brausen in massig verdünnter Sal-
petersäure, aber nicht mit Heftigkeit, wie Calcit, doch auch nicht
so schwach, wie der typische Dolomit.
Da ich die Versuche noch fortsetze, enthalte ich mich vor-
läufig, wie ich schon oben erwähnte, jeder Schlussfolgerung, die-
selbe dem Resultate weiterer Untersuchungen überlassend.
Bunter Sandstein in Formen von Kalkspath
Herrn Professor It. Blum.
Die Einförmigkeit des bunten Sandsteins des südwestlichen
Deutschlands ist bekannt; er ist weder durch grosse Gesteins-
verschiedenheit, noch durch zahlreiche Einschlüsse organischer
oder unorganischer Natur ausgezeichnet.^ So ist es besonders
auch in unserer Gegend, wo dieses Gestein in bedeutender Ver-
breitung und Mächtigkeit auftritt. Der Königstuhl (1893' hoch),
der Geisberg (1252') und der Heiligenberg (1438') in der näch-
sten Umgebung von Heidelberg bestehen aus ihm. Nur einmal
gelang es mir, unbedeutende Pflanzenreste von Calamites Mou-
geoti Brongn. in den untersten Lagen des bunten Sandsteins
zwischen Rohrbach und Leimen aufzufinden. Von Mineralien aber
hat man in ihm getroffen: Barytspath auf Klüften in sehr
schönen, durchsichtigen, weissen, obwohl kleinen Krystallen der
Form oP . y2P{X) • Pcb • ? auch kämm- und fächerförmige Ag-
gregate in einem Steinbruche bei Rohrbach nicht weit von der
Kirche; Kalkspath in Lagen und Nestern in den oberen Schich-
ten des Sandsteins in dem Bruche bei der sogenannten Kanzel
am Geisberg; Psilomelan, welcher am häufigsten in der gan-
zen Umgegend getroffen wird, und zwar oft in den schönsten
dendritischen Gestalten, theils mitten im Gestein, theils als Über-
zug auf Kluftflächen: auch in traubigen, kugel- und nierenför-
migen Massen kommt er vor , selbst in Pseudomorphosen nach
Barytspath in dem Bruche an der Kanzel, von welchem Fund-
orte das Mineralien-Gabinet der Universität ein derbes Stück
321
von Psilomelan besitzt, welches 6 Zoll lang, 5" breit und 2" dick
ist, und sich in einer Spalte daselbst fand Dass derselbe eine
spätere Bildung sei. wird nicht nur durch sein Vorkommen in
Pseudomorphosen, sondern auch dadurch bewiesen, dass in alten
Steinbruchhalden oder sonstigen Anhäufungen von Bruchstücken
dieses Gesteins manche der letzteren rundum mit einem Überzuge
von Psilomelan versehen sind. Eisenglimmer in kleinen Blätt-
chen, stellenweise im Sandstein, auch in den Thongallen desselben
am Geisberg. Faseriger Rotheisenstein mit schaliger Ab-
sonderung in Trümmern am westlichen Abhänge des heiligen
Berges nach Neuenheim hin; faseriger Brauneisenstein in
nieren- und traubenförmigen Massen vom Judenbuckel bei Wein-
heim.
Sehr häufig kommen auch Sandstein-Kugeln und Sphäroide
mitten in unserem Sandsteine vor, welche nichts anderes als
Concretionen sind ; denn obwohl für solche Gebilde ihre mine-
ralische Verschiedenheit von dem einschliessenden Gestein als
besonders charakteristisch aufgestellt wird , so kann diese der
Natur der Sache nach hier nicht gross sein und nur in dem Ab-
weichen des Bindemittels beruhen, was allerdings oft nur unbe-
deutend ist, und leicht übersehen werden mag. Aber auch die
innere Beschaffenheit derselben spricht in manchen Fällen für
diese Ansicht. Jene, die innere Beschaffenheit dieser Concretio-
nen nämlich, zeigt sich sehr verschieden, während ein Theil der-
selben ganz geschlossen, d. h. ihr ganzer Raum von Sandstein-
Masse ist, finden wir bei einem anderen Theile, allerdings sel-
tener, grössere oder kleinere Hohlräume, in welchen dann mehr
oder weniger loser Sand getroffen wird. Die eine oder die an-
dere dieser Concretionsarten lassen dabei zuweilen auch eine
sehr schöne schalige Absonderung wahrnehmen, so dass eine
Lage leicht von der anderen getrennt, und grössere Exemplare
der Art zu kleineren geschlagen werden können. Eine weitere
Abtheilung dieser Gebilde zeichnen sich dadurch aus , dass sie
eine fremdartige Substanz als Kern besitzen, um welchen sich
die Sandsteinmasse angelegt hat und die ich desswegen Kern-
concretionen nennen will. Solche Kerne bestehen meist aus
Thonstückchen oder Thonausscheidungen, den sogenannten Thon-
gallen gleich. Eine ganz eigenthümliche und höchst merkwürdige
Jahrtucli 1867. 21
322
Art von Kernconcretionen wurden jedoch vor ganz Kurzem von
Herrn Pfarrer Schmetzer in Ziegelhausen , im Bärenthälchen bei
diesem Orte, in mehrfachen Exemplaren aufgefunden und mir von
demselben freundlichst mitgetheilt, und geben nun die Veran-
lassung zu diesem kurzen Bericht.
Die eben angeführten verschiedenen Concretionen des bunten
Sandsteines bestehen theils aus einer mürben , oft durch Eisen-
oxydhydrat oder Psilomelan gefärbten Masse, die leicht zerbröckelt,
aus dem Sandstein herausfällt und Hohlräume in demselben hin-
terlässt, theils und häufiger sind sie härter und fester, wie das
umgebende Gestein, so dass dieses leichter verwittert, wie jene
und letztere dann herausfallen. In beiden Fällen sehen wir, dass
das Bindemittel der Concretionen und der umgebenden Sand-
steinmassen von einander abweichen muss, und in der That ist
es viel kieseliger, wenn die Festigkeit grösser ist, mehr thonig,
wenn diess nicht der Fall. Aus dem oben angeführten geht da-
her auch hervor, dass es nicht auffallend sein kann, wenn zu-
weilen lose, kugelige, sphäroidische und knollenförmige Concre-
tionen von Sandstein gefunden werden, und solche hat man denn
auch in der neuesten Zeit in dem Thälchen des Bärenbaches
oberhalb Ziegelhausen getroffen und zwar solche, die, wie ge-
sagt, zu den Kalkconcretionen gehören. Der Kern -derselben
aber wird von einer freien Krystallgruppe von Kalkspathformen
gebildet, die jedoch gänzlich aus buntem Sandstein bestehen.
Diese Gestalten zeigen das gewöhnliche Kalkspath-Skalenoeder
R.5, und zwar einzelne so scharf und deutlich erhalten, dass sie
gemessen werden konnten. Die Spitzen sind jedoch bei allen
Individuen mehr oder weniger zugerundet, nur bei einem oder
dem anderen ist eine Andeutung der oberen Begrenzung durch
ein Rhomboeder, wie es scheint, durch — VgR, vorhanden. Vm
diese Gruppen, die 2—4 und mehr Zoll im Durchmesser haben,
liegt eine ganz ähnliche Sandsteinmasse als Schale an, und wenn
diese jene vollständig umgibt, ahnt man nicht, dass unter der-
selben eine solche Krystallgruppe verborgen liege und den Kern
dieser concretionären unförmlichen Knollen und Kugeln bilde.
Übrigens zeigt sich diese Schale sehr ungleich dick, was jedoch
auch eine Folge der Verwitterung sein kann. An einer Con-
cretion der Art ist nämlich an einzelnen Stellen die Schale so
323
dünn geworden, dass hier die Spitzen der Krystaile hervorragen.
Auch sitzl die Sandsteinmasse der Schale nicht tiberall an- der
Druse fest an , oft ist ein Zwischenraum zwischen dieser und
jener, besonders an den Spitzen der Krystaile oder an einer
Seite der Concretion; aber auch da, wo die Schale auf den Kry-
stallen der Druse fest aufliegt, lässt sich jene doch von diesen
ablösen.
Die erwähnten Krystalldrusen unterscheiden sich von dem
sogenannten krystallisirten Sandsteine von Fonlainebleau sehr
wesentlich dadurch, dass sie keine Spur von kohlensaurem Kalke
mehr enthalten; ich habe einen Krystall zerstossen und das Pulver
mit Säure Übergossen und konnte auch nicht die geringste An-
deutung von der Anwesenheit jener Substanz bemerken. Jedoch
möchte die Entstehung beider gleich sein. Man kann sich denken,
dass der erste Bildungsact der Kalkspathkrystalle in einem losen
Sande stattgefunden habe, in welchem sich jene, trotz der Über-
mengung mit diesem dennoch zu Gruppen gestalten konnten. Als
nun der Sand zu Sandstein erhärtete, bildeten sich um die freien
Krystallgruppen Concretionen und es entstanden so die Kern-
concretionen. Aber die Kerne derselben wurden im Laufe der
Zeit verändert, an die Stelle des Kalkes, welcher von der durch
den Sandstein dringenden Feuchtigkeit, die wahrscheinlich Koh-
lensäure enthielt, aufgelöst und hinweggeführt wurde, setzte sich,
wenigstens theilweise, das Bindemittel des Sandsteins, das zum
Theil wohl kieselsäurereicher war als der in letzterem, wodurch
die Krystaile nicht nur zusammengehalten, sondern es auch mög-
lich wurde, dass sie sich fester zeigen wie die umgebende Schale.
Die Form der Krystaile ist jedoch an den Individuen dersell)en
Gruppen nicht immer gleich erhalten; einige zeigen sich ziem-
lich scharf und deutlich, während andere mehr oder weniger,
besonders nach den Spitzen hin zugerundet erscheinen. Letz-
teres ist besonders da der Fall, wo sich ein Zwischenraum zwi-
schen dem Kerne und der Schale findet, in welchem dann ge-
wöhnlich etwas loser Sand eingeschlossen ist. Diese Erschei-
nungen beweisen , dass die Krystallgruppen an Volumen etwas
abgenommen haben, wahrscheinlich dadurch, dass das hinzuge-^
führte Cement den hinweggeführten Kalk, namentlich in den obe
ren Theilen der Krystaile, nicht ganz ersetzt hat,, wodurch ein
21 *
324
Theil der früher eingeschlossenen Sandkörner nicht mehr festge-
halten wurde. Dass aber die Sandsteinschale allseilig auf den
Krystallen aufgelegen habe, geht daraus hervor, dass die abge-
schlagene Schale den Abdruck von jenen in der Regel scharf
und deutlich zeigt.
Mit den Formen nach Steinsalz, welche verschiedene Ge-
steine, besonders auch die bunten Sandsteine mancher Gegenden
(Fulda, Hausberg bei Jena) zeigen, haben jene Kalkspathformen
ihrer Entstehung nach gewiss nichts gemein. Jene Krystalloide
nach Steinsalz sind Abgüsse von Eindrücken , welche Steinsalz-
Krystalle in der Oberfläche einer Schicht zurückliessen , auf der
sie sich gebildet hatten, und die dann später von der Masse der
neuen Schicht erfüllt werden mussten und daher an deren un-
terer Fläche als Abguss in erhabener Form sich findet. Die Kalk-
spathformen müssen mitten im Gestein vorkommen, denn obwohl
dieselben bis jetzt noch nicht anstehend gefunden wurden, so
lässt sich diess der Analogie mit dem Vorkommen anderer -Con-
cretionen in demselben Gestein und in der nämlichen Gegend und
nach der Beschaffenheit jener Kernconcretionen nicht anders an-
nehmen. Hoffentlich wird, wenn bessere Jahreszeit die genauere
Untersuchung der Fundstätte möglich macht, jene Ansicht be-
stätigt und solche Concretionen im Gestein gefunden werden.
Eine Ausfüllung aber, welche zur Erklärung, der Entstehung
gar mancher Pseudomorphosen angewendet wird, ohne dass die-
selbe bewiesen worden wäre, kann auch hier nicht stattgefunden
haben, denn wie hätte die Sandsteinmasse sich in die hohlen
Concretionen ergiessen sollen, da diese doch fest und hart sein
mussten, um die Form des Kalkspaths zu erhalten, damit ein Ab-
guss geliefert werden konnte. Es dürfte daher die zuerst ge-
gebene Erklärung von der Bildung jener Krystalloide und Con-
cretionen noch die annehmbarste sein.
Heidelberg, im Fehtu&r 1$6T.
Die vulcanischen Erscheinun^eu im Jalire 1866
von
Herrn Dr. C. C. Fuclis.
Die Zahl der vulcanischen Erscheinungen, welche ich diess-
inal aus dem Jahre 1866 verzeichnen kann, ist geringer wie
gewöhnlich 5 namentlich geringer, wie im Jahre vorher. Wir
dürfen nicht voraussetzen , dass die vulcanischen Erscheinungen
wirklich in geringerer Zahl in dem abgelaufenen Jahre vorge-
kommen sind, sondern die bewegte Zeit war es, welche den
Zeitungen hinreichend Stoff gab . so dass sie uns von den ver-
schiedenen Ereignissen dieser Art, wenn sie nicht durch ausser-
ordentliche Heftigkeit Aufsehen auf sich lenkten, keine Nachricht
brachten. Das zeigt sich darin ganz klar, dass gerade seit April
nur wenig vulcanische Erscheinungen verzeichnet sind und dass
wir aus den unglücklichen Sommermonaten oft nicht ein einziges
Ereigniss kennen. Wenn diese jährlichen Besprechungen der
vulcanischen Erscheinungen überhaupt keinen Anspruch auf Voll-
ständigkeit machen können, so muss darum die diessjährige als
besonders lückenhaft erscheinen.
Unter den Vulcanen nimmt im Jahre 1866 Santorin das weit
überwiegende Interesse in Anspruch. Da von verschiedenen
Seiten eine Reihe von Nachrichten über die Thätigkeit des Vul-
cans von Santorin während dieses Zeitraumes gegeben wurden
und genaue Untersuchungen darüber veröffentlicht sind, so darf
ich mich hier kürzer fassen, als es sonst diese in der Geschichte
326
der vulcanischen Erscheinungen so äusserst denkwürdige Erup-
tion verlangte. Es wird genügen, wenn ich auf jene Unter-
suchungen und Nachrichten hinweise * und selbst nur ein zu-
sammenhängendes Bild der daselbst stattgefundenen Ereignisse
zu geben und einige Folgerungen daraus zu ziehen suche.
Die Insel Santorin würde auch dann ihre vulcanische Natur
verrathen, wenn wir nichts von" den daselbst vorgekommenen
Eruptionen wüssten. Wie St. Paul, die Columbretes-Inseln, De-
ception und viele andere, besitzt sie die so auffallende Ringform,
welche sich leicht als Kraterwall eines vom Meere erfüllten Kra-
ters zu erkennen gibt. Durch den zerstörten Tbeü des Krater-
walles steht das Wasser, welches das Kraterbecken erfüllt, mit
dem Meere in Verbindung. Santorin zeichnet sich aber dadurch
aus. dass zwischen den beiden Enden des Halbringes oder Krater-
walles noch zwei Inseln liegen, Therasia und Aspronisi, den Wall
gleichsam ergänzend. Im Innern des Kraterbeckens liegen drei
Eruptionskegel, deren Gipfel über die Wasserfläche emporragt,
so dass sie als drei Inseln erscheinen: Palaeo-Kaimeni, Neo-
Kaimeni und Mikra-Kaimeni. Die erstere liegt gegen die Öff-
nung des Kraterringes, Mikra-Kaimeni zunächst Santorin und zwi-
schen beiden Neo-Kaimeni.
Unsere Kenntniss dieser merkwürdigen Inselgruppe reicht
mehr als zwei Jahrtausende zurück und mehrmals in diesem
Zeitraum'© hat dieser, sonst scheinbar ganz erloschene Vulcan
Eruptionen gehabt. Nach einer durch Plinius gegebenen Nach-,
rieht entstand bei einer solchen Eruption eine Insel, ** welche
nach den von ihm gemachten Angaben entweder Aspronisi oder
Therasia sein muss. Allseitig bestätigt, von Plutarch, Plinius
und Pausanias, ist die Entstehung von Palaeo-Kaimeni in histo-
rischer Zeit. Die dabei vorgekommenen Erdbeben richteten auf
der Insel Rhodus grosse Verwüstungen an und eine andere kleine
Insel, in der Nähe von Lemnos, versank durch dieselben. Die
Zeit des Ereignisses wird dagegen verschieden angegeben. Es
■"■ Die wichtigsten Nachrichten und Untersuchungen haben wir in einer
Reihe von Artikeln, die in den Compt. rend. LXII und LXIII erschienen,
» dann: Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt Bd. 16, S. 20—23, 35 — 54 etc.,
ferner verschied. Zeitungen, wie A. Allg. Zeitung etc.
** Natur. Quaest. L. 2. C. 26.
327
fand entweder im Jahre 184 oder 107 v. Chr. statt. Spätere
Eruptionen vergrösserten diese Insel in den Jahren 726 und
1427 unserer Zeitrechnung. In der Nähe fanden im Jahre 19
und 60 Eruptionen statt, welche jedoch nur Inseln von kurzer
Dauer bildeten. *
Im Jahre 1573 wurde durch eine Eruption die Insel Mikra-
Kaimeni erzeugt. — Die Eruptionen in den Jahren 1637 und 1650
gingen ohne Inselbiltlung vorüber.
Die grösste geschichtliche Eruption des Vulcans von Santorin
fand im Jahre 1707 statt. Auch bei dieser war die Folge eine
Inselbildung 5 von welcher man am 23. Mai die ersten Spuren
sah. Die Eruption dauerte auf dieser neuen Insel, welche Neo-
Kaimeni genannt wurde, mit kurzen Unterbrechungen bis in das
Jahr 1711. — Seit jener Zeit schien die Inselgruppe gänzlich er-
loschen. Nur einzelne warme Quellen brachen, besonders auf
Neo-Kaimeni, hervor, welche jedoch auf anderen, viel länger er-
loschenen Vulcanen sowohl häufiger als auch wärmer sind.
In dem Jahre 1866^ also nach 155 Jahren (wieder ein Be-
weis dafür, dass die von A. v. Humboldt festgehaltene Grenze
einer hundertjährigen Ruhe nicht genügt, um einen Vulcan mit
Sicherheit zu den erloschenen zählen zu können), erneuerte der
Vulcan seine Thätigkeit und es begann eine Eruption , welche
durch die genaue Beobachtung, die sie von vielen Seiten er-
fuhr und durch die sie begleitenden Umstände stets zu den merk-
würdigsten Ereignissen auf diesem Gebiete der Naturerscheinun-
gen zählen wird.
Die ersten Anzeichen der eintretenden Eruption bestanden
in schwachen Erderschütterungen am 28. und 29. .Januar, welche
sich am 30. heftiger wiederholten und von einem dumpfen, un-
terirdischen Getöse, einer fernen Kanonade vergleichbar, begleitet
wurden. Am darauf folgenden Tage nahm das unterirdische Ge-
töse immer noch zu und auch die Erdbeben steigerten ihre Hef-
tigkeit. Das Meer nahm eine röthliche Farbe an und aus dem
Wasser des kleinen Hafens von Neo-Kaimeni, welcher Voulcano
heisst, stiegen einzelne dichte, weisse Dampfwolken auf. Gegen
Abend begann der Boden des SO.-Theiles von Neo-Kaimeni sich
Plinius, hist. nat. II, 89. Vita Apollonii IV, 2.
328
stetig zu senken, etwa 0,6 Meter in der Stunde: die aufsteigen-
den Dämpfe verbreiteten einen heftigen Schwefel-Geruch. Am
1. Februar 5 Uhr Morgens erschienen zuerst Flammen , die
sich etwa ein Meter hoch über das Meer erhoben. Der Boden
von Neo-Kaimeni spaltete sich vielfach und von dem Gipfel der
Insel lösten sich grosse Blöcke los, welche in das Meer stürzten.
Das Meer gerieth in's Sieden, indem iauuer mächtigere Dampf-
massen aus dem Wasser sich entwickelten. Am 2. Febr. war der
Boden von Neo-Kaimeni schon so tief gesunken . dass man im
Kahn in die daselbst befindlichen Häuser fahren konnte. Am
3. Februar bemerkte man bei steter Erhitzung des Meerwassers
und dichten Dampfmassen , die unter zischendem Geräusch aus
dem Meere sich erhoben, eine Klippe im Innern des Hafens von
Voulcano aufsteigen, an einer Stelle, wo die Meerestiefe im Jahre
1848 noch 48 Ellen betrug und wo, nach der Ansicht von St. Claibe-
Deville, die im Jahre entstandene und bald wieder verschwundene
Insel sich gebildet hatte. Am 4. Februar entwickelte sich die
Klippe zu einer .stets sich vergrössernden Insel. Ihr Wachsen
erfolgte ohne heftige und gewaltsam.e Erscheinungen, ohne He-
bung des Meeresbodens und ohne Eruption, ja seit ihrem Er-
scheinen hatten sogar der Rauch und die Erdbeben aufgehört.
Schon am folgenden Tage hatte die Insel 70 Meter in der Länge,
30 Meter in der Breite und 20 in der Höhe. Die Oberfläche
bestand aus Lavablöcken von verschiedener Grösse, dunkel, aber
gewöhnlich noch heiss, welche von der Mitte gegen den Rand
hingeschleudert wurden. In der Mitte erschienen dann neue,
aber roth glühende Blöcke. Im Dunkel der Nacht leuchtete da-
gegen die ganze Insel. Am Tage war sie von kleinen rothen
Flämmchen bedeckt, welche am Gipfel in grösster Menge vor-
kamen. Auch der Rauch, welcher aus der Insel aufstieg, leuch-
tete während der Nacht, »wie ein Kometenschweif«. Durch an-
dauernde Vergrösserung vereinigte sich die Insel, welche den
Namen Georgsinsel erhalten hatte . am 6. Februar mit Neo-
Kaimeni, so dass sie seitdem nun ein neues Vorgebirge von letz-
terer bildet.
Am 11. Februar war die Ortschaft Voulcano bis auf etwa
20 Häuser von dem sich vergrössernden Berge bedeckt und am
13. war der Hafen von Voulcano ausgefüllt. An demselben Tage
329
begannen auch daselbst Explosionen, auf welche ein Auswurf von
glühenden Steinen folgte. Die Eruptionen nahmen seit dem 20.
an Heftigkeit zu. An diesem Tage steckte ein vom Krater ausge-
worfener glühender Lavablock ein Schiff zwischen Neo- und Mikra-
Kaimeni in Brand und ein anderer tödtete den Kapitän desselben.
Es flogen Blöcke von mehreren Metern im Durchmesser wohl
hundert Meter weit und kleinere sogar 2 — 300 Meter. Die Höhe,
bis zu welcher die Steine aufstiegen, ward auf 900 — 1200 Fuss
geschätzt. Am 21. Febr. erfolgten auch zwei Ascheneruptionen
und am 23. eine Eruption, bei welcher Asche, Schlacken etc.
bis zu mehr als 1000 Meter Höhe emporgeschleudert wurden.
Die Rauchsäule ward mehrfach von den Officieren des österrei-
chischen Schiffes Reka bei den Eruptionen gemessen und ergab
sich zu 2300 Meter.
Die Georgsinsel blieb seitdem in Thätigkeit, indem beständig
Dampf aus ihren Spalten aufstieg, theils von weisser Farbe, theils
grau oder violett. In einer Stunde kamen oft mehr als zwölf
kleine Explosionen vor, die aus einer Öffnung in der Mitte er-
folgten, deren Gestalt und Grösse fortwährend sich änderte. Im
April ward die Thätigkeit regelmässiger und schien sich allmählich
zu verringern, allein bald begannen die Ausbrüche wieder stärker.
Im Mai hörte man ein anhaltendes Donnern und Brüllen unter
dem Meere, glühender Rauch und heisse Dämpfe stiegen aus dem
Boden und grosse glühende Lavablöcke wurden umhergeschleu-
dert, während dichter Aschenregen zeitweise die Atmosphäre
verdunkelte. Anfangs hatte die Georgsinsel nach übereinstim-
menden Berichten von Seebach und Fouque keinen Krater, später
beschrieb * Fouque den Krater als eine grosse Vertiefung, die
theilweise mit an der Oberfläche erkalteter Lava erfüllt war. Am
Fusse des Kegels brachen Lavaströme hervor, welche in der
Richtung nach Süden flössen ; die späteren erstreckten sich
300 Fuss in das Meer hinein. Cigalla zählte im Laufe von
24 Stunden mehr als fünfhundert Explosionen. Am 18. Juli er-
folgte eine besonders heftige Explosion, durch welche der Gipfel
der Insel zersprengt wurde. Durch fortgesetzte Thätigkeit ward
der Gipfel im November nach und nach von Lava wieder ersetzt.
* Compt. rend. LXII, S. 1187.
330
Mehrmals kamen auch Explosionen unter dern Meere vor. Gegen
Ende des Jahres schien die Energie der vulcanischen Thätigkeit
auf der Georgsinsel zuzunehmen.
Am 8. Febc ward das Meer in der Nähe von Palaeo-Kaimeni.
westlich vom Cap Phlego, sehr heiss und nahm eine gelblichgrüne
Farbe an, während Gase und Dämpfe in ungeheurer Menge aus
demselben aufstiegen. Am folgenden Tage verstärkten sich diese
Erscheinungen und zuweilen konnte man sogar kleine Stücke
schlackiger Lava emporschleudern sehen. Am lt. Februar ent-
deckte der griechis(;he Dampfer Aphroessa an dieser Stelle eine
Felsklippe und am 13. tauchte endlich eine Insel aus dem Meere
auf, welcher man den Namen Aphroessa beilegte. Die Insel er-
schien in dem Kanäle zwischen Palaeo-Kaimeni und Neo-Kaimeni,
gerade vor dem südwestlichen Vorgebirge letzterer Insel, etwa
10 Meter von ihrer Küste entfernt. Die ersten Blöcke, welche
über dem Meere erschienen, waren mit Austerschalen und Mol-
lusken bedeckt. Das Wachsthum von Aphroessa ging langsamer
und unregelmässiger von statten, als dasjenige der Georgsinsel,
ja anfangs verschwand sie mehrmals und tauchte wieder auf^
erst seit dem Abend des 13. Februar blieb sie beständig sicht-
bar. Die neue Insel glich einer gewaltigen, zähen und langsam
anschwellenden Steinmasse, die auf der Oberfläche von grossen
Blöcken bedeckt war. Dazwischen fanden sich zahlreiche tiefe
Spalten, in welchen man selbst am Tage die glühende Lava sehen
konnte. Später erfolgten auch auf Aphroessa Explosionen, bei
welchen Steine oft von bedeutender Grösse emporgeschleudert
wurden; einer derselben besass z. B. einen Durchmesser von
100 Meter. Am 22. Februar kündigte heftiger Donner den Ein-
tritt einer Eruption an. Bald darauf brach ein Flammenmeer
aus Aphroessa hervor und glühende Steine flogen nach allen Rich-
tungen Nachmittags wiederholte sich die Erscheinung und dauerte
45 Minuten. Nach einem Zeiträume von vierzehn Tagen nahmen
die Explosionen ab, die Insel vergrösserte sich nur noch lang-
sam und war von einer zimmtbraunen Rauchwolke bedeckt. Bei
Nacht war Feuerschein über der Insel zu sehen. Im Mai kamen
nur noch 1 — 2 schwache Explosionen täglich auf Aphroessa vor;
am 18. Mai erschienen wieder Flammen von brennendem Gas
und auf der Seite brach ein kleiner Lavastrom hervor. Schon
331
am 19. März hatte sich Aphroessa mit Neo-Kaimeni verbunden,
so dass diese Insel nun zwei neue Vorgebirge hat, die ehemalige
Georgsinsel, die sich als Vorgebirge von Nord nach Süd erstreckt,
und Aphroessa, die sich gegen Westen ausdehnt. — Im August
waren auf Aphroessa nur noch Fumarolen vorhanden.
Am 10. März, als Fouque auf einem österreichischen Schiffe,
der »Reka«, um Aphroessa herumfuhr, bemerkte er eine neue
Insel, welche er nach dem Schiffe »Reka« benannte. Dieselbe
war nur 10 Meter von Aphroessa entfernt und anfangs 1,5 Meter
hoch, 30 — 40 Meter breit, bestand aber gleichfalls aus Lava. Am
13. März war Reka schon durch ihre Vergrösserung mit Aphroessa
verbunden, zwischen beiden blieb jedoch eine merkbare Vertie-
fung, die in ihrer Lage dem Kanal entspricht, welcher einst beide
Inseln trennte. Reka erkaltete zuerst und war schon Mitte Mai
vollständig erloschen.
Fouque constatirte schon im März, dass auch in dem Kanäle
zwischen Neo-Kaimeni und Palaeo-Kaimeni der Boden sich er-
höhe, besonders zwischen Reka und der Südspitze von Palaeo-
Kaimeni. Im Anfang der Eruption war daselbst die grösste Tiefe
120 Meter, im März betrug dieselbe kaum die Hälfte. Wirklich
erschienen auch im Mai zwischen Aphroessa und Neo-Kaimeni
zwei neue Inseln, welche von den anwesenden deutschen Geo-
logen den Namen »Maiinseln« erhielten. Nach Mypert entstand
die eine derselben am 19. Mai 6 Uhr Abends. Die Bildung
dieser Inseln erfolgte ohne merkliche Temperaturerhöhung des
umgebenden Meerwassers und ohne Rauch- und Feuerentwick-
lung nahmen dieselben allmählig an Ausdehnung zu. Bis zum
25. Mai hatten sich in der Nähe noch sechs andere Inseln ge-
bildet, so dass nun gerade vor dem Eingang in den Hafen von
St. Nikolaus auf Palaeo-Kaimeni acht kleine Inseln bei einander
lagen. Alle vergrösserten sich und besonders gegen Süden, so
dass sie sich zum Theile wieder vereinigten und gegenwärtig
nur noch zwei Inseln daselbst bestehen, welche Membliaria und
Battia genannt werden.
Die äussere Beschaffenheit aller dieser neu entstandenen
Inseln war dieselbe. Sie glichen zuerst einem riesigen Schwämme,
der sich über die Wasserfläche erhob und aus einer rauhen,
scholligen Gesteinsmasse bestand, auf welcher zahlreiche, grosse
332
Gesteinsblöcke unregelmässig zerstreut lagen. Die ganze Masse
war nach allen Richtungen von Spalten zerrissen, durch welche
man erkennen konnte, dass das Innere in geringer Tiefe voll-
ständig glühend und noch beweglich war. Aus den Spalten stie-
gen auch Gas- und Dampf-Exhalationen auf und erfolgten zeit-
weise sehr zahlreiche Explosionen, durch welche Blöcke der ver-
schiedensten Grösse, theils schon erkaltet, theils noch glühend,
emporgeschleudert wurden. Erst durch die am 18. Juli erfolgte
grosse Explosion, welche den mittleren Theil von Georgsinsel
zerstörte, entstand an jener Stelle eine kraterähnliche Vertiefung,
in welcher sich Lava ansammelte und in welcher später vorzugs-
weise die Explosionen stattfanden. Die anfangs flach gewölbte
Gestalt der Insel formte sich allmählich zu einem regelmässigen,
stumpfen Kegel. Die Laväströme, welche hervorbrachen, ent-
sprangen alle am Abhänge, nahe der Basis. Die Gesteinsmasse
auf der Oberfläche der Inseln ist jetzt grösstentheils durch die
Dämpfe stark zersetzt, gebleicht und zeigt stellenweise gelbe
und rothe Färbung. Die unzersetzten Gesteine gleichen manchen
Ätnalaven , sind jedoch trachytischer Natur. In einer dunkeln
Masse liegen zahlreiche kleine Feldspathindividuen ausgeschieden;
sehr selten erscheint Olivin, etwas häufiger Magneteisen. Augit
kann in der Gesteinsmasse nicht erkannt werden. Eine Anzahl
Analysen dieses Gesteins lieferte v. Hauer. I. Gestein der Insel
Aphroessa. II. Von Georgsinsel. III. Von Reka.
Spec. Gew,
I. 2,389.
II.
2,524.
III. 2,
I.
II.
III.
SiO*
. 67,35
. 67,24
. 67,16
. 15,72
. 13,72
. 14,98
FeOjFe^O^
. 1,94
. 2,75
. 2,43
FeO
. 4,03
. 4^19
. 3,99
MnO
Spur
Spur
Spur
CaO
. 3,60
. 3,46
. 3,40
MgO
. 1,16
. 1,22
. 0,96
KO
. 1,86
. 2,57
. 1,65
NaO
. 5,04
. 4,90
4.59
Glühverhist 0,36
. 0,54
. 0,49
101,06
100,59
99,65.
Sauerstoff-Quotient: I. 0,315. II. 0,293. lU. 0,298.
333
Das Resultat der Analysen beweist die Richtigkeit der An-
sicht, dass das Gestein zu den trachytischen gehört, denn basal-
tische Gesteine besitzen keinen so hohen Kieselsäure-Gehalt. Mit
557o SiO^ ist gewöhnlich die höchste Grenze erreicht, ausnahms-
weise steigt dieselbe auf 57—58 Procent — Die ausserordent-
liche Übereinstimmung in der chemischen Zusammensetzung der
Gesteine von den verschiedenen Inseln deutet darauf hin, dass
dieselben nur durch verschiedene Ausbruchsstellen ein und der-
selben Lavamasse gebildet wurden.
Mit den hier genannten Analysen stimmt auch die von
Terreil mit dem Gestein der Georgsinsel ausgeführte überein.
Er fand:
Spec. Gew.
2,594.
Si02 . .
. 68,39
Äl^O^ . .
. 15,07
Fe^o» . .
. 4,26
FeO . . .
. 3,83
CuO . . .
. 3,19
MgO . .
. 0,70
NaO . . .
. 3,86
KO . . .
. 0,73
100,03
Ausserdem war eine Spur Lithion und organische Substanz
darin. Die Analyse unterscheidet sich von der obigen haupt-
sächlich durch die geringere Alkalimenge.
Terreil suchte auch die in der Gesteinsmasse eingeschlos-
senen weissen Krystalllamellen zu analysiren. Das Resultat sei-
ner Analyse war:
SiO^ .... 68,42
APO» . . . 17,89
CaO . . . . , 4,73
MgO . . . Spur
FeO .... Spur
Alkalien . . 8,96
also im Allgemeinen die Zusammensetzung von Albit mit einem
sehr hohen Kalkgehalt.
F. Zirkel unterwarf die Gesteine einer mikroskopischen Un-
tersuchung * und fand , dass die Grundmasse der Laven, selbst
•• Jahrb. f. Min. 1866, S. 769.
334
derjenigen, welche sogar mit der Lupe vollständig homogen
und pechsteinähnlich aussehen, doch bei dreihundertmaliger Ver-
grösserung eine glasartige Masse und unzählige , darin zer-
streut liegende Krystallnadeln unterscheiden lässt. Die von der
Grundmasse eingeschlossenen Feldspathkrystalle hält Zirkel für
Sanidin. weil er keine Streifung bemerken konnte. Auch die
Feldspathe sind unter dem Mikroskop nicht homogen, sondern
von zahlreichen stacheligen Kryställchen durchwachsen. Ausser-
dem werden durch die Vergrösserung Olivinkörner sichtbar, die
sonst in der Masse nur schwer aufzufinden sind.
Die vulcanische Thätigkeit von Santorin fand bei starker Er-
hitzung des Meereswassers statt, ja dieselbe begann zuerst mit
dieser Erscheinung. Zahlreiche Fische starben, theils durch die
Hitze des Wassers, theils durch die aus dem Wasser aufsteigen-
den Schwefeldämpfe. Vögel kamen in Schaaren herbei, um die
todten Fische zu verzehren , bis die Schwefeldämpfe so sehr
überhand nahmen, dass sie dadurch vertrieben wurden. Die
höchste Temperatur besass das Meer beim Erscheinen der neuen
Inseln: es war an jenen Stellen in lebhaft aufwallender Bewe-
gung begriffen und indem Georgsinsel allmählig an Ausdehnung
zunahm, schien rings um die neue Insel das Wasser in bestän-
digem Kochen. Noch im Mai hatte das Meer an der Georgs-
insel eine Temperatur von 50 — 60° C. und in einer Entfernung
von 30 Meter von der Küste noch 40'' C. Dieselbe Erscheinung
und ungefähr in demselben Maasse wiederholte sich bei Entstehung
von Aphroessa und Reka. Doch scheint es, dass das Wasser nir-
gends an der Oberfläche wirklich in Kochen gerieth, obgleich
alle Berichte von dem Kochen des Meerwassers sprechen, son-
dern dass man nicht zwischen der hohen Temperatur des Was-
sers und dem Aufwallen Unterschied , welches durch die sich
stets aus demselben entwickelnden Gase und Dämpfe verursacht
wurde, denn die Messungen ergaben gewöhnlich höchstens 60° C,
nur einmal fand T. Schmidt 68° R., also etwa 85° C.
Die Gas- und Dampf-Exhalationen waren sehr beträchtlich
und erfolgten theils direct aus dem Meere, theils aus den Spalten
der neu entstandenen Inseln. Vorherrschend, wie bei allen vul-
canischen Eruptionen, war dei' Wasserdampf: diesem war theils
SchwefelwasserstotF, theils schweflige Säure beigemengt. Die
335
schweflige Säure scheint besonders anfangs vorherrschend ge-
wesen zu sein , denn in den ersten Tagen war der Geruch so-
gar auf der Insel Santorin fast unerträglich. Durch die Zer-
setzung dieser Schwefelverbindungen ward das Meer öfters auf
grosse Strecken trüb und milchig gefärbt von ausgeschiedenetn
Schwefel. Diese Erscheinungen wiederholen sich gewöhnlich bei
allen Eruptionen , dagegen ist es für diese Eruption charakte-
ristisch , dass Dämpfe oder Gase . welche sonst räumlich oder
zeitlich von einander getrennt sind, zusammen vorkamen. Nahe
bei der glühenden Lava waren die etwas erkalteten Blöcke mit
Chlornatrium bedeckt , in geringer Entfernung waren Salzsäure-
Exhalationen und Ausströmungen von schwefliger Säure: noch
um weniges weiter vom Mittelpuncte der Thätigkeit kam man zu
den Schwefelwasserstoff-Fumarolen und endlich stiegen aus dem
Meere brennbare Gase auf, die sich in Berührung mit der glühen-
den Lava entzündeten. Die Insel Aphroessa war zeitweise rings-
um von solchen Flammen umgeben, die auf der Meeresfläche er-
schienen. Überhaupt ist das Phänomen der Flammen, welches
von Manchen geläugnet wird, bei dieser Eruption so sicher, wie
noch nie beobachtet. Es waren Flammen von gelber, rother und
zuweilen grünlicher Farbe, die eine Höhe von 5 — 6 Meter er-
reichten und ebensowohl auf der Meeresfläche brannten, als auf
der Oberfläche der Lava. Ausserdem erschienen kleine röthliche
Flämmchen in grosser Zahl über den Spalten der Lava. In der
Nacht vom 5 — 6, Februar war die Georgsinsel mit tausenden sol-
cher Flämmchen bedeckt. Ganz neu ist die Beobachtung , dass
die brennbaren Gase selbst aus dem Gipfelkrater aufstiegen, wie
es scheint, aus der noch flüssigen Lava. Diese Flammen waren
intensiv gelb geerbt von dem Chlornatrium, welches sie mit sich
fortrissen, so dass aus ihrer Färbung kein Schluss darauf ge-
zogen werden kann, ob brennendes WasserstolFgas, oder Schwe-
felwasserstoff, oder Schwefeldämpfe, oder gar Kohlenwasserstoff-
gas ihre Ursache war.
Mit dem Erscheinen der neuen Inseln war eine Senkung des
Bodens auf Neo-Kaimeni verbunden. Schon gegen Abend des
31. Januar begann der südwestliche •Theil dieser Insel zu sinken.
Es standen auf einem kleinen Vorgebirge daselbst etwa 20 Häu-
ser, welche im Sommer zur Aufnahme von Badegästen dienten.
336
Diese erhielten sogleich tiefe Risse und drohten einzustürzen.
In Folge der Senkung bildeten sich zwei kleine Süsswasserseen,
die sich beständig vergrösserten , indem das Wasser stündlich
etwa 4—5 Centiineter stieg. Die Senkung des Landes erfolgte
jedoch später nicht mehr continuirlich, sondern bald langsamer,
bald schneller; am 5. Februar schien dieselbe sogar gänzlich
aufzuhören, begann jedoch bald wieder von neuem. Am 7. März
war das kleine südwestliche Vorgebirge sammt den Häusern fast
ganz versunken und der Boden 4—5 Meter hoch mit Wasser
bedeckt. Später bildete sich eine grosse Spalte, welche Neo-
Kaimeni in zwei Theile zerschnitt. Der nördliche Theil schien
von den vulcanischen Erscheinungen nicht berührt, der südliche
war dagegen ganz von Spalten zerrissen, aus welchen Dämpfe
aufstiegen und zwischen denen sich tiefe Senklöcher befanden,
zum Theil mit Wasser bis zu 73^ C. erfüllt.
(Schluss folgt.)
Briefwechsel.
A. Mitlheilung-en an Professor G. Leonhard.
Zürich, den 4. Februar 1867.
Im November vorigen Jahres habe ich für meine Sammlung eine Suite
von zwanzig Stücken Flussspath angekauft, die im Spätherbst 1866 auf
der Nordseite des Galenstockes am Rhone-Gletscher in Ober-
wallis gefunden worden sein sollen.
Es sind diess die f 1 ä c he n rei c hs t en Flussspath-Krystalle , die meines
Wissens bis jetzt in der Schweiz vorgekommen und von seltener Schönheit.
Sie bestehen gewöhnlich aus einem rosenrothen Kern und einer graulich-
weissen Hülie. Nur selten erscheint diese letztere lichte vollblau gefärbt
und dann lassen sich im Innern der Krystalle stellenweise ganz kleine, dun-
kelblaue Flecken wahrnehmen. Am seltensten aber ist die Hülle lauchgrün
gefärbt. Einige von diesen Krystallen zeigen in ihrem Innern auch die
NEWTOis'schen Farben sehr schön. An einem derselben bilden sich ganz
kleine, kreisförmige Flecken, an einem andern hingegen lässt sich diese Er-
scheinung in der ganzen Ausdehnung einer der Octaeder-Flächen wahr-
nehmen.
Die Grösse der Krystalle wechselt von 472 Cenlimeter bis zu nur 5^*^^
Kantenlänge. Am häufigsten kommen jedoch circa 2 Centinieter grosse Kry-
stalle vor. Sie sind halbdurchsichtig, zuweilen in hohem Grade, und es lassen
sich daran folgende Formen wahrnehmen : 0 immer sehr vorherrschend,
XO . OOOX . ^/aO . 303. An einem der Krystalle sind auch noch die Flä-
chen eines spitzeren Leucitoides vorhanden , aber nur sehr untergeordnet.
Auf allen sind mehr und weniger, stärkere oder schwächere, ganz kleine,
rundliche Vertiefungen wahrnehmbar, hauptsächlich aber auf den Hexaeder-
Flächen. Ausnahmsweise beobachtete ich an einem lauchgrün gefärbten
Krystalle statt dieser Vertiefungen auf der Hexaeder-Fläche ganz kleine war-
zenförmige Erhöhungen.
Eine Eigenthümlichkeit der Fiussspath-Krystalle von diesem Fundorte ist
es, dass nur die obere Hälfte derselben schön ausgebildet erscheint. Die
untere hingegen hat ein rauhes, zerfressenes Ansehen und, eine schmutzig
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grünliche Farbe, was beides sehr wahrscheinlich von der Zersetzung des
fein eingesprengten Eisenkieses herrührt, womit die untere Hälfte der Kry-
stalle wie besäet erscheint.
Die Mehrzahl der Krystalle, welche ich gesehen habe, sind lose und
einzelne . sellener zu kleinen Gruppen von zwei bis sieben Individuen ver-
bunden. An keinem Exemplare konnte ich leider auch nur eine Spur
von einem Gestein entdecken, auf dem die Kfystalle aufgesessen haben. —
Als Begleiter dieser Flussspathkrystalle erscheinen einzig der schon oben
angeführte, fein eingesprengte Eisenkies von messinggelber Farbe und ein-
zelne, kleinere und grössere, durchsichtige, lichtbraune Bergkrystalle, die
förmlich in den Flussspath eingebacken sind.
Im Innern des grössten Krystalls einer kleinen, aus drei Individuen be-
stehenden Gruppe hat Herr Dr. C. v. Fritsch zuerst einen ganz kleinen so-
genannt en Was s ertrop fen entdeckt, der sich aber deutlich bewegt und
einen Spielraum von circa IV2 Linien Länge hat. Es ist diess das einzige
Exemplar von schweizerischem Flussspath, einen Wassertropfen als Einschluss
enthaltend, welches mir bis jetzt vorgekommen.
Erwähnenswerlh scheint es mir in Beziehung auf den Localtypus ge-
wisser Mineralien, dass im Revier des Rhone-Gletschers, der Grimsel und
des Triften-Gletschers nun schon wiederholt ausgezeichnet schöne, flächen-
reiche Flussspath-Krystalle gefunden worden sind, während die schon
längst bekannten vom Spitzberge, der Göschener-Alp , dem Fellithale etc.
gewöhnlich nur in der Grundform und einfärbig vorgekommen sind.
Ungefähr zu gleicher Zeit habe ich mit anderen Mineralien, auch eine
kleine Eisenrose vom Piz Cavradi, südlich von Chiamut im Tavetscher-
thale Graubündtens erhalten. Dieselbe ist 4^2 Centimeter lang, 3 Centimeter
breit und 1 Centimeter hoch. Die einzelnen, dünn-tafelförmigen Krystalle
derselben sind, wie gewöhnlich, mit zierlichen Rutil-Krystailen bedeckt. An
mehreren Stellen aber beobachtete ich ganz kleine Ziisammenhäufungen, von
ebenfalls ganz kleinen, undeutlichen, honiggelben, durchscheinenden, stark-
glänzenden Krystallen, die ich sofort für Xenotim erkannte. Die Verglei-
chung mit den in meiner Sammlung befindlichen Exemplaren von Xenotim
aus dem Binnenthale und von der Fibia bestärkte mich in dieser Meinung
nur noch mehr. Trotz grosser Schwierigkeit wegen dem innigen Verwach-
sensein, der Kleinheit und Undeutlichkeit der Krystalle ist es später Herrn
Professor Kenngott dennoch gelungen, darauf folgende Flächen zu bestimmen:
P . CC P QJO • 2P GO • j wodurch meine Ansicht eine für mich sehr erwünschte
Bestätigung erhielt. Somit wäre das Vorkommen dieses in der Schweiz noch
immer sehr seltenen Minerals auch auf der Nordostseite des Gotthardstockes,
und nicht nur auf der Südseite desselben, constatirt, und zwar ebenfalls mit
Eisenglanz, wie an den beiden bisher bekannten Fundorten.
Noch erlaube ich mir, dreier Exemplare von dem bekannten Brookit
aus dem Griesern-Thale zu erwähnen, welche ich im October vorigen Jahres
erhalten habe. Ich habe daran nämlich einen mir bisher unbekannten Be-
gleiter des Brookits von diesem Fundorte beobachtet, d. h. s ch n e e we i s se n,
kurzfaserigen Amianth.
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Auf dem grössten der drei Exemplare zeigte sich mir noch überdiess
die sonderbare Erscheinung, dass auf der Spitze eines ganz feinen, kurzen
Büschels von solchem Amianth ein mikroskopischer, eisenschwarzer, glän-
zender Anatas-Krystall der Form P horizontal aufgewachsen ist, d. h. die
eine Endspitze nach rechts, die andere nach links gekehrt. Er sitzt gerade
mit einer seiner Randkanten auf der Spitze des Amianthbüschels.
David Friedrich Wiser.
Prag, am 1. Febr. 186T.
Eben erschien im Buchhandel die vom Werner-Verein in Brünn heraus-
gegebene geologische Karte von Mähren und öst. Schlesien, auf welche ich
Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte. Die in Farbendruck ausgeführte Karte
in 2 Blättern ist 39 Zoll breit und 27 Zoll hoch: zweiundvierzig Farben
und Bezeichnungen dienen zur Unterscheidung der verschiedenen Gesteine
und Formationsglieder, davon entfallen 15 auf die kryatallinischen, massigen
und geschichteten Felsarien, 15 auf die paläo- und mesozoischen, und 12
auf die känozoiscben und die neueren Bildungen. Der nähere Inhalt der Far-
bentabelle ist folgender: Granit, Syenit, Grünstein, Serpentin, Teschenit, Tra-
chyt, Basalt, Basalttutf, rother Gneiss, grauer Gneiss , Granulit, Glimmer-
schiefer, krystallinischer Kalkstein, Amphibolschiefer, Talkschiefer und Thon-
schiefer. Devonisch: GrauwackenkalU , Grauwackenschiefer und Sand-
stein. Carbonisch: Schiefer und Sandstein der Culmschichten , Steinkoh-
lensandstein. Dyas: Schiefer und Sandstein des Rothliegeuden. Jura:
Olomutschaner-Kalk (ob. brauner J.) > Stramberger- Kalk (ob. weisser J.).
Kreide: a) unt. Teschner-Schiefer, b) Teschner-Kalk , c) ob. Teschner-
Schiefer und Grodischler-Sandstein (a— c TN'eocomien), Wernsdorfer-Schiefer
(Aptien, z. Th. Urgonien) , Godula-Sandstein (Albien) , Istebner-Sandstein,
Quader-Sandstein (Cenomanien) , Pläner (Turonien), Callianassen-Sandstein,
Friedeker- Schichten (Senonien, z. Th. Turonien). Eocän: Nummuliten-
Sandstein, Menilith-Schiefer. Weogen: marin. Tegel, marin. Sand und Sand-
stein, Leithakalk, Cerithien-SaAd und Sandstein, Congerien-Sand und Tegel.
Diluvium: Sand und Schotter, eratische Blöcke, Löss, Torf, Alluvium.
Durch besondere Zeichen sind kenntlich gemacht Graphit, Schwarz- und
Braunkohle, Eisenerze, Porzellanerde und Eisenschnielzwerke. Die im Auf-
trag des Werner-Vereines vorgenommenen geologischen Aufnahmen erstreck-
ten sich über den Zeitraum von 1831—60, und betheiligten sich an den-
selben besonders F. Foetterle, F. Hochstetter, L. Hohenegger, G. A. Kenn-
gott, M. V. LiPüLD, A. E. Reuss, D. Stur und H, Wolf. Die Erläuterungen
zur Karte hat Bergrath Foetterle zu liefern übernommen. Ebenfalls im Auf-
trage des Vereins bearbeitete Prof, Koristka eine Höhenschichten-Karte des
Landes, die, anerkannt vorzüglich, i. J. 186S mit einem Comentare veröf-
fentlicht und gleich den übrigen Publicationen des Vereines den Mitgliedern
zugesendet wurde. Der auf 0. Frhr. v. HinGenvu's Anregung i. J. 1850
zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien gegründete Wer"
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nerverein hat nun rühmlichst seine Aufgabe gelöst und in seiner letzten
Versammlung noch einen ansehnlichen Betrag für die Aufsammlung von Pe-
trefacten im Lande gewidmet.
V. V. Zepharovich.
Carlsruhe, den 6. März 1861,
Wollastonit und Prehnit im Schwarzwald.
Der Gneiss des Schwarzwaldes ist sehr arm an eingemengten Mineralien,
um so interessanter aber das nachfolgen